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Standard "Rasur und Bartpflege"

Trocken oder nass? Bei vielen Krankheitsbildern fällt diese Frage nicht schwer. Parkinsonpatienten oder Senioren mit Blutgerinnungsstörungen etwa sollten einen elektrischen Rasierapparat vorziehen. Bei einem Tracheostomapatienten wiederum wäre das keine gute Idee.


Standard "Rasur und Bartpflege"


Definition:

  • Die Rasur ist bei den meisten Männern Bestandteil der täglichen Pflege. Je nach Wunsch des Bewohners wird die Rasur "trocken" oder "nass" durchgeführt.
    • Die Trockenrasur ist zeitsparend. Zudem ist die Verletzungsgefahr sehr gering.
    • Die Nassrasur ist gründlicher, erfordert jedoch von der ausführenden Pflegekraft mehr Erfahrung.
    • Erfahrungsgemäß bevorzugen ältere Männer die Nassrasur, da diese oft biografisch verankert ist. In der Behindertenpflege, also im Umgang mit jüngeren Männern, ist die Trockenrasur üblich.
  • Inbegriffen in die Maßnahme sind wahlweise die Trocken- oder Nassrasur sowie die damit zusammenhängende Haut- und Gesichtspflege.

Grundsätze:

  • Der Bewohner sollte möglichst viele Bewegungsabläufe eigenständig durchführen. Die Pflegekraft greift nur ein, wenn dieses erforderlich ist.
  • Individuelle Gewohnheiten des Bewohners werden (soweit möglich) beachtet.
  • Senioren haben auch das Recht, auf die tägliche Rasur zu verzichten und einen sog. "Dreitagebart" zu tragen. Ein gewisses Maß an Ungepflegtheit kann durchaus auch zum männlichen Selbstbild gehören.

Ziele:

  • Der Bewohner ist in einem optisch gut gepflegten Zustand.
  • Der Pflegebedürftige hat ein Gefühl von Sauberkeit und von Wohlbefinden.
  • Das Selbstvertrauen und das Selbstwertgefühl des Bewohners werden gestärkt.
  • Der Bewohner bewahrt ein möglichst großes Maß an Autonomie.
  • Wir vermeiden Verletzungen.

Vorbereitung:

Indikationen / Kontraindikationen

  • Die Rasur und die Bartpflege erfolgen einmal täglich im Rahmen der allgemeinen Körperpflege, es sei denn, der Bewohner wünscht es nicht.
  • Bei Bewohnern, die Blutgerinnungshemmer ("Marcumar©") erhalten, wird keine Nassrasur durchgeführt, da die Blutungsgefahr zu groß ist.
  • Bei Bewohnern mit gefährlichen Infektionskrankheiten (etwa HIV, Hepatitis B und C) sollte eine Trockenrasur gewählt werden.
  • Unruhige und verwirrte Patienten sollten trocken rasiert werden, sofern die Geräusche des Rasierapparates kein Abwehrverhalten auslösen. Auch Bewohner mit einem Tremor (Morbus Parkinson) sollten trocken rasiert werden.
  • Männer mit einem Tracheostoma sollten sich immer nass rasieren und vom Stoma weg. Bei einer trockenen Rasur können Barthaare ins Tracheostoma geraten.

notwendiges Material

  • Wir stellen das Material zusammen, das für die Rasur erforderlich ist:
  • Tablett
  • kleiner Handspiegel
(Hinweis: Viele Bewohner sind weder in der Lage, die Maßnahme allein durchzuführen, noch sich daran aktiv zu beteiligen. Diesen Senioren ermöglichen wir es, die Rasur in einem Spiegel zu verfolgen.)
  • elektrischer Trockenrasierer oder
  • Nassrasierer, Rasierschaum, Rasiergel oder Rasiercreme Rasierpinsel, Schale mit handwarmem Wasser
  • ggf. Ersatzklingen für den Nassrasierer
  • Rasierwasser, Aftershave oder Hautcreme
  • Handtuch und ggf. Waschlappen
  • ggf. Einmalhandschuhe
  • Zellstoff
  • Abwurfbehälter

Inspektion der Gesichtshaut

  • Wir kontrollieren, ob die Haut gesund ist. Geschädigte Haut wird nur dann rasiert, wenn der Arzt dieser Maßnahme zugestimmt hat.
  • Pickel, Warzen und erhabene Muttermale sparen wir beim Rasieren aus. Sie könnten leicht verletzt werden.

allgemeine Vorbereitung

  • Die Pflegekraft stellt sicher, dass die Rasierutensilien des Bewohners mit Namen versehen sind.
  • Wichtig ist eine gute Beleuchtung des Arbeitsbereichs.
  • Wir stellen sicher, dass die Zahnprothese eingesetzt ist. Dadurch wird die Gesichtshaut etwas gestrafft.
  • Wenn möglich sollte die Rasur gleich im Anschluss nach dem Duschen oder nach dem Baden erfolgen. Die Feuchtigkeit macht das Haar weicher. Der Rasierer gleitet dann besser.
  • Der Bewohner wird aus dem Bett vor das Waschbecken mobilisiert.
  • Immobile Pflegebedürftige werden alternativ im Bett in eine erhöhte Rückenlage gebracht. Wir beachten ggf. vorhandene Kontraindikationen.
  • Ein Handtuch wird als Schutz auf dem Brustbereich des Bewohners abgelegt.
  • Die Pflegekraft legt alle notwendigen Utensilien in Reichweite ab, um unnötige Gänge zu vermeiden.
  • Die Pflegekraft achtet auf die Händehygiene und benutzt ggf. Einmalhandschuhe. Wir fahren das Bett auf eine angenehme Arbeitshöhe.

Durchführung:

Nassrasur

  • Wir waschen das Gesicht des Bewohners, sofern die Rasur nicht ohnehin im Rahmen der allgemeinen Körperpflege erfolgt.
  • Manche Senioren haben sehr harte Bartstoppeln. Diese können ggf. einige Minuten in einer Pflegelotion eingecremt werden.
  • Mithilfe des Langhaarschneiders des elektrischen Rasierapparats werden die Übergangszonen zwischen Bart und Kopfhaar rasiert (Koteletten). Auch ein bestehender Oberlippenbart kann damit sauber von der restlichen Gesichtsfläche abgegrenzt werden.
  • Wir verteilen den Rasierschaum gleichmäßig. Die Augen und die Nasenlöcher sparen wir dabei aus.
  • Der Bewohner wird aufgefordert, die Gesichtshaut anzuspannen. Alternativ kann die Pflegekraft die Gesichtshaut mit zwei Fingern einer Hand spannen.
  • Die Rasur des Halsbereichs gelingt leichter, wenn der Pflegebedürftige seinen Kopf durchgestreckt.
  • Die Pflegekraft taucht den Nassrasierer ins Wasser ein.
  • Mit kurzen Bewegungen und ohne großen Druck wird der Rasierer mit der Haarwuchsrichtung über die Haut geführt. (Hinweis: Die Rasur gegen die Haarwuchsrichtung ist gründlicher, kann aber zu Mikroläsionen der Haut führen.)
  • Nach jedem Zug taucht die Pflegekraft den Rasierer erneut kurz ins Wasser ein. Damit werden die Haare und der Schaum vom Rasierer entfernt. Dabei darf die Pflegekraft den Rasierkopf nicht am Waschbecken anschlagen. Das kann die Klingen beschädigen.
  • Es sollte nicht zweimal über die gleiche Stelle rasiert werden, das führt zu Hautreizungen.
  • Wir achten darauf, dass auch die "Problemzonen" erreicht werden. Etwa:
    • Oberlippe
    • Unterkiefer und oberer Halsbereich
  • Der restliche Rasierschaum wird entfernt; idealerweise unter laufendem kühlen Wasser.
  • Das Rasierwasser wird aufgetragen. Dieses hat i. d. R. einen Alkoholanteil von 70 bis 80 Prozent, wirkt somit desinfizierend und beugt Entzündungen vor.
  • Wir raten dem Bewohner, alternativ eine Rasierpflegelotion zu nutzen. Diese ist zwar teurer, beruhigt aber die gereizte Haut. (Hinweis: Hier gilt es abzuwägen. Bei Demenzkranken kann die Orientierung zur eigenen Person dadurch gesteigert werden, dass das vertraute Rasierwasser genutzt wird. So sind z. B. viele Männer an den Geruch von 4711 Kölnisch Wasser gewöhnt.)
  • Wenn ein Mehrwegrasierer genutzt wird, sorgen wir dafür, dass ausreichend Klingen zur Verfügung stehen. Ggf. wird die genutzte Klinge ausgetauscht.

Trockenrasur

  • Die Gesichtshaut muss trocken sein, da nasse Haare am Scherblatt haften würden. Daher sollte die Rasur vor dem Waschen des Gesichts erfolgen.

  • Ggf. kann der Bewohner den Rasierapparat mit einer Hand festhalten. Die Pflegekraft führt dann die Hand des Bewohners mit dem Rasierer über das Gesicht (sog. "Hand-auf-Hand-Methode"). Sie stabilisiert dazu den Arm des Bewohners an seinem Ellenbogen und locker am Handgelenk, damit der Pflegebedürftige die Rasierbewegung zumindest in geringen Anteilen selbst durchführen kann.
  • Der Bewohner wird aufgefordert, die Gesichtshaut anzuspannen. Alternativ kann die Pflegekraft die Gesichtshaut mit zwei Fingern einer Hand spannen.
  • Die Pflegekraft fährt mit dem Rasierer über die Haut; dieses erfolgt gegen den Bartstrich, also von unten nach oben. Die Bewegung sollte in langen, glatten Bahnen erfolgen.

Vorgehen bei einem Damenbart

  • Eine deutlich erkennbare Gesichtsbehaarung bei Frauen ist zunächst nichts Ungewöhnliches.
  • Ein ausgeprägter Damenbart kann aber auch das Symptom einer Hormonstörung sein.
  • Wenn ein Damenbart konventionell rasiert wird, so wachsen die Härchen ohne Spitze wieder nach. Die Folge ist ein subjektiv stärkerer Bartwuchs.
  • Viele Frauen leiden unter ihrem Damenbart. Wir sind uns bewusst, dass das tägliche Rasieren für Betroffene sehr unangenehm ist. Bei einsetzender demenzieller Erkrankung kann es die Orientierung zur Person stören, wenn sich eine Bewohnerin "wie ein Mann" rasieren soll. Falls die Bewohnerin deutlich unter ihrem Bartwuchs leidet, prüfen wir die Entfernung der Haare durch eine Laserbehandlung. Diese wird von einem Dermatologen durchgeführt.
  • Viele Seniorinnen haben im Laufe ihres Lebens eigene Strategien entwickelt, um den Damenbart zu entfernen. Etwa:
    • Auszupfen mit einer Pinzette
    • Nutzung von Enthaarungscreme oder Wachs (Gefahr von allergischen Reaktionen)
    • Epilation

Weiteres

  • Bei einem Vollbart reduziert sich unsere Pflege auf das Durchkämmen. Ggf. wird der Bart auch gewaschen.
  • Ggf. ist es erforderlich, den Bart des Bewohners nach jeder Mahlzeit von Speiseresten zu säubern.
  • Das Schneiden des Bartes sollte ggf. einem Friseur überlassen bleiben.

Nachbereitung:

  • Dem Bewohner wird ggf. ein Handspiegel gereicht, damit er das Ergebnis kontrollieren kann.
  • Stumpfe Klingen werden ersetzt.
  • Bei einem Trockenrasierer wird der Kopf geöffnet, um die Haarreste mit einem Pinsel zu entfernen. Die Vorgaben der Gebrauchsanleitung werden beachtet. Der Rasierer wird aufgeladen.
  • Nicht jeder Bewohner hat einen eigenen Trockenrasierer. In diesem Fall wird ein stationseigenes Gerät genutzt. Nach der Rasur werden alle abnehmbaren Teile in eine Desinfektionslösung eingelegt, also insbesondere das Scherblatt und der Messerblock. Die restlichen Komponenten werden wischdesinfiziert.

Dokumente:

  • Pflegedokumentation
  • Pflegeplanung / Maßnahmenplanung

Verantwortlichkeit / Qualifikation:

  • alle Mitarbeiter



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