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Standard "Assistenz beim Legen eines peripheren Venenkatheters"

Mittels eines Venenkatheters können nicht nur Medikamente in den Körper eingebracht werden. Auch Keime jeder Arzt nutzen diesen Zugang. In der Folge kommt es nicht selten zu schwersten Infektionen bis hin zur Sepsis.


Standard "Assistenz beim Legen eines peripheren Venenkatheters"


Definition:

  • Für die Durchführung einer Infusionstherapie ist ein geeigneter Zugang in das venöse Gefäßsystem erforderlich. Wir nutzen dafür einen peripheren Venenzugang, der mittels Butterfly-Kanüle oder Venenverweilkanüle gelegt wird. Diese machen die Verabreichung von Kurz- oder Einzelinfusionen möglich.
    • Bei der Butterfly-Kanüle handelt es sich um eine silikonbeschichtete Dünnwandnadel für die Punktion von dünnen und feinen Venen. Die Liegezeit dieser Kanüle ist begrenzt auf wenige Stunden. Als Verweilkanüle ist sie also nicht sinnvoll.
    • Venenverweilkanülen sind aus Kunststoff und mit einem eingelegten Stahlmandrin als Führungsschiene ausgestattet. Nach dem Legen wird die Führungsschiene entfernt. Lediglich die Kunststoffkanüle verbleibt in der Vene.
  • Für die Schaffung eines peripheren Venenzugangs kommen die Venen der Handrücken und der Unterarme infrage (“Vena basilica” und “Vena cephalica”).
  • Die Anlage eines peripheren Venenkatheters fällt in den ärztlichen Kompetenzbereich. Pflegekräfte haben normalerweise nur die Aufgabe, das Material anzureichen. Später wechseln sie den Verband regelmäßig und überprüfen den Punktionsort auf krankhafte Veränderungen.
  • Bei demenziell erkrankten und unruhigen Senioren werden Pflegekräfte stärker eingebunden. Sie beruhigen den Bewohner und helfen dabei, die Maßnahmen schneller abzuschließen.
  • Die Anlage eines peripheren Venenkatheters ist mit erheblichen Hygienerisiken verbunden, da Keime oftmals direkt in die Blutbahn eingebracht werden. Gefäßkatheter sind folglich der größte Risikofaktor für die Entstehung einer nosokomialen primären Sepsis.
Hinweise:
  • Zu richtigen Durchführung der Punktion gibt es verschiedene Empfehlungen, die sich im Detail unterscheiden können. Insbesondere Ärzte mit einer länger zurückliegenden Ausbildung haben oftmals Abläufe verinnerlicht, deren Hygieneniveau nicht den Vorgaben des Robert Koch-Instituts entspricht. Hier liegt es an den Pflegekräften, einfühlsam und sachlich auf eine keimfreie Durchführung zu drängen.
  • Die meisten Ärzte werden für die Unterstützung durch die Pflegekraft dankbar sein, da sie dann selbst einhändig arbeiten können. Die zweite Hand kann der Mediziner zur Fixierung des Arms des Bewohners nutzen; was bei unruhigen Demenzpatienten durchaus sinnvoll ist.
  • Die Anlage eines peripheren Venenkatheters kann vom Arzt an geschultes Pflegepersonal delegiert werden. Angesichts der zahlreichen Risiken sollten Pflegekräfte die Übernahme jedoch strikt vermeiden.

Grundsätze:

  • Die Anlage eines Venenkatheters stellt juristisch eine Körperverletzung dar. Sie darf (außer in Notfällen) nur mit entsprechender Aufklärung sowie mit Einwilligung des Bewohners erfolgen.
  • Beim Umgang mit Venenkathetern akzeptieren wir keine hygienischen Nachlässigkeiten; auch nicht von Ärzten.
  • Ein nicht mehr erforderlicher peripherer Venenkatheter muss stets so schnell wie möglich wieder entfernt werden.

Ziele:

  • Durch die Punktion werden keine Keime in die Blutbahn eingebracht.
  • Der Katheter wird angemessen fixiert.
  • Das Medikament wird sicher verabreicht.
  • Die Schmerzbelastung wird auf ein Minimum reduziert.

Vorbereitung:

Indikation

Ein peripherer Venenkatheter kann verschiedene Aufgaben erfüllen:

  • Der Bewohner benötigt mehrmals täglich eine Kurzinfusion, etwa im Rahmen einer Antibiotikatherapie oder zur Substitution von Flüssigkeit. Möglich ist auch die Applikation von Nährlösung.
  • Als Folge einer Notfallsituation ist die Schaffung eines sicheren Venenzugangs erforderlich.
Hinweis:
  • Die Anlage eines peripheren Zugangs ist nicht möglich, wenn es im Bereich der Punktionsstelle Hautdefekte oder Infektionszeichen gibt. Dieses gilt auch für einen AV-Shunt am zu punktierenden Arm oder bei einer Lymphadenektomie auf der entsprechenden Seite.

Material

Wir legen das notwendige Material bereit:

  • zwei Venenkanülen (Verweil- oder Butterfly-Kanülen)
  • Hautdesinfektionsmittel
  • sterilisierte Tupfer
  • unsterile Einmalhandschuhe
  • flüssigkeitsdichte Unterlage als Bettschutz
  • Einmalrasierer
  • Stauschlauch oder RR-Manschette
  • steriles Pflaster, steriler Fertigverband für Venenkanülen oder steriler Folienverband
  • Mullbinde oder elastische Binde zum Fixieren der Kanüle
  • durchstichsicherer Kanülensammler
  • Abfallbehälter für andere Materialien
  • Positionierungskissen
  • Material zur Verabreichung einer Lokalanästhesie (bei großvolumigen Kathetern)
  • sterile Verschlusskappe mit oder ohne Mandrin
  • ggf. 5 ml. NaCl 0,9 % in der Spritze aufgezogen
  • ggf. Material für eine Infusion
(Hinweis: Die zusätzliche Venenkanüle ist ein Ersatz bei einer möglichen Fehlpunktion.)

 Organisation

  • Wir stellen sicher, dass der Bewohner vom behandelnden Arzt ausführlich informiert wird.
  • Insbesondere bei demenziell erkrankten Senioren ist es notwendig, auf diese beruhigend einzuwirken. Die Pflegekraft kann den Bewohner während der Durchführung in ein Gespräch verwickeln.
  • Eine Fixierung des Arms oder das Festhalten des Arms sollte nur als allerletztes Mittel in Betracht gezogen werden.
  • Wir sorgen für gute Lichtverhältnisse.
  • Falls notwendig sollte im Vorfeld der Punktion der Hautbereich mit einer betäubenden Salbe anästhesiert werden. Alternativ kann ein anästhesierendes Pflaster verwendet werden. 20 bis 30 Minuten vor dem Eingriff wird das Anästhetikum entfernt und alle Wirkstoffrückstände restlos abgewaschen. Die betäubende Wirkung wird dann noch für rund eine Stunde anhalten.
  • Wir bieten dem Bewohner einen Toilettengang an und unterstützen ihn ggf. dabei.
  • Wir helfen ihm dabei, störende Oberbekleidung auszuziehen.
  • Der Bewohner wird in eine leichte Oberkörperhochlagerung gebracht.
  • Wir wählen aus, welcher Arm für die Punktion genutzt werden soll. Bei Rechtshändern ist dieses nach Möglichkeit der linke Arm und bei Linkshändern der rechte Arm. Wir stellen damit sicher, dass die Bewegungsfreiheit nicht unnötig eingeschränkt wird.
  • Falls der Arzt den Bewohner noch nicht lange betreut, beraten wir ihn hinsichtlich der Einstichstelle. Dieses ist vor allem dann notwendig, wenn es beim Bewohner bereits mehrfach zu erfolglosen Punktionen gekommen ist.
  • Falls notwendig wird der zu punktierende Hautbereich mit dem Einmalrasierer von Körperbehaarung befreit. Eine haarfreie Haut senkt das Infektionsrisiko und erleichtert die Fixierung der Kanüle mit einem Pflaster. Zudem ist das spätere Entfernen des Verbands schmerzärmer.
  • Wir prüfen, ob die ausgewählte Vene gut zu sehen und tastbar ist. Ist dieses nicht der Fall, soll der Bewohner den Arm kurz herunter hängen lassen, um die Venen zu erweitern. Alternativ legen wir eine feuchtwarme Auflage für ca. zehn Minuten auf.
  • Der ausgewählte Arm wird bequem gelagert. Wir nutzen dafür ggf. ein Kissen. Wir legen einen Spritzschutz unter den Arm.
  • Die Pflegekraft und der Arzt führen eine Händedesinfektion durch und ziehen unsterile Handschuhe an.

Durchführung:

Punktion

Der Arzt kann nun die Punktion durchführen.

  • Der Arzt staut die Vene, wählt die Punktionsstelle aus und desinfiziert diese. Die vom Hersteller vorgegebene Einwirkzeit wird beachtet.
  • Mit einer Hand spannt er die Haut und fixiert diese, ohne die Einstichstelle zu berühren.
  • Die Pflegekraft reicht ihm das Material an. Nach dem Öffnen der Perforation hält sie die Schutzkappe des Katheters fest, damit der Arzt einhändig weiterarbeiten kann.
  • Er sticht mit der Kanüle in die Haut ein und punktiert die Vene.
  • Die Kanüle wird mit NaCl 0,9% durchgespült (“angespült”) und mit dem Mandrin verschlossen. Alternativ wird die Infusion angeschlossen.

weitere Maßnahmen

  • Mittels eines sterilen Fertigverbands wird die Kanüle fixiert. Das Pflaster wird so aufgeklebt, dass das Sichtfenster die Punktionsstelle freigibt.
  • Der Schlauch des Infusionssystems bildet eine Schleife und wird mit Pflasterstreifen fixiert. Als zusätzlicher Schutz für die Fixierung kann eine Mullbinde genutzt werden.
  • Die Klingel wird in Reichweite des Bewohners abgelegt.
  • Der Bewohner wird regelmäßig nach etwaigen Schmerzen im Bereich der Einstichstelle sowie nach Übelkeit befragt. Falls notwendig werden seine Vitaldaten erfasst, vor allem der Blutdruck.
  • Eine nicht korrekt liegende oder zu lange liegende Kanüle kann zu Entzündungszeichen und zu Blutungen an der Einstichstelle führen. Der Punktionsbereich wird daher regelmäßig auf Veränderungen überprüft.
  • Der Verbandswechsel erfolgt gemäß den ärztlichen Vorgaben (siehe: Standard "Verbandswechsel bei Venenverweilkanülen").

Entfernen des peripheren Zugangs

  • Die Entfernung des peripheren Zugangs erfolgt ebenfalls durch den Arzt. Das Pflaster kann mit Hilfe von Desinfektionsspray angefeuchtet werden, um das Abziehen zu erleichtern.
  • Er löst das Fixierpflaster und desinfiziert das Punktionsgebiet. Die Punktionsstelle wird mit einem sterilen Tupfer locker abgedeckt.
  • Der Arzt kann nun die Kanüle herausziehen.
  • Sobald die Kanüle vollständig entfernt ist, wird die Einstichstelle mit dem Tupfer komprimiert. Es kann sinnvoll sein, die betroffene Extremität dabei über Herzniveau anzuheben.
  • Die Einstichstelle wird mit einem Pflaster versorgt.
  • Die Pflegekraft achtet in den folgenden Tagen auf eventuelle Entzündungen und auf andere krankhafte Veränderungen.

Nachbereitung:

  • Das gebrauchte Material wird entsorgt.
  • Eine Venenkanüle sollte zeitnah entfernt werden, sobald sie nicht mehr gebraucht wird; üblicherweise also nach zwei bis fünf Tagen. Die Notwendigkeit eines unbestückten Zugangs sollte daher täglich neu hinterfragt werden.
(Hinweis: Wenn Pflegekräfte nicht nachhaken, kommt es mitunter zu übermäßig langen Liegezeiten und zur sog. “vergessenen Venenkanüle”.)
  • Die Maßnahme wird sorgfältig dokumentiert. Die Liegezeit des Katheters muss jederzeit nachvollzogen werden können. Das Anlagedatum wird aber nicht auf dem Pflasterverband notiert (“Doppeldokumentation”).
  • Wenn der Zugang unter Notfallbedingungen gelegt wurde, ist damit zu rechnen, dass es dabei zu Hygienedefiziten gekommen ist. Der Zugang sollte daher schnellstmöglich ersetzt und an anderer Stelle neu gelegt werden; spätestens nach 24 Stunden.
  • Der Zustand der Punktionsstelle wird mehrmals täglich überprüft; also einmal pro Schicht. Wir achten auf Entzündungszeichen, Schmerzen, fehlende Durchgängigkeit des Zugangs sowie auf Flüssigkeitsaustritt aus der Einstichstelle. Häufig kommt es auch zu Hämatomen.

Dokumente:

  • Medikamentenblatt
  • Berichtsblatt

Verantwortlichkeit / Qualifikation:

  • Pflegefachkraft



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