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Standardpflegeplan "Multiple Sklerose" (AEDL)

Mehr als 100.000 Menschen in Deutschland leiden unter Multipler Sklerose. Viele von Ihnen sind auf die Hilfe von Pflegediensten angewiesen oder leben in stationären Einrichtungen. Für unser Muster haben wir die zentralen Inhalte einer Pflegeplanung für MS-Patienten zusammengefasst.


Standardpflegeplan "Multiple Sklerose"


  • Die Multiple Sklerose (auch "MS") ist eine chronisch-entzündliche Entmarkungserkrankung des Nervensystems. In Deutschland leiden zwischen 120.000 bis 140.000 Menschen unter Multipler Sklerose, davon ca. zwei Drittel Frauen und ein Drittel Männer. Zumeist treten die ersten Symptome zwischen dem 20. bis 40. Lebensjahr auf.
  • Die Ursache der Multiplen Sklerose ist unklar. Genetische Faktoren spielen ebenso eine Rolle wie Umwelteinflüsse.
  • Bei der multiplen Sklerose kommt es zu Entzündungen der Myelinscheiden an den Nervenzellen des zentralen Nervensystems. Dabei lösen sich die Myelinscheiden von den Axonen ab. Die körpereigene Immunabwehr greift diesen Entzündungsherd an. Es bilden sich sog. "Plaques". Diese Plaques heilen ab und hinterlassen statt intakter Nervenzellen nur noch Narbengewebe. So entstehen im zentralen Nervensystem zahllose dieser Schädigungen, die für entsprechende neurologische Ausfälle sorgen.
  • Die Erkrankung verläuft zumeist in Schüben, die bis zu acht Wochen dauern und verschiedene neuronale Ausfälle auslösen. In den folgenden Monaten bilden sich diese Beeinträchtigungen weitgehend aber nicht vollständig wieder zurück. Letztlich treten also mit jedem Schub mehr und mehr bleibende Schäden auf.
Anmerkung:
  • Standardpflegepläne geben für spezielle Pflegeprobleme die typischen pflegerischen Maßnahmen vor, so etwa wie in diesem Beispiel für Multiple Sklerose. Standardpflegepläne umfassen generelle und potenzielle Pflegeprobleme, Pflegemaßnahmen und Pflegeziele.
  • Aus diesem Grund erleichtert ein Standardpflegeplan zwar die Pflegedokumentation, aber er ersetzt auf keinen Fall eine individuelle auf den Bewohner / Patienten bezogene Pflegeplanung.
  • Jede Pflegefachkraft ist gehalten, diese generellen Pflegeprobleme, Pflegemaßnahmen und Pflegeziele auf Relevanz zu überprüfen und an die individuellen Einschränkungen und Ressourcen des jeweiligen Bewohners / Patienten anzupassen. Wichtig ist auch beim Einsatz von Standardpflegeplänen, diese in regelmäßigen Abständen zu überprüfen und ggf. zu überarbeiten, da sie immer auf dem aktuellen Stand sein sollten.

Pflegeproblem

Pflegemaßnahmen

Pflegeziel


Kommunizieren


  • Der Bewohner wird von anderen Personen schlecht verstanden. Seine Stimme klingt verwaschen, monoton und leise. Das Sprechen ermüdet ihn schnell.
  • Hektik, Stress und Anspannung verstärken die Sprachstörungen.
  • Die Kommunikation ist insgesamt sehr erschwert. Der Bewohner wird rasch ungehalten, wenn er nicht auf Anhieb verstanden wird.

  • Wir veranlassen Logopädie. Wir stellen sicher, dass der Bewohner die Sprechübungen durchführt. Dazu zählen das Training der Mundmotorik, Atem- und Sprechrhythmusübungen sowie das Arbeiten an der Körperspannung und an der Körperhaltung.
  • Der Bewohner wird aufgefordert, nicht mit Gesten, sondern verbal zu kommunizieren, auch wenn dieses mühseliger ist.
  • Wir stellen ggf. Entscheidungsfragen, die mit "ja" oder mit "nein" beantwortet werden können.
  • Ggf. soll der Bewohner Entspannungstechniken anwenden, damit er sich beim Sprechen konzentrieren kann.
  • Wir prüfen, ob dem Bewohner ein Metronom zur Vorgabe des Sprechtempos hilft.
  • Wir greifen ggf. auf spezielle Hilfsmittel zur Kommunikation zurück, wie etwa eine Buchstabentafel oder ein Computer. Bei den meisten Computern lässt sich, wie bei den Tablets, eine Tastatur auf dem Bildschirm aufrufen, die mit der Maus oder mit der Hand bedient werden kann.

  • Die verbale Kommunikation bleibt so lange wie möglich erhalten.
  • Eine soziale Isolation wird vermieden.
  • Wir stärken das Selbstvertrauen und das Selbstwertgefühl.

Sich bewegen


  • Als Folge der Erkrankung fällt es dem Bewohner immer schwerer, das Bett zu verlassen. Er bewegt sich kaum noch. Es drohen Kontrakturen, Gelenkschäden sowie Verkürzungen der Muskulatur. Die Immobilität erhöht überdies das Risiko für Dekubitus, Pneumonie, Thrombosen und Kontrakturen.
  • Der Bewohner erhält Physiotherapie. Er ist allerdings nur eingeschränkt dazu motiviert, die Übungen auch eigenständig in seiner Freizeit durchzuführen.

  • Wir nutzen einen Stehtrainer oder ein Stehbett, um den Bewohner in die Vertikale zu mobilisieren. Sobald der Bewohner in der Lage ist, mit Unterstützung dieser Hilfsmittel zu stehen, wird die Zeit stetig ausgebaut. Nach Möglichkeit sollte der Bewohner jeden Tag 45 bis 60 Minuten stehen.
  • Das Stehtraining kann in verschiedene Freizeitaktivitäten eingebunden werden, insbesondere Fernsehen, Lesen oder Radiohören.
  • Wir lassen den Bewohner selbst entscheiden, an welchem Platz innerhalb der Einrichtung er stehen möchte. Sinnvoll ist etwa ein Standplatz im Aufenthaltsraum oder in belebten Fluren. Im Sommer kann der Bewohner auch an einem schattigen Platz im Freien stehen.
  • Der Bewohner wird immer wieder von den Pflegekräften ermuntert, die Übungen im Rahmen der Physiotherapie durchzuführen. Wir bitten auch die Angehörigen, entsprechend auf den Bewohner einzuwirken.
  • Wir loben jeden Fortschritt, den der Bewohner macht.

  • Durch das Stehen werden verschiedene Folgeerkrankungen vermieden.
  • Der Bewohner ist dazu motiviert, die Übungen regelmäßig durchzuführen.

  • Der Bewohner leidet an Spastiken.

  • Wir verwenden Lagerungen aus dem Bobath-Konzept.
  • Wir nutzen passive Bewegungsübungen, um die Muskulatur zu lockern und zu entspannen.
  • Es ist wichtig, dass der Bewohner die von der Krankengymnastin empfohlenen Übungen täglich wiederholt. Wir leiten ihn dabei an und überwachen die Durchführung. Wir achten darauf, dass der Bewohner seine Kräfte nicht überanstrengt. Es ist besser, mehrere kurze Trainingsintervalle durchzuführen, als wenige längere Übungen.
  • Wir prüfen, ob bei schmerzhaften spastischen Muskelkontraktionen eine Eisbehandlung sinnvoll ist.
  • Wir stellen sicher, dass der Bewohner die antispastisch wirksamen Medikamente korrekt einnimmt. Wir befragen den Bewohner regelmäßig zum erreichten Effekt. Das Medikament wirkt dann optimal, wenn es die krankhafte Muskelanspannung reduziert, gleichzeitig jedoch der Bewohner über ausreichend Muskelkraft verfügt, um sich zu bewegen. Der Bewohner darf durch den Wirkstoff also nicht übermäßig ermüden oder an Muskelschwäche leiden.

  • Spastiken werden gelindert.
  • Der Bewohner gewinnt einen Teil der Mobilität zurück.
  • Wir verhindern das Auftreten von Fehlstellungen. Insbesondere bleiben dem Bewohner Gelenkversteifungen erspart.

Vitale Funktionen des Lebens aufrechterhalten


  • Als Folge der Immobilität steigt das Risiko einer Thrombose.
  • Der Bewohner erhält Kortison. Dieses Steroidhormon erhöht die Thrombosegefahr zusätzlich.

  • Der Bewohner soll Antithrombosestrümpfe tragen. Er erhält überdies eine Low-dose-Heparinisierung.
  • Die Maßnahmen im Rahmen der Thromboseprophylaxe müssen intensiviert werden, wenn der Bewohner im Rahmen der MS-Therapie Kortison erhält.

  • Eine Thrombose wird vermieden.

  • Der Bewohner leidet unter einer Wärmeintoleranz. Bei hohen Körper- oder Umgebungstemperaturen kommt es zu einer Verschlechterung neurologischer Funktionen.

  • Der Bewohner sollte ausreichend trinken, damit er über das Schwitzen den Körper kühlen kann. Er sollte aber keinen Kaffee und keinen Alkohol zu sich nehmen.
  • Der Bewohner wird dazu motiviert, im Sommer den Schatten aufzusuchen.
  • Das Zimmer des Bewohners wird konsequent vor Hitze geschützt. Wir fahren frühzeitig die Rollläden runter.
  • Der Bewohner erhält kühlende Fußbäder, Duschen und kühle Getränke.
  • Bei extremer Hitze kann der Bewohner Kühlkleidung nutzen, also etwa eine Kühlweste oder eine Kühlhose. Zudem gibt es Kühltücher, Kühlarmbänder und Kühlkappen.
  • Der Bewohner sollte auf den Besuch einer Sauna verzichten und heiße Bäder vermeiden.

  • Eine Verschlechterung der neurologischen Funktionen wird vermieden.

  • Der Bewohner empfindet Berührungen als unangenehm. Dieses insbesondere, wenn der Kontakt nur leicht ist und "im Vorbeigehen" erfolgt. Er reagiert darauf mit Spastiken.
  • Auch der Kontakt mit anderen Oberflächen wie mit einer Bettdecke oder mit einem Pullover ist für den Bewohner schwer erträglich.

  • Die Pflegekraft informiert den Bewohner, bevor sie ihn berührt.
  • Wenn die Pflegekraft den Bewohner berührt, sollte dieses stets fest und mit der ganzen Hand erfolgen. Die Pflegekraft vermeidet es, den Bewohner nur mit den Fingerspitzen zu berühren oder nur leicht über die Haut zu streichen.
  • Wenn die Pflegekraft bemerkt, dass eine Berührung für den Bewohner unangenehm ist, sollte sie die Hand nicht zurückziehen, sondern den Kontakt beibehalten und den Druck mäßig steigern. Die Berührung muss eindeutig zu spüren sein.
  • Ein eng anliegendes Unterhemd verhindert, dass der Kontakt mit dem Pullover zu Schmerzen führt. Den gleichen Effekt hat oftmals ein eng anliegender Schlafanzug bei einem unangenehmen Kontakt mit der Bettdecke.

  • Für den Bewohner sind Berührungen nicht unnötig unangenehm.

  • Fiebrige Infektionen führen beim Bewohner zu neurologischen Beeinträchtigungen. Zudem steigt bei Fieber das Risiko eines erneuten Krankheitsschubs.
  • Im Rahmen der medikamentösen Therapie erhält der Bewohner Kortison. Dieses Steroidhormon führt ggf. zu einer Blutzuckererhöhung, zu Schlafproblemen sowie zu einer gesteigerten Anfälligkeit für Infekte.

  • Der Bewohner sollte sich einmal im Jahr gegen die Virusgrippe impfen lassen.
  • Der Bewohner sollte den Kontakt mit Personen meiden, die an einer akuten Infektion leiden.
  • Wir führen die Blutzuckerkontrollen besonders häufig durch.
  • Wir messen täglich die Körpertemperatur des Bewohners, um einen eventuell auftretenden Infekt frühzeitig zu erfassen.
  • Wenn es hinreichende Anzeichen für eine sich entwickelnde Infektion gibt, wird die Körpertemperatur des Bewohners noch engmaschiger überwacht. Bereits bei leichtem Fieber wird der Hausarzt informiert. Wir leiten frühzeitig fiebersenkende Maßnahmen ein.

  • Der Blutzuckerspiegel bleibt stets innerhalb normaler Werte.
  • Infekte werden vermieden.
  • Ein Krankheitsschub als Folge von Fieber wird abgewendet.

  • Der Bewohner leidet unter einer erheblichen Schmerzbelastung.
  • Die Schmerzen können auch durch vermeintlich unkritische Faktoren und Ereignisse ausgelöst werden, also etwa von Berührungen, vom Gewicht der Bettdecke, vom Kauen oder von einem kalten Luftzug.

  • Die Schmerzbelastung des Bewohners wird regelmäßig erfasst. Bei orientierten Senioren erfolgt dies durch Fragebögen und durch Schmerzskalen. Wenn der Bewohner aufgrund des fortgeschrittenen Krankheitsbilds nicht mehr zu einer solchen Kommunikation fähig ist, erfolgt die Einschätzung durch Beobachtung des Bewohners, etwa seiner Gestik und Mimik.
  • Wir prüfen, ob die Schmerzen die indirekte Folge der Multiplen Sklerose sind. Dazu zählen etwa Gelenk- oder Muskelschmerzen als Spätfolgen von anhaltender Fehlhaltung oder Bewegungsstörungen.
  • Wir sorgen für eine adäquate Schmerzbehandlung. Gemäß der ärztlichen Anordnung erhält der Bewohner Antidepressiva, Antirheumatika, Antiepileptika und/oder Opioide.
  • Wir schreiten nicht ein, wenn der Bewohner aufgrund der Schmerzbelastung Cannabis rauchen möchte.
  • Sofern der Bewohner dieses wünscht, erhält er alternative Schmerztherapien wie TENS, Hydrotherapie, Akupunktur oder Massagen.
  • Wir vermitteln dem Bewohner Techniken zur Entspannungstherapie.

  • Der Bewohner hat keine unnötigen Schmerzen und fühlt sich wohl.

  • Der Bewohner leidet unter einer beeinträchtigten Oberflächen- und Tiefensensibilität und unter Parästhesien.
  • Es besteht die Gefahr von Verbrennungen und von Infektionen, die lange unentdeckt bleiben.
  • Der Bewohner könnte sich verletzen, ohne dieses zu bemerken.

  • Wir prüfen, ob die Sensibilitätsstörungen tageszeitlich schwanken. Ggf. werden unangenehme Pflegemaßnahmen zeitlich verschoben.
  • Wir führen Berührungen der Haut vorsichtig durch, da schon minimale Berührungen als schmerzhaft empfunden werden können.
  • Wir dokumentieren, wann die Parästhesien auftreten und durch was sie ggf. ausgelöst werden.
  • Die Fußpflege wird nicht von uns, sondern durch einen Podologen durchgeführt.
  • Wir achten auf bislang unentdeckte Wunden; insbesondere im Bereich der Fußsohlen.

  • Wir vermeiden Folgeschäden.
  • Der Bewohner hat keine unnötigen Schmerzen und fühlt sich wohl.

Sich pflegen


  • Wärme intensiviert beim Bewohner bestehende Lähmungen. Dieses ist insbesondere nach warmen Vollbädern zu beobachten.

  • Der Bewohner wird soweit möglich vorzugsweise geduscht. Wenn ein Bad erforderlich ist, sollte die Wassertemperatur  moderat abgesenkt werden.

  • Die Verschlechterung der Bewegungsfähigkeit wird vermieden. Gleichzeitig bleibt die Körperpflege gewährleistet.

  • Als Folge der Erkrankung leidet der Bewohner unter Gleichgewichtsstörungen sowie unter Muskelschwäche. Dieses erschwert das Duschen des Bewohners. Insbesondere ist die Sturzgefährdung erhöht.

  • Wenn der Bewohner über ausreichende Körperkräfte verfügt und der Gleichgewichtssinn nur mäßig beeinträchtigt ist, kann er im Stehen duschen. Wir erklären ihm, dass er die Duschgriffe nutzen soll.
  • Wenn lediglich der Oberkörper instabil ist, wird der Bewohner beim Duschen auf einen einfachen Duschhocker gesetzt.
  • Ist der ganze Körper instabil, sollte ein Duschrollstuhl genutzt werden. Dessen feste Rückenlehne, Armlehnen und Fußstützen bieten dem Bewohner ausreichend Halt und Sicherheit.

  • Der Bewohner wird geduscht.
  • Die Sturzgefahr wird minimiert.

  • Der Bewohner ist nur eingeschränkt in der Lage, die Grundpflege durchzuführen.
  • Die Sensibilität ist beeinträchtigt. Der Bewohner könnte sich am heißen Waschwasser verbrühen, ohne dieses rechtzeitig zu bemerken.

  • Der Bewohner soll vor dem Waschbecken sitzen und die Ellenbogen beim Waschen, Zähneputzen und Rasieren aufstützen. Das vermindert den Intentionstremor.
  • Wir schlagen die Anschaffung einer Elektrozahnbürste vor. Der Griff ist dicker und die Bewegungen werden eigenständig von der Zahnbürste ausgeführt.
  • Wir bieten dem Bewohner Schwämme mit einem langen Griff an, damit er Körperbereiche wie den Rücken oder die Füße reinigen kann.
  • Falls der Bewohner nur einen Arm verwenden kann, sollte er ggf. einen Seifenschwamm nutzen.
  • Wir ermahnen den Bewohner, beim Einstellen der Wassertemperatur besonders vorsichtig zu sein. Die Pflegekraft prüft die Wassertemperatur mit der Hand.
  • Nach dem Duschen wird der Bewohner zum Abtrocknen auf einen Hocker begleitet. Wir nutzen einen Bademantel, um die Feuchtigkeit aufzunehmen.

  • Die Beweglichkeit, die Selbstständigkeit und die Motivation des Bewohners werden erhalten und gefördert.
  • Wir stärken das Selbstvertrauen und das Selbstwertgefühl.

Essen und trinken


  • Der Bewohner leidet unter Ataxie, Intentionstremor, Lähmungen oder Spastiken. Seine Bewegungen sind unsicher und ausfahrend. Er ist nicht mehr in der Lage, Speisen mit Messer, Gabel und Löffel zu sich zu nehmen.
  • Als Folge der Schluckstörungen steigt das Aspirationsrisiko.
  • Der Bewohner ist beim Essen häufig abgelenkt. Das beeinträchtigt das Kauen und das Schlucken.

  • Wir sorgen für ausreichend Ruhe beim Essen. Der Bewohner soll sich beim Essen möglichst gut auf das Kauen und auf das Schlucken konzentrieren.
  • Zur Einnahme der Mahlzeit wird der Bewohner in eine aufrechte Sitzposition gebracht. Der Kopf wird etwas nach vorne gebeugt.
  • Sofern es der Bewohner wünscht, kann er beim Essen einen Kleidungsschutz tragen.
  • Oftmals wirken kleine Schlucke Wasser während der Mahlzeit unterstützend bei der Nahrungsaufnahme. Wir stellen daher stets ein Glas Wasser für den Bewohner bereit und ermahnen ihn zum Trinken.
  • Wir füllen Gläser, Tassen und Becher nur halb voll.
  • Der Bewohner soll sich beim Essen Zeit lassen. Wir halten das Essen warm oder wärmen es ggf. wieder auf.
  • Wir bieten Besteck mit dicken Griffen und eine Schale mit hochgezogenem Rand an. Ggf. soll der Bewohner einen Löffel statt einer Gabel nutzen, da der Umgang einfacher ist.
  • Wir achten auf die Konsistenz der Nahrung. Falls notwendig werden Flüssigkeiten angedickt.
  • Der Bewohner soll seine Ellenbogen beim Essen auf dem Tisch abstützen und den Intentionstremor dadurch verringern.
  • Bei starken Schluckstörungen ist letztlich die Ernährung mittels PEG-Sonde notwendig.

  • Eine Aspiration wird vermieden.
  • Die Selbstständigkeit und die Motivation werden erhalten und gefördert.
  • Wir stärken das Selbstvertrauen und das Selbstwertgefühl.
  • Wir sorgen für eine ausreichende Nahrungs- und Flüssigkeitszufuhr.

  • Der Bewohner ist übergewichtig. Die Körpermasse reduziert seine Mobilität.
  • Der Bewohner konsumiert erhebliche Mengen tierischer Fette. Diese stehen im Verdacht, die Krankheitsentwicklung zu beschleunigen.

  • Der Bewohner erhält eine Ernährungsberatung. Er sollte sich abwechslungsreich ernähren und ausreichend Vitamine und Ballaststoffe zu sich nehmen.
  • Ggf. wird auf eine Reduktionskost umgestellt.

  • Durch eine Normalisierung des Körpergewichts erlangt der Bewohner einen Teil seiner Mobilität zurück.

Ausscheiden


  • Der Bewohner leidet an Obstipation.
  • Der Bewohner spürt keinen Stuhldrang und führt nicht ausreichend häufig ab.

  • Der Bewohner wird stets zur gleichen Zeit zur Toilette begleitet, um dort den Darm zu entleeren. Ideal ist i. d. R. ein Zeitpunkt kurz nach einer Hauptmahlzeit, da der Darm dann am aktivsten ist. Der Bewohner soll auch dann eine Toilette aufsuchen, wenn er keinen Stuhldrang spürt. Oftmals gelingt es nach einiger Zeit, den Darm zu "programmieren". Das Verdauungssystem wird so konditioniert, dass es jeden Tag zu einem (möglichst) fixen Zeitpunkt zu einer Darmentleerung kommt.
  • Vor dem Toilettengang führen wir eine Darmmassage durch.
  • Wir achten darauf, dass der Bewohner eine angemessene Flüssigkeitsversorgung erhält.
  • Der Bewohner soll ausreichend Ballaststoffe zu sich nehmen. Ideal sind Obst und Gemüse, Vollkornprodukte, Nüsse, Samenkerne und Getreideprodukte.
  • Soweit möglich soll sich der Bewohner körperlich bewegen.
  • Wir prüfen, ob die Einnahme von Laktulose oder von Flohsamen die Beschwerden lindert.
  • Wir testen, ob Kaffee, Tee und warmes Wasser die Darmentleerung anregen.
  • Sofern alle Alternativen ausgeschöpft sind, sollte der Bewohner osmotische Laxanzien erhalten.

  • Obstipationen werden vermieden.

  • Der Bewohner leidet unter einer Blasenentleerungsstörung.  Diese fördert die Harninkontinenz.
  • Es besteht die Gefahr eines Harnwegsinfekts.

  • Der Urin sollte regelmäßig auf farbliche und auf geruchliche Auffälligkeiten überprüft werden. Bei relevanten Veränderungen informieren wir den Arzt.
  • Bei Restharnbildung erfolgt eine regelmäßige Einmalkatheterisierung entweder vom Bewohner selbst oder durchgeführt von einer Pflegekraft. Wegen der Infektionsgefahr sollte kein transurethraler Dauerkatheter genutzt werden.
  • Der Bewohner erhält ein regelmäßiges Toilettentraining.
  • Wir stellen sicher, dass der Bewohner ausreichend Flüssigkeit zu sich nimmt.
  • Wir leiten ihn zu einer sorgfältigen Intimhygiene an.
  • Ggf. ist eine Versorgung mit einem suprapubischen Katheter sinnvoll.
  • Auf ärztliche Anweisung applizieren wir Spasmolytika, also krampflösende Arzneimittel.

  • Die Blasenentleerungsstörung wird gelindert. Eine Harninkontinenz wird vermieden.

  • Der Bewohner ist harninkontinent.
  • Der Bewohner klagt über erhöhten Harndrang.

  • Der Bewohner wird mit angemessenem Inkontinenzmaterial versorgt.
  • Wir führen ein individuelles Toilettentraining durch.
  • Wir führen Beckenbodentraining durch.
  • Der Bewohner wird ggf. mit einem suprapubischen Katheter versorgt.
  • Ein männlicher Bewohner kann mit einem Urinalkondom versorgt werden.
  • Der Bewohner erhält geeignetes Inkontinenzmaterial, etwa Vorlagen.
  • Wir empfehlen dem Bewohner, die Trinkmenge gleichmäßig über den Tag zu verteilen, um eine langsame Blasenfüllung zu erreichen.

  • Die Selbstständigkeit und die Motivation werden erhalten und gefördert.
  • Wir stärken das Selbstvertrauen und das Selbstwertgefühl.
  • Der Bewohner kann möglichst selbstständig ausscheiden.

  • Der Bewohner ist stuhlinkontinent.

  • Wir erstellen ein Defäkationsprotokoll. Danach streben wir eine regelmäßige Stuhlausscheidung durch ein individuelles Toilettentraining an.
  • Wir führen eine sorgfältige Hautpflege im Intimbereich durch.
  • Wir prüfen, ob die Nutzung von Analtampons sinnvoll ist.
  • Der Bewohner erhält angemessenes Inkontinenzmaterial, etwa Pants.

  • Eine Stuhlinkontinenz wird vermieden oder durch geeignete Hilfsmittel kompensiert.

  • Der Bewohner hat aufgrund der Erkrankung Probleme mit der Nutzung der Toilette.

  • Wir nutzen eine Toilettensitzerhöhung. Wir zeigen dem Bewohner, wie er die Haltegriffe im Bad zum Aufstehen nutzen kann.
  • Wir stellen sicher, dass der Bewohner das Toilettenpapier gut erreichen kann. Es sollte auf der am wenigsten beeinträchtigten Körperseite stehen.

  • Der Bewohner kann die Toilette eigenständig aufsuchen und benutzen.

Sich kleiden


  • Der Bewohner ist aufgrund der motorischen Einschränkungen nicht in der Lage, sich selbstständig an- und auszukleiden. Er benötigt Hilfsmittel und zeitweise personelle Unterstützung.

  • Bei der Beschaffung neuer Kleidung achten wir darauf, dass diese mit Reißverschlüssen statt mit Knöpfen ausgestattet ist. Wir versehen Reißverschlüsse mit einem zusätzlichen Hilfsmittel, etwa einer dicken Kordel, einem Ring oder kreativ mit einem Agraffenwirbel  für das Hochseeangeln.
  • Falls auf Haken und auf Knöpfe nicht verzichtet werden kann, sollten diese möglichst groß sein. Ggf. werden kleine Knöpfe durch große Knöpfe ersetzt. In diesem Fall muss auch das Knopfloch erweitert werden.
  • Wir stellen feste Schuhe mit Klettverschlüssen bereit und achten auf den richtigen Sitz. Wir nutzen keine Schuhe mit Schuhbändern. Der Bewohner erhält einen verlängerten Schuhanzieher.
  • Der Bewohner sollte sich stets im Sitzen ankleiden. Beim Anziehen der Kleidung sollte er mit der motorisch stärker beeinträchtigten Körperseite beginnen.
  • Wenn sich der Bewohner ein Hemd anzieht, soll er zunächst ein paar Knöpfe schließen, dann das Hemd über den Kopf ziehen und schließlich die verbleibenden Knöpfe zumachen.
  • Wir statten den Bewohner mit weiteren Hilfsmitteln aus, z. B. einem Schuhanzieher.

  • Die Selbstständigkeit und die die Motivation werden erhalten und gefördert.
  • Wir stärken das Selbstvertrauen und das Selbstwertgefühl.

Ruhen und schlafen


  • Der Bewohner leidet an Schlafstörungen als Folge der nächtlichen Spasmen, des Harndrangs oder der Schmerzen.
  • Der Bewohner nimmt Medikamente ein. Diese beeinträchtigen die Schlafstruktur oder lösen eine erhöhte Tagesmüdigkeit aus.
  • Die Diagnose der Multiplen Sklerose führt beim Bewohner zu Verunsicherung und zu Zukunftsängsten. Im weiteren Verlauf der Erkrankung leidet der Bewohner zunehmend unter Depressionen, die mit Ein- und Durchschlafstörungen einhergehen.
  • Der Bewohner leidet unter SAS (Schlafapnoesyndrom). Es kommt also im Schlaf zu Atempausen. Der Schlaf ist wenig erholsam.
  • Der Bewohner leidet unter RLS (sog. "Restless-Legs-Syndrom"). Der Bewohner klagt gegen Abend unter Missempfindungen im Bereich der Beine. Dieses löst einen Bewegungsdrang und Unruhe aus. Letztlich kommt es zu Ein- und Durchschlafstörungen sowie zu ausgeprägter Tagesmüdigkeit.

  • Am Tag sollte der Bewohner nur wenig schlafen. Insbesondere ein ausgedehnter Mittagsschlaf ist für eine erholsame Nachtruhe i. d. R. kontraproduktiv.
  • Der Bewohner sollte gymnastische Übungen oder sonstige körperliche Aktivitäten direkt vor dem Zubettgehen vermeiden. Er sollte erst dann zu Bett gehen, wenn er müde ist.
  • Eine ruhige Schlafumgebung ist wichtig. Wir stellen unnötige Geräuschquellen ab, also etwa den Fernseher.
  • Der Bewohner soll jahrelang gewöhnte Einschlafrituale auch in unserer Einrichtung weiter pflegen, also etwa das Lesen seiner "Schlummerlektüre".
  • Gemeinsam mit dem Bewohner bestimmen wir die Faktoren, die den Schlaf stören. Diese werden soweit möglich gelindert. So können etwa Spastiken, Schmerzen und Missempfindungen medikamentös therapiert werden.
  • Ab dem Nachmittag sollte der Bewohner keinen Kaffee oder andere koffeinhaltige Getränke zu sich nehmen. Von einem alkoholhaltigen Schlummertrunk raten wir dem Bewohner ab, da Alkohol den gesunden Schlafablauf stört.
  • Wir prüfen, ob die Schlafstörung die Folge einer Medikamentennebenwirkung ist. In einem solchen Fall ist es sinnvoll, die Dosis zu reduzieren oder den Wirkstoff zu wechseln.
  • Wenn eine schwere Depression vorliegt, sollte eine Kombination von Psychotherapie und einem modernen Antidepressivum gewählt werden. Schlafstörungen können durch sedierende Antidepressiva therapiert werden.
  • Atemstörungen im Schlaf können durch eine Überdrucktherapie kompensiert werden.
  • RLS-Beschwerden können oftmals durch kalte Güsse und Massagen gelindert werden. Der Bewohner soll den Konsum von Alkohol, Nikotin, Koffein und Schokolade reduzieren. Eine medikamentöse Therapie umfasst L-Dopa, Dopaminagonisten sowie Opioide.
  • Wir stellen sicher, dass das Schlafzimmer angenehm kühl ist.
  • Bei Schmerzen und bei Spastiken im Bereich des Rückens und des Nackens ist es besonders wichtig, dass die Matratze und das Kissen eine erholsame Ruhe bieten. Bei der Auswahl berücksichtigen wir die Faktoren Druckempfindlichkeit, Oberflächensensibilitätsstörungen und Körpertemperaturregulationsstörungen. Eine zumeist ideale (aber teure) Lösung ist ein Wasserbett.

  • Der Bewohner findet in der Nacht ausreichend Schlaf und kann seine Kräfte regenerieren.
  • Am Tag ist der Bewohner aktiv und nicht müde.

Sich beschäftigen


  • Als Folge der neuronalen Schädigung ist die Sehfähigkeit des Bewohners beeinträchtigt. Er kann weder lesen noch fernsehen.

  • Gemeinsam mit dem Augenarzt prüfen wir, welche Sehhilfen der Bewohner nutzen sollte. Dazu zählen Brillen, Lupenbrillen und elektronische Lesegeräte.
  • Falls die Sehstörungen bei Wärmebelastung oder bei körperlicher Aktivität auftreten, sollte der Bewohner konsequent Hitze meiden.

  • Die Sehfähigkeiten des Bewohners bleiben in einem möglichst großen Umfang erhalten. Er kann sich sinnvoll beschäftigen.

Sich als Mann oder Frau fühlen und verhalten


  • Der Bewohner leidet unter einer erektilen Dysfunktion.
  • Die Libido ist reduziert.

  • Wir klären, ob die Probleme durch eingenommene Medikamente mitverursacht werden, also etwa durch Psychopharmaka oder durch blutdrucksenkende Mittel. Gemeinsam mit dem Arzt prüfen wir, ob der Bewohner alternative Wirkstoffe erhalten sollte. Ggf. kann der Applikationszeitpunkt angepasst werden.
  • Ggf. wird eine erektile Dysfunktion mit Sildenafil (Viagra) oder mit einem ähnlichen Wirkstoff behandelt.
  • In vielen Fällen ist die erektile Dysfunktion die Folge der mentalen Belastung. Hier ist eine psychologische Betreuung erforderlich, ggf. erweitert um pflanzliche Mittel zur Behandlung von Potenzstörungen wie Yohimbin.

  • Der Bewohner hat ein erfülltes Sexualleben. Das Selbstbewusstsein und die Lebensfreude werden gesteigert.

  • Die Bewohnerin klagt über Empfindungsstörungen und Schmerzen im Genitalbereich.
  • Die Orgasmusfähigkeit und die Libido sind reduziert.
  • Die verminderte sexuelle Aktivität beeinträchtigt die Paarbeziehung.

  • Gemeinsam mit dem behandelnden Arzt prüfen wir, ob eine Hormontherapie (etwa mit Tibolon) die Symptomatik bessert.
  • Bei Schmerzen im Genitalbereich kann eine prophylaktische Schmerztherapie vor Beginn der sexuellen Aktivität erfolgen, etwa mit einem schmerzmodulierenden Antiepileptikum.

  • Die Bewohnerin hat ein erfülltes Sexualleben. Das Selbstbewusstsein und die Lebensfreude werden gesteigert.

Für eine sichere Umgebung sorgen


  • Der Bewohner ist sehr sturzgefährdet aufgrund der Bewegungseinschränkung.

  • Wir beseitigen Hindernisse.
  • Wir schaffen Sitzmöglichkeiten und Abstützmöglichkeiten im Zimmer.
  • Wir bringen ggf. eine Toilettensitzerhöhung an.
  • Wir sorgen für eine gute Beleuchtung im Zimmer.
  • Wir beseitigen Schwellen, Teppichkanten und auf der Erde liegende Elektrokabel.
  • Wir sichern den Bewohner ggf. vor dem Herausfallen aus dem Bett. Die rechtlichen Beschränkungen bei Fixierungen werden beachtet.

  • Der Bewohner soll sich sicher und geborgen fühlen.
  • Die Selbstständigkeit und die Motivation werden erhalten und gefördert.
  • Wir stärken das Selbstvertrauen und das Selbstwertgefühl.
  • Die Bewegungsfreiheit wird ermöglicht.
  • Der Bewohner soll seine körperlichen Grenzen erkennen.

Soziale Bereiche des Lebens sichern


  • Der Bewohner leidet unter Schwindel und unter Gangstörungen. Er vermeidet es, sich in der Öffentlichkeit zu bewegen. Er befürchtet, dass ihn andere Menschen für alkoholisiert halten.

  • Wir raten dem Bewohner, einen Stock, einen Gehwagen oder einen Rollstuhl zu nutzen. Diese Hilfsmittel steigern die Mobilität und senken das Sturzrisiko. Gleichzeitig signalisieren sie der Umwelt, dass die Gangstörungen die Folge einer Krankheit und nicht von Alkoholkonsum sind.

  • Der Bewohner bleibt mobil. Gleichzeitig bleibt er in das soziale Leben seiner Umgebung eingebunden.

Mit existenziellen Erfahrungen des Lebens umgehen


  • Der Bewohner leidet unter Stimmungsschwankungen. Er ist zeitweise stark euphorisch, manchmal depressiv oder aggressiv.

  • Wir stellen auf Wunsch Kontakt zu einer Selbsthilfegruppe her.
  • Wir suchen ggf. den Kontakt zur jeweiligen Kirchengemeinde.
  • Wenn der Bewohner in einer übertrieben euphorischen Stimmung ist, wird dieser nicht noch ermuntert. Wir versuchen, die Situation zu versachlichen.
  • Bei depressiver Stimmung sorgen wir für Ablenkung und Abwechselung im Alltag.

  • Der Bewohner findet den inneren Frieden und die innere Mitte wieder.



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