pqsg mobil
Start Suche Service
Diese Seiten wurden für Smartphones optimiert. Für die PC-Version klicken Sie bitte hier.

Konzeptstandard "Chronische Schmerzen"

Senioren haben nur geringe Chancen auf eine optimale Schmerzbehandlung. Aus Furcht vor einer Medikamentenabhängigkeit oder im Irrglauben an eine im Alter höhere Schmerzschwelle verschreiben viele Ärzte nicht die notwendigen Analgetika. Ein modernes Schmerzmanagement lindert die Leiden der Patienten - und den Stress ihrer Pflegekräfte.


Konzeptstandard "Chronische Schmerzen"


Definition:

  • Akute Schmerzen haben eine wichtige Warnfunktion. Sie führen dazu, dass sich der Betroffene z. B. vorsichtiger bewegt und verletzte Gliedmaßen entlastet.
  • Wenn akute Schmerzen und deren Auslöser nicht angemessen therapiert werden, kann es zu einem chronischen Beschwerdebild kommen. Der Schmerz hat dann keine Schutzwirkung mehr und tritt permanent oder phasenweise wiederkehrend auf. Die Beschwerden entwickeln sich letztlich zur eigenständigen Erkrankung.
  • Für Betroffene bedeutet das eine lang andauernde Stressreaktion, die zu depressiven Phasen, zu Persönlichkeitsveränderungen sowie zu Erschöpfungszuständen führen kann. Ständige Schmerzen schwächen überdies das Immunsystem.
  • Schätzungsweise 15 Millionen Deutsche leiden an behandlungsbedürftigen chronischen Schmerzen. In Pflegeeinrichtungen liegt der Anteil der Bewohner mit chronischen Beschwerden bei 60 bis 80 Prozent. Aber nur 20 Prozent der Bewohner erhalten eine effektive Schmerztherapie.
  • Besonders kritisch ist die Situation bei demenziell erkrankten Senioren, die nicht auf ihre Schmerzen hinweisen können. Selbst nach umfangreichen operativen Eingriffen erhalten diese Betroffenen häufig keine hinreichende Analgetikaversorgung.
Hinweise:
  • Dieser übergeordnete Konzeptstandard fasst die zentralen Inhalte des Themenbereichs chronische Schmerzen in einem Dokument zusammen, ohne jedoch ins Detail zu gehen. Für eine präzise Beschreibung einzelner Pflegemaßnahmen verweisen wir auf den jeweiligen Pflegestandard. Diese sind unten auf der Seite im Bereich "Weitere Informationen zu diesem Thema" aufgelistet. Viele Standards stehen sowohl für ambulante als auch für die stationäre Pflege zur Verfügung.
  • Da es sich genau genommen um eine Dopplung bestehender Inhalte handelt, ist ein Konzeptstandard eigentlich verzichtbar. Allerdings wird ein solches Dokument von vielen Prüfern für sinnvoll erachtet und den Pflegeteams empfohlen.

Grundsätze:

  • Jeder Mensch hat einen Anspruch auf ein schmerzfreies oder zumindest auf ein möglichst schmerzarmes Leben und Sterben.
  • Wir arbeiten eng mit den Hausärzten unserer Bewohner zusammen.
  • Schmerzen sind Warnsignale, die auf potenzielle Verletzungen oder auf Krankheiten hindeuten. Im Interesse der Gesundheit unserer Bewohner sollte jeder Schmerz mit unbekannter Ursache medizinisch überprüft werden. Eine chronische Schmerzsituation darf nicht dazu führen, dass akute Schmerzen übersehen werden.
  • Schmerzen sind eine subjektive Erfahrung. Wir schenken dem Schmerzempfinden unserer Bewohner Glauben, selbst wenn es scheinbar keine medizinische Ursache für die Beschwerden gibt.
  • Das Klagen über Schmerzen kann auch ein menschlicher Hilferuf sein, etwa der unterschwellige Wunsch nach mehr Beachtung. Diesem Umstand sind wir uns immer bewusst.
  • Das Vorenthalten notwendiger Medikamente oder die Verabreichung von Placebos, also von unwirksamen Scheinmedikamenten, ist unethisch und wird nicht geduldet.
  • Wir wissen, dass sich die Schmerzschwelle im Alter keineswegs erhöht. Die häufig vertretene Ansicht, dass alte Menschen weniger schmerzempfindlich sind, ist falsch.
  • Wir wissen, dass Menschen mit Demenz oder im Delir häufig nicht in der Lage sind, ihr Schmerzempfinden mitzuteilen. Daher achten wir bei diesen Bewohnern besonders intensiv auf entsprechende Signale.
  • Wir beachten kulturelle und religiöse Vorbehalte hinsichtlich der Verwendung von Narkotika.
  • Wir tolerieren alternative Methoden zur Schmerzbekämpfung. Das gilt insbesondere, wenn diese bereits vom Bewohner praktiziert werden.

Ziele:

  • Idealerweise wird der Schmerzauslöser beseitigt oder (wenn dieses nicht möglich ist) zumindest reduziert.
  • Der Bewohner hat keine Schmerzen. Ist dieses nicht möglich, wird zumindest eine stabile Schmerzsituation erreicht. Dabei wird ein vorhandener Schmerz so weit therapiert, dass die Lebensqualität nicht unnötig beeinträchtigt wird.
  • Der Bewohner kann uns mitteilen, wenn er Schmerzen hat.
  • Bei demenziell erkrankten Senioren gelingt uns eine fundierte Fremdeinschätzung der Schmerzsituation.
  • Der Bewohner führt ein selbstbestimmtes und erfülltes Leben.
  • Er erhält eine fundierte Beratung hinsichtlich des Einsatzes von Schmerzmitteln. Auf dieser Basis kann er eigenverantwortlich Entscheidungen treffen.
  • Der Betroffene hat keine unbegründeten Ängste vor einer Medikamentenabhängigkeit und vor anderen seltenen Nebenwirkungen, die im Zusammenhang mit der Schmerztherapie auftreten.
  • Wir finden eine Schmerzmitteldosierung, mit der die Beschwerden effektiv gelindert werden. Gleichzeitig wird die Einnahme einer unnötig hohen Wirkstoffmenge vermieden. Insbesondere reduzieren wir damit unerwünschte Wechselwirkungen.
  • Für die Schmerzmittelapplikation nutzen wir bevorzugt nicht invasive Methoden, also etwa eine orale Verabreichung. Die Kooperationsbereitschaft des Schmerzpatienten bleibt möglichst lange erhalten.
  • Schmerzbedingtes Schonverhalten wird vermieden. Dazu zählen beispielsweise das Unterlassen der Bewegung eines arthritischen Gelenks und die daraus resultierende fortschreitende Immobilität.

Vorbereitung:

Organisation

  • Wir achten auf ein Pflegeteam, dessen Zusammensetzung die kulturelle und die weltanschauliche Vielfalt unserer Bewohner widerspiegelt. Je nach gesellschaftlicher Prägung und Rollenverständnis werden Bewohner ggf. ungewohnt extrovertiert über Schmerzen klagen oder sich im Gegenteil völlig zurückziehen und die Beschwerden verleugnen. Die Folge ist dann häufig eine medikamentöse Über- oder Unterversorgung. Oftmals werden auch ungewohnte Wortbilder zur Schmerzbeschreibung verwendet, die ohne soziokulturelle Kenntnisse unbeachtet bleiben.
    • (Siehe: Standard "Kultursensible Altenpflege: Islam")
  • Wir nutzen das Prinzip der Bezugspflege. Nur durch einen täglichen persönlichen Kontakt kann eine Pflegekraft einschätzen, ob der Bewohner Schmerzen hat und wie sich diese auf seine Lebensqualität auswirken. Zudem kann eine Bezugspflegekraft auch missverständliche Schmerzbezeichnungen richtig einordnen, etwa wenn ein von Koliken geplagter Bewohner lediglich sagt, dass ihm “nicht wohl” sei.
  • Wir stellen sicher, dass der Bewohner von einem fähigen Hausarzt versorgt wird. Wenn etwa aufgrund des Heimeinzugs ohnehin ein Arztwechsel erfolgen muss, vermitteln wir ihm einen Mediziner, der nach unserer Erfahrung für dieses Krankheitsbild qualifiziert ist. Wichtig ist auch die Bereitschaft, die notwendigen Schmerzmittel (insbesondere Opioide) zu verschreiben, wenn der Zustand des Bewohners dieses erfordert.
  • Wir arbeiten eng mit Schmerzambulanzen zusammen. Wenn wir den Eindruck gewinnen, dass die hausärztliche Versorgung die Schmerzsituation nicht dauerhaft verbessern wird, empfehlen wir die Überweisung an eine solche Fachklinik.

Informationssammlung

  • Wenn ein Bewohner aus dem Krankenhaus zurückkehrt, prüfen wir, ob er dort Analgetika erhalten hat. Wir klären, ob die Notwendigkeit für eine Schmerzmittelversorgung weiterhin besteht. Wir bitten den behandelnden Arzt falls notwendig um eine entsprechende Verschreibung.
    • (Siehe: Checkliste: Wiederaufnahme nach Klinikaufenthalt)
  • Bereits im Rahmen des Erstgesprächs und des Heimeinzugs sprechen wir das Thema Schmerzen an. Wenn ein Bewohner angibt, regelmäßig Schmerzen zu haben, erfolgt zeitnah ein differenziertes Schmerzassessment. Wir erfassen das Ausmaß der Problematik sowie auslösende Faktoren. Wir erfragen, welche Strategien der Bewohner bisher nutzte, um Schmerzen zu lindern oder um sich von ihnen abzulenken; etwa fernsehen, Zeitung lesen oder Musik hören.
    • (Siehe: Standard "Erstgespräch")
  • Nicht immer ist gleich nach dem Heimeinzug das Vertrauensverhältnis so gefestigt, dass sich der Bewohner sofort der Pflegekraft offenbart. Die Informationssammlung wird daher in den ersten Wochen nach dem Heimeinzug fortgesetzt, etwa im Rahmen der Biografiearbeit oder der Pflegevisite.
    • (Siehe: Standards "Biografiearbeit" und "Pflegevisite" )
  • Der Bewohner erhält eine umfassende Beratung. Wir erklären ihm insbesondere, welche Möglichkeiten es gibt, um Schmerzen zu verhindern oder zu therapieren. Er erhält eine Beratungsbroschüre. Wir prüfen, ob es eine übertriebene Angst vor Schmerzmitteln und deren Suchtpotenzial gibt. Wenn der Bewohner die Behandlung mit Analgetika ablehnt, versuchen wir im Dialog, die Gründe dafür zu erfahren und Fehlinformationen zu korrigieren.
    • (Siehe: Informationsbroschüre "Schmerzbehandlung")
  • Wenn der Bewohner trotz der Beratung keine medikamentöse Therapie wünscht, so akzeptieren wir dieses. Wir stellen jedoch sicher, dass er seine Entscheidung jederzeit ohne Gesichtsverlust korrigieren kann.
  • Die Schmerzmittelversorgung des Bewohners wird regelmäßig kontrolliert und kritisch hinterfragt. Insbesondere prüfen wir, ob der Betroffene Analgetika parallel von mehreren Ärzten erhält. Wir klären, ob er frei verkäufliche Schmerzmittel beschafft und einnimmt. Wir prüfen auch stets, ob es Anzeichen für eine Medikamentenabhängigkeit gibt.
    • (Siehe: Protokoll "Pflegevisite Medikamente")
  • Regelmäßig erfassen wir bei allen unseren Bewohnern durch eine Schmerzanamnese die individuelle Belastung. Bei orientierten Betroffenen kann eine Skala (“Schmerzschieber”) für die Beschreibung der Schmerzintensität genutzt werden. Abhängig von den verbliebenen mentalen Fähigkeiten wird eine numerische Skala (Werte von 1 bis 10) oder eine Gesichterskala (lachende oder weinende Smileys) verwendet.
    • (Siehe: Standard "Schmerzanamnese bei kognitiv nicht eingeschränkten Senioren")
  • Das Schmerzassessment wird wiederholt, wenn sich der Gesundheitszustand des Bewohners in kurzer Zeit erheblich verändert, etwa nach einem Sturz oder nach einer Operation.
  • Wir erklären dem Bewohner, wie er ein Schmerztagebuch führen kann. In den ersten Tagen und Wochen assistieren wir beim Ausfüllen. In regelmäßigen Abständen werten wir das Schmerztagebuch gemeinsam aus. Wir prüfen, ob die bisherige Medikation die Beschwerden hinreichend lindert. Relevant sind dabei insbesondere Schmerzspitzen.
  • Bei der Schmerzanamnese hat die Selbstauskunft Vorrang vor der Fremdauskunft. Im Umgang mit verwirrten Senioren ist jedoch häufig keine hinreichende Kommunikation mehr möglich. Durch eine genaue Beobachtung von Demenzpatienten schätzen wir ein, ob und in welchem Maß diese unter chronischen Schmerzen leiden. Grundlage dabei ist die BESD-Skala oder die BISAD-Skala. Wir beachten stets, dass diese Form der Schmerzeinschätzung vergleichsweise ungenau ist.
    • (Siehe: Standard "Schmerzerkennung bei Demenz")
  • Wir stellen sicher, dass der Bewohner eine angemessene Schmerzmittelversorgung erhält. Dazu zählen eine effektive Dauermedikation sowie eine Bedarfsmedikation zur Linderung von Schmerzspitzen.
    • (Siehe: Muster für die Verordnung einer Bedarfsmedikation)
  • Die aktuelle Schmerzsituation wird mindestens einmal täglich erfasst. In unkritischen Fällen kann dieses etwa im Rahmen der täglichen Grundpflege erfolgen. Die Pflegekraft befragt den Bewohner nach etwaigen Beschwerden. Bei komplexeren Schmerzzuständen erfolgt die Erfassung mehrmals täglich, also etwa einmal pro Schicht.
  • Wir erfragen die aktuelle Schmerzbelastung auch nach einer Medikamentenapplikation. Die Analgetika sollten spätestens nach 30 Minuten (i.v.-Gabe) bzw. nach 60 Minuten (orale Gabe) wirksam sein. Schmerzpflaster erreichen die volle Wirksamkeit nach einigen Tagen. Ist dieses nicht der Fall, wird der behandelnde Arzt informiert.

Durchführung:

Maßnahmen zur Schmerzbekämpfung

  • Wir prüfen zunächst, ob eine nichtmedikamentöse Schmerztherapie die Beschwerden hinreichend lindern kann. Dazu zählen insbesondere Wärme- und Kälteanwendungen, aber auch Atemübungen sowie Massagen.
    • (Siehe: Standards “nichtmedikamentöse Schmerztherapie”, "Kälteanwendungen" u. A.)
  • Wir verwenden auch Hausmittel, wenn diese beim Bewohner eine biografische Verankerung haben. Das umfasst etwa Ganzkörperwaschungen und Einreibungen. Geeignet sind auch solche Mittel, deren Effektivität wissenschaftlich nicht belegbar ist, die aber offenkundig im individuellen Fall schmerzlindernd wirken, etwa Weihrauch, Bachblüten oder Heilsteine.
    • (Siehe: Standards "anregende Ganzkörperwaschung" sowie "atemstimulierende Einreibung”)
  • Viele Schmerzzustände lassen sich durch Lagerungen lindern, etwa die Stufenbettlagerung bei Bandscheibenschädigungen. Wir befragen dafür den Bewohner, in welcher Körperhaltung die Beschwerden nachlassen.
    • (Siehe: Standard "Pflege von Senioren mit einem Bandscheibenvorfall")
  • Wir vermitteln dem Betroffenen Techniken, um sich im Bett eigenständig umzulagern und dadurch Schmerzen zu reduzieren.
    • (Siehe: Standard "Transfer in eine sitzende Position mittels Bettleiter", "Hochbewegen im Bett" sowie "Hochbewegen im Bett per Kiste")
  • Wir prüfen, ob die "transkutane elektrische Nervenstimulation (‚TENS')” die Schmerzbelastung senken kann. Der Betroffene wird in die richtige Handhabung eingewiesen.
    • (Siehe: Standard "transkutane elektrische Nervenstimulation”)
  • Wir nutzen die Basale Stimulation, um Schmerzen zu lindern. Dieses ist insbesondere bei demenziell erkrankten Senioren sinnvoll.
    • (Siehe: Standard "basale Aktivierung")
  • Wenn nichtmedikamentöse Therapieansätze keinen Erfolg zeigen, erhält der Bewohner nichtopioide Analgetika. Wir beachten, dass die Suchtrisiken bei dieser Wirkstoffklasse häufig unterschätzt werden.
    • (Siehe: Standard "Schmerzbekämpfung mit nichtopioiden Analgetika")
  • Falls die Schmerzbelastung trotz der Applikation von nichtopioiden Analgetika unerträglich bleibt, erfolgt die Schmerzbekämpfung ggf. mittels Opioiden. Im Rahmen des Möglichen versuchen wir, die zu erwartenden Nebenwirkungen der Opioide zu lindern.
    • (Siehe: Standard "Schmerzbekämpfung mit Opioiden")
  • Soweit dieses möglich ist, soll der Bewohner die Schmerzmitteleinnahme eigenständig steuern. Bei oral einzunehmenden Schmerzmitteln kann er beispielsweise den Einnahmezeitpunkt und die tägliche Dosis innerhalb der ärztlich vorgegebenen Parameter selbst wählen. Bei schweren Schmerzzuständen kann dieses etwa über eine “PCA-Pumpe" erfolgen.
    • (Siehe: Standard "Anwendung einer PCA-Pumpe")
  • Ergänzend zu schulmedizinischen Therapien können Anwendungen der Alternativmedizin genutzt werden, etwa pflanzliche Wirkstoffe oder Homöopathie. Die Nutzung von Placebos ist ausgeschlossen. Der ärztlich überwachten Verwendung von Cannabis zur Schmerzreduktion stehen wir offen gegenüber.
  • Wir prüfen, ob der Kontakt mit Haustieren oder mit Besuchstieren die Beschwerden zumindest zeitweilig lindert.
    • (Siehe: Standard "Umgang mit Haustieren")
  • Wir ermuntern den Bewohner, sich an unserem Gymnastikprogramm zu beteiligen. Wir erläutern ihm, dass er damit sowohl Schmerzen vorbeugt und sich gleichzeitig von bereits vorhandenen Schmerzen ablenken kann.
    • (Siehe: Standards "Bewegungstraining" und "Bewegungsübungen im Bett bei Immobilität")

Auslösende Grunderkrankungen

  • Rückenschmerzen werden angemessen behandelt. Dieses erfolgt primär durch Physiotherapie, durch Gewichtsnormalisierung sowie durch körperliche Aktivität.
    • (Siehe: Standardpflegeplan "Rückenschmerzen" und Standardmaßnahmenplan "Rückenschmerzen")
  • Stumpf- und Phantomschmerzen werden durch lokale Kältebehandlungen, durch transkutane elektrische Nervenstimulation sowie durch Analgetika gelindert.
    • (Siehe: Standard "Stumpf- und Phantomschmerzen nach Amputationen")
  • Wir stellen sicher, dass Spannungskopfschmerzen angemessen therapiert werden; etwa mittels nichtopioider Analgetika.
    • (Siehe: Standard "Pflege von Senioren mit Spannungskopfschmerzen")
  • Wir schaffen ein Umfeld, um die Belastungen von migränekranken Senioren auf ein Minimum zu reduzieren. Wir schützen Betroffene insbesondere vor Licht, vor Lärm sowie vor vermeidbaren Störungen. Wir stellen zudem sicher, dass effektive und schnell wirkende Schmerzmittel bereitliegen.
    • (Siehe: Standard "Pflege von Senioren mit Migräne")
  • Im Rahmen unserer Möglichkeiten versuchen wir, die Schmerzbelastung von Senioren mit einer Trigeminusneuralgie zu begrenzen. Sofern diese beim Betroffenen wirksam sind, applizieren wir Schmerzmittel. Primär jedoch bieten wir zwischenmenschliche Betreuung und achten auf etwaige depressive Phasen.
    • (Siehe: Standard "Pflege von Senioren mit Trigeminusneuralgie")
  • Bei Tumorschmerzen setzen wir frühzeitig Analgetika auf Opioidbasis ein.
    • (Siehe: Standard "Pflege von Senioren mit Tumorschmerzen")
  • Bei Senioren mit einem Fibromyalgiesyndrom klären wir, ob sich die Beschwerden durch Krankengymnastik, Bewegungsbäder, Massagen, Kälte- und Wärmeanwendungen lindern lassen. Ist dieses nicht möglich, prüfen wir, welche Medikamente die Schmerzbelastung senken, neben Analgetika auch Antidepressiva oder Antiepileptika.
    • (Siehe: Standard "Pflege von Senioren mit Fibromyalgiesyndrom")
  • Wir stellen sicher, dass Bewohner mit Multipler Sklerose wirksame Medikamente zur Schmerzreduktion erhalten. Der jeweils passende Wirkstoff wird jedoch häufig erst durch einen langwierigen Versuch-und-Irrtum-Prozess gefunden.
    • (Siehe: Standardpflegeplan "Multiple Sklerose" und Standardmaßnahmenplan "Multiple Sklerose")
  • Durch Gehtraining und durch Gefäßtraining werden die durch eine pAVK verursachten Schmerzen gelindert. Vor allem in der Nacht sollten ergänzend Analgetika appliziert werden.
    • (Siehe: Standard "Pflege von Senioren mit einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit")
  • Ein Bewohner mit Arthrose wird animiert, trotz der Beschwerden körperlich aktiv zu bleiben. Wir erklären ihm, dass Inaktivität zu Kontrakturen und somit zu noch mehr Schmerzen führt. Wir bitten den Hausarzt um eine wirksame Schmerzmedikation. Es sollten lang anhaltende Wirkstoffe mit Depotfunktion gewählt werden.
    • (Siehe: Standardpflegeplan "Arthrose”)
  • Die Ausbildung von Kontrakturen kann durch aktive und durch passive Bewegungsübungen vermieden werden. Wir informieren den Bewohner über die Problematik und führen die Übungen gemeinsam mit ihm durch.
    • (Siehe: Informationsblatt "Kontrakturen" sowie Standard “Bewegungsübungen zur Vermeidung von Kontrakturen”)
  • Bei Senioren mit Hyperurikämie und mit Gicht ist primär eine Umstellung der Lebensgewohnheiten notwendig; insbesondere der Verzicht auf Alkohol und auf purinhaltige Nahrungsmittel. Darüber hinaus ist eine wirksame Bedarfsmedikation wichtig.
    • (Siehe: Standard "Pflege von Senioren mit Hyperurikämie und Gicht")
  • Bei Bewohnern mit rheumatoider Arthritis stellen wir sicher, dass die ärztlich verordneten Medikamente zuverlässig eingenommen werden. Akute Schübe lindern wir etwa mit lokalen Kälteanwendungen.
    • (Siehe: Standard "Pflege von Senioren mit rheumatoider Arthritis")
  • Wir stellen sicher, dass Bewohner mit Gallensteinleiden über eine angemessene Bedarfsmedikation verfügen. Bei einer Kolik erhält der Betroffene Analgetika sowie Spasmolytika zur Lösung von Krämpfen.
    • (Siehe: Standard "Pflege von Senioren mit Gallensteinen")
  • Ähnlich wie bei Gallensteinleiden wird bei Nierensteinen verfahren. Wenn der Bewohner häufig unter starken Schmerzen leidet, bitten wir den Arzt um die Verschreibung eines wirksamen Schmerzmittels. Häufig sind auch krampflösende Medikamente notwendig.
    • (Siehe: Standard "Pflege von Senioren mit Nierensteinen)
  • Bei Herpes Zoster drängen wir darauf, dass Betroffene eine effektive Schmerzbehandlung erhalten, die bei einer hohen Beschwerdeintensität auch Opioidpräparate umfasst. Bei vielen Betroffenen wirken Kälte- und Wärmebehandlungen schmerzlindernd. Wir prüfen dieses und befragen den Bewohner zum Effekt.
    • (Siehe: Standard "Pflege von Senioren mit Herpes Zoster / Gürtelrose)

weitere Maßnahmen

  • Die Vitalwerte des Bewohners werden regelmäßig erfasst, insbesondere Puls, Blutdruck und Atmung. Wir beachten, dass bei einer Opioidtherapie eine engmaschigere Überwachung notwendig ist.
    • (Siehe: Standards "Messung des Blutdrucks", "Beobachtung der Atmung" sowie "Beobachtung des Pulses".)
  • Wir fördern den Kontakt des Bewohners mit Seelsorgern und den spirituellen Austausch mit anderen Menschen seiner Glaubensrichtung.
  • Wir ermuntern den Bewohner, den Kontakt zu Freunden und zur Familie nicht abreißen zu lassen. Wir prüfen, ob sich die Schmerzbelastung nach einem Familienbesuch zumindest zeitweilig bessert.
  • Wir prüfen, inwieweit die Beschwerden zu einer Störung des Nachtschlafs führen. Im Rahmen der Möglichkeiten versuchen wir, dem Bewohner eine erholsame Nachtruhe zu ermöglichen.
    • (siehe: Formular “Schlafanamnese”, Standardpflegeplan "Schlafstörungen" und Standardmaßnahmenplan "Schlafstörungen")
  • Permanente Schmerzen können den Appetit eines Bewohners mindern und langfristig zu einer Kachexie führen. Das Gewicht von Schmerzpatienten wird daher regelmäßig überwacht. Falls notwendig passen wir die Ernährung an, um den BMI zu normalisieren.
    • (Siehe: Standard "Untergewicht und Kachexie")
  • Anhaltende Schmerzzustände sowie Opioidtherapien führen bei vielen Betroffenen zur Obstipation. Durch eine Anpassung der Ernährung sowie durch eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr versuchen wir, eine Kotverstopfung abzuwenden. Kommt es dennoch zu einer Obstipation, treffen wir Maßnahmen, um diese möglichst schonend zu beseitigen.
    • (Siehe: Standards "Obstipationsprophylaxe", “Klistier und Microklist", "Darmeinlauf" sowie "Kolonmassage")
  • Chronische Schmerzen erhöhen die Anfälligkeit des Bewohners für Angsterkrankungen und für Panikattacken. Wir vermitteln dem Bewohner wirksame Entspannungstechniken und nutzen die Basale Stimulation, damit er wieder eine vertrauensvolle Beziehung zum eigenen Körper aufbaut.
    • (Siehe: Standards "Pflege von Senioren mit Angststörungen" und “Basale Stimulation")
  • Schmerzen können bei Demenzpatienten herausforderndes Verhalten auslösen. Wir setzen verschiedene Assessments ein, um die Ursachen für das herausfordernde Verhalten zu finden.
    • (Siehe: Standards "herausforderndes Verhalten" sowie "Schreien mit unbekannter Ursache")
  • Permanente Schmerzen steigern häufig die Gewaltneigung. Im Umgang mit aggressiven Senioren achten wir gleichermaßen auf ein gutes zwischenmenschliches Verhältnis aber auch auf die Eigensicherung.
    • (Siehe: Standard "Pflege von Bewohnern mit gesteigerter Gewaltneigung")
  • Schmerzen sind häufig mitursächlich für Weglauftendenzen. Bei demenziell erkrankten Schmerzpatienten ist daher eine sorgfältige Überwachung sinnvoll.
    • (Siehe: Standard "Pflege von Bewohnern mit Weglauftendenz / Hinlauftendenz")
  • Permanente Schmerzen gelten als zentraler Auslöser für Depressionen, für Selbstschädigung sowie für Selbsttötungen. Wir achten daher sehr sorgfältig auf Stimmungsschwankungen und wirken im Rahmen unserer Möglichkeiten stabilisierend auf den Bewohner ein.
    • (Siehe: Standards "Erkennung von Depressionen", "Pflege und Betreuung von Senioren mit depressiven Störungen" und "Suizidprävention")
  • Schmerzen können zur Immobilität führen. Mangelnde Bewegung wiederum steigert das Risiko für viele Komplikationen wie etwa Dekubitus, Kontrakturen oder Pneumonien. Wir intensivieren daher die entsprechenden Prophylaxemaßnahmen. Wichtig ist auch eine umfassende Deprivationsprophylaxe.
    • (Siehe: Standards: "Dekubitusprophylaxe", “Deprivationsprophylaxe” u. A.)
  • Chronische Schmerzen am Bewegungsapparat sind ein wichtiger Risikofaktor für Stürze. Wir setzen daher die Maßnahmen im Rahmen der Sturzprophylaxe um. Insbesondere sollte der Bewohner ggf. einen Hüftprotektor tragen.
    • (Siehe: Konzeptstandard "Sturzprophylaxe")
  • Schmerzen können zu einer gesteigerten Schweißbildung führen, die wiederum mitursächlich für viele Hautschädigungen ist. Wir treffen Maßnahmen, um die negativen Auswirkungen zu begrenzen.
    • (Siehe: Standard "Pflege von stark schwitzenden Senioren")
  • Osteoporose ist fast immer mit chronischen Schmerzen verbunden. Durch Vorsorgemaßnahmen wird das Fortschreiten der Erkrankung verzögert; etwa durch eine Anpassung der Ernährungsgewohnheiten. Gleichzeitig verdeutlichen wir dem Bewohner, dass er sich im Rahmen seiner Möglichkeiten körperlich bewegen soll, um die Schmerzbelastung langfristig zu senken.
    • (Siehe: Standard "Osteoporoseprophylaxe" sowie Standard "Osteoporose”)
  • Immobile Bewohner mit starken Schmerzen werden nur dann aus dem Bett mobilisiert, wenn es zwingend notwendig ist. Dieses wird insbesondere bei der Körperpflege und beim Bettenmachen berücksichtigt.
    • (Siehe: Standard "Bettenmachen bei immobilen Senioren", "Ganzwaschung im Bett" sowie "Haarwäsche im Bett")
  • Senioren mit Schmerzen werden besonders vorsichtig mobilisiert. Ggf. nutzen wir “En Bloc”-Transfers.
    • (Siehe: Standards "Transfer aus der Rückenlage ins Sitzen an der Bettkante en bloc" sowie "Bewegung aus der Rückenlage in die Seitenlage und zurück mit stabilisiertem Rumpf")
  • Viele Schmerzpatienten bekämpfen Schmerzen mit Alkohol und geraten damit in eine Abhängigkeit. Wir intensivieren die Beratung und Betreuung gefährdeter Bewohner.
    • (Siehe: Standard "Pflege von alkoholabhängigen Senioren")

Nachbereitung:

  • Alle Beobachtungen und Pflegemaßnahmen werden sorgfältig dokumentiert.
  • Wenn sich die Schmerzintensität über einen längeren Zeitraum ändert, passen wir unsere Maßnahmen entsprechend an. Die Pflegeplanung / Maßnahmenplanung wird entsprechend aktualisiert. Zudem bitten wir den behandelnden Arzt um eine Anpassung der Medikation.
  • Der Zustand von Bewohnern mit chronischen Schmerzen wird regelmäßig in Fallbesprechungen diskutiert. Wir tauschen Informationen sowie Strategien zur Schmerzlinderung aus.
    • (Standard "Fallbesprechung")

Dokumente:

  • Pflegedokumentation
  • Schmerzprotokoll

Verantwortlichkeit / Qualifikation:

  • alle Pflegefachkräfte



pqsg Impressum, AGB / Datenschutz