Diese Seiten wurden für Smartphones optimiert.
Für die PC-Version
klicken Sie bitte hier.
Standard "Pflege von Senioren mit Bronchiektasen"
Die
Versorgung von Bronchiektasen-Patienten ist vor allem eine mentale
Herausforderung. Der Senior muss jeden Tag aufs Neue zur Kooperation
bewegt werden, obwohl die Prognosen selbst bei bester Compliance
zumeist alles andere als rosig sind.
Standard "Pflege von Senioren mit Bronchiektasen"
Definition:
-
Bronchiektasen sind irreversible Erweiterungen
großer Bronchien. Die Schädigungen können ein- oder beidseitig, diffus
(an unterschiedlichen Stellen der Lunge) oder auch nur lokalisiert
auftreten.
-
In den Aussackungen und Erweiterungen der
Bronchien sammelt sich Bronchialsekret an. Das angestaute Sekret ist
der ideale Nährboden für Bakterien. Die gehäuft auftretenden
Infektionen gehen dann in chronische Entzündungsprozesse über. Die
Erkrankung hat einen chronisch fortschreitenden Verlauf und ist zumeist
nicht heilbar. Regelmäßige Antibiotikatherapien können das
Fortschreiten erheblich abmildern und verzögern.
-
Etwa Dreiviertel der Erkrankten klagen über
Luftnot (Dyspnoe). Jeder zweite leidet unter Bluthusten (Hämoptysen).
Am Ende des Krankheitsverlaufes steht nicht selten ein chronisches
Lungenversagen.
Grundsätze:
-
Bereits die Schilderung der typischen
Beschwerden legt den Verdacht auf Bronchiektasen nahe. Dieses
insbesondere dann, wenn der Bewohner unter langjährigem Asthma oder
unter schweren Lungeninfekten in der Kindheit litt.
-
Eine schmerzfreie Atmung ist Voraussetzung für eine menschenwürdige Existenz.
-
Jeder Bewohner hat Anrecht auf die beste Pflege und medizinische Betreuung.
-
Die Gabe von Sauerstoff ist stets nur als letztes Mittel zu wählen.
-
Wir arbeiten eng mit dem Haus- bzw. Facharzt
zusammen. Jede Maßnahme wird zuvor genau mit dem Arzt besprochen und
erst dann durchgeführt, wenn dieser zugestimmt hat.
-
Verfahren der Naturheilkunde kommen als Ergänzung (nicht Ersatz!) konventioneller Therapien in Betracht.
-
Alle Beobachtungen und Vitaldatenmessungen werden sorgfältig dokumentiert.
-
Wir nehmen alle Schmerzäußerungen des Bewohners ernst.
-
Nur wenn der Bewohner umfassend über seine
Erkrankung informiert ist, kann er als Partner des Arztes aktiv an
seiner Behandlung mitwirken.
Ziele:
-
Durch eine konsequente pflegerische und ärztliche Betreuung wird das Fortschreiten der Erkrankung verzögert.
-
Die Lebensqualität des Bewohners wird verbessert, insbesondere hat er keine unnötigen Schmerzen.
-
Die Atemsituation wird verbessert. Der Bewohner kann mühelos atmen.
-
Atemwegsinfektionen werden vermieden und ggf. wirksam bekämpft.
-
Komplikationen wie Cor Pulmonale oder eine Rechtsherzinsuffizienz werden vermieden.
Vorbereitung:
Symptome
Wir achten auf Symptome, die auf eine Erkrankung hindeuten, etwa:
-
Der Bewohner leidet unter chronischem Husten
mit (ggf. auch blutigem) Auswurf. Vor allem am Morgen hustet der
Bewohner intensiv, um den Schleim zu lösen, der sich in der Nacht in
den Bronchiektasen angesammelt hat. Der Bewohner kann bis zu 200
ml aushusten (sog. "maulvolle Expektoration"). Das Sputum ist eitrig
und übelriechend. Wenn es in einem Spitzglas gesammelt wird, bilden
sich drei Schichten. Am Glasboden setzt sich eine ballenförmig-eitrige
Schicht ab. In der Mitte lagert sich schleimiges Sputum ab. Oben ist
der Auswurf schmierig-wässrig. Häufig können auch Blutbeimengungen
beobachtet werden.
-
Ähnlich wie beim Asthma kann es zu begleitenden Bronchospasmen kommen.
-
Der Bewohner erleidet gehäufte Infektionen und Fieberschübe.
-
Der Bewohner bildet Trommelschlägelfinger
(Verdickung der Fingerenden) und Uhrglasnägel (verstärkte Wölbung und
Rundung der Fingernägel) aus als Folge des gestörten Blutkreislaufes
und des chronischen Sauerstoffmangels.
-
Beim Abhören der Lunge kann man feuchte Rasselgeräusche feststellen.
(Hinweis: Nicht jeder Betroffene erleidet derartige Beschwerden. Es gibt auch symptomarme Verläufe.)
Prophylaxe
-
Wir raten dem Bewohner, sich gegen Pneumokokken impfen zu lassen. Diese Impfung muss alle 3 Jahre aufgefrischt werden.
-
Dem Bewohner wird nahegelegt, einmal jährlich die Grippeschutzimpfung durchführen zu lassen.
-
Wir sorgen für eine ausreichende Flüssigkeitsversorgung. Der Bewohner sollte nach Möglichkeit warme Getränke zu sich nehmen.
-
Wir nutzen Ingwer-Brust-Kompressen, um die
Durchblutung zu steigern und das körpereigene Immunsystem zu
aktivieren. Nach einer sorgfältigen Einweisung sind viele Senioren in
der Lage, die Maßnahme eigenständig durchzuführen.
-
Dem Bewohner wird dringend nahegelegt, das
Rauchen einzustellen. Der Bewohner sollte darauf achten, dass er nicht
als Passivraucher weiter mit den Giften in Kontakt kommt.
-
Der Bewohner wird vor schädlichen Luftbestandteilen geschützt, insbesondere vor Ozon oder Smog.
-
Der Bewohner erlernt Körperpositionen, die die Atmung erleichtern.
-
Wir vermitteln auf Wunsch den Kontakt zu Selbsthilfegruppen.
Durchführung:
Abhusten
-
Der Bewohner wird angeleitet, am Morgen richtig abzuhusten. Er wird dafür in eine geeignete Körperhaltung gebracht.
-
Knie-Ellenbogen-Lage: Der Bewohner befindet
sich "auf allen Vieren" auf dem Boden oder auf dem Bett. Er stützt sich
mit den Knien und mit den Ellenbogen ab. Dadurch ist der Oberkörper
abgesenkt.
-
Quincke-Hängelage: Der Bewohner liegt
bäuchlings quer auf dem Bett. Der Oberkörper befindet sich außerhalb
des Bettes. Der Bewohner stützt sich mit den Armen auf einer Fußbank
ab. Der Kopf liegt auf einem tieferen Niveau als das Becken, der
Oberkörper ist also in einer Tieflagerung.
-
Wir nutzen Klopfmassagen, Vibrationsanwendungen und Inhalation, um das Sekret zu lockern.
-
Bewohner mit folgenden Krankheitsbildern erhalten keine Vibrationsbehandlung:
-
Schädel-Hirn-Trauma
-
Herzinfarkt
-
Lungenembolie
-
Phlebothrombose
-
erhöhte Blutungsneigung
-
Osteoporose
-
Frakturen oder Tumorbildung im Thoraxbereich, im Abdomen oder in der Wirbelsäule
-
Der Bewohner sollte den Auswurf nach Möglichkeit nicht verschlucken, sondern in einem Becher auffangen.
-
Wir verdeutlichen dem Bewohner, dass konsequentes Abhusten das Risiko von komplizierten Infektionen senken kann.
-
Wir leiten den Bewohner in der Nutzung eines "Flutters" an, um endogene (innere) Vibrationen auszulösen.
-
Nach dem Abhusten ermöglichen wir dem Bewohner eine intensive Mundpflege.
medikamentöse Therapie
-
Die medikamentöse Therapie erfolgt in enger
Zusammenarbeit mit dem behandelnden Arzt. Wir beobachten die Wirkungen
und die Nebenwirkungen und geben die Informationen an den Arzt weiter.
-
Zur Verbesserung der Reinigungsleistung und zur
Vermeidung von Bronchospasmen können Theophylline und Betamimetika
genutzt werden.
(Hinweis: Die Anwendung von Schleimlösern und Schleimverflüssigern ist
umstritten. Kritiker bemängeln den fehlenden Wirksamkeitsbeweis für die
Dauertherapie.)
-
Entzündungen werden mit Antibiotika bekämpft.
Im Vergleich zu unkomplizierten Infektionen der Atemwege werden die
Medikamente aber über einen längeren Therapiezeitraum und in höheren
Dosierungen verabreicht. Wir stellen sicher, dass der Bewohner die
Therapie nicht eigenmächtig abbricht.
-
Vor der Verabreichung von Antibiotika kann es sinnvoll sein, eine bronchoskopische Absaugung und Spülung durchzuführen.
-
In Einzelfällen sind sogar dauerhafte oder regelmäßig wiederkehrende Antibiotikagaben sinnvoll, die auch inhalativ erfolgen.
-
Antibiotikagaben erfolgen nach genauer Abwägung
des Nutzens und der Risiken. Zuvor sollte ein Antibiogramm angefordert
werden. Wenn der Bewohner von resistenten Keimen befallen ist, gelten
verstärkte Hygienestandards vergleichbar zu Infektionen mit MRSA.
operative Therapie
Falls der
behandelnde Arzt einen operativen Eingriff empfiehlt, stehen wir dem
Bewohner jederzeit für ein Gespräch zur Verfügung. Wir sind uns
bewusst, dass jeder Eingriff an der Lunge mit großen Ängsten verbunden
ist.
-
Bei lokal begrenzten Bronchiektasen kann eine Resektion der betroffenen Lungenabschnitte sinnvoll sein.
-
Eine Lungentransplantation kommt angesichts des Allgemeinzustandes der Senioren zumeist nicht in Betracht.
Beseitigung der Atemnot
-
Sauerstoff darf i.d.R. nur nach ärztlicher
Verordnung verabreicht werden. Im Notfall jedoch ist es möglich, auch
ohne Rücksprache mit dem Arzt dem Bewohner 2 Liter Sauerstoff pro
Minute zu geben (gemäß Standard "Verabreichung von Sauerstoff"). Der
Arzt wird umgehend über die Lage informiert.
-
Wir sorgen für Frischluft, ohne die Raumtemperatur übermäßig abfallen zu lassen.
-
Die Pflegekraft wirkt beruhigend auf den Bewohner ein.
-
Ein Bewohner mit Atemnot wird niemals allein gelassen.
Nachbereitung:
Allgemeines
-
Bei deutlich geschwächten oder sehr alten
Menschen kann es notwendig sein, die Behandlung stationär in einer
Klinik durchzuführen.
-
Wir dokumentieren, welche Maßnahmen dem
Bewohner Linderung brachten und welche nicht. Bei erneuten Beschwerden
werden dann bevorzugt solche Maßnahmen eingesetzt, die schon zuvor
erfolgreich waren.
-
Alle Beobachtungen werden sorgfältig dokumentiert und dem Arzt mitgeteilt. Wichtig sind insbesondere:
-
Allgemeinzustand
-
Mobilität
-
Appetit und Flüssigkeitszufuhr
-
Atmung, Blutdruck und Puls
-
Schweiß, Urin und Stuhl
-
Farbe, Menge und Konsistenz des Sputums
-
Krankheitseinsicht und Kooperationswillen
-
Dem Bewohner wird die Gelegenheit gelassen, Schlaf nachzuholen
-
ggf. wird die Pflegeplanung aktualisiert.
Prognose
-
Einmal vorhandene Bronchiektasen werden sich nicht mehr zurückbilden.
-
Werden die Infekte nicht behandelt, kann es zu einer Bronchopneumonie, zu einem Lungenabszess oder zu einem Empyem kommen.
-
Oftmals erleiden Betroffene ein chronisches Cor Pulmonale mit Ausbildung einer Rechtsherzinsuffizienz.
-
Im späteren Krankheitsverlauf können andere
Organe schwer belastet werden. Problematisch ist insbesondere die
Eiweißablagerung als Folge der chronischen Entzündungsprozesse (sog.
"Amyloidose").
Dokumente:
-
Berichtsblatt
-
Vitalzeichenkontrollblatt
-
Trinkprotokoll / Bilanzierungsbogen
-
Durchführungsnachweis
-
Leistungsnachweis medizinische Pflege
-
Fragen an den Arzt
-
Pflegeplanung
Verantwortlichkeit / Qualifikation:
|