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Standard "Pflege von Senioren mit einer akuten Bronchitis"

Vor allem in den Wintermonaten erkranken viele Senioren an Bronchitis und werden dann tagelang von Hustenreiz und von Schmerzen gequält. Die Linderung dieser Beschwerden erfordert viel pflegerische Erfahrung. Ideal ist ein Mix aus traditionellen Hausmitteln und modernen Therapien.


Standard "Pflege von Senioren mit einer akuten Bronchitis"


Definition:

  • Bei einer Bronchitis handelt es sich um eine Entzündung der Schleimhaut der unteren Atemwege. Es wird zwischen einem akuten und einem chronischen Krankheitsverlauf unterschieden.
  • Eine akute Bronchitis entwickelt sich häufig aus einem Infekt der oberen Luftwege. Durch den sog. "Etagenwechsel" breitet sich die Entzündung über die Schleimhaut der Luftröhre in den Bronchialbaum aus.
  • Es handelt sich um eine häufig auftretende Erkrankung; vor allem im Winter. Sie ähnelt zunächst einer Erkältung. Die akute Bronchitis zeigt dann aber schnell ein intensiveres Symptombild, wie Auswurf, Fieber, Gewebsvergrößerungen der Schleim produzierenden Bereiche sowie Brustschmerzen.
  • Eine akute Bronchitis wird in neun von zehn Fällen ausgelöst durch Virusinfektionen mit Rhinoviren, Coronaviren, Influenzaviren oder Parainfluenzaviren. Fälle, die primär durch Bakterien ausgelöst werden, sind relativ selten. Deutlich häufiger sind bakterielle Superinfektionen bei einer bereits vorhandenen Bronchitis. Weitere Auslöser sind externe Gifte wie etwa Nikotin oder Schwefeldioxid sowie allergische Reaktionen.
  • Das Gewebe reagiert mit einer gesteigerten Schleimproduktion auf die Krankheitserreger. Allerdings ist der Schleim häufig so zäh, dass er nicht durch das Flimmerepithel abtransportiert werden kann.
  • Die Behandlung erfolgt zumeist symptomatisch. Die Krankheitszeichen und die Beschwerden wie etwa das Fieber oder die Schmerzen werden so lange gelindert, bis der natürliche Heilungsprozess wirksam wird.
  • Bei einer chronischen Bronchitis bilden sich die Krankheitszeichen nicht oder nur vorübergehend zurück. Der Hustenreiz tritt immer wieder auf und wird letztlich zum Dauerzustand.

Grundsätze:

  • Eine schmerzfreie Atmung ist die Voraussetzung für eine menschenwürdige Existenz.
  • Wir arbeiten eng mit dem Haus- bzw. mit dem Facharzt zusammen. Jede Maßnahme im Rahmen der ärztlichen Delegation wird zuvor genau mit dem Mediziner besprochen und erst dann durchgeführt, wenn dieser zugestimmt hat.
  • Verfahren der Naturheilkunde kommen als Ergänzung (nicht als Ersatz!) konventioneller Therapien in Betracht.
  • Die Therapie einer Bronchitis ist primär eine pflegerische Aufgabe. Es stehen zahlreiche nichtmedikamentöse Maßnahmen zur Verfügung, um den Schleim zu lösen, das Husten zu erleichtern und die Abwehr zu stärken. Der Einsatz von Medikamenten ist ggf. verzichtbar.

Ziele:

  • Die Reinigung der Bronchien wird gefördert.
  • Der Schleim wird gelöst.
  • Unproduktiver Reizhusten wird gelindert.
  • Die Bronchitis wird klar abgegrenzt gegen andere Krankheiten mit teils ähnlichem Symptombild wie etwa Grippe, Keuchhusten, Bronchialasthma, Bronchialkarzinom usw.
  • Komplikationen werden vermieden, insbesondere Pneumonien und der Übergang in eine chronische Bronchitis.

Vorbereitung:

Prophylaxe und Organisation

  • Insbesondere in den kühlen Monaten achten wir darauf, dass sich der Bewohner witterungsgemäß kleidet. Eine Unterkühlung sollte vermieden werden. Vor allem die Füße müssen warm bleiben.
  • Wir sorgen für einen angemessenen Impfschutz insbesondere gegen die Virusgrippe.
  • Der Bewohner wird (soweit möglich) vor schädlichen Luftbestandteilen geschützt, insbesondere vor Ozon oder vor Smog.
  • Raucher sollten den Tabakkonsum einstellen oder zumindest reduzieren.
  • Viele der in diesem Standard vermerkten Therapiemaßnahmen sind auch prophylaktisch wirksam. Bewohner, die häufig an Bronchitis erkranken, sollten daher vorbeugend behandelt werden, also etwa Atemgymnastik durchführen.

Individuelles Risik

Wir beachten, dass verschiedene Faktoren eine Bronchitis sowie eine bakterielle Superinfektion fördern können:

  • geschwächte Immunabwehr, etwa in Folge einer anderen Erkältung
  • Keuchhusten
  • Vorschädigungen der Bronchien; etwa durch eine chronische Bronchitis oder durch Asthma
  • Infektionen im Umfeld, etwa erkrankte Mitbewohner
  • aktiver und passiver Nikotingenuss

Symptome

Wir achten auf Symptome, die für eine akute Bronchitis sprechen:

  • Der Bewohner leidet zunächst unter Schnupfen. Es treten dann Hals-, Kopf- und Gliederschmerzen auf.
  • Der Bewohner ist heiser.
  • Der Bewohner klagt über ein allgemeines Krankheitsgefühl.
  • Der Husten ist zunächst noch trocken, wird dann aber produktiver.
  • Das Sputum ist erst glasig, später wird es ggf. gelblich-grün. (Hinweis: Die Verfärbung ist ein Anzeichen für eine bakterielle Infektion.)
  • Der Bewohner klagt über ein Brennen oder über ein Gefühl von "Wundsein" hinter dem Brustbein.
  • Der Bewohner fröstelt und hat Fieber. Temperaturen über 39 °C sind aber eher selten.
  • Der Bewohner ist kurzatmig. Er klagt über Atemnot. Es werden rasselnde Atemgeräusche hörbar; ggf. auch ein Brummen oder ein Giemen.
Nur bei milden Verlaufsformen verzichten wir auf eine medizinische Untersuchung. Sobald sich Komplikationen einstellen oder der Bewohner über Schmerzen klagt, informieren wir den Hausarzt.

Durchführung:

Unterstützung bei der Atmung und beim Abhusten des Sekrets

  • Wir führen tägliche Atemübungen durch.
  • Der Bewohner soll sich zudem an der frischen Luft bewegen. (Hinweis: Nicht bei Fieber!)
  • In Innenräumen sorgen wir für Frischluft, ohne die Zimmer auskühlen zu lassen. Durchzug sollte vermieden werden. Eine angemessene Raumtemperatur liegt zwischen 18 °C und 22 °C.  Ggf. nutzen wir einen Luftbefeuchter, um eine angenehme Luftfeuchtigkeit zu erreichen.
  • Wir bieten dem Bewohner Hustenbonbons an, um die Schleimhäute anzufeuchten und um den Hustenreiz zu reduzieren.
  • Der Bewohner soll etwa mit ätherischen Ölen inhalieren. (Hinweis: Wir beachten individuelle Überempfindlichkeiten; diese insbesondere auf Einzelsubstanzen wie Fenchel oder Anis.)
  • Der Bewohner erhält Brustwickel. Vor allem Senfwickel zeigen häufig eine gute Wirkung.
  • Heiße Tees und Säfte können den Schleim lösen und den Hustenreiz dämpfen. Insbesondere Salbei-, Anis- und Thymiantee wirken schleimlösend und wohltuend in der Rachenregion.
  • Wir achten auf eine sorgfältige Nasen- und Mundpflege, insbesondere vor der Nachtruhe.
  • Wir nutzen Drainagelagerungen wie die "Halbmondlagerung" oder die "Drehdehnlagerung". Ggf. wird der Bewohner in atemerleichternden Positionen gelagert, etwa im sog. "Kutschersitz" oder im "Reitersitz".
  • Zum Abhusten richten wir den Bewohner im Bett auf. Optimal ist es, den Bewohner leicht geneigt auf einen Stuhl zu setzen, da nun die Bauch- und die Atemhilfsmuskulatur besser eingesetzt werden können.
  • Wir nutzen Vibrationsmassagen. Das Abhusten lässt sich auch mittels Einreibungen des Brustkorbes fördern.
  • Abgehusteter Auswurf wird in einem entsprechenden Becher, in einer Schale oder mit Zellstoff entfernt. Der Bewohner sollte den Auswurf nach Möglichkeit nicht verschlucken.
  • Wir stellen eine ausreichende Trinkmenge sicher, um das Sekret zu verflüssigen. Flüssigkeitsbeschränkungen, wie sie etwa bei Niereninsuffizienz oder bei Herzinsuffizienz notwendig sind, werden beachtet.
  • Dem Bewohner wird dringend nahegelegt, den Zigarettenkonsum einzustellen; wenigstens für die Dauer der Erkrankung. Wir suchen den Dialog mit den Angehörigen. Diese sollen entsprechend auf den Senioren einwirken.

medizinische Therapie

Gemeinsam mit dem Hausarzt wählen wir die passende medizinische Therapie:

  • Antibiotika werden bei bakteriellen Sekundärinfektionen verschrieben. (Hinweis: Viele Ärzte setzen Antibiotika verfrüht und ohne zwingende Indikation ein. Sie fördern damit die Entwicklung von resistenten Keimen.)
  • Der Bewohner erhält kurzfristig schmerzlindernde Wirkstoffe, etwa Acetylsalicylsäure oder Paracetamol.
  • Nasentropfen helfen bei behinderter Nasenatmung.
  • Der Bewohner wird mit Salben eingerieben, die vom Arzt verschrieben wurden.
  • Schleimlösende Medikamente (Sekretolytika) verflüssigen den Schleim, sodass er leichter abgehustet werden kann.
  • Bei einer Atemwegsobstruktion erhält der Bewohner Broncholytika.
  • Antitussiva dämpfen den Hustenreiz, verhindern damit aber auch das Abhusten des Sputums. Sinnvoll ist die Gabe ggf. bei Klagen über eine durch quälenden Husten gestörte Nachtruhe. Bei trockenem Husten können Antitussiva kurzfristig in Ausnahmefällen appliziert werden.
  • Eine gleichzeitige Einnahme von Sekretlösern und Hustendämpfern ist gefährlich, da der gelöste Schleim nicht abgehustet wird. In der Folge kann es zu einem Sekretstau in den Bronchien und zu einer bakteriellen Infektion kommen.
  • Wenn der Hustenreiz nur sehr schwach ist, der Bewohner aber stark verschleimt ist, wird dieser ggf. abgesaugt.
  • Falls nötig erfolgt eine Keimanalyse mittels Sputumabstrich, ggf. durch Absaugung.
  • Ggf. ist der Ausschluss einer Pneumonie mittels Röntgendiagnostik sinnvoll.

Temperaturregulation

  • Bei einer Bronchitis ist es sinnvoll, die Körpertemperatur regelmäßig zu erfassen, um einen Fieberanstieg zeitnah zu bemerken. Wenn der Bewohner hohes Fieber hat oder über erhebliches Krankheitsgefühl klagt, sollte dieser Bettruhe halten. Wir achten auf die erhöhte Dekubitusgefährdung.
  • Zur Fiebersenkung nutzen wir ggf. Wadenwickel. Alternativ führen wir fiebersenkende Ganzkörperwaschungen durch.
  • Ggf. applizieren wir fiebersenkende Medikamente.
  • Bei erkrankten Bewohnern ist häufig auch die Temperaturregulation gestört. Sie können also gleichzeitig an den Füßen frieren und am Brustkorb schwitzen. Der Bewohner sollte daher engmaschig nach seinem Wärmeempfinden befragt werden. Die Kleidung wird dann entsprechend angepasst. Insbesondere müssen die Füße warmgehalten werden.
  • Die Transpirationsneigung ist generell verstärkt. Schon bei geringer körperlicher Anstrengung können Bewohner ins Schwitzen kommen und Kleidung durchfeuchten. Diese muss ggf. mehrfach täglich gewechselt werden.

weitere Maßnahmen

  • Die Pflegekraft wirkt beruhigend auf den Bewohner ein.
  • Ein Bewohner mit Atemnot wird niemals allein gelassen.
  • Die Vitaldaten werden regelmäßig ermittelt. Wir überwachen insbesondere die Pulsfrequenz, die Pulsqualität sowie den Blutdruck.
  • Der Bewohner erhält eine leichte und vitaminreiche Kost.
  • Bröselige trockene Nahrungsmittel werden häufig als unangenehm empfunden, da sie im Hals kratzen und den Hustenreiz verstärken. Besser sind ggf. Milch, Apfelmus und Joghurt.
  • Wenn Bewohner vorübergehend einen mangelnden Appetit haben, werden sie nicht zum Essen gedrängt.

Nachbereitung:

Prognose

  • Fast immer heilt eine Bronchitis folgenlos aus. Der Husten kann aber über bis zu vier Wochen anhalten.
  • Wenn die Lungen des Bewohners bereits geschädigt sind, etwa durch Nikotinmissbrauch, verstärkt sich das Risiko einer Pneumonie. Es kann zudem eine respiratorische Insuffizienz auftreten.
  • Insbesondere bei einer entsprechenden genetischen Disposition sowie bei nicht krankheitsangepasstem Verhalten des Bewohners kann es zu chronischen Krankheitsverläufen kommen.
  • Bei deutlich geschwächten oder sehr alten Menschen kann es notwendig sein, die Behandlung stationär in einer Klinik durchzuführen.

Weiteres

  • Wir dokumentieren, welche Maßnahmen dem Bewohner Linderung brachten und welche nicht. Bei einer erneuten Bronchitis werden dann bevorzugt solche Maßnahmen eingesetzt, die schon zuvor erfolgreich waren.
  • Alle Beobachtungen werden sorgfältig dokumentiert und dem Arzt mitgeteilt. Wichtig sind insbesondere:
    • Allgemeinzustand
    • Mobilität
    • Appetit und Flüssigkeitszufuhr
    • Atmung, Blutdruck und Puls
    • Schweiß, Urin und Stuhl
    • Farbe, Menge und Konsistenz des Sputums
  • Dem Bewohner wird die Gelegenheit gelassen, Schlaf nachzuholen.
  • ggf. wird die Pflegeplanung / Maßnahmenplanung aktualisiert.

Dokumente:

  • Berichtsblatt
  • Vitalzeichenkontrollblatt
  • ggf. Fieberkurve
  • Trinkprotokoll / Bilanzierungsbogen
  • Durchführungsnachweis
  • Leistungsnachweis medizinische Pflege
  • Fragen an den Arzt
  • Pflegeplanung / Maßnahmenplanung

Verantwortlichkeit / Qualifikation:

  • alle Pflegekräfte



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