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Standard "I.m.-Injektion in den Oberschenkel"
Eine
I.m.-Injektion in den Oberschenkel gilt als vergleichsweise
komplikationsarm. Entscheidend ist, den richtigen Injektionsbereich zu
bestimmen. Wir zeigen, welche Tricks dabei helfen.
Standard "I.m.-Injektion in den Oberschenkel"
Definition:
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Bei der i.m.-Injektion wird
ein Medikament in den Skelettmuskel gespritzt. Der Wirkstoff wird von
dort schneller aufgenommen als bei einer subkutanen Injektion, jedoch
langsamer als bei einer intravenösen Applikation. Die i.m.-Injektion
ist sinnvoll bei der Verabreichung von Depotpräparaten (wie Hormonen),
Impfstoffen sowie Analgetika.
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Die Durchführung von
i.m.-Injektionen erfordert mehr Erfahrung als bei subkutaner
Applikation. Bei fehlerhafter Injektionstechnik kann der Bewohner
Nervenschädigungen erleiden.
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Die Injektion in den
Oberschenkel erfolgt in den M. vastus lateralis. Das Injektionsareal
liegt im mittleren Drittel der Außenfläche des Oberschenkels, lateral
(lat. "seitlich") der (gedachten) Bügelfalte.
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Dieser Standard ist eine
Spezialisierung des allgemeinen Standards "i.m.-Injektion". Dessen
Vorgaben, etwa zur Aspiration, müssen ebenfalls beachtet werden.
Grundsätze:
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Injektionen werden nur unter bestimmten Bedingungen durchgeführt:
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Der Bewohner hat dieser Maßnahme zugestimmt.
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Die Pflegefachkraft ist für die Injektion qualifiziert und autorisiert.
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Es liegt eine Anordnung des Arztes vor.
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Die Pflegefachkraft ist der Überzeugung, dass das Material einwandfrei ist.
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Bei allen Injektionen wird
zur Verhinderung von Fehlmedikationen die "6-R-Regel" angewendet. Die
ausführende Pflegefachkraft hat die Durchführungsverantwortung.
Ziele:
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Das Medikament wird korrekt appliziert.
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Die Schmerzbelastung und die Gewebeschäden werden minimiert.
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Komplikationen werden vermieden; insbesondere kommt es zu keinen Infektionen.
Vorbereitung:
Indikation / Kontraindikation
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Die I.m.-Injektion wird für
die Applikation von Medikamenten genutzt, die weder enteral, subkutan
oder intravenös zugeführt werden können. Dazu zählen viele Analgetika
oder Depotpräparate wie etwa Hormone. Auch verschiedene Impfungen
werden auf diese Weise verabreicht.
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Der Bewohner kann gefahrlos für einige Minuten in die Seitenlage mobilisiert werden. Insbesondere droht dabei kein Dekubitus.
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Die Injektion in den Oberschenkel ist geeignet für alle Injektionsvolumina von maximal fünf Millilitern.
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Kortisonhaltige Lösungen
sowie Antibiotika und Antirheumatika sollten nicht in den
Oberschenkelmuskel indiziert werden, da die Muskelmasse hier geringer
und Resorptionszeit länger ist.
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Eine I.m.-Injektion ist
nicht möglich, wenn der Bewohner über keine ausreichende Muskelmasse
verfügt, etwa als Folge einer Kachexie.
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Bei verwirrten, aggressiven oder unruhigen Bewohnern besteht eine erhöhte Verletzungsgefahr.
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In erkranktes Gewebe wird
nicht injiziert. Dieses ist der Fall bei Entzündungen, bei Infektionen,
bei Vernarbungen, bei Verhärtungen oder bei Ödemen.
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Wenn der Bewohner mit
Antikoagulanzien behandelt wird oder unter Blutungsneigung leidet, wird
diese Applikationsform i. d. R. nicht durchgeführt.
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Bewohner unter Schock oder
mit Verdacht auf Herzinfarkt erhalten keine I.m.-Injektionen. Hier
könnte die Diagnostik im Krankenhaus erschwert werden, da die Injektion
ggf. die Laborwerte verfälscht.
Material
Folgende Materialien werden zurechtgelegt:
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vorbereitete Spritze mit dem verordneten Wirkstoff und I.m.-Sicherheitskanüle
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Pflasterverband
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ggf. Aufziehkanüle
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sterile Tupfer
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Zellstofftupfer mit Desinfektionsmittel
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unsterile Schutzhandschuhe
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stichsicherer Abwurfbehälter
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Händedesinfektionsmittel
Hinweis:
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Die Länge der Kanüle ist
abhängig vom Alter und vom Körpergewicht des Bewohners. Grundsätzlich
ist davon auszugehen, dass die Dicke der Unterhaut mit dem
Körpergewicht zunimmt. Üblich sind vier bis fünf Zentimeter bei
normalgewichtigen Senioren und sieben Zentimeter bei übergewichtigen
Pflegebedürftigen.
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Wir nutzen bei jeder
Injektion Schutzsysteme zur Verhinderung von Stichverletzungen
(Sicherheitszylinder, Kanülen mit Sicherheitsclip usw.) Kanülen dürfen
nicht nach der Benutzung in die Schutzkappen zurückgesteckt werden
("recapping").
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Wir injizieren Medikamente stets unmittelbar nach dem Aufziehen.
Durchführung:
Allgemeines
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Die Pflegekraft sorgt für gute Lichtverhältnisse während der Injektion.
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Es werden Maßnahmen zur
Wahrung der Intimsphäre getroffen. Etwaige Besucher werden kurz vor die
Tür gebeten. Die Zimmertür wird geschlossen.
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Der Bewohner soll störende Kleidungsstücke ausziehen.
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Die Pflegekraft führt eine hygienische Händedesinfektion durch und zieht die Schutzhandschuhe an.
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Der Bewohner wird über den
Zweck der Injektion aufgeklärt und um Zustimmung gebeten. Auch
bewusstlose Bewohner werden über die anstehende Maßnahme informiert, da
davon auszugehen ist, dass sie sich ansonsten durch den plötzlich
einsetzenden Schmerz erschrecken könnten.
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Die Pflegekraft desinfiziert die Arbeitsfläche. Die benötigten Gegenstände werden gerichtet und auf Vollständigkeit überprüft.
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Der Bewohner wird in die
Rückenlage (ggf. mit erhöhtem Oberkörper) mobilisiert, damit die
Einstichstelle sicher erreicht werden kann. Er soll sich entspannen.
Sein Bein wird leicht angewinkelt und nach innen rotiert, damit die
Injektionsfläche nach oben zeigt. In keinem Fall wird im Stehen
injiziert, da die Muskeln dann angespannt sind.
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Wenn sich das Bein in einer
Außenrotation befindet, wird diese Lagerung von der Pflegekraft
korrigiert. Ansonsten steigt das Risiko, dass ein Gefäß getroffen wird.
Injektion
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Die Pflegekraft umfasst mit beiden Händen den Oberschenkel und legt den Injektionsbereich fest.
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Sie legt dafür die kleinen
Finger (genauer: das Kleinfingergrundgelenk) jeder Hand an den großen
Rollhügel ("Trochanter major", auf dem Bild links) bzw. an die
Kniescheibe ("Patella", auf dem Bild rechts). Sie zieht nun eine
imaginäre Linie zwischen beiden Punkten. Die Einstichstelle liegt in
der Mitte der Linie am seitlichen Oberschenkel.
(Regel: Eine Handbreit unterhalb
des Trochanters und eine Handbreit oberhalb des Knies darf keine
Injektion durchgeführt werden.)
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Die Pflegekraft kann die
Einstichstelle mit dem Fingernagel vorsichtig markieren. Alternativ
reibt sie mit einem Tupfer auf dem Injektionsgebiet, bis sich die Haut
dort etwas rötet.
(Hinweis: Hätte der Bewohner eine
Stoffhose an, läge die Einstichstelle zwischen der vorderen Bügelfalte
und der seitlichen Hosennaht.)
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Der Bereich wird
desinfiziert und die Einwirkzeit abgewartet. Ggf. wird ein farbiges
Desinfektionsmittel genutzt, um die gewünschte Stelle zu markieren.
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Die Pflegekraft umgreift die Einstichstelle und hebt diese etwas ab.
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Die Kanüle wird mit einem
kurzen Ruck senkrecht, also im 90°-Winkel, eingestochen. Die Kanüle
sollte noch einige Millimeter herausragen, damit sie leichter entfernt
werden kann, falls es zu einem Abbrechen der Kanüle kommen sollte.
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Die Pflegekraft aspiriert.
Wenn kein Blut sichtbar ist, wird der Wirkstoff injiziert. Das
Medikament wird langsam appliziert also etwa zwei Milliliter pro Minute.
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Es ist sehr wichtig, bei der Injektion die Kanüle sicher zu fixieren, um Lageveränderungen zu verhindern.
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Der Stichkanal wird kurz mit einem Tupfer komprimiert. Die Einstichstelle wird mit einem Pflaster versorgt.
Nachbereitung:
Komplikationen
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Wenn der Bewohner über ein
Brennen während oder nach der Applikation klagt, so ist dieses häufig
die Folge einer unzureichenden Trocknung des Desinfektionsmittels. Die
Pflegekraft muss daher darauf achten, dass das Desinfektionsmittel
vollständig und rückstandsfrei abgetrocknet ist.
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Eine Punktion eines Nervs
kann dazu führen, dass der Bewohner sofort zu Beginn der Injektion über
erhebliche Schmerzen klagt, die einem Stromstoß ähneln. Bewohner
berichten auch von Gefühlsstörungen in Verlaufsrichtung des Nervs, also
etwa ein Kribbeln oder Taubheit. Es kann überdies zu Lähmungen kommen.
In diesem Fall wird die Injektion sofort beendet und der Arzt
informiert.
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In seltenen Fällen kann es
dazu kommen, dass die Kanüle abbricht; dieses etwa beim Abwehrverhalten
eines demenziell erkrankten Bewohners. In diesem Fall wird die Kanüle
soweit möglich mit einer Kornzange oder mit einer Pinzette
herausgezogen. Ist dieses nicht machbar, wird der behandelnde Arzt
informiert, um die Kanüle operativ zu entfernen.
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Wenn bei der Aspiration Blut
sichtbar wird, so wird die Injektionsnadel sofort entfernt. Die
Pflegekraft verwirft die Spritze mit dem Medikament. Der Vorgang wird
an einer anderen Stelle wiederholt.
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Blutergüsse als Folge der Injektion werden gekühlt oder mit heparinhaltiger Salbe behandelt.
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Bei einer Schocksymptomatik
wird sofort der Notarzt gerufen. Wir leisten Erste Hilfe, lassen den
Bewohner nicht allein und bereiten die Verlegung in ein Krankenhaus vor.
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Hygienemängel können zu
einer Keimverschleppung ins Gewebe führen. In der Folge kommt es zur
Abszessbildung bis hin zu einer generalisierten Sepsis. Besonders
riskant ist dieses bei Bewohnern mit einem reduzierten Immunsystem,
also sehr alte Menschen, Bewohner mit Diabetes mellitus, HIV-Infizierte
oder Senioren nach einer Organtransplantation.
Abschluss
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Die Pflegekraft befragt den
Bewohner nach seinem Befinden. Er wird darauf hingewiesen, dass er sich
an der Einstichstelle nicht kratzen sollte. Zudem soll er
Missempfindungen, Taubheit und Schmerzen sofort bei der Pflegekraft
melden.
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Die Reaktionen des Bewohners auf das Medikament und die Einstichstelle werden beobachtet.
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Die Materialien werden weggeräumt und ggf. entsorgt. Die Kanüle wird in einem stichsicheren Abwurfbehälter entsorgt.
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Die Kleidung des Bewohners wird gerichtet. Der Bewohner wird bequem gelagert.
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Die Pflegekraft führt eine hygienische Händedesinfektion durch.
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Die Injektion wird
dokumentiert. Wichtige Kriterien dabei sind die Injektionsmethode, die
Bezeichnung des Medikaments, die Konzentration und Dosis sowie
besondere Beobachtungen.
Dokumente:
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Medikamentenblatt
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Injektionsschema
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Berichtsblatt
Verantwortlichkeit / Qualifikation:
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