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Standard "Pflege von Senioren während einer Kumarintherapie"

Curamine haben die Überlebenschancen von Senioren nach einem Herzinfarkt, Thrombosen oder schweren Operationen deutlich verbessert. Die Handhabung dieser Medikamente jedoch ist häufig heikel. Wir zeigen Ihnen, wie Sie Überdosierungen vermeiden, Komplikationen rechtzeitig erkennen und Wechselwirkungen in den Griff bekommen.


Standard "Pflege von Senioren während einer Kumarintherapie"


Definition:

  • Kumarine werden im Rahmen der Langzeitantikoagulation verwendet, also etwa bei Vorhofflimmern, bei Thromben in den Herzhöhlen, nach Herzklappenersatz, nach tiefen Venenthrombosen oder bei einer drohenden Lungenembolie.
  • Kumarine sind Vitamin-K-Antagonisten und hemmen die Synthese bestimmter Gerinnungsfaktoren in der Leber.
  • Nach der ersten Einnahme vergehen bis zum Einsetzen der Wirkung einige Tage, da zunächst noch ausreichend Gerinnungsfaktoren im Blut gelöst sind.
  • Das Medikament wird zunächst recht hoch dosiert. Danach passt der Arzt die Dosis basierend auf dem ermittelten INR-Wert an. Der INR-Wert beschreibt, wie schnell das Blut gerinnt. Er ersetzt aufgrund der besseren Vergleichbarkeit den früher verwendeten Quick-Wert.
  • Wichtigste Handelsmarken dieser Arzneimittelgruppe sind "Marcumar" sowie "Phenprogamma".

Grundsätze:

  • Die korrekte Einnahme des Kumarins ist entscheidend für das Wohlergehen des Bewohners.
  • Wenn der Bewohner etwa aufgrund einer Demenz nicht mehr in der Lage ist, die Einnahme sicher zu gewährleisten, übernehmen wir frühzeitig diese Aufgabe. Wir warten nicht ab, bis es zu ersten Fehlapplikationen kommt.

Ziele:

  • Nebenwirkungen, insbesondere Blutungen, werden vermieden. Treten diese dennoch auf, werden sie schnell erkannt und angemessen behandelt.
  • Der Bewohner reagiert richtig, wenn er sich verletzt und blutet.
  • Er ist über die Einschränkungen und Risiken informiert. Er weiß, wie er durch eine angemessene Lebensweise den Verlauf positiv beeinflussen kann.
  • Eine Thrombose und eine Embolie werden vermieden.

Vorbereitung:

Kontraindikationen

Wir stellen sicher, dass der behandelnde Arzt über etwaige Kontraindikationen einer Kumarintherapie informiert ist. Dieses ist vor allem dann wichtig, wenn der Bewohner aufgrund einer demenziellen Erkrankung nicht mehr zuverlässig kommunizieren kann. Eine Kumarintherapie ist unter diesen Bedingungen riskant:

  • schwere Leberschäden
  • Epilepsie (Verletzungsgefahr bei Anfällen)
  • Bluthochdruck
  • Vorerkrankungen der Lunge oder des Verdauungssystems, die zu einem erhöhten Blutungsrisiko führen

Durchführung:

Beratung

  • Wir raten dem Bewohner dringend davon ab, ohne vorherige Rücksprache mit dem Arzt frei verkäufliche Medikamente einzunehmen. Vor allem der Konsum von Vitaminpräparaten muss strikt unterlassen werden. Wir machen ihn auf die zahlreichen möglichen Wechselwirkungen aufmerksam.
  • Wir raten dem Bewohner dringend davon ab, die Dosis des Kumarins eigenmächtig zu verändern.
  • Er sollte Freizeitbeschäftigungen meiden, die mit einem erhöhten Verletzungsrisiko verbunden sind, etwa Handwerksarbeiten, Nähen usw.
  • Wir empfehlen dem Bewohner, Nassrasuren zu unterlassen und sich stattdessen trocken zu rasieren.

Assistenz bei der Einnahme

  • Bei Demenzpatienten sowie bei Alkoholsüchtigen ist häufig nicht sichergestellt, dass diese das Kumarin zuverlässig jeden Tag einnehmen. Daher leiten wir diese Personengruppen zu einer regelmäßigen Einnahme an und überwachen die Durchführung. Wir stellen auch sicher, dass die regelmäßigen Blutkontrollen durchgeführt werden.
  • Das Kumarin muss immer zur gleichen Tageszeit eingenommen werden. Sollte die Applikation vergessen werden, darf sie auf keinen Fall am folgenden Tag mit doppelter Dosis nachgeholt werden. Wir kontaktieren den Arzt und bitten um Instruktionen.
  • Die Rücksprache mit dem Arzt ist auch notwendig, wenn der Bewohner unter Durchfall oder unter Erbrechen leidet und die Resorption des Kumarins somit beeinträchtigt ist.
  • Eine Woche vor geplanten invasiven Eingriffen muss das Kumarin wegen des Blutungsrisikos abgesetzt werden. Überbrückend wird bis zur Operation Heparin verabreicht. Wir stellen sicher, dass der Bewohner nicht aus Gewohnheit das Kumarin versehentlich weiterhin einnimmt.

Nebenwirkungen und Komplikationen

  • Wir leiten den Bewohner zur Selbstkontrolle an. Wenn er eine Rotfärbung des Urins oder eine Schwarzfärbung des Stuhls bemerkt, soll er die Pflegekraft kontaktieren.
  • Der Bewohner soll auch einen Mitarbeiter ansprechen, wenn er sich eine Bagatellverletzung zugezogen hat, etwa eine kleine Schnittwunde.
  • Wir stellen sicher, dass die Blutgerinnung regelmäßig kontrolliert wird. Abhängig von der Stabilität der Einstellung erfolgt diese Messung zweimal in der Woche bis einmal im Monat. Basierend auf dem ermittelten INR-Wert wird dann die individuelle Dosierung der Tabletten angepasst. Die Kontrolle erfolgt entweder in der Arztpraxis oder als Selbstkontrolle mittels eines Testgeräts.
  • In den ersten Wochen der Einnahme wird die Haut des Bewohners regelmäßig inspiziert, um das Auftreten von Nekrosen rechtzeitig zu bemerken. Gefährdet sind primär der Brustbereich, die Hüften, das Gesäß und die Oberschenkel.
  • Es kann zu einem Ikterus sowie zu Haarausfall kommen. Nicht zuletzt Bewohnerinnen kann dieses mental schwer belasten.
  • Häufig sind auch gastrointestinale Beschwerden wie Übelkeit, Durchfall oder Erbrechen. Wir leisten dem Bewohner falls notwendig Unterstützung.

Ernährung und Kosumverhalten

  • Der Bewohner sollte weiche Kost zu sich nehmen, um Verletzungen im Mundraum zu vermeiden.
  • Wir prüfen die Notwendigkeit einer Obstipationsprophylaxe.
  • Übergewichtige Senioren sollten einen normalen BMI anstreben. Die Gewichtsreduktion ist jedoch kontrolliert durchzuführen, da Radikalkuren die Blutgerinnung stören.
  • Die Gerinnungshemmung funktioniert nur, wenn das Verhältnis zwischen Vitamin-K-Aufnahme und der Kumarinzufuhr weitgehend konstant bleibt. Dieses muss bei der Ernährung berücksichtigt werden. Folglich sollte der Bewohner Innereien, grünes Gemüse, Weizenkeime, Salate und Kohl nur in normalen Portionsgrößen zu sich nehmen.
  • Rauchende Senioren werden aufgefordert, den Tabakkonsum einzustellen. Rauchen steigert die Blutgerinnung.
  • Der Konsum von großen Mengen Alkohol kann die Blutgerinnung beeinflussen und ist daher möglichst zu unterlassen.

weitere Pflegemaßnahmen

  • Aufgrund der Blutungsgefahr dürfen keine i.m.-Injektionen durchgeführt werden.
  • Der Bewohner sollte eine sehr weiche Zahnbürste benutzen.
  • Nach einem Sturz muss der Betroffene auf Anzeichen einer inneren Verletzung kontrolliert werden. Alarmierende Symptome sind etwa ein Pulsanstieg und ein Abfall des Blutdrucks. Im Zweifelsfall sollte der Arzt oder der Notarzt gerufen werden.
  • Falls wir bei der Körperpflege gehäuft Hämatome ("blaue Flecke") feststellen, sollte ggf. die nächste Gerinnungskontrolle vorgezogen werden.
  • Alle weiteren behandelnden Ärzte werden über die Kumarintherapie informiert. Dazu zählen insbesondere Zahnärzte. Gleichzeitig ist es wichtig, dass der behandelnde Arzt über alle Medikamente informiert wird, die von anderen Medizinern verschrieben wurden.
  • Wir stellen sicher, dass eine Bedarfsmedikation für den Fall von moderaten Schmerzzuständen besteht; also etwa bei Kopfschmerzen. Viele sonst übliche Medikamente wie etwa Acetylsalicylsäure oder Paracetamol beeinflussen die Blutgerinnung.
  • Wenn der Bewohner außerhalb des Hauses unterwegs ist, soll er seinen Marcumarpass bei sich tragen. Falls er Auslandsreisen unternimmt, erläutern wir ihm, dass er nur solche Länder besuchen sollte, in denen notfalls die Versorgung mit Blutkonserven sichergestellt ist. Eine weitere Gefahr besteht darin, dass sich Senioren auf Reisen ggf. anders ernähren als zu Hause. Sie nehmen dann häufig zu viel oder zu wenig Vitamin-K zu sich.

Nachbereitung:

  • Alle relevanten Beobachtungen werden sorgfältig dokumentiert und dem Arzt mitgeteilt.
  • Wenn sich der Allgemeinzustand des Bewohners erheblich verschlechtert, wird der Arzt gerufen.
  • Jede Blutung muss sofort dem Hausarzt mitgeteilt werden.
  • Der Bewohner wird - ggf. erneut - über alle Verhaltensregeln aufgeklärt, um Risiken zu vermeiden.
  • Ggf. wird die Pflegeplanung / Maßnahmenplanung angepasst.

Dokumente:

  • Berichtsblatt
  • Dokumentationsblatt "Fragen an den Arzt"
  • Pflegeplanung / Maßnahmenplanung

Verantwortlichkeit / Qualifikation:

  • alle Pflegekräfte



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