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Standard "Dekubitusprophylaxe:
Drucktest / Fingertest / Lupentest"
"
Steißregion
gerötet. Ansonsten keine Auffälligkeiten". Solche Einträge im
Berichtsblatt können missliche Folgen haben. Zumindest dann, wenn sich
die Rötung später als Dekubitus entpuppt und es zum Streit um
Schadensersatz und Schmerzensgeld kommt. Ein kleiner Test schafft
effektive Abhilfe.
Standard
"Dekubitusprophylaxe: Drucktest / Fingertest / Lupentest"
Definition:
-
Ein zentraler Faktor bei
der Therapie eines Druckgeschwürs ist eine möglichst sofortige
Erkennung der Hautschädigung. Je früher eine Therapie begonnen wird,
umso schneller ist mit einer Abheilung zu rechnen. Im Anfangsstadium
reichen dafür oft schon wenige Maßnahmen, wie etwa eine konsequente
Freilagerung.
-
Erschwert wird die zeitnahe
Erkennung durch das unspezifische Symptombild eines einsetzenden
Druckgeschwürs, also insbesondere eine Hautrötung, Ödembildung,
Verhärtung und eine lokale Überwärmung. Diese Zeichen treten jedoch
auch bei zahlreichen anderen Erkrankungen auf, wie etwa bei Infektionen
oder bei allergischen Reaktionen. In der Folge bleibt ein Dekubitus
ggf. unbehandelt. Die Gewebeschädigung schreitet fort.
-
Oftmals findet sich dann in
der Pflegedokumentation ein Hinweis wie etwa "Steißregion gerötet",
ohne dass danach entsprechende Maßnahmen erfolgen und in den
Aufzeichnungen schriftlich vermerkt werden. Dieses ist nach aktueller
Rechtsauffassung ein Pflegefehler, der insbesondere auch
haftungsrechtliche Relevanz hat.
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Der Fingertest (oder
"Drucktest") ist eine Methode zur verlässlichen Feststellung eines
Dekubitus bei einer schon vorhandenen Hautrötung. Daneben gibt es den
sog. "Lupentest" mit einer sehr ähnlichen Durchführung. Beide Techniken
sind im Expertenstandard "Dekubitusprophylaxe in der Pflege" erwähnt.
Allerdings treffen die Autoren keine Aussage darüber, welcher Test
zuverlässiger ist.
-
Diese Prüftechniken
basieren darauf, dass bei einem Dekubitus bereits im Frühstadium die
Mikrozirkulation des Blutsystems beeinträchtigt ist. Insbesondere kommt
es zu einer Stauung der ableitenden Gefäße. Dieses ist bei den meisten
Hautschädigungen mit ähnlichem Symptombild nicht der Fall. In der Folge
zeigt die Haut unter Druckeinwirkung verschiedene Reaktionen. Bei einem
einsetzenden Dekubitus bleibt gerötete Haut auch unter Druckeinwirkung
rötlich verfärbt. Ändert sich die Tönung der Haut in diesem Areal
jedoch zu Weiß, kann davon ausgegangen werden, dass die Rötung keine
Folge eines Druckgeschwürs ist.
Grundsätze:
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Die Aussagekraft des Fingertests ist begrenzt.
Daher verlassen wir uns nicht ausschließlich auf das Ergebnis.
Ziele:
-
Veränderungen der Haut und insbesondere ein
einsetzender Dekubitus werden rechtzeitig erkannt.
-
Ggf. werden zeitnah eine ärztliche Untersuchung
und eine Therapie eingeleitet.
-
Dem Bewohner wird ein fortschreitender
Dekubitus erspart.
-
Alle Maßnahmen und Beobachtungen werden
sorgfältig dokumentiert.
-
Unsere Einrichtung wird vor ungerechtfertigten
finanziellen Forderungen geschützt.
Vorbereitung:
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Wir nutzen den Fingertest
bei jeder bemerkten Rötung, deren Ursache ein Druckgeschwür sein
könnte. Der Test dauert nur wenige Sekunden, kann also auch "nebenbei"
beim Waschen, beim Umlagern usw. durchgeführt werden.
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Der Fingertest ist bei dunkelhäutigen Menschen
ggf. nicht aussagekräftig.
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Im Übrigen setzen wir alle Vorgaben des
Standards "Dekubitusprophylaxe: Hautbeobachtung" um.
Durchführung:
Fingertest /
Drucktest
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Die Pflegekraft drückt mit dem Finger auf die
gerötete Hautstelle. Sie
zieht dann den Finger schnell zurück und beobachtet die Reaktion der
Haut.
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Wenn sich unter dem Finger ein weißlicher Fleck
gebildet hat, der sich dann binnen weniger Augenblicke wieder rötlich
einfärbt, liegt kein Dekubitus vor. Ansonsten ist von einem Dekubitus
der 1. Kategorie auszugehen.
Lupentest
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Für den Lupentest nutzen wir ein
Beobachtungsglas. Es handelt sich
dabei um eine runde Glasplatte mit einem Durchmesser von rund 10 cm.
Diese ist mit einem Kunststoffring umfasst.
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Alternativ kann eine quadratische Platte aus
transparentem Kunststoff ohne Umfassungsring genutzt werden.
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Die Pflegekraft drückt das Glas vorsichtig auf
die
verdächtige Hautzone auf und beobachtet die Reaktion der Haut. Bleibt
die Rötung nicht bestehen, liegt kein Dekubitus vor.
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Nach der Anwendung wird das Material
desinfiziert.
Nachbereitung:
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Alle Beobachtungen der Haut werden sorgfältig
dokumentiert.
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Wenn der Fingertest ergibt, dass sich offenbar
ein
Dekubitus entwickelt, werden geeignete Maßnahmen ergriffen (und
dokumentiert!):
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Es erfolgt eine Freilagerung des geschädigten
Hautbereiches. In keinem Fall darf der Bewohner auf der geröteten
Hautstelle gelagert werden.
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Es ist davon auszugehen, dass auch andere
Hautbereiche anfällig für ein Druckgeschwür sind. Daher werden die
Zeitabstände zwischen den regelmäßigen Umlagerungen verkürzt.
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Die Pflegeplanung wird angepasst.
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Im Zweifel wird unsere Wundbeauftragte um
eine Einschätzung gebeten.
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Der Hausarzt wird informiert.
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Auch wenn der Test nicht auf einen Dekubitus
schließen lässt, ist ggf. eine Reaktion auf die Hautrötung
erforderlich. Denn es könnte z.B. auch eine Infektion vorliegen, die
mit den entsprechenden Medikamenten behandelt werden muss.
Dokumente:
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Kommunikationsblatt mit dem Arzt
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Pflegeplanung
Verantwortlichkeit
/ Qualifikation:
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