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Standardpflegeplan "Pflege von Senioren mit einer künstlichen Hüfte / Totalendoprothese / TEP" (AEDL)

Die Implantation einer künstlichen Hüfte ist für die meisten Senioren letztlich ein Segen. Betroffene, die jahrelang vor Schmerzen kaum gehen konnten, sind plötzlich wieder richtig gut zu Fuß unterwegs. Wir zeigen Ihnen, welche Auswirkungen der Eingriff kurz- und langfristig auf die tägliche Pflege hat.


Standardpflegeplan "Pflege von Senioren mit einer künstlichen Hüfte / Totalendoprothese / TEP"


  • Bei einer Totalendoprothese (abgekürzt "TEP") handelt es sich um ein künstliches Kugelgelenk, das ein geschädigtes Hüftgelenk ersetzt.
  • In Deutschland werden pro Jahr mehr als 180.000 künstliche Hüftgelenke eingesetzt.
  • Die Hauptindikationen für eine Totalendoprothese sind:
    • Verschleißkrankheit des Hüftgelenks (idiopathische Coxarthrose)
    • Erkrankungen der hüftnahen Knorpel/Knochen, die eine Zerstörung des Hüftgelenks auslösen (z. B. Hüftkopfnekrose).
    • Schädigung der Gelenkinnenhaut mit Übergreifen auf den Hüftgelenkknorpel und/oder Hüftgelenkknochen (etwa als Folge einer rheumatoiden Arthritis).
    • Vorzeitiger Hüftgelenkverschleiß als Folge einer Fehlanlage des Hüftgelenks (etwa bei Hüftdysplasie).
    • Erkrankungen des Gelenks, die in der Kindheit zu einer Verformung des Knochens und zu vorzeitigem Verschleiß führen.
    • Folgen einer Schenkelhalsfraktur oder anderer Verletzungen
  • Als Folge des technischen Fortschritts steigt die Nutzungsdauer der Hüftprothesen. Zehn Jahre nach dem Eingriff sind 95 Prozent der Hüftprothesen noch sicher verankert. Erst nach rund 15 Jahren steigt der Anteil der sich lockernden Prothesen als Folge des Materialverschleißes spürbar an. Die Hüftprothese muss dann ersetzt werden.
  • Es gibt zwei unterschiedliche Möglichkeiten, um eine Totalendoprothese in der Knochenstruktur zu verankern:
    • Bei der zementierten TEP wird ein schnell härtender Kunststoff ("Knochenzement") für die Verankerung genutzt. Der zentrale Vorteil dieser Technik besteht in der schnellen Belastbarkeit des Gelenks. Der Patient ist schon wenige Tage nach dem Eingriff mobil, wenn auch zunächst mit einem Gehwagen und anschließend mit Unterarmstützen. Eine zementierte TEP lässt sich nur mit großem Aufwand wieder entfernen und durch eine andere Prothese ersetzen. Diese Technik wird zumeist nur bei Patienten über 65 Jahre verwendet, da bei dieser Altersgruppe ein Austausch der TEP nach 15 oder mehr Jahren zumeist nicht mehr sinnvoll sein wird.
    • Bei einer zementfrei implantierten TEP lässt sich das Gelenk in den ersten sechs Wochen nach dem Eingriff nur eingeschränkt belasten. Diese Prothese wird bei jüngeren Patienten implantiert, die eine mehrmonatige Teilimmobilität voraussichtlich gut überstehen werden.
Anmerkung:
  • Standardpflegepläne geben für spezielle Pflegeprobleme die typischen pflegerischen Maßnahmen vor, so etwa wie in diesem Beispiel für Totalendoprothesen. Standardpflegepläne umfassen generelle und potenzielle Pflegeprobleme, Pflegemaßnahmen und Pflegeziele.
  • Aus diesem Grund erleichtert ein Standardpflegeplan zwar die Pflegedokumentation, aber er ersetzt auf keinen Fall eine individuelle auf den Bewohner / Patienten bezogene Pflegeplanung.
  • Jede Pflegefachkraft ist gehalten, diese generellen Pflegeprobleme, Pflegemaßnahmen und Pflegeziele auf Relevanz zu überprüfen und an die individuellen Einschränkungen und Ressourcen des jeweiligen Bewohners / Patienten anzupassen. Wichtig ist auch beim Einsatz von Standardpflegeplänen, diese in regelmäßigen Abständen zu überprüfen und ggf. zu überarbeiten, da sie immer auf dem aktuellen Stand sein sollten.

Pflegeproblem

Pflegemaßnahmen

Pflegeziel


Sich bewegen


  • Die Fähigkeit zu gehen ist eingeschränkt.
  • Beim Gehen besteht die Gefahr, dass der Bewohner das Hüftgelenk überlastet.
  • Dem Bewohner ist die Nutzung von Gehhilfen unangenehm. Er möchte nicht, dass das Umfeld die Schwere der Erkrankung sieht.

  • Wenn der Bewohner in den Stand mobilisiert wird, achten wir darauf, dass die Beine nicht nach innen oder nach außen rotiert sind.
  • In den ersten Wochen nach dem Eingriff sollte der Bewohner Gehhilfen nutzen. Falls der Bewohner die Verwendung von Gehhilfen ablehnt, sollte ein Kompromiss gefunden werden. Ggf. kann der Bewohner nach sechs Wochen auf die Gehhilfen innerhalb der Einrichtung verzichten. Dafür nutzt er die Gehhilfen aber außerhalb des Hauses, also etwa bei Spaziergängen oder Arztbesuchen.
  • Frühestens nach zwei Wochen können die Unterarmgehstützen gegen zwei Handstöcke ausgetauscht werden.

  • Der Bewohner belastet das Hüftgelenk beim Gehen so wenig wie möglich.
  • Der Bewohner nutzt die angebotenen Gehhilfen.

  • Der Bewohner darf sich in den ersten Monaten nach dem Eingriff nicht bücken. Gegenstände, die auf dem Boden liegen, sind für ihn unerreichbar.

  • Er erhält eine lange Greifzange, damit er Gegenstände vom Boden aufnehmen kann.
  • Alternativ soll der Bewohner das operierte Bein nach hinten führen. Er hält sich nun an einer sicheren Stelle fest. Dann stellt er das nicht operierte Bein nach vorne in Schrittstellung. Er kann nun nach dem Gegenstand greifen.
  • Wenn der Bewohner einen Gegenstand nicht vom Boden bergen kann, soll er nach einer Pflegekraft klingeln.

  • Ein Sturz beim Bücken wird vermieden.
  • Der Bewohner wird in die Lage versetzt, Gegenstände vom Boden aufzunehmen.

  • Die Fähigkeit zur körperlichen Bewegung ist eingeschränkt.
  • Als Folge des Bewegungsmangels drohen Kontrakturen, Pneumonie, Adipositas und andere Risiken.

  • Der Umfang der körperlichen Bewegung wird in enger Kooperation mit dem behandelnden Arzt festgelegt.
  • Zumeist wurden dem Bewohner im Krankenhaus verschiedene Bewegungsübungen demonstriert. Wir stellen sicher, dass der Bewohner auch nach seiner Rückkehr in unsere Einrichtung das Training fortsetzt. Wir arbeiten eng mit dem Physiotherapeuten zusammen.
  • Wir animieren den Bewohner, auch nach der Implantation weiterhin unsere Gymnastikangebote zu besuchen. Insbesondere sollte der Bewohner an der Rückenschule teilnehmen.
  • Im Rahmen der vom Arzt vorgegebenen Bewegungsmöglichkeiten führen wir Übungen zur Kontrakturenprophylaxe durch.

  • Der Bewohner bleibt körperlich aktiv. Er kann die Grenzen der eigenen Leistungsfähigkeit einschätzen.

  • Der Bewohner hinkt. Dadurch steigt das Sturzrisiko. Zudem beeinträchtigt dieses die Haltbarkeit der Prothese.
  • Der Bewohner verwendet nur eine Gehhilfe. Die zweite Gehhilfe lässt er weg. Dadurch wird das Hinken verstärkt.

  • Wir stellen sicher, dass der Bewohner eine Physiotherapie erhält. Die vorgegebenen Kraft- und Balanceübungen soll der Bewohner auch in seiner Freizeit regelmäßig durchführen.
  • Der Bewohner wird immer wieder an das "richtige" Gehen erinnert, wenn eine Pflegekraft das Hinken bemerkt. Wir machen ihn darauf aufmerksam, dass die Prothese durch das Hinken schneller abnutzt.
  • Wir bitten auch die Angehörigen und Mitbewohner darum, dass diese den Bewohner auf ein Hinken aufmerksam machen.
  • Wir ermahnen den Bewohner, beim Gehen stets beide Gehhilfen zu nutzen.

  • Das Hinken bildet sich zurück.
  • Die Prothese wird nicht unnötig belastet.

  • Der Bewohner wurde vor kurzer Zeit operiert. Als Folge des Eingriffs ist seine Mobilität erheblich eingeschränkt. Er ist weitgehend bettlägerig.

  • Wir stellen sicher, dass jede schädliche Rotation des betroffenen Beins vermieden wird. Wir lagern das Bein stets in der Mittelstellung. (Hinweis: Häufig soll das Bein auch in einer leichten Abduktion gelagert werden.)
  • Eine Überstreckung im Liegen vermeiden wir, indem das Knie unterlagert wird. Die Pflegekraft achtet darauf, dass die Ferse schonend gelagert wird. Wir nutzen im Wechsel Weich- und Hohllagerungen.
  • Bei einer Lageveränderung wird das Bein stabilisiert. Die Pflegekraft stellt sicher, dass sich das Bein nicht gegen die Körperachse verdreht. Der Bewohner kann sich schützen, indem er die Muskulatur des Beines anspannt und die Zehen "in Richtung Nase" anzieht.
  • In den ersten Tagen nach der Operation darf das Kopfende des Betts nur maximal um 45° angestellt werden. Wir prüfen, ob diese Beschränkung auch nach der Rückkehr in die Pflegeeinrichtung besteht.
  • Der Nachtschrank wird auf der operierten Seite platziert, da zunächst das kurzzeitige Drehen nur auf die operierte Seite möglich ist.

  • Die Immobilität als Folge der Operation wird überwunden. Das Hüftgelenk wird nicht überlastet.

  • Der Bewohner hat nach der Operation einen Teil seiner Mobilität wiedererlangt. Die Bettlägerigkeit ist überwunden. In den ersten 12 Wochen nach dem Klinikaufenthalt muss das Gelenk vor jeder Überbelastung geschützt werden.
  • Als Folge des operativen Eingriffs ist die Kreislaufsituation des Bewohners instabil. Insbesondere nach einer Mobilisierung in den Stand wird dem Bewohner oftmals “schwarz vor den Augen”.

  • Zumeist wurden dem Bewohner bei der Anschlussheilbehandlung verschiedene Bewegungsübungen zur Kräftigung der Muskulatur vermittelt. Diese sollte der Bewohner auch weiterhin durchführen.
  • Nach sechs bis zwölf Monaten kann der Bewohner ggf. verschiedene Sportarten betreiben. Zwei Kategorien kommen infrage:
  • Sportarten mit geführten Bewegungen, bei denen es nicht zu ruckartigen und schlecht zu kontrollierenden Bewegungen kommen kann. Also etwa: Fahrrad fahren mit erhöhtem Sattel, mäßigem Widerstand und erniedrigtem Einstieg, Nutzung eines Fahrradheimtrainers, Spaziergänge auf ebenen Wegen usw.
  • Wassersportarten, bei denen ein Großteil des Körpergewichts durch den Auftrieb kompensiert wird. Also etwa: Schwimmen (Kraulstil besser als Brustschwimmen), Wassergymnastik usw.
  • In jedem Fall sollte der Bewohner an der Sportgruppe teilnehmen, die regelmäßig in unserer Einrichtung stattfindet.
  • Während einer Mobilisierung achten wir auf Zeichen eines nahenden Kollaps. Dazu zählen Blässe, Blutdruckabfall, erhöhte Atemfrequenz und starke Schweißbildung. Wenn dieses auftritt, brechen wir die Mobilisierung sofort ab und transferieren den Bewohner umgehend zurück in das Bett.
  • Der Bewohner sollte in keinem Fall schwere Lasten tragen. Selbst nach vollständiger Abheilung ist die maximale Last auf 20 Prozent des eigenen Körpergewichts zu begrenzen.

  • Durch regelmäßiges Training wird die körperliche Leistungsfähigkeit wieder hergestellt.
  • Ein Kreislaufkollaps wird vermieden.
  • Das Gelenk erhält das Maß an Schonung, das für eine Abheilung erforderlich ist.

  • Der Bewohner hat die Operation gut überstanden. Allerdings überschätzt er seine körperlichen Fähigkeiten und überlastet das Gelenk.

  • Wir sprechen den Bewohner an, wenn wir eine Überbelastung vermuten.
  • Bei einer zementfreien TEP liegt die Belastungsgrenze anfangs bei zumeist 10 bis 20 Kilogramm. Damit der Bewohner ein Gefühl für dieses Gewicht bekommt, kann er seinen Fuß auf eine Personenwaage stellen und diesen dann bis zum Erreichen dieser Grenze belasten.
  • Wir achten auf die typischen Symptome, die für eine Gelenksüberlastung sprechen, also etwa Schmerzen, Schwellungen oder Erwärmung des gelenkumgebenden Gewebes.
  • Wir nutzen Kälteanwendungen, um die Symptomatik zu lindern. Alternativ legen wir Salbenverbände oder Quarkwickel auf. Der Bewohner soll in den folgenden Tagen das Gelenk schonen.

  • Eine Überbelastung des Gelenks wird vermieden. Wenn dennoch eine Überbelastung erfolgt, lassen die Symptome schnell wieder nach.

  • Der Bewohner muss verschiedene Etagen erreichen. Die Nutzung einer Treppe ist riskant, da der Bewohner auf Gehhilfen angewiesen ist.

  • Der Bewohner sollte auf die Nutzung von Treppen verzichten und stattdessen den Aufzug verwenden.
  • Sofern die Nutzung einer Treppe unvermeidlich ist, instruieren wir den Bewohner entsprechend.
  • Wenn der Bewohner eine Treppe hinaufgeht, soll er jede Stufe mit dem nicht operierten Bein beginnen. Mit einer Hand hält sich der Bewohner am Geländer fest. Mit der anderen Hand stützt er sich auf die Unterarmgehhilfe. Mit dieser Hand hält er auch die zweite, aktuell nicht benötigte Gehhilfe fest. Dann wird das operierte Bein nachgesetzt. Dieses Bein wird stets von der Unterarmgehilfe unterstützt.
  • Wenn der Bewohner eine Treppe hinunter gehen will, nimmt er jede Stufe zunächst mit dem operierten Bein. Zeitgleich setzt er die Gehhilfe auf dieser Stufe auf. Dann wird das gesunde Bein nachgesetzt. Mit der freien Hand hält sich der Bewohner am Handlauf fest.
  • Wir verdeutlichen dem Bewohner das richtige Hoch- und Runtersteigen der Treppe mit folgendem Sinnspruch: “Das Gute zum Himmel, das Schlechte zur Hölle.” Dabei bedeutet “zum Himmel” = “Treppe hoch”; “zur Hölle” = “Treppe runter”; “das Gute” = “das gesunde Bein”; “das Schlechte” = “das betroffene Bein”.

  • Der Bewohner kann die Treppe sicher nutzen.

Vitale Funktionen des Lebens aufrechterhalten


  • Der Bewohner weist verschiedene Risikofaktoren für die Entwicklung eines Dekubitus auf. Gleichzeitig sind als Folge der Operation die Möglichkeiten zur Lagerung eingeschränkt.

  • Im Rahmen der Dekubitusprophylaxe kann der Bewohner ggf. in eine 15° und eine 30°-Lagerung gebracht werden.
  • Für kurze Lagerungsintervalle kann ggf. die 90°-Seitenlagerung genutzt werden. Sie ist zunächst nur auf der operierten Seite möglich. Mit einem Kissen zwischen den Beinen vermeiden wir, dass sich beide Beine überkreuzen. Wir beachten, dass sich der Auflagedruck in der Seitenlage vor allem im Bereich des großen Rollhügels und des Darmbeinkamms fokussiert. Hier können sehr schnell Druckgeschwüre auftreten.
  • Drei bis vier Wochen nach dem Eingriff ist auch eine Bauchlage möglich. Diese bietet eine umfassende Druckentlastung der Rückenpartie, wird aber von vielen Bewohnern nicht oder nur kurzzeitig akzeptiert.
  • Die Haut des Bewohners wird regelmäßig auf Veränderungen und insbesondere auf Rötungen überprüft. Im Verdachtsfall führen wir einen Finger- oder Lupendrucktest durch.

  • Die Entwicklung eines Druckgeschwürs wird vermieden. Ein dennoch auftretender Dekubitus wird zeitnah erkannt.

  • Der Bewohner wurde vor kurzer Zeit operiert. Er darf nur auf dem Rücken liegen. Andere Lagerungspositionen sind derzeit nicht möglich. Das Dekubitusrisiko ist deshalb deutlich erhöht.

  • Der Hautzustand des Bewohners wird engmaschig überwacht.
  • Wir nutzen Mikrolagerungen. Dazu zählt insbesondere die 5- / 6-Kissenlagerung.
  • Bei einer entsprechenden Gefährdung prüfen wir die Notwendigkeit einer Weich-/ Superweichlagerung.

  • Der Bewohner erleidet keinen Dekubitus.
  • Ein entstehendes Druckgeschwür wird rechtzeitig erkannt.

  • Der Bewohner hat starke Schmerzen als Folge der Operation. Er klagt z. B. über "wetterbedingte" Beschwerden.
  • Es besteht das Risiko einer Endoprothesenlockerung, also eine Lockerung der Metallteile, die im Knochen verankert sind. Auch die Gefahr einer Infektion im Bereich des künstlichen Hüftgelenks ist erhöht.

  • Wenn die Schmerzen erstmals auftreten, klären wir ab, ob diese die Folge einer Komplikation sind. Wir achten auf klassische Entzündungszeichen, also etwa Schwellungen, Druckempfindlichkeit sowie Überwärmung.
  • Sofern keine akute Gesundheitsgefahr besteht, bitten wir den Hausarzt um die Verschreibung einer geeigneten Bedarfsmedikation. Wir beachten, dass der langjährige Konsum von starken Schmerzmitteln das Auftreten einer Abhängigkeit fördert.
  • Wir prüfen, ob Kälteanwendungen die Beschwerden des Bewohners lindern.
  • Wir stellen sicher, dass alle Ärzte über die Implantation der TEP informiert sind. Diese Information ist wichtig bei der Abwägung, ob eine Infektion mit Antibiotika therapiert werden muss. Wir informieren also insbesondere auch Zahnärzte.

  • Der Bewohner hat keine Schmerzen.

  • Der Bewohner hat Schmerzen. Da das Klagen über Beschwerden aber seinem Rollenbild widerspricht, teilt er dieses den Pflegekräften nicht mit.
  • Der Bewohner hat Schmerzen. Er verheimlicht dieses aber, weil er befürchtet, aufgrund der Beschwerden erneut operiert zu werden.

  • Wir verdeutlichen, dass es sehr wichtig ist, dass der behandelnde Arzt zeitnah über Beschwerden informiert wird. Je früher der Arzt von Komplikationen erfährt, umso besser sind die Heilungschancen.
  • Wir beobachten das Verhalten und die Mimik des Bewohners. Wenn wir hinreichende Anzeichen für Beschwerden sehen, sprechen wir den Bewohner darauf an.

  • Falls der Bewohner Schmerzen hat, erfahren wir davon. Durch eine zeitnahe ärztliche Reaktion werden die Folgeschäden minimiert und Komplikationen vermieden.

Sich pflegen


  • Als Folge der Operation sind großflächige Narben am Körper des Bewohners sichtbar. Diese können 15 Zentimeter und länger sein.

  • Der Bewohner soll ein- bis dreimal täglich Narbensalbe auftragen und einmassieren. Die Präparate enthalten z. B. Allantoin, Dexpanthenol und Harnstoff.
  • In den ersten zwölf Monaten nach dem Eingriff sollte die Narbe vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt werden.

  • Es erfolgt eine Regeneration hin zur optisch unauffälligen Hautstruktur.

  • Als Folge der Operation ist die Beweglichkeit des Bewohners noch eingeschränkt. Dieses erschwert dessen Fähigkeit, sich eigenständig zu waschen, zu duschen oder zu baden.

  • Der Bewohner sollte bevorzugt duschen und nicht baden. Wir sorgen dafür, dass der Bewohner die Dusche sicher benutzen kann. Wir stellen ihm einen hinreichend hohen Hocker (rund 70 Zentimeter Höhe) in die Dusche, falls dort kein Duschklappstuhl verfügbar ist. Überdies zeigen wir ihm, wie er die Haltegriffe an der Wand nutzt.
  • Der Bewohner soll einen Schwamm mit langem Handgriff verwenden, damit er sich nicht vornüber beugen muss.
  • Falls die Nutzung der Badewanne zwingend erforderlich ist, legen wir eine rutschfeste Unterlage ein. Zudem sollte der Bewohner ausschließlich einen Badewannenlifter nutzen. Auch hier darf die Beugung in den ersten Wochen und Monaten nach der Operation 90° nicht überschreiten. Die Pflegekraft bleibt während des Badens in Sichtweite des Bewohners.
  • Wenn sich der Bewohner am Waschbecken wäscht, darf er in keinem Fall den Fuß in das Waschbecken legen, etwa um sich die Zehen zu waschen. Er soll stattdessen einen “Zehenputzer” verwenden und die Füße in einer Fußbadewanne waschen.
  • Die Fußnagelpflege sollte von der Pflegekraft übernommen werden.

  • Im Rahmen seiner Fähigkeiten leistet der Bewohner einen Teil der Körperpflege selbstständig.

Essen und trinken


  • Der Bewohner hat Übergewicht. Die Prothese wird durch die Körpermasse zu stark beansprucht.

  • Wir drängen nachdrücklich darauf, dass der Bewohner seine Konsumgewohnheiten umstellt und Übergewicht abbaut. Er erhält dafür eine Ernährungsberatung.
  • Wir verdeutlichen dem Bewohner, dass sich Übergewicht nachteilig auf die Lebensdauer der Prothese auswirkt.
  • Wir bitten die Angehörigen, entsprechend auf den Bewohner einzuwirken.

  • Der Bewohner reduziert sein Körpergewicht und schont die Prothese.

Ausscheiden


  • Der Bewohner kann sich ohne Hilfe nicht auf die Toilette setzen oder allein davon aufstehen.

  • Wir nutzen einen Toilettenaufsatz.
  • Wir erläutern dem Bewohner die Funktion der beiden Haltegriffe rechts und links neben der Toilette.
  • Wir empfehlen dem Bewohner, dass er bei Harn- oder Stuhldrang nach einer Pflegekraft ruft.
  • Wir stellen sicher, dass der Bewohner das Klingelsystem auch im Badezimmer nutzen kann.

  • Der Bewohner kann ohne fremde Hilfe die Toilette aufsuchen und benutzen. Ein Sturz wird vermieden.

Sich kleiden


  • Die Fähigkeit des Bewohners, die Kleidung eigenständig zu wechseln, ist reduziert.

  • Der Bewohner sollte sich im Sitzen anziehen, damit er nicht auf einem Bein balancieren muss.
  • Wenn sich der Bewohner eigenständig anziehen möchte, legen wir alle Kleidungsstücke in seiner Griffweite für ihn bereit. Wir vermeiden damit, dass der Bewohner den Rumpf und das Becken verdrehen muss, um die Kleidung zu erreichen.
  • Der Bewohner kann einen Strumpfanzieher nutzen, um sich eigenständig Socken, Kniestrümpfe oder Strumpfhosen anzuziehen. Zum Ausziehen der Strümpfe sollte ein Schuhanzieher verwendet werden. Damit kann der Strumpf herunter geschoben werden, um ihn dann über die Ferse abzustreifen.
  • Zum Schuheanziehen kann der Bewohner einen langen Schuhlöffel einsetzen. Er sollte nach Möglichkeit Slipper oder Schuhe mit Klettverschlüssen anziehen. Im Fachhandel erhältlich sind auch elastische Schnürsenkel.

  • Der Bewohner kann sich mit möglichst wenig Hilfe an- und ausziehen.

  • Der Bewohner leidet als Folge der Operation unter einer Beinlängendifferenz.

  • Wir stellen sicher, dass der Bewohner die Schuheinlagen trägt, die die unterschiedliche Länge der Beine ausgleicht. Alternativ kann der Bewohner orthopädische Schuhe verwenden.
  • Wir beobachten die Haltung und das Gangbild des Bewohners. Etwaige Auffälligkeiten werden dem behandelnden Arzt mitgeteilt.
  • Der Bewohner wird regelmäßig zu etwaigen Schmerzen befragt. Wenn er über anhaltende Rückenbeschwerden klagt, kann es notwendig sein, die aktuellen Maßnahmen zur Kompensation der Beinlängendifferenz zu überdenken.

  • Die Beinlängendifferenz wird ausgeglichen.
  • Die Schmerzbelastung wird minimiert.

Ruhen und schlafen


  • Der Bewohner kann seine gewohnte Schlafstellung nicht einnehmen.

  • In den ersten Wochen sollte der Bewohner auf dem Rücken schlafen.
  • Im weiteren Verlauf ist i. d. R. das Schlafen in Bauchlage möglich.
  • Danach kann er auch auf der operierten Seite schlafen. Zwischen beiden Beinen liegt ein Kissen.
  • Langfristig ist auch eine Seitenlage auf der nicht-operierten Seite möglich. Allerdings sollte auch hier ein Kissen zwischen beide Beine eingelegt werden.
  • Die Nachtwache stellt durch regelmäßige Inspektionen sicher, dass das Kissen in der Nacht nicht verrutscht oder der Bewohner eine schädliche Schlafstellung einnimmt. Dieses ist insbesondere bei unruhigen Bewohnern notwendig. Möglich ist auch der Einsatz eines besonderen Spreizkeils, damit die Beine im Schlaf nicht übereinandergeschlagen werden.

  • Das Hüftgelenk wird auch in der Nacht vor Überbelastung geschützt.

  • Der Bewohner sitzt zu viel.
  • Die Sitzposition des Bewohners führt zu einer erheblichen Belastung des Hüftgelenks.
  • Der Bewohner hat Mühe, aus der Sitzposition wieder aufzustehen.

  • Der Bewohner sollte nur eine halbe Stunde sitzen und sich danach wieder etwas körperlich bewegen, also etwa eine kurze Strecke gehen.
  • Der Bewohner sollte beim Sitzen seine Beine parallel nebeneinander auf den Boden stellen und auf das Übereinanderschlagen der Knie verzichten.
  • Der Bewohner sollte ausschließlich auf hohen Stühlen sitzen, aus denen er leicht wieder aufstehen kann. Beim Einsinken in weiche Sofas besteht das Risiko, dass es zu einer Hüftluxation kommt. Zudem wird für das Aufstehen viel Kraft benötigt. Grundsätzlich gilt: Eine Sitzposition ist ungünstig, wenn das Hüftgelenk tiefer liegt als die Kniegelenke.
  • In vielen Fällen ist es sinnvoll, ein keilförmiges Sitzkissen zu verwenden.
  • Der Bewohner sollte sich beim Sitzen nicht zu sehr nach vorne beugen, sondern mit geradem Rücken sitzen.
  • Im Badezimmer des Bewohners wird eine Toilettensitzerhöhung montiert.

  • Der Bewohner belastet das Hüftgelenk im Sitzen so wenig wie möglich.

Sich als Mann oder Frau fühlen und verhalten


  • Der Bewohner ist sexuell aktiv. Verschiedene Positionen beim Geschlechtsverkehr können das Gelenk schädigen.

  • Der Bewohner soll eine übersteigerte Hüftbeugung von mehr als 90° vermeiden. Für Männer ist die Rückenlage ideal (“Reiterstellung”). Bei Frauen sollte zunächst die “Missionarsstellung” gewählt werden.
  • Alternativ ist für beide Partner eine Seitenlage auf der operierten Seite möglich.

  • Der Bewohner hat eine erfüllte Sexualität.

Für eine sichere Umgebung sorgen


  • Der Bewohner droht zu stürzen.

  • Der Bewohner sollte das Gehen auf glatten und auf unebenen Böden vermeiden.
  • Der Standard zur Sturzprophylaxe wird sorgfältig umgesetzt. Insbesondere sollte der Bewohner einen Hüftprotektor tragen.
  • Der Bewohner sollte auch in Innenräumen festes Schuhwerk mit flachen Absätzen tragen. Ideal sind Schuhe mit Klettverschlüssen, da diese mit einer Greifzange geöffnet und geschlossen werden können. Auch lange Schuhlöffel sind zumeist sinnvoll. Sandalen oder Pantoffeln werden vermieden.
  • Der Bewohner sollte Gehhilfen nutzen, also etwa Unterarmgehstützen oder einen Gehwagen. Im Dialog mit dem Bewohner versuchen Pflegekräfte, etwaige Vorbehalte gegen die Nutzung auszuräumen.

  • Der Bewohner stürzt nicht.
  • Falls der Bewohner trotz aller Vorsichtsmaßnahmen stürzt, werden die gesundheitlichen Folgen minimiert.

Mit existenziellen Erfahrungen des Lebens umgehen


  • Der Bewohner ist deprimiert. Er ist nicht motiviert, sich an der eigenen Gesundung zu beteiligen.

  • Wir versuchen, den Bewohner zu motivieren. Wir vermitteln ihm, dass es sich lohnt, wieder "auf die Beine" zu kommen.
  • Wir binden seine Angehörigen in unsere Bemühungen ein. Gleichzeitig nutzen wir die Informationen über seine Biografie.

  • Der Bewohner ist motiviert, sich aktiv einzubringen.



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