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Standard
"Dekubitusprophylaxe:
Druckentlastung im Sitzen"
V
iele Dekubituspatienten haben sich nicht "wundgelegen",
sondern tatsächlich eher "wundgesessen". Auf einem Stuhl oder im
Rollstuhl ist die Haut einem erheblichen Druck ausgesetzt, der
gravierende Gewebeschäden verursachen kann.
Standard
"Dekubitusprophylaxe: Druckentlastung im Sitzen"
Definition:
-
Im Sitzen verteilt sich das
Körpergewicht auf eine erheblich kleinere Fläche als im Liegen. 75
Prozent der Körpermasse lagern auf dem Gesäß, das nur acht Prozent der
Körperoberfläche ausmacht.
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Vor allem im Bereich des
Sitzbeinknochens wird ein erheblicher Auflagedruck erreicht. Dieser ist
bis zu sieben Mal höher als die einwirkenden Kräfte am Kreuzbein in
liegender Position. Insbesondere bei kachektischen Pflegebedürftigen
kann binnen kürzester Zeit ein Druckgeschwür entstehen.
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Im Sitzen sind vor allem die
Sitzbeinhöcker, die Hinterhauptknochen, die Ellenbogen (bei Armlehnen),
die Wirbelsäule und die Fersen einem erhöhten Risiko ausgesetzt.
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Ein gesunder Mensch kann
diese Belastungen kompensieren, indem er sich unbewusst umlagert. Er
verlagert also das Gewicht z. B. von der rechten Gesäßhälfte auf die
linke, rutscht nach vorne oder lehnt sich zurück. Bei vielen
Pflegebedürftigen fehlt diese Schutzfunktion. Sie verharren in einer
Sitzposition, bis der Druck das Gewebe nachhaltig schädigt. Sitzende
Bewohner sollten daher motiviert und in die Lage versetzt werden,
kleine Gewichtsverlagerungen durchzuführen.
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Studien zufolge ist
mindestens jeder dritte Dekubitus die Folge von langem,
unphysiologischem Sitzen.
Hinweise:
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Pflegekräfte können das
Prinzip der Mikrobewegungen im Sitzen durch einen einfachen Selbsttest
erfahren. Sie sollten die flachen Hände unter das Gesäß schieben und
versuchen, in dieser Sitzhaltung möglichst lange zu verharren. Bereits
nach kurzer Zeit wird der Körper unwillkürlich versuchen, durch
Bewegungen das Gesäß vom Auflagedruck zu entlasten.
Grundsätze:
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Bewohner mit einer
gesteigerten Dekubitusgefährdung sollten nicht längere Zeit in einem
Stuhl ohne Druckentlastung sitzen.
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Uns ist bewusst, dass im
Sitzen das Dekubitusrisiko messbar steigt. Dieses ist jedoch kein
hinreichender Grund, um auf die vielen Vorteile dieser Lagerung zu
verzichten. Allenfalls wird die Sitzposition zeitlich weiter
eingeschränkt.
Ziele:
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Wir finden eine angenehme
sitzende Körperhaltung, die Druck und Scherkräfte auf die Haut und auf
das Gewebe minimiert.
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Die Entwicklung eines
Dekubitus wird durch eine schonende Sitzhaltung und durch rechtzeitige
Umlagerungen vermieden.
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Der Bewohner nutzt den
erweiterten Bewegungsspielraum, um mehr Tätigkeiten eigenständig
durchzuführen und die Abhängigkeit von den Pflegekräften zu reduzieren.
Vorbereitung:
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Gemeinsam mit dem
behandelnden Arzt legen wir die maximale Sitzdauer und die sich daran
anschließende Pause fest. Üblicherweise sollte der Bewohner höchstens
zwei Stunden sitzen und danach den Sitzbeinknochen für mindestens eine
Stunde durch eine entsprechende Lagerung druckentlasten.
Durchführung:
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Bewohner sollten nicht
länger als absolut notwendig auf Transport- oder Toilettenstühlen
verbringen.
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Wir wählen bevorzugt
Sitzmöbel, die für ältere Menschen geeignet sind.
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Eine hohe Rückenlehne mit
einer Neigung nach hinten reduziert den Auflagedruck im Bereich des
Gesäßes.
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Der Stuhl sollte über
Armlehnen verfügen, da diese die Kräfte vermindern, die auf das Gesäß
einwirken. Zudem erleichtern Armlehnen es dem Pflegebedürftigen,
Mikrobewegungen durchzuführen.
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Die Oberschenkel liegen auf
einer Ebene auf. Die Füße stehen mit der gesamten Fußsohle auf dem
Boden. Auch über den sicheren Bodenkontakt mit den Füßen kann der
Bewohner Mikrobewegungen durchführen und damit den Auflagedruck
variieren. Im Rollstuhl werden dafür die Fußrasten hochgeklappt.
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Der Stuhl verfügt über eine
druckentlastende Sitzpolsterung. Gleichzeitig bietet der Stuhl genug
Halt, damit der Bewohner sicher aus ihm aussteigen kann.
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Im Idealfall ist der Stuhl
an verschiedenen Stellen höhenverstellbar, damit die für den Bewohner
ideale Sitzposition gefunden werden kann.
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Wir stellen sicher, dass der
Pflegebedürftige korrekt sitzt. Falls notwendig leiten wir ihn
entsprechend an.
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Der Bewohner sollte sich im
Sitzen mit dem Gesäß nach ganz hinten an die Rückenlehne bewegen.
Rutscht er im Sitzen nach vorne, steigert dieses die Druckbelastung und
die Scherkräfte erheblich.
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Wir prüfen, ob die
Druckbelastung durch spezielle Gesäßkissen gemindert werden kann.
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Beim Sitzen sollten die Füße
Bodenkontakt haben. Falls notwendig bieten wir dem Bewohner einen
kleinen Schemel an, auf den er seine Füße stellen kann. Alternativ
nutzen wir Schaumstoffwürfel. Vor dem Aufstehen aus dem Stuhl sollten
diese Hilfsmittel entfernt werden, da sonst die Sturzgefahr erhöht ist.
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Zwischen den Kniekehlen und
der Vorderkante der Sitzfläche sollte ein mindestens zwei Finger
breiter Abstand bleiben, um die Beweglichkeit der Beine zu fördern.
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Gleichzeitig stellen wir
sicher, dass der Bewohner während des Sitzens aktiv sein kann. Eine
druckreduzierende Sitzhaltung darf also nicht dazu führen, dass der
Bewohner beispielsweise den vor ihm stehenden Tisch nicht nutzen kann.
Richtige Sitzposition: Hohe Rückenlehne, Armlehnen vorhanden,
Oberschenkel liegen großflächig auf, Füße haben guten Bodenkontakt.
Falsche Sitzposition: Zu weit nach vor gerückt, kurze Rückenlehne,
keine Armlehnen, Füße haben nur unzureichenden Bodenkontakt.
Durch eine engmaschige Mikrolagerung kann die Sitzdauer häufig
gesteigert werden. Die Pflegekraft legt dafür kleine Kissen oder
gefaltete Handtücher unter wechselnde Bereiche des Gesäßes.
Nachbereitung:
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Die Maßnahme wird im
Lagerungs- und Bewegungsplan dokumentiert.
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Alle relevanten
Veränderungen der Gesundheit oder des Verhaltens des Bewohners werden
dokumentiert.
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Der Rücken und das Gesäß
werden regelmäßig auf Hautveränderungen überprüft. Wir nutzen
insbesondere den Fingertest, um eine Hautirritation von einem Dekubitus
ersten Grades zu unterscheiden.
Dokumente:
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Berichtsblatt
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Lagerungs- und Bewegungsplan
-
Pflegeplanung /
Maßnahmenplanung
Verantwortlichkeit / Qualifikation:
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