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Standard "Nutzung eines Rollators"

Noch vor 25 Jahren wurden Rollatoren als Raritäten bestaunt. Heute gehören sie zum Straßenbild. Die fahrbaren Gehhilfen sichern vielen Betroffenen die Mobilität. Allerdings ist die Nutzung nicht immer risikolos.


Standard "Nutzung eines Rollators"


Definition:

  • Verschiedene Erkrankungen können die Fähigkeit zum eigenständigen Gehen einschränken. Häufig sind die Beeinträchtigungen nur vorübergehend, etwa nach einem chirurgischen Eingriff. In anderen Fällen ist die Mobilität dauerhaft herabgesetzt, z. B. als Folge einer Parkinsonerkrankung.
  • Ein Rollator (oder "Gehwagen") unterstützt Bewohner beim Gehen, etwa im Wohnbereich, beim Einkaufen oder bei Ausflügen. Diese Gehhilfe ermöglicht ein symmetrisches und weitgehend natürliches Gangbild.

  • Ein Rollator besteht aus einem Rahmengestell mit zwei Handgriffen, an denen sich der Betroffene festhalten kann. Durch die vier Räder kann der Rollator geschoben werden. Mit je einer Bremse an beiden Handgriffen wird der Rollator gestoppt.
  • Viele Modelle verfügen darüber hinaus über einen Korb, in dem z. B. kleinere Einkäufe transportiert werden. Zusätzlich ist oftmals eine Sitzfläche angebracht, die der Bewohner nutzen kann, wenn die Kräfte nachlassen.
  • Es gibt zudem Modelle mit drei statt vier Rädern (sog. "Deltaräder"). Diese Hilfsmittel sind wendiger, aber konstruktionsbedingt instabiler.

Grundsätze:

  • Wir stehen der Nutzung eines Rollators positiv gegenüber. Er verbessert die Lebensqualität des Bewohners. Zudem erhöht ein Rollator die Mobilität des Bewohners und reduziert gleichzeitig das Risiko eines Sturzes.
  • Ein privat beschaffter Rollator ist für viele Senioren immer auch ein Statussymbol; dieses insbesondere bei teureren Modellen. Entsprechend vorsichtig gehen wir mit diesen Geräten um.

Ziele:

  • Der Bewohner ist in der Lage, sich eigenständig innerhalb und außerhalb der Einrichtung zu bewegen.
  • Ein Sturz wird vermieden.
  • Es ist immer sichergestellt, dass der Rollator funktionsfähig ist.
  • Die physischen Ressourcen des Bewohners werden weder über- noch unterfordert.

Vorbereitung:

Indikation

  • Für die Benutzung eines Rollators muss der Bewohner über verschiedene Ressourcen verfügen. Eine sorgfältige Prüfung ist insbesondere erforderlich, wenn der Pflegebedürftige erstmals einen Rollator benutzt.
    • Der Bewohner muss über ausreichende Kraftreserven verfügen, um den Körper in der Vertikalen zu halten.
    • Der Pflegebedürftige besitzt eine ausreichende Körperkontrolle, also vor allem "Gangsicherheit".
    • Die Sehkraft und das Hörvermögen sind ausreichend, um sich innerhalb und außerhalb der Einrichtung zu bewegen. Wir legen besonderen Wert auf die Fähigkeit, sich ggf. im Straßenverkehr zu orientieren.
    • Wir prüfen, ob der Bewohner in der Lage ist, sich auf die Sitzfläche des Rollators zu setzen. Viele Senioren haben Probleme, beim Absinken auf die Sitzfläche und später beim Aufstehen das Gleichgewicht zu halten.
  • Ein Rollator sollte erst dann genutzt werden, wenn tatsächlich eine Mobilitätseinschränkung besteht, die nicht mit Unterarmgehstützen kompensiert werden kann. Wenn Senioren mit guter Mobilität zu früh derartige Hilfsmittel erhalten, kann es zum Verlust noch vorhandener Fähigkeiten kommen. Die Verwendung eines Rollators beeinträchtigt beispielsweise den Gleichgewichtssinn.
  • Bei Senioren mit erheblichen Gleichgewichtsstörungen darf kein Rollator genutzt werden. In diesen Fällen ist ggf. eine Versorgung mit einem Rollstuhl vorzuziehen. Auch wenn der Bewohner unter Kontrakturen oder unter Gelenkschädigungen der Arme leidet, ist ggf. ein Rollator nicht sinnvoll.

Auswahl der richtigen Modells

  • Es gibt diverse Modelle, die sich etwa hinsichtlich der Größe, des Gewichts, der Handhabung und der Ausstattung unterscheiden. Es werden zudem Rollatoren für verschiedene Körpergrößen und Körpergewichte angeboten.
  • Es ist wichtig, dass zunächst der Einsatzbereich geklärt wird. Soll der Rollator auch im Freien genutzt werden? Kleine Räder machen den Rollator wendiger. Das ist ideal für die Nutzung in Innenräumen. Oder möchte der Bewohner damit einkaufen und längere Spaziergänge unternehmen? Dann sind große Räder vorzuziehen, da damit auch unebene Wege passierbar werden. Soll der Rollator zusammenfaltbar sein, damit er sich im Auto transportieren lässt?
  • Die aktuelle Mobilität des Pflegebedürftigen sowie deren absehbare Entwicklung sollten abgeschätzt werden. Senioren mit einem sich verschlechternden Gangbild benötigen einen schweren Rollator, da nur dieser einen stabilen Halt bietet.
  • Wir prüfen, welche Zusatzausstattung sinnvoll ist, etwa:
    • Korb zum Transport von Zeitschriften, Getränken oder Nahrungsmitteln
    • Stockhalter
    • Schirmhalter
    • Klingel oder Hupe
    • Halterung für Sauerstoffgerät
    • Trinkflasche
  • Wir stellen sicher, dass das ausliefernde Sanitätshaus den Bewohner in die Bedienung einweist. (Problem: Immer mehr Rollatoren werden beim Discounter oder über das Internet beschafft.)
  • Wir stellen sicher, dass die Betriebsanleitung so abgelegt wird, dass wir sie ggf. schnell finden können.

Durchführung:

sichere Nutzung

  • Die Pflegekraft prüft die Gehhilfe auf Funktionsfähigkeit. Neben dem Zustand der Bereifung ist insbesondere die korrekte Einstellung der Handbremsen sehr wichtig. Kleinere Korrekturen kann ggf. unser Hausmeister durchführen. Bei komplexen Reparaturen wird der Hersteller bzw. das ausliefernde Sanitätshaus kontaktiert.
  • Die Höhe der Griffe des Rollators muss korrekt eingestellt werden:
    • Der Bewohner stellt sich aufrecht an den Rollator. Seine Fußknöchel befinden sich auf der Höhe der Hinterräder.
    • Der Pflegebedürftige lässt die Arme locker hängen.
    • Die Griffe des Rollators sollten auf Höhe der Handgelenke des Bewohners sein.
    • Der Bewohner kann die Griffe jetzt mit leicht gebeugten Armen locker umfassen.
  • Der Bewohner sollte "im" Rollator gehen und diesem nicht "hinterherlaufen". Das bedeutet: Die Füße des Bewohners befinden sich zwischen den Hinterrädern.
  • Die Pflegekraft achtet auf die aufrechte Körperhaltung des Bewohners. Dieser soll sich nicht nach vorn beugen und auch nicht die Schultern hochziehen.
  • Der Rollator darf nicht als Tritthocker oder als Transportmittel für schwere Lasten verwendet werden.
  • Der Bewohner darf den Rollator nur auf ebenem und horizontalem Untergrund verwenden.
  • Das Zusammen- bzw. das Auseinanderfalten sollte eine Pflegekraft oder ein Angehöriger übernehmen. Es besteht das Risiko, dass sich der Bewohner die Finger oder andere Körperteile einklemmt.
  • Der Bewohner vermeidet extreme Körperbewegungen. Er soll sich also nicht nach vorne, nach hinten oder zur Seite über den Rollator hinaus beugen.
  • Wir beachten, dass ein Rollator den Mobilitätsradius von demenziell erkrankten Senioren steigert. Wir prüfen, ob der Bewohner Weglauftendenzen zeigt. Wir passen ggf. unsere Sicherungsmaßnahmen an.
  • Für viele Betroffene sind die ersten Tage mit einem Rollator sehr euphorisierend, da sich nach Wochen der Immobilität schlagartig der Aktionsradius vergrößert. Es ist dann auch die Aufgabe der Pflegekräfte, übermotivierte Senioren zu bremsen.

Nutzung der Sitzfläche

  • Die Sitzfläche ist dafür konzipiert, einen Bewohner aufzunehmen, wenn dessen Kräfte nachlassen und keine andere Sitzmöglichkeit verfügbar ist. In keinem Fall wird ein Rollator als "Ersatz-Rollstuhl" genutzt.
  • Der Pflegebedürftige betätigt zuerst die Feststellbremsen, damit der Rollator nicht wegrollt. Dann setzt sich der Bewohner mit dem Rücken zur Fahrtrichtung auf den Sitz. Er sitzt folglich "rückwärts".
  • Im Idealfall berühren die Vorderräder eine Wand oder ein massives Möbelstück. Der Rollator kann dann nicht nach vorne wegrollen.
  • Der Sitz eines Rollators ist vergleichsweise unbequem. Überdies steigt aufgrund der ungünstigen Druckverteilung das Dekubitus-Risiko.

Überwinden von Hindernissen

  • Beim Überfahren von Hindernissen wie etwa Rampen, Stufen o. Ä. muss der Bewohner sehr vorsichtig sein. Ggf. soll er sich von einer Pflegekraft helfen lassen.
  • Wir erläutern dem Pflegebedürftigen, dass er Hindernisse wie etwa Bordsteine oder Zugübergänge vermeiden sollte. Alternativ bittet er umstehende Passanten um Hilfe.
  • Wenn der Bewohner eine Türschwelle überwinden muss, fährt er schräg an die Schwelle heran. Er hebt nun die Vorderräder "einzeln" über die Schwelle.
  • Wenn eine Bordsteinkante überquert werden soll, fährt der Pflegebedürftige an die Bordsteinkante heran und betätigt dann die Handbremsen. Er kippt nun den Rollator ohne großen Kraftaufwand über die hinteren Räder und hebt dann die vorderen Räder auf Höhe der Kante an. Nun löst der Bewohner die Bremsen und schiebt den leicht gekippten Rollator vollständig an die Kante des Bordsteins heran. Er kann dann auch mit den hinteren Rädern das Hindernis überwinden. In keinem Fall sollte der Pflegebedürftige einen Bordstein überwinden, indem er rückwärts geht und den Rollator über die Kante zieht.

Aufstehen und hinsetzen

  • Für viele Senioren sind das Aufstehen und das Hinsetzen sehr schwierig. Dafür sind sowohl Körperkraft als auch Konzentrationsfähigkeit und Koordinationsvermögen notwendig.
Hinsetzen
  • Zum Hinsetzen fährt der Bewohner zunächst in die direkte Nähe der geplanten Sitzgelegenheit. Der Pflegebedürftige steuert den Rollator also direkt vor den Stuhl, vor die Toilette oder vor den Sessel.
  • Nun dreht sich der Bewohner um 180 Grad, bis sein Gesäß zur Sitzgelegenheit zeigt.
  • Der Pflegebedürftige geht nun ganz langsam rückwärts, bis er die Sitzkante an den Oberschenkeln spürt. Er zieht die Bremse fest und setzt sich hin.
Aufstehen
  • Der Bewohner unterstützt die Aufwärtsbewegung, indem er sich mit beiden Armen an den Lehnen des Stuhls oder an den Handgriffen der Toilette abdrückt. Der Pflegebedürftige soll sich also nicht am Rollator hochziehen.
  • Sobald der Bewohner steht, ergreift er zunächst mit einer, dann mit beiden Händen die Griffe des Rollators. Er löst die Bremsen.

Reinigung und Desinfektion

  • Zur Reinigung der Rahmenteile nutzen wir warmes Wasser mit etwas Seifenlösung. Alternativ kann ein handelsübliches Reinigungsmittel verwendet werden.
  • Die Kunststoffteile säubern wir mit handelsüblichen Kunststoffpflegemitteln.
  • Die Räder werden mit einer feuchten Bürste mit Kunststoffborsten gereinigt. Es wird keine Drahtbürste verwendet.
  • Wenn der Rollator einem anderen Bewohner zugewiesen wird, erfolgt zuvor eine Desinfektion. Die Handgriffe sowie die Sitzfläche werden dafür mit einem handelsüblichen Flächendesinfektionsmittel behandelt.
  • Einmal im Monat werden alle beweglichen Teile gesäubert und evtl. leicht eingeölt. Die Kugellager der Räder sind beidseitig verkapselt und brauchen i. d. R. nicht geschmiert zu werden. Wir prüfen zudem alle Schraubverbindungen auf festen Sitz.

Weiteres

  • Wir kennzeichnen jeden Rollator mit dem Namen des Bewohners und mit der Anschrift sowie mit der Telefonnummer unserer Einrichtung. Wir vermeiden damit Streit wegen etwaiger Verwechselungen. Bewohner mit Hinlauftendenz können damit außerdem etwa von der Polizei identifiziert und zurückgebracht werden.
  • Wir erfassen die Kontaktdaten des Lieferanten des Rollators in der Dokumentation des Bewohners; z. B. im Hilfsmittelblatt. Bei älteren Geräten ist der Aufkleber oft unleserlich.

Nachbereitung:

  • Die Pflege- und Maßnahmenplanung wird regelmäßig angepasst. Wir berücksichtigen dabei die zahlreichen Ressourcen, die sich aus der verbesserten Mobilität ergeben. Wir achten aber auch auf die Gefahren, wie etwa auf das erhöhte Sturz- und Unfallrisiko.
  • Wenn sich der körperliche Zustand eines Bewohners verbessert, hinterfragen wir die Notwendigkeit eines Rollators. Der Pflegebedürftige sollte dann sukzessive auf die Anwendung verzichten und z. B. Unterarmgehstützen nutzen.
    • Beispiel: Ein Bewohner hat sich einer TEP-Operation unterzogen. In den ersten Wochen ist er auf die Nutzung eines Rollators angewiesen. Nach einiger Zeit sind die Operationswunden verheilt und die physischen Kräfte wieder hergestellt. Der Pflegebedürftige benötigt nur noch einen Gehstock.

Dokumente:

  • Pflege- und Maßnahmenplanung
  • Betriebsanleitung des Rollators

Verantwortlichkeit / Qualifikation:

  • alle Mitarbeiter



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