pqsg mobil
Start Suche Service
Diese Seiten wurden für Smartphones optimiert. Für die PC-Version klicken Sie bitte hier.

Standard "enzymatisches Débridement"

Was haben "eisen & föhnen", Quecksilberlösungen und Wasserstoffperoxid gemeinsam? All diese Mittel gelten als obsolet. Sie sind gewissermaßen schon auf dem Schrottplatz der veralteten Wundtherapeutika. Dorthin gehört eigentlich auch das enzymatische Débridement. Doch leider gibt es noch immer Ärzte, die auf diese Form der Wundreinigung schwören. Mit einem Standard können Sie das Schlimmste verhindern.


Standard "enzymatisches Débridement"


Definition:

  • Beim enzymatischen Débridement werden Enzyme genutzt, um Nekrosen und Beläge zu verflüssigen und aus dem Wundbereich zu lösen. Erregern von bakteriellen Infektionen wird somit der Nährboden entzogen. Intaktes Granulationsgewebe sowie Fettgewebe und Muskulatur werden kaum beeinträchtigt.
  • Die Wirkstoffe werden als Salbe zur lokalen Applikation angeboten. Die Anwendung ist zumeist vergleichsweise schmerzarm.
  • Die Wirkdauer von Enzymverbänden ist relativ kurz. Sie müssen mindestens einmal täglich gewechselt werden. Der hohe Personalaufwand und der notwendige Materialeinsatz machen diese Form des Débridements vergleichsweise kostenintensiv.
  • Voraussetzung für einen effektiven Einsatz ist ein ausreichendes Maß an Feuchtigkeit im Wundbereich. Auf trockenen Nekrosen können Enzymverbände daher nicht verwendet werden.
  • Enzyme können Wundheilungsstörungen sowie allergische Reaktionen auslösen. Diese Wirkstoffe sollten nur angewendet werden, bis der Hautdefekt von Gewebetrümmern befreit ist.
  • Bei einem gemeinsamen Einsatz mit silberhaltigen Wundauflagen werden Enzyme wirkungslos.
  • Aufgrund der vielen Nachteile ist die Anwendungshäufigkeit von enzymhaltigen Verbänden rückläufig. Stattdessen werden heute vermehrt Hydrogele eingesetzt, da diese ein schonenderes autolytisches Débridement auslösen.

Grundsätze:

  • Das enzymatische Débridement wird von uns nicht empfohlen. Wir führen es nur aus, wenn der behandelnde Arzt trotz unserer Einwände die Anwendung anordnet.
  • Falls diese Therapie offensichtlich keinen Erfolg bringt oder sogar der Gesundheit des Bewohners schadet, werden wir die weitere Durchführung verweigern.

Ziele:

  • Die Wunde wird von Nekrosen und von Belägen befreit.
  • Die Schmerzbelastung wird auf ein Minimum begrenzt.

Vorbereitung:

Indikation

Enzymverbände gelten als Methode der zweiten Wahl, da deren Effizienz vergleichsweise gering ist, dafür aber der personelle und der materielle Einsatz umso größer ausfällt. Diese Form des Débridements kommt daher nur in speziellen Fällen zum Einsatz:

  • als Ergänzung zum chirurgischen Débridement
  • als Ersatz zum chirurgischen Débridement, wenn dieses (aus welchen Gründen auch immer) nicht möglich ist
  • bei tiefen Wunden
  • bei Verbrennungen
  • bei fibrinösen Verklebungen
  • bei dünnen nekrotischen Belägen
Hinweise:
  • Enzyme können nur in einem wässrigen Medium wirken. Um Enzyme dennoch auf trockenen Nekrosen einzusetzen, wurden in der Vergangenheit ergänzende feuchte Kompressen angelegt. Diese Maßnahme ist veraltet.
  • Enzyme sind ungeeignet, wenn das Débridement schnell erfolgen muss, etwa weil bereits eine Infektion vorliegt.
  • Die Nutzung bei arteriellen oder bei diabetischen Ulzerationen ist i. d. R. nicht sinnvoll.
  • Bei blutenden Wunden muss eine Anwendung unterbleiben. Durch das Abtragen des Fibrins wird ein Wundverschluss verhindert.

Organisation

  • Bei der Applikation ist zu beachten, dass die Präparate nach der Zubereitung nur eine begrenzte Zeit anwendbar sind. Im Kühlschrank ist der Wirkstoff zumeist rund sieben Tage haltbar, bei Raumtemperatur nur 24 Stunden.
  • Das Medikament sollte vor der Anwendung rechtzeitig aus dem Kühlschrank entnommen werden. Wird der Wirkstoff kalt aufgetragen, kommt die Wundheilung für bis zu acht Stunden zum Erliegen.
  • Wenn sich ein Arzt konsequent modernen Wundtherapien verweigert, nimmt unsere Wundbeauftragte Kontakt mit diesem auf. Sie macht ihn auf zeitgemäße Optionen aufmerksam. Wird dieses Angebot nicht angenommen, legen wir dem Bewohner nahe, einen anderen Hausarzt zu wählen.

Durchführung:

Anwendung

  • Eine Enzymsalbe wird nur sehr dünn aufgetragen, also lediglich einen bis zwei Millimeter. Eine dickere Salbenschicht würde aufgrund der reinen Fettgrundlage das Abfließen von Wundexsudat unterbinden.
  • Die Umgebungshaut sollte ggf. mit einem Hautschutzfilm behandelt werden, also etwa mit Cavilon. Damit kann das Risiko von allergischen Reaktionen gemindert werden.
  • Während der Anwendung von Enzymsalbe sollten im Wundbereich und im Wundumfeld keine Antiseptika genutzt werden.

Komplikationen

Wir achten auf mögliche Komplikationen. Ggf. wird die Anwendung abgebrochen und der behandelnde Arzt informiert. Relevant sind:

  • erhebliche Schmerzentwicklung oder ein Brennen im Wundbereich
  • allergische Reaktionen im Wundgebiet und in der Wundumgebung
  • Wundheilungsstörungen
  • Hautreizungen

Nachbereitung:

  • Die Anwendung wird beendet, wenn saubere Wundverhältnisse vorliegen. Die Wunde muss also frei von Belägen und von Gewebetrümmern sein. Dieses sollte innerhalb von ein bis zwei Wochen erreicht sein. Bei einem Ulkus kann die Therapie bis zu vier Wochen dauern.
(Hinweis: Das heißt im Umkehrschluss: Wenn eine Wunde nach zwei Wochen Behandlungsdauer keine Verbesserung zeigt, sollte spätestens dann der Einsatz des enzymatischen Débridements noch einmal kritisch hinterfragt werden.)
  • Nach dem enzymatischen Débridement ist ggf. eine Folgebehandlung mit anderen Wundtherapeutika notwendig.
  • Der Zustand der Wunde wird regelmäßig dokumentiert.
  • Bei einer Verschlechterung oder Verbesserung des Wundzustands wird die Pflegeplanung (oder die Maßnahmenplanung) aktualisiert.

Dokumente:

  • Wunddokumentation
  • Berichtsblatt
  • ärztliches Verordnungsblatt
  • Kommunikationsblatt mit dem Arzt
  • Pflegeplanung / Maßnahmenplanung

Verantwortlichkeit / Qualifikation:

  • Pflegefachkräfte



pqsg Impressum, AGB / Datenschutz