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Standard "Pflege bei altersabhängiger Makuladegeneration"

Jeder vierte alte Mensch leidet unter einer Makuladegeneration. Dank cleverer Hilfsmittel und neuer Behandlungsansätze führen viele dennoch ein selbstständiges Leben.


Standard "Pflege bei altersabhängiger Makuladegeneration"


Definition:

  • Bei der Makuladegeneration (AMD) handelt es sich um eine fortschreitende Schädigung der Makula, also des sog. "gelben Flecks" in der Netzhautmitte. In diesem Bereich ist die Sehkraft am besten entwickelt.
  • Rund fünf Prozent aller über 60-Jährigen und 25 Prozent aller über 75-Jährigen leiden unter dieser Erkrankung. Die altersabhängige Makuladegeneration ist somit eine der häufigsten Ursachen für Sehbehinderungen im Alter.
  • Frauen sind häufiger als Männer betroffen.
  • Es wird zwischen zwei Varianten der Makuladegeneration unterschieden:
    • Die sog. "trockene" Verlaufsform der Makuladegeneration ist mit einem Anteil von 85 Prozent die häufigere Variante. Sie ist die Folge der im Alter zunehmenden Ablagerungen von Stoffwechselprodukten in der Makula. Der Verlust an Sehschärfe ist vergleichsweise langsam.
    • Bei der "feuchten" Verlaufsform kommt es zu einem krankhaften Einwachsen von Blutgefäßen in die Makula. Aus diesen Gefäßen tritt Flüssigkeit in die Netzhaut aus. In der Folge reduziert sich das Sehvermögen. Diese Variante ist mit einem Anteil von 15 Prozent deutlich seltener. Die Sehfähigkeit nimmt relativ schnell ab.
  • Dieser Standard ergänzt den Standard "Pflege von blinden und stark sehbehinderten Senioren", dessen Vorgaben auch bei altersabhängiger Makuladegeneration zu beachten sind.

Grundsätze:

  • Gemeinsam mit dem Klienten, seinen Angehörigen und dem Augenarzt wägen wir ab, ob der Aufwand und die Mühen einer Behandlung in Relation mit der erhofften Verzögerung des Krankheitsverlaufs stehen. Nicht alles, was medizinisch machbar ist, ist auch aus pflegerischer und ethischer Sicht sinnvoll und geboten. Dieses insbesondere bei sehr alten oder demenziell veränderten Senioren.
  • Wir arbeiten eng mit Augenärzten, Optikern und Selbsthilfegruppen zusammen.

Ziele:

  • Die Sehfähigkeit und die Lebensqualität des Klienten bleiben so lange wie möglich erhalten.
  • Die ärztliche Therapie wird unterstützt, insbesondere ist sichergestellt, dass der Klient alle verschriebenen Medikamente regelmäßig einnimmt.

Vorbereitung:

Wir achten auf Symptome, die für eine sich entwickelnde Makuladegeneration sprechen.

  • Die Makuladegeneration bleibt in frühen Stadien häufig symptomfrei oder verläuft so langsam, dass die Einschränkungen vom Betroffenen nicht bewusst wahrgenommen werden.

  • Der Klient berichtet über Sehstörungen, insbesondere über Unschärfe und über Verzerrungen. Gerade Linien wirken auf ihn wellig oder verbogen. Beim Lesen verschwinden einzelne Buchstaben oder erscheinen verdickt. Ggf. sind beide Augen betroffen.
  • Auffällig ist es auch, wenn der Klient das Buch oder die Zeitung schräg zum Kopf hält in der Hoffnung, dann schärfer sehen zu können.
  • Der Klient klagt darüber, dass die Farbintensität in seinem Sichtfeld nachlässt.

  • Im weiteren Krankheitsverlauf reduziert sich das Sehvermögen des Klienten zunehmend. Es bildet sich im Zentrum seines Sichtfelds ein "weißer Fleck". In der Folge kann der Patient ausgerechnet in dem Bereich nichts erkennen, auf den er konzentriert blickt. Das übrige Gesichtsfeld, also der Bereich um das Zentrum herum, bleibt erhalten.
  • Vor allem das Lesen, etwa von Büchern oder von Zeitungen, fällt dem Betroffenen immer schwerer.
Wenn es relevante Hinweise auf die Schädigung gibt, wird der Klient einem Augenarzt vorgestellt. Bei der telefonischen Kontaktaufnahme mit dem Augenarzt schildern wir bereits die Symptome und bitten um eine zeitnahe Terminvergabe. (Hinweis: Regelmäßige Augenarzttermine sollten unabhängig davon für alle Klienten geplant werden.) Die Diagnosestellung erfolgt dann mittels Spiegelung des Augenhintergrunds sowie durch einen Sehtest mit einem Rastermotiv. Mittels einer Fluoreszenzangiografie können die abnormen Gefäße nach einer i. v.-Farbstoffinjektion sichtbar gemacht werden.

Durchführung:

Einsatz von Hilfsmitteln

  • Zu Beginn der Erkrankung ist i. d. R. die Versorgung mit einer verstärkten Lesebrille ausreichend.
  • Oftmals lässt sich später die Alltagskompetenz durch die Nutzung von Lupen- oder Fernrohrbrillen verbessern.
  • Im fortgeschrittenen Krankheitsverlauf werden auch Bildschirmlesegeräte mit einer 40-fachen Vergrößerung genutzt.
  • Wenn der Klient unterwegs ist, kann er im Supermarkt z. B. eine Taschenlupe mit Licht nutzen, mit der er etwa einen Preis oder das Verfallsdatum ablesen kann.
  • Viele Betroffene reagieren empfindlich auf Blendungen. Dieses kann durch die Nutzung von herkömmlichen Blendschutzgläsern oder mit sog. "Kantenfiltergläsern" vermieden werden.

Alltagskompetenzen

  • Durch den weißen Fleck im Blickfeldzentrum verliert der Klient auch die Fähigkeit, Gesichter zu erkennen. Zu Beginn jedes Einsatzes sollten sich die Pflegekräfte daher mit Namen vorstellen. Wir machen auch Freunde und Angehörige auf diese Problematik aufmerksam.
  • Wir prüfen, ob sich der Klient sicher im Straßenverkehr bewegen kann. Größere Hindernisse auf seinem Weg wird der Erkrankte i. d. R. erkennen können. Im Vergleich zum grünen Star ist die Orientierungsfähigkeit deutlich weniger eingeschränkt.
  • Im Alltag ist immer dann mit Problemen zu rechnen, wenn der Klient Schilder oder die Anzeige einer Ampel erkennen muss. Das Lesen von U-Bahn-Fahrplänen u. Ä. ist unmöglich. Wir raten dem Klienten, die Krankheit nicht zu verstecken, sondern sich von anderen Personen, auch fremden Passanten, helfen zu lassen.

Risikofaktoren

  • Zwei wichtige Risikofaktoren sind das Rauchen und Lichtexposition. Wir raten dem Klienten daher dazu, den Nikotinkonsum zu reduzieren und Aufenthalte im Sonnenlicht ohne hochwertige Sonnenbrille zu vermeiden.
  • Da auch Bluthochdruck das Fortschreiten der Erkrankung beschleunigen kann, regen wir eine entsprechende medikamentöse Therapie an.
  • Adipositas kann zur Verschlechterung der Erkrankung beitragen. Wir empfehlen dem Klienten daher eine Anpassung seiner Ernährung.
  • Eine gesunde und vitaminreiche Ernährung hat offenbar einen positiven Einfluss auf den Krankheitsverlauf.

Mithilfe bei der ärztlichen Therapie

  • Die trockene Makuladegeneration kann ggf. durch hochdosierte Vitamingaben verlangsamt werden, insbesondere durch Vitamin C, E und Betakarotin. Wir stellen sicher, dass der Klient die verschriebenen Präparate konsequent einnimmt.
  • Wenn der Befund gut abgrenzbar ist, kann eine Laserbehandlung erwogen werden, um das abnorme Gewebe zu veröden. Bei dieser fotodynamischen Therapie wird ein spezieller Farbstoff i. v. injiziert, der sich in den krankhaften Gefäßen anreichert. Diese Gefäße werden dadurch für bestimmtes Laserlicht empfindlicher und können so zerstört werden, falls sie an einer gut erreichbaren Stelle liegen.
  • Der Verlauf der "feuchten" Makuladegeneration lässt sich ggf. durch wachstumshemmende Wirkstoffe bremsen. Das Arzneimittel wird dem Betroffenen dafür direkt ins Auge injiziert. Diese Applikation muss mehrfach, etwa im Abstand von einem Monat, wiederholt werden. Neun von zehn Klienten berichten danach über eine Verbesserung der Sehkraft.

weitere Maßnahmen

  • Wir stellen sicher, dass der Klient die ihm zustehenden Hilfsangebote annimmt, etwa das  Blindengeld bzw. die Blindenhilfe.
  • Die Maßnahmen im Rahmen der Sturzprophylaxe werden intensiviert.

Nachbereitung:

Prognose

  • Die trockene Makuladegeneration schreitet häufig so langsam voran, dass ein hinreichendes zentrales Sehvermögen erhalten bleibt.
  • Durch eine rasche medikamentöse Therapie kann das Fortschreiten einer feuchten Makuladegeneration zumindest gebremst werden. Ansonsten kommt es oft innerhalb von Monaten zu massiven Sehschäden.
  • Selbst bei aggressiven Verläufen bleiben das periphere Gesichtsfeld und somit die Orientierungsfähigkeiten erhalten.

Weitere Maßnahmen

  • Alle relevanten Krankheitsveränderungen werden dokumentiert und dem behandelnden Arzt zeitnah mitgeteilt.
  • Die Pflegeplanung / Maßnahmenplanung wird regelmäßig an die sich verändernde Sehfähigkeit angepasst.

Dokumente:

  • Berichtsblatt
  • Pflegeplanung / Maßnahmenplanung
  • ärztliches Verordnungsblatt

Verantwortlichkeit / Qualifikation:

  • alle Pflegekräfte



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