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Standard
"Verbandswechsel PEG /
PEJ"
Die
Entwicklung
der PEG / PEJ-Sonden in den 80er-Jahren macht es
möglich,
selbst Menschen mit schweren Grunderkrankungen zu
ernähren. Zur
ethischen Diskussion gesellen sich indes auch
pflegerische Probleme.
Denn nur wenn Sonde und Stoma sorgfältig versorgt
werden, kann die PEG
/ PEJ über Jahre zuverlässig arbeiten.
Standard "Verbandswechsel
PEG
/ PEJ"
Definition:
-
Eine PEG / PEJ-Sonde besteht aus flexiblem
Kunststoff. Sie ermöglicht eine schnelle und
komplikationsarme
Ernährung von Bewohnern, denen eine orale
Nahrungszufuhr auf absehbare
Zeit nicht ausreichend oder gar nicht mehr
möglich ist. Dies betrifft
etwa Bewohner mit Apoplexie, Multiple Sklerose
(MS) oder Demenz.
-
Ein ernstes Problem ist die Kolonisation des
Stomas mit resistenten Keimen wie etwa MRSA.
Insbesondere nach
Krankenhausaufenthalten kommt es immer wieder zu
Besiedelungen, die
oftmals lange unentdeckt bleiben.
(Das angemessene Hygieneniveau beim Verbandwechsel
ist in der
Fachliteratur umstritten. Dieses betrifft
insbesondere den Einsatz von
Desinfektionsmitteln sowie von sterilen Handschuhen.
Sie sollten diesen
Standard falls notwendig innerhalb des Teams
diskutieren und anpassen.
Dabei müssen die Vorgaben des behandelnden Arztes
beachtet werden.
Wichtig ist dabei auch die individuelle Konstitution
des Bewohners,
etwa eine etwaige Immunsuppression.)
Grundsätze:
-
Wir arbeiten eng mit dem behandelnden Arzt
zusammen. Alle Maßnahmen werden sorgfältig mit
ihm besprochen. Das
bedeutet im Umkehrschluss: Wenn wir eine
deutlich verschlechterte
Wundsituation vorfinden, ist der Verbandwechsel
abzubrechen. Wir
kontaktieren den Arzt und warten auf seine
Vorgaben.
Ziele:
-
Bei einer neu angelegten PEG / PEJ verheilt
die
Wunde komplikationsfrei.
-
Es bildet sich ein ausgranuliertes Stoma.
-
Entzündungen werden vermieden.
-
Die Halteplatte wird mobilisiert, wächst also
nicht in die Schleimhaut ein.
-
Durch eine sorgfältige Pflege bleibt die PEG /
PEJ möglichst lange funktionsfähig.
Vorbereitung:
Organisation
-
Der Verbandwechsel wird nur von dafür
ausgebildeten Pflegefachkräften durchgeführt.
-
Soweit nicht anders verordnet erfolgt der
Verbandwechsel nach einer Neuanlage in der
ersten Woche täglich.
-
Nach weitgehender Abheilung der Wunde ist es
ausreichend, den Verband alle zwei bis drei Tage
zu erneuern.
-
Sobald die Wunde vollständig abgeheilt und
reizlos ist, kann nach Rücksprache mit dem Arzt
vollständig auf einen
Verband verzichtet werden.
-
Der Verbandwechsel erfolgt im Rahmen der
morgendlichen Grundpflege, etwa dann, wenn der
Bewohner geduscht werden
soll.
Material
Wir stellen das
notwendige Material zusammen:
-
sterile Schlitzkompressen
-
1 Paar sterile Handschuhe
-
1 Paar unsterile Schutzhandschuhe
-
sterile Kompressen
-
1 sterile Einmalpinzette
-
sterile Tupfer
-
Fixationspflaster
-
Schere
-
ggf. wasserfester Filzschreiber
-
NaCl für die Beseitigung von starken
Verkrustungen
-
Abwurfbehälter
-
Haut- und Wunddesinfektionsspray
-
Händedesinfektionsmittel
-
ggf. Einmalzahnbürste
Hinweis:
-
Für den Verbandwechsel gibt es alternativ
fertige Verbandsets.
-
Es ist darauf zu achten, dass ggf. Bewohner
auf
Jod und auf einige Verbandmaterialien allergisch
reagieren könnten. In
diesem Fall suchen wir ein geeignetes
Alternativprodukt.
-
Wir achten darauf, dass die
Desinfektionsmittel
kompatibel zur Sonde sind. Polyurethansonden
können sonst einer
vorzeitigen Materialalterung unterliegen. Vor
allem Wundbenzin ist in
dieser Hinsicht problematisch. Bei sorgfältigem
Umgang können Sonden
über mehrere Jahre hinweg genutzt werden.
-
Bei einem völlig reizfreien Stoma sind sterile
Handschuhe nicht unbedingt erforderlich.
Zusätzlich werden
folgende Maßnahmen getroffen
-
Das Zimmer wird ggf. gelüftet und danach auf
eine angenehme Raumtemperatur beheizt.
-
Ein von beiden Seiten freier Zugang zum Bett
wird ermöglicht.
-
Ggf. vorhandene Lagerungshilfsmittel werden
entfernt.
-
Es werden Maßnahmen zur Wahrung der
Intimsphäre
getroffen (die Zimmertür wird geschlossen,
etwaige Besucher werden kurz
vor die Tür gebeten usw.)
-
Der Bewohner wird in eine flache Rückenlage
gebracht. Die Bauchdecke sollte entspannt sein.
-
Das Bett wird in eine rückenschonende Höhe
gefahren.
-
Die Arbeitsfläche wird desinfiziert. Die
Pflegekraft legt alle notwendigen Materialien
bereit.
-
Kleidung, die den Verbandwechsel stören
könnte,
wird entfernt.
-
Wir informieren den Bewohner über den Zweck
des
Verbandwechsels. Wir machen ihn darauf
aufmerksam, dass der
Verbandwechsel unangenehm sein könnte. In den
ersten Tagen nach
Neuanlage einer PEG / PEJ sind Schmerzen nichts
Ungewöhnliches.
-
Der Bewohner muss dem Verbandwechsel
zustimmen.
-
Die Pflegekraft führt eine hygienische
Händedesinfektion durch und zieht unsterile
Schutzhandschuhe an.
Durchführung:
Entfernung des alten
Verbands
-
Der alte Verband wird vorsichtig abgelöst und
danach entsorgt. Die Pflegekraft stellt sicher,
dass sie keinen zu
großen Zug auf die Sonde ausübt.
-
Die äußere Halteplatte wird geöffnet. Wir
nehmen die Sonde aus der Halteplatte heraus.
Ggf. wird die Position der
Sonde an der Austrittsstelle mit einem
Filzschreiber markiert.
Alternativ beachtet die Pflegekraft die
Zahlenmarkierung.
-
Falls die Sonde mit einer Sicherheitsklemme
versehen ist, darf diese nicht entfernt werden.
Wir stellen damit
sicher, dass die Halteplatte nach dem
Verbandswechsel wieder in die
ursprüngliche Position gebracht werden kann.
-
Die Halteplatte wird zurückgezogen, damit der
Sondenschlauch und das Stoma sorgfältig
gereinigt werden können.
-
Die Wunde wird untersucht. Zu achten ist auf:
-
Blutungen (nur direkt nach der Neuanlage
normal)
-
Rötungen
-
Schwellungen
-
Verhärtungen
-
Sekretion
-
Schmerzäußerungen des Bewohners
Reinigung und
Kontrolle des Wundbereichs
-
Die Handschuhe werden entsorgt. Die
Pflegekraft
führt eine zweite hygienische Händedesinfektion
durch. Sie zieht
sterile Handschuhe an.
-
Die Ober- und die Unterseite der Halteplatte,
die Einstichstelle und die Sonde werden mit
Desinfektionsspray
behandelt. Es ist unverzichtbar, dass die Haut
und die PEG / PEJ
-Bestandteile abtrocknen können. Es könnte sonst
eine feuchte Kammer
entstehen, die eine Wundinfektion begünstigen
würden. Außerdem sollte
vermieden werden, dass Desinfektionsmittel in
die Wunde sickert.
(Hinweis: Wenn die Sonde durch das
Desinfektionsmittel noch feucht ist,
besteht überdies die Gefahr, dass sich die Sonde
nach dem Einlegen in
der Halteplatte bewegt.)
-
Die Haut rund um die Einstichstelle wird mit
einer Mullkompresse gereinigt. Dabei ist darauf
zu achten, dass die
Reinigung zirkulär von innen nach außen erfolgt.
(Anmerkung: Wenn die Einstichstelle gerötet ist oder
eitriges Sekret
aufweist, wird von außen nach innen gereinigt, um
eine
Keimverschleppung zu verhindern. Das genaue Vorgehen
wird mit dem
behandelnden Arzt abgesprochen.)
-
Die Haut wird ggf. mittels NaCl von
verbleibenden Krusten befreit. Die Ablagerungen
werden von der
Pflegekraft vorsichtig gelöst und entfernt.
-
Die weitere Umgebungshaut kann mit Wasser und
mit milder Seife gereinigt werden. Alternativ
nutzen wir NaCl 0,9%.
(Hinweis: Die Pflege der Umgebungshaut sollte
maßvoll erfolgen. Eine zu
intensive Reinigung kann die physiologische
Keimflora schädigen und zu
Mykosen und zu Ekzemen führen. Dieses gilt
insbesondere auch für den
übermäßigen Einsatz von Desinfektionsmitteln und
Salben.)
-
Pflasterreste können mit einer Kompresse
entfernt werden. Diese wird in physiologischer
Kochsalzlösung oder in
Hautdesinfektionsmittel getränkt.
-
Die äußere Halteplatte und die Sonde werden
per
Mullkompresse gesäubert.
(Anmerkung: Hartnäckige Verunreinigungen im Bereich
des Sondenansatzes
können mit lauwarmem Wasser und mit einer
Einmalzahnbürste gereinigt
werden.)
-
Um die Sonde zu mobilisieren, wird diese um
180° gedreht und ein bis zwei Zentimeter in den
Magen eingeschoben.
Damit wird ein Einwachsen der Halteplatte
verhindert (sog.
“Buried-Bumper-Syndrom”). Zudem entsteht ein
ausgranulierter Stomakanal.
(Hinweis: Eine JET-PEG darf niemals gedreht werden,
da es zu einer
Dislokation kommen kann. Sie wird lediglich vor und
zurück
mobilisiert.)
-
Die Bestandteile der Sonde werden auf
Beschädigungen untersucht.
(Hinweis: Falls notwendig nutzen wir ein
Reparaturset für PEG. Damit
können Sondenansätze, Schlauchklemmen und die äußere
Halteplatte bei
Materialdefekten oder bei irreversiblen
Verunreinigungen gewechselt
werden.)
Aufbringen des neues
Verbands
-
Zwischen Halteplatte und Bauchdecke werden ein
oder zwei Schlitzkompressen um die Sonde gelegt
(ggf. mittels der
sterilen Pinzette). Durch die Schlitzkompresse
wird die Bildung einer
feuchten Kammer zwischen der Haut und der
Halteplatte vermieden.
-
Die Sonde wird vorsichtig zurückgezogen, bis
die Pflegekraft den Widerstand der inneren
Halteplatte spürt.
-
Die äußere Halteplatte wird mit einem
Spielraum
von 5 bis 10 Millimetern auf der Haut fixiert.
Wichtig: Wenn der Druck
zu groß ist, drohen Druckstellen und sogar
Nekrosen. Bei zu geringem
Druck kann der Stomakanal nicht ausgranulieren
und es drohen
Wundinfektionen.
(Hinweis: Falls eine Markierung vorhanden ist, muss
diese bei der
Positionierung der Sonde beachtet werden. Die Sonde
wird also bis zur
Markierung angezogen.)
-
Mit einer weiteren sterilen Kompresse werden
die Sonde sowie die Halteplatte geschützt.
-
Die Sonde wird mittels Stretchpflaster
fixiert.
Dabei ist ein Abknicken zu vermeiden. Wenn die
Gefahr des Abknickens
besteht, kann bei langen Sonden eine Schlaufe
gelegt werden.
-
Sonden, die aktuell für die Ernährung nicht
erforderlich sind, werden auf die
Schlitzkompresse aufgerollt, mit
einer Kompresse abgedeckt und dann fixiert.
-
Bei unruhigen Bewohnern werden zusätzliche
Pflasterzügel zur Zugentlastung an der Seite
angebracht.
Nachbereitung:
weitere Maßnahmen
-
Entstandener Abfall wird entsorgt.
-
Verwendete Hilfsmittel werden gereinigt und
desinfiziert oder entsorgt.
-
Die Pflegekraft führt eine hygienische
Händedesinfektion durch.
-
Bei ungewöhnlichen Befunden ist umgehend der
Arzt zu benachrichtigen.
-
Der Bewohner wird korrekt gelagert.
-
Wenn die Wundheilung nach etwa zwei bis vier
Wochen abgeschlossen ist, darf der Bewohner
wieder duschen. Dafür wird
der Verband entfernt und anschließend erneuert.
-
Wenn die Sondeneintrittsstelle reizlos ist,
ist
ein Wundverband nicht mehr zwingend notwendig.
Es ist jedoch sinnvoll,
die Eintrittsstelle mit einem Pflaster
abzudecken. Zudem müssen die
Eintrittsstelle täglich inspiziert und die Sonde
täglich mobilisiert
werden.
-
Wenn von einer erhöhten Keimbelastung in der
Umwelt auszugehen ist, kann die
PEG-Einstichstelle auch weiterhin mit
einem Verband versorgt werden.
Dokumentation
-
Der Verbandwechsel wird im Leistungsnachweis
vermerkt.
-
Etwaige Reaktionen des Bewohners auf den
Verbandwechsel werden im Berichtsblatt
dokumentiert.
-
Der Zustand der Wunde wird in der
Wunddokumentation vermerkt.
Dokumente:
-
Wunddokumentation
-
Berichtsblatt
-
Leistungsnachweis
Verantwortlichkeit
/
Qualifikation:
|