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Standard "Pflege von Senioren
mit Angststörungen"
Kriegserinnerungen,
Demenz und dazu ein bunter Mix von Medikamentennebenwirkungen:
Angsterkrankungen sind für Pflegekräfte jeden Tag aufs Neue eine
Herausforderung. Wir zeigen Ihnen, wie eine zeitgemäße Pflege von
Betroffenen organisiert wird.
Standard "Pflege von
Senioren mit Angststörungen"
Definition:
-
Bei der Angststörung handelt es sich um eine
psychische Erkrankung, in deren Zentrum eine abnormal verstärkte Angst
steht. Es werden drei Formen von Angststörungen unterschieden:
-
Bei einer Phobie zeigt ein Bewohner
Angstreaktionen vor bestimmten Gegenständen oder Situationen, etwa
Angst vor Spinnen, vor geschlossenen und engen Räumen, vor dem Fliegen
oder vor offenen Plätzen. Andere Betroffene leiden unter sozialen
Phobien. Sie haben Angst vor Situationen, in denen sie von ihrem Umfeld
negativ bewertet werden könnten. Dazu zählen etwa die Anwesenheit bei
kleinen Festen und das Halten einer Rede vor Zuhörern.
-
Panikstörungen treten wiederholt, aber
unvorhersehbar auf. Der Betroffene erleidet einen plötzlichen
Angstanfall ohne besonderen Auslöser. Ist die Panik überwunden, bleibt
der Betroffene für einen bestimmten Zeitraum beschwerdefrei.
-
Eine generalisierte Angststörung liegt vor,
wenn die Angst nicht auf eine bestimmte Situation gerichtet ist,
sondern permanent und lang anhaltend auftritt. Der betroffene Bewohner
ist dauerhaft angespannt und zeigt vegetative Beschwerden wie etwa
Kopfschmerzen, Schwindel, beschleunigte Herzfrequenz,
uncharakteristische Bauchschmerzen sowie Schlafstörungen.
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Angst ist ein Leitsymptom vieler seelischer
Erkrankungen. Dazu zählen Depressionen, Schizophrenie, Demenz,
Entzugsdelir bei Abhängigkeitserkrankungen sowie Neurosen.
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Angsterkrankungen sind eng verknüpft mit
Depressionen. Fast die Hälfte aller Patienten mit depressiven
Erkrankungen leiden gleichzeitig auch unter Angsterkrankungen.
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Angsterkrankungen zählen zu den häufigsten
psychischen Erkrankungen im höheren Lebensalter. Fast zehn Prozent
aller Senioren sind betroffen. Frauen leiden dabei doppelt so häufig an
einer Angsterkrankung wie Männer.
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Die meisten Betroffenen sind sich durchaus
bewusst, dass ihre Ängste übertrieben sind. Sie sind dennoch nicht in
der Lage, diese zu überwinden. Das alltägliche Scheitern erzeugt
Frustration und zerstört das Selbstwertgefühl.
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Bei vielen älteren Bewohnern bleiben
Angsterkrankungen häufig unbemerkt. Dieses hat mehrere Gründe:
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Nicht zuletzt die Medienberichterstattung (u. a. zum Suizid von Robert Enke) hat dazu
geführt, dass viele Betroffene über ihre Angststörung offen reden.
Derartige psychische Störungen sind für viele junge Menschen kein
Tabuthema mehr. Für viele ältere Menschen jedoch widersprechen
Angststörungen dem in der Jugend indoktrinierten Rollenverständnis
(“hart wie Kruppstahl”). Sie werden daher ggf. ungern über dieses Thema
reden, etwaige Beobachtungen von Pflegekräften herunterspielen oder die
Problematik komplett leugnen.
-
Im Gegensatz zu jüngeren Menschen unterliegen
Senioren einem geringeren sozialen Leistungsdruck. Sie müssen nicht
“funktionieren”, können also angstbesetzten Situationen besser aus dem
Weg gehen. Überdies ist es im fortgeschrittenen Lebensalter nicht
ungewöhnlich, dass sich der Freundeskreis schrittweise reduziert.
Ältere Menschen verbringen also viel Zeit allein. Eine soziale
Isolation als Folge einer Angsterkrankung fällt daher kaum auf.
-
Angststörungen werden von älteren Betroffenen
oft als unvermeidliche Folge eines hohen Lebensalters hingenommen. Die
Angststörungen haben sich zudem unmerklich in kleinen Schritten über
Jahrzehnte hinweg entwickelt. In der Folge suchen Erkrankte sich keine
Hilfe.
-
Überdies äußern sich Angststörungen bei
Senioren häufig in unspezifischen körperlichen Symptomen wie etwa
Schmerzen, Schwindel, Atemnot oder Schlafstörungen. Es erfordert von
Pflegekräften ein sehr hohes Maß an diagnostischen Fähigkeiten, um
hinter diesen alltäglichen Einschränkungen eine Angsterkrankung zu
erkennen.
-
Bei einer zusätzlich bestehenden Demenz
lassen sich Angsterkrankungen zumeist nicht sicher diagnostizieren.
Alle zentralen Symptome für Angststörungen sind ebenso typisch für
demenzielle Erkrankungen. Ein zentrales Leitsymptom beider Erkrankungen
sind beispielsweise Unruhezustände.
Grundsätze:
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Angstkrankheit ist kein Tabuthema. Wir sprechen
dieses Leiden offen an und verheimlichen es nicht.
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Wir nehmen Angst immer ernst. Wir
bagatellisieren sie nicht.
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Es ist sinnlos, einem Betroffenen die Angst
auszureden.
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Wir halten es für notwendig, Angststörungen
ganzheitlich zu behandeln. Medikamente sind dabei nur eine Säule.
Ebenso wichtig sind therapeutische Gespräche, sozialpsychiatrische
Betreuung und Beschäftigungstherapie.
Ziele:
-
Der Bewohner lebt sicher und möglichst
angstfrei.
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Der Bewohner verrät uns, was ihm Angst macht.
Wir versuchen gemeinsam, die Angst auslösenden Faktoren möglichst genau
zu bestimmen.
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Der Bewohner entwickelt Strategien, um mit der
Angst umzugehen.
-
Der Bewohner nutzt Entspannungstechniken.
-
Reale Gefahren und Angst auslösende Faktoren
werden abgebaut und beseitigt.
Vorbereitung:
Informationssammlung
Wir
sammeln Informationen, die für die Behandlung der Angststörung sowie
für die Pflege des Betroffenen relevant sein können. Wenn der Bewohner
ärztlich betreut wird, stellen wir dem behandelnden Arzt unsere
Beobachtungen zur Verfügung.
-
Bereits im Rahmen des Erstgesprächs prüfen wir,
ob der Bewohner unter Angststörungen leidet. Wir fragen auch, ob der
Bewohner in seinem bisherigen Leben bereits unter Angsterkrankungen
litt. (Hinweis: Angststörungen in Jugend- und Erwachsenenjahren nehmen
häufig einen chronifizierten Verlauf und sind daher auch im Alter noch
vorhanden.)
-
Wir erfragen, mit welchen Strategien der
Bewohner die Ängste bislang kontrollierte. Ist der Bewohner aufgrund
einer demenziellen Erkrankung nicht mehr in der Lage, sinnvoll auf
unsere Fragen zu antworten, so suchen wir den Kontakt zu den
Angehörigen.
-
Viele Angststörungen haben einen biografischen
Bezug. Im Rahmen der Biografiearbeit fragen wir gezielt nach
traumatisierenden Ereignissen. Neben Kriegserlebnissen können auch
fehlende oder übertriebene Fürsorge im Kindesalter sowie persönliche
Verluste ursächlich für Angsterkrankungen sein.
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Wir raten dem Bewohner dazu, ein Angsttagebuch
zu führen. In diesem trägt der Bewohner ein, vor was er Angst hat und
wie stark die Angststörungen sind. In dem Angsttagebuch soll der
Bewohner auch vermerken, welche Techniken er zur Angstlösung genutzt
hat und ob diese effektiv waren. Das Angsttagebuch wird regelmäßig im
Rahmen der Pflegevisite mit dem Bewohner gemeinsam ausgewertet.
-
Wir prüfen anhand von Beobachtungen, welche
Ablenkungstechniken bei dem Bewohner die Angstbelastung tatsächlich
senken. Infrage kommen etwa Spaziergänge, Bücher lesen, Musik hören,
Tee trinken, Gesellschaftsspiele, Radio hören oder fernsehen.
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Wir prüfen, ob die Belastung durch die Angst
tageszeitlichen Schwankungen unterliegt. Bei vielen Betroffenen treten
die Angststörungen gehäuft zu bestimmten Tageszeiten auf, während es
immer wieder auch angstfreie Phasen gibt. Angehörigenbesuche oder
andere Aktivitäten, die den Bewohner von seiner Angst ablenken, werden
also gezielt auf solche Tageszeiten gelegt, in denen er sonst
unbeschäftigt und der Angst ausgesetzt wäre.
-
Wir prüfen, welche Faktoren die Angst auslösen
oder fördern könnten. Etwa:
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Schmerzen, vor allem chronische Schmerzen
-
Hypertonie
-
Herzrhythmusstörungen
-
Atemnot, Sauerstoffmangel bei Asthma oder
Lungenembolie
-
Folge einer Apoplexie
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Hirntumor
-
Entzug von Alkohol oder Sedativa
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Unterzuckerung
-
Kalziummangel
-
Schilddrüsenüberfunktion
-
Folgen eines Schädel-Hirn-Traumas
-
blutdrucksteigernde Medikamente
-
Koffein
-
Digitalis
-
aktivierende Antidepressiva
-
Neuroleptika
-
Verfolgungswahn
-
Depressionen
Begleitsymptome
-
Nicht alle Bewohner sind bereit, mit uns über
ihre Ängste zu sprechen. In solchen Fällen ist es möglich, dass uns die
Angststörungen verborgen bleiben und wir daher nicht korrigierend
eingreifen können. Daher ist es wichtig, dass Pflegekräfte auf Symptome
achten, die für Angststörungen sprechen. Wenn es hinreichende Anzeichen
für eine derartige Beeinträchtigung gibt, sprechen wir den Bewohner
einfühlsam aber direkt auf unsere Beobachtungen an.
-
Wir achten etwa auf:
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Schüchternheit
-
Rückzugsverhalten
-
“klammern” an Pflegekräfte
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dauerhafte Hilflosigkeit
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Unentschlossenheit
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starke Unruhe
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Ermüdung
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Reizbarkeit
-
aggressive Handlungen
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chronische Verspannung
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Schweißausbruch
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Zittern
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Hitzewallungen
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Sprachschwierigkeiten
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Übelkeit, Erbrechen
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Durchfall
-
Ein deutliches Symptom für Angststörungen ist
Vermeidungsverhalten. Wir achten sehr aufmerksam auf Handlungen des
Bewohners, die darauf schließen lassen, dass er den Kontakt mit einem
Angstauslöser konsequent vermeidet. Dieses ist oftmals sehr subtil und
entsprechend schwer zu erkennen. Die besten Chancen dafür hat folglich
die Bezugspflegekraft, die täglichen Kontakt mit dem Bewohner hat.
-
Wenn eine massive Angststörung erstmals
auftritt oder eine bestehende Erkrankung sich ausweitet, veranlassen
wir eine Untersuchung bei einem Psychologen.
-
Wenn wir mit der Betreuung von Betroffenen
überfordert sind, veranlassen wir eine Überweisung an ein
Fachkrankenhaus.
(Viele Hausärzte erkennen die Schwere der Angststörung nicht.
Betroffene Senioren erhalten daher keine optimale Therapie. Wenn es
hinreichende Anzeichen für eine schwere Angsterkrankung gibt, drängen
wir auf eine fachärztliche Behandlung. Insbesondere in größeren Städten
gibt es Gerontopsychiater, die sich auf die Diagnostik und Behandlung
von psychischen Erkrankungen im fortgeschrittenen Lebensalter
spezialisiert haben.)
Prophylaxemaßnahmen
-
Wir bieten dem Bewohner Aktivitäten an, die
keinen Wettbewerbscharakter haben. (Hinweis: Derartige
Freizeitaktivitäten wirken sich auf Betroffene häufig belastend aus und
fördern Stress.)
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Eine besondere Bedeutung haben im Alter
organbezogene Phobien, wie etwa die Herzphobie (“Herzangst”). Ein
ideales Mittel zur Prophylaxe und zur Linderung von Angsterkrankungen
ist körperliche Bewegung. Wir ermuntern den Bewohner daher, an unserem
Bewegungstraining teilzunehmen.
-
Insbesondere nach einem Sturz entwickeln viele
Bewohner eine übertriebene Angst vor einem erneuten Unfall. Alle
Maßnahmen im Rahmen der Sturzprophylaxe sind daher im gleichen Maße
auch hilfreich zur Vermeidung und zur Behandlung von derartig
gelagerten Angststörungen.
-
Wir sprechen offen und sachlich mit dem
Bewohner über seine Ängste. Dieser soll das Gefühl gewinnen, dass wir
ihn und seine Befürchtungen ernst nehmen.
-
Im Dialog mit dem Bewohner sollte die
Pflegekraft die Angstgefühle nicht entwerten. Dieses etwa mit dem
Hinweis, dass der Bewohner doch gar keinen Grund für Angst hat.
-
Bei vielen Betroffenen wirkt es Angst lindernd,
wenn sie die Gewissheit haben, dass sie die Pflegekraft jederzeit
erreichen können. Wir stellen daher sicher, dass das Rufsystem immer in
der Nähe des Bewohners abgelegt ist.
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Wir machen den Bewohner darauf aufmerksam, dass
Alkohol, Koffein, sowie Drogen Angstzustände verursachen und steigern
können. Wir raten dem Bewohner dringend dazu, sein Konsumverhalten
entsprechend anzupassen.
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Angstkranke Bewohner erhalten eine geschulte
und erfahrene Bezugspflegekraft. Diese sollte nach Möglichkeit nicht
wechseln.
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Wenn ein Bewohner über zunehmende Ängste
berichtet, so wird stets geklärt, ob es sich um eine Angststörung oder
um eine berechtigte Angst handelt. (Hinweis: Auch ein Bewohner mit
einer Herzneurose kann einen Herzinfarkt erleiden.)
Einordnung der
Behandlungsnotwendigkeit
-
Nicht jede Angststörung ist
behandlungsbedürftig. Eine fachärztliche Therapie ist i. d. R. erst
notwendig, wenn die Lebensqualität des Bewohners z. B. durch
Vermeidungsverhalten erheblich beeinträchtigt wird. Beispiele:
-
Der Bewohner würde gerne im nahen Park
spazieren gehen. Er hat jedoch große Angst, unter einem Baum
hindurchzugehen. Er fürchtet, dass ihm eine Spinne auf den Kopf fallen
könnte.
-
Der Bewohner hat panische Angst vor
Zahnärzten. Er nimmt die Vorsorgetermine nicht war. Sein Zahnzustand
ist sehr schlecht.
-
Der Bewohner hat Angst vor
Menschenansammlungen. Er vermeidet den Aufenthalt im Gemeinschaftsraum.
Er zieht sich zunehmend in sein eigenes Zimmer zurück. Es droht eine
Vereinsamung.
-
Angst wird also zur Krankheit, wenn der
Betroffene die Angstreaktion nicht mehr steuern kann und sich hilflos
fühlt.
(Hinweis: Angst kann auch ein hilfreicher Motivator sein. Die Angst vor
einem Schlaganfall kann einen adipösen Senioren zur Nahrungsumstellung
und zu mehr körperlicher Bewegung anspornen.)
Durchführung:
Erste Hilfe bei
einer Panikattacke
Anzeichen einer
Panikattacke sind:
-
Herzrasen
-
Atemnot
-
Thoraxschmerzen
-
Schwindelgefühl
-
Angst, die Kontrolle zu verlieren
-
Angst zu sterben
-
Angst wahnsinnig zu werden
(Hinweis: Typisch ist ein Auftreten der Attacken zwei- bis viermal in
der Woche.)
Wir helfen dem Bewohner:
-
Wir bleiben bis zum Abklingen der Panikattacke
beim Bewohner. Insbesondere bei demenziell oder bei psychisch
erkrankten Bewohnern kann es zu Kurzschlussreaktionen kommen.
-
Wir raten dem Bewohner dazu, sich zu entspannen
und tief mit dem Bauch zu atmen. Er soll das Ausatmen und die
Atempausen betonen.
-
Wir singen mit dem Bewohner gemeinsam ein Lied.
-
Wir animieren den Bewohner, einen Freund oder
ein Familienmitglied anzurufen und sich damit abzulenken.
-
Der Bewohner soll sich körperlich bewegen, aber
nicht weglaufen.
-
Wir raten dem Bewohner, sich an etwas Schönes
zu erinnern oder sich etwas Positives vorzustellen. Hierbei greifen wir
auf die Informationen aus der Biografiearbeit zurück.
-
Wir helfen dem Bewohner, sich abzulenken oder
sich zu beschäftigen.
-
Soweit angemessen suchen wir Körperkontakt,
nehmen den Bewohner also ggf. auch in den Arm. Sofern sinnvoll nutzen
wir bei dementen Bewohnern das Konzept der Intitialberührung. Hinweis:
Viele Angstkranke lehnen Körperkontakt ab.
-
Soweit es sich um eine Symptomfehldeutung
handelt, machen wir den Bewohner auf seinen Irrtum aufmerksam.
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Bei schweren Panikattacken erhält der Bewohner
das ggf. verschriebene Bedarfsmedikament.
allgemeine
pflegerische Maßnahmen
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Es ist uns bewusst, dass Angstpatienten
aggressiv reagieren können. Insbesondere kann es zu körperlichen
Attacken gegen Mitbewohner und gegen Pflegekräfte kommen.
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Wir beziehen den Pflegebedürftigen in alle
Entscheidungen mit ein und informieren ihn umfassend. Dieses auch dann,
wenn der Bewohner aufgrund einer demenziellen Erkrankung die ihm
mitgeteilten Informationen vermutlich nicht verstehen wird.
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Wir vermitteln dem Bewohner wirksame
Entspannungstechniken.
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Wir nutzen die basale Stimulation, damit der
Bewohner wieder eine vertrauensvolle Beziehung zum eigenen Körper
aufbaut. Er soll seine eigenen Fähigkeiten wiedergewinnen. Zudem prüfen
wir die Wirkung von Wickeln, Auflagen und der Aromatherapie.
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Wir prüfen, ob verschiedene Konzepte für die
Angstbewältigung genutzt werden können. Infrage kommen etwa Progressive
Muskelentspannung nach Jacobson, Feldenkrais-Methode, Fantasiereisen
und Achtsamkeitsübungen.
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Wir ermuntern den Bewohner dazu, sich in das
soziale Leben innerhalb unserer Gemeinschaft zu integrieren.
Insbesondere sollte er an den Freizeitaktivitäten teilnehmen.
-
Falls der Bewohner Angst im Dunkeln hat, lassen
wir in der Nacht das Licht im Badezimmer an.
-
Wenn der Bewohner eine problematische Situation
gut überstanden hat, wird er dafür von uns gelobt.
ärztliche und
medikamentöse Therapie
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Insbesondere im fortgeschrittenen Alter sind
aufgrund des hirnorganischen Abbaus eine Verhaltenstherapie und
insbesondere eine Konfrontationstherapie nicht mehr möglich. Auch
psychoanalytisch orientierte Therapien zeigen oftmals keinen
hinreichenden Effekt mehr. In solchen Fällen bleibt letztlich nur eine
medikamentöse Therapie.
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Die pharmazeutische Therapie von Angst und
Panikstörungen erfolgt etwa durch Antidepressiva (insbesondere SSRI und
SNRI).
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Wenn eine erhebliche körperliche Symptomatik
vorliegt, werden auch Betablocker verabreicht.
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Eine dauerhafte Behandlung mit Anxiolytika
(Medikamente, die Angstzustände lösen und dämpfend wirken) sollte
vermieden werden. Es besteht insbesondere bei Benzodiazepinderivaten
ein großes Suchtpotenzial. Mittelfristig sollten eher Antidepressiva
genutzt werden. Benzodiazepine tragen also nicht zu einer effektiven
und dauerhaften Überwindung der Angstzustände bei.
Nachbereitung:
allgemeine
Nachbereitung
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Alle Beobachtungen werden genau dokumentiert.
Die Beschreibung erfolgt wertfrei. Wir achten insbesondere auf
Veränderungen im Verhalten des Bewohners.
Prognose
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Eine lediglich auf Beseitigung der
Angstauslöser konzentrierte Therapie ist zumeist nicht erfolgreich.
Beispiel: Ein Bewohner hat eine Herzphobie, also eine deutlich
übersteigerte Angst vor einem Herzversagen. Selbst eine gründliche
Herzuntersuchung wird seine Ängste nur für eine kurze Zeit lindern.
Aussicht auf anhaltende Erfolge bietet nur eine Verhaltens- und
Psychotherapie.
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Eine rein medikamentöse Therapie führt zumeist
zu keiner Heilung. Jedoch ist es damit möglich, die Symptome so weit zu
reduzieren, dass der betroffene Bewohner eine Psychotherapie beginnen
kann und den Anforderungen der Therapie gewachsen ist.
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Insbesondere bei Senioren im hohen Alter
besteht die Angststörung oftmals schon viele Jahrzehnte. Daher sind die
Aussichten auf eine Heilung geringer als bei jungen Menschen.
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Möglich ist zumeist nur eine Stabilisierung des
Zustands, um möglichst viel Lebensqualität zu erhalten.
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Wird die Angststörung nicht behandelt, kann der
Bewohner in Depressionen und in Apathie verfallen.
Dokumente:
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Pflegebericht
-
Pflegeplanung
Verantwortlichkeit
/ Qualifikation:
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