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Version 3.06a - 2017

Standardmaßnahmenplan "Adipositas" (neues Strukturmodell)

 
Theoretisch beschränkt sich die Maßnahmenplanung bei Adipositas darauf, dass der Pflegebedürftige seine Ernährung anpasst. Damit würden sich über kurz oder lang alle Probleme von selbst erledigen. In der Praxis jedoch sind nur wenige Adipositaspatienten gewillt, ihr Konsumverhalten zu ändern.
 

Wichtige Hinweise:

  • Zweck unseres Musters ist es nicht, unverändert in das QM-Handbuch kopiert zu werden. Dieser Pflegestandard muss in einem Qualitätszirkel diskutiert und an die Gegebenheiten vor Ort anpasst werden.
  • Unverzichtbar ist immer auch eine inhaltliche Beteiligung der jeweiligen Haus- und Fachärzte, da einzelne Maßnahmen vom Arzt angeordnet werden müssen. Außerdem sind etwa einige Maßnahmen bei bestimmten Krankheitsbildern kontraindiziert.
  • Dieser Standard eignet sich für die ambulante und stationäre Pflege. Einzelne Begriffe müssen jedoch ggf. ausgewechselt werden, etwa "Bewohner" gegen "Patient".


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Standardmaßnahmenplan "Adipositas"
  • Adipositas, also ein krankhaftes Übergewicht, ist in der westlichen Welt die häufigste Form der Fehlernährung. Mehr als die Hälfte aller Deutschen sind übergewichtig. Die Erkrankung hat in der Altenpflege eine besondere Bedeutung. Bedingt durch die oft jahrzehntelange Fehlernährung und den Bewegungsmangel steigt das Risiko erheblich, im Alter an einer der zahlreichen Folgeerkrankungen zu leiden. Diese wiederum führen oft zu Selbstversorgungsdefiziten und somit zur Pflegebedürftigkeit.
  • Ausgelöst wird die Krankheit durch eine Vielzahl von Faktoren, darunter eine genetische Disposition, Überernährung oder mangelnde Bewegung. Letztlich steigt das Risiko von Folgeerkrankungen, wie etwa Diabetes mellitus, Hypertonie, Arteriosklerose oder Gicht.
  • Adipositas liegt vor, wenn das Gewicht mindestens 10 Prozent über dem Broca-Normalgewicht liegt oder ein BMI von mindestens 25 erreicht wird. Abhängig vom BMI wird Adipositas in drei Ausprägungsgrade unterteilt:
    • Starkes Untergewicht < 16
    • Mäßiges Untergewicht 16 bis 17
    • Leichtes Untergewicht 17 bis 18,5
    • Normalgewicht 18,5 bis 25
    • Präadipositas 25 bis 30
    • Adipositas Grad I 30 bis 35
    • Adipositas Grad II 35 bis 40
    • Adipositas Grad III > 40
Maßnahmen
Begründung und Anmerkungen
Fallbeispiel:
  • Herr Müller ist 78 Jahre alt und wiegt 134 Kilogramm. Bei einer Körpergröße von 1,75 Metern ergibt sich ein BMI von 43,8. Es liegt also Adipositas Grad III vor. Herr Müller hat sein ganzes Leben im Büro gearbeitet. Er mag keinen Sport und beteiligt sich auch nicht an der Bewegungsgruppe.
  • Seine Ehe ist vor 20 Jahren zerbrochen. Nach Angabe seines Sohns hat er sich seitdem sehr ungesund ernährt und deutlich an Gewicht zugelegt. Auch jetzt konsumiert er große Mengen an Schokolade, Chips und Cola.
  • Herr Müller ist mobil. Er kann ohne Hilfsmittel gehen. Er ermüdet aber rasch und wird schnell kurzatmig. Das Herzkreislaufsystem ist selbst im Ruhezustand an der Belastungsgrenze.
  • Herr Müller ist bereit, den von uns aufgestellten Fahrradtrainer zu verwenden, wenn er dabei fernsehen kann. Er soll den Fahrradtrainer täglich für 20 Minuten benutzen.
  • Es ist wichtig, dass die Pflegekraft ab und zu ins Zimmer sieht und Herrn Müller zum Weitermachen auffordert, weil er sonst nur passiv auf dem Trainer sitzt und fernsieht, aber nicht die Pedalen bewegt.
  • Herr Müller ist bereit, alternativ zur Cola Fruchtschorle zu trinken, also eine starke Beimischung von Mineralwasser in den Fruchtsaft. Herr Müller mag die Geschmacksrichtungen Äpfel und Birne.
  • Wir raten Herrn Müller, langsam zu essen und die Mahlzeit zu genießen.
  • Herr Müller soll keine Speisen von Mitbewohnern annehmen, also etwa den nicht gegessenen Nachtisch.
  • Wir empfehlen Herrn Müller, die Nahrungszufuhr in den späten Abendstunden zugunsten des Mittagessens zu reduzieren.
  • In enger Absprache mit dem Hausarzt entwickeln wir ein Mobilisierungsprogramm, mit dem wir die Kondition des Bewohners schrittweise steigern.
  • Wichtig ist die Beständigkeit der körperlichen Aktivität. Wir ermutigen den Bewohner, sich jeden Tag zu bewegen.
  • Vielen Senioren fällt es leichter, sich in einer Gruppe körperlich zu betätigen. Der Bewohner soll an der Gymnastikgruppe im Pflegeheim teilnehmen.
  • Die Vitaldaten werden bei diesen Bewegungsübungen engmaschig überwacht. Der Bewohner wird für jeden Fortschritt gelobt.
  • Wir prüfen, ob der Bewohner eine Süßung mit Stevia annimmt, etwa Eistee.
  • Wir prüfen, ob der Bewohner "Cola light" akzeptiert. Derartige Getränke sollten jedoch nur in Maßen konsumiert werden.
  • Der Bewohner sollte Nahrung nur zu den zuvor geplanten Zeiten zu sich nehmen.
  • Der Bewohner sollte beim Essen alle Ablenkungen meiden, wie etwa fernsehen, lesen usw.
Fallbeispiel:
  • Frau Meier wiegt zwar nur 80 Kilogramm. Aufgrund der Körpergröße von 1,60 Metern ergibt sich aber dennoch ein BMI von 31,2; also knapp Adipositas Grad I. Sie ist 70 Jahre alt und vollständig mobil. Auch ansonsten liegen keine Gesundheitsprobleme vor, die auf Adipositas zurückgeführt werden können.
  • Einzige Ausnahme ist ein sehr starkes Schwitzen. Die feuchte Haut ist anfällig für Schädigungen. Frau Meier schwitzt auch in der Nacht stark. Der Schlaf ist daher beeinträchtigt. Frau Meier konnte bislang nicht dazu bewegt werden, die Ursache für das übermäßige Schwitzen ermitteln zu lassen. Sie gibt an, schon seit den Wechseljahren daran zu leiden.
  • Frau Meier wird ggf. zweimal täglich mit lauwarmem Wasser gewaschen.
  • Mittels eines Antitranspirants soll Frau Meier die Schweißbildung reduzieren. Alternativ soll sie Pflegeprodukte (Deodorant) nutzen, um die Geruchsbelästigung zu begrenzen.
  • Frau Meier soll auf den Genuss schweißtreibender Lebens- und Genussmittel verzichten. Dazu zählen etwa scharfe Gewürze wie Chili oder Pfeffer, heiße Suppen und Getränke sowie Alkohol.
  • Wir sorgen dafür, dass Frau Meier nicht zu warm bekleidet ist. Dieses würde das Schwitzen nur noch steigern.
  • Durchgeschwitzte Kleidung wird umgehend gewechselt.
  • Frau Meier sollte Unterwäsche aus Baumwolle oder aus anderen Naturmaterialien wählen. Die Unterwäsche sollte nicht einschneiden.
  • Frau Meier sollte möglichst einen Baumwoll-BH tragen.
  • Im Sommer trägt Frau Meier Achselpads. Diese werden innen an die Kleidung geklebt und nehmen den Achselschweiß auf. Nach Gebrauch können diese entweder gewaschen oder im Hausmüll entsorgt werden.
  • Frau Meier soll luftige Schlafbekleidung tragen. Wir benutzen eine leichte Bettdecke.
  • Wir wägen stets ab, ob überhaupt Maßnahmen erforderlich sind. Maßgeblich bei der Beratung der Seniorin sollte das individuelle Wohlfühlgewicht der Bewohnerin sein. Dieses kann durchaus etwas oberhalb des Idealgewichts liegen.
  • Wir beachten, dass ein leichtes Übergewicht im Alter keine negative Auswirkung auf die Lebenserwartung hat.
  • Wir regen beim Hausarzt die Überprüfung der Schilddrüsenfunktion an. Wir prüfen, ob Diabetes Typ 2 vorliegt.
Fallbeispiel:
  • Herr Müller ist sehr groß und war in seiner Jugend sehr sportlich. Er spielte bis zum 60. Lebensjahr aktiv Fußball, zog sich dann aber eine Verletzung zu, die zur Einsteifung des rechten Knies führte. Seitdem hat er massiv zugenommen. Aktuell liegt sein BMI bei 44,3. Das Ergebnis eines Körpergewichts von 160 Kilogramm bei 1,90 Metern Körpergröße.
  • Herr Müller raucht viel und konsumiert Alkohol, ohne allerdings alkoholkrank zu sein.
  • Sein Bewegungsapparat ist durch die jahrelange Überbeanspruchung stark geschädigt. Herr Müller leidet unter Arthrose, die schubweise auftritt. Herr Müller ist dann phasenweise immobil und kann sein Bett nicht verlassen.
  • Als Folge des Bewegungsmangels ist der Blutfluss beeinträchtigt. Durch die falsche Ernährung sind die Gefäßinnenwände geschädigt. Daher ist das Risiko einer Thrombose erhöht.
  • Wir achten auf eine umfassende Kontrakturenprophylaxe. Insbesondere werden die Gelenke in der physiologischen Position gelagert.
  • Wenn Herr Müller unter Schmerzen leidet, erhält er die ärztlich angeordnete Bedarfsmedikation (Ibuprofen).
  • Wenn es zu einem akuten Arthroseschub kommt, kann Kortison in das Gelenk gespritzt werden.
  • Herr Müller soll den Alkoholkonsum und das Rauchen einstellen. Diese Genussgifte schädigen die belasteten Gelenke.
  • Herr Müller soll seine Ernährung anpassen. Eine günstige Ernährung bei Kniearthrose besteht aus viel Gemüse und wenig rotem Fleisch.
  • Wir fördern den venösen Rückfluss durch das Ausstreichen der Beine.
  • Die Beine werden hoch gelagert.
  • Wir nutzen Venen pflegende Maßnahmen wie etwa Kneipgüsse.
  • Wir vermeiden solche Bewegungs- und Sportarten, bei denen das Skelett und die Bänder besonders beansprucht werden. Wir bevorzugen Sportarten, bei denen die Gelenke geführt oder generell weniger belastet werden, etwa Schwimmtraining, Fahrradfahren oder Sitztanz.
  • Wir prüfen, ob der Bewohner Mobilitätshilfen nutzen sollte, wie etwa einen Schwerlastrollator oder Gehhilfen.
  • Bewohnerinnen sollen flache Schuhe tragen, wenn das Thromboserisiko erhöht ist.
Fallbeispiel:
  • Frau Meier hat unlängst einen Schenkelhalsbruch erlitten, der operativ versorgt wurde. Sie hat in der Phase der Immobilität rund 10 Kilogramm zugenommen. Sie ist nun aber fest entschlossen, dieses Übergewicht zeitnah abzubauen. Sie führt eine Radikaldiät durch und konsumiert rezeptfreie Appetitzügler. Die damit verbundenen Nebenwirkungen gefährden ihre Gesundheit.
  • Wir raten Frau Meier eindringlich davon ab, die Anstrengungen zur Gewichtsreduktion zu übertreiben.
  • Wir verdeutlichen Frau Meier, dass Radikaldiäten das Auftreten von Mangelerscheinungen fördern. Zudem steigt das Risiko eines “Jo-Jo-Effekts”, also einer übermäßigen Gewichtszunahme nach Ende der Diät.
  • Wir verdeutlichen Frau Meier die Risiken, die mit der Einnahme von “Diätpillen” verbunden sind. Es drohen Kopfschmerzen und Herzrasen.
  • Die Vitalwerte von Frau Meier werden sorgfältig überwacht, da Appetitzügler den Blutdruck steigern können.
  • Wir raten Frau Meier zu risikoarmen Alternativen. Sie kann also etwa kurz vor der Mahlzeit ein Glas Wasser trinken, eine Scheibe Knäckebrot essen oder eine halbe Scheibe Vollkornbrot zu sich nehmen.
  • Falls sich die Bewohnerin von ihrem Handeln nicht abbringen lässt, muss ihr Gesundheitszustand während der Radikaldiät engmaschig überwacht werden.
Fallbeispiel:
  • Herr Müller ist mit einem Körpergewicht von fast 200 Kilogramm erheblich adipös. Er zeigt keine Kooperationsbereitschaft. Es mangelt Herrn Müller an Motivation, die Ernährungsvorgaben dauerhaft zu beachten.
  • Herr Müller verdrängt die Ursachen des Übergewichts. Er glaubt an hormonelle Ursachen für die Adipositas.
  • Herr Müller ist anfällig für gesundheitliche Krisen, die eine Krankenhauseinweisung erfordern. Die konventionellen Krankentransporter sind nicht für ihn geeignet.
  • Aufgrund des Gewichts ist Herr Müller nicht mehr in der Lage, sich ausreichend zu mobilisieren. Das hohe Körpergewicht beeinträchtigt die Funktionsweise der Gelenke. Es besteht eine hohe Anfälligkeit für Kontrakturen.
  • Der Bauchumfang von Herrn Müller ist so groß, dass er beim Positionswechsel der rechten bzw. der linken Bettkante zu nahe kommt. Etwa wenn er sich in der Nacht von der rechten Seitenlage auf die linke Seitenlage dreht. Das Bett ist also zu schmal.
  • Aufgrund der hohen Körpermasse und der eingeschränkten Mobilität ist das Risiko eines Dekubitus erhöht.
  • Wir informieren Herrn Müller über sein Krankheitsbild und versetzen ihn in die Lage, die entstehenden Risiken selbstständig abzuschätzen.
  • Wir machen Herrn Müller darauf aufmerksam, dass Hormonerkrankungen nur sehr selten als Auslöser in Betracht kommen. Nur bei drei bis fünf Prozent aller Fälle sind Hormonstörungen ursächlich für das Übergewicht.
  • Bei Krankenhauseinweisungen oder bei sonstigen Notfällen machen wir die Rufzentrale auf das hohe Übergewicht aufmerksam. Wir bitten um einen Schwerlast-Krankentransporter bzw. um einen Schwerlast-Rettungstransporter.
  • Wir versorgen Herrn Müller mit einem Spezialbett für schwergewichtige Patienten. Diese Modelle weisen eine höhere Tragkraft auf und sind breiter.
  • Wir nutzen die Weichlagerung. Herr Müller wird also auf Antidekubitus- und Wechseldruckmatratzen gelagert.
  • Nach jedem Waschen wird die Haut gründlich abgetrocknet. Herr Müller erhält eine gute Hautpflege. Wir nutzen rückfettende Wasser-in-Öl-Emulsionen.
  • Wir führen mit Herrn Müller aktive und passive Bewegungsübungen durch.
  • Wir lassen dennoch Hormonerkrankungen vom Hausarzt als Ursache ausschließen. Insbesondere lassen wir prüfen, ob eine Schilddrüsenüberfunktion vorliegt.
  • Wir prüfen, ob der Bewohner eine psychologische Hilfe benötigt, etwa wenn der überhöhte Nahrungsgenuss massive persönliche Probleme kompensieren soll. Wir prüfen, ob wir in der Lage sind, dem Bewohner zu helfen. Ggf. wird der Bewohner einem Facharzt vorgestellt.
  • Wir stellen sicher, dass die Lagerungsmaterialien explizit für adipöse Patienten zugelassen sind.
Fallbeispiel:
  • Frau Meier leidet phasenweise unter starkem Übergewicht. Sie hält dann eine strikte Diät ein, bis sie das gewünschte Gewicht erreicht hat. Dann jedoch verfällt sie in vorherige Ernährungsmuster und nimmt wieder zu.
  • Frau Meier ist deprimiert, wenn der Gewichtsabbau nach anfänglichen Erfolgen ins Stocken kommt. Sie ist zudem frustriert, da sie nach Abschluss der Diät wieder zunimmt (sog. "Jo-Jo-Effekt").
  • Das Gewicht von Frau Meier wird wöchentlich erfasst. Aus den ermittelten Daten wird der Body Mass Index (BMI) berechnet. Damit die Messung hinreichend genau ist, müssen verschiedene Kriterien erfüllt sein:
    • Frau Meier wird immer morgens vor dem Frühstück gewogen.
    • Frau Meier hat eine eigene Waage, die sie verwendet.
    • Das Gewicht der Kleidung sollte nicht unnötig variieren. Frau Meier trägt beim Wiegen lediglich Unterwäsche.
    • Frau Meier sollte vor dem Wiegen die Toilette aufsuchen.
  • Die Gewichtsreduktion ist kein kontinuierlicher Prozess, sondern verläuft mal schneller und mal stockend. Wir unterstützen Frau Meier und ermutigen sie, wenn das Gewicht einige Tage nicht sinkt.
  • Wir erklären Frau Meier die Bedeutung einer auf Langfristigkeit ausgerichteten Strategie zur Gewichtskontrolle.
  • Die Gewichtsabnahme sollte einen Wert von 500 Gramm pro Woche nicht überschreiten. Ansonsten sinkt der Grundumsatz. Der Körper verbraucht dann generell weniger Kalorien. Wird die Kalorienzufuhr später erhöht, nimmt Frau Meier sehr schnell wieder zu.
  • Bei allen Bewohnern berechnen wir alle drei Monate den Body-Mass-Index. Bei gesundheitlichen Veränderungen (wie in diesem Beispiel) sowie bei sichtbarem Gewichtsverlust wird diese Berechnung in kürzeren Zyklen durchgeführt.
  • Zusätzlich zum BMI ermitteln wir bei unseren Bewohnern ggf. den Taillen- und Hüftumfang (WHR). Dafür wird der Taillenumfang in der Mitte zwischen dem Rippenbogen und dem Beckenkamm gemessen. Den Hüftumfang ermitteln wir in Höhe des Trochanters. Ein gefährliches Fettverteilungsmuster liegt vor, wenn bei Frauen ein Quotient von 0,85 und bei Männern ein Quotient von 1,0 erreicht oder überschritten wird.
  • Wir nutzen ggf. einen Fettcaliper, um die Hautfaltendicke über dem Trizepsmuskel in Oberarmmitte sowie am Schulterblatt zu ermitteln. Wir sind uns dabei bewusst, dass diese Messmethode fehleranfällig ist, da die Fettverteilung ungleichmäßig sein kann.
Fallbeispiel:
  • Herr Müller wiegt 150 Kilogramm bei 1,80 Metern Körpergröße. Er hat den Kampf gegen das Übergewicht weitgehend eingestellt, da er nicht bereit ist, sein Verhalten entsprechend zu ändern.
  • Er hat sich vor drei Monaten eine Kniefraktur zugezogen. Die anschließende Immobilität hat er nur unzureichend überwunden. Er verbringt den Großteil des Tages liegend im Bett. Dabei isst er gerne Süßwaren und trinkt Weizenbier.
  • Herrn Müller ist oft langweilig. Für ihn ist der Konsum von Süßigkeiten, Chips usw. eine wichtige Nebenbeschäftigung etwa beim Lesen oder beim Fernsehen.
  • Herr Müller leidet unter einer Fettleber. Dadurch steigert sich die Anfälligkeit für Typ-2-Diabetes und für Herzerkrankungen. Die ungesunde Ernährung hat Auswirkungen auf die Blutwerte.
  • Herr Müller verfügt über ein ausgeprägtes Fettgewebe. Es bilden sich umfangreiche Hautfalten. Der Hautbereich wird schnell wund. Es besteht die Gefahr, dass sich ein Hautpilz entwickelt.
  • Aufgrund der Körperfülle kann Herr Müller seinen Körper nicht selbstständig pflegen. Er kann verschiedene Körperzonen nicht erreichen, wie etwa den Rücken, die Beine, die Füße und die Intimregion.
  • Herr Müller ist aufgrund seiner Körperfülle nicht in der Lage, eigenständig eine Toilette zu benutzen. Sein Penis wird durch das Fettgewebe der Oberschenkel angehoben. Der Harnstrahl trifft daher die Toilettenschüssel nicht. Er ist auch nicht in der Lage, nach dem Stuhlgang den Darmausgang zu reinigen. Er erreicht die Intimregion mit der Hand nicht.
  • Als Folge des in der freien Bauchhöhle eingelagerten Fetts leidet Herr Müller unter Zwerchfellhochstand. Dadurch ist die Atmung behindert. Das Risiko einer Pneumonie ist erhöht. Herr Müller hat als Folge des Zwerchfellhochstands nicht die Kraft, um einen produktiven Hustenstoß zu erzeugen. Er kann Sekret nicht aus dem Bronchialtrakt befördern.
  • Herr Müller erhält mediterrane Kost. Diese besteht aus wenig Fleisch, viel Fisch und pflanzlichen Lebensmitteln sowie aus hochwertigen Pflanzenölen.
  • Herr Müller wird aufgefordert, langsam zu essen und seine Speisen gut durchzukauen.
  • Herr Müller soll ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen, also mindestens eineinhalb bis zwei Liter.
  • Hungergefühle zwischen den Mahlzeiten kann Herr Müller mit Obst stillen.
  • Bei allen Symptomen, die für einen Herzinfarkt sprechen, rufen wir im Zweifel frühzeitig den Notarzt.
  • Herr Müller muss den Alkoholkonsum komplett einstellen.
  • Herr Müller wird zu einer guten Körperpflege angeleitet. Ggf. wird er dabei unterstützt.
  • Herr Müller soll einen Badeschwamm mit Griff nutzen. Dieser hilft, schwer erreichbare Stellen zu waschen.
  • Wir empfehlen Herrn Müller eine Eincremehilfe mit langem Griff. Diese erlaubt ein bequemes Eincremen schwer erreichbarer Körperstellen.
  • Herr Müller soll eine Nagelschere mit langem Griff verwenden. Die großen Grifflöcher und die abgewinkelten Schneideblätter machen eine leichtere Pflege der Zehennägel möglich.
  • Beim Waschen von Herrn Müller achtet die Pflegekraft genau darauf, auch die Körperfalten sorgfältig zu trocknen.
  • Wir legen Kompressen zwischen die Hautfalten und vermeiden somit, dass Haut auf Haut liegt. Diese Kompressen müssen abhängig von der Hautfeuchtigkeit ggf. mehrmals täglich gewechselt werden. Der Hautzustand wird täglich überprüft.
  • Die ärztlich verschriebenen Tinkturen und Salben werden sorgfältig aufgetragen.
  • Wir installieren einen Toilettenspritzschutz für den Mann. Dieser fördert eine hygienische, sitzende Toilettenbenutzung. Durch die Klebefläche oder versteckten Schrauben kann dieser Spritzschutz an nahezu jede Toilette angebracht werden.
  • Herr Müller soll eine Abwischhilfe nutzen. Diese ist einhändig von vorn und von hinten anwendbar.
  • Mit gutem Zureden verzichtet Herr Müller auf die Süßigkeiten beim Fernsehen. Er akzeptiert alternativ Orangenstücke, Melonenstücke und Apfelstücke.
  • Herr Müller soll seinen SMI-Trainer nutzen. Die Übungen erfolgen acht- bis zehnmal täglich für jeweils fünf bis zehn Minuten.
  • Wir vermitteln Herrn Müller die Technik des sog. “Huffings”, also eine weniger explosive Form des Hustens.
  • Herr Müller sollte bevorzugt in die Oberkörperhochlagerung gebracht werden. Eine flache Rückenlage wird vermieden. Eine Kopftieflagerung (“Trendelenburg-Lagerung”) muss strikt unterbleiben.
  • Wir nutzen atemunterstützende Dehnlagerungen wie die Halbmondlagerung.
  • Bei Bedarf wird Herr Müller in atemerleichternde Sitz- und Stehpositionen gebracht; also etwa in den "Kutschersitz" oder in den "Reitsitz".
  • Wenn der Bewohner (wider Erwarten) abnehmen möchte, muss dieses maßvoll geschehen. Wir erklären dem Bewohner, dass Hungerkuren die vorgeschädigte Leber erheblich belasten.
  • Wir regen eine regelmäßige Untersuchung der Blutwerte an, also etwa der Blutfettwerte sowie des Blutzuckerspiegels. Dem Bewohner wird dringend nahegelegt, alle zwei Jahre einen Gesundheitscheck durchführen zu lassen. Die Kosten dafür werden von der Krankenkasse übernommen.
  • Wir prüfen den Einsatz weiterer Hilfsmittel wie etwa die Nutzung eines erhöhten Toilettensitzes, Haltegriffen im Badezimmer usw.
  • Wir bieten dem Bewohner einen Toilettenstuhl mit sehr großer Sitzfläche an.
  • Wir prüfen, welchen Hobbys der Bewohner einmal nachging und versuchen, diese Interessen wiederzuerwecken.
  • Wir empfehlen dem Bewohner, verstärkt die Freizeitangebote in unserer Einrichtung zu nutzen.
  • Wir versuchen, den Bewohner stärker in das soziale Gefüge der Einrichtung zu integrieren.
  • Wir übertragen dem Bewohner Aufgaben, die ihn beschäftigen. Dazu zählt etwa die Gartenpflege, handwerkliche Tätigkeiten oder die Mithilfe in der Hauswirtschaft.
  • Falls bei dem adipösen Bewohner Asthma festgestellt wird, hinterfragen wir dieses kritisch. Atemnot wird bei übergewichtigen Patienten häufig als Asthma fehldiagnostiziert. Viele Patienten erhalten also Asthmamedikamente, obwohl keine bronchiale Hyperreagibilität vorliegt.
Fallbeispiel:
  • Frau Meier hat vor fünf Jahren ihren Mann verloren. Sie kam lange über den Verlust nicht hinweg. Die Gewichtszunahme auf 90 Kilogramm ist darauf zurückzuführen.
  • Gemeinsam mit ihrem Hausarzt geht sie nun jedoch das Abnehmen an. Frau Meier

    +++ Gekürzte Version. Das komplette Dokument finden Sie hier. +++



 
 
 
 
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Schlüsselwörter für diese Seite Pflegeplanung; Standardpflegeplan; BMI; Übergewicht; Ernährung; Adipositas; Bluthochdruck; SIS; Diabetes mellitus
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