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Standard
"Lumbago
('Hexenschuss')"
Hexenschuss oder Bandscheibenvorfall? Pflegekräfte
sollten die Unterschiede erkennen. Denn im einen Fall ist ein warmes
Körnerkissen die Lösung. Und im anderen Fall der Notarzt.
Standard
"Lumbago ('Hexenschuss')"
Definition:
-
Bei einer Lumbago (akutes
lokales Lumbalsyndrom, ugs. "Hexenschuss" oder "Lendenlähmung") handelt
es sich um eine plötzlich auftretende schmerzhafte
Bewegungseinschränkung der Wirbelsäule. Die Symptomatik wird oft
ausgelöst durch eine ungewohnte körperliche Belastung, also etwa das
Anheben schwerer Lasten, Drehungen oder Bückbewegungen. Mitunter kann
auch Stress eine Lumbago auslösen.
-
Betroffene erleiden
plötzliche stechende Schmerzen in der Lendenwirbelsäule. Die Muskulatur
verspannt sich (sog. "muskulärer Hartspann"). Jede Bewegung verursacht
unerträgliche Beschwerden. In der Folge ist die körperliche
Beweglichkeit eingeschränkt.
-
Ein Bewohner, der zuvor wegen der
Schmerzen zu Boden ging, kann ohne fremde Hilfe nicht mehr aufstehen
(Siehe Bild).
-
Eine Lumbago ist für
gewöhnlich nur von kurzer Dauer und lässt nach wenigen Tagen wieder
nach.
-
Das Symptombild einer
Lumbago ähnelt den typischen Beschwerden eines Bandscheibenvorfalls.
Eine Lumbago jedoch führt zu keinen bleibenden Schäden.
Grundsätze:
-
Ein Mensch, der selbst noch
keine Lumbago erlitten hat, kann die damit verbundenen Beschwerden
nicht erahnen. Daher betrachten wir einen "Hexenschuss" aufgrund der
Schmerzbelastung als Notlage, die eine zeitnahe Reaktion erfordert.
-
Jeder Bewohner hat das Recht
auf eine optimale Schmerzmittelversorgung.
Ziele:
-
Das Auftreten einer Lumbago
wird durch geeignete Prophylaxemaßnahmen verhindert.
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Wir können eine Lumbago
sicher von einem Bandscheibenvorfall abgrenzen. Es wird vermieden, dass
ein gefährlicher Bandscheibenvorfall unbehandelt bleibt, weil dieser
als vergleichsweise harmlose Lumbago missdeutet wird.
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Die Schmerzbelastung wird
schnell gesenkt.
-
Der Bewohner erhält die
Beweglichkeit zurück.
Vorbereitung:
Organisation
-
Wenn es häufiger zu einer
Lumbago kommt, bitten wir den behandelnden Hausarzt um eine
entsprechende Bedarfsmedikation. Gleichzeitig ist eine fachärztliche
Untersuchung wichtig, um etwaige Gesundheitsgefahren zu identifizieren.
Prophylaxe
Durch
Vorsorgemaßnahmen kann das Auftreten bzw. das Wiederauftreten einer
Lumbago vermieden werden.
-
Der Bewohner sollte etwaiges
Übergewicht abbauen. Unverzichtbar ist dafür eine Anpassung der
Ernährungsgewohnheiten.
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Wir vermitteln dem Bewohner
geeignete Techniken, um schwere Gegenstände anzuheben. Der Bewohner
soll in die Knie gehen und die Muskulatur der Oberschenkel nutzen. Er
soll keine Lasten durch das Beugen des Rückens bewegen.
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Die Belastung des Rückens
lässt sich senken, wenn der Bewohner die Lasten körpernah hebt und
trägt.
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Es ist auch wichtig, dass
der Bewohner die Wirbelsäule nicht verdreht, wenn er eine Last nach
rechts oder nach links umsetzen will. Besser ist es, die Füße
umzusetzen. Dadurch wird der ganze Körper nach rechts oder nach links
gedreht, bleibt aber insgesamt in einer geraden Haltung.
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Wir achten darauf, dass der
Bewohner beim Sitzen eine rückenschonende Haltung einnimmt. Er soll
nicht zu lange sitzen, sondern immer wieder kurz aufstehen und einige
Schritte gehen.
-
Wir achten darauf, dass der
Bewohner bequem auf seiner Matratze liegen kann. Der Pflegebedürftige
sollte nicht übermäßig einsinken. Die Matratze darf aber auch nicht zu
hart sein, da in diesem Fall die Auflagefläche zu gering ist. Ggf. soll
der Bewohner unterstützende Lagerungskissen verwenden.
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Die Pflegekraft demonstriert
dem Bewohner, wie er sich rückenschonend im Bett drehen kann. Auch das
Aufstehen aus dem Bett kann geübt werden.
-
Dem Bewohner wird eine
entspannende Atemtechnik demonstriert.
-
Der Bewohner soll sich im
Rahmen seiner körperlichen Möglichkeiten sportlich betätigen.
Insbesondere sollte er an unseren Gymnastikstunden teilnehmen.
Symptome
Wir
achten auf die Symptome einer Lumbago:
-
Der Bewohner klagt über
einen positionsabhängigen Kreuzschmerz. Er ist nicht mehr in der Lage,
den Oberkörper zu bewegen.
-
Der Bewohner nimmt eine
Schonhaltung ein; i. d. R. eine Streckstellung.
Abgrenzung
zum Bandscheibenvorfall:
Wir
stellen sicher, dass der Bewohner keinen Bandscheibenvorfall erlitten
hat. Bei einer Lumbago ist die Alarmierung des Notarztes verzichtbar,
wenn sich die Symptomatik nach kurzer Zeit wieder bessert. Wenn
hinreichende Anzeichen für einen Bandscheibenvorfall sprechen, wird in
jedem Fall der Notarzt gerufen. Bei einem Bandscheibenvorfall kommt es
zu folgenden zusätzlichen Symptomen, die bei einer Lumbago nicht
vorhanden sind. Tritt auch nur eine der folgenden Störungen auf, liegt
ein Notfall vor:
-
Funktionsstörungen der
Blasen- und Mastdarmfunktion
-
Sensibilitätsstörungen, wie
etwa Taubheit und Kribbeln im Anal- und im Genitalbereich,
-
lang anhaltende Schmerzen
-
Lähmungserscheinungen im
Oberschenkel, im Unterschenkel oder im Fuß
Durchführung:
Therapie
In
der Akutphase ist es zunächst wichtig, die Schmerzbelastung zu senken:
-
Der Bewohner wird vorsichtig
vom Boden in den Stand mobilisiert. Er wird in sein Bett gebracht.
Ideal ist eine Liegemöglichkeit mit einer etwas härteren Unterlage.
Eine Stufenbettlagerung kann Schmerzen lindern.
-
Eine längerfristige
Ruhigstellung sollte vermieden werden, da diese zu einer erneuten
Muskelverspannung führen kann. Der Bewohner soll sich so schnell wie
möglich wieder normal bewegen.
-
Er erhält Muskelrelaxanzien,
also Medikamente zur Muskelentspannung.
-
Wärmeanwendungen wirken i.
d. R. schmerzlindernd, also etwa die Behandlung mit einer Rotlichtlampe
oder mit einem Körnerkissen. Auch feuchtwarme, mit Arnikalösung
getränkte Wickel können das Beschwerdebild lindern.
-
Ein Wannenbad kann zwar die
Schmerzbelastung deutlich reduzieren, es besteht jedoch die Gefahr
einer erneuten Schmerzspitze samt Bewegungsunfähigkeit während des
Badens. Der Bewohner darf in der Badewanne nicht allein gelassen
werden. Eine Pflegekraft darf den Bewohner nur dann baden, wenn sie
körperlich in der Lage ist, den Senioren im Notfall aus der Wanne zu
mobilisieren. Dieses ist ggf. auch mittels eines Lifters möglich.
-
Bei anderen Bewohnern können
Kälteanwendungen die Beschwerden lindern, also etwa ein sog. "Coolpack".
-
Sowohl Kälte- als auch
Wärmeanwendungen sind mit Bedacht zu nutzen. Bei unentdeckten
Sensibilitätsstörungen kann es zu Hauterfrierungen oder zu
Verbrennungen kommen, ohne dass der Bewohner dieses schnell genug
merken würde.
-
Viele Betroffene berichten,
dass schmerzlindernde Öle wirken.
-
Sofern eine
Bedarfsmedikation vorliegt, erhält der Bewohner ein Schmerzmedikament.
In einigen Fällen ist eine Analgetikainjektion durch den Arzt notwendig.
-
Bei chronischen
Schmerzzuständen sollte der Bewohner Krankengymnastik und Massagen
erhalten.
Nachbereitung:
Prognose
-
I. d. R. klingen die
Schmerzen nach wenigen Tagen wieder ab.
-
Eine bleibende Schädigung
ist nicht zu erwarten.
-
Es ist jedoch damit zu
rechnen, dass eine Lumbago erneut auftreten kann.
weitere
Maßnahmen
-
Nach einer Lumbago sollte
die Pflege- und Maßnahmenplanung aktualisiert werden. Wir vermerken,
welche Maßnahmen zur Vermeidung einer Lumbago in Zukunft regelmäßig
durchgeführt werden sollten.
-
Wenn sich der Zustand des
Bewohners in den folgenden Tagen wieder verbessert, werden die
Maßnahmen reduziert.
-
Der Bewohner wird wieder
mobilisiert.
-
Die Stufenbettlagerung
wird reduziert.
-
Die Rücken- und
Bauchmuskulatur wird gestärkt.
-
Die Bewegungsübungen
werden intensiviert.
-
Die
Schmerzmitteldosierungen werden zurückgefahren, Injektionen werden
zugunsten von oraler Applikation reduziert.
-
Die physikalischen
Maßnahmen werden auf das Normalmaß reduziert.
-
Alle Maßnahmen werden
sorgfältig dokumentiert:
-
Wie äußert sich der
Bewohner zu seinen Beschwerden?
-
Welche Wirkung zeigen die
Medikamente, welche Nebenwirkungen werden verzeichnet?
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Wie gut spricht der
Bewohner auf die Wärme- und Kältebehandlungen an?
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Welche "alternativen"
Therapien nutzt der Bewohner?
-
Welche Einschränkungen
treten auf? Inwieweit lassen sich diese mit Hilfsmitteln kompensieren?
-
Wir informieren die
zuständigen Ärzte über alle relevanten Gesundheitsveränderungen.
Dokumente:
-
Pflegebericht
-
Durchführungsnachweis /
Leistungsnachweis
-
Medikamentenblatt
-
ärztliches Verordnungsblatt
-
Pflegeplanung /
Maßnahmenplanung
Verantwortlichkeit / Qualifikation:
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