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Standard "Noroviren-Infektion (stationär)"
Das
Norovirus ist der “Chuck Norris” unter den Erregern. Hitze, Kälte und
Trockenheit steckt der Keim locker weg. Selbst aggressive
Desinfektionsmittel sind oftmals wirkungslos. Vor allem im Herbst und
im Winter befällt Noro ganze Wohnbereiche und bringt Pflegeteams an den
Rand ihrer Kräfte.
Standard "Noroviren-Infektion (stationär)"
Definition:
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Noroviren (ehemals auch "Norwalk-Viren"
genannt), sind die häufigste Ursache für nicht bakterielle
Magen-Darm-Infektionen (sog. "Gastroenteritiden"). Die Viren kommen
weltweit vor und zirkulieren ganzjährig in der Bevölkerung. Der
saisonale Gipfel tritt in den Monaten Oktober bis März auf.
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Noroviren verbreiten sich zumeist auf
fäkal-oralem Weg. Infektionsquellen sind Stuhl oder Erbrochenes.
Ansteckungen werden oftmals von kontaminierten Speisen oder Getränken
ausgelöst. In seltenen Fällen überträgt sich das Virus auch auf
aerogenem Weg, etwa wenn sich ein Bewohner übergibt und die Keime in
die Luft verwirbelt werden.
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Die Inkubationszeit beträgt rund zwölf Stunden,
daher ist die Infektionsquelle oftmals recht leicht zu bestimmen.
Bereits beim Auftreten geringer gastrointestinaler Beschwerden besteht
schon eine gewisse Ansteckungsfähigkeit.
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Die hohe Ansteckungsrate im weiteren
Krankheitsverlauf erklärt sich durch die immense Viruskonzentration im
Stuhl und im Erbrochenen von Erkrankten sowie durch die geringe
infektiöse Dosis, die für eine Ansteckung notwendig ist.
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Bereits 10 bis 100 Virusteilchen können eine Infektion auslösen. Das Virus überlebt Temperaturen von minus 20 °C bis plus 60 °C.
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Bei einer Noro-Epidemie in einem Pflegeheim
treten zunächst einige wenige Infektionen auf. Dann nach einigen Tagen
Abstand kommt es zum massenhaften Auftreten der Erkrankung.
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Eine ursächliche Therapie, die die Viren
gezielt bekämpft, existiert nicht. Stattdessen achten wir auf
körperliche Schonung und vor allem auf eine ausreichende
Flüssigkeitszufuhr.
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Eine Impfung gegen die Infektion ist nicht verfügbar, da das Virus sein Erbgut permanent ändert.
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Erkrankte sind auch mehrere Wochen nach Abklingen der Symptome potenziell infektiös.
Hinweise:
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Die in diesem Standard definierten Maßnahmen
sind vergleichsweise streng. Die Priorität liegt auf der
Ausbruchskontrolle. Die Bewegungsfreiheit und die soziale Interaktion
der Bewohner sind hier als nachrangig bewertet. Sie können einzelne
Sicherheitsvorkehrungen aus diesem Text streichen, wenn diese in Ihrer
Einrichtung zur Infektionsprophylaxe nicht notwendig sind.
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Noroausbrüche sind immer auch eine Belastung
für die Außendarstellung eines Pflegeheims. Sie sind ein beliebtes
Thema in der Lokalpresse und in den sozialen Medien, in Letzteren nicht
selten drastisch ausgeschmückt.
Grundsätze:
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Wenn es hinreichende Verdachtsmomente für eine
Noroviruserkrankung gibt, leiten wir unverzüglich alle in diesem
Standard beschriebenen Vorsichtsmaßnahmen ein. Wir warten nicht, bis
ein Arzt (etwa per Laborbefund) unseren Verdacht bestätigt. Maßnahmen
zur Infektionsprävention müssen schnell eingeleitet werden, damit sie
unseren Bewohnern Schutz bieten.
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Ein Noro-Ausbruch als solcher ist kein Indiz
für mangelhafte Hygiene in unserer Einrichtung. Wir gehen daher mit
diesem Problem offen um und gestalten die Infektionsprophylaxe
möglichst transparent.
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Das Interesse der Einrichtung und der darin
lebenden und arbeitenden Menschen an einer Eindämmung der Infektion
wiegt schwerer als das Interesse erkrankter Bewohner an der Teilnahme
am sozialen Leben.
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Die korrekte Desinfektion der Hände hat oberste Priorität.
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Wir arbeiten eng mit den behandelnden Hausärzten und mit dem Gesundheitsamt zusammen.
Ziele:
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Der Noroviren-Ausbruch wird zu einem möglichst
frühen Zeitpunkt eingedämmt. Übertragungen auf Mitbewohner, auf
Pflegekräfte, auf Angehörige und auf externe Partner werden vermieden.
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Bewohner überstehen eine Infektion mit möglichst wenigen Komplikationen. Insbesondere vermeiden wir eine Dehydratation.
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Durch eine gute Pflege und Betreuung der Erkrankten lindern wir deren Schmerzen.
Vorbereitung:
Organisation
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Wir halten Flächen- und Hautdesinfektionsmittel
bereit, die eine bestätigte Wirkung gegen Noroviren aufweisen (gem.
RKI-Vorgaben). Viele von diesen Produkten sind aggressiver als
herkömmliche Desinfektionsmittel. Daher kommen diese Chemikalien nur
bei einem Noroviren-Ausbruch oder bei ähnlichen Vorkommnissen zum
Einsatz.
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Wenn enge Angehörige von Pflegekräften oder von
Küchenmitarbeitern an Noroviren erkranken (Kinder, Ehepartner usw.) und
eine Infektionsübertragung möglich ist, so wird eine vorübergehende
Freistellung vom Dienst geprüft.
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Wir halten stets ausreichend Schutzkleidung bereit.
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Alle Mitarbeiter, die in Kontakt mit den
Erregern kommen können, werden in die notwendigen Hygienemaßnahmen
eingewiesen. Dazu gehören auch Reinigungskräfte, Mitarbeiterinnen der
Wäscherei sowie der Hausmeister.
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Die korrekte und sichere Pflege von an Noroviren Erkrankten ist Teil der Einarbeitung neuer Mitarbeiter.
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Wir beschäftigen einen Hygienebeauftragten.
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Wir suchen den Kontakt mit dem Heimbeirat. Da
einzelne Maßnahmen in die Lebensqualität der Bewohner eingreifen,
sollten alle im Bedarfsfall notwendigen Beschränkungen im Konsens mit
den Senioren geplant und umgesetzt werden.
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Wir arbeiten eng mit Krankenhäusern und mit Ärzten zusammen, insbesondere in einrichtungsübergreifenden Arbeitsgruppen.
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Unser Qualitätszirkel beschäftigt sich regelmäßig mit Hygienefragen.
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Wir sind in der Lage, bei Bedarf schnell ein
"Ausbruchteam" zusammenzustellen. Dieses besteht aus der
Hygienebeauftragten, der Pflegedienstleitung, der
Hauswirtschaftsleitung und ggf. einem Arzt. Bei einem Ausbruch gibt es
täglich ein kurzes Treffen, um sich über die notwendigen Maßnahmen
abzusprechen.
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Wir halten unseren "Hygieneplan Noroviren" stets auf dem aktuellen Stand.
Symptome
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Wir achten stets auf Frühsymptome, um eine Noroviren-Infektion möglichst rasch zu entdecken. Diese Hinweise sind:
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ausgeprägtes Krankheitsgefühl mit abdominalen Schmerzen
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Kopfschmerzen
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Übelkeit
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Mattigkeit
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erhöhte Temperaturen
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Im weiteren Verlauf stellt sich die typische Symptomatik einer Noro-Infektion ein. Etwa:
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schwallartiges Erbrechen und wässriger Durchfall 12 bis 48 Stunden nach dem Infektionsbeginn
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abdominale Krämpfe
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ggf. leichtes bis mäßiges Fieber
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Es sind aber auch leichtere oder sogar asymptomatische Verläufe möglich.
Durchführung:
Händehygiene
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Die hygienische Händedesinfektion ist von
entscheidender Bedeutung, um die Ausbreitung von Noroviren zu stoppen.
Eine strikte Einhaltung der Einwirkzeit sowie eine ausreichende Menge
an Desinfektionsmittel und die korrekte Einreibetechnik sind absolut
unverzichtbar.
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Die Händedesinfektion erfolgt
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vor jedem Bewohnerkontakt
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nach jedem Kontakt mit infektiösem Material
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nach dem Kontakt mit potenziell kontaminierten Gegenständen und Flächen
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vor und nach dem Tragen von Einmalhandschuhen
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vor dem Verlassen des Bewohnerzimmers
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Alle hinreichend orientierten Bewohner werden
in die Technik der Händedesinfektion eingewiesen. Wir erklären den
Ablauf der hygienischen Händedesinfektion, führen diese einmal vor und
kontrollieren, ob der Bewohner diese korrekt durchführt.
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Auch symptomfreie Bewohner sollten sich ggf.
die Hände desinfizieren, etwa wenn sie Gemeinschaftsräume besucht
haben. Hilfreich ist auch eine Händedesinfektion nach Toilettengängen
und vor der Nahrungsaufnahme.
(Hinweis: Die Händedesinfektion ist ein gravierendes Problem, da
konventionelle Händedesinfektionsmittel bei Noroviren eine sehr
begrenzte Wirkung haben. Stattdessen sollten viruzid wirksame Präparate
aus der Desinfektionsmittelliste des Robert-Koch-Instituts "RKI"
genutzt werden.)
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Die Händedesinfektion nach jedem
Bewohnerkontakt ist nicht nur für das Pflegepersonal verpflichtend,
sondern auch für das ärztliche Personal und für Krankengymnasten.
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Stark verschmutzte Hände werden vorsichtig und
ohne Wasserspritzer gewaschen. Das Waschbecken und ggf. die Umgebung
werden danach durch eine Wischdesinfektion gesäubert.
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Während einer Häufung von Noroviren-Infektionen
kommt es zu vermehrten Händedesinfektionen mit zudem aggressiveren
Produkten. Daher wird die Haut der Hände größeren Belastungen
ausgesetzt. Dieses versuchen wir durch eine intensivere Hautpflege zu
kompensieren. Pflegekräfte sollten die Hände mit einer Pflegelotion
einreiben und abwarten, bis die Lotion vollständig eingezogen ist. Sie
sichern damit die natürliche Geschmeidigkeit und die Widerstandskraft
der Haut.
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Wir achten darauf, dass auch Ärzte eine
hygienische Händedesinfektion durchführen. Wenn Ärzte Hygienemängel
zeigen, ist umgehend die Pflegedienstleitung zu informieren.
Anpassung der Ausstattung
-
Gegenstände, die häufig in die Hand genommen
werden, sich aber nicht leicht desinfizieren lassen, werden für die
Dauer des Noroviren-Ausbruchs im Schrank verstaut.
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Zimmer, in denen erkrankte Bewohner leben,
werden mit einem verschließbaren Müllabwurfbehälter und einem
verschließbaren Wäschesack ausgestattet, die spätestens bei Schichtende
verschlossen und auf direktem Weg entsorgt bzw. aufbereitet werden. Mit
Noroviren kontaminierten Abfall kennzeichnen wir als "infektiösen
Abfall". Abfallbehälter werden vor dem Abtransport äußerlich
wischdesinfiziert.
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Ggf. prüfen wir, ob ein bereitgestellter
Toilettenstuhl sinnvoll ist. Dieser lässt sich bei Durchfall schneller
erreichen als die Toilette.
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Wir stellen sicher, dass alle Handwaschbecken
mit Seifenspendern, mit Desinfektionsmittel und mit Einmalhandtüchern
ausgestattet sind. Wir kontrollieren den Füllstand aller Spender.
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Hygieneartikel werden personenbezogen genutzt.
Information / Meldung
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Infektionen mit Noroviren sind meldepflichtig.
Wir informieren daher nach Beginn eines Ausbruchs umgehend das
Gesundheitsamt. Die Meldepflicht besteht, sobald
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ein Küchenmitarbeiter erkrankt oder
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zwei oder mehr Bewohner erkranken und ein epidemischer Zusammenhang beider Fälle vermutet werden kann.
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Wir informieren erkrankte Bewohner umfassend
über die Infektion. Wir klären sie über alle Maßnahmen auf, die zu
ihrer eigenen Sicherheit und zum Schutz der Mitmenschen notwendig sind.
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Alle Mitarbeiter der Einrichtung,
einschließlich der Haustechnik und der Verwaltung, werden umgehend über
den Noroviren-Ausbruch unterrichtet.
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Wir hängen an allen Schwarzen Brettern sowie an
allen Eingängen Informationsblätter aus, die über die
Noroviren-Infektionen sowie über die wichtigsten Sicherheitsmaßnahmen
informieren. Diese sind:
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Auf das Händeschütteln als Begrüßung wird
vorübergehend verzichtet. Auch die Bewohner untereinander sowie
Angehörige und Besucher sollten dieses unterlassen.
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Entbehrliche Besuche sollten verschoben werden.
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Besucher von erkrankten Bewohnern müssen die
gleichen Hygienemaßnahmen wie Pflegekräfte durchführen (Schutzkleidung,
Händedesinfektion usw.)
Gegenstände
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Alle Pflegehilfsmittel sind stets bewohnerbezogen einzusetzen und nach der Benutzung zu desinfizieren.
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Ein Pflegewagen sollte nach Möglichkeit nicht mit in das Bewohnerzimmer genommen werden.
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Alle Pflegemittel, die für die Versorgung von
Erkrankten benötigt werden, sollten in ausreichender Menge im
Bewohnerzimmer gelagert werden.
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Materialien, die nicht desinfiziert werden können, sind nach der Benutzung zu entsorgen.
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Die Pflegedokumentation wird außerhalb des Bewohnerzimmers geführt und aufbewahrt.
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Bei Nutzung des Stationsbads ist dieses umgehend zu desinfizieren. Das umfasst auch die Dusche, den Hocker, den Boden usw.
notwendige Reinigungsmaßnahmen
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Für die Dauer des Noroviren-Ausbruchs weisen
wir für Erkrankte eigene Toiletten aus. Diese werden nach jeder
Benutzung desinfiziert.
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Alle wichtigen Kontaktflächen werden mehrmals
täglich wischdesinfiziert. Dazu zählen insbesondere Türklinken,
Schalter, Klingelknöpfe und kritische Flächen im Badezimmer.
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Wir reinigen alle benutzten Gegenstände (mehrmals) täglich per Wischdesinfektion.
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Alle Instrumente, Spritzen oder medizinische
Abfälle werden in dicht verschließbare Behälter oder in Plastiksäcke
verpackt und unverzüglich entsorgt oder der Wiederaufbereitung
zugeführt.
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Die Flächendesinfektion erfolgt mit
Flächendesinfektionsmitteln mit dem Wirkbereich "begrenzt viruzid PLUS"
oder "viruzid". Als Wirkstoffe sollten Perverbindungen oder Aldehyde
bevorzugt werden.
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Blutdruckmanschetten und Fieberthermometer werden nach jeder Nutzung mit einem viruziden Mittel wischdesinfiziert.
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Urinflaschen und Steckbecken reinigen wir wie
gewohnt über ein Steckbeckenspülgerät. Die Desinfektionsleistung der
Spüle muss gesichert sein.
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Verunreinigungen durch Stuhl oder durch Erbrochenes werden sofort entfernt und die betroffenen Oberflächen desinfiziert.
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Benutztes Essgeschirr geht ohne Umwege in die
Geschirrspülmaschine. Es kann sinnvoll sein, das Geschirr abgedeckt zu
transportieren. Beim Einräumen der Spülmaschine sind Handschuhe zu
tragen.
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Das Geschirr säubern wir mit mindestens 65 °C, ohne dass zusätzliche Desinfektionsmaßnahmen notwendig wären.
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Bettwäsche, Handtücher und Unterwäsche werden täglich gewechselt. Diese waschen wir mit 90 °C.
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Leib- und Bettwäsche sowie mit Stuhl
verschmutzte Textilien werden der Aufbereitung zugeführt. Wir nutzen
das sog. "Doppelsack-Prinzip", ziehen also zum Transport einen sauberen
Sack über den kontaminierten Sack. Wäsche von infizierten Bewohnern
kennzeichnen wir als "infektiöse Wäsche".
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Das Bett, die Bettbügel und der Bettaufrichter
werden täglich desinfiziert. Dieses gilt auch für den Nachttisch, für
den Schrank sowie für Stühle und für Tische.
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Die Reinigungskräfte werden angewiesen, Zimmer von erkrankten Bewohnern als letzte zu reinigen.
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Zimmer von erkrankten Bewohnern dürfen nur mit
separaten Mops und Lappen gereinigt werden. Diese müssen nach Gebrauch
desinfiziert oder entsorgt werden.
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Nach Ende der Infektion werden die Zimmer der zuvor erkrankten Bewohner gründlich schlussdesinfiziert.
Isolation
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Zimmer, in denen erkrankte Bewohner leben,
werden mit einem Hinweisschild gekennzeichnet. Dieses fordert Besucher
auf, vor dem Betreten des Zimmers die Wohnbereichsleitung zu
kontaktieren.
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Erkrankte Bewohner werden aufgefordert, für die
Dauer der Erkrankung soweit möglich in ihrem eigenen Zimmer zu bleiben
und keinen Besuch zu empfangen. Es ist strikt zu vermeiden, dass
erkrankte Senioren Gemeinschaftsräume oder gar die Gemeinschaftsküchen
betreten.
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Erkrankte Bewohner nutzen konsequent das eigene
WC (sofern vorhanden). Dieses darf von gesunden Mitbewohnern oder von
Angehörigen nicht aufgesucht werden.
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Wir fordern Bewohner auf, Besuche von
Angehörigen zu verschieben und diese ggf. telefonisch zu
benachrichtigen. Wenn Bewohner dazu nicht in der Lage sind, kann das
von Pflegekräften übernommen werden.
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Gesunde Mitbewohner eines Zweibettzimmers
werden kurzfristig in einem anderen Raum untergebracht. Ggf. kann es
organisatorisch geboten sein, Erkrankte gruppenweise zu isolieren.
Insbesondere sollten dann Doppelzimmer mit jeweils zwei Erkrankten
belegt werden. Dadurch kann einerseits eine weitere Ausbreitung
gestoppt werden. Gleichzeitig ermöglicht das den gezielteren Einsatz
von Hygienemaßnahmen. (Wichtig: Eine Kohortenisolierung erfolgt immer
erst nach ärztlicher Diagnosestellung.)
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Während eines Noroviren-Ausbruchs sollten auch
gesunde Bewohner ihre Bewegungen auf ihren Wohnbereich beschränken und
Kontakt zu Bewohnern anderer Wohnbereiche meiden.
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Es finden in dieser Zeit auch keine Verlegungen
von Bewohnern von einem Wohnbereich zum anderen statt. Dieses ist erst
wieder 72 Stunden nach dem Auftreten des letzten Krankheitsfalls
möglich.
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Während eines schweren Ausbruchs unterlassen wir die Aufnahme neuer Bewohner.
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Das Beschäftigungsangebot der Einrichtung wird in dieser Zeit auf ein Minimum beschränkt.
Schutzkleidung
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Einmalhandschuhe sind zu verwenden bei der
Grundpflege sowie bei möglichem Kontakt mit kontaminierten Flächen oder
Gegenständen. Die Einmalhandschuhe entsorgen wir spätestens beim
Verlassen des Bewohnerzimmers als Abfall. Nach jedem Abwurf der
Einmalhandschuhe führt die Pflegekraft eine hygienische
Händedesinfektion durch.
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Bei allen Pflegemaßnahmen sind Einmalhandschuhe sowie Schutzkleidung oder ein langärmliger Einmalkittel zu tragen.

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Ggf. trägt die Pflegekraft ergänzend eine Haube
und eine Schutzbrille, etwa wenn Bewohner abgesaugt werden müssen oder
wenn diese häufig husten.
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Eine dicht sitzende Halbmaske ist zu tragen,
wenn die Pflegekraft mit virushaltigen Tröpfchen in Kontakt kommt, z.
B. bei sich übergebenden Senioren.
(Hinweis: Die Verwendung eines herkömmlichen Mund-Nasen-Schutzes ist
keine optimale Lösung. Es sollten partikelfiltrierende Halbmasken der
Filterklassen FFP 2 oder FFP 3 genutzt werden.)
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Bei sichtbarer Kontamination wechselt die Pflegekraft die Arbeitskleidung.
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Gebrauchte Schutzkleidung wird in
widerstandsfähigen und dichten Wäschesäcken gesammelt. Beim Befüllen
dieser Wäschesäcke trägt der Mitarbeiter Einmalhandschuhe und
Schutzkleidung. Auch diese Wäsche kennzeichnen wir als infektiös.
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Das im Wohnbereich tätige Reinigungspersonal muss ebenfalls Schutzkleidung tragen.
(Außerhalb der Isolierzimmer sollte auf das unnötige Tragen von
Schutzkleidung verzichtet werden, da dieses die Bewohner, deren
Angehörige und Besucher ängstigen könnte.)
Zusammenarbeit mit Ärzten, Mithilfe bei der Behandlung von erkrankten Bewohnern
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Sofern keine gravierenden Grunderkrankungen
vorhanden sind, ist eine symptomatische Therapie ausreichend. Vor allem
ist es wichtig, den Flüssigkeits- und den Mineralverlust zu
kompensieren. Es gelten daher folgende Standards:
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Standard "Pflege von Senioren mit Diarrhö (Durchfall)"
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Standard "Pflege von Senioren bei Erbrechen"
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Bei schweren Krankheitsverläufen insbesondere
verbunden mit Exsikkose ist frühzeitig eine Krankenhauseinweisung in
Erwägung zu ziehen.
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Erkrankte Bewohner werden aufgefordert, Bettruhe einzuhalten.
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Wir führen eine intensive Kontrolle der Vitalfunktionen durch.
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Alle relevanten Krankenbeobachtungen werden dokumentiert und falls nötig sofort an den behandelnden Hausarzt weitergegeben.
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Wenn der Bewohner eine Arztpraxis aufsucht, so
informieren wir zuvor das Praxispersonal über dessen Zustand. Lange
Wartezeiten und eine Verkeimung des Wartezimmers sollten vermieden
werden.
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Gemeinsam mit dem Hausarzt prüfen wir, ob Elektrolytverluste durch Infusionen ausgeglichen werden.
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Wir achten auf eine ausreichende Flüssigkeitsversorgung von erkrankten Bewohnern und erstellen ggf. eine Flüssigkeitsbilanz.
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Krampfartige Bauchschmerzen lindern wir durch feuchtwarme Wickel.
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Gemeinsam mit dem Hausarzt prüfen wir den Einsatz schmerzlindernder Medikamente.
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Wir informieren externe Dienstleister über die Gefährdung.
Personalorganisation
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Der Kreis der Pflegekräfte, die erkrankte Bewohner versorgen, wird möglichst klein gehalten.
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Schwangere Mitarbeiter sollten die Einrichtung erst dann wieder betreten, wenn der Noroviren-Ausbruch überwunden ist.
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Während eines Ausbruchs dürfen Mitarbeiter der
Küche keinen Kontakt zu erkrankten Bewohnern haben. Sie sollten jeden
unnötigen Aufenthalt in Gemeinschaftsräumen meiden.
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Wir achten auf eine feste Zuordnung der
Pflegekräfte im Rahmen der Bezugspflege. Es sollten (falls möglich)
keine "Springer" eingesetzt werden; dieses insbesondere nicht auf
unterschiedlichen Wohnbereichen.
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Während eines Ausbruchs sollten Pflegekräfte unterschiedlicher Wohnbereiche Kontakt untereinander meiden.
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Nicht erforderliches Personal (insbesondere Schulpraktikanten) sollte nicht eingesetzt werden.
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Pflegepersonal, das Erkrankte versorgt, beteiligt sich nicht an der Essenszubereitung oder -ausgabe.
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Während eines Ausbruchs nehmen unsere
Pflegekräfte ggf. nicht an externen Treffen wie etwa
einrichtungsübergreifenden Qualitätszirkeln teil.
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Pflegekräfte stellen wir während eines
Ausbruchs schon bei geringen Magen-Darm-Beschwerden von der Arbeit
frei. Sie nehmen die Tätigkeit frühestens 48 Stunden nach dem Abklingen
der Symptome wieder auf. Zu diesem Zeitpunkt ist die Virenlast
erfahrungsgemäß bereits hinreichend gesunken. Diese Pflegekräfte müssen
in den folgenden zwei Wochen besonders streng auf die eigene Hygiene,
insbesondere auf die Händedesinfektion, achten.
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Wir ermuntern Pflegekräfte, sich bei
entsprechenden Beschwerden sofort bei der Schichtleitung zu melden. In
keinem Fall sollten sie sich "in den Dienst schleppen".
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Bei massivem Personalausfall werden alle
verfügbaren Pflegekräfte ggf. aus dem Urlaub zurückgerufen. Ggf. prüfen
wir den Einsatz von Zeitarbeitskräften.
weitere Maßnahmen
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Pflegerische Maßnahmen werden nach Möglichkeit ausschließlich im Zimmer des Erkrankten durchgeführt.
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Soweit möglich versorgen wir Erkrankte als letzte, also erst dann, wenn alle nicht infizierten Bewohner versorgt sind.
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Bei Verlegungen - etwa in ein Krankenhaus -
wird der Noroviren-Befund in den Begleitunterlagen vermerkt und das
zuständige Personal bereits im Vorfeld mündlich informiert.
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Bewohner sollten während eines Ausbruchs nur
solche Wäsche tragen, die sich mit mindestens 60 °C oder besser mit 90
°C waschen lässt. Dieses gilt auch für (noch) gesunde Bewohner, wenn
diese dem Keim ausgesetzt sein könnten.
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Das Buffet (zur Selbstbedienung) wird
geschlossen. Die Bewohner erhalten ihre Speisen vorportioniert von den
Hauswirtschaftsmitarbeitern.
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Snacks, Süßigkeiten und andere Speisen werden
in Aufenthaltsräumen der Wohnbereiche grundsätzlich als verpackte
Einzelportionen und nicht offen in Schalen bereitgehalten.
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Zur Prävention einer Übertragung durch
kontaminierte Lebensmittel sollten insbesondere Gerichte mit Fisch und
mit Meeresfrüchten gut durchgegart sein. Die Küche wird angewiesen, auf
kritische Gerichte zu verzichten bzw. auf eine besonders strikte
Hygiene zu achten. Dieses gilt besonders bei Salaten, Gemüse, Muscheln,
Sandwiches sowie Backwaren.
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Alle nicht verpackten frischen Lebensmittel werden ggf. entsorgt.
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Mahlzeiten sollten bis nach Beendigung des Ausbruchs in den Bewohnerzimmern serviert werden.
Nachbereitung:
Prognose
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Die Beschwerden klingen zumeist nach 24 bis 48
Stunden wieder ab. Bei erheblichen Grunderkrankungen sowie bei einer
Immunsuppression ist mit längeren Krankheitsverläufen zu rechnen.
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Lebensbedrohliche Zustände sind wegen der ggf.
hohen Flüssigkeitsverluste möglich. Es besteht das Risiko der
Dekompensation des Herz-Kreislaufsystems besonders bei entsprechenden
Vorerkrankungen.
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Eine einmal durchgestandene Infektion bietet keinen Schutz vor einer erneuten Erkrankung.
weitere Maßnahmen
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Alle Maßnahmen werden sorgfältig dokumentiert.
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Alle diese außerordentlichen Hygienemaßnahmen
werden weitergeführt, bis der letzte Bewohner gesundet ist und zwei
weitere Tage vergangen sind. (Hinweis: Zwei Tage sind die Untergrenze;
eine längere Sicherheitsspanne kann sinnvoll sein.) Die Entscheidung
hierüber trifft die Einrichtungsleitung in Kooperation mit dem
Gesundheitsamt.
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Nach dem Ende des Ausbruchs tritt der
Qualitätszirkel unter Leitung des Hygienebeauftragten zusammen und
bespricht den Verlauf der Maßnahmen sowie Verbesserungsmöglichkeiten.
Dokumente:
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Pflegebericht
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ärztliches Verordnungsblatt
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Pflege- und Maßnahmenplanung
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ggf. Meldebogen nach dem Infektionsschutzgesetz
Verantwortlichkeit / Qualifikation:
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