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Standard "Heparin-Injektion"
Die tägliche
Heparininjektion
ist bei Betroffenen unbeliebt, angesichts einer drohenden
Beinvenenthrombose oder Lungenembolie aber das kleinere Übel.
Mit ein paar Tricks wird die Applikation um einiges erträglicher.
Standard "Heparin-Injektion"
Definition:
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Heparine sind körpereigene langkettige
Zuckermoleküle. Diese sog. "Glykosaminoglykane" können vom Darm nicht
aufgenommen werden und müssen daher in das Unterhautfettgewebe
injiziert werden.
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Heparine ermöglichen es, die Blutgerinnung
kontrolliert zu hemmen. Im Gegensatz zu anderen Antikoagulanzien wie
etwa Acetylsalicylsäure (ASS) wirken Heparine bereits kurze Zeit nach
der Applikation.
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Heparine werden üblicherweise in geringer Dosis
subkutan verabreicht, um die Bildung von tiefen Beinvenenthrombosen zu
vermeiden. Diese Variante heißt "Low-Dose-Heparinisierung" und gilt als
sicherste einzelne Vorbeugungsmaßnahme zur Vermeidung von Thrombosen
nach Operationen oder bei Immobilität.
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In höheren Konzentrationen werden Heparine
intravenös eingesetzt, um bereits vorhandene Thrombosen zu therapieren.
Daher der Name "High-Dose-Heparinisierung".
Grundsätze:
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Heparine dürfen nur auf ärztliche Anordnung verabreicht werden.
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Wir arbeiten eng mit dem behandelnden Arzt zusammen. Alle Maßnahmen werden sorgfältig mit dem Arzt besprochen.
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Die ausführende Pflegefachkraft hat die Durchführungsverantwortung und kann bei Fehlern haftbar gemacht werden.
Ziele:
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Die Gerinnungsneigung des Blutes wird auf das gewünschte Maß reduziert.
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Die Schmerzbelastung wird minimiert.
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Infektionen werden vermieden.
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Gewebeschäden werden minimiert.
Vorbereitung:
Indikation / Kontraindikation
Indikation:
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Der Bewohner ist immobil oder in seiner
Mobilität so weit eingeschränkt, dass er sein Pflegebett weniger als
sechs Stunden pro Tag verlässt.
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Als Folge der Immobilität ist das Risiko einer tiefen Venenthrombose oder einer Lungenembolie erhöht.
Kontraindikation:
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Der Bewohner leidet unter Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren. Oder er litt in der Vergangenheit darunter.
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Es liegen Funktionsstörungen der Leber, der Nieren und/oder der Pankreas vor.
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Der Bewohner leidet unter Hypertonie, die bislang nicht angemessen behandelt wird.
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Es gibt den Verdacht auf Augenblutungen, Schlaganfall oder Gehirnblutungen innerhalb des letzten halben Jahres.
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Der Bewohner hat eine Heparinallergie oder einen heparininduzierten Thrombozytenabfall.
Organisation
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Die Injektionen erfolgen täglich zur gleichen
Zeit, z.B. alle 8, 12 oder 24 Stunden. Es ist sichergestellt, dass die
vorgegebenen Termine eingehalten werden.
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Die korrekte Durchführung von Heparin-Injektionen wird regelmäßig per Pflegevisite kontrolliert.
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Unsere Mitarbeiter werden regelmäßig zum Thema
Arbeits- und Infektionsschutz fortgebildet. Insbesondere wird das
richtige Injizieren regelmäßig geübt.
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Bei allen Injektionen wird die "6-R-Regel" angewendet. (Verhinderung von Fehlmedikamentierungen)
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Wir injizieren Medikamente stets unmittelbar nach dem Aufziehen.
Material
Wir stellen das notwendige Material zusammen. Die Pflegekraft richtet die Gegenstände und überprüft diese auf Vollständigkeit.
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Heparin gemäß Arztanordnung, also entweder
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als Injektionsspritze mit Aufzieh- und Injektionskanüle oder
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als Fertigspritze
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Desinfektionsmittel
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sterile Tupfer
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ggf. Schnellverband
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Abwurfbehälter
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stichsichere Abwurfbox für gebrauchte Kanülen
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Einmalhandschuhe
weitere Maßnahmen
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Die Pflegekraft sorgt für gute Lichtverhältnisse während der Injektion.
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Die Pflegekraft führt eine hygienische Händedesinfektion durch und zieht die Schutzhandschuhe an.
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Der Bewohner wird über den Zweck der Injektion aufgeklärt und um Zustimmung gebeten. Dieses gilt auch für komatöse Bewohner.
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Der Bewohner wird ggf. umgelagert, damit die
Einstichstelle sicher erreicht werden kann. Das benötigte Material wird
auf dem Beistelltisch/Nachttisch abgelegt und nicht auf dem Bett des
Bewohners.
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Störende Kleidung wird entfernt.
Durchführung:
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Die Pflegekraft zieht die Injektionslösung mit
der Aufziehkanüle auf. Dann wird die Injektionskanüle konnektiert.
Alternativ wird die Fertigspritze gerichtet.
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Die Pflegekraft wählt die Injektionsstelle aus
und desinfiziert diese. (Hinweis: Viele Pflegekräfte halten eine
Desinfektion der Hautstelle für verzichtbar. Aus haftungsrechtlichen
Erwägungen ist es jedoch sinnvoll, den Bereich mit einem
alkoholhaltigen Präparat keimfrei zu machen. Die Haut im Bereich der
Gürtellinie ist i.d.R. mit relativ vielen Keimen besiedelt. Auch
Einmalhandschuhe sind ggf. sinnvoll.)
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Mögliche Bereiche für die Injektion sind der
äußere Oberschenkel sowie die Bauchwand unterhalb des Nabels. In einem
Radius von 5 cm um den Nabel herum darf nicht injiziert werden, da hier
das Risiko zu groß ist, dass ein Gefäß getroffen wird.
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Die Einstichstelle wird täglich gewechselt.
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Die Pflegekraft hebt eine Hautfalte mit dem Daumen und mit dem Zeigefinger ab.
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Bei Fertigspritzen mit sehr kurzen Kanülen
(rund 12mm) wird die Kanüle in einem 90°-Winkel eingestochen. Bei
konventionellen Kanülen sollte ein Winkel von 45 Grad gewählt werden.
(Hinweis: Es wird nicht aspiriert, da dieses ggf. Mikroverletzungen
samt Hämatombildung zur Folge hätte.)
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Das Medikament wird langsam injiziert.
(Hinweis: Fertigspritzen werden nicht entlüftet. Die Luftblase soll
sicherstellen, dass das Medikament vollständig appliziert wird; also
auch der Inhalt der Kanüle.)
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Während der Injektion darf die Hautfalte nicht losgelassen werden.
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Nach Abschluss der Applikation verbleibt die
Kanüle noch einige Sekunden im Einstichkanal. Damit wird der Rückfluss
des Medikaments vermieden.
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Die Kanüle wird rasch zurückgezogen und in der stichsicheren Box entsorgt. I.d.R. ist die austretende Blutmenge gering.
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Die Pflegekraft legt einen Tupfer auf die
Einstichstelle. (Hinweis: Das Medikament wird nicht verrieben, da es zu
Mikroverletzungen und zur Hämatombildung kommen könnte.)
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Der Bewohner soll den Tupfer mit zwei Fingern fixieren, bis die Blutung gestoppt ist.
Nachbereitung:
allgemeine Maßnahmen
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Die Pflegekraft befragt den Bewohner nach seinem Befinden.
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Der Bewohner wird darauf hingewiesen, dass er sich an der Einstichstelle nicht kratzen sollte.
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Die Materialien werden weggeräumt und ggf. entsorgt.
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Die Kleidung des Bewohners wird gerichtet. Der Bewohner wird bequem gelagert.
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Die Pflegekraft führt eine hygienische Händedesinfektion durch.
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Die Injektion wird dokumentiert.
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Wir regen beim behandelnden Arzt eine regelmäßige Thrombozytenkontrolle an.
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Wenn der Bewohner über Kopf- oder über
Zahnschmerzen klagt, erhält er kein ASS. Dieses würde die
Blutungsgefahr deutlich steigern. Der Bewohner sollte dann ein
alternatives Analgetikum einnehmen, etwa Paracetamol.
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Die Einnahme von NSAR bei Schmerzen oder bei Rheuma sollte vermieden werden.
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Ein Faktor für die richtige Dosierung der
Heparine ist das Körpergewicht. Daher werden relevante Änderungen des
Körpergewichts an den Arzt gemeldet. Der Bewohner wird einmal in der
Woche gewogen, um Wassereinlagerungen und andere Störungen im
Wasserhaushalt zeitnah zu erfassen.
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Die Haut- und die Schleimhäute des Bewohners
werden täglich auf Hämatome und auf Blutungen kontrolliert; etwa im
Rahmen der Grundpflege. Dieses gilt vor allem für die Unterschenkel und
für die Füße des Bewohners.
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Falls nötig werden die Ausscheidungen von Stuhl und von Urin auf Blutbeimengungen kontrolliert.
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Die Vitalwerte des Bewohners werden engmaschig erfasst.
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Wir stellen sicher, dass andere Ärzte, insbesondere Zahnärzte, über die Heparin-Therapie informiert sind.
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Der Bewohner sollte Tätigkeiten mit hohem Verletzungsrisiko vermeiden, also etwa den Umgang mit Messern in der Haushaltsgruppe.
Nebenwirkungen
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Die Einstichstelle und die Reaktionen des
Bewohners auf das Medikament werden beobachtet. Bei allergischen oder
bei sonstigen potenziell gefährlichen Reaktionen wird umgehend ein
(Not-)Arzt benachrichtigt. Also etwa bei Hautausschlag, bei Juckreiz,
bei Herzrasen, bei Atemnot, bei Schwäche und bei Schwindel.
Unwahrscheinlich, aber möglich sind auch folgende kurz- und
langfristige Effekte:
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Im Umfeld der Einstichstelle können Blutungen auftreten, die nicht spontan verheilen.
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Die Einstichstelle ist gerötet. Es kommt zu Hämatomen oder zu Hautnekrosen.
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Es kann zu arteriellen Gefäßverschlüssen durch thrombozytenreiche Gerinnsel kommen.
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Wenige Tage bis zu zwei Wochen nach Therapiebeginn steigt das Risiko eines Abfalls der Blutplättchen.
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Verschiedene Leberenzyme können ansteigen.
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Es kann zu Haarausfall kommen, der aber reversibel ist.
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Das Risiko von Osteoporose steigt.
Dokumente:
Verantwortlichkeit / Qualifikation:
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Medikamentenblatt
-
Injektionsschema
-
Berichtsblatt
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