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MDK-Prüfung (Qualitätsaspekt 6.3 Maßnahmen zur Vermeidung und zur Behebung von Qualitätsdefiziten)

In der alten Transparenzprüfung waren die klassischen Qualitätsinstrumente wichtige Prüfkriterien. Ihre bloße Existenz galt als Nachweis eines funktionierenden Qualitätsmanagements. Das ist vorbei. Die kümmerlichen Reste der geforderten QM-Arbeit werden im Qualitätsaspekt 6.3 zusammengefasst.


MDK-Prüfung (Qualitätsaspekt 6.3 Maßnahmen zur Vermeidung und zur Behebung von Qualitätsdefiziten)


  • Als die alten Pflegenoten geplant wurden, gab es nur in wenigen Einrichtungen ein effektives Qualitätsmanagement. Binnen weniger Jahre führten die meisten Häuser unter dem Druck der MDK-Prüfer ein eindrucksvolles Instrumentarium ein. Dieses häufig nur auf dem Papier. Denn der MDK interessiert sich bislang nicht für reale Ergebnisse, sondern nur für schriftliche Nachweise und Unterlagen. Im Detail:
    • Gründung eines Qualitätszirkels (der nur dafür tagt, um schöne Sitzungsprotokolle zu produzieren)
    • Benennung einer Qualitätsbeauftragten (die tatsächlich mehr am Bett als am Schreibtisch arbeitet)
    • Entwicklung von Pflegestandards (die sich kein Mensch durchliest; abgesehen vom MDK)
    • Fallbesprechungen (fünf Minuten für die Diskussion, fünfzehn Minuten für das Ausfüllen des Formulars für den MDK)
    • Erstellung eines QM-Handbuchs (als Staubfänger in jedem Wohnbereich)
    • systematische Auswertung von Fachliteratur (Beschaffung von teuren Fachbüchern nur zum Vorzeigen bei der Qualitätsprüfung)
    • Fortbildungsmaßnahmen (Hauptsache billig, dafür mit schönen Teilnahmebescheinigungen)
  • Und tatsächlich funktionierte dieses Possenspiel über all die Jahre ganz prima. Der MDK tat so, als würde er die Qualität kontrollieren. Das Pflegeheim gab vor, ein vitales Qualitätsmanagement zu betreiben. Mit Einführung der neuen Qualitätsprüfung werden diese QM-Attrappen zwar nicht völlig obsolet, verlieren jedoch erheblich an Bedeutung.
Frage: Werden geeignete Maßnahmen im Rahmen des internen Qualitätsmanagements durchgeführt, um Qualitätsdefizite zu identifizieren?
  • Es liegt im Interesse der Einrichtung, auftretende Mängel selbstständig zu finden. Im Idealfall noch, bevor der MDK darüber stolpert. Zumeist sind die dafür notwendigen Instrumente bereits installiert.
  • Ein klassisches Werkzeug für die Schwachstellenanalyse ist die Mitarbeitervisite. Bei dieser Form der Pflegevisite begleitet die PDL, die QMB oder die Praxismentorin eine Pflegekraft und sieht dieser bei der Arbeit über die Schulter. Kleinere Fehler werden direkt vor Ort besprochen und korrigiert. Bei umfangreichen Qualifikationslücken ist ggf. eine Fortbildung sinnvoll.
  • Ein ebenso praktisches Instrument ist das Beschwerdemanagement. Hier machen Bewohner, Angehörige sowie externe Partner ihrem Ärger Luft, wenn es zu Problemen kommt. Und sofern die Box mit den Reklamationen nicht direkt im Altpapier entsorgt wird, finden sich dort mitunter wichtige Hinweise auf Qualitätsdefizite.
  • Einige Pflegeheime verfügen sogar über ein betriebliches Vorschlagswesen oder gar über ein ausformuliertes Fehlermanagement. Vorbildlich!
Frage: Werden Qualitätsdefizite systematisch bewertet und bei Bedarf bearbeitet?
  • Die Erfassung von Mängeln ist nur der erste Schritt. Den MDK interessiert auch, welche Konsequenzen daraus gezogen werden. Die Pflegeeinrichtung sollte ein oder zwei Beispiele dafür nennen können, wie sie Defizite erfolgreich beseitigte:
    • Eine Bewohnerin ist mit MRSA besiedelt. Der Hausarzt führt eine Sanierung durch und besucht dafür regelmäßig die Einrichtung. Er bemerkt, dass einzelne Pflegekräfte sich zwar die Hände desinfizieren, dabei aber die Einwirkzeit nicht abwarten. Er schreibt eine Beschwerde. Die PDL spricht dieses Thema bei der nächsten Teamsitzung an. Die richtige Durchführung der Händehygiene wird von allen Pflegekräften praktisch geübt. In den Folgemonaten trat das Problem nicht mehr auf. Dieses bestätigt auch der Hausarzt.
    • Bei einer Dienstübergabe klagt eine Pflegekraft darüber, dass es ihr schwerfällt, per Drucktest einen Dekubitus ersten Grads festzustellen. Das Team schlägt vor, statt des Fingerdrucktests den Lupentest einzuführen. Der Qualitätszirkel befasst sich mit diesem Thema und beschließt die Beschaffung der notwendigen transparenten Beobachtungsgläser. Um die richtige Durchführung des Lupentests sicherzustellen, wird ergänzend ein Pflegestandard dafür erstellt. In der Folgezeit werden mehrere Druckgeschwüre bereits im Frühstadium erkannt und behandelt.
Frage: Hat die Einrichtung geeignete Maßnahmen eingeleitet, um schlechte Versorgungsergebnisse (Qualitätsindikatoren) zu verbessern?
  • Dieses sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein. Ein schlechtes Abschneiden bei den Qualitätsindikatoren ist für jede Einrichtung ein Desaster. Die Ergebnisse werden im Internet publiziert, sind also für neue Bewohner, für deren Angehörige und für potenzielle neue Mitarbeiter einsehbar. Daher sollte die PDL konsequent gegensteuern, wenn eine der Kennzahlen Richtung “ein Punkt” geht, die Ergebnisqualität also weit unter dem Durchschnitt liegt. Die meisten schlechten Indikatoren sind das Ergebnis von Wissenslücken. Daher sind Fortbildungen, etwa in Form von Inhouse-Seminaren, zumeist ein guter erster Schritt. Auch Kooperationen mit externen Partnern machen beim MDK bestimmt Eindruck.
    • Beispiel: In einem Pflegeheim lässt die Mobilität der Bewohner erschreckend schnell nach. Dieses liegt auch daran, dass die Versorgung mit Mobilitätshilfsmitteln nicht optimal ist. Die Heimleitung sucht daher den Kontakt zu einem benachbarten Sanitätshaus, das kurz zuvor eröffnete. Jetzt kommt regelmäßig ein Mitarbeiter des Geschäfts in die Wohnbereiche und prüft, welche Hilfsmittel für jeden Bewohner ideal wären. Schon bei der nächsten Erhebung der Daten für die Indikatoren steigt die Bewertung auf drei Punkte. Die Ergebnisqualität liegt also nahe beim Durchschnitt.
Frage: Werden Maßnahmen zur Qualitätssicherung evaluiert?
  • Der MDK fordert, dass die Einrichtung selbst überprüft, ob die Maßnahmen zur Qualitätsoptimierung wirksam sind. Dafür gibt es viele Möglichkeiten. Ein Beispiel:
    • Bei einer Bewohnerbefragung waren die meisten Senioren mit dem Service des Pflegeheims weitgehend zufrieden. Nur die Speisenversorgung traf auf wenig Gegenliebe. Hier gab es schlechte Noten. Bislang nutzte die Einrichtung einen Caterer, der zumeist die Schulen in der Umgebung versorgte. Die Heimleitung wechselte daher zu einer Großküche, die die beiden Krankenhäuser versorgt. Einige Monate nach dem Lieferantenwechsel wiederholt die Einrichtung die Befragung. Die Zufriedenheit mit den Mahlzeiten steigt spürbar.
Frage: Sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Verfahren zur Identifizierung von Qualitätsproblemen einbezogen?
  • Der Volkswagen-Konzern gilt als einer der Pioniere des hausinternen Vorschlagswesens. Jeder Angestellte kann dabei helfen, die Produktqualität des Autobauers zu verbessern. Wenn ein Mitarbeiter eine Schwachstelle findet, kann er diese melden und einen Verbesserungsvorschlag machen. Wird dieser umgesetzt, gibt es eine Prämie.
  • Dieser Grundgedanke ist auch in Pflegeheimen sinnvoll. Eine PDL sollte stets ein offenes Ohr haben, wenn ein Mitarbeiter ein Problem meldet oder Optimierungspotenzial sieht. Das gesamte Team sollte schriftlich darüber informiert werden, dass es im Haus ein Vorschlagswesen gibt. Ideen können auf einem bereitgestellten Formular schriftlich fixiert und eingereicht werden. (Siehe: “Vorschlagswesen: Locken Sie Ihr Team mit Prämien!” )
  • Eine weitere Option sind Fehlersammelkarten. Es handelt sich dabei um Formulare, die für alle Pflegekräfte frei zugänglich sind. Für jeden der häufigsten Fehler gibt es eine Zeile, etwa “Händedesinfektion vergessen”, “Handzeichen vergessen”, “Medikament zu spät verabreicht” usw. Jeder Mitarbeiter setzt ganz anonym einen Strich, wenn ihm dieser Fehler unterlaufen ist. Nach einigen Wochen liest man anhand der Strichlisten ab, wo es im Pflegeteam gehäuft zu Problemen kommt. (Siehe: “Kinderleicht: Mängeljagd per Fehlersammelkarte” )



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