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Standard "Obstipationsprophylaxe"

Schon zu Großmutters Zeiten galt: "Nach dem Essen sollst Du ruh’n oder tausend Schritte tun." Zumindest die tausend Schritte sind heute noch Bestandteil jeder modernen Obstipationsprophylaxe. Das "Ruhen" hingegen wird inzwischen schon deutlich kritischer bewertet.


Standard "Obstipationsprophylaxe"


Definition:

  • Eine Obstipation liegt vor, wenn es höchstens alle drei bis vier Tage zu einer Darmentleerung kommt. Durch den vermehrten Entzug von Wasser im Dickdarm ist der Stuhl von harter Konsistenz. Die Defäkation ist häufig schmerzhaft und mit dem Gefühl einer unvollständigen Darmentleerung verbunden.
  • Eine Obstipation ist keine eigenständige Erkrankung, sondern das Symptom einer anderen Gesundheitsstörung, wie etwa Darmerkrankungen, Depressionen oder Psychosen. Bei Verdacht auf eine Obstipation sollten Pflegekräfte daher frühzeitig einen Arzt hinzuziehen, um etwaige Gesundheitsgefährdungen zu erkennen und um therapeutische Maßnahmen einzuleiten.
  • Allerdings hat eine Obstipation nur selten einen einzigen Auslöser. Zumeist handelt es sich um ein multifaktorielles Geschehen. Die Stuhlverstopfung wird also von verschiedensten Faktoren beeinflusst. Deren jeweiliges Gewicht ist allerdings bisher nicht wissenschaftlich erforscht. Folglich existiert derzeit auch kein für die pflegerische Praxis taugliches Assessment.
  • Die Stuhlentleerung setzt i. d. R. stets zu bestimmten Tageszeiten ein, insbesondere also nach dem Frühstück.
  • Häufig wird die Stuhlentleerung auch von individuellen und biografisch verankerten Reizen ausgelöst, etwa vom Koffein des Morgenkaffees oder durch die Nikotinzufuhr der ersten Zigarette. Fehlen diese Impulse, etwa als Folge einer nach dem Heimeinzug geänderten Lebensweise, setzt kein Stuhldrang ein.
  • Mit zunehmendem Alter steigt die Anfälligkeit für Stuhlverstopfungen. In der Gruppe der Pflegeheimbewohner haben bereits 60 Prozent ein erhöhtes Obstipationsrisiko. Mitursächlich dafür sind altersbedingte Veränderungen, etwa eine Muskelschwäche sowie eine reduzierte Rektumsensibilität. Der Betroffene kann die Füllung des Enddarms nicht mehr korrekt erspüren. Es ist dann ein höheres Kotvolumen im Darm notwendig, um den Impuls zur Darmentleerung auszulösen.
  • Wir unterscheiden drei verschiedene Formen der Obstipation:
    • Eine akute Obstipation wird häufig durch eine Darmverengung ausgelöst, etwa als Folge von Polypen oder bei Karzinomen. Ursächlich ist oftmals auch das willentliche Unterdrücken des Stuhlgangs bei Schmerzen in der Analregion, etwa bei Fissuren oder bei Hämorrhoiden.
    • Eine chronische (oder “habituelle”) Obstipation ist zumeist das Resultat einer organischen oder einer funktionellen Beeinträchtigung der Darmmotorik, etwa im Zusammenhang mit einer Querschnittslähmung oder bei einer Rektozele (Aussackung der Mastdarmvorderwand). Auch eine ballaststoffarme Ernährung, Hektik beim Essen sowie Bewegungsmangel können eine derartige Stuhlverstopfung auslösen.
    • Die vorübergehende (“passagere”) Obstipation ist die Begleitsymptomatik einer anderen Erkrankung, etwa Hypothyreose, Nierenkolik oder neurologische Erkrankungen. Verschiedene Medikamente können ebenfalls als Nebenwirkung eine Stuhlverstopfung auslösen, beispielsweise Neuroleptika, Opiate, Codein sowie Schlafmittel. Mitunter sind auch Vergiftungen ursächlich dafür.
  • Eine anhaltende Stuhlverstopfung kann schwerwiegende Folgen für die Gesundheit haben, etwa Fissuren in der Analregion, Darmperforation, Divertikel sowie eine gesteigerte Anfälligkeit für Darmkrebs.
  • Problematisch ist die eigenmächtige Einnahme von Laxanzien. Diese Arzneimittel sind in der Apotheke oftmals frei erhältlich. Daher tendieren viele Betroffene mit Obstipationsneigung dazu, sich selbst zu therapieren. Die dauerhafte Einnahme verursacht jedoch erhebliche Nebenwirkungen, wie etwa Elektrolytverschiebungen, Blähungen, Schmerzen im Bauchraum sowie irreversible Veränderungen der Darmstruktur. Zudem besteht immer auch das Risiko einer Abführmittelabhängigkeit.
  • Das Risiko für die Entwicklung einer Obstipation wird zumeist durch ungünstiges Konsumverhalten und durch eine ungesunde Lebensführung gesteigert. Dieses geschieht häufig, weil Senioren das notwendige Wissen fehlt. Beratung ist daher ein wichtiger Eckstein für das Gelingen der Obstipationsprophylaxe. Gemeinsam mit dem Betroffenen und mit seinen Angehörigen identifizieren wir Faktoren, die die Stuhlverstopfung fördern. Wir entwickeln Konzepte, um langfristig eine geregelte Stuhlausscheidung zu ermöglichen.

Grundsätze:

  • Bewegung ist das Fundament jeder Obstipationsprophylaxe. Mobilität in jeder Form fördert die Darmperistaltik und regt den Stoffwechsel an.
  • Es gibt keinen Normwert für die Frequenz an Defäkationen. Drei Stuhlentleerungen pro Tag können ebenso normal sein wie eine Entleerung in drei Tagen. Solange das Ausscheidungsverhalten des Bewohners nicht offensichtlich gesundheitsschädigend ist, greifen wir nicht ein.
  • Die prophylaktische Applikation von Abführmitteln ist zumeist nicht sinnvoll, da die permanente Nutzung mit erheblichen Nebenwirkungen verbunden ist. Ohnehin lässt sich eine sinnvolle Stuhlfrequenz auch ohne den Einsatz von Laxanzien erreichen. Ein alter Mensch, der sich jeden Tag bewegt, ausreichend trinkt und auf eine ballaststoffreiche Ernährung achtet, ist nur in den wenigsten Fällen von Obstipation betroffen.
  • Der Bewohner ist frei in der Wahl seiner Nahrungsmittel. Pflegekräfte können den Bewohner nur beraten, aber keine Vorschriften machen.
  • Dieser Standard gilt nicht, wenn schon eine Obstipation vorliegt. Bei einer bereits bestehenden Stuhlverstopfung sind die meisten hier genannten Maßnahmen wirkungslos oder gar gefährlich.

Ziele:

  • Der Bewohner ist dazu bereit, sich aktiv an der Obstipationsprophylaxe zu beteiligen. Er verfügt über das dafür notwendige Wissen.
  • Faktoren, die eine Stuhlverstopfung auslösen oder fördern, werden korrekt erkannt und soweit möglich beseitigt. Der Bewohner kann schmerz- und druckfrei, also ohne zu pressen, abführen.
  • Wir nehmen Rücksicht auf das Schamgefühl des Bewohners. Seine Intimsphäre bleibt in möglichst großem Umfang gewahrt.
  • Der Bewohner behält sein Ausscheidungsverhalten auch nach dem Umzug in das Pflegeheim bei. Wenn er also zuvor zweimal pro Woche abführte, so ist diese Frequenz auch weiterhin ein akzeptabler Wert.
  • Der Stuhl liegt hinsichtlich der Konsistenz, der Farbe, der Zusammensetzung usw. im Normbereich.

Vorbereitung:

Organisation und Informationssammlung

  • Für viele Senioren ist die Stuhlausscheidung ein Tabuthema, über das mit Fremden nur widerwillig gesprochen wird. In unserer Einrichtung nutzen wir das System der Bezugspflege. Der enge persönliche Kontakt zwischen Pflegekraft und Bewohner fördert das Vertrauen.
  • Im persönlichen Dialog erfassen wir Kriterien, mit denen sich das individuelle Obstipationsrisiko einschätzen lässt. Insbesondere also:
    • Häufigkeit der Defäkationen
    • Schmerzen bei der Stuhlausscheidung
    • Üblicherweise notwendige Zeit für den Toilettengang
    • Bisher angewandte Maßnahmen zur Förderung der Stuhlentleerung, also etwa Hausmittel oder Einnahme von Medikamenten
    • Häufigkeit von erfolglosen Toilettengängen
  • Wir erfragen genau, welche Hausmittel der Bewohner bislang nutzte, um eine Obstipation abzuwenden, also etwa Sauerkrautsaft, ein Glas Wasser auf nüchternen Magen, Bonbons oder Getränke mit Süßstoffen oder trüber Apfelsaft. Soweit möglich sollte der Bewohner diese Hausmittel auch weiterhin nutzen können.
  • Wenn eine Obstipationsneigung besteht, muss die Frequenz der Stuhlentleerungen überwacht und dokumentiert werden. Wir erfassen das Ausmaß der Problematik sowie deren Folgen für die Gesundheit und für die Lebensqualität. Eine enge Kooperation mit dem behandelnden Hausarzt ist erforderlich.
  • Falls notwendig soll der Bewohner ein Defäkationstagebuch führen, um die Auslöser einer Obstipation zu identifizieren. Dieses ist aufschlussreich, da sich Lebensmittel von Mensch zu Mensch unterschiedlich auswirken können. Beispiel: Bei einigen Betroffenen wirken Trockenfrüchte abführend, bei anderen hingegen fördern sie eine Obstipation.

Beratung

  • Viele Senioren gehen davon aus, dass sie täglich Stuhlgang haben sollten. Bleibt dieser aus, klagen sie häufig über eine mutmaßliche “Obstipation”. Tatsächlich jedoch ist das zeitliche Intervall nicht das primäre Anzeichen einer Stuhlverstopfung. Eine Behandlung ist ohnehin i. d. R. erst notwendig, wenn es zusätzlich zu Beschwerden wie etwa Schmerzen kommt.
  • Für eine effektive Obstipationsprophylaxe ist die Kooperation des Betroffenen (und ggf. seiner Angehörigen) erforderlich. Pflegekräfte beraten deshalb ausführlich über die Notwendigkeit prophylaktischer Maßnahmen. Sie beziehen den Senioren in die Planung und in die Durchführung ein.
  • Wir raten dem Bewohner dazu, Werbung für Abführmitteln nicht zu glauben. Die permanente Einnahme von ”natürlichen” Laxanzien wie etwa Abführtees sollte unterbleiben, da diese den Darm erheblich schädigen können.
  • Laxanzien sollten ausschließlich auf ärztliche Anweisung eingenommen werden. Nicht sinnvoll ist eine Einnahme “nach Bedarf”. Stattdessen applizieren wir diese Wirkstoffe (wenn überhaupt) täglich und nur gering dosiert.

Symptome

  • Wir achten auf typische Beschwerden, die auf eine sich entwickelnde Obstipation hindeuten:
    • Der vom Bewohner abgesetzte Stuhl ist dunkel, verhärtet, knotig und bröckelig. Der Betroffene muss beim Stuhlgang stark pressen. Die Stuhlausscheidung ist schmerzhaft.
    • Der Bewohner klagt über Blähungen und über Bauchschmerzen, die zumeist tagsüber auftreten. Hinzu kommen Übelkeit, Völle- und Druckgefühl im Bauchraum sowie im Rektum.
    • Die normalen Darmgeräusche sind deutlich reduziert und auch mit einem Stethoskop kaum hörbar.
    • Es kommt zu einer Überlaufinkontinenz. Bei dieser Form der Stuhlinkontinenz werden lediglich kleinere Mengen dünneren Stuhls oder schleimige Absonderungen ausgeschieden. Ursächlich dafür sind Kotballen im Enddarmbereich, die eine komplette Darmentleerung verhindern.
    • Der Bewohner klagt über Kopfschmerzen und über Kraftlosigkeit. Er fühlt sich insgesamt unwohl und zeigt eine depressive Stimmungslage. Der Betroffene berichtet über Appetitlosigkeit und über Sodbrennen. Bei der Mundpflege bemerken Pflegekräfte einen Zungenbelag sowie einen üblen Mundgeruch.
  • Sehr wichtig ist es, einen sich entwickelnden Darmverschluss (“Ileus”) zu erkennen. Wir achten auf die dafür typischen Symptome und rufen falls notwendig den Notarzt:
    • Sehr heftige, kolikartige Bauchkrämpfe
    • Stuhl und Darmgase gehen selbst in kleinen Mengen nicht mehr ab
    • Zunächst weicher, später bretthart gespannter sowie druckempfindlicher Bauchraum
  • Pflegekräfte achten auf ein sich veränderndes Verhalten, das auf Probleme bei der Stuhlausscheidung schließen lässt. Dieses ist insbesondere bei Senioren mit demenziellen Erkrankungen notwendig, die sich verbal nicht mehr äußern können. Betroffene wirken unruhig, ungeduldig oder aggressiv. Sie ziehen sich zurück oder verweigern die Nahrungsaufnahme.
  • Wenn unvermittelt eine Stuhlverstopfung auftritt, ohne dass sich die Lebensgewohnheiten geändert haben, kann dieses ein Hinweis auf eine Darmerkrankung sein.
  • Bevor Maßnahmen zur Obstipationsprophylaxe eingeleitet werden, muss zuvor eine bereits bestehende Kotverstopfung beseitigt werden.

Risikofaktoren

Bereits im Rahmen des pflegerischen Aufnahmegesprächs thematisieren wir eine etwaige Neigung zu Obstipationen. Wir erfragen, ob und wie häufig der Bewohner unter Stuhlverstopfung leidet. Im Dialog versuchen wir, Risikofaktoren zu bestimmen, die die Symptomatik auslösen oder fördern können. Je mehr dieser Merkmale vorliegen, umso wichtiger ist eine effektive Obstipationsprophylaxe.

  • Der Bewohner nimmt zu wenig Flüssigkeit zu sich. Dieses führt zur Stuhlverhärtung.
  • Der Bewohner leidet an einer Rückenmarkserkrankung oder an einer Schädigung des Nervensystems, etwa Querschnittslähmung oder Schlaganfall.
  • Beim betroffenen Senioren liegt eine Stoffwechselstörung vor, etwa eine Hypothyreose. Auch Elektrolytverschiebungen etwa als Folge einer Hypokaliämie können die Verdauung beeinträchtigen.
  • Der Bewohner ist körperlich inaktiv. Er verbringt einen Großteil des Tages sitzend oder liegend. Dieses wirkt sich negativ auf die Darmbewegung aus.
  • Der Bewohner hat jahrelang in einem Bereich gearbeitet, der keine regelmäßigen Toilettengänge erlaubte. Er ist daran gewöhnt, den Stuhldrang zu unterdrücken. Dieses Defäkationsverhalten führt er noch heute fort.
  • Der Bewohner ist erst vor kurzer Zeit in unserer Pflegeheim gezogen. Oder er musste unlängst sein Zimmer bzw. den Wohnbereich wechseln. Die Umgebung und insbesondere die Toilette sind für ihn ungewohnt.
  • Das Ernährungsverhalten des Bewohners hat sich vor kurzer Zeit geändert, etwa als Folge des Heimeinzugs.
  • Der Bewohner kann die Toilette nicht eigenständig aufsuchen. Er ist auf Hilfe durch eine Pflegekraft sowie auf die Nutzung eines Steckbeckens angewiesen. Aufgrund seines Schamgefühls besteht dagegen allerdings ein innerer Widerstand.
  • Der Bewohner konsumiert eigenmächtig Abführmittel. Oder es liegt bereits eine Abführmittelabhängigkeit vor. Die Laxanzien verursachen einen Kaliummangel, der wiederum einen Spannungsverlust der Darmwand auslöst.
  • Als Folge eines operativen Eingriffs ist die Bauchmuskulatur geschwächt. Der Bewohner kann die physiologische Bauchpresse nicht nutzen, um die Stuhlausscheidung zu unterstützen. Auch Adipositas hat diesen schwächenden Einfluss.
  • Der Bewohner leidet unter einer Grunderkrankung, die medikamentös behandelt wird. Diese Arzneimittel fördern eine Stuhlverstopfung, etwa Analgetika, Antazida, Eisenpräparate, Antiparkinsonmittel sowie Sedativa.
  • Beim betroffenen Senioren wurde ein Parasitenbefall oder entzündliche Erkrankungen im Darm festgestellt.
  • Der Bewohner ist mental beeinträchtigt, etwa als Folge von Depressionen, Psychosen oder Demenz. Allerdings können auch Stress, Unruhe sowie Sorgen eine Obstipation verursachen.

Durchführung:

Umgebungsgestaltung

Viele Senioren haben ein ausgeprägtes Schamgefühl. Eine Verletzung der Privat- und Intimsphäre kann bei Ihnen eine Obstipation fördern oder auslösen. Es ist daher wichtig, die Lebensgewohnheiten des Bewohners zu berücksichtigen. Eine ruhige, ungestörte und angenehme Umgebung ist für die meisten Menschen Grundvoraussetzung für eine stressfreie Stuhlentleerung. Unzureichende hygienische Bedingungen oder eine ungewohnte Umgebung bzw. Toilette können einen bewussten oder unbewussten Stuhlverhalt auslösen. Wiederholt sich dieses mehrfach, kann es zu einer Obstipation kommen.

  • Die Nutzung eines Steckbeckens sollte nur als letzte Option erwogen werden. Sofern dieses möglich ist, sollte ein Bewohner für die Stuhlausscheidung stets ins Badezimmer und auf die Toilette mobilisiert werden.
  • Ist der Pflegebedürftige auf einen Toilettenstuhl angewiesen, sollte dieser zur Stuhlentleerung möglichst über die Toilette gefahren werden.
  • Während der Stuhlentleerung sollte der Bewohner falls möglich alleingelassen werden. Ist dieses aus Sicherheitsgründen nicht machbar, sollte die Anzahl der anwesenden Personen auf ein Minimum beschränkt werden.
  • Jede Form von Stress oder Zeitdruck sollte vermieden werden. Es ist wichtig, dass dem Bewohner ausreichend Zeit für den Toilettengang eingeräumt wird. Wenn etwa ein morgendlicher Stuhldrang wegen der Hektik unterdrückt wird, kommt es oftmals auch im weiteren Tagesverlauf zu keiner weiteren Stuhlentleerung.
  • Soweit dieses möglich ist, sollte der Bewohner biografisch verankerte Rituale weiterführen können. Dazu zählen etwa das Lesen einer Zeitung und das Rauchen einer Zigarette während der Stuhlentleerung. Manche dieser Gewohnheiten können skurril anmuten, etwa das Hören von Musik während des Toilettengangs.
  • Viele Senioren haben sich im Laufe ihres Lebens an bestimmte Zeitpunkte für eine Stuhlentleerung gewöhnt, also etwa direkt morgens nach dem Aufstehen oder abends vor dem Zubettgehen. Soweit dieses organisatorisch möglich ist, wird der Bewohner zu diesem vertrauten Zeitpunkt auf die Toilette begleitet.
  • Wir stellen sicher, dass das Badezimmer gut gelüftet und gleichzeitig angenehm temperiert ist.
  • Wir stellen dem Bewohner einen kleinen Schemel unter die Füße, wenn dieser auf der Toilette oder auf dem Toilettenstuhl sitzt. Diese Möglichkeit zum Abstützen erleichtert es ihm, die Bauchpresse einzusetzen.
  • Viele Senioren sind zwar mobil, dafür aber nicht in der Lage, sich eigenständig die Hose auszuziehen. Sie unterdrücken daher den Stuhlentleerungsdrang. Wir empfehlen dem Betroffenen, Kleidung zu wählen, die sich einfach an- und ablegen lässt. Alternativ zu Hosenknöpfen können etwa Klettverschlüsse benutzt werden.

Ernährung

  • Eine ballaststoffreiche Ernährung ist ein wesentlicher Faktor, um eine Obstipation abzuwenden. Wir raten dem Bewohner daher zu einer Ernährung mit viel Obst und Gemüse. Er soll Vollkornprodukte bevorzugen, also etwa Vollkornbrot und Vollkornnudeln.
  • Ideale Zwischenmahlzeiten sind Müsli, Joghurt oder Kefir etwa mit Leinsamen, Weizenkleie oder Flohsamen. Der Bewohner kann auch Trockenobst zu sich nehmen. (Hinweis: Insbesondere beim Konsum von Weizenkleie und Leinsamen ist eine hinreichende Flüssigkeitsaufnahme entscheidend. Ansonsten kann es sogar zu einer Verschlimmerung der Obstipation kommen.)
  • Wir nutzen die abführende Wirkung von Pflaumen, Feigen, Datteln, Obst- und Gemüsesäften sowie (in geringen Mengen) Bier und Kaffee. Verschiedene Kräuter können ebenfalls die Verdauung fördern sowie Bauchkrämpfe und Blähungen lindern, etwa Kümmel, Koriander, Fenchel, Anis, Kamille sowie Melisse.
  • Der Bewohner soll stets in Ruhe essen und die Nahrung gründlich kauen.
  • Statt drei großer Mahlzeiten bieten wir dem Bewohner mehrere kleinere Mahlzeiten an.
  • Zum Nachsüßen von Speisen und von Getränken kann Milchzucker genutzt werden, da dieser abführende Eigenschaften aufweist.
  • Der Bewohner soll auf den Konsum von stopfenden Lebensmitteln verzichten, also etwa Bananen, Schwarztee, Weißmehlprodukte oder Kuchen. Wir bitten Angehörige und Freunde, bei einem Besuch auf Schokolade als Präsent zu verzichten.
  • Ballaststoffreiche Kost bindet viel Flüssigkeit und erfordert somit einen gesteigerten Flüssigkeitskonsum. Wenn der Bewohner zu wenig Getränke zu sich nimmt, kann dieses Stuhlverstopfungen auslösen oder sogar einen Darmverschluss (“Ileus”) verursachen. Sofern keine Kontraindikationen wie etwa eine Herz- oder Niereninsuffizienz vorliegen, sollte der Bewohner täglich mindestens zwei Liter Flüssigkeit zu sich nehmen.
  • Alle Änderungen des Nahrungsmittelkonsums sollten langsam und schrittweise erfolgen. Insbesondere eine zu schnelle Umstellung von ballaststoffarmen auf ballaststoffreiche Lebensmittel kann zu Blähungen und zu krampfartigen Bauchschmerzen führen. Wir erläutern dem Bewohner, dass nach einer Umstellung bis zu vier Wochen vergehen können, bis sich der Behandlungserfolg vollständig einstellt.

Körperliche Bewegung

Körperliche Bewegung unterstützt die Darmmotorik. Der Nahrungsbrei wird schneller durch den Darm befördert, ohne dass dabei zu viel Wasser entzogen wird. Folglich ist es hilfreich, die Mobilität des Bewohners möglichst lange zu erhalten.

  • Der Bewohner sollte wenig sitzen oder im Bett liegen. Wir ermuntern ihn zu regelmäßigen Spaziergängen. Statt mit dem Aufzug zu fahren, sollte er die Treppe nutzen. Wir animieren den Betroffenen zur Teilnahme an unserer Gymnastikgruppe.
  • Für immobile Bewohner sind Bewegungsübungen und Gymnastik im Bett sinnvoll.
  • Wir vermitteln dem Betroffenen Übungen, um die Bauchmuskulatur zu stärken. Er kann diese Kraft dann beim Abführen für die Bauchpresse nutzen. Der Bewohner wird regelmäßig, also etwa morgens und abends, an die Durchführung der Übungen erinnert.
    • Der Bewohner soll entleerungsförderndes “Bauchschnellen” nutzen. Er zieht dafür beim Einatmen den Bauch ein, um diesen dann beim Ausatmen ruckartig nach vorne schnellen zu lassen. Er sollte diese Übung zehn Mal vor der geplanten Stuhlentleerung durchführen.
    • Der Bewohner soll die Bauchpresse durchführen. Er zieht dafür den Bauch kräftig ein, zählt bis zehn und entspannt die Muskulatur dann wieder. Diese Bewegungsabfolge soll er dreimal täglich mit jeweils fünf Wiederholungen durchführen.
    • Wir zeigen dem Bewohner, wie er im Sitzen oder im Liegen die Knie anheben kann. Er soll einen Oberschenkel mit gebeugtem Unterschenkel so hoch wie möglich anziehen. Er hält das Knie kurz in dieser Position und bewegt es dann langsam wieder zurück. Danach wird das andere Bein angezogen. Insgesamt sollte diese Übung zehn Mal wiederholt werden.

 Weitere Maßnahmen

  • Der Bewohner sollte warm duschen und den Duschkopf dabei rund zehn Zentimeter von der Bauchdecke entfernt halten. Mit dem Wasserstrahl sollte er nun dem Verlauf des Dickdarms folgen und somit kleine Kreisbewegungen durchführen. Die Bewegung erfolgt also im Uhrzeigersinn von rechts unten nach links oben (aus Sicht der Pflegekraft). Dieses wird mehrfach wiederholt.
  • Wir zeigen dem Bewohner, wie er rhythmische Bauchmassagen durchführen kann. Er nimmt dafür eine entspannte Sitzhaltung ein. Er legt seine Hände auf dem Bauch im Nabelbereich ab. Die Finger beider Hände sollten sich mit rund zehn Zentimeter Abstand gegenüberliegen. Der Bewohner soll nun mit den Fingern in einem angenehmen Rhythmus leicht in die Bauchdecke drücken und danach wieder loslassen.
  • Wir führen beim Bewohner eine Kolonmassage durch. (Siehe: Standard "Kolonmassage")
  • Schmerzhafte Erkrankungen im Analbereich sollten vom Haus- oder Facharzt therapiert werden. (Siehe: Standard "Pflege von Bewohnern mit Hämorrhoiden").
  • Wir raten dem Bewohner zu einer gleichbleibenden Tagesstrukturierung. Er soll zur gleichen Zeit morgens aufstehen und abends ins Bett gehen. Zudem soll er unabhängig vom aktuellen Stuhldrang einmal täglich die Toilette aufsuchen. Ideal dafür ist der Morgen, da dann der Darm besonders aktiv ist. Wir erklären dem Bewohner, dass sich ein Darm “trainieren” lässt. Durch die Einhaltung von täglich gleichbleibenden Entleerungszeiten kann langfristig der Termin einer Defäkation gesteuert werden.
  • Falls wir vermuten, dass Medikamente mitursächlich für die Obstipationsneigung sind, kontaktieren wir den Arzt. Wir prüfen, ob der Bewohner andere Arzneimittel erhalten sollte.
  • Falls notwendig wird der Bewohner zeitnah einem Zahnarzt vorgestellt, damit Schäden in der Zahnsubstanz behoben werden. Wichtig ist auch gut sitzender Zahnersatz.
  • Krankhafte Veränderungen im Bereich der Mundhöhle wie etwa Schleimhautschädigungen sollten vom Hausarzt untersucht und therapiert werden.
  • Bis zu einer erfolgreichen Sanierung des Zahnzustands oder bis zur Abheilung von Verletzungen im Mundraum fördern wir die Verdauung, indem wir dem Bewohner Gemüsesäfte, Sauerkrautsaft, frisch gepresste Obstsäfte, Buttermilch oder Kefir anbieten.

Nachbereitung:

  • Die Effektivität unserer Maßnahmen wird regelmäßig erfasst. Falls notwendig passen wir die Pflege- und Maßnahmenplanung an.
  • Falls es trotz unserer Bemühungen zu einer Stuhlverstopfung kommt, leiten wir entsprechende Maßnahmen ein, um diese zu beseitigen. Wir nutzen nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt etwa einen Darmeinlauf oder ein Klistier.
  • Der behandelnde Arzt wird über alle relevanten Beobachtungen zeitnah informiert.

Dokumente:

  • Leistungserfassung
  • Berichtsblatt
  • Ein- und Ausfuhrbilanzierung
  • Pflegeplanung

Verantwortlichkeit / Qualifikation:

  • alle Pflegekräfte



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