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Standard "Prüfung alternativer Vorgehensweisen zur Vermeidung freiheitsentziehender Maßnahmen"

Gleich drei gute Gründe sprechen dafür, freiheitsentziehende Maßnahmen wann immer möglich zu vermeiden: Stößt der MDK auf verzichtbare Fixierungen, ist die Pflegenote in Gefahr. Wird die Lokalpresse hellhörig, ist zusätzlich der gute Ruf futsch. Und wenn ein angegurteter Mensch zu Schaden kommt, beginnen die Probleme erst wirklich. Überdies es gibt sogar noch einen vierten Grund: Unnötige Fixierungen sind menschenunwürdig.


Standard "Prüfung alternativer Vorgehensweisen zur Vermeidung freiheitsentziehender Maßnahmen"


Definition:

  • Viele unserer Bewohner sind demenziell erkrankt. Zum Krankheitsbild gehören oft auch eine Weglauftendenz und eine körperliche Unruhe. Der alte Mensch ist desorientiert und glaubt, dass er an seinem "Arbeitsplatz" oder "zu Hause" erwartet wird. Ohne Rücksprache mit den Pflegekräften entweicht er aus der Einrichtung und irrt dann orientierungslos umher.
  • Andere Bewohner sind sehr sturzgefährdet. Sobald sie das Bett oder den Rollstuhl verlassen, können sie sich ernsthaft verletzen.
  • Eine vordergründig wirksame Lösung des Problems ist es, den Bewohner mit freiheitsentziehenden Maßnahmen am Verlassen der Einrichtung bzw. des Bettes oder des Rollstuhls zu hindern. Wir wollen jedoch diese Maßnahmen so selten wie möglich einsetzen und suchen daher nach anderen Lösungsmöglichkeiten.

Grundsätze:

  • Freiheitsentziehende Maßnahmen sind in unserer Einrichtung immer das letzte Mittel. Zuvor werden alle denkbaren Alternativen ausprobiert, um freiheitsentziehende Maßnahmen zu vermeiden.
  • Freiheitsentziehende Maßnahmen sind keine Sturzprophylaxe.

Ziele:

  • Die Gefährdung des Bewohners wird minimiert.
  • Die Ängste der Angehörigen werden berücksichtigt.
  • Die Freiheit und die Lebensqualität unserer Bewohner sollen nicht ungerechtfertigt eingeschränkt werden.
  • Unsere Bewohner sollen so lange wie möglich selbstbestimmt leben können.
  • Alle rechtlichen Vorgaben werden erfüllt. Insbesondere droht unseren Mitarbeitern keine juristische Verfolgung.

Vorbereitung:

  • In einer Fallbesprechung analysiert das Pflegeteam zuerst, in welchen Situationen der Bewohner sich selbst oder andere Personen gefährdet.
  • In einem Maßnahmenplan werden Lösungswege gesucht und festgehalten, um freiheitsentziehende Maßnahmen zu vermeiden. Diese alternativen Maßnahmen werden in einer festgelegten Zeit umgesetzt, um dann zu prüfen, ob und in welchem Maß sie wirksam sind.

Durchführung:

Enthemmtes / aggressives Verhalten:

  • Das Verhalten dafür kann in der Biografie begründet sein. Wir suchen nach den Ursachen und handeln dann entsprechend. Ein Beispiel: Eine Bewohnerin wird aggressiv, wenn sie auch nur in die Nähe einer Badewanne kommt. Sie schlägt dann wild um sich, kratzt und beißt die Pflegekraft. Nach Befragung der Tochter wird dann schnell klar, warum sich ihre Mutter so verhält. In der Kindheit kam es zu einem Unfall in der Badewanne, bei der die Bewohnerin fast ertrunken wäre. Seit diesem Tag badet die Bewohnerin nicht mehr, sondern duscht sich nur noch.
  • Wir können versuchen, die Aggressionen in gelenkte und geplante Bahnen zu leiten. Wenn die Pflegekräfte bemerken, dass ein Bewohner aggressiv wird, so können sie etwa Tätigkeiten finden, die den Bewohner Kraft kosten, etwa Gartenarbeit, Gymnastikübungen usw.
  • Aggressionen, vor allen Dingen Autoaggressionen, können auch durch soziale Isolation entstehen, besonders bei immobilen Bewohnern, die das Bett nicht mehr verlassen können. In diesem Fall ist die Einzelbeschäftigung das Mittel der Wahl, wie etwa Gespräche, Zehn-Minuten-Aktivierung, basale Stimulation, Snoezelen, Aromatherapie, Musiktherapie, Besuch durch Ehrenamtliche usw.
  • Durch den Einsatz der Validation können sich auch aufgebrachte Bewohner wieder beruhigen lassen.

Desorientierung / Verwirrtheitszustände / starke Unruhezustände:

  • Bei Bewohnern, die nachts sehr unruhig sind und immer wieder aufstehen, kann das Pflegebett auf die niedrigste Position gestellt werden und ggf. sogar eine zusätzliche Matratze vor das Bett gelegt werden. (Mittlerweile gibt es auf dem Markt auch sog. "Bodenpflegebetten", die sich bis auf den Fußboden absenken lassen können.)
  • Wenn der Bewohner es toleriert, kann er tagsüber eine Hüftprotektorhose tragen.
  • Wir bieten unseren Bewohnern Kontakte mit Tieren an. In unser Haus kommen regelmäßig geschulte Therapiehunde, die mit den Bewohnern arbeiten.
  • In der Nacht werden unsere unruhigen Bewohner in einem Nachtcafé betreut und aufgefangen.
  • Die Einzelbeschäftigung, wie oben bereits beschrieben, kommt auch bei diesem Personenkreis zum Einsatz.
  • Um den Bewegungsdrang ausleben zu können, bieten wir gemeinsame Spaziergänge an.
  • Bei Bewohnern mit Weglauftendenz prüfen wir den Einsatz von Sensormatten, Sturzmeldern oder sonstigen Alarmgeräten.

Stuhl- und Harndrang

  • Der Bewohner wird aufgefordert und ermuntert, nachts zu klingeln und sich Hilfe zu holen, wenn er das Bett verlassen möchte.
  • Wir kontrollieren bei inkontinenten Bewohnern regelmäßig die Vorlagen und führen viele individuelle über den Tag verteilte Gänge zur Toilette durch. Manche Unruhezustände werden durch Stuhl- und Harndrang bzw. durch verschmutzte Einlagen ausgelöst.

Nachbereitung:

  • Die entsprechenden Punkte in der Pflegeplanung werden nach der festgelegten Zeit evaluiert und neu angepasst.
  • Die Thematik und die Erfahrungen der Pflegekräfte werden regelmäßig in Teamgesprächen behandelt.

Dokumente:

  • Pflegeplanung
  • Berichtsblatt
  • Tagesstrukturierung

Verantwortlichkeit / Qualifikation:

  • Pflegekräfte
  • Betreuungskräfte



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