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Standard "Versorgung von Bewohnern bei Sommerhitze" (stationäre Pflege)

Für körperlich ohnehin schon geschwächte Senioren sind heiße Sommermonate eine riskante Tortur. Daher liegt es an den Pflegekräften, die Hitze durch eine sorgfältige Organisation erträglich zu machen.


Standard "Versorgung von Bewohnern bei Sommerhitze" (stationäre Pflege)


Definition:

  • Mobile und orientierte Bewohner sind zumeist in der Lage, überhitzte Räume zu meiden. Senioren, die unter demenziellen Erkrankungen oder unter Mobilitätseinschränkungen leiden, fällt es schwerer, ihr Verhalten den sommerlichen Außentemperaturen anzupassen.
  • Bedingt durch den Klimawandel nimmt die Anzahl der heißen Sommertage in Deutschland zu. Für viele Senioren bedeuten diese Temperaturen eine große körperliche Belastung. Anders als jüngere Menschen leiden Senioren stärker unter warmen Sommertagen. Dieses hat verschiedene körperliche Gründe:
  • Im Alter ist das Durstgefühl häufig reduziert. Die Senioren reagieren auf einen Flüssigkeitsmangel also nicht selbstständig mit einer erhöhten Flüssigkeitszufuhr. Daher ist es erforderlich, sie entsprechend anzuleiten.
  • Ein alter Mensch schwitzt weniger. Er ist also ggf. nicht in der Lage, durch die Verdunstung von Wasser auf der Haut die Körpertemperatur ausreichend zu senken.
  • Zahlreiche Grunderkrankungen führen zu Immobilität. Ein im Bett liegender Mensch überhitzt vergleichsweise schnell, dieses insbesondere, wenn er zugedeckt wird oder wenn Lagerungshilfsmittel genutzt werden.
  • Verschiedene Medikamente wie etwa Neuroleptika beeinflussen die Temperaturregulation des Körpers.
  • Hitzewarnungen werden vom Deutschen Wetterdienst (DWD) ausgegeben.

Grundsätze:

  • Wir arbeiten eng mit dem behandelnden Hausarzt zusammen, da z. B. die medikamentöse Versorgung im Sommer angepasst werden muss.
  • Nicht jeder alte Mensch leidet unter einem warmen Sommer. Es ist daher unverzichtbar, die Bewohner zu identifizieren, deren Gesundheit durch die Hitze gefährdet ist.

Ziele:

  • Durch geeignete organisatorische Maßnahmen wird verhindert, dass die Temperaturen im Wohnbereich auf ein nicht mehr erträgliches Maß steigen.
  • Der Bewohner kann sich im Rahmen seiner Möglichkeiten aktiv daran beteiligen, die Sommertemperaturen erträglicher zu machen. Insbesondere ist er in der Lage, die Kleidung eigenständig anzupassen und ausreichend zu trinken.
  • Grunderkrankungen, die die Hitzetoleranz des Bewohners beeinträchtigen, werden zeitnah erkannt. Durch eine sorgfältige medizinische Behandlung wird das Risiko gesenkt, dass der Bewohner aufgrund der Hitze körperlichen Schaden nimmt.

Vorbereitung:

Der  Bewohner sollte regelmäßig den Hausarzt aufsuchen, um sich einem gründlichen Gesundheits-Check zu unterziehen. Wichtig ist insbesondere eine Kontrolle des Blutdrucks, der Herz- und Lungenfunktion sowie des Cholesterinwerts. Gemeinsam mit dem Arzt schätzen wir das individuelle Risiko ab. Je mehr Faktoren erfüllt sind, umso wichtiger ist es, die unten beschriebenen Prophylaxemaßnahmen umzusetzen:

  • unzureichende Flüssigkeitszunahme
  • hohes Lebensalter (65 Jahre)
  • Probleme in den zurückliegenden Sommern
  • Erkrankungen, die zeitweilig oder dauerhaft zur Immobilität führen
  • demenzielle Erkrankungen
  • Einnahme von Blutdrucksenkern und entwässernden Medikamenten
  • neurologische Erkrankungen
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Stoffwechselstörungen
  • Fieber, etwa als Folge einer akuten Infektionserkrankung

Durchführung:

  • In jedem Wohnbereich hängt ein Thermometer. Die Temperaturen werden bei einer Hitzewelle morgens, mittags und abends abgelesen. Die Werte werden dokumentiert. Die Raumtemperaturen sollten einen Wert von 26°C. nicht überschreiten.
  • Im Raum des Bewohners wird ggf. ein zusätzliches Thermometer aufgestellt. Ideal ist ein digitales Thermometer mit einer großen LCD-Anzeige.
  • Alternativ kann ein sog. "Galileo-Thermometer" genutzt werden, bei dem sich die Temperatur mittels farbiger Glaskugeln ablesen lässt. Diese befinden sich in einem mit Wasser gefüllten Glaszylinder und steigen je nach Temperatur auf oder sinken herab. (Es ist wichtig, dass der Bewohner zur Temperatur orientiert ist. Das Temperaturempfinden vieler Senioren ist beeinträchtigt. Sie sind also nicht in der Lage, die aktuelle Raumtemperatur korrekt zu schätzen und ihr Verhalten entsprechend anzupassen.)
  • Wir verabreden mit dem Bewohner konkrete Reaktionen auf bestimmte Temperaturen, sofern dieser mental dazu in der Lage ist. Beispiel:
    • Ab 24 °C. wird die Strickjacke ausgezogen und durch die leichte Bluse ersetzt. Diese wird von der Pflegekraft zuvor bereitgelegt.
    • Ab 26 °C. wird die lange Hose gegen eine kurze Hose gewechselt.
    • Bei einem Galileo-Thermometer wären die Regeln: "Bei drei schwimmenden Kugeln wird X gemacht, bei zwei schwimmenden Kugeln erfolgt die Maßnahme Y."
  • Gemeinsam mit der Haustechnik sorgen die Pflegekräfte für eine angemessene Lüftung der Bewohnerzimmer. I. d. R. sind die Fenster nachts geöffnet und am Tag geschlossen.
  • Sollte am Tag eine Lüftung notwendig sein, dann ist eine kurze Stoßlüftung vorzunehmen. (Dauer: max. 5 Minuten)
  • Wir sorgen für eine gute Luftzirkulation. Dies kann z. B. durch geöffnete Innentüren und (an der Nordseite!) geöffnete Fenster erfolgen.
  • Der Hausmeister wird angewiesen, die Grünflächen vor den Bewohnerzimmern in der Nacht und am Morgen zu wässern. Dies sorgt für mehr Kühle.
  • Der Einsatz einer Klimaanlage sollte vorab mit den Bewohnern und den Hausärzten abgesprochen werden. Große Temperatursprünge sind Risikofaktoren für Erkältungskrankheiten bis hin zur Pneumonie.
  • Besonders gefährdete Bewohner werden in kühle Räume gebracht, also etwa Korridore, Speisesaal, Kapelle sowie Räume an der Nordseite.
  • Am Tag werden die Wohnräume mittels eines außen liegenden Sonnenschutzes (falls vorhanden) gegen Wärmeeinstrahlung geschützt.
  • Unnötige Wärmequellen werden abgestellt, also insbesondere Glühbirnen und andere elektrische Verbraucher.
  • Wir prüfen, ob der Bewohner die Nutzung eines Ventilators als angenehm empfindet. Es ist wichtig, dass der Luftstrom nicht direkt auf den Bewohner gerichtet wird.
  • Wir stellen sicher, dass der Bewohner über leichte und luftdurchlässige Kleidung verfügt. Diese legen wir bereit, damit der Bewohner diese eigenständig öffnen kann. Je nach Krankheitsbild sind komplizierte Verschlüsse sowie Kleidungstücke, die über den Kopf gezogen werden müssen, zu vermeiden.
  • Die Zudecke sollte so dünn wie möglich sein. Der Bewohner sollte also ggf. nur eine Wolldecke oder bei extremer Hitze nur einen Bettbezug nutzen. Die Lagerungshilfsmittel werden auf ein Minimum reduziert, sofern die Dekubitusprophylaxe davon nicht berührt ist. Der Bezug des Kopfkissens wird gewechselt, wenn er durch das Schwitzen feucht geworden ist.
  • Bei starker Überhitzung erhält der Bewohner kühlende Waschungen. Danach wird er nur oberflächlich abgetrocknet, damit das verdunstende Wasser dem Körper Wärmeenergie entziehen kann.
  • Falls der Bewohner dazu in der Lage ist, soll er eigenständig kalte Fußbäder, kalte Armbäder, kühle Kompressen auf der Stirn usw. nutzen. Die Pflegekraft legt das notwendige Material bereit.
  • Freizeitaktivitäten, die mit körperlicher Anstrengung verbunden sind, werden auf den Morgen verlegt oder abgesagt. Dies betrifft insbesondere die Bewegungsgruppe. Wir bieten ggf. alternative Beschäftigungsmöglichkeiten.
  • Die Ernährung wird an die hohen Temperaturen angepasst. Dabei werden insbesondere die Vorgaben der Dehydratationsprophylaxe umgesetzt. So sollte der Bewohner z. B. Wassermelonen, Götterspeise und andere flüssigkeitsreiche Speisen zu sich nehmen. Als Hauptspeise sind leichte Gerichte wie Geflügel oder Fisch sinnvoll. Bei Salaten sollte der Bewohner auf Cremedressings verzichten.
  • Lebensmittel und Speisen verderben in der Hitze schneller, insbesondere Joghurt, Flüssignahrung oder angebrochene Fruchtsaftflaschen. Sie sollten konsequent gekühlt oder schnell verbraucht werden. Im Zweifelsfall werden Lebensmittel oder Getränke frühzeitig entsorgt.
  • Bei geöffneten Türen und Fenstern kommt es oft zum Eindringen von Insekten. Getränke werden daher abgedeckt, um Insektenstiche beim Trinken (Erstickungsgefahr!) zu vermeiden.
  • Wir stellen sicher, dass der Bewohner ausreichend Getränke zu sich nimmt. Ideal sind Kräuter- und Früchtetees, Saftschorlen oder Mineralwasser. Kaffee sollte an heißen Tagen nur stark verdünnt mit Milch getrunken werden. Der Alkoholgenuss sollte komplett unterbleiben. Ggf. sollte der Bewohner ein Trinkprotokoll führen. Ggf. ist auch eine Flüssigkeitsbilanzierung erforderlich.
  • Inkontinenzmaterial sollte möglichst sparsam benutzt werden. Eine Windelhose kann ggf. durch Netzhosen mit Einlage ersetzt werden.
  • Bei großer Hitze kontrollieren wir mehrmals täglich die Körpertemperatur. Wir nutzen dafür möglichst ein Ohrthermometer. Wir achten auf Symptome, die auf Überhitzung hindeuten, also etwa Temperaturen über 38° C., Unruhe, Verwirrtheit oder Erbrechen. Auch trockene kühle Haut bei gleichzeitig hoher Körpertemperatur ist ein Warnhinweis für einen drohenden Hitzschlag. In diesem Fall muss der Arzt oder der Notarzt verständigt werden.
  • Verschiedene Medikamente beeinflussen die Anpassungsfähigkeit des Körpers bei Hitze und erhöhen das Risiko einer Hitzeerschöpfung und eines Hitzschlags. Gemeinsam mit dem Hausarzt prüfen wir, ob die Dosis oder der Verabreichungszeitpunkt angepasst werden sollten.
  • Wir empfehlen jedem Bewohner, keine Medikamente eigenmächtig einzunehmen, also auch keine rezeptfreien Arzneimittel.
  • Ohne vorherige Rücksprache mit dem Hausarzt sollten keine verschriebenen Medikamente abgesetzt werden.

Nachbereitung:

  • Alle Maßnahmen werden sorgfältig dokumentiert. Dieses betrifft auch Angebote, die der Bewohner ablehnt.
  • Die Pflegeplanung wird regelmäßig an den aktuellen Gesundheitszustand des Bewohneren angepasst.

Dokumente:

  • Durchführungsnachweis / Pflegebericht
  • Trinkplan
  • Pflegeplanung

Verantwortlichkeit / Qualifikation:

  • alle Pflegekräfte



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