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Standard "Vermeidung von Scherkräften"

Schon der Name ist irreführend. "Druckgeschwüre" entstehen nicht allein durch Druck, sondern durch eine Vielzahl verschiedener schädlicher Faktoren. Vor allem die Rolle von Scherkräften bei der Ausbildung von Dekubiti wird häufig unterschätzt.


Standard "Vermeidung von Scherkräften"


Definition:

  • Bei der Entstehung von Dekubiti sind Scherkräfte ein wichtiger Faktor. Die Kräfte verschieben Körpergewebe parallel zur Körperoberfläche.
  • Dieses ist etwa der Fall, wenn ein Bewohner im Bett oder im Rollstuhl sitzt. Die Schwerkraft zieht dann den Körper nach unten. Das Skelett und die tiefen Muskelschichten rutschen in Richtung Fußende des Betts bzw. in Richtung Sitzkante des Rollstuhls. Die oberen Anteile der Haut, die auf der Sitzfläche und auf der Rückenlehne anliegen, bleiben jedoch zunächst dort haften. Insbesondere kommt es somit zu einer Verschiebung der oberen Hautschichten (Cutis) gegenüber der Unterhaut (Subcutis).

  • Der gleiche Effekt tritt auf, wenn ein Bewohner bereits zu tief in Richtung Fußende gerutscht ist und von der Pflegekraft zurück in Richtung Kopfende transferiert wird. Der Großteil der Körpermasse bewegt sich in Richtung Kopfende, während die oberen Hautschichten auf der Matratze "kleben bleiben". Auch hier werden Gewebestrukturen samt Blutgefäßen gedehnt und geschädigt.
(Hinweis: In der Praxis ist häufig zu beobachten, dass Bewohner für einen Transfer unter den Achseln ergriffen werden, um sie dann etwa in Richtung Kopfende zu ziehen - oder genauer - zu zerren. Dabei entstehen erhebliche Scherkräfte. Zudem besteht das Risiko einer Schulterluxation.)
  • In der Folge werden die Gewebeschichten der Haut an einer Stelle auseinandergezogen und an anderer Stelle zusammengedrängt. Dieses betrifft auch Blutgefäße, die ebenfalls gedehnt, verdreht oder gestaucht werden. Das Gewebe im Bereich des Rückens und des Gesäßes wird dann nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt, während gleichzeitig die Entsorgung von Stoffwechselprodukten stockt.
  • Zudem kann es zu Kapillarthrombosen (Bildung von Kleinstthromben durch Verklebung von roten Blutkörperchen) sowie zu Einblutungen ins Gewebe kommen.
  • Die Beeinträchtigung der Mikrozirkulation begünstigt das Auftreten von Nekrosen (Untergang von Gewebestrukturen). Kommt nun auch ein erhöhter Auflagedruck hinzu, ist die Ausbildung eines Dekubitus ggf. nicht mehr zu verhindern.
(Hinweis: Als weitere Bezeichnungen für "Scherkräfte" sind in der Literatur die Begriffe "Zugkräfte", "Scherung" oder "Scherbeanspruchung" gebräuchlich.)

Grundsätze:

  • Die Minimierung von Scherkräften darf nicht auf Kosten des Rückens der Pflegekräfte erfolgen. Daher erfolgen alle Transfers unter Berücksichtigung kinästhetischer Prinzipien.
  • Scherkräfte sind gefährlich, weil sie Hautschädigungen verursachen, die zunächst unsichtbar bleiben.

Ziele:

  • Durch die Nutzung von schonenden Lagerungs- und Transfertechniken wird das Auftreten von Scherkräften minimiert.

Vorbereitung:

  • Die richtige Durchführung von Transfers wird regelmäßig trainiert. Insbesondere setzen wir konsequent die Prinzipien der Kinästhetik um.
  • Wir stellen frühzeitig sicher, dass die notwendigen Hilfsmittel für Transfers zur Verfügung stehen.

Durchführung:

  • Das Einwirken von Scherkräften lässt sich auch auf der Haut beobachten. In einem Bereich bilden sich zusätzliche Hautfalten, während die Haut an anderer Stelle glatt gezogen wird.
  • Scherkräfte lassen sich minimieren, wenn die Pflegekraft den Bewohner nicht über eine Unterlage zieht, sondern ihn für den Transfer kurz anhebt. Dieses ist jedoch nicht immer möglich, etwa weil der Pflegebedürftige zu schwer ist und die Bewegung den Rücken der Mitarbeiterin übermäßig beanspruchen würde. Wir verwenden dann Hilfsmittel, um einen Transfer möglichst schonend zu gestalten. Dazu zählen etwa Rutschbretter, Rutschlaken oder Gleittücher.
  • Nach Durchführung des Transfers und nach jeder Lagerung kontrolliert die Pflegekraft noch einmal die Positionierung des Bewohners. Sie prüft, ob Scherkräfte bereits vorliegen oder in absehbarer Zeit auftreten könnten. Ist dieses der Fall, kann sie die Position ggf. korrigieren oder prophylaktisch weiteres Lagerungsmaterial einlegen. Dazu zählt etwa ein "Stopperkissen" an den Sitzbeinhöckern beim Sitzen im Bett mit hochgefahrenem Kopfteil.

Nachbereitung:

  • Die Haut des Bewohners wird regelmäßig auf Schäden untersucht. Wir nutzen dafür den Fingerdrucktest, um einen entstehenden Dekubitus zeitnah zu erkennen.

Dokumente:

  • Berichtsblatt
  • Leistungsnachweis
  • individueller Bewegungsplan und -protokoll
  • ärztliches Verordnungsblatt
  • Kommunikationsblatt mit dem Arzt
  • Pflegeplanung / Maßnahmenplanung

Verantwortlichkeit / Qualifikation:

  • Pflegefachkräfte



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