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Standard "subkutane Infusion"

In heißen Sommermonaten ist die subkutane Infusion oftmals die letzte Option, um eine Krankenhauseinweisung aufgrund einer Dehydratation zu verhindern. Die korrekte Durchführung sollte rechtzeitig in einem Standard definiert werden. Wir zeigen Ihnen, wie Sie geeignete Hautbereiche finden, Hygieneprobleme vermeiden und auf Komplikationen angemessen reagieren.


Standard "subkutane Infusion"


Definition:

  • Bei einer subkutanen Infusion wird die Flüssigkeit in die Subkutis, also in das Unterhautfettgewebe eingebracht. Es entsteht ein lokales Ödem. Die Infusionslösung wird langsam und kontinuierlich aus dem interstitiellen Raum in die Blutgefäße übernommen und im Organismus verteilt.
  • Im Gegensatz zu einer intravenösen Infusion wird dabei der Blutkreislauf nicht in kurzer Zeit mit größeren Flüssigkeitsmengen belastet. Die Maßnahme ist daher i. d. R. gut verträglich.
  • Genutzt wird diese Technik daher, wenn Bewohner aufgrund körperlicher Einschränkungen nicht mehr in der Lage sind, ihren Flüssigkeitsbedarf durch orale Aufnahme zu decken. Wir verhindern damit eine Dehydratation des Bewohners, die letztlich zum Tode führen kann.
  • Pro Einstichstelle können täglich maximal 1000 Milliliter appliziert werden. Allerdings ist es schonender, ein solches Volumen auf zwei Injektionsstellen zu verteilen.
  • Subkutane Infusionen können nach einer sorgfältigen Anleitung durch den behandelnden Arzt an examinierte Pflegekräfte delegiert werden. Es ist also möglich, zeitnah auf eine drohende Dehydratation zu reagieren.
  • Infundiert werden isotone Infusionslösungen wie z. B. NaCl 0,9%. Es werden keine Medikamente auf diese Weise eingegeben, da diese Nekrosen auslösen können. Lediglich in der Palliativmedizin werden ggf. Opiate zugesetzt.
  • Infusionen können auch in der Nacht verabreicht werden. Der Bewohner ist dann tagsüber mobil. Dieses ist aber nur dann sinnvoll, wenn Komplikationen unwahrscheinlich sind. Es ist zu bedenken, dass der Zustand des Bewohners in der Nacht schwerer zu kontrollieren ist.
(Hinweis: In der Fachliteratur finden sich mitunter deutliche Abweichungen hinsichtlich des empfohlenen Ablaufs. So wird in einigen Varianten auf die separate 10-ml-Spritze zum Entlüften der Kanüle verzichtet. Auch der empfohlene Einstichwinkel schwankt zwischen 15° bis 45°. Sie sollten innerhalb des Pflegeteams eine einheitliche Vorgehensweise finden und diesen Standard entsprechend anpassen.)

Körperbereiche, die über eine ausgeprägte Unterhaut verfügen, sind für subkutane Infusionen geeignet. Dazu zählt die Außen- und Vorderseite der Oberschenkel, aber nur im mittleren Drittel. Eine Infusion ist auch möglich im Bereich der Bauchdecke, sofern ein drei bis fünf Zentimeter breiter Streifen rund um den Bauchnabel ausgespart wird. Geeignet sind auch die Flanken. (In einigen Fällen kann auch der obere Bereich der Schulterblätter genutzt werden. Hier ist die ideale Punktionsstelle, wenn der Bewohner in der Bauchlage gelagert wird oder in einen Tagesrollstuhl mobilisiert wurde.)


Grundsätze:

  • Eine subkutane Infusion wird erst dann durchgeführt, wenn alle anderen Strategien zur Flüssigkeitsversorgung erfolglos blieben. Dann allerdings sollte nicht gezögert werden.
  • Die subkutane Infusion darf niemals als Ersatz für die orale Flüssigkeitszufuhr genutzt werden, sofern diese mit Unterstützung noch möglich wäre.
  • Wir beachten den Willen des Bewohners, wenn dieser die Infusion als lebensverlängernde Maßnahme ablehnt. Eine entsprechende Patientenverfügung ist für uns bindend.
  • Eine subkutane Infusion erfolgt nur auf ärztliche Anordnung.
  • Bei allen Infusionen wird die "6-R-Regel" angewendet (Verhinderung von Fehlmedikamentierungen).
  • Die Delegation durch den Arzt wird immer kritisch hinterfragt. Aufgrund ihrer Ausbildung und ihrer langjährigen Erfahrung haben Pflegekräfte das Recht und die Pflicht, ggf. auch einem Mediziner zu widersprechen. Auch eine jahre- oder jahrzehntelange gute Zusammenarbeit mit einem Arzt darf nicht dazu führen, dass die hier beschriebenen Sicherheitsregeln nur noch eingeschränkt umgesetzt werden.

Ziele:

  • Die Flüssigkeitsversorgung ist gesichert.
  • Die Schmerzbelastung des Bewohners wird auf ein Minimum reduziert.
  • Die häufigsten Komplikationen werden vermieden, insbesondere Infektionen, Gewebeschäden, starke Ödeme, Schmerzen durch zu hohe Tropfgeschwindigkeit sowie ein Abknicken des Schlauchs.

Vorbereitung:

Indikation / Kontraindikation

Wir führen eine subkutane Infusion bei folgenden Indikationen durch:

  • Es liegt eine Exsikkosegefährdung vor, etwa bei Fieber, bei Schluckstörungen oder bei hohen Außentemperaturen.
  • Eine i.v.-Infusion ist nicht möglich oder unpraktikabel.
  • Das Legen einer PEG ist nicht möglich oder sinnvoll. Dieses ist etwa der Fall, wenn bei einem akuten Flüssigkeitsmangel keine Zeit für das Legen einer Magensonde bleibt.
  • Die Venen des Bewohners lassen sich schlecht punktieren.
Eine subkutane Infusion kommt bei verschiedenen Umständen nicht in Betracht:
  • Es liegt eine schwere Form der Dehydratation vor, die viel Flüssigkeitszufuhr in kurzer Zeit erfordert.
  • Am Injektionsort sind Ödeme vorhanden.
  • Der Bewohner ist im Schockzustand.
  • Es liegt eine Stoffwechselentgleisung vor.
  • Der Bewohner leidet unter schweren Blutgerinnungsstörungen.
  • Es liegt eine gravierende Störung im Wasser- und Elektrolythaushalt vor.
  • Der Bewohner leidet unter einer fortgeschrittenen Herzinsuffizienz.

notwendiges Material

  • gerichtete Infusion mit Kanüle, etwa "Butterfly-Kanüle"
  • Händedesinfektionsmittel
  • Hautdesinfektionsmittel
  • unsterile Handschuhe
  • sterile Tupfer und Kompressen
  • Pflaster / Fertigverband; ggf. transparent
  • Abwurfbehälter
  • Flächendesinfektionsmittel
  • 10-ml-Spritze (zum Entlüften)

allgemeine Maßnahmen

  • Es werden ggf. Maßnahmen zur Wahrung der Intimsphäre getroffen. Etwa: Die Zimmertür wird geschlossen, etwaige Mitbewohner werden kurz vor die Tür gebeten usw.
  • Der Bewohner wird über den Zweck der subkutanen Infusion aufgeklärt und um Zustimmung gebeten. Auch bewusstlose Bewohner werden über die Maßnahme informiert.
  • Der Bewohner sollte noch einmal die Toilette aufsuchen.
  • Der Bewohner wird ggf. umgelagert, damit die Einstichstelle sicher erreicht werden kann. Die Körperposition sollte bequem sein, da der Bewohner in den folgenden Stunden nur eingeschränkt umgelagert werden kann. Bei einem erhöhten Dekubitusrisiko nutzen wir Mikrolagerungen.
  • Das Tablett und der Arbeitsbereich werden desinfiziert.
  • Die Pflegekraft kontrolliert das Verfallsdatum der Infusion.
  • Die Pflegekraft sorgt für gute Lichtverhältnisse während der subkutanen Infusion.
  • Die Punktionsstelle wird ausgewählt. Diese wird regelmäßig gewechselt, damit sich die Haut regenerieren kann.
  • Die Pflegekraft führt eine hygienische Händedesinfektion durch und zieht die unsterilen Handschuhe an.

Durchführung:

Anlegen der subkutanen Infusion

  • Die Einstichstelle wird desinfiziert. Überschüssiges Desinfektionsmittel wird mit einem Tupfer beseitigt. Die Einwirkzeit wird abgewartet, i. d. R. 30 Sekunden.
  • Die Butterflykanüle wird mittels der 10-ml-Spritze und NaCl 0,9% entlüftet.

  • Die Pflegekraft formt mit dem Daumen und mit dem Zeigefinger eine zwei bis drei Zentimeter dicke Hautfalte und hebt diese von der darunterliegenden Muskulatur ab, ohne die Einstichstelle zu berühren.
  • Sie sticht nun im Winkel von 45° ein. Die Stichrichtung ist "distal", also aus Richtung der Füße in Richtung des Kopfes. Der Kanülenschliff zeigt nach oben.
  • Die Pflegekraft bewegt die Hautfalte nun vorsichtig ein kleines Stück zur Seite. Ist dieses nicht möglich, entfernt sie den Zugang und wiederholt den Vorgang an anderer Stelle.
  • Ein Abbruch und eine Wiederholung der Punktion ist auch notwendig, wenn Blut zurückfließt oder wenn der Bewohner starke Schmerzen hat.
  • Die Pflegekraft lässt die Hautfalte los.
  • Die Kanüle wird mit einer Kompresse abgestützt.
  • Die Infusion wird an die Kanüle angeschlossen.
  • Rund fünf Zentimeter von der Einstichstelle entfernt formt die Pflegekraft mit dem Zuleitungsschlauch eine Schlaufe und fixiert diese mit einem Pflaster.
  • Danach umwickelt sie die Kanüle und die Schlaufe mit einer Mullbinde.
  • Nun öffnet die Pflegekraft die Rollklemme und stellt die Infusionsgeschwindigkeit ein.

häufige Fehler

  • Wenn die Infusion nicht läuft, wechseln wir den Einstichort oder wählen nun einen flacheren Einstichwinkel. Alternativ versuchen wir, die Kanülenspitze mit der angeschliffenen Seite nach unten einzustechen.
  • Falls nach dem Einstich Blut im Kanülenschlauch sichtbar wird, ist dieses die Folge einer ungewollten Gefäßpunktion. Wir wechseln den Einstichort.
  • Mitunter klagt ein Bewohner 5 bis 20 Minuten nach Infusionsbeginn über Schmerzen. Derartige Beschwerden werden häufig dadurch ausgelöst, dass die Kanüle zu tief liegt, also bereits in der Muskelschicht. Wir wechseln in diesem Fall den Einstichort oder wählen einen flacheren Einstichwinkel.
  • Oft treten die Schmerzen auch erst 30 bis 120 Minuten nach Infusionsbeginn auf. Dann ist es notwendig, die Infusionsgeschwindigkeit zu reduzieren. Bleibt auch dieses ohne Erfolg, wechseln wir die Punktionsstelle.
  • Eine Rötung am Einstichort ist zumeist harmlos. Der Bereich kann ggf. einfach gekühlt werden. Auch ein Kältegefühl und eine Blässe im betroffenen Hautareal sind i. d. R. eine normale Folge der Infusion.
  • Wenn der Bewohner über ein starkes Druckgefühl klagt, kann dieses auf eine zu hohe Infusionsgeschwindigkeit hindeuten. Oftmals kann es beispielsweise besser sein, jeweils eine Hälfte der Flüssigkeit in den rechten und dann in den linken Oberschenkel einzugeben. Ggf. ist es auch möglich, zwei Infusionen zeitgleich an zwei Körperseiten zu applizieren.
  • Eine lokale Infektion ist oftmals die Folge von Hygienemängeln bei der Durchführung der Infusion. In diesem Fall sollte der Arzt informiert werden. Zu bedenken ist, dass viele Senioren bedingt durch die Grunderkrankungen anfälliger für Infektionen sind. Bei einer erhöhten Gefährdung nutzen wir ein transparentes Pflaster zum Fixieren der Kanüle. Wir kontrollieren die Einstichstelle engmaschig auf Entzündungszeichen.
  • Mitunter ist die Resorption verzögert. Auch vier Stunden nach Infusionsende ist die Schwellung dann noch vorhanden. Bei einem solchen Geschehen reduzieren wir die Infusionsgeschwindigkeit und verringern das Infusionsvolumen. Alternativ wechseln wir den Punktionsort.
  • Schwellungen im Genitalbereich sind zumeist ungefährlich und auf Volumenverschiebungen zurückzuführen. Sie treten vor allem nach Infusionen im Bereich des Abdomens und der Flanken auf. Nach Ende der Infusion sollten sich die Symptome zurückbilden.

Entfernen der subkutanen Infusion

  • Die Pflegekraft führt eine Händedesinfektion durch und zieht unsterile Handschuhe an.
  • Die Pflegekraft schließt die Rollklemme.
  • Die Kanüle wird "in einem Rutsch" aus der Einstichstelle entfernt und in einem stichsicheren Behälter entsorgt.
  • Die Einstichstelle wird mit einem Pflaster versorgt.

Nachbereitung:

Überwachung des Bewohners

  • Der Bewohner wird engmaschig überwacht. Insbesondere kontrolliert die Pflegekraft
    • Atmung
    • Puls
    • Blutdruck
    • Körpertemperatur (Erkennung von Infektionen)
    • ausgeschiedene Urinmenge
  • Die Klingel wird in Reichweite des Bewohners abgelegt.
  • Unruhige oder desorientierte Bewohner müssen während der Maßnahme engmaschig überwacht werden. Im Extremfall ist eine permanente Sitzwache erforderlich. Eine Fixierung ist zu vermeiden, da diese die Unruhe verstärken würde.

weitere Maßnahmen

  • Die Pflegekraft befragt den Bewohner nach seinem Befinden.
  • Der Bewohner wird darauf hingewiesen, dass er sich an der Einstichstelle nicht kratzen sollte.
  • Es kann dazu kommen, dass der Schlauch umknickt. Orientierte Senioren werden für diese Problematik entsprechend sensibilisiert und gebeten, sich entsprechend vorsichtig zu bewegen.
  • Die Reaktionen des Bewohners auf die Infusion und die Einstichstelle werden beobachtet. Bei allergischen oder sonstigen potenziell gefährlichen Reaktionen wird die Maßnahme abgebrochen und umgehend ein Arzt benachrichtigt.
  • Die Materialien werden weggeräumt und ggf. entsorgt.
  • Die Kleidung des Bewohners wird gerichtet. Der Bewohner wird bequem gelagert.
  • Die Pflegekraft führt eine hygienische Händedesinfektion durch.
  • Die Infusion wird dokumentiert. Wir vermerken insbesondere:
    • genaue Bezeichnung des applizierten Wirkstoffs
    • Flüssigkeitsmenge, ggf. Zumischung
    • gewählte Tropfgeschwindigkeit
    • Beginn und Ende der Infusion
    • Abweichungen, Unterbrechungen, Komplikationen und Reaktionen darauf
    • weitere Pflegemaßnahmen, also Wechsel des Infusionssystems, Verbandswechsel usw.
    • Reaktionen und Äußerungen des Bewohners sowie weitere relevante Beobachtungen
  • Wir berücksichtigen die Infusion bei der Erstellung der Flüssigkeitsbilanz.
  • Wenn die Infusion über einen längeren Zeitraum einfließen muss, benötigt der Bewohner bei vielen alltäglichen Verrichtungen Unterstützung. Dazu zählen etwa die Körperpflege und die Nahrungsaufnahme.

Dokumente:

  • ärztliches Verordnungsblatt
  • Durchführungsnachweis
  • Berichtsblatt

Verantwortlichkeit / Qualifikation:

  • Pflegefachkräfte



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