Grundsätze:

• Im Mittelpunkt einer Geburtstagsfeier steht der Tagesgast. Erst an zweiter Stelle folgen therapeutische oder pflegerische Zielsetzungen.
• Die Wünsche des Tagesgasts zur Gestaltung des Fests werden beachtet. Dieses insbesondere auch, wenn der Tagesgast keine Feier will. Wir beachten, dass verschiedene christliche Glaubensrichtungen den Geburtstag nicht feiern, etwa die Zeugen Jehovas. Wir nehmen auf diese weltanschaulichen Grundsätze Rücksicht.
• Uns ist bewusst, dass für viele Senioren ein Geburtstag kein uneingeschränkt schönes Ereignis ist. Insbesondere der Verlust eines Lebenspartners in den letzten Monaten kann die Freude deutlich eintrüben. Dieses wird bei der Planung der Feier berücksichtigt.

Ziele:

• Der Tagesgast wird wertgeschätzt.
• Alle Anwesenden erleben schöne Stunden.
• Erinnerungen werden wachgerufen.
• Die Gemeinschaft der Tagesgäste und die Kommunikation untereinander werden gefördert.
• Die Orientierung der Tagesgäste in Raum und Zeit wird gestärkt.

Vorbereitung:

• Im Stationszimmer hängt ein Geburtstagskalender, in dem alle Geburtstage der Tagesgäste vermerkt sind.
• Der Raum wird direkt vor der Feier durchgelüftet und angenehm beheizt.
• Eine Pflegekraft wird beauftragt, Fotos zu machen.
• Wir richten (auf freiwilliger Basis) eine Geburtstagskasse ein. Jeder Tagesgast zahlt jeden Monat einen geringen Betrag ein. Aus dieser Kasse werden dann kleine Geburtstagsgeschenke gekauft.
• Bei der Planung der Feier werden die mentalen Fähigkeiten des Tagesgasts berücksichtigt. Bei demenziell erkrankten Senioren mit geringer Stresstoleranz sollte eine tendenziell eher kurze Veranstaltung geplant werden.
• Wir erfragen im Rahmen der Biografiearbeit, wie die Feste in der Familie des Tagesgasts gefeiert wurden. Soweit möglich, werden diese tief verwurzelten Gewohnheiten berücksichtigt.
• Wir laden auch Angehörige, den Betreuer und befreundete freiwillige Helfer zu der Geburtstagsfeier ein.
• Bei hohen Geburtstagen werden der Bürgermeister, geistliche Würdenträger sowie die Presse eingeladen.
• Die Tagesgäste werden in die Vorbereitung einbezogen. Sie können etwa beim Backen von Kuchen assistieren oder bei der Herstellung und Beschaffung der Tischdekoration mitarbeiten.
• Weitere Speisen werden zumeist von den Tagesgästen oder von deren Angehörigen gekauft bzw. bereitgestellt.
• Die Tische werden in einer kleinen Hufeisenform oder in T-Form aufgestellt. Die Tischanordnung sollte sich in jedem Fall von der alltäglichen Form unterscheiden. Es muss ausreichend Platz für Rollstühle und für Rollatoren bleiben. Wichtig ist auch, dass alle Anwesenden eine gute Sicht auf Vortragende haben, etwa auf den Singkreis.
• Hör- und sehbehinderte Senioren werden nahe bei den Vortragenden platziert.
• Sofern die Einrichtung über Geburtstagsgeschirr verfügt, wird dieses verwendet.
• Wir legen festliche Tischdecken auf. Die Mitteldecken werden ebenso wie die Servietten jahreszeitlich passend ausgewählt.
• In der Tischmitte platzieren wir jahreszeitlich passenden Blumenschmuck. Der Tisch selbst wird passend zur Jahreszeit geschmückt, also etwa mit Efeublättern, Weinlaub, Sonnenblumen, Blumenschalen oder Teelichtschalen. Der Sitzplatz des geehrten Tagesgasts wird entsprechend hervorgehoben.
• Der Raum wird mit Geburtstagsgirlanden, Luftballons, Luftschlangen und ggf. Glückssymbolen dekoriert.
• Die Tagesgäste unterschreiben auf der Glückwunschkarte.

Bild: Bei der Auswahl der Backwaren nehmen wir Rücksicht auf die biografisch verankerten Vorlieben der Tagesgäste. Moderne Rezepte wie die “After-Eight-Torte” oder die “Philadelphia-Kiwi-Torte” sind ggf. weniger geeignet. Eine ideale Wahl sind die “Klassiker” der 50er- und 60er-Jahre mit heimischen Zutaten, also Schwarzwälder Kirschtorte, Linzer Torte oder Zwetschgenkuchen.

Durchführung:

Programm

• Die Einrichtungsleitung begrüßt alle Anwesenden.
• Ein anderer Tagesgast (oder ein Mitarbeiter) spricht kurz zu den Anwesenden. Er übergibt das Geschenk, das durch die Geburtstagskasse finanziert wurde.
• Der Singkreis kann ein Geburtstagslied vortragen.
• Tagesgäste oder Pflegekräfte, die ein Musikinstrument beherrschen, bringen ein Ständchen. Etwa: Akkordeon, Klavier, Keyboard, Gitarre usw.
• Einzelne Tagesgäste können ein Gedicht vorlesen.
• Der geehrte Tagesgast erhält kleine Präsente von der Einrichtungsleitung und von anderen Senioren.

Hinweise

• Eine Geburtstagsfeier sollte nicht bis ins Detail mit Programmpunkten durchgeplant werden. Es ist sinnvoller, die Kommunikation unter den Anwesenden zu fördern. Themen sind etwa das erreichte Alter, Wünsche zum Geburtstag, lebensgeschichtliche Themen und die Gesundheit.
• Die übrigen Tagesgäste sollten im Rahmen ihrer Fähigkeiten und Fertigkeiten in den Ablauf einbezogen werden.
• Kerzen sollten nur in Anwesenheit der Mitarbeiter brennen. Wir wählen zudem keine langen Kerzen, sondern bevorzugen Teelichter. Diese werden ggf. in kleine Gläser gestellt.
• Beim Verteilen des Geburtstagskuchens werden etwaige Diätvorschriften beachtet.
• Wenn der Raum groß genug ist und das Geburtstagskind es möchte, darf auch getanzt werden.
• Ständige Musikberieselung aus der Stereoanlage kann bei Senioren zu einer Reizüberflutung und zur Überforderung führen.
• Vielleicht wünscht sich der Tagesgast auch einen Ausflug mit den Anderen zusammen. Sofern das möglich ist, wird darauf eingegangen.

Nachbereitung:

• Der Raum wird aufgeräumt.
• Die Maßnahme und die Reaktionen der einzelnen Tagesgäste werden dokumentiert.
• Im Team wird reflektiert, ob die Feier ein Erfolg war.
• Der Tagesgast erhält einige Abzüge der schönsten Fotos. Wir helfen beim Einkleben in das Fotoalbum.
• Falls (bei runden Geburtstagen) kein Pressevertreter anwesend war, wird ein Foto mit einem kleinen Text an die lokale Presse geschickt. Der Tagesgast und ggf. sein Betreuer werden zuvor um Zustimmung gebeten.

Dokumente:

• Pflegebericht

Verantwortlichkeit / Qualifikation:

• alle Mitarbeiter