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Version 2.05a - 2015

Standard "Pflege von Senioren mit Hypotonie"

 
Senioren mit niedrigem Blutdruck leiden doppelt: Erstens unter ständiger Kraftlosigkeit, Müdigkeit und der Angst vor dem nächsten Blackout. Zweitens unter mangelndem Verständnis ihrer Mitmenschen, die angesichts der "traumhaften" Blutdruckwerte dem Betroffenen das Kranksein absprechen.
 

Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".


Dieses Dokument ist auch als Word-Dokument (doc-Format) verfügbar. Klicken Sie hier!

 

Standard "Pflege von Senioren mit Hypotonie"
Definition:
  • Bei einer Hypotonie ist der Blutdruck so weit herabgesetzt, dass die Versorgung des Körpers mit Sauerstoff beeinträchtigt ist.
  • Als Grenzwert gilt ein wiederholt(!) gemessener Druck von weniger als 100/60 mmHg.
  • Die tatsächlichen Auswirkungen einer Hypotonie auf den Organismus sind jedoch abhängig von der individuellen physischen Konstitution. So werden bei vielen gut trainierten Sportlern im Ruhezustand ebenfalls sehr niedrige Blutdruckwerte gemessen, ohne dass diese unangenehme Symptome spüren. Es handelt sich bei diesen Menschen um eine nicht-krankhafte, also "physiologische Hypotonie".
  • Anhand der jeweiligen Ursache wird die Hypotonie in verschiedene Formen eingeteilt:
    • Bei der primären oder essenziellen Hypotonie ist die Ursache unbekannt. Betroffen sind oftmals junge Frauen mit einem geringen Körpergewicht. Mitunter waren bereits deren Mütter und Großmütter ebenfalls von Hypotonie betroffen.
    • Bei der sekundären Hypotonie ist die Blutdruckerniedrigung die Folge von anderen Erkrankungen, etwa Herzinsuffizienz, Herzinfarkt, Aortenstenose, Nebennierenrindeninsuffizienz, Fieber oder Hypovolämie. Auch Verbrennungen sowie die versehentliche Überdosierung von Blutdrucksenkern können dazu führen.
    • Die orthostatische Hypotonie tritt auf etwa beim Übergang vom Liegen oder vom Hocken zum Stehen. Es kommt zu einer Blutverschiebung in die untere Körperhälfte. Das Blut "versackt" und dem Betroffenen wird "schwarz vor Augen". Zusätzlich können Ohrensausen und Schwindel auftreten. Dieser Effekt macht sich häufig nach einer längeren Phase der Bettlägerigkeit bemerkbar. Jeder vierte Mensch über 65 Jahre ist betroffen.
  • In jungen Jahren kann der Körper eine Hypotonie kompensieren. Doch mit steigendem Alter nehmen diese Regulationsfähigkeiten ab. Es kommt also häufiger zu einer kritischen Durchblutungssituation im Gehirn, in den Nieren und im Herzen selbst. Entsprechend intensiver ist bei Senioren die Symptomatik. Dazu kommt ein im Alter häufig nachlassendes Durstgefühl. Die reduzierte Trinkmenge verursacht eine Volumenmangelsituation und verschlechtert die Durchblutung.
Grundsätze:
  • Wir akzeptieren, dass jeder Bewohner seinen "Wohlfühlblutdruck" hat. Ein Bewohner, der sich trotz Hypotonie körperlich wohlfühlt, benötigt keine Behandlung.
  • Der Aussagewert von einzelnen Blutdruckmessungen ist gering. Verlässliche Aussagen über eine etwaige Hypotonie sind erst nach mehreren Messungen über mehrere Tage möglich.
  • Das Hauptrisiko einer Hypotonie ist nicht der reduzierte Blutdruck, sondern vor allem die Sturzgefahr als Folge des Schwindels.
  • Wenn sich keine Ursache für die Hypotonie bestimmen lässt, stehen Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensqualität im Mittelpunkt.
Ziele:
  • Die Ursache der Hypotonie wird gefunden.
  • Die auslösende Grunderkrankung wird therapiert.
  • Der Bewohner bleibt körperlich mobil. Insbesondere wird ein Sturz vermieden.
  • Die Lebensqualität des Bewohners wird erhalten.
  • Der Bewohner fühlt sich sicher.
  • Der Bewohner erhält die notwendige Unterstützung.
Vorbereitung: Symptome:
Wir achten auf Symptome, die für eine Hypotonie sprechen:
  • Der Bewohner fühlt sich körperlich schwach.
  • Der Bewohner friert häufig. Seine Hände und Füße sind kalt.
  • Der Bewohner ist ständig müde. Er kann aber dennoch nicht richtig schlafen. Insbesondere die Nachtruhe ist nicht erholsam.
  • Der Pflegebedürftige klagt darüber, dass ihm schwarz vor Augen wird. Das Sehvermögen ist vorübergehend eingeschränkt.
  • Dem Bewohner ist schwindelig. Es kommt gehäuft zu einem Kollaps.
  • Der Bewohner ist immer wieder für einige Minuten desorientiert (als Folge des Sauerstoffmangels im Gehirn.)
  • Dem Bewohner ist übel. Er klagt über Kopfschmerzen.
  • Es kommt zu Stimmungsschwankungen, insbesondere leidet der Bewohner immer wieder unter kurzen depressiven Phasen.
  • Der Bewohner berichtet von Stichen in der Herzgegend.
Informationssammlung
Wir stellen alle relevanten Informationen zusammen. Diese werden dem behandelnden Hausarzt zur Verfügung gestellt.
  • Seit wann ist die Hypotonie bekannt?
  • Wurde der Bewohner wegen der Hypotonie in der Vergangenheit bereits ärztlich behandelt? Welche Medikamente wurden ihm verschrieben?
  • Erhält der Bewohner andere Arzneimittel, die die Symptomatik erklären könnten, etwa Diuretika? Insbesondere zu Beginn einer hypotensiven Therapie kann es zu ungewollten Überdosierungen der Blutdrucksenker kommen. Auch die Einnahme von Psychopharmaka lässt ggf. den Blutdruck sinken.
  • Leidet der Bewohner unter einer Unterfunktion der Schilddrüse oder der Nebennierenrinde?
  • Nimmt der Bewohner zu wenig Flüssigkeit zu sich? Gibt es Faktoren, die zu einem Flüssigkeitsdefizit führen können, etwa häufige Durchfälle?
  • Welche Strategien hat der Bewohner im Laufe seines Lebens entwickelt, um mit der Hypotonie umzugehen?
Durchführung: Allgemeine Maßnahmen
  • Wir animieren den Bewohner, an unseren Gymnastikstunden teilzunehmen.
  • Der Bewohner sollte die Beine hoch lagern.
  • In vielen Fällen fühlen sich Bewohner morgens wohler, wenn das Kopfelement ihres Bettes in der Nacht um 20° aufgestellt war.
  • Der Bewohner sollte ein plötzliches Aufstehen aus dem Bett vermeiden und ggf. per Klingel eine Pflegekraft herbeirufen. Generell sollte er erst einige Minuten auf dem Bettrand sitzen.
  • Ggf. sollte der Bewohner vor dem Wechsel aus der Liegeposition Bewegungsübungen im Bett durchführen, um die Wadenpumpe zu aktivieren, etwa "Fahrrad fahren".
  • Der Bewohner soll längeres Stehen (vor allem in der Sonne) vermeiden. Auch Aufenthalte in einer Sauna sollten unterbleiben.
  • Viele betroffene Bewohner brauchen morgens länger, um "in Gang zu kommen". Sie sind nach dem Aufstehen mitunter schlecht gelaunt oder wirken traurig. Dieses muss bei der Planung der morgendlichen Pflegemaßnahmen berücksichtigt werden.
  • Wir achten auf Gangunsicherheiten. Ggf. intensivieren wir die Sturzprophylaxe. Es sollte geprüft werden, ob der Bewohner Hüftprotektoren und Gehhilfen nutzen sollte.
  • Falls der Bewohner dieses toleriert, sollte er Wechselduschen oder Wassertreten durchführen.
  • Der Bewohner erhält Bürstenmassagen.
  • Der Bewohner soll viel Flüssigkeit zu sich nehmen, sofern dieses nicht kontraindiziert ist. Wir prüfen, ob Kaffee und Tee anregend auf den Bewohner wirken. Insbesondere bei nächtlicher Hypotonie mit dadurch ausgelösten Schlafstörungen kann eine Tasse Kaffee vor dem Einschlafen helfen. Einen vergleichbaren Effekt hat eine Tasse Kaffee, wenn diese vor dem Aufstehen noch im Bett getrunken wird.
  • Wir stellen sicher, dass der Bewohner ausreichend Salz zu sich nimmt.
  • Vor anstrengenden Pflegemaßnahmen wie Duschen oder Baden werden die Vitalwerte ermittelt.
  • Der Bewohner sollte sich beim Waschen hinsetzen. Falls ihm schwindelig wird, sollte er das Waschen abbrechen und nach einer Pause fortsetzen.
  • Bei längerem Stehen kann der Bewohner auf den Zehen wippen, die Bauchpresse einsetzen oder andere Muskelbewegungen ausführen.
  • Wenn der Bewohner spürt, dass eine Ohnmacht naht, sollte er isometrische Muskelübungen durchführen. Er kann im Stehen die Beine kreuzen. Nun spannt er die Bein-, Bauch- und Gesäßmuskulatur an. Durch die Übungen erhöht er den Widerstand der Blutgefäße und reduziert das Versacken des Blutes.
  • Auch die Pflegekraft kann mit etwas Übung schon einige Momente vor der Ohnmacht diese erkennen. Sie sollte dann z.B. eine Mobilisierung abbrechen oder einen bereits stehenden Senioren zu einem Stuhl begleiten. Typische Frühwarnzeichen sind eine Hautblässe, schweißige Hände, Gangunsicherheiten oder das plötzliche Verstummen eines sonst sehr kommunikativen Senioren.
  • Ggf. sollte der Bewohner Kompressionsstrümpfe tragen, sofern dieses nicht aufgrund einer anderen Erkrankung kontraindiziert ist. Damit wird ein Versacken des Blutes vermieden. Alternativ werden die Beine gewickelt.
Verhalten bei einer akuten Hypotonie
  • Folgende Erstmaßnahmen sind einzuleiten:
    • Der Bewohner wird soweit möglich in sein Bett transferiert und dort in eine Rückenlage gebracht.
    • Die Beine werden hoch gelagert, sofern di

      +++ Gekürzte Version. Das komplette Dokument finden Sie hier. +++

 
 
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema
Schlüsselwörter für diese Seite Blutdruck; Blutunterdruck; Hypotonie
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