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Standard "Nutzung des ‘FAST-Tests’ zur Schlaganfallerkennung"

Schlaganfall oder nicht? Pflegekräfte sollten diese Frage schnell beantworten. Mit jeder Minute, die ein apoplektischer Insult unversorgt bleibt, sterben millionenfach Hirnzellen ab. Der FAST-Test hilft bei der korrekten Ersteinschätzung.


Standard "Nutzung des ‘FAST-Tests’ zur Schlaganfallerkennung"


Definition:

  • Bei einem Schlaganfall (apoplektischer Insult) entscheidet eine möglichst frühzeitige Erkennung über den Erfolg der weiteren Therapie. Wenn ein Schlaganfall zeitnah erkannt und behandelt wird, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass der Patient überlebt. Er wird dann keine oder nur geringe Folgeschäden davontragen.
  • Der FAST-Test (oder auch “FAST-Schema”) ist ein Untersuchungsablauf, mit dem sich ein Schlaganfall feststellen und von anderen Gesundheitsveränderungen abgrenzen lässt. Es handelt sich also um einen “roten Faden”, der im Notfall von einer Pflegekraft abgearbeitet wird.
  • Der Begriff “FAST” ist dabei ein Akronym aus vier Buchstaben:
    • “F” für “Face” (engl. “Gesicht”)
    • “A” für “Arm”
    • “S” für “Speech” (engl. “Sprache”)
    • “T” für “Time” (eng. “Zeit”)
  • Er beschreibt also die typischen Symptome eines Schlaganfalls ergänzt um die Aufforderung, bei Auffälligkeiten sofort zu handeln. “Fast” ist das englische Wort für “schnell”.
  • Beim “FAST-Test” gibt es unvermeidlich einen relevanten Anteil an “falsch-positiven” Ergebnissen. Es kann also passieren, dass wir anhand der Beobachtungen bei einem Bewohner einen apoplektischen Insult vermuten. Tatsächlich aber ist eine andere Erkrankung ursächlich für die auffälligen Symptome. Ein “falscher Alarm” ist aber unproblematisch, da ohnehin bei jedem Verdacht auf einen Schlaganfall sofort der Notarzt gerufen werden muss.
  • Gleichzeitig ist die Rate der “falsch-negativen” Ergebnisse gering. Wenn also ein Bewohner keine der im “FAST-Test” beschriebenen Symptome zeigt, ist es unwahrscheinlich, dass ein Schlaganfall vorliegt.
  • Dieser Standard ist eine Ergänzung zum Standard "Schlaganfall".

Grundsätze:

  • Bei einem Schlaganfall ist selbst das präziseste Diagnosewerkzeug wirkungslos, wenn nach der Erkennung nicht schnell und entschlossen reagiert wird.
  • Mit jeder vergeudeten Minute sterben unnötig Nervenzellen ab. Es gilt: “Zeit ist Hirn”.

Ziele:

  • Jeder Mitarbeiter ist in der Lage, einen apoplektischen Insult mit einer hinreichenden Sicherheit zu erkennen. Bei einem Schlaganfall erfolgt sofort eine notärztliche Versorgung.

Vorbereitung:

  • Die Durchführung eines FAST-Tests ist Teil der Einarbeitung neuer Pflegekräfte.
  • Innerhalb des Teams wird die Durchführung des FAST-Tests einmal jährlich geübt. Dafür übernimmt ein Mitarbeiter die Rolle des Betroffenen und demonstriert die typischen Symptome.
  • Jedem Mitarbeiter wird nachdrücklich verdeutlicht, dass bei jedem Verdacht auf einen Schlaganfall sofort notärztliche Hilfe anzufordern ist. Es drohen keinerlei Vorhaltungen, falls sich der Verdacht letztlich nicht bewahrheiten sollte. Dieses gilt auch beim zweiten, dritten oder sonstigen Wiederholungsfall.

Durchführung:

“F” wie “Face”

  • Wir achten auf das Gesicht des Bewohners. Wir prüfen, ob wir Asymmetrien feststellen. Diese könnten von einer Halbseitenlähmung ausgelöst worden sein.
  • Wir fordern den Bewohner dazu auf, zu lächeln und die Zähne zu zeigen. Verdächtig ist dabei ein hängender Mundwinkel auf einer Seite. Bei einem normalen Befund bewegen sich beide Gesichtshälften symmetrisch zueinander.
  • Danach fordern wir den Bewohner dazu auf, die Stirn zu runzeln, die Zunge herauszustrecken und die Wangen aufzupusten. Bei einem Schlaganfall werden die Stirnrunzeln nur auf einer Gesichtshälfte sichtbar werden. Die Zunge würde zu einer Seite geneigt sein. Das Aufpusten der Wangen würde scheitern, da es auf einer Seite des Mundes nicht zum Lippenverschluss kommt.

“A” wie “Arm”

  • Bei einem Schlaganfall ist die Motorik in den Armen beeinträchtigt. Auch die Kraft in den Armen ist einseitig reduziert. Wir prüfen daher mit dem sog. “Armvorhaltetest”, ob uns bei einem direkten Seitenvergleich Abweichungen auffallen.
    • Der Bewohner wird in eine sitzende oder in eine stehende Position gebracht. Nun soll er die Arme nach vorne ausstrecken. Die Handflächen weisen nach oben. Die Arme haben einen 90°-Winkel zum Körperrumpf.
    • Der Bewohner soll die Augen schließen und die Arme in dieser Position halten.
    • Es ist verdächtig, wenn der Betroffene die Arme in weniger als zehn Sekunden absenken muss. Wir achten vor allem darauf, ob sich ein Arm deutlich schneller senkt als der andere.
    • Unauffällig ist es, wenn beide Arme länger als zehn Sekunden in gleicher Höhe gehalten werden.
    • Wir geben dem Bewohner beide Hände. Er soll mit beiden Händen unsere Hände drücken. Verdächtig ist, wenn die Druckkraft auf einer Seite deutlich stärker ist als auf der anderen.
  • Der hier beschriebene Test ist auch in der Rückenlage möglich. Der Bewohner soll dann die Arme in einem 45°-Winkel anheben.
    • Dieser Test kann ebenfalls mit den Beinen durchgeführt werden, da ein Schlaganfall auch hier die Motorik und die Kraft einseitig beeinträchtigt.
    • Der Bewohner kann entweder sitzen oder liegen. Er soll seine Beine anheben und für kurze Zeit in der Luft halten. Bei einem Schlaganfall wird eines der beiden Beine deutlich schneller wieder zu Boden sinken.
    • Die Pflegekraft drückt vorsichtig die Zehen des Bewohners nach oben. Dieser soll mit seiner Kraft dagegen arbeiten. Liegt ein apoplektischer Insult vor, wird ihm dieses nur einseitig und nur für kurze Zeit gelingen.
    • Der Bewohner soll den ganzen Fuß durchdrücken; ganz so, als würde er im Auto auf das Gaspedal treten. Auch hier wird bei einem Schlaganfall der Befund je nach Seite deutlich variieren.
  • Die Muskelschwäche und die eingeschränkte Feinmotorik können zu einem Sturz führen. Wenn also ein Bewohner aus unklaren Gründen stürzt, sollte nach der Erstversorgung ein FAST-Test durchgeführt werden.

“S” wie “Speech”

Ein Schlaganfall wirkt sich fast immer auch auf die Sprachfähigkeiten aus.

  • Wir fordern daher den Betroffenen auf, uns einen Satz nachzusprechen. Alternativ zeigen wir auf einen Gegenstand und bitten den Bewohner, diesen zu beschreiben.
  • Bei einem normalen Befund ist das Gesprochene klar verständlich und inhaltlich zutreffend.
  • Ein verdächtiger Befund zeigt sich darin, dass die Worte unverständlich sind. Die Sprache wirkt nuschelnd, verwaschen oder lallend. Mitunter kann die betroffene Person überhaupt nicht mehr verbal kommunizieren.

“T” wie “Time”

  • Basierend auf den drei obigen Kriterien bilden wir uns eine Gesamteinschätzung zur Situation des Bewohners. Wenn auch nur bei einem der drei Untersuchungsabschnitte eine Auffälligkeit vorliegt, kann dieses auf einen Schlaganfall hindeuten. Wir rufen den Notarzt. Das “T“ in Time verdeutlicht, dass dieses sofort und ohne jede weitere Verzögerung erfolgen muss.
Hinweise:
  • Genau genommen kann man sich die Fortführung des Tests sparen, sobald das erste Kriterium erfüllt ist. Wenn also ein hängender Mundwinkel erkannt wird, sind das Anheben der Arme und der Sprachtest unnötig und kosten nur wertvolle Zeit bis zur Alarmierung des Rettungsdienstes.
  • Ein Notarzt sollte auch gerufen werden, wenn zwar ein Schlaganfall unwahrscheinlich erscheint, der Zustand des Bewohners aber dennoch besorgniserregend wirkt.

Nachbereitung:

  • Die Krankenhauseinweisung wird ggf. vorbereitet.
  • Alle Beobachtungen des FAST-Tests werden sorgfältig dokumentiert.
  • Alle weiteren im Standard "Schlaganfall (apoplektischer Insult)” beschriebenen Maßnahmen werden umgesetzt.

Dokumente:

  • Berichtsblatt
  • Vitaldatenblatt

Verantwortlichkeit / Qualifikation:

  • alle Pflegekräfte



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