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Standard "
Nutzung einer Desault-Weste nach einer Humerusfraktur"
Der
Bruch des Oberarmknochens zählt zu den häufigsten Verletzungsfolgen
eines Sturzes im Alter. Bis zur Abheilung der Fraktur liegt es an den
Pflegekräften, die vielfältigen Selbstversorgungsdefizite zu
kompensieren.
Standard "Nutzung einer Desault-Weste nach einer Humerusfraktur"
Definition:
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Die Humerusfraktur, also der Bruch des
Oberarmknochens, ist zumeist die Folge eines Sturzes auf den
gestreckten Arm oder auf den Ellenbogen. Zumeist verläuft die
Bruchlinie direkt unterhalb des Oberarmkopfes.
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In den meisten Fällen erfolgt eine konservative
Behandlung. Der Arm wird mittels einer Desault-Weste ruhiggestellt.
Schon nach einer Woche beginnen Bewegungsübungen, um eine
Schulterversteifung zu verhindern.
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Der "klassische" Desault-Verband ist ein
Stützverband zur Ruhigstellung des Schultergelenks und des Oberarms. In
der Vergangenheit wurde dieser Verband häufig aus zahlreichen Lagen
Kompressionsbinden gefertigt. Üblich war auch, ein Stück
Schlauchverband (sog. "Körperschlauch" oder "Trikotschlauch") in eine
entsprechende Form zu schneiden.
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Inzwischen haben sich vorgefertigte
Desault-Westen (auch "Berrehail-Westen") mit Klettverschlüssen
durchgesetzt. Diese gibt es in den Größen XXS (weniger als 55 cm) bis
XXXL (145 cm und mehr). Die Westen verfügen oft über zahlreiche
Luftlöcher und können Körperwärme daher besser als ein konventioneller
Bindenverband ableiten.
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Anders als bei einem großflächigen Gipsverband
werden die Gelenke durch die Desault-Weste nicht vollständig fixiert.
Die verbliebene Bewegungsfähigkeit verzögert die Entwicklung einer
Schultergelenksversteifung. Desault-Westen können daher bis zu drei
Wochen getragen werden.
Grundsätze:
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Das Anlegen einer Desault-Weste erfolgt nur auf ärztliche Anweisung.
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Wir beachten das Prinzip der aktivierenden
Pflege. Ein Bewohner erhält daher nur die Unterstützung, die im
aktuellen Heilungsstadium erforderlich ist. Mit fortschreitender
Genesung werden die Hilfeleistungen schrittweise reduziert.
Ziele:
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Nach einem Sturz wird eine Humerusfraktur richtig erkannt. Wir leiten zeitnah eine ärztliche Behandlung ein.
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Die Schulter wird ruhiggestellt. Die Fraktur kann verheilen.
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Eine Schultergelenksversteifung wird vermieden.
Vorbereitung:
Symptome
Wir
setzen die Vorgaben um, die im Standard "Maßnahmen nach einem Sturz"
beschrieben sind. Darüber hinaus achten wir auf Symptome, die für eine
Humerusfraktur typisch sind. Bei hinreichenden Anzeichen für eine
derartige Fraktur wird der Arzt / Notarzt gerufen.
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Das Schultergelenk kann nur noch eingeschränkt und unter Schmerzen bewegt werden.
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Der Bewohner klagt über Druckschmerz.
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Der Oberarm ist geschwollen. Dort ist nach einigen Stunden ein ausgedehntes Hämatom sichtbar.
Durchführung:
Mithilfe bei der ärztlichen Therapie
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Bei einer gestauchten oder nur mäßig
verschobenen Fraktur wird die Schulter mit einem Desault- oder mit
einem Gilchrist-Verband ruhiggestellt.
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Danach erhält der Bewohner zumeist
Physiotherapie, damit es zu keiner Versteifung des Schultergelenks
kommt. Sofern dem Bewohner aufgetragen wird, die Übungen auch allein
fortzuführen, wird er ggf. von uns dazu motiviert und angeleitet.
I.d.R. handelt es sich dabei um Pendel- und Anhebeübungen. Der Bewohner
soll dafür seinen Oberkörper leicht nach vorne beugen.
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Bei gravierenden Schädigungen ist zumeist ein
operativer Eingriff erforderlich. Nach Rückkehr aus dem Krankenhaus
zählt es auch zu unseren Aufgaben, die Wundheilung zu überwachen und
bei Komplikationen zeitnah den Arzt zu informieren.
Wechsel der Desault-Weste
(Die
Durchführung kann je nach Modell variieren. Passen Sie den folgenden
Abschnitt ggf. an das von Ihrem Pflegeteam genutzte Produkt an.)
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Die Desault-Weste wird im Rahmen der täglichen Körperpflege an- und ausgezogen, bzw. gewechselt.
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Beim Anziehen der Weste kann es leicht
passieren, dass diese verkehrt angelegt wird; also etwa mit der
Oberseite nach unten oder mit der Innenseite nach außen. Daher
entfaltet die Pflegekraft die Weste vollständig und prüft die richtige
Ausrichtung.
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Die Pflegekraft breitet die Brustseite der
Weste auf dem Brustkorb des Bewohners aus. Ein "Flügel" wird unter dem
Arm der beeinträchtigten Körperseite durchgeführt und über die Schulter
gelegt.
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Das Rückenteil der Weste wird um den Rücken des
Bewohners geführt. Die Pflegekraft verbindet mit den Klettbändern die
Brustseite mit der Rückenseite. Die Weste sollte fest anliegen, aber
nicht einschneiden. Es dürfen keine Falten auftreten. Auch darf die
Atmung nicht behindert werden.
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Der Bewohner soll sich im Rahmen seiner
Fähigkeiten an der Maßnahme beteiligen. So kann er z.B. mit der Hand
seiner intakten Seite den Unterarm seiner geschädigten Seite halten.
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Um dem betroffenen Unterarm Halt zu geben,
führt die Pflegekraft den anderen Flügel nach oben. Er wird mittels der
Klettbänder auf der Brust fixiert. Der Ober- und der Unterarm sollten
sich nun in einem rechten Winkel befinden.
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Mit zusätzlichen Klettbändern wird der Unterarm
abgestützt. Ein Klettband wird um den Oberarm herum von hinten nach
vorne geführt. Ein weiteres dient als zusätzlicher Tragegurt und wird
von hinten nach vorne um den Unterarm geführt.
(Hinweis: Im Handel sind verschiedene Desault-Westen zu finden, deren Funktion im Detail abweicht.)
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Wenn der Verband zu locker oder zu fest sitzt, kann die Pflegekraft diesen durch die Klettverschlüsse anpassen.
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Wir intensivieren die Bemühungen zur
Intertrigoprophylaxe. Gefährdete Hautbereiche wie etwa die Achsel oder
die Hautfalte unter der (weiblichen) Brust werden mit Mullkompressen
oder mit Polsterwatte unterlegt. Wir verhindern, dass Haut auf Haut
reibt oder dass es zu Einschnürungen kommt.
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Im Bereich der Handöffnung kann es durch das
Scheuern des Verbands zu Hautirritationen kommen. Wir achten auf
entsprechende Schädigungen.
weitere Maßnahmen
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Wir erfragen beim behandelnden Arzt, ab wann
und in welchem Maß das betroffene Gelenk wieder belastet werden darf.
Wir stellen sicher, dass der Bewohner diese Begrenzungen beachtet, also
insbesondere nicht zu schwere Lasten hebt.
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Bei bettlägerigen Bewohnern ist es ggf.
notwendig, die Umgebung entsprechend anzupassen; also insbesondere den
Beistelltisch auf die andere Bettseite zu stellen. Der Bewohner muss
vor allem in der Lage sein, mit seinem intakten Arm das Telefon und die
Rufanlage zu erreichen.
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Wir prüfen, inwieweit durch die Verletzung
zusätzliche Selbstversorgungsdefizite entstehen. Dieses kann
insbesondere im Bereich der Körperpflege der Fall sein. Der Bewohner
erhält dann zusätzliche Hilfestellungen. Die Pflegeplanung wird
entsprechend angepasst.
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Zudem ist mit einer erhöhten Sturzgefährdung zu
rechnen. Der Bewohner kann sich mit der betroffenen Hand nicht
festhalten, wenn er beim Gehen das Gleichgewicht verliert. Auch die
Nutzung von Gehhilfen ist unmöglich.
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Ggf. befragen wir den Arzt, ob die Desault-Weste durch einen Gilchrist-Verband ersetzt werden kann.
Nachbereitung:
Prognose
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Die Prognose ist abhängig vom Allgemeinzustand
des Bewohners. Bei frühzeitig und konsequent durchgeführten
krankengymnastischen Übungen können Bewegungseinschränkungen zumeist
minimiert werden.
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Bei sehr alten Bewohnern mit gravierenden
Grunderkrankungen muss mit Pseudoarthrose ("Scheingelenk") gerechnet
werden, also dem Ausbleiben der Heilung. Sind Arterien durch die
Fraktur verletzt, kann es zur Nekrose des Humeruskopfes kommen.
Dokumente:
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Berichtsblatt
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Leistungsnachweis medizinische Behandlungspflege
-
Fragen an den Arzt
-
Pflegeplanung
Verantwortlichkeit / Qualifikation:
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