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Pflegestandard "Dehydratationsprophylaxe"

In vielen Pflegeteams spielt die Dehydratationsprophylaxe eher eine Nebenrolle. Spätestens, wenn im Sommer die 35°-Grenze geknackt wird, kann das zu erheblichen Problemen führen.


Pflegestandard "Dehydratationsprophylaxe"


Definition:

  • Der menschliche Körper besteht zu 50 bis 60 Prozent aus Wasser. Mit zunehmendem Lebensalter reduziert sich die Gesamtmenge des Körperwassers. Zudem vermindert sich etwa die Fähigkeit der Nieren zur Konzentration des Harns.
  • Durch Miktion (Wasserlassen), Defäkation (Stuhlentleerung), Emesis (Erbrechen), Transpiration (Schweiß) und Respiration (Atmung) verliert ein Mensch jeden Tag eine beträchtliche Wassermenge, die durch Flüssigkeitsaufnahme kompensiert werden muss.
  • Als minimale Flüssigkeitszufuhr pro Tag gelten zwei Liter Wasser, von denen durchschnittlich eineinhalb Liter über Getränke und ein halber Liter über die Nahrung zugeführt werden. Eine andere Faustregel besagt: Ein Mensch benötigt täglich 30 bis 40 Milliliter Flüssigkeitszufuhr pro Kilogramm Körpergewicht.
  • Werden die dem Körper entzogene Flüssigkeit und das Natrium nicht ersetzt, kommt es zu einer sog. “Dehydratation”. Bei einem reinen Wasserdefizit ohne Verlust von Natriumionen liegt eine sog. “Exsikkose” vor. (Im weiteren Verlauf dieses Standards wird durchgängig von “Dehydratation” gesprochen. Alle Maßnahmen gelten aber ebenso für die Exsikkose. In weiten Teilen der deutschsprachigen Fachliteratur werden Exsikkose und Dehydration ohnehin gleichbedeutend benutzt.)
  • Vor allem Senioren sind gefährdet, da deren Durstgefühl vermindert ist. Aus medizinischer Notwendigkeit stehen Bewohner mit Herzinsuffizienz und mit Diuretikatherapie aufgrund der Trinkmengenbegrenzung ohnehin permanent an der Grenze zur Dehydratation.
  • Bei einer Dehydratation werden drei Schweregrade unterschieden:
    • Im Anfangsstadium tritt eine mäßige Austrocknung der Schleimhäute auf. Der Achselschweiß ist vermindert. Die Urinmenge lässt nach. Der Urin ist konzentrierter und dunkler. Er hat ein erhöhtes spezifisches Gewicht.
    • Im weiteren Verlauf trocknen die Schleimhäute vollständig aus. Der Spannungszustand der Haut ist reduziert. Die Harnausscheidung kommt nahezu zum Erliegen. Die Herzfrequenz steigt deutlich. Der Blutdruck sinkt. Der Bewohner klagt über Schwäche und über Schwindel. Er ist unkonzentriert. Die Sturzneigung steigt.
    • Bei einer schweren Dehydratation scheidet der Bewohner keinen Urin mehr aus. Der Puls ist schnell und fadenförmig. Der Blutdruck ist deutlich zu niedrig. Der Bewohner ist verwirrt ähnlich einer fortgeschrittenen Demenz.
  • Eine fundierte Dehydratationsprophylaxe umfasst daher zwei Komponenten: zum einen die Beobachtung des Trinkverhaltens und zum anderen die Hilfestellung bei der Flüssigkeitszufuhr.
(Hinweis: Dieser Standard findet keine Anwendung im Sterbeprozess. Hier würde die Kompensation einer etwaigen Dehydratation die Endphase künstlich in die Länge ziehen. Dieses gilt insbesondere für eine Infusionstherapie.)

Grundsätze:

  • Der individuelle Flüssigkeitsbedarf eines Bewohners kann erheblich vom mittleren Maß abweichen. Folglich kann eine Dehydratation auch dann auftreten, wenn eine im Normalfall ausreichende Flüssigkeitsmenge zugeführt wurde.
  • Bei jeder im Hochsommer unerwartet auftretenden Desorientierung muss immer an einen Flüssigkeitsmangel gedacht werden.
  • Bei einer mutmaßlichen Dehydratation gilt im Zweifelsfall immer, dass Flüssigkeit verabreicht wird. Dadurch kann man in der Regel nicht viel falsch machen.
  • Ausreichendes Trinken lässt sich auch im hohen Alter noch lernen.
  • Ein ungesundes Getränk ist besser als gar kein Getränk. Jeder Bewohner hat folglich das Recht, das Getränk zu sich zu nehmen, das ihm am besten schmeckt. Sofern keine zwingenden medizinischen Diagnosen dem entgegen stehen, kann jeder Bewohner in Maßen auch alkoholische Getränke wie etwa Bier, Wein, Alster / Radler usw. zu sich nehmen.
  • Kein Bewohner darf gegen seinen Willen zwangsweise mit Flüssigkeit versorgt oder zum Trinken genötigt werden.
  • Ausnahmslos alle Maßnahmen zur Dehydratationsprophylaxe werden sorgfältig dokumentiert.
  • Eine verminderte Flüssigkeitszufuhr ist kein geeignetes Mittel, um die Anzahl der Toilettengänge zu reduzieren.

Ziele:

  • Der Bewohner erhält ausreichend Flüssigkeit. Er nimmt die individuell notwendige Wassermenge auf möglichst natürliche Art zu sich, also in Form von Getränken und von flüssigkeitshaltigen Speisen.
  • Der Bewohner ist in der Lage, sich möglichst eigenständig mit Flüssigkeit zu versorgen.
  • Eine Dehydratation wird frühzeitig festgestellt und überwunden.
  • Invasive Maßnahmen, wie etwa Infusionen, rektale Flüssigkeitszufuhr oder eine PEG-Sonde, werden vermieden.
  • Die Ursachen für die Dehydratation werden ermittelt.

Vorbereitung:

Informationssammlung

Die Ermittlung des bisherigen Trinkverhaltens ist Teil des Aufnahmegesprächs. Wenn der Bewohner etwa infolge einer Demenz zu klaren Antworten nicht mehr in der Lage ist, befragen wir die Angehörigen.

  • Welche Getränke bevorzugte der Bewohner in der Vergangenheit?
  • Welche Rituale und Gewohnheiten sind mit der Flüssigkeitsaufnahme verbunden?
  • Äußert der Bewohner den Wunsch nach einem Getränk von sich aus oder muss er von anderen zum Trinken animiert werden?
  • Trinkt der Bewohner ein angebotenes Glas in wenigen Zügen aus oder nimmt er nur wenige Schlucke und stellt es dann wieder zurück?
Hinweis: Viele Senioren sind in ihrer Kindheit mit dem Mythos aufgewachsen, dass sie während des Essens nicht trinken sollten, da dieses die Verdauung stören würde. Diese Fehleinschätzung wirkt häufig bis ins hohe Alter nach. Es ist Aufgabe der Pflegekräfte, die Bewohner darauf hinzuweisen, dass diese Empfehlung veraltet und wissenschaftlich widerlegt ist.

Allgemeine Vorsichtsmaßnahmen

Wir beobachten stets den Wetterbericht und die Temperaturprognose für die folgenden sieben Tage. Wenn sich eine Hitzeperiode ankündigt, ergreifen wir rechtzeitig Vorsorgemaßnahmen:

  • Bereits im Vorfeld achten wir strikt darauf, dass jeder Bewohner die individuell notwendige Flüssigkeitsmenge zu sich nimmt.
  • Wir verdeutlichen jedem Bewohner erneut die Notwendigkeit des ausreichenden Trinkens. Wir bieten ihm natriumhaltiges Mineralwasser, Kaltschalen, Brühe sowie wasserreiche Früchte an.
  • Der Bewohner soll anstrengende Tätigkeiten vermeiden oder auf den frühen Vormittag und auf den späten Nachmittag verlegen.
  • Wir achten darauf, dass der Bewohner leicht und luftdurchlässig gekleidet ist. Er soll eine dünne Bettdecke nutzen.

Symptome

Wir achten auf Symptome, die für eine sich entwickelnde Dehydratation sprechen. Diese treten i. d. R. gebündelt auf. Die Pflegekraft sollte die Symptomatik daher im Gesamtzusammenhang betrachten. Dann ist eine Dehydratation vergleichsweise einfach zu erkennen.

  • Durst, der im weiteren Verlauf einer Dehydratation aber nachlassen kann
  • verringerte Speichelsekretion, verschwundener "Speichelsee" unter der Zunge
  • trockene Schleimhäute, insbesondere raue, borkige Zunge und trockene Lippen
  • verminderter Achselschweiß
  • verringerte Hautspannung (siehe Hinweis unten)
  • reduzierte Urinmenge, konzentrierter und dunkler Urin
  • ausbleibende Urinproduktion
  • Augenringe, also tief liegende und von ringförmigen Schatten umgebene Augen
  • Blutdruckabfall
  • verminderte Venenfüllung; insbesondere kollabierte Halsvenen
  • Tachykardie
  • Kopfschmerzen
  • Müdigkeit und Kraftlosigkeit
  • Mundgeruch
  • Krämpfe
  • Antriebslosigkeit
  • Obstipation
  • Magenbeschwerden und Appetitlosigkeit
  • Schwindel und plötzlich auftretende Gangunsicherheit
  • Verwirrtheitszustände
  • Gedächtnisstörungen
  • Sprachstörungen
  • plötzlicher Gewichtsverlust
  • Fieber
Hinweise:
  • Wenn die Pflegekraft eine Hautfalte bildet, bleibt diese nach dem Loslassen für einige Augenblicke stehen. Die Aussagekraft des sog. “Hautfaltentests” wird häufig allerdings überbewertet. Nicht bei jedem dehydrierten Menschen bleibt die Hautfalte stehen. Zudem bleibt die Hautfalte auch bei vielen Senioren stehen, die gut mit Flüssigkeit versorgt sind.
  • Eine trockene Mundschleimhaut kann auch durch anticholinerge Arzneistoffe sowie durch eine Mundatmung bedingt sein.
  • Wir achten auf Muskelkrämpfe, auf plötzlich einsetzende Schläfrigkeit, auf Verwirrtheit, auf Schwindel sowie auf einen stark erhöhten Puls. Wenn diese Symptome mutmaßlich auf eine Dehydratation zurückzuführen sind, liegt ein Notfall vor. Der Notarzt wird informiert.
  • Dehydratation gilt als ein zentraler Faktor bei der Entstehung von plötzlicher Desorientierung. Viele Verwirrtheitszustände könnten folglich einfach durch eine gesteigerte Trinkmenge gelindert werden. In der Praxis erhalten viele Betroffene stattdessen jedoch Neuroleptika oder Antidepressiva zur Symptombehebung.

Ursachen und erschwerende Faktoren

Wir prüfen, welche Ursachen für die Dehydratation infrage kommen:

  • Der Bewohner leidet unter Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts und damit unter einem Flüssigkeitsverlust, etwa durch Erbrechen oder durch Diarrhö.
  • Die Außentemperaturen sind hoch. Der Körper verliert zu viel Flüssigkeit über das Schwitzen und über die Atemluft.
  • Der Bewohner hat Fieber.
  • Es kommt zu Flüssigkeitsansammlungen in körpereigenen Hohlräumen, etwa bei Aszites.
  • Der Bewohner leidet unter Erkrankungen, die zu einem Flüssigkeitsungleichgewicht führen, etwa unter Nierenerkrankungen.
  • Der Bewohner trinkt zu wenig als Folge mangelnden Durstgefühls.
  • Der Bewohner leidet unter Inkontinenz. Er reduziert die Flüssigkeitsaufnahme, um einen unfreiwilligen Urinabgang zu verhindern.
  • Die Trinkmenge ist zu gering, da der Bewohner Harndrang in der Nacht vermeiden will.
  • Der Bewohner wird beatmet.
  • Der Bewohner hat ein Ileostoma (künstlicher Darmausgang).
  • Es liegen Lähmungen vor (Hemiplegie oder Fazialisparese).
  • Der Bewohner leidet unter Schluckstörungen. Er trinkt zu wenig aus Angst, sich an dem Getränk zu verschlucken.
  • Der Bewohner hat zu wenig Kraft, um den Becher zu heben.
  • Die Feinmotorik des Bewohners ist beeinträchtigt. Daher kann er Getränkepackungen nicht selbstständig öffnen. Er verschüttet häufig Getränke. Um diesem Problem aus dem Weg zu gehen, reduziert der Bewohner seine Flüssigkeitszufuhr.
  • Die Krankheitseinsicht ist unzureichend, etwa infolge einer demenziellen Erkrankung.
  • Der Bewohner schätzt seinen Flüssigkeitsbedarf zu gering ein. Es bestehen also Wissensdefizite hinsichtlich einer gesundheitsfördernden Trinkmenge.
  • Es liegt eine Sehbehinderung vor. Der Bewohner kann das Trinkgefäß nicht sehen.
  • Es liegt eine Sprachbehinderung vor. Der Bewohner kann sich gegenüber den Pflegekräften nicht verständlich machen, wenn er Durst hat und Hilfe bei der Flüssigkeitsaufnahme braucht.
  • Der Bewohner ist zerstreut. Er vergisst die Flüssigkeitsaufnahme.
  • Der Pflegebedürftige leidet unter Vergiftungswahn.
  • Der Bewohner ist fixiert, etwa aufgrund motorischer Unruhe oder Selbstgefährdung. Er kann das Glas nicht erreichen.
  • Es liegt eine Immobilität vor mit der Folge, dass der Bewohner das Getränk nicht erreichen kann oder den Gang zur Toilette vermeiden will.
  • Der Bewohner leidet unter großflächigen und nässenden Wunden.
  • Es liegt eine Stoffwechselstörung vor wie etwa ein unbehandelter Diabetes mellitus.
  • Der Bewohner leidet unter einer Herzinsuffizienz. Er unterliegt einer Trinkmengenbeschränkung.
  • Der Bewohner nimmt Medikamente ein, die den Flüssigkeitshaushalt beeinflussen wie etwa Diuretika (entwässernde Arzneimittel) und Laxanzien (Abführmittel).
  • Der Hypothalamus des Bewohners ist geschädigt mit der Folge eines verminderten Durstgefühls.
  • Der Lebenswille des Bewohners ist erloschen.
  • Die angebotenen Getränke schmecken dem Bewohner nicht.

weitere Maßnahmen

  • Jeder Bewohner wird über die Wichtigkeit einer angemessenen Flüssigkeitsversorgung informiert. Wir haben dafür ein Beratungsprotokoll erstellt. Dieses wird von der Bezugspflegekraft im Dialog mit dem Bewohner und mit seinen Angehörigen ausgefüllt. Der Bewohner erfährt darin, wie er einen Flüssigkeitsmangel erkennt und welche Maßnahmen er treffen kann, um das Defizit zu kompensieren. Wir erfragen auch, welche Maßnahmen der Bewohner ablehnt. (Hinweis: Das Protokoll sollte vom Bewohner oder von seinem rechtlichen Stellvertreter unterschrieben werden.)
  • Wir suchen den Dialog mit dem behandelnden Arzt. Ggf. legen wir fest, welche Flüssigkeitsmenge der Bewohner jeden Tag erhalten soll. Dieser Wert ist z. B. die Grundlage für die Erstellung eines Trinkplans. Wir legen auch einen Schwellenwert für ein Flüssigkeitsdefizit fest, bei dessen Unterschreitung eine ergänzende Infusionstherapie durchzuführen ist.
  • Häufig steht hinter der bewusst reduzierten Flüssigkeitsaufnahme eine depressive Störung; diese oft in Kombination mit einer Nahrungsverweigerung. In einem solchen Fall versuchen wir durch eine intensivierte zwischenmenschliche Betreuung, den Bewohner zu einer Verhaltensänderung zu motivieren.
Ein häufiger Fehler bei der Einschätzung der individuellen Flüssigkeitsaufnahme ist die Unterbewertung der Nahrung als Flüssigkeitslieferant. Viele Senioren trinken zwar wenig, nehmen aber flüssigkeitsreiche Nahrungsmittel zu sich. Wird dieses nicht berücksichtigt, wird ein Flüssigkeitsdefizit vermutet, obwohl der Pflegebedürftige tatsächlich ausreichend versorgt ist.

Durchführung:

Auswahl der Getränke

  • Empfehlenswerte Getränke sind Wasser, Früchte- und Kräutertees sowie verdünnte reine Fruchtsäfte.
  • Diverse Tees und Alkohol wirken teilweise entwässernd, sind also als Flüssigkeitslieferanten nur eingeschränkt wirksam. Ungeeignet sind (in großen Mengen) auch Getränke mit einem hohen Anteil an Kohlenhydraten und an Zucker, also etwa Cola oder Multivitaminsäfte.
  • Dem Bewohner werden stets nur solche Getränke angeboten, die er akzeptiert. Ggf. fragt die Pflegekraft nach, ob ihm das Getränk nicht schmeckt und ob er ggf. ein anderes Getränk bevorzugt.
  • Wenn ein Bewohner Getränke bevorzugt, deren Langzeitkonsum ungesund ist (Brause, Cola usw.), so weisen wir ihn auf die negativen Folgen und auf mögliche Alternativgetränke hin. Bleibt der Bewohner bei seiner Wahl, so haben die Pflegekräfte diese Entscheidung zu respektieren.

Risikoermittlung

  • Sofern der Verdacht besteht, dass der Bewohner zu wenig Flüssigkeit zu sich nimmt, wird das Trinkverhalten eine Woche lang gezielt beobachtet und protokolliert. Die Auswertung dieses Protokolls sollte möglichst zusammen mit dem Bewohner erfolgen.
  • Falls nötig erfolgt eine Flüssigkeitsbilanzierung. Die Vorgaben des Standards werden umgesetzt.

animieren zum Trinken / Nutzung von Hilfsmitteln

  • Dehydratationsgefährdete Bewohner werden mehrmals am Tag zum Trinken aufgefordert.
  • Bewohnern, die nicht mehr in der Lage sind, selbstständig zu trinken, bieten wir Getränke vor und nach jeder pflegerischen Maßnahme an.
  • Wir bitten Angehörige, dem Bewohner während eines Besuchs mehrmals Getränke anzubieten. Sie sollen ihm ggf. beim Trinken helfen.
  • Der Bewohner soll einen Trinkwecker ("Drink Reminder") nutzen. Einige Systeme können als Armband getragen werden, das alle 30 Minuten durch eine Vibration zum Trinken animiert.
  • Dehydratationsgefährdete Bewohner erhalten ggf. einen Wackelpudding, da dieser fast vollständig aus Wasser besteht. Weitere geeignete Lebensmittel für heiße Sommertage sind Wassereis, Wassermelonen, Speiseeis, Quark und andere flüssigkeitsreiche Speisen.
  • Wir verwenden (falls möglich) Gläser und Trinkhilfen mit einheitlichem Füllvolumen, um eine Abschätzung der zugeführten Flüssigkeitsmenge zu erleichtern.
  • Getränke mit “Verpackungshindernissen” (wie etwa mit einem Schraubverschluss) sollten vermieden werden.
  • Wir halten Trinkgefäße mit Griffvorrichtungen sowie Trinkhilfen mit Ventilen bereit, die sich unter Saugdruck öffnen.
  • Falls gewünscht kann der Bewohner aber auch vertraute Trinkgefäße weiternutzen, wenn diese biografisch vertraut sind und die Bereitschaft zum Trinken erhöhen.
  • Wir stellen sicher, dass sich die angebotenen Getränke stets in Griffweite des Bewohners befinden. Sehbehinderten Bewohnern wird die Position des Getränks gezeigt.
  • Ggf. nutzen wir Strohhalme als Trinkhilfe. Diese sind der Nutzung von sog. "Schnabeltassen" vorzuziehen.
  • Am Nachttisch des Bewohners sollte stets eine Wasserflasche stehen.
  • Bei warmen Getränken überprüft die Pflegekraft die Temperatur der Flüssigkeit (etwa durch eine Kontrolle an der Innenseite des Arms).
  • Wir achten darauf, ob Bewohner die angebotenen Getränke heimlich entsorgen (etwa in den Blumentopf oder in eine Vase).
  • Wenn ein Bewohner unter neurologischen Schluckstörungen leidet, prüfen wir den Einsatz eines Logopäden. Eine Aspiration ist aufgrund der Pneumoniegefahr zu vermeiden.
  • Im Rahmen der Medikamentenapplikation können viele unkooperative Bewohner für eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme motiviert werden. Pflegebedürftige, die sonst nicht trinken möchten, erhalten die Flüssigkeit also ersatzweise in Kombination mit wichtigen Arzneimitteln. Die Flüssigkeit ist also kein (lästiges) Nahrungsmittel, sondern Teil des (unverzichtbaren) Medikaments. Nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt stellen wir auf flüssige Medikamente um. Oder wir nutzen Präparate, die mit viel Wasser eingenommen werden müssen, also etwa Brausetabletten oder Tropfen. Ggf. kann die Verdünnung auch weiter gestreckt werden.

weitere Maßnahmen

  • Falls eine intensivierte Flüssigkeitssubstitution notwendig ist, sollte diese bevorzugt peroral erfolgen. Eine Infusion darf nur dann erfolgen, wenn alle anderen Optionen zuvor erfolglos probiert wurden. Dieses hat auch pädagogische Gründe. Der Bewohner darf das Trinken nicht verlernen und muss die Bedeutung einer ausreichenden oralen Flüssigkeitsaufnahme verstehen.
  • Wenn eine perorale Applikation nicht ausreicht, kann Flüssigkeit mittels Infusion ergänzt werden. Bei der subkutanen Infusion wird die Flüssigkeit nicht direkt in die Blutgefäße gegeben, sondern in die Unterhaut von Bauch oder Oberschenkel geleitet. Das hat den Vorteil, dass diese Infusionsform etwa von Demenzkranken besser angenommen wird. Überdies kann eine Infusion durch eingewiesene Pflegefachkräfte angelegt werden. Geeignet ist die subkutane Flüssigkeitszufuhr für Volumina von bis zu zwei Litern pro Tag. Eine Infusion muss stets vom behandelnden Arzt angeordnet werden.
  • Gemeinsam mit dem behandelnden Arzt wird geprüft, ob der Bewohner eine Magensonde erhalten sollte. Bei vielen Krankheitsbildern ist die Flüssigkeitsversorgung damit deutlich einfacher. Überdies besteht ein besserer Überblick über die Gesamtmenge der zugeführten Flüssigkeit.
  • Wenn unsere Maßnahmen zur Kompensation einer Dehydratation erfolglos bleiben, sollte nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt eine Überstellung an ein Krankenhaus geprüft werden.

Nachbereitung:

Prognose und Komplikationen

  • Wenn eine Dehydratation nicht zeitnah therapiert wird, kann es zu einem Teufelskreis kommen. Der Flüssigkeitsmangel führt zu körperlicher Schwäche, die wiederum die Fähigkeit zur selbstständigen Flüssigkeitsaufnahme reduziert. Eine vergleichbare Spirale droht bei der Orientiertheit. Ein Flüssigkeitsdefizit führt häufig zur Desorientierung. Verwirrte Senioren wiederum vergessen das eigenständige Trinken.
  • Aufgrund des Flüssigkeitsmangels ist die Thrombosegefahr deutlich erhöht. Insbesondere droht eine Lungenembolie. Wir intensivieren daher alle Maßnahmen im Rahmen der Prophylaxe. Dazu zählen insbesondere die Kompression der Venen, Bewegungsförderung sowie die Applikation von Antikoagulanzien.
  • Eine Dehydratation steigert das Risiko für die Entwicklung von Harnwegsinfektionen. Wir müssen daher sehr sorgfältig auf entsprechende Symptome achten und frühzeitig den Hausarzt informieren.
  • Die reduzierte Speichelproduktion erhöht die Anfälligkeit eines betroffenen Bewohners für eine Aspirationspneumonie.
  • Eine Dehydratation führt zu Schwäche sowie zu Schwindel und in deren Folge zu einer gesteigerten Sturzneigung. Wir ergreifen daher Maßnahmen, um einen Sturz des Bewohners zu verhindern.
  • Der reduzierte Flüssigkeitsanteil im Körper verändert überdies die Effektivität von Medikamenten. Die Konzentration eines Wirkstoffs im Körper und die damit verbundenen Nebenwirkungen können ansteigen.
  • Im Extremfall kann es zu einem hypovolämischen Schock kommen. Dieser zeigt sich durch einen niedrigen Blutdruck, durch einen kaum tastbaren Puls, durch eine flache und schnelle Atmung sowie durch Bewusstseinsstörungen. Es besteht Lebensgefahr.

weiteres Vorgehen

  • Erhebliche Flüssigkeitsdefizite sollten maßvoll und im Laufe von zwei bis drei Tagen ausgeglichen werden. Eine zu rasche Kompensation kann z. B. ein Hirnödem auslösen. Zudem kann eine bislang kompensierte Herzschwäche entgleisen, wenn die Flüssigkeitszufuhr zu schnell erhöht wird.
  • Anhand der Einfuhr-/Ausfuhrbilanz wird die Dehydratationsgefahr regelmäßig neu bewertet.
  • Bei einer gravierenden negativen Flüssigkeitsbilanz über mehrere Tage muss zwingend der behandelnde Arzt informiert werden.
  • Alle Beobachtungen, die für eine Dehydratationsgefährdung relevant sind, werden im Berichtsblatt dokumentiert.
  • Die aktuelle Dehydratationsgefährdung wird bei der Erstellung der Pflegeplanung / Maßnahmenplanung berücksichtigt.
  • Aufgetretene Probleme thematisieren wir regelmäßig im Qualitätszirkel.

Dokumente:

  • Durchführungsnachweis / Pflegebericht
  • Ein- und Ausfuhrprotokoll
  • Trinkplan
  • Pflegeplanung

Verantwortlichkeit / Qualifikation:

  • alle Pflegekräfte



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