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Standardmaßnahmenplan "Multiple Sklerose"  (neues Strukturmodell / SIS)

Multiple Sklerose wird gerne als Krankheit der "tausend Gesichter" bezeichnet. Ein treffender Vergleich, denn diese tückische Störung des Nervensystems kann zu verschiedensten Symptomen führen.

    Voraussetzung für die Nutzung dieses Standardmaßnahmenplans ist, dass in Ihrer Einrichtung das Strukturmodell zur Entbürokratisierung der Pflegedokumentation bereits umgesetzt ist. Insbesondere ist es erforderlich, dass alle Mitarbeiter entsprechend geschult wurden. Wir setzen auch voraus, dass die notwendigen Dokumentationsbögen entweder von einem externen Anbieter beschafft oder selbst erstellt wurden. Für die Maßnahmenplanung gibt es keine offiziell vorgegebene Struktur. Jedes Pflegeteam kann selbst entscheiden, wie es das Dokument gestalten will. Manche Vordrucke haben vier Spalten, andere sechs oder gar elf. Damit unsere Standardmaßnahmenpläne zu all diesen Systemen kompatibel sind, beschränken wir uns auf die Maßnahmen. Ergänzend dazu bieten wir zusätzliche Erläuterungen an, die nur Ihrer Information dienen, nicht aber in den Maßnahmenplan übernommen werden. Sie können viel Arbeitszeit sparen, wenn Sie für Ihr Team zunächst einen Basismaßnahmenplan entwerfen. Ein Muster dafür finden Sie hier. Hier vermerken Sie sämtliche Pflegemaßnahmen, die bei allen oder zumindest bei den allermeisten Bewohnern / Klienten durchgeführt werden. Dazu zählen etwa das morgendliche Wecken, die Körperpflege, die Grundmahlzeiten sowie Freizeitangebote. Sie verfügen somit über eine Grundstruktur, die Sie im weiteren Anpassungsprozess lediglich erweitern. Sie müssen also nicht bei jedem Pflegebedürftigen die unspezifischen "08/15"-Maßnahmen immer wieder neu beschreiben. Als Nächstes wird die Maßnahmenplanung individualisiert. Dafür müssen Sie zunächst klären, welche Grunderkrankungen beim jeweiligen Bewohner / Klienten vorliegen. Beispiel: Der Pflegebedürftige ist adipös. Er leidet außerdem als Folge eines Schlaganfalls unter einer Hemiplegie. Zudem erlitt er unlängst einen leichten Herzinfarkt, dessen Folgen (wie etwa eine Herzinsuffizienz) nicht vollständig überwunden sind. Sie öffnen nun den Standardmaßnahmenplan "Adipositas". In den Fallbeispielen sind typische Problemfelder zusammengefasst, die mit dem Krankheitsbild verbunden sind. Treten diese Probleme auch bei Ihrem Bewohner oder Klienten auf, so können sie einzelne oder mehrere Maßnahmen übernehmen und anpassen. Danach suchen Sie in den Standardmaßnahmenplänen "Hemiplegie" sowie "Herzinsuffizienz" ebenfalls nach relevanten Maßnahmen. Im Sinn der gewünschten Entbürokratisierung ist es wichtig, dass Sie nur die allerwichtigsten Punkte aus unseren Standardmaßnahmenplänen übernehmen. Pro Grunderkrankung sollten vier bis sechs Maßnahmen ausreichen. Abhängig davon, wie in Ihrer Einrichtung die Maßnahmenplanungen strukturiert werden, müssen Sie nun weitere Informationen ergänzen. Etwa:
  • Zeitkorridor: Wann muss eine Pflegemaßnahme durchgeführt werden. Um 8.15 Uhr? Immer am Mittwochabend? Nur bei Bedarf?
  • Hilfsmittel: Hier werden die erforderlichen Utensilien aufgelistet. Welche Hilfsmittel werden bei der Durchführung verwendet? Ein Badewannenlifter? Eine Wundauflage? Eine Zahnbürste?
  • Pflegestandard: Um eine Pflegemaßnahme mit nur ein oder zwei Sätzen zu beschreiben, ist es notwendig, dass für alle derartigen Tätigkeiten ein entsprechender Pflegestandard hinterlegt ist. Wenn also eine Ganzwaschung im Bett im Maßnahmenplan vermerkt ist, muss ein passender Standard im QM-Handbuch zu finden sein, der die Durchführung Schritt für Schritt beschreibt. Tragen Sie hier ein, auf welchen Standard Sie sich beziehen.
  • Qualifikation: Welche Berufsausbildung ist erforderlich, um die geplante Maßnahme durchzuführen? Dies sollte hier vermerkt werden. Die Begleitung zur Toilette kann i. d. R. auch von Pflegehilfskräften übernommen werden. Eine Injektion ist examiniertem Personal vorbehalten.
Letztlich erhalten Sie einen Maßnahmenplan, der alle individuell notwendigen Pflegemaßnahmen auflistet. Es ist sinnvoll, bei der Planung der Maßnahmen externe Partner wie Therapeuten, den Hausarzt und Fachärzte einzubinden.

Standardmaßnahmenplan "Multiple Sklerose"

Definition:

  • Die Multiple Sklerose (auch "MS") ist eine chronisch-entzündliche Entmarkungserkrankung des Nervensystems. In Deutschland leiden zwischen 120.000 bis 140.000 Menschen unter Multipler Sklerose, davon ca. zwei Drittel Frauen und ein Drittel Männer. Zumeist treten die ersten Symptome zwischen dem 20. bis 40. Lebensjahr auf.
  • Die Ursache der Multiplen Sklerose ist unklar. Genetische Faktoren spielen ebenso eine Rolle wie Umwelteinflüsse.
  • Bei der multiplen Sklerose kommt es zu Entzündungen der Myelinscheiden an den Nervenzellen des zentralen Nervensystems. Dabei lösen sich die Myelinscheiden von den Axonen ab. Die körpereigene Immunabwehr greift diesen Entzündungsherd an. Es bilden sich sog. "Plaques". Diese Plaques heilen ab und hinterlassen statt intakter Nervenzellen nur noch Narbengewebe. So entstehen im zentralen Nervensystem zahllose dieser Schädigungen, die für entsprechende neurologische Ausfälle sorgen.
  • Die Erkrankung verläuft zumeist in Schüben, die bis zu acht Wochen dauern und verschiedene neuronale Ausfälle auslösen. In den folgenden Monaten bilden sich diese Beeinträchtigungen weitgehend aber nicht vollständig wieder zurück. Letztlich treten also mit jedem Schub mehr und mehr bleibende Schäden auf.

Maßnahmen

Begründung und Anmerkungen


Fallbeispiel: Frau Meier wird von anderen Personen schlecht verstanden. Ihre Stimme klingt verwaschen, monoton und leise. Das Sprechen ermüdet sie schnell. Hektik, Stress und Anspannung verstärken ihre Sprachstörungen. Die Kommunikation ist insgesamt sehr erschwert. Frau Meier wird rasch ungehalten, wenn sie nicht auf Anhieb verstanden wird. Aus diesem Grund weicht Frau Meier zunehmend auf Gesten aus.


  • Frau Meier erhält am Mitt­woch­nach­mit­tag Besuch von der Logopädin. Diese führt mit ihr Lippen- und Zungenübungen zur Muskelkräftigung durch. Frau Meier soll dieses Training auch in ihrer Freizeit fortsetzen.
  • Frau Meier wird immer wieder aufgefordert, nicht mit Gesten, sondern verbal zu kommunizieren, auch wenn dieses mühseliger ist.
  • Wir stellen ggf. Entscheidungsfragen, die mit "ja" oder mit "nein" beantwortet werden können.

Weitere mögliche Maßnahmen:

  • Ggf. soll die Bewohnerin Entspannungstechniken anwenden, damit sie sich beim Sprechen konzentrieren kann.
  • Wir prüfen, ob der Bewohnerin ein Metronom zur Vorgabe des Sprechtempos hilft.
  • Wir greifen ggf. auf spezielle Hilfsmittel zur Kommunikation zurück, wie etwa eine Buchstabentafel oder ein Computer. Bei den meisten Computern lässt sich, wie bei den Tablets, eine Tastatur auf dem Bildschirm aufrufen, die mit der Maus oder mit der Hand bedient werden kann.
Mehr Informationen im Standard "Pflege von Senioren mit Sprachstörungen".

Fallbeispiel: Herrn Müller fällt es als Folge der Erkrankung immer schwerer, das Bett zu verlassen. Er bewegt sich kaum noch. Es drohen Kontrakturen, Gelenkschäden sowie Verkürzungen der Muskulatur. Die Immobilität erhöht überdies das Risiko für die Entwicklung eines Dekubitus, einer Pneumonie, einer Thrombose und von Kontrakturen. Herr Müller erhält einmal in der Woche Physiotherapie. Er ist allerdings nur eingeschränkt dazu motiviert, die Übungen auch eigenständig in seiner Freizeit durchzuführen. Herr Müller ist übergewichtig. Die Körpermasse reduziert seine Mobilität. Er konsumiert erhebliche Mengen tierischer Fette. Diese stehen im Verdacht, die Krankheitsentwicklung zu beschleunigen.


  • Wir nutzen einen Stehtrainer, um Herrn Müller in die Vertikale zu mobilisieren. Er verwendet den Stehtrainer jeweils 20 Minuten am Vormittag und 20 Minuten am Nachmittag. Herr Müller steht gerne im Freizeitraum in der Nähe des Aquariums. Im Sommer bevorzugt er einen Platz auf der Terrasse unter dem Sonnenschutz.
  • Herr Müller wird immer wieder von den Pflegekräften ermuntert, auch in der Freizeit die Übungen im Rahmen der Physiotherapie durchzuführen. Wir bitten auch seine Tochter und seine Frau, entsprechend auf ihn einzuwirken.
  • Wir loben jeden Fortschritt, den Herr Müller macht.
  • Herr Müller soll Antithrombosestrümpfe tragen. Er erhält überdies eine Low-dose-Heparinisierung. Wir applizieren einmal täglich niedermolekulares Heparin als Injektion s. c. in die Baudecke oder in den Oberschenkel.
  • Herr Müller erhält Reduktionskost.

Weitere mögliche Maßnahmen:

  • Alternativ zum Stehtrainer kann ein Stehbett verwendet werden.
  • Das Stehtraining kann in verschiedene Freizeitaktivitäten eingebunden werden, insbesondere Fernsehen, Lesen oder Radiohören.
  • Die Maßnahmen im Rahmen der Thromboseprophylaxe müssen intensiviert werden, wenn der Bewohner Kortison erhält. Dieses Steroidhormon erhöht ggf. die Thrombosegefahr zusätzlich.
  • Der Bewohner erhält eine Ernährungsberatung. Er sollte sich abwechslungsreich ernähren und ausreichend Vitamine und Ballaststoffe zu sich nehmen.
Mehr Informationen in den Standards:
  • Einsatz von medizinischen Thromboseprophylaxestrümpfen (MTS)
  • Kompressionsverband
  • Bewegungsübungen im Rahmen der Thromboseprophylaxe
  • Ausstreichen der Venen

Fallbeispiel: Frau Meier leidet unter einer Wärmeintoleranz. Bei hohen Körper- oder Umgebungstemperaturen kommt es zu einer Verschlechterung neurologischer Funktionen. Dieses ist insbesondere nach warmen Vollbädern zu beobachten.


  • Frau Meier sollte ausreichend trinken, damit sie über das Schwitzen den Körper kühlen kann. Sie sollte aber keinen Kaffee und keinen Alkohol zu sich nehmen.
  • Sie wird dazu motiviert, im Sommer den Schatten aufzusuchen.
  • Das Zimmer von Frau Meier wird konsequent vor Hitze geschützt. Wir fahren frühzeitig die Rollläden runter.
  • Frau Meier wird soweit möglich vorzugsweise geduscht. Wenn ein Bad erforderlich ist, sollte die Wassertemperatur moderat abgesenkt werden.

Weitere mögliche Maßnahmen:

  • Die Bewohnerin erhält kühlende Fußbäder, Duschen und kühle Getränke.
  • Bei extremer Hitze kann die Bewohnerin Kühlkleidung nutzen, also etwa eine Kühlweste oder eine Kühlhose. Zudem gibt es Kühltücher, Kühlarmbänder und Kühlkappen.
  • Die Bewohnerin sollte auf den Besuch einer Sauna verzichten und heiße Bäder vermeiden.
Mehr Informationen in den Standards:
  • Versorgung von Bewohnern bei Sommerhitze
  • Flüssigkeitsbilanzierung
  • Hitzschlag: Prophylaxe und Notfallmaßnahmen

Fallbeispiel: Frau Meier leidet an Spastiken. Sie erhält Krankengymnastik. Sie ist sehr motiviert und führt die Übungen auch in ihrer Freizeit gewissenhaft durch. Dabei überschätzt sie aber oftmals ihre körperlichen Ressourcen und verausgabt sich. Sie erhält antispastisch wirksame Medikamente, mit deren regelmäßiger Einnahme sie jedoch überfordert ist.


  • Wir verwenden Lagerungen aus dem Bobath-Konzept.
  • Wir nutzen passive Bewegungsübungen, um die Muskulatur zu lockern und zu entspannen.
  • Es ist wichtig, dass Frau Meier die von der Krankengymnastin empfohlenen Übungen täglich wiederholt. Wir leiten sie dabei an und überwachen die Durchführung. Wir achten darauf, dass Frau Meier ihre Kräfte nicht überanstrengt. Es ist besser, mehrere kurze Trainingsintervalle durchzuführen, als wenige längere Übungen.
  • Wir stellen sicher, dass Frau Meier die antispastisch wirksamen Medikamente korrekt einnimmt. Wir befragen sie regelmäßig zum erreichten Effekt.

Anmerkungen:

  • Das Medikament wirkt dann optimal, wenn es die krankhafte Muskelanspannung reduziert, gleichzeitig jedoch die Bewohnerin über ausreichend Muskelkraft verfügt, um sich zu bewegen. Die Bewohnerin darf durch den Wirkstoff also nicht übermäßig ermüden oder an Muskelschwäche leiden.
Weitere mögliche Maßnahmen:
  • Wir prüfen, ob bei schmerzhaften spastischen Muskelkontraktionen eine Eisbehandlung sinnvoll ist.
Mehr Informationen im Standard "Bewegungsübungen im Bett bei Immobilität".

Fallbeispiel: Herr Müller leidet unter einer beeinträchtigten Oberflächen- und Tiefensensibilität und unter Parästhesien. Er empfindet Berührungen als unangenehm. Dieses insbesondere, wenn der Kontakt nur leicht ist und "im Vorbeigehen" erfolgt. Er reagiert darauf mit Spastiken. Auch der Kontakt mit anderen Oberflächen wie mit einer Bettdecke oder mit einem Pullover ist für Herrn Müller schwer erträglich. Es besteht die Gefahr von Verbrennungen und von Infektionen, die lange unentdeckt bleiben. Der Bewohner könnte sich zudem verletzen oder sich am heißen Waschwasser verbrühen, ohne dieses zu bemerken. 


  • Die Pflegekraft informiert Herrn Müller immer vor der Berührung.
  • Wenn die Pflegekraft Herrn Müller berührt, sollte dieses stets fest und mit der ganzen Hand erfolgen. Die Pflegekraft vermeidet es, Herrn Müller nur mit den Fingerspitzen zu berühren oder nur leicht über die Haut zu streichen.
  • Wenn die Pflegekraft bemerkt, dass eine Berührung für Herrn Müller unangenehm ist, sollte sie die Hand nicht zurückziehen, sondern den Kontakt beibehalten und den Druck mäßig steigern. Die Berührung muss eindeutig zu spüren sein.
  • Herr Müller sollte ein eng anliegendes Unterhemd und einen eng anliegenden Schlafanzug tragen.
  • Wir achten auf bislang unentdeckte Wunden; insbesondere im Bereich der Fußsohlen.
  • Wir ermahnen Herrn Müller, beim Einstellen der Wassertemperatur besonders vorsichtig zu sein. Die Pflegekraft prüft ggf. die Wassertemperatur mit der Hand.

Weitere mögliche Maßnahmen:

  • Wir prüfen, ob die Sensibilitätsstörungen tageszeitlich schwanken. Ggf. werden unangenehme Pflegemaßnahmen zeitlich verschoben.
  • Wir dokumentieren, wann die Parästhesien auftreten und durch was sie ggf. ausgelöst werden.
  • Die Fußpflege wird nicht von uns, sondern durch einen Podologen durchgeführt.

Fallbeispiel: Herr Müller ist anfällig für Infektionen. Fiebrige Infektionen führen bei ihm zu neurologischen Beeinträchtigungen. Zudem steigt bei Fieber das Risiko eines erneuten Krankheitsschubs. Im Rahmen der medikamentösen Therapie erhält Herr Müller Kortison. Dieses Steroidhormon führt ggf. zu einer Blutzuckererhöhung, zu Schlafproblemen sowie zu einer gesteigerten Anfälligkeit für Infekte.


  • Herr Müller sollte sich einmal im Jahr gegen die Virusgrippe impfen lassen.
  • Er sollte den Kontakt mit Personen meiden, die an einer akuten Infektion leiden.
  • Wir messen täglich die Körpertemperatur von Herrn Müller, um einen eventuell auftretenden Infekt frühzeitig zu erfassen.
  • Wenn es hinreichende Anzeichen für eine sich entwickelnde Infektion gibt, wird die Körpertemperatur noch engmaschiger überwacht. Bereits bei leichtem Fieber wird der Hausarzt informiert. Wir leiten frühzeitig fiebersenkende Maßnahmen ein.

Weitere mögliche Maßnahmen:

  • Wir führen die Blutzuckerkontrollen besonders häufig durch, wenn der Bewohner Kortison erhält. Die genaue Frequenz legt der Hausarzt fest.
Mehr Informationen in den Standards:
  • Influenza (Virusgrippe)
  • Pflege von Senioren mit Fieber
  • Wadenwickel

Fallbeispiel: Herr Müller leidet unter einer erheblichen Schmerzbelastung. Die Beschwerden sind im Bereich der Beine und der Fußsohlen am schlimmsten. Auch die gelegentlich auftretende Trigeminusneuralgie (Gesichtsschmerz) ist für ihn kaum erträglich. 


  • Herr Müller erhält ein starkes Opiat in Retardform und zusätzliche Mittel gegen Verstopfung und Übelkeit, da diese Nebenwirkungen der Opiattherapie bei ihm auftreten.
  • Wir applizieren zusätzlich Cannabinoide. Diese werden als Spray zur Anwendung auf der Mundschleimhaut eingenommen. Wir achten auf Nebenwirkungen wie Schwindel, Müdigkeit, Schlaflosigkeit sowie Übelkeit.
  • Wir schreiten nicht ein, wenn Herr Müller aufgrund der Schmerzbelastung Cannabis rauchen möchte.
  • Herr Müller soll regelmäßig in sein Schmerztagebuch eintragen.

Anmerkungen:

  • Die Schmerzbelastung des Bewohners wird regelmäßig erfasst. Bei orientierten Senioren erfolgt dies durch Fragebögen und durch Schmerzskalen. Wenn der Bewohner aufgrund des fortgeschrittenen Krankheitsbilds nicht mehr zu einer solchen Kommunikation fähig ist, erfolgt die Einschätzung durch Beobachtung des Bewohners, etwa seiner Gestik und Mimik.
Weitere mögliche Maßnahmen:
  • Wir prüfen, ob die Schmerzen die indirekte Folge der Multiplen Sklerose sind. Dazu zählen etwa Gelenk- oder Muskelschmerzen als Spätfolgen von anhaltender Fehlhaltung oder Bewegungsstörungen.
  • Wir sorgen für eine adäquate Schmerzbehandlung. Gemäß der ärztlichen Anordnung erhält der Bewohner Antidepressiva, Antirheumatika, Antiepileptika und/oder Opioide.
  • Sofern der Bewohner dieses wünscht, erhält er alternative Schmerztherapien wie TENS, Hydrotherapie, Akupunktur oder Massagen.
  • Wir vermitteln dem Bewohner Techniken zur Entspannungstherapie.
Mehr Informationen in den Standards:
  • Pflege von Senioren mit Trigeminusneuralgie
  • Schmerzerkennung bei Demenz
  • Schmerzbekämpfung mit Opioiden

Fallbeispiel: Frau Meier leidet unter Gleichgewichtsstörungen sowie unter Muskelschwäche. Dieses erschwert das Duschen. Insbesondere ist die Sturzgefährdung erhöht.


  • Wir begleiten Frau Meier in das Badezimmer. Sie setzt sich dort auf den Hocker vor dem Waschbecken. Sie soll die Ellenbogen beim Waschen, Zähneputzen und Schminken aufstützen. Das vermindert den Intentionstremor.
  • Die Teilwaschung am Waschbecken führt Frau Meier weitgehend selbstständig durch. Sie benötigt aber Hilfe beim Waschen des Rückens, der Beine und der Füße, da sie diese Bereiche nicht erreichen kann.
  • Frau Meier duscht zweimal in der Woche. Wir begleiten sie ins Badezimmer und helfen ihr beim Auskleiden. Sie kann sich allein duschen. Wir erinnern sie daran, sich beim Duschen an den Haltegriffen festzuhalten.
  • Nach dem Duschen wird Frau Meier zum Abtrocknen auf einen Hocker begleitet. Wir nutzen einen Bademantel, um die Feuchtigkeit aufzunehmen.

Weitere mögliche Maßnahmen:

  • Wir schlagen die Anschaffung einer Elektrozahnbürste vor. Der Griff ist dicker und die Bewegungen werden eigenständig von der Zahnbürste ausgeführt.
  • Wir bieten der Bewohnerin Schwämme mit einem langen Griff an, damit sie Körperbereiche wie den Rücken oder die Füße reinigen kann.
  • Falls die Bewohnerin nur einen Arm verwenden kann, sollte sie ggf. einen Seifenschwamm nutzen.
  • Wenn lediglich der Oberkörper instabil ist, wird die Bewohnerin beim Duschen auf einen einfachen Duschhocker gesetzt.
  • Ist der ganze Körper instabil, sollte ein Duschrollstuhl genutzt werden. Dessen feste Rückenlehne, Armlehnen und Fußstützen bieten der Bewohnerin ausreichend Halt und Sicherheit.
Mehr Informationen in den Standards:
  • Ganzwaschung am Waschbecken
  • Duschen

Fallbeispiel: Herr Müller leidet unter Ataxie, Intentionstremor, Lähmungen oder Spastiken. Seine Bewegungen sind unsicher und ausfahrend. Er ist nur noch in der Lage, Speisen mit einem speziell angepassten Löffel zu sich zu nehmen. Als Folge der Schluckstörungen steigt das Aspirationsrisiko. Er ist beim Essen häufig abgelenkt. Das beeinträchtigt das Kauen und das Schlucken.


  • Herr Müller nimmt die Speisen in seinem Zimmer zu sich. Er muss sich sehr konzentrieren, um die Speisen zum Mund zu führen und sicher zu schlucken. Wir schalten daher den Fernseher bzw. das Radio aus.
  • Die mundgerechte Zubereitung der Speisen übernehmen wir vollständig.
  • Zur Einnahme der Mahlzeit wird Herr Müller in eine aufrechte Sitzposition gebracht. Sein Kopf wird etwas nach vorne gebeugt.
  • Er soll seine Ellenbogen beim Essen auf dem Tisch abstützen und den Intentionstremor dadurch verringern.
  • Herr Müller nutzt einen Löffel mit dickem Griff und eine Schale mit hochgezogenem Rand.
  • Herr Müller möchte beim Essen einen Kleidungsschutz tragen, da er sein Hemd und seine Hose sauber halten möchte.
  • Wir stellen stets ein Glas Wasser für ihn bereit und erinnern ihn an das Trinken. Wir füllen Gläser, Tassen und Becher nur halb voll.
  • Herr Müller soll sich beim Essen Zeit lassen. Falls notwendig stellen wir seine Mahlzeit kurz in die Mikrowelle und wärmen sie wieder auf.

Anmerkungen:

  • Oftmals wirken kleine Schlucke Wasser während der Mahlzeit unterstützend bei der Nahrungsaufnahme.
  • Bei starken Schluckstörungen ist letztlich die Ernährung mittels PEG-Sonde notwendig.
Weitere mögliche Maßnahmen:
  • Ggf. soll der Bewohner einen Löffel statt einer Gabel nutzen, da der Umgang einfacher ist.
  • Wir achten auf die Konsistenz der Nahrung. Falls notwendig werden Flüssigkeiten angedickt

Fallbeispiel: Frau Meier leidet an Obstipation. Sie spürt keinen Stuhldrang und führt nicht ausreichend häufig ab. Sie hat aufgrund der Bewegungseinschränkungen Probleme mit der Nutzung der Toilette. 


  • Frau Meier wird stets eine halbe Stunde nach dem Frühstück zur Toilette begleitet, um dort den Darm zu entleeren. Vor dem Toilettengang führen wir eine Darmmassage durch.
  • Frau Meier soll ausreichend trinken. Sie mag Früchtetee und Mineralwasser.
  • Am Nachmittag sollte Frau Meier 20 Minuten mit dem Rollator gehen. Wenn das Wetter es erlaubt, ist Frau Meier gerne auf dem Rundweg im Garten unterwegs.
  • Wir nutzen eine Toilettensitzerhöhung. Wir zeigen Frau Meier, wie sie die Haltegriffe im Bad zum Aufstehen nutzen kann.
  • Wir stellen sicher, dass Frau Meier das Toilettenpapier gut erreichen kann. Es sollte zu ihrer linken Seite, also auf der weniger beeinträchtigten Körperseite, stehen.

Anmerkungen:

  • Ideal für den Toilettengang ist i. d. R. ein Zeitpunkt kurz nach einer Hauptmahlzeit, da der Darm dann am aktivsten ist. Die Bewohnerin soll auch dann eine Toilette aufsuchen, wenn er keinen Stuhldrang spürt. Oftmals gelingt es nach einiger Zeit, den Darm zu "programmieren". Das Verdauungssystem wird so konditioniert, dass es jeden Tag zu einem (möglichst) fixen Zeitpunkt zu einer Darmentleerung kommt.
Weitere mögliche Maßnahmen:
  • Die Bewohnerin soll ausreichend Ballaststoffe zu sich nehmen. Ideal sind Obst und Gemüse, Vollkornprodukte, Nüsse, Samenkerne und Getreideprodukte.
  • Soweit möglich soll sich die Bewohnerin körperlich bewegen.
  • Wir prüfen, ob die Einnahme von Laktulose oder von Flohsamen die Beschwerden lindert.
  • Wir testen, ob Kaffee, Tee und warmes Wasser die Darmentleerung anregen.
  • Sofern alle Alternativen ausgeschöpft sind, sollte die Bewohnerin osmotische Laxanzien erhalten.
Mehr Informationen in den Standards:
  • Obstipationsprophylaxe
  • Obstipationsbehandlung - Klistier und Microklist
  • Darmeinlauf

Fallbeispiel: Herr Müller leidet unter einer Blasenentleerungsstörung. Diese fördert die Harninkontinenz. Es besteht die Gefahr eines Harnwegsinfekts. Er klagt über erhöhten Harndrang.


  • Der Urin wird auf farbliche und auf geruchliche Auffälligkeiten überprüft. Bei relevanten Veränderungen informieren wir den Arzt.
  • Wir führen mit Herrn Müller ein regelmäßiges Toilettentraining durch.
  • Wir leiten ihn zu einer sorgfältigen Intimhygiene an.
  • Wir empfehlen ihm, die Trinkmenge gleichmäßig über den Tag zu verteilen, um eine langsame Blasenfüllung zu erreichen.
  • Am Tag wird Herr Müller mit Pull-Ons versorgt. Diese kann er wie normale Unterwäsche an- und ausziehen.
  • In der Nacht verwendet er anatomisch geformte Einlagen.

Anmerkungen:

  • Bei Restharnbildung erfolgt eine regelmäßige Einmalkatheterisierung entweder vom Bewohner selbst oder durchgeführt von einer Pflegekraft. Wegen der Infektionsgefahr sollte kein transurethraler Dauerkatheter genutzt werden.
Weitere mögliche Maßnahmen:
  • Wir stellen sicher, dass der Bewohner ausreichend Flüssigkeit zu sich nimmt.
  • Ggf. ist eine Versorgung mit einem suprapubischen Katheter sinnvoll.
  • Wir führen Beckenbodentraining durch. Dieses ist insbesondere bei Seniorinnen sehr sinnvoll.
  • Der Bewohner wird ggf. mit einem suprapubischen Katheter versorgt.
  • Ein männlicher Bewohner kann mit einem Urinalkondom versorgt werden.
  • Auf ärztliche Anweisung applizieren wir Spasmolytika, also krampflösende Arzneimittel.
Mehr Informationen in den Standards:
  • Toilettentraining
  • Beobachtung der Urinausscheidung
  • Einmalslips
  • Anwendung von Kondomurinalen
  • Pflege von Senioren mit einem suprapubischen Blasenkatheter
  • Zweiteilige Versorgungssysteme bei Inkontinenz
  • Zystitisprophylaxe

Fallbeispiel: Herr Müller ist aufgrund der motorischen Einschränkungen nicht in der Lage, sich selbstständig an- und auszukleiden. Er benötigt Hilfsmittel und zeitweise personelle Unterstützung.


  • Herr Müller verwendet eine Strumpfanziehhilfe sowie eine Schuhanziehhilfe.
  • Herr Müller soll sich stets im Sitzen ankleiden. Beim Anziehen der Kleidung sollte er mit der linken, also mit der motorisch stärker beeinträchtigten Körperseite beginnen.
  • Wenn sich Herr Müller ein Hemd anzieht, soll er zunächst ein paar Knöpfe schließen, dann das Hemd über den Kopf ziehen und schließlich die verbleibenden Knöpfe zumachen.

Weitere mögliche Maßnahmen:

  • Bei der Beschaffung neuer Kleidung achten wir darauf, dass diese mit Reißverschlüssen statt mit Knöpfen ausgestattet ist. Wir versehen Reißverschlüsse mit einem zusätzlichen Hilfsmittel, etwa einer dicken Kordel, einem Ring oder kreativ mit einem Agraffenwirbel  für das Hochseeangeln.
  • Falls auf Haken und auf Knöpfe nicht verzichtet werden kann, sollten diese möglichst groß sein. Ggf. werden kleine Knöpfe durch große Knöpfe ersetzt. In diesem Fall muss auch das Knopfloch erweitert werden.
  • Wir stellen feste Schuhe mit Klettverschlüssen bereit und achten auf den richtigen Sitz. Wir nutzen keine Schuhe mit Schuhbändern. Der Bewohner erhält einen verlängerten Schuhanzieher.

Fallbeispiel: Frau Meier leidet an Schlafstörungen als Folge der nächtlichen Spasmen, des Harndrangs oder der Schmerzen. Die Diagnose der Multiplen Sklerose führt bei ihr zu Verunsicherung und zu Zukunftsängsten. Phasenweise leidet sie unter Depressionen, die mit Ein- und Durchschlafstörungen einhergehen. Ein weiteres Problem ist RLS (sog. "Restless-Legs-Syndrom"). Frau Meier klagt gegen Abend unter Missempfindungen im Bereich der Beine. Dieses löst einen Bewegungsdrang und Unruhe aus. Letztlich kommt es zu Ein- und Durchschlafstörungen sowie zu ausgeprägter Tagesmüdigkeit.


  • Am Tag sollte Frau Meier nur wenig schlafen.
  • Frau Meier trinkt vor dem Zubettgehen gerne eine warme Milch und isst etwas Schokolade. Nach den Tagesthemen schalten wir den Fernseher aus und begleiten sie ins Bett. Sie liest dort für etwa 30 Minuten in einem Roman.
  • Ab dem Nachmittag sollte Frau Meier keinen Kaffee oder andere koffeinhaltige Getränke zu sich nehmen. Von einem alkoholhaltigen Schlummertrunk raten wir ihr ab, da Alkohol den gesunden Schlafablauf stört.
  • Wir lindern RLS-Beschwerden durch kalte Güsse und Massagen. Frau Meier soll den Konsum von Alkohol, Nikotin, Koffein und Schokolade reduzieren. Im Rahmen der medikamentösen Therapie erhält sie L-Dopa, Dopaminagonisten sowie Opioide.

Anmerkungen:

  • Gemeinsam mit der Bewohnerin bestimmen wir die Faktoren, die den Schlaf stören. Diese werden soweit möglich gelindert. So können etwa Spastiken, Schmerzen und Missempfindungen medikamentös therapiert werden.
  • Insbesondere ein ausgedehnter Mittagsschlaf ist für eine erholsame Nachtruhe i. d. R. kontraproduktiv.
  • Die Bewohnerin soll jahrelang gewöhnte Einschlafrituale auch in unserer Einrichtung weiter pflegen, also etwa das Lesen einer "Schlummerlektüre".
  • Wir prüfen, ob die Schlafstörung die Folge einer Medikamentennebenwirkung ist. In einem solchen Fall ist es sinnvoll, die Dosis zu reduzieren oder den Wirkstoff zu wechseln.
  • Wenn eine schwere Depression vorliegt, sollte eine Kombination von Psychotherapie und einem modernen Antidepressivum gewählt werden. Schlafstörungen können durch sedierende Antidepressiva therapiert werden.
  • Bei Schmerzen und bei Spastiken im Bereich des Rückens und des Nackens ist es besonders wichtig, dass die Matratze und das Kissen eine erholsame Ruhe bieten. Bei der Auswahl berücksichtigen wir die Faktoren Druckempfindlichkeit, Oberflächensensibilitätsstörungen und Körpertemperaturregulationsstörungen. Eine zumeist ideale (aber teure) Lösung ist ein Wasserbett.
Weitere mögliche Maßnahmen:
  • Die Bewohnerin sollte gymnastische Übungen oder sonstige körperliche Aktivitäten direkt vor dem Zubettgehen vermeiden. Sie sollte erst dann zu Bett gehen, wenn sie müde ist.
  • Eine ruhige Schlafumgebung ist wichtig. Wir stellen unnötige Geräuschquellen ab, also etwa den Fernseher.
Mehr Informationen in den Standards:
  • Versorgung von Senioren mit einer Schlafapnoe
  • Pflege und Betreuung von Senioren mit Schlafstörungen

Fallbeispiel: Herr Müller leidet unter einer erektilen Dysfunktion.


  • Eine Stunde vor dem geplanten Geschlechtsverkehr erhält Herr Müller eine Viagratablette.
  • Wir erklären Herrn Müller, dass er auf den Konsum großer Mengen Alkohol verzichten sollte.
  • Drei Stunden nach dem Geschlechtsverkehr befragen wir Herrn Müller (sehr sensibel!) zu seinem Zustand. Falls die Erektion noch immer anhält oder schmerzhaft war, wird der behandelnde Arzt informiert.

Weitere mögliche Maßnahmen:

  • Wir klären, ob die erektile Dysfunktion durch eingenommene Medikamente mitverursacht wird, also etwa durch Psychopharmaka oder durch blutdrucksenkende Mittel. Gemeinsam mit dem Arzt prüfen wir, ob der Bewohner alternative Wirkstoffe erhalten sollte. Ggf. kann der Applikationszeitpunkt angepasst werden.
  • In vielen Fällen ist die erektile Dysfunktion die Folge der mentalen Belastung. Hier ist eine psychologische Betreuung erforderlich, ggf. erweitert um pflanzliche Mittel zur Behandlung von Potenzstörungen wie Yohimbin.
Mehr Informationen im Standard "Erektile Dysfunktion".

Fallbeispiel: Frau Meier leidet unter Schwindel und unter Gangstörungen. Sie hat Angst, zu stürzen und sich zu verletzen. Frau Meier vermeidet es, sich in der Öffentlichkeit zu bewegen. Sie befürchtet, dass andere Menschen sie für alkoholisiert halten. 


  • Frau Meier soll ihren Rollator nutzen.
  • Bei längeren Fußwegen soll Frau Meier immer wieder Pausen einlegen und sich für einige Momente erholen.
  • Wir stellen sicher, dass Frau Meier festes Schuhwerk mit einer rutschfesten Sohle trägt.
  • Frau Meier sollte ihren Hüftprotektor tragen.

  • Wir raten der Bewohnerin, einen Stock, einen Gehwagen oder einen Rollstuhl zu nutzen. Diese Hilfsmittel steigern die Mobilität und senken das Sturzrisiko. Gleichzeitig signalisieren sie der Umwelt, dass die Gangstörungen die Folge einer Krankheit und nicht von Alkoholkonsum sind.
Mehr Informationen in den Standards:
  • Nutzung eines Rollators
  • Anwendung von Hüftprotektoren



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