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Standard "Blasenspülung "

Viele altgediente Ärzte haben ihr Handwerk in den 70er-Jahren gelernt. Die Blasenspülung zählte seinerzeit zum Standardrepertoire bei Erkrankungen des Urogenitaltrakts. Heute sollten es sich Pflegekräfte zweimal überlegen, ob sie diese Maßnahme wirklich durchführen sollten.


Standard "Blasenspülung "


Definition:

  • Verschiedene Krankheitsbilder machen es notwendig, eine sterile Lösung durch einen Blasenkatheter in die Harnblase einzubringen. Dieses erfolgt mittels Blasenspritze oder über ein Spülsystem.
  • Die Spüllösung ist zumeist physiologische Kochsalzlösung. Der Arzt gibt die Spülmenge und die Spüldauer vor. Soweit eine ärztliche Anordnung besteht, können unter sterilen Bedingungen der Spüllösung Desinfektionslösungen und Antibiosen zugesetzt werden.
  • Blasenspülungen werden nicht routinemäßig oder prophylaktisch vorgenommen, sondern lediglich im Rahmen einer ärztlich angeordneten Therapie. Insbesondere werden wir im Rahmen der Prävention katheterassoziierter Infektionen keine antiseptischen oder antimikrobiellen Wirkstoffe einbringen.
  • Aufgrund der erheblichen Risiken und des geringen therapeutischen Nutzens spielt die Blasenspülung in der Altenpflege nur noch eine untergeordnete Rolle.
(Viele Pflegewissenschaftler halten die Blasenspülung für veraltet. In großen Teilen der pflegerischen Fachliteratur wird sie nicht mehr beschrieben. Soweit sie in den Büchern noch erwähnt wird, variieren die Beschreibungen teils erheblich; dieses insbesondere hinsichtlich der erforderlichen Hygienemaßnahmen. Es ist daher unverzichtbar, den Inhalt dieses Standards mit den ärztlichen Vorgaben abzugleichen und ggf. den Kontakt mit dem Arzt zu suchen. Zudem raten wir dazu, die Vorgehensweise innerhalb des Qualitätszirkels zu diskutieren.)

Grundsätze:

  • Ohne eine ärztliche Verordnung wird keine Blasenspülung durchgeführt.
  • Es ist unsere Pflicht, den Arzt über unsere Bedenken zu informieren.
  • Falls es hinreichende Anzeichen für eine Gefährdung der Gesundheit des Bewohners gibt, verweigern wir die Durchführung der Blasenspülung.

Ziele:

  • Durch die Blasenspülung werden schädliche Stoffe aus der Blase heraus befördert.
  • Ärztlich verordnete Medikamente werden sicher in die Blase eingebracht.
  • Eine Keimverschleppung wird vermieden.

Vorbereitung:

Indikationen und Kontraindikationen

Eine Blasenspülung ist unter folgenden Bedingungen nach ärztlicher Anweisung möglich:

  • Beim Bewohner kommt es zu Blutungen aus der Prostata, aus der Harnblase oder aus dem Nierenbecken. Es hat sich ein Blutgerinnsel oder eine Blasentamponade gebildet. Es ist notwendig, diese auszuspülen.
  • Der Bewohner wurde im Bereich der Prostata, der Harnblase oder im Nierenbecken operiert. Es ist erforderlich, die Durchgängigkeit der Harndrainage zu beobachten und aufrechtzuerhalten. (Im Bereich der Altenpflege ist insbesondere die Prostataresektion dabei von Bedeutung.)
  • Es ist notwendig, Medikamente in die Blase einzubringen. Also etwa antifungale Medikamente oder Zytostatika.
Eine Blasenspülung ist mit erheblichen Risiken verbunden:
  • Bestehende Infektionen können sich durch eine Spülung intensivieren. Als Folge der Diskonnektion können weitere Keime in die Blase eingeschleppt werden.
  • Bei manuellen Spülungen kann es zu einem unkontrollierbaren Blasendruck kommen. Im Bereich der Blasenschleimhaut kann es zu einem entzündlichen Ödem kommen.

Material

Wir stellen das für die Blasenspülung notwendige Material bereit:

  • sterile Blasenspritze mit passendem Ansatz für eine einmalige Blasenspülung
  • ggf. Spülset
  • sterile Spüllösung gemäß ärztlicher Anordnung, etwa Aqua dest. oder NaCL 0,9 %
  • großvolumiger Urinsammelbeutel
  • sterile Nierenschale
  • Katheterklemmen oder Peanklemmen
  • Schutzhandschuhe und Schutzschürze
  • sterile Handschuhe
  • wasserdichte Einmalunterlage für das Bett
  • alkoholisches Händedesinfektionsmittel
  • Abwurfbehälter
  • Händedesinfektionsmittel
  • sterile Kompressen
(Hinweis: Diese Liste umfasst Positionen, die im Rahmen der betrieblichen Anpassung gestrichen werden können.)

Organisation

  • Die Pflegekraft studiert eingehend den Beipackzettel des einzubringenden Medikaments.
  • Die Arbeitsfläche wird desinfiziert. Alle notwendigen Gegenstände werden bereit gelegt und auf Vollständigkeit überprüft.
  • Der Bewohner wird über die anstehende Maßnahme informiert. Dieses ist auch bei bewusstlosen Senioren erforderlich, da es sich um eine invasive Handlung im Intimbereich handelt.
  • Besucher, Angehörige und Mitbewohner werden kurz vor die Tür gebeten.
  • Das Pflegebett wird auf eine Höhe gefahren, die ein rückenschonendes Arbeiten erlaubt. Die Pflegekraft sorgt für gute Lichtverhältnisse.
  • Der Bewohner wird so gelagert, dass der Intimbereich gut zu erreichen ist. Kleidung, die die Durchführung behindern könnte, wird entfernt. Der Oberkörper bleibt also bekleidet, während der Unterkörper freiliegt.

Durchführung:

Offene Spülung

(Hinweis: Sofern sich das Pflegeteam dazu entschließt, überhaupt eine Blasenspülung durchzuführen, muss die hier folgende Durchführung an die Vorgaben des Arztes angepasst werden.) Bei einer offenen Spülung werden wiederholt kleinere Volumina an Spülflüssigkeit über den Blasenverweilkatheter appliziert. Hauptproblem dabei ist die Diskonnektion des geschlossenen Systems. Es besteht also immer das Risiko, dass Keime eingeschleppt werden. Folglich ist die Beachtung der hygienischen Standards unverzichtbar.

  • Die Pflegekraft führt eine Händedesinfektion durch. Sie zieht Schutzhandschuhe und die Schürze an.
  • Das Bett wird durch eine Einmalunterlage im Bereich der Intimzone vor Durchfeuchtung geschützt.
  • Mittels einer Blasenspritze zieht die Pflegekraft die Spülflüssigkeit auf.
  • Die Pflegekraft klemmt den Katheter mit einer Katheterklemme ab.
  • Der Katheter und der Auffangbeutel werden diskonnektiert und auf einer sterilen Ablagefläche abgelegt, etwa auf einer Nierenschale.
  • Die Pflegekraft desinfiziert den Drainageansatz. Sie wartet die Einwirkzeit ab und wischt mit einer sterilen Kompresse ab. Sie achtet darauf, das Katheterende nicht zu berühren.
  • Die Pflegekraft setzt die Blasenspritze an. Sie öffnet die Katheterklemme und spritzt die Spülflüssigkeit vorsichtig ein. Sie achtet darauf, einen Überdruck zu vermeiden. Sie appliziert also ohne großen Kraftaufwand. Sie hält den Katheter etwas erhöht.
  • Sofern der Arzt eine Verweildauer der Flüssigkeit angeordnet hat, wartet die Pflegekraft diese ab.
  • Die Blasenspritze wird entfernt.
  • Die Pflegekraft lässt die Flüssigkeit aus dem Katheter ablaufen.
  • Dieser Vorgang wird so lange wiederholt, bis die Spülflüssigkeit klar ist.
  • Die Verbindungselemente des Katheters und des Beutelsystems werden desinfiziert und wieder konnektiert. Die Pflegekraft prüft erneut, ob alle Teile der Urinableitung korrekt miteinander verbunden sind.

Geschlossene Spülung

Für die geschlossene Spülung ist ein geschlossenes System notwendig, an den ein 3-Wege-Spülkatheter angeschlossen wird. Da das geschlossene System nicht unterbrochen wird, ist das Risiko einer Keimeinschleppung deutlich geringer.

  • Die Spülflüssigkeit wird auf Körpertemperatur vorgewärmt. Sie kann dafür in körperwarmes Wasser eingelegt werden.
(Hinweis: Bei Blutungen ist dieses nicht sinnvoll, da die Wärme die Durchblutung verstärkt.)
  • Die Pflegekraft desinfiziert sich die Hände. Sie zieht die Schutzschürze an.
  • Die Pflegekraft lässt den Urin ablaufen und richtet das System.
  • Die Pflegekraft desinfiziert sich erneut die Hände. Sie tränkt ein steriles Tuch und Kompressen in einem alkoholischen Desinfektionsmittel. Sie legt das sterile Tuch so unter den Katheter, dass die Konnektionsstelle genau auf dem Tuch liegt.
  • Sie desinfiziert sich die Hände erneut und zieht sterile Handschuhe an.
  • Der Entnahmekonus wird desinfiziert und steril abgewischt.
  • Der Urinabflussschlauch unterhalb des Katheters wird abgeklemmt. Die Pflegekraft lässt die Spülflüssigkeit einlaufen.
  • Die Pflegekraft stellt sicher, dass die vom Arzt verordnete Menge und Fließgeschwindigkeit eingehalten wird. Sie erkundigt sich regelmäßig beim Bewohner nach seinem Befinden und achtet auf eventuelle Schmerzreaktionen.
  • Eine etwaige Einwirkzeit wird abgewartet.
  • Die Klemme am Entnahmekonus wird nun geschlossen.
  • Die Pflegekraft öffnet die Klemme am Abflussschlauch. Der Urin und die Spülflüssigkeit können ablaufen. Danach kann die Klemme wieder geschlossen werden.
  • Sofern keine anderslautende ärztliche Verordnung vorliegt, wird dieser Vorgang wiederholt, bis die Spüllösung klar zurückfließt.
  • Die Spülmenge sollte ungefähr der Urinmenge entsprechen.

Nachbereitung:

  • Die Maßnahme und alle Beobachtungen werden dokumentiert. Relevant sind insbesondere Farbe und Beimengungen der Spülflüssigkeit sowie das Volumen der applizierten Flüssigkeit.
  • Nach einer Prostataresektion ist mit einer Rosafärbung des Urins als Folge von Nachblutungen aus dem OP-Gebiet zu rechnen. Eine Information an den Arzt ist nur dann notwendig, wenn die Pflegekraft eine Zunahme der Blutung bemerkt.
  • Die Pflegekraft fragt den Bewohner, ob er Schmerzen verspürt. Der Bewohner soll sich melden, wenn er eine Veränderung seines Befindens bemerkt.
  • Der Bewohner wird bequem gelagert. Wir bieten ihm ein Getränk an. Die Pflegekraft lüftet das Zimmer und legt die Rufanlage in Reichweite des Bewohners ab.
  • Der Bettschutz wird entfernt. Die Pflegekraft stellt sicher, dass das Bett nicht feucht geworden ist.
  • Verbrauchte Materialien werden sachgerecht entsorgt. Die Pflegekraft führt eine Händedesinfektion durch.

Dokumente:

  • Berichtsblatt
  • ärztliches Verordnungsblatt
  • Kommunikationsblatt mit dem Arzt
  • Pflegeplanung / Maßnahmenplanung

Verantwortlichkeit / Qualifikation:

  • Pflegefachkraft



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