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Standard "I.m.-Injektion in den Oberschenkel"

Eine I.m.-Injektion in den Oberschenkel gilt als vergleichsweise komplikationsarm. Entscheidend ist, den richtigen Injektionsbereich zu bestimmen. Wir zeigen, welche Tricks dabei helfen.


Standard "I.m.-Injektion in den Oberschenkel"


Definition:

  • Bei der i.m.-Injektion wird ein Medikament in den Skelettmuskel gespritzt. Der Wirkstoff wird von dort schneller aufgenommen als bei einer subkutanen Injektion, jedoch langsamer als bei einer intravenösen Applikation. Die i.m.-Injektion ist sinnvoll bei der Verabreichung von Depotpräparaten (wie Hormonen), Impfstoffen sowie Analgetika.
  • Die Durchführung von i.m.-Injektionen erfordert mehr Erfahrung als bei subkutaner Applikation. Bei fehlerhafter Injektionstechnik kann der Bewohner Nervenschädigungen erleiden.
  • Die Injektion in den Oberschenkel erfolgt in den M. vastus lateralis. Das Injektionsareal liegt im mittleren Drittel der Außenfläche des Oberschenkels, lateral (lat. "seitlich") der (gedachten) Bügelfalte.
  • Dieser Standard ist eine Spezialisierung des allgemeinen Standards "i.m.-Injektion". Dessen Vorgaben, etwa zur Aspiration, müssen ebenfalls beachtet werden.

Grundsätze:

  • Injektionen werden nur unter bestimmten Bedingungen durchgeführt:
    • Der Bewohner hat dieser Maßnahme zugestimmt.
    • Die Pflegefachkraft ist für die Injektion qualifiziert und autorisiert.
    • Es liegt eine Anordnung des Arztes vor.
    • Die Pflegefachkraft ist der Überzeugung, dass das Material einwandfrei ist.
  • Bei allen Injektionen wird zur Verhinderung von Fehlmedikationen die "6-R-Regel" angewendet. Die ausführende Pflegefachkraft hat die Durchführungsverantwortung.

Ziele:

  • Das Medikament wird korrekt appliziert.
  • Die Schmerzbelastung und die Gewebeschäden werden minimiert.
  • Komplikationen werden vermieden; insbesondere kommt es zu keinen Infektionen.

Vorbereitung:

Indikation / Kontraindikation

  • Die I.m.-Injektion wird für die Applikation von Medikamenten genutzt, die weder enteral, subkutan oder intravenös zugeführt werden können. Dazu zählen viele Analgetika oder Depotpräparate wie etwa Hormone. Auch verschiedene Impfungen werden auf diese Weise verabreicht.
  • Der Bewohner kann gefahrlos für einige Minuten in die Seitenlage mobilisiert werden. Insbesondere droht dabei kein Dekubitus.
  • Die Injektion in den Oberschenkel ist geeignet für alle Injektionsvolumina von maximal fünf Millilitern.
  • Kortisonhaltige Lösungen sowie Antibiotika und Antirheumatika sollten nicht in den Oberschenkelmuskel indiziert werden, da die Muskelmasse hier geringer und Resorptionszeit länger ist.
  • Eine I.m.-Injektion ist nicht möglich, wenn der Bewohner über keine ausreichende Muskelmasse verfügt, etwa als Folge einer Kachexie.
  • Bei verwirrten, aggressiven oder unruhigen Bewohnern besteht eine erhöhte Verletzungsgefahr.
  • In erkranktes Gewebe wird nicht injiziert. Dieses ist der Fall bei Entzündungen, bei Infektionen, bei Vernarbungen, bei Verhärtungen oder bei Ödemen.
  • Wenn der Bewohner mit Antikoagulanzien behandelt wird oder unter Blutungsneigung leidet, wird diese Applikationsform i. d. R. nicht durchgeführt.
  • Bewohner unter Schock oder mit Verdacht auf Herzinfarkt erhalten keine I.m.-Injektionen. Hier könnte die Diagnostik im Krankenhaus erschwert werden, da die Injektion ggf. die Laborwerte verfälscht.

Material

Folgende Materialien werden zurechtgelegt:

  • vorbereitete Spritze mit dem verordneten Wirkstoff und I.m.-Sicherheitskanüle
  • Pflasterverband
  • ggf. Aufziehkanüle
  • sterile Tupfer
  • Zellstofftupfer mit Desinfektionsmittel
  • unsterile Schutzhandschuhe
  • stichsicherer Abwurfbehälter
  • Händedesinfektionsmittel
Hinweis:
  • Die Länge der Kanüle ist abhängig vom Alter und vom Körpergewicht des Bewohners. Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass die Dicke der Unterhaut mit dem Körpergewicht zunimmt. Üblich sind vier bis fünf Zentimeter bei normalgewichtigen Senioren und sieben Zentimeter bei übergewichtigen Pflegebedürftigen.
  • Wir nutzen bei jeder Injektion Schutzsysteme zur Verhinderung von Stichverletzungen (Sicherheitszylinder, Kanülen mit Sicherheitsclip usw.) Kanülen dürfen nicht nach der Benutzung in die Schutzkappen zurückgesteckt werden ("recapping").
  • Wir injizieren Medikamente stets unmittelbar nach dem Aufziehen.

Durchführung:

Allgemeines

  • Die Pflegekraft sorgt für gute Lichtverhältnisse während der Injektion.
  • Es werden Maßnahmen zur Wahrung der Intimsphäre getroffen. Etwaige Besucher werden kurz vor die Tür gebeten. Die Zimmertür wird geschlossen.
  • Der Bewohner soll störende Kleidungsstücke ausziehen.
  • Die Pflegekraft führt eine hygienische Händedesinfektion durch und zieht die Schutzhandschuhe an.
  • Der Bewohner wird über den Zweck der Injektion aufgeklärt und um Zustimmung gebeten. Auch bewusstlose Bewohner werden über die anstehende Maßnahme informiert, da davon auszugehen ist, dass sie sich ansonsten durch den plötzlich einsetzenden Schmerz erschrecken könnten.
  • Die Pflegekraft desinfiziert die Arbeitsfläche. Die benötigten Gegenstände werden gerichtet und auf Vollständigkeit überprüft.
  • Der Bewohner wird in die Rückenlage (ggf. mit erhöhtem Oberkörper) mobilisiert, damit die Einstichstelle sicher erreicht werden kann. Er soll sich entspannen. Sein Bein wird leicht angewinkelt und nach innen rotiert, damit die Injektionsfläche nach oben zeigt. In keinem Fall wird im Stehen injiziert, da die Muskeln dann angespannt sind.
  • Wenn sich das Bein in einer Außenrotation befindet, wird diese Lagerung von der Pflegekraft korrigiert. Ansonsten steigt das Risiko, dass ein Gefäß getroffen wird.

Injektion

  • Die Pflegekraft umfasst mit beiden Händen den Oberschenkel und legt den Injektionsbereich fest.
 

  • Sie legt dafür die kleinen Finger (genauer: das Kleinfingergrundgelenk) jeder Hand an den großen Rollhügel ("Trochanter major", auf dem Bild links) bzw. an die Kniescheibe ("Patella", auf dem Bild rechts). Sie zieht nun eine imaginäre Linie zwischen beiden Punkten. Die Einstichstelle liegt in der Mitte der Linie am seitlichen Oberschenkel.
(Regel: Eine Handbreit unterhalb des Trochanters und eine Handbreit oberhalb des Knies darf keine Injektion durchgeführt werden.)
  • Die Pflegekraft kann die Einstichstelle mit dem Fingernagel vorsichtig markieren. Alternativ reibt sie mit einem Tupfer auf dem Injektionsgebiet, bis sich die Haut dort etwas rötet.
(Hinweis: Hätte der Bewohner eine Stoffhose an, läge die Einstichstelle zwischen der vorderen Bügelfalte und der seitlichen Hosennaht.)  

  • Der Bereich wird desinfiziert und die Einwirkzeit abgewartet. Ggf. wird ein farbiges Desinfektionsmittel genutzt, um die gewünschte Stelle zu markieren.
 

  • Die Pflegekraft umgreift die Einstichstelle und hebt diese etwas ab.
 

  • Die Kanüle wird mit einem kurzen Ruck senkrecht, also im 90°-Winkel, eingestochen. Die Kanüle sollte noch einige Millimeter herausragen, damit sie leichter entfernt werden kann, falls es zu einem Abbrechen der Kanüle kommen sollte.
  • Die Pflegekraft aspiriert. Wenn kein Blut sichtbar ist, wird der Wirkstoff injiziert. Das Medikament wird langsam appliziert also etwa zwei Milliliter pro Minute.
  • Es ist sehr wichtig, bei der Injektion die Kanüle sicher zu fixieren, um Lageveränderungen zu verhindern.
 

  • Der Stichkanal wird kurz mit einem Tupfer komprimiert. Die Einstichstelle wird mit einem Pflaster versorgt.

Nachbereitung:

Komplikationen

  • Wenn der Bewohner über ein Brennen während oder nach der Applikation klagt, so ist dieses häufig die Folge einer unzureichenden Trocknung des Desinfektionsmittels. Die Pflegekraft muss daher darauf achten, dass das Desinfektionsmittel vollständig und rückstandsfrei abgetrocknet ist.
  • Eine Punktion eines Nervs kann dazu führen, dass der Bewohner sofort zu Beginn der Injektion über erhebliche Schmerzen klagt, die einem Stromstoß ähneln. Bewohner berichten auch von Gefühlsstörungen in Verlaufsrichtung des Nervs, also etwa ein Kribbeln oder Taubheit. Es kann überdies zu Lähmungen kommen. In diesem Fall wird die Injektion sofort beendet und der Arzt informiert.
  • In seltenen Fällen kann es dazu kommen, dass die Kanüle abbricht; dieses etwa beim Abwehrverhalten eines demenziell erkrankten Bewohners. In diesem Fall wird die Kanüle soweit möglich mit einer Kornzange oder mit einer Pinzette herausgezogen. Ist dieses nicht machbar, wird der behandelnde Arzt informiert, um die Kanüle operativ zu entfernen.
  • Wenn bei der Aspiration Blut sichtbar wird, so wird die Injektionsnadel sofort entfernt. Die Pflegekraft verwirft die Spritze mit dem Medikament. Der Vorgang wird an einer anderen Stelle wiederholt.
  • Blutergüsse als Folge der Injektion werden gekühlt oder mit heparinhaltiger Salbe behandelt.
  • Bei einer Schocksymptomatik wird sofort der Notarzt gerufen. Wir leisten Erste Hilfe, lassen den Bewohner nicht allein und bereiten die Verlegung in ein Krankenhaus vor.
  • Hygienemängel können zu einer Keimverschleppung ins Gewebe führen. In der Folge kommt es zur Abszessbildung bis hin zu einer generalisierten Sepsis. Besonders riskant ist dieses bei Bewohnern mit einem reduzierten Immunsystem, also sehr alte Menschen, Bewohner mit Diabetes mellitus, HIV-Infizierte oder Senioren nach einer Organtransplantation.

Abschluss

  • Die Pflegekraft befragt den Bewohner nach seinem Befinden. Er wird darauf hingewiesen, dass er sich an der Einstichstelle nicht kratzen sollte. Zudem soll er Missempfindungen, Taubheit und Schmerzen sofort bei der Pflegekraft melden.
  • Die Reaktionen des Bewohners auf das Medikament und die Einstichstelle werden beobachtet.
  • Die Materialien werden weggeräumt und ggf. entsorgt. Die Kanüle wird in einem stichsicheren Abwurfbehälter entsorgt.
  • Die Kleidung des Bewohners wird gerichtet. Der Bewohner wird bequem gelagert.
  • Die Pflegekraft führt eine hygienische Händedesinfektion durch.
  • Die Injektion wird dokumentiert. Wichtige Kriterien dabei sind die Injektionsmethode, die Bezeichnung des Medikaments, die Konzentration und Dosis sowie besondere Beobachtungen.

Dokumente:

  • Medikamentenblatt
  • Injektionsschema
  • Berichtsblatt

Verantwortlichkeit / Qualifikation:

  • Pflegefachkraft



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