Diese Seiten wurden für Smartphones optimiert.
Für die PC-Version
klicken Sie bitte hier.
Standard "Pflege von Senioren mit Prostatakarzinom"
Bei
der Therapie von Prostatakarzinomen ist es häufig am besten, abzuwarten
und gar nichts zu tun. Denn viele Tumore wachsen so langsam, dass
betroffene Senioren eher an Altersschwäche als am Krebs sterben werden.
Dazu kommt, dass die Nebenwirkungen der Operationen, der Bestrahlungen
und der Hormontherapie für viele Männer schlichtweg unerträglich sind.
Standard "Pflege von
Senioren mit Prostatakarzinom"
Definition:
-
Das Prostatakarzinom ist eine langsam wachsende
Krebsform mit einem durchschnittlichen Erkrankungsalter von rund 70
Jahren.
-
Diese Zellentartung ist neben dem
Bronchialkarzinom die häufigste Krebserkrankung des Mannes und die
dritthäufigste tumorbedingte Todesursache. Die genauen Auslöser sind
noch nicht geklärt, allerdings scheint ein hormoneller Einfluss sehr
wahrscheinlich.
-
Das Prostatakarzinom breitet sich zunächst
innerhalb der Prostata aus. Später befällt es die Bläschendrüsen und
das Beckenbindegewebe. Mitunter werden das Rektum, die Harnblase und
die Urethra geschädigt. Durch Metastasierung breitet sich der Tumor
schließlich im Skelett, in der Leber und in der Lunge aus.
-
Im Gegensatz zu einer Prostatahyperplasie kommt
es erst in fortgeschrittenen Krankheitsstadien zu einer Einengung der
Harnröhre. Entsprechend spät erfolgt die Diagnosestellung.
Grundsätze:
-
Ein Prostatakarzinom ist kein Tabuthema. Wir
setzen konsequent auf das System der Bezugspflege, um das für die
Kommunikation notwendige Vertrauen aufzubauen.
-
Wir sind uns stets bewusst, dass die Erhaltung
der Erektionsfähigkeit für Männer i. d. R. eine hohe emotionale
Bedeutung hat. Dieses ist auch dann der Fall, wenn der Bewohner sexuell
nicht mehr aktiv ist.
-
Unvermittelt auftretende Rückenschmerzen, die
auf keine Therapie ansprechen, sind immer ein ernst zu nehmender
Indikator für ein Prostatakarzinom. Wir werden daher stets auf eine
ärztliche Untersuchung drängen.
-
Wir sind davon überzeugt, dass Operationen
nicht um jeden Preis erfolgen sollten. Wenn ein Eingriff keine
relevante Verbesserung der Lebenserwartung oder der Lebensqualität
bringt, sollte die Operation unterbleiben.
Ziele:
-
Ein Prostatakarzinom wird rechtzeitig erkannt.
Der Bewohner wird geheilt.
-
Der Bewohner erholt sich von den Folgen einer
Operation und erleidet keine Komplikationen.
-
Die Nebenwirkungen einer Hormontherapie werden
minimiert.
-
Bei einem inoperablen Tumor wird der
Krankheitsverlauf verzögert, ohne dass die Lebensqualität unangemessen
vermindert wird.
-
Das Selbstwertgefühl des Bewohners bleibt
gewahrt.
Vorbereitung:
achten auf Symptome
Wir achten auf
Symptome, die für ein Prostatakarzinom sprechen. Diese treten
allerdings zumeist erst in späteren Stadien auf.
-
Blasenentleerungsstörungen, insbesondere
Dysurie (erschwerte und ggf. schmerzhafte Blasenentleerung)
-
Hämaturie (Blutspuren im Urin)
-
Kreuz- und Rückenschmerzen vergleichbar mit
einem Ischiassyndrom
-
Atemnot
Weiteres
-
Wir erfragen, ob schon der Vater oder Brüder
des Bewohners an Prostatakrebs erkrankt sind. Erbliche Einflüsse
steigern das Risiko.
-
Wenn es hinreichende Verdachtsmomente für ein
Prostatakarzinom gibt, raten wir dem Bewohner nachdrücklich zu einer
fachärztlichen Untersuchung. Dort erfolgen ggf. eine PSA-Bestimmung,
eine rektale Tastuntersuchung, eine transrektale Sonografie der
Prostata sowie eine Stanzbiopsie.
-
Alle Bewohner sollten die kostenfreie
Krebsvorsorgeuntersuchung in Anspruch nehmen. Dieses auch dann, wenn
der Bewohner bislang beschwerdefrei ist.
-
Falls die Bezugspflegekraft weiblich ist,
sollte der Bewohner ab und zu auch von einer männlichen Pflegekraft
versorgt werden. Dieser bietet sich als Gesprächspartner für
"spezifisch männliche" Themen an.
Durchführung:
Pflege nach einer
radikalen Prostatektomie
Wenn das
Prostatakarzinom noch auf die Prostata beschränkt ist, kann der
Betroffene durch eine radikale Prostatektomie geheilt werden. Dafür
wird die komplette Prostata samt Bläschendrüsen und Prostatakapsel
entfernt.
-
Wir achten auf Nachblutungen.
-
Wir beachten, dass die Wahrscheinlichkeit für
das Auftreten einer Thrombose und einer Embolie erhöht ist.
-
In der Mehrzahl der Fälle kommt es zur
Impotenz. Sofern der Bewohner sexuell noch aktiv war, führt dieses oft
zu Depressionen oder zu Partnerschaftsproblemen. Wir stehen dem
Bewohner jederzeit für ein Gespräch zur Verfügung und vermitteln
insbesondere den Kontakt zu einer Selbsthilfegruppe.
-
Nach einer radikalen Prostatektomie wird
zumeist ein transurethraler Dauerkatheter gelegt, der bis zu 21 Tage
zwischen dem Harnröhrenstumpf und der Blase verbleibt. Ein
Herausrutschen sollte vermieden werden. Falls dieses doch geschieht,
wird umgehend der Arzt informiert. In keinem Fall darf die Pflegekraft
den Katheter eigenmächtig wieder einführen. Bis zur Entfernung des
Dauerkatheters dürfen Darmrohre, Suppositorien und Klistiere erst nach
ärztlicher Freigabe eingesetzt werden.
-
Viele Betroffene sind nach der Operation
zeitweilig oder bleibend inkontinent. Wir achten daher auf eine
umfassende Inkontinenzversorgung. Durch persönliche Gespräche versuchen
wir, das Selbstwertgefühl des Bewohners zu stärken. Die Durchführung
von Krankengymnastik (insbesondere Beckenbodentraining) kann die
Kontinenz wieder herstellen.
-
Die Wundheilung dauert rund sechs bis acht
Wochen. Innerhalb dieser Zeit sollten Hitze und starke
Temperaturschwankungen (etwa in der Sauna, bei Vollbädern oder bei
Wechselbädern) vermieden werden.
-
Der Bewohner darf die Bauchpresse nicht zur
Darmentleerung einsetzen. Aus diesem Grund ist oftmals die Gabe eines
leichten Abführmittels sinnvoll.
-
Der Bewohner darf keine schweren Gegenstände
anheben und sollte seine Kräfte schonen. Der Bewohner sollte vor allem
kein Fahrrad fahren, da dieses sehr anstrengend ist und überdies
Erschütterungen auftreten.
-
Eine ideale körperliche Betätigung sind
Spaziergänge.
-
Schon geringste Mengen Blut können Urin
verfärben. Wir machen den Bewohner auf diesen Umstand aufmerksam, damit
er nicht in Panik verfällt. Wir fordern ihn auf, bei entsprechenden
Beobachtungen die Pflegekräfte anzusprechen.
-
Als Folge der Operation kann die
Erektionsfähigkeit für einige Tage bis Monate gestört sein. Die
Orgasmusfähigkeit bleibt jedoch i. d. R. erhalten. Der Bewohner kann
daher durch Erektionshilfsmittel wie etwa eine Penispumpe seine
Sexualität weiter ausleben. Ggf. ist auch die Einnahme von
erektionsfördernden Mitteln sinnvoll. Viele Urologen bieten zu dieser
Problematik eine Spezialsprechstunde an.
Hormontherapie
Das männliche
Geschlechtshormon Testosteron fördert das Wachstum von
Prostatakarzinomen. Ein radikaler Entzug des Hormons kann daher das
Krankheitsbild deutlich verbessern.
-
Wenn beide Hoden entfernt werden (bilaterale
Orchiektomie), kommt es zum Libido- und zum Erektionsverlust. Viele
Betroffene berichten zudem über Hitzewallungen.
-
Die Nutzung von Antiandrogenen (hemmen
männliche Sexualhormone) bringt zahlreiche Nebenwirkungen mit sich.
-
Häufig leiden Betroffene unter Müdigkeit,
Hitzewallungen, Antriebsminderung und Konzentrationsstörungen.
-
Die Muskelmasse vermindert sich. Dadurch kann
die Mobilität beeinträchtigt werden. Das Risiko eines Sturzes steigt.
-
Es kann zu Osteoporose kommen. Im Fall eines
Sturzes drohen schwere Verletzungen.
-
Mitunter treten auch vorübergehende innere
Unruhe oder depressive Verstimmungen auf.
-
Der Bewohner kann unter Hitzewallungen und
unter Schweißausbrüchen leiden.
-
Das Körpergewicht muss regelmäßig ermittelt
werden.
-
Es kann zu einer Gynäkomastie kommen, also zu
einer Vergrößerung der männlichen Brustdrüse.
Nachbereitung:
Prognose
-
Bei vielen hochbetagten Senioren ist der Tumor
wenig bis mittelgradig aggressiv und bleibt auf die Prostata begrenzt.
Er wächst also nur langsam, ist nicht destruktiv infiltrierend und
beeinflusst die Lebenserwartung kaum. In solchen Fällen kann auf eine
Therapie verzichtet werden, sofern sich der Betroffene viermal im Jahr
ärztlich untersuchen lässt.
-
Eine Hormontherapie muss oftmals bis zum
Lebensende fortgesetzt werden. Wenn die Wirkung der Medikamente
nachlässt, kann eine Chemotherapie erfolgen.
-
Wenn die Erkrankung in einem frühen Stadium
erkannt wird, beträgt die 10-Jahres-Überlebensrate rund 70 bis 80
Prozent.
-
Wenn der Tumor bereits metastasierte, sinkt die
durchschnittliche Lebenserwartung auf 20 Monate.
weitere Maßnahmen
-
Alle Leistungen werden dokumentiert.
-
Ggf. wird die Pflegeplanung aktualisiert.
-
Relevante Beobachtungen werden dem Hausarzt und
der Pflegedienstleitung weitergemeldet.
-
Die Ergebnisse und Erfahrungen werden
regelmäßig in Fallbesprechungen und in der Dienstübergabe diskutiert.
Dokumente:
-
Durchführungsnachweis
-
Berichtsblatt
-
Vitalzeichenkontrollblatt
Verantwortlichkeit
/ Qualifikation:
|