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Standard "Pflege bei einer Hyperlipoproteinämien (Lipidstoffwechselstörungen)"

Mit dem gekochten Ei auf dem Frühstückstisch allein ist es nicht getan. Bewohner, die mit dem Cholesterin kämpfen, müssen ihre Lebensweise komplett umstellen. Alkohol und Süßwaren sind tabu. Das Schnitzel und die Pommes weichen dem Rohkostsalat. Klar, dass all dieses die Kooperationsbereitschaft nicht fördert.


Standard "Pflege bei einer Hyperlipoproteinämien (Lipidstoffwechselstörungen)"


Definition:

  • Bei einer Hyperlipoproteinämie liegt eine Erhöhung des Triglyceridspiegels oder des Cholesterinspiegels im Blut vor. Die Erkrankung tritt sehr häufig auf. Abhängig vom zugrunde gelegten Grenzwert ist mindestens ein Fünftel bis zur Hälfte aller Deutschen betroffen.
  • Es gibt drei Gruppen dieser Lipidstoffwechselstörungen:
    • Bei einer Hypertriglyceridämie übersteigt die Konzentration der Triglyceride im Serum 200 mg/dl.
    • Eine Hypercholesterinämie liegt vor, wenn die Konzentration des Cholesterins im Serum einen Wert von 200 mg/dl übersteigt.
    • Sind sowohl die Konzentration der Triglyceride und des Cholesterins im Serum erhöht, liegt eine kombinierte Hyperlipoproteinämie vor.
(Hinweis: Welche Grenzwerte anzustreben sind, ist strittig. In der Fachliteratur werden deutlich abweichende Empfehlungen ausgesprochen. Sie sollten daher die individuellen Maximalwerte gemeinsam mit dem behandelnden Arzt festlegen.)
  • Ausgelöst wird diese Stoffwechselerkrankung vor allem durch eine Fehlernährung. Weitere Ursachen können Grunderkrankungen wie etwa Diabetes mellitus, Hypothyreose oder verschiedene Nierenerkrankungen sein. Auch diverse Medikamente wie etwa Thiaziddiuretika oder Östrogene können den Blutfettspiegel steigern.
  • Die Hyperlipoproteinämie gilt als zentraler Risikofaktor für koronare Herzkrankheiten mit Herzinfarkt, Schlaganfall und arterielle Verschlusskrankheiten. Steigt die Konzentration des Cholesterins auf 250 mg/dl, verdoppelt sich das Herzinfarktrisiko. Ab einem Wert von 300 mg/dl steigt die Gefahr auf das Vierfache.
  • Überdies sind die durch Hyperlipoproteinämien ausgelösten Durchblutungsstörungen ein Faktor bei der Entstehung von vaskulären Demenzen.

Grundsätze:

  • Ohne die Umstellung auf eine fett- und cholesterinarme Ernährung wird jede Therapie scheitern. Ebenso wichtig ist körperliche Aktivität.
  • Medikamente zur Normalisierung der Blutfettwerte sind kein Ersatz für Diät oder für Sport.
  • Schon kleine Veränderungen des Konsumverhaltens und der körperlichen Aktivität können die Risiken erheblich senken.
  • Vermeidbare Risikofaktoren sollten unbedingt minimiert werden, da sie sich in ihrer Wirkung nicht addieren, sondern potenzieren.

Ziele:

  • Durch eine gesunde Ernährung wird eine Fettstoffwechselerkrankung vermieden. Tritt diese dennoch auf, wird die Störung von uns zeitnah erkannt und gemeinsam mit dem behandelnden Arzt effektiv therapiert.
  • Der Bewohner wird vor den typischen Folgeerkrankungen der Hyperlipoproteinämien geschützt.

Vorbereitung:

Symptome

  • Die meisten Hyperlipoproteinämien verlaufen symptomarm, verursachen also keinerlei Beschwerden und werden i. d. R. nur zufällig diagnostiziert. Die Erstsymptome sind zumeist bereits Anzeichen für arteriosklerotisch bedingte Schäden, wie etwa ein Herzinfarkt oder ein Schlaganfall.
  • Wir achten auf Xanthome. Es handelt sich dabei um rötlich gelbe Knoten, die sich als Folge von Lipideinlagerungen etwa an den Knien und an den Ellenbogen (“Fetthöcker”), an den Augenlidern (sog. “Xanthelasmen”) sowie am Gesäß bilden.
  • An der Hornhaut bildet sich als Folge der Fetteinlagerung ein schmaler Bogen aus.

ärztliche Kontrolle

  • Wenn es hinreichende Anzeichen für eine Fettstoffwechselstörung gibt, empfehlen wir dem Bewohner eine ärztliche Blutuntersuchung. Sofern entsprechende Risikofaktoren vorliegen, sollte auch unabhängig von klinischen Auffälligkeiten regelmäßig das Vorliegen einer Fettstoffwechselstörung ärztlich ausgeschlossen werden.
  • Wir stellen ggf. sicher, dass der Bewohner zwölf bis vierzehn Stunden vor der Blutuntersuchung keine Nahrung zu sich nimmt.

Durchführung:

Beratung des Bewohners

  • Viele Betroffene glauben fälschlicherweise, dass die Hyperlipoproteinämie maßgeblich genetisch bedingt ist, etwa weil bereits die Eltern unter dieser Stoffwechselerkrankung litten. Sie sehen folglich keine Notwendigkeit für eine Anpassung der Konsumgewohnheiten. Wir klären den Bewohner darüber auf, dass vor allem die ungesunde (insbesondere fetthaltige) Ernährung ursächlich für die Gesundheitsstörung ist.
  • In den vergangenen Jahrzehnten wurden die empfohlenen Grenzwerte für den Cholesterinspiegel mehrfach gesenkt. Unter vielen Betroffenen hält sich die Vermutung, dass bei dieser Festlegung weniger medizinische Kriterien maßgeblich waren als vielmehr die Lobbyinteressen der Pharmaunternehmen. Diese Vorwürfe beeinträchtigen bei Erkrankten die Kooperationsbereitschaft hinsichtlich der Nahrungsumstellung und der medikamentösen Therapietreue. Wir machen dem Erkrankten deutlich, dass er durch diese Verweigerungshaltung ein erhebliches Gesundheitsrisiko eingeht.
  • Wir machen im persönlichen Gespräch dem Bewohner deutlich, dass es keine Alternative zu einer Nahrungsumstellung gibt.
  • Der Bewohner sollte sich im Rahmen seiner körperlichen Fähigkeiten sportlich betätigen. Wir legen ihm insbesondere die Teilnahme an unserer Sitztanzgruppe und an der Gymnastikgruppe nahe.
  • Wir empfehlen Angehörigen, bei einem Besuch einen ausgedehnten Spaziergang mit dem Bewohner zu unternehmen.

Umstellung der Ernährung und der Konsumgewohnheiten

Eine Hyperlipoproteinämie ist die Folge einer zumeist jahrzehntelangen Fehlernährung. Entsprechend schwer fällt es Betroffenen, ihre Konsumgewohnheiten zu ändern. Hier liegt es an den Pflegekräften, das Verhalten des Bewohners durch beständiges Einwirken schrittweise anzupassen.

  • Wir legen dem Bewohner eine ballaststoffreiche Nahrung nahe, etwa Weizenkleie, Haferkleie und Apfelpektin. Nahrungsmittel mit einem hohen Zuckeranteil und insbesondere Süßwaren sollte der Betroffene nur in kleinen Mengen essen.
  • Sofern möglich sollte der Bewohner seinen Alkoholkonsum einstellen oder auf ein Mindestmaß zurückfahren.
  • Der Bewohner soll frisches Obst und Gemüse ohne Mehlschwitze und ohne Sahnesoßen zu sich nehmen. Alternativ ist auch Tiefkühlgemüse sinnvoll. Adipöse Senioren sollten Obstsorten mit hohem Zucker- und Kaloriengehalt meiden, also etwa Trauben und Bananen.
  • Unproblematisch ist der Konsum von Kartoffeln und von Reis. Der Betroffene kann auch Nudeln ohne Ei zu sich nehmen. Nicht sinnvoll ist der Verzehr von Pommes frites, Kroketten, Bratkartoffeln, Reibekuchen und Kartoffelchips.
  • Insbesondere auf den Genuss von fettem Fleisch, Ente, Gans und Innereien sollte der Bewohner verzichten. Stattdessen sollte er mageres Rindfleisch, Kalbfleisch und Hühnerfleisch bevorzugen. Schweinefleisch sollte er selten konsumieren. Beim Genuss von Putenfleisch sollte auf die Haut verzichtet werden.
  • Wir empfehlen dem Bewohner Fischgerichte, also etwa Seelachs, Scholle, Schellfisch, Kabeljau sowie Rotbarsch. Ungeeignet sind Bückling, Fischkonserven in Öl, Fischstäbchen, Fischbratlinge sowie Fischfertiggerichte.
  • Gut geeignet für betroffene Senioren sind Rohkostsalate. Bei Fleischsalaten ist es wichtig, dass nur Magerjoghurt und Gewürze beigemengt sind. Problematisch sind Salate mit Mayonnaise sowie nahezu alle fertigen Fleisch-, Fisch-, Nudel- und Kartoffelsalate aus den Kühlregalen der Supermärkte.
  • Bei der Wahl von Brot und Brötchen sollten Vollkornprodukte den Vorzug bekommen. Der Genuss von Schinkenhörnchen, Croissants (insbesondere mit Schokoladenfüllung) und vergleichbaren Süßbackwaren sollte unterbleiben.
  • Der Konsum von Wurst sollte auf ein Minimum reduziert werden. Nur in kleinen Mengen sind Schinken ohne Fett, Corned Beef sowie Geflügelwurst sinnvoll. Klassische Wurstsorten wie etwa Salami, Mettwurst und Mortadella sind für die Ernährung ungeeignet.
  • In moderaten Mengen kann der Bewohner Magerquark konsumieren. Käse mit einem Fettanteil von über 30 Prozent ist schädlich.
  • Der Konsum von Butter, Schmalz, Speck sowie Mayonnaise ist problematisch. Geeigneter sind Margarinen mit einem hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren. Wir empfehlen überdies die Verwendung von Olivenöl oder Rapsöl.
  • Beim Konsum von Eiern sollte sich der Bewohner auf das Eiweiß beschränken und das Eigelb nicht essen. Ein einziges Eigelb enthält bereits die maximale Tageszufuhr an Cholesterin.
  • Der Bewohner sollte fettarmer Milch und daraus produzierten Produkten den Vorzug geben. Vollmilch und Vollmilchprodukte sowie Sahne und Creme fraiche kommen für den alltäglichen Konsum nicht in Betracht.
  • Bei der Zubereitung der Speisen ist es sinnvoll, diese zu kochen, zu dünsten, zu dämpfen oder in Folie zu garen. Konventionell in Fett gebratene oder frittierte Speisen sollte der Bewohner nicht zu sich nehmen.
  • Wir empfehlen dem Bewohner dringend, das Rauchen einzustellen oder zumindest erheblich einzuschränken.

medikamentöse Behandlung

  • Bei den meisten Betroffenen ist die Umstellung auf eine fett- und cholesterinarme Diät ausreichend, um die Blutfettwerte zu normalisieren. Gelingt dieses nicht, ist eine medikamentöse Therapie sinnvoll.
  • Wir stellen sicher, dass der Bewohner die verordneten Arzneimittel korrekt einnimmt. Ggf. assistieren wir bei der Applikation. Wir raten ihm dringend davon ab, die Wirkstoffe wegen etwaiger Nebenwirkungen eigenmächtig abzusetzen.
  • Die Pflegekraft nimmt Einblick in den Beipackzettel der verordneten Medikamente. Sie achtet auf mögliche Nebenwirkungen, vor allem auf Magen-Darm-Beschwerden.
  • Unverzichtbar ist natürlich immer auch eine Therapie von Grunderkrankungen, die Einfluss auf die Fettstoffwechselstörung haben. Dazu zählt insbesondere eine optimale Einstellung eines Diabetes mellitus.
  • Naturheilkundliche und alternative Verfahren zur Senkung des Cholesterinspiegels sollten nur ergänzend (nicht aber ersetzend!) zur Ernährungsumstellung und zur konventionellen medikamentösen Therapie genutzt werden. Dies gilt insbesondere für homöopathische Mittel sowie für Nahrungsergänzungsmittel.

Nachbereitung:

Prognose

  • Die Ernährungsumstellung und die sportliche Bewegung sollten innerhalb von drei bis sechs Monaten Wirkung zeigen. Die Blutfettwerte werden regelmäßig ärztlich überwacht.
  • Die Prognose ist gut, wenn verschiedene Voraussetzungen erfüllt sind:
    • Die Hyperlipoproteinämie wird frühzeitig entdeckt, also bevor Folgeerkrankungen aufgetreten sind.
    • Die Hyperlipoproteinämie wird konsequent behandelt, insbesondere ist der Bewohner kooperativ.
  • Unterbleibt eine Behandlung und ist der Bewohner nicht bereit, seine Lebensgewohnheiten zu ändern, sind Spätfolgen unvermeidlich. Der Pflegebedürftige wird wahrscheinlich einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall erleiden.

Weiteres

  • Alle Maßnahmen und Beobachtungen werden sorgfältig dokumentiert. Insbesondere halten wir alle Bemühungen schriftlich fest, die den Bewohner zur Anpassung der Ernährungs- und Konsumgewohnheiten motivieren sollen.

Dokumente:

  • Pflegeplanung / Maßnahmenplaung
  • Pflegebericht

Verantwortlichkeit / Qualifikation:

  • alle Pflegekräfte



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