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Standard "Wechsel der Oberbekleidung bei Hemiplegie" (ambulante Pflege)

Selbstständig einen Pullover anziehen? Das können Hemiplegie-Patienten oftmals nur auf dem Papier. Denn viele gewöhnen sich Bewegungsabläufe an, die über kurz oder lang zu Schulterschäden führen.


Standard "Wechsel der Oberbekleidung bei Hemiplegie" (ambulante Pflege)


Definition:

  • Unphysiologische Belastungen können bei Hemiplegiepatienten in kurzer Zeit eine Traumatisierung des Schultergelenks verursachen. Insbesondere das Anziehen und das Ausziehen etwa von engen Pullovern sind mit einem erheblichen Verletzungsrisiko verbunden, da hier die maximale Beweglichkeit der Gelenke abgefordert wird. Es kommt dann im mehr betroffenen Arm häufig zu einer Innenrotation.
(Hinweis: Dieser Standard ist eine Erweiterung des Standards "An- und Auskleiden von Hemiplegiepatienten".)

Grundsätze:

  • Der Klient wird anfangs von der Fülle der durchzuführenden Bewegungen überfordert sein. Fortschritte hin zur Selbstständigkeit stellen sich nur langsam ein.
  • Ein einmal gewählter Bewegungsablauf wird nicht mehr modifiziert. Die Kontinuität ist wichtig, damit der Klient die Handlung verinnerlicht.

Ziele:

  • Der Klient entwickelt ein Grundschema zum Anziehen von Oberbekleidung; beginnend mit einem Pullover. Er wird dadurch in die Lage versetzt, auch andere Textilien möglichst eigenständig anzuziehen. Also etwa T-Shirts oder Unterhemden.
  • Durch einen schonenden Bewegungsablauf reduzieren wir die Schmerzbelastung. Außerdem schützen wir die mehr betroffene Schulter vor Verletzungen.

Vorbereitung:

  • Wir suchen den fachlichen Austausch mit dem behandelnden Therapeuten. Dieser gibt die wichtigsten Parameter vor, etwa zum Bewegungsumfang des Schultergelenks.
  • Die Pflegekraft berät den Klient bei der Beschaffung geeigneter Bekleidung. Ein Pullover muss primär bequem sein und große Einstiegsöffnungen bieten. Ein "Schlabber-Look" ist eng anliegenden Textilien vorzuziehen.
  • Das Anziehen wird zunächst immer mit dem gleichen Kleidungsstück trainiert, damit sich der Klient an die Bewegungsabläufe gewöhnt. Im weiteren Verlauf kommen dann andere Textilien hinzu.
  • Der Klient sitzt in einem Stuhl mit Armlehnen oder in einem Rollstuhl. Sein Oberkörper ist leicht nach vorn gebeugt. Auf seinen Oberschenkeln befindet sich ein voluminöses Kissen. Auf diesem Kissen lagert der mehr betroffene Arm. Damit schützen wir die Schulter vor Verletzungen. Außerdem wird bei einem Hypertonus oder bei einer Spastizität durch eine große Auflagefläche der Muskeltonus gesenkt.
  • Alternativ zum Kissen kann der Klient einen Beistelltisch oder einen Rollstuhl-Tisch nutzen.
(Hinweis: Der Arm sollte nicht direkt vor dem Klienten liegen, sondern etwas seitlich. Damit verringern wir die Gefahr einer Innenrotation.)
  • Die Pflegekraft steht oder kniet seitlich auf der mehr betroffenen Seite.
  • Sie achtet darauf, dass der Klient stabil und symmetrisch sitzt; dieses insbesondere bei einem bestehenden Pusher-Syndrom. Beide Schultern des Klienten sollten auf gleicher Höhe sein.
(Viele ältere Pflegekräfte haben das noch anders gelernt. Da "darf" der mehr betroffene Arm auch einfach schlaff an der mehr betroffenen Körperseite herunterhängen. Für die Schulter ist das natürlich pures "Gift". Kurioserweise ist dieser Ablauf so auch in einigen Fachbüchern zu finden.)

Durchführung:

(Als Beispiel nutzen wir einen kurzärmligen Pullover.)

  • Die Pflegekraft entfaltet den Pullover. Sie legt das Kleidungsstück dem Klienten in die weniger betroffene Hand. Der Bauchbund des Pullovers weist in Richtung der mehr betroffenen Hand.
  • Die Pflegekraft umfasst den mehr betroffenen Arm knapp unterhalb des Handgelenks. Sie hilft dabei, die Hand durch den Bauchbund in den Pullover einzuführen.

  • Die andere Hand der Pflegekraft stabilisiert den mehr betroffenen Arm am Oberarm. Sie nimmt damit das Gewicht des Arms auf und entlastet somit die Schulter. Der Arm sollte in einer leichten Außenrotation gehalten werden.
  • Mit der weniger betroffenen Hand zieht der Klient den Pullover über die mehr betroffene Hand. Danach bewegt er die mehr betroffene Hand durch das Armteil des Pullovers, bis die ersten Finger der mehr betroffenen Hand am Armbündchen wieder sichtbar werden.
  • Die Pflegekraft lässt das mehr betroffene Handgelenk los. Sie zieht ihre eigene Hand aus dem Pullover zurück. Sie ergreift das mehr betroffene Handgelenk erneut, sobald es das Armbündchen passiert hat.
  • Die andere Hand der Pflegekraft verbleibt am mehr betroffenen Oberarm.

  • Der Klient zieht nun mit der weniger betroffenen Hand den Pullover über den mehr betroffenen Arm in Richtung Kopf. Die Pflegekraft greift um und unterlagert mit dieser Hand jetzt den mehr betroffenen Ellenbogen, während die andere Hand weiterhin das mehr betroffene Handgelenk stabilisiert.
(Hinweis: Der Pullover muss recht weit nach oben geschoben werden, weil der Klient sonst später seinen Kopf nicht durch die Halsöffnung schieben kann.)
  • Der Klient führt die weniger betroffene Hand durch den Bauchbund in den Pullover ein, führt diesen durch das Armstück und durch den Armbund hindurch. Der Stoff des Pullovers liegt dadurch vor der Brust des Klienten.

  • Nun zieht sich der Klient mit dem weniger betroffenen Arm den Pullover über den Kopf. Er führt den Kopf durch den Halsbund wieder ins Freie.
  • Danach zieht der Klient den Pullover am Rücken und am Bauch in die richtige Position nach unten.
  • Während der gesamten Durchführung muss die Pflegekraft sicherstellen, dass der mehr betroffene Arm der Bewegung körpernah folgt. Hier kann es schnell zu Schädigungen der Schulter kommen.
Alternatives Vorgehen:
  • Der Klient hält mit seiner weniger betroffenen Hand den mehr betroffenen Arm. Er stabilisiert damit seine mehr betroffene Schulter.
  • Die Pflegekraft rafft den Pullover so zusammen, dass der Einstieg am Bauchbund direkt über dem Ausstieg am Armbündchen liegt.
  • Der Klient hebt die mehr betroffene Hand etwas an. Die Pflegekraft führt diese nun in einem Zug durch den Pullover und durch das Armstück hindurch. Sie muss darauf achten, dass sich das Schulterblatt ausreichend mitbewegt.

Nachbereitung:

  • In vielen Fällen lernt der Klient, das Anziehen mehr und mehr eigenständig durchzuführen. Die Pflegekraft achtet aber stets darauf, dass der mehr betroffene Arm in keine Innenrotation gerät.

Dokumente:

  • Leistungsnachweis
  • Pflege- und Maßnahmenplanung

Verantwortlichkeit / Qualifikation:

  •  alle Mitarbeiter



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