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Standard "Bindehautentzündung (Konjunktivitis)"
Trockenes
Auge oder Adenovirus? Bei einer Bindehautentzündung ist das eine
durchaus gewichtige Frage. Denn während im ersten Fall ein Fläschchen
mit künstlicher Tränenflüssigkeit das Problem löst, kann eine virale
Konjunktivitis zum unfreiwilligen Praxistest für jedes Hygienekonzept
werden.
Standard "Bindehautentzündung (Konjunktivitis)"
Definition:
Eine
Konjunktivitis (Bindehautentzündung) ist eine akute oder chronische
Entzündung der Augenbindehaut. Es werden zwei Formen unterschieden:
-
Die nichtinfektiöse Konjunktivitis kann etwa
durch eine unzureichende Produktion von Tränenflüssigkeit ausgelöst
werden. Als Auslöser kommen auch Staub, Sonneneinstrahlung und eine
Überanstrengung der Augen in Betracht. Eine solche Konjunktivitis kann
auch die Folge des Kontakts mit Medikamenten, mit Zigarettenrauch, mit
Kosmetika, mit Tierhaaren oder mit Pollen sein, auf die der Körper
allergisch reagiert. Auch unbehandelte Brechungsfehler können eine
Konjunktivitis auslösen.
-
Die infektiöse Konjunktivitis wird etwa durch
Bakterien ausgelöst, vor allem durch Staphylokokken, durch
Streptokokken, durch Pneumokokken, durch Chlamydien oder durch
Gonokokken. Auch Viren können eine Bindehautentzündung verursachen,
etwa Adenoviren oder Herpes-Simplex-Viren. Überdies können in
Einzelfällen Pilze als Auslöser in Betracht kommen. Die Symptomatik
tritt häufig auch im Verlauf einer anderen Erkrankung auf, wie z. B.
Masern, Windpocken oder Röteln. Insbesondere bei einer bakteriellen
Konjunktivitis besteht das Risiko, dass sich die Entzündung auf die
Hornhaut ausbreitet und dort ein Hornhautgeschwür verursacht.
-
Eine von Adenoviren ausgelöste Konjunktivitis ist höchst ansteckend. Sie kann sich epidemisch ausbreiten.
Grundsätze:
-
Auch eine nichtinfektiöse Konjunktivitis kann
die Lebensqualität des betroffenen Bewohners erheblich beeinträchtigen.
Daher nehmen wir diese Erkrankung stets ernst.
-
Uns ist bewusst, dass eine Konjunktivitis immer
auch die Folge einer Infektion sein kann, in deren Folge es ggf. zu
bleibenden Augenschäden kommen kann.
Ziele:
-
Der Auslöser der Konjunktivitis wird korrekt ermittelt.
-
Bei einer allergisch bedingten Bindehautentzündung wird der Kontakt mit dem auslösenden Allergen auf ein Minimum reduziert.
-
Durch konsequente Hygienemaßnahmen wird die Ausbreitung von viral ausgelösten Bindehautentzündungen vermieden.
-
Die Lebensqualität des Bewohners wird so wenig wie möglich beeinträchtigt.
-
Es kommt zu keinen Komplikationen.
Vorbereitung:
Symptome
Wir achten auf die typischen Symptome einer Konjunktivitis:
-
Rötung und Schwellung der Bindehaut
-
Jucken oder Brennen
-
Fremdkörpergefühl ("Sand im Auge")
(Hinweis: Ein Fremdkörpergefühl ist typisch für eine einfache
Bindehautentzündung. Wichtig ist jedoch, das Auge auch dann zu
untersuchen. Ggf. wurde ja tatsächlich ein Fremdkörper eingetragen.)
-
erhöhter Tränenfluss
-
krampfhafter Lidschluss
-
i. d. R. geringe bis mittlere Schmerzbelastung
-
meiden von Licht
-
Sekretion, je nach Auslöser wässrig, schleimig oder eitrig
-
verklebte Lidränder am Morgen
-
Bildung von Bindehautfollikeln
-
ggf. Schwellungen der Lymphknoten vor dem Ohr
Hinweise:
-
Bei einer bakteriellen Infektion ist das Sekret
eitrig und tritt ggf. in großer Menge auf. Mitunter kommt es zum
Blutaustritt in die Schleimhaut.
-
Bei einer infektiösen Konjunktivitis ist
mitunter zunächst nur ein Auge betroffen. Häufig leiden die erkrankten
Bewohner gleichzeitig an einem allergischen Schnupfen. Es muss geprüft
werden, mit welchen "verdächtigen" Stoffen das Auge kurz zuvor in
Kontakt gekommen ist. Eine allergische Konjunktivitis tritt hingegen i.
d. R. parallel an beiden Augen auf.
-
Wenn es hinreichende Anzeichen für eine
Konjunktivitis gibt, stellen wir den Bewohner einem Augenarzt vor.
Sofern es Hinweise für eine Infektion gibt, bitten wir die
Sprechstundenhilfe um eine zeitnahe Terminvergabe.
-
Auch wenn die typischen Symptome einer
Bindehautentzündung vorliegen, muss es sich nicht unbedingt um eine
solche handeln. Auch andere Augenschädigungen können der Auslöser sein
– etwa eine verletzte Hornhaut.
Durchführung:
Pflegemaßnahmen und Unterstützung bei der ärztlichen Therapie
-
Bei einem allergischen Geschehen stellen wir
sicher, dass der Bewohner mit dem jeweiligen Allergen so wenig wie
möglich in Kontakt kommt.
-
Wir schützen die Augen vor schädlichen
Umwelteinflüssen, wie etwa Staub. Der Bewohner sollte den Kontakt mit
rauchenden Mitbewohnern meiden.
-
Wir raten dem Bewohner davon ab, sich mit
Hausmitteln zu behelfen. Kamillenzubereitungen etwa sind problematisch.
Sie haben zwar einen entzündungshemmenden Effekt, können dafür aber
allergische Reaktionen auslösen. Überdies sind selbst produzierte
Lösungen nicht steril. Sie können also verkeimt sein und das Auge
schädigen.
-
Bei einer unzureichenden Tränensekretion erhält
der Bewohner künstliche Tränenflüssigkeit. Er soll zudem die Augen vor
Austrocknung schützen, also etwa Wind oder Zugluft meiden.
-
Der Bewohner erhält ggf. ein lokales
Antibiotikum. I. d. R. wird das Mittel mehrmals pro Tag eingebracht.
Wenn der Bewohner mit der korrekten Applikation überfordert ist, erhält
er von uns die notwendige Unterstützung. (Hinweis: Auch
Tropfenfläschchen mit Antibiotika können nach einer vorherigen
Kontamination zu einem Übertragungsweg werden.)
-
Eine Therapie mit Antibiotika sollte stets
gezielt erfolgen. Wir regen also die Erregeridentifizierung mittels
Bindehautabstrich für Kultur und Gramfärbung an. Nach der Bestimmung
des Keims wird die Therapie ggf. entsprechend verfeinert.
-
Bei einer allergischen Bindehautentzündung kann
der Einsatz von Antihistaminika haltigen Augentropfen sinnvoll sein.
Zumeist tritt das Symptombild nur im Frühjahr und im Sommer auf und
wird von einem allergischen Schnupfen begleitet. Wir prüfen zudem, ob
eine Desensibilisierung gegen die auslösenden (Pollen-)Antigene
sinnvoll ist.
-
Die Applikation von Glukokortikoid haltigen Präparaten bei Allergien sollte zeitlich beschränkt werden.
-
Der Bewohner sollte auf die Nutzung von
Kontaktlinsen verzichten und zumindest vorübergehend eine Brille
tragen. Wir überprüfen zudem, ob der Bewohner überhaupt in der Lage
ist, die Kontaktlinsen angemessen zu reinigen.
-
Das Sekret kann in der Nacht austrocknen und
die Lider verkleben. In diesem Fall müssen die verkrusteten Lidränder
am Morgen gereinigt werden. Wir weichen das Sekret auf, das die
Bindehaut verklebt. Wir nutzen dafür einen feuchten Waschlappen. Danach
spülen wir das gelöste Sekret mit warmem Wasser aus. Bei der Reinigung
der Augen achten wir auf eine Wischrichtung von außen nach innen. Erst
nach der Reinigung applizieren wir etwaige Augentropfen.
-
Wenn eine Konjunktivitis als Folge einer
Infektion vorliegt, nutzen wir bei der Reinigung getrennte
Waschutensilien für jedes Auge.
-
Bei einer Chlamydieninfektion
("Schwimmbadkonjunktivitis") kann es zu einem gleichzeitigen Befall des
Urogenitaltrakts kommen. Ggf. ist eine systemische Antibiotikatherapie
erforderlich. Etwaige Sexualpartner müssen ggf. mitbehandelt werden.
-
Wir prüfen, ob kühlende Auflagen die
Schmerzbelastung senken. Bei starken Augenschmerzen sollte der Bewohner
ein entsprechendes systemisches Schmerzmittel erhalten.
-
Bei einer viralen Infektion ist gemeinsam mit
dem behandelnden Arzt zu prüfen, ob der Bewohner isoliert werden
sollte. Bei der Entscheidung berücksichtigen wir die Infektiosität des
Krankheitserregers und die Einsichtsfähigkeit und den
Kooperationswillen des Bewohners.
(Hinweis: Das Thema Isolation ist umstritten. Bei demenziell erkrankten
Senioren, deren Verhalten zur unkontrollierten Keimverschleppung führen
kann, ist eine Beschränkung auf das eigene Zimmer ggf. angemessen. Es
muss immer auch die Fürsorgepflicht für die Gesundheit der Mitbewohner
berücksichtigt werden.)
-
Wir weisen den Bewohner darauf hin, dass er das
infizierte Auge nicht mit den Fingern berühren darf, da sonst die
Gefahr einer Keimverschleppung besteht. Wir bieten dem Bewohner
Zellstofftupfer an. Mit diesem kann er Sekret unterhalb des Auges
aufnehmen und den Tupfer dann entsorgen.
-
Wir beachten, dass eine Konjunktivitis das
Sehvermögen einschränken kann. Dieses hat insbesondere Folgen für die
individuelle Sturzgefährdung sowie für die Sicherheit im
Straßenverkehr.
Hygienemaßnahmen
Viele
Krankheitserreger, die Konjunktivitis auslösen, sind hochinfektiös. Wir
stellen durch angemessene Hygienemaßnahmen sicher, dass eine
Ausbreitung der Infektion unterbleibt.
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Der Bewohner wird angewiesen, sich regelmäßig
die Hände zu waschen. Im Idealfall wird er in die Händedesinfektion
eingewiesen und erhält eine sog. "Kittelflasche".
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Der Bewohner soll auf das Händeschütteln als Form der Begrüßung verzichten.
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Handtücher und andere Hygieneartikel werden strikt personengebunden genutzt und engmaschig gewechselt.
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Frauen sollten auf die Nutzung von augennahen
Kosmetikprodukten verzichten. Bereits geöffnete Produkte werden
entsorgt, um eine spätere erneute Infektion zu vermeiden.
-
Wenn der Bewohner einem Arzt vorgestellt werden
soll, ist es notwendig, das Praxisteam auf die Infektionsgefahr
hinzuweisen. Ggf. muss dem Bewohner ein eigener Wartebereich zugewiesen
werden. Darüber hinaus ist es notwendig, alle Untersuchungsgeräte und
Türklinken zu desinfizieren.
Nachbereitung:
Prognose
-
Die meisten Bindehautentzündungen klingen innerhalb von 10 bis 14 Tagen wieder ab.
-
Wird die Konjunktivitis durch eine Allergie
ausgelöst, kann es zu chronischen oder zu rezidivierenden
Krankheitsverläufen kommen.
weitere Maßnahmen
-
Der behandelnde Arzt wird regelmäßig über Gesundheitsveränderungen sowie über Reaktionen auf die Medikamente informiert.
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Gehäuft auftretende Infektionen sind stets ein Anlass, die Hygienesituation in der Einrichtung zu hinterfragen.
Dokumente:
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Leistungsnachweis
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Berichtsblatt
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ggf. Wunddokumentation
-
Ärztliches Verordnungsblatt
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Kommunikationsblatt mit dem Arzt
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ggf. Pflegeplanung
Verantwortlichkeit / Qualifikation:
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