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Standard "Pflege von Senioren
während einer Kumarintherapie"
Curamine haben die Überlebenschancen von Senioren nach
einem Herzinfarkt, Thrombosen oder schweren Operationen deutlich
verbessert. Die Handhabung dieser Medikamente jedoch ist häufig heikel.
Wir zeigen Ihnen, wie Sie Überdosierungen vermeiden, Komplikationen
rechtzeitig erkennen und Wechselwirkungen in den Griff bekommen.
Standard "Pflege von Senioren während einer Kumarintherapie"
Definition:
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Kumarine werden im Rahmen
der Langzeitantikoagulation verwendet, also etwa bei Vorhofflimmern,
bei Thromben in den Herzhöhlen, nach Herzklappenersatz, nach tiefen
Venenthrombosen oder bei einer drohenden Lungenembolie.
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Kumarine sind
Vitamin-K-Antagonisten und hemmen die Synthese bestimmter
Gerinnungsfaktoren in der Leber.
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Nach der ersten Einnahme
vergehen bis zum Einsetzen der Wirkung einige Tage, da zunächst noch
ausreichend Gerinnungsfaktoren im Blut gelöst sind.
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Das Medikament wird zunächst
recht hoch dosiert. Danach passt der Arzt die Dosis basierend auf dem
ermittelten INR-Wert an. Der INR-Wert beschreibt, wie schnell das Blut
gerinnt. Er ersetzt aufgrund der besseren Vergleichbarkeit den früher
verwendeten Quick-Wert.
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Wichtigste Handelsmarken
dieser Arzneimittelgruppe sind "Marcumar" sowie "Phenprogamma".
Grundsätze:
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Die korrekte Einnahme des
Kumarins ist entscheidend für das Wohlergehen des Bewohners.
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Wenn der Bewohner etwa
aufgrund einer Demenz nicht mehr in der Lage ist, die Einnahme sicher
zu gewährleisten, übernehmen wir frühzeitig diese Aufgabe. Wir warten
nicht ab, bis es zu ersten Fehlapplikationen kommt.
Ziele:
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Nebenwirkungen, insbesondere
Blutungen, werden vermieden. Treten diese dennoch auf, werden sie
schnell erkannt und angemessen behandelt.
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Der Bewohner reagiert
richtig, wenn er sich verletzt und blutet.
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Er ist über die
Einschränkungen und Risiken informiert. Er weiß, wie er durch eine
angemessene Lebensweise den Verlauf positiv beeinflussen kann.
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Eine Thrombose und eine
Embolie werden vermieden.
Vorbereitung:
Kontraindikationen
Wir
stellen sicher, dass der behandelnde Arzt über etwaige
Kontraindikationen einer Kumarintherapie informiert ist. Dieses ist vor
allem dann wichtig, wenn der Bewohner aufgrund einer demenziellen
Erkrankung nicht mehr zuverlässig kommunizieren kann. Eine
Kumarintherapie ist unter diesen Bedingungen riskant:
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schwere Leberschäden
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Epilepsie (Verletzungsgefahr
bei Anfällen)
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Bluthochdruck
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Vorerkrankungen der Lunge
oder des Verdauungssystems, die zu einem erhöhten Blutungsrisiko führen
Durchführung:
Beratung
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Wir raten dem Bewohner
dringend davon ab, ohne vorherige Rücksprache mit dem Arzt frei
verkäufliche Medikamente einzunehmen. Vor allem der Konsum von
Vitaminpräparaten muss strikt unterlassen werden. Wir machen ihn auf
die zahlreichen möglichen Wechselwirkungen aufmerksam.
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Wir raten dem Bewohner
dringend davon ab, die Dosis des Kumarins eigenmächtig zu verändern.
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Er sollte
Freizeitbeschäftigungen meiden, die mit einem erhöhten
Verletzungsrisiko verbunden sind, etwa Handwerksarbeiten, Nähen usw.
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Wir empfehlen dem Bewohner,
Nassrasuren zu unterlassen und sich stattdessen trocken zu rasieren.
Assistenz
bei der Einnahme
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Bei Demenzpatienten sowie
bei Alkoholsüchtigen ist häufig nicht sichergestellt, dass diese das
Kumarin zuverlässig jeden Tag einnehmen. Daher leiten wir diese
Personengruppen zu einer regelmäßigen Einnahme an und überwachen die
Durchführung. Wir stellen auch sicher, dass die regelmäßigen
Blutkontrollen durchgeführt werden.
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Das Kumarin muss immer zur
gleichen Tageszeit eingenommen werden. Sollte die Applikation vergessen
werden, darf sie auf keinen Fall am folgenden Tag mit doppelter Dosis
nachgeholt werden. Wir kontaktieren den Arzt und bitten um
Instruktionen.
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Die Rücksprache mit dem Arzt
ist auch notwendig, wenn der Bewohner unter Durchfall oder unter
Erbrechen leidet und die Resorption des Kumarins somit beeinträchtigt
ist.
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Eine Woche vor geplanten
invasiven Eingriffen muss das Kumarin wegen des Blutungsrisikos
abgesetzt werden. Überbrückend wird bis zur Operation Heparin
verabreicht. Wir stellen sicher, dass der Bewohner nicht aus Gewohnheit
das Kumarin versehentlich weiterhin einnimmt.
Nebenwirkungen
und Komplikationen
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Wir leiten den Bewohner zur
Selbstkontrolle an. Wenn er eine Rotfärbung des Urins oder eine
Schwarzfärbung des Stuhls bemerkt, soll er die Pflegekraft
kontaktieren.
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Der Bewohner soll auch einen
Mitarbeiter ansprechen, wenn er sich eine Bagatellverletzung zugezogen
hat, etwa eine kleine Schnittwunde.
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Wir stellen sicher, dass die
Blutgerinnung regelmäßig kontrolliert wird. Abhängig von der Stabilität
der Einstellung erfolgt diese Messung zweimal in der Woche bis einmal
im Monat. Basierend auf dem ermittelten INR-Wert wird dann die
individuelle Dosierung der Tabletten angepasst. Die Kontrolle erfolgt
entweder in der Arztpraxis oder als Selbstkontrolle mittels eines
Testgeräts.
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In den ersten Wochen der
Einnahme wird die Haut des Bewohners regelmäßig inspiziert, um das
Auftreten von Nekrosen rechtzeitig zu bemerken. Gefährdet sind primär
der Brustbereich, die Hüften, das Gesäß und die Oberschenkel.
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Es kann zu einem Ikterus
sowie zu Haarausfall kommen. Nicht zuletzt Bewohnerinnen kann dieses
mental schwer belasten.
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Häufig sind auch
gastrointestinale Beschwerden wie Übelkeit, Durchfall oder Erbrechen.
Wir leisten dem Bewohner falls notwendig Unterstützung.
Ernährung
und Kosumverhalten
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Der Bewohner sollte weiche
Kost zu sich nehmen, um Verletzungen im Mundraum zu vermeiden.
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Wir prüfen die Notwendigkeit
einer Obstipationsprophylaxe.
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Übergewichtige Senioren
sollten einen normalen BMI anstreben. Die Gewichtsreduktion ist jedoch
kontrolliert durchzuführen, da Radikalkuren die Blutgerinnung stören.
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Die Gerinnungshemmung
funktioniert nur, wenn das Verhältnis zwischen Vitamin-K-Aufnahme und
der Kumarinzufuhr weitgehend konstant bleibt. Dieses muss bei der
Ernährung berücksichtigt werden. Folglich sollte der Bewohner
Innereien, grünes Gemüse, Weizenkeime, Salate und Kohl nur in normalen
Portionsgrößen zu sich nehmen.
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Rauchende Senioren werden
aufgefordert, den Tabakkonsum einzustellen. Rauchen steigert die
Blutgerinnung.
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Der Konsum von großen Mengen
Alkohol kann die Blutgerinnung beeinflussen und ist daher möglichst zu
unterlassen.
weitere
Pflegemaßnahmen
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Aufgrund der Blutungsgefahr
dürfen keine i.m.-Injektionen durchgeführt werden.
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Der Bewohner sollte eine
sehr weiche Zahnbürste benutzen.
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Nach einem Sturz muss der
Betroffene auf Anzeichen einer inneren Verletzung kontrolliert werden.
Alarmierende Symptome sind etwa ein Pulsanstieg und ein Abfall des
Blutdrucks. Im Zweifelsfall sollte der Arzt oder der Notarzt gerufen
werden.
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Falls wir bei der
Körperpflege gehäuft Hämatome ("blaue Flecke") feststellen, sollte ggf.
die nächste Gerinnungskontrolle vorgezogen werden.
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Alle weiteren behandelnden
Ärzte werden über die Kumarintherapie informiert. Dazu zählen
insbesondere Zahnärzte. Gleichzeitig ist es wichtig, dass der
behandelnde Arzt über alle Medikamente informiert wird, die von anderen
Medizinern verschrieben wurden.
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Wir stellen sicher, dass
eine Bedarfsmedikation für den Fall von moderaten Schmerzzuständen
besteht; also etwa bei Kopfschmerzen. Viele sonst übliche Medikamente
wie etwa Acetylsalicylsäure oder Paracetamol beeinflussen die
Blutgerinnung.
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Wenn der Bewohner außerhalb
des Hauses unterwegs ist, soll er seinen Marcumarpass bei sich tragen.
Falls er Auslandsreisen unternimmt, erläutern wir ihm, dass er nur
solche Länder besuchen sollte, in denen notfalls die Versorgung mit
Blutkonserven sichergestellt ist. Eine weitere Gefahr besteht darin,
dass sich Senioren auf Reisen ggf. anders ernähren als zu Hause. Sie
nehmen dann häufig zu viel oder zu wenig Vitamin-K zu sich.
Nachbereitung:
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Alle relevanten
Beobachtungen werden sorgfältig dokumentiert und dem Arzt mitgeteilt.
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Wenn sich der
Allgemeinzustand des Bewohners erheblich verschlechtert, wird der Arzt
gerufen.
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Jede Blutung muss sofort dem
Hausarzt mitgeteilt werden.
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Der Bewohner wird - ggf.
erneut - über alle Verhaltensregeln aufgeklärt, um Risiken zu vermeiden.
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Ggf. wird die Pflegeplanung
/ Maßnahmenplanung angepasst.
Dokumente:
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Berichtsblatt
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Dokumentationsblatt "Fragen
an den Arzt"
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Pflegeplanung /
Maßnahmenplanung
Verantwortlichkeit / Qualifikation:
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