pqsg mobil
Start Suche Service
Diese Seiten wurden für Smartphones optimiert. Für die PC-Version klicken Sie bitte hier.

Standard "Pflege von stark schwitzenden Senioren"

Bis zu zwei Liter pro Stunde kann ein Mensch auch im hohen Alter ausschwitzen. Im Sommer bei 40 °C. und körperlicher Aktivität ist das kein Grund zur Besorgnis. Viele Senioren transpirieren solche Flüssigkeitsmengen aber auch unter normalen Umweltbedingungen. Da lassen die Pflegeprobleme nicht lange auf sich warten.


Standard "Pflege von stark schwitzenden Senioren"


Definition:

  • Der Mensch verfügt über rund zwei Millionen Schweißdrüsen. Pro Quadratzentimeter Körperoberfläche sind zwischen 100 bis 850 Einzeldrüsen vorhanden.
  • Schweiß besteht zu 99 Prozent aus Wasser sowie aus Kochsalz, Harnstoff, flüchtigen Fettsäuren und Cholesterin. Zudem können über den Schweiß Medikamentenrückstände und andere Giftstoffe ausgeschwemmt werden.
  • Die Schweißdrüsen sind ungleichmäßig auf der Körperoberfläche verteilt. Die höchste Konzentration ist in den Handinnenflächen, den Fußsohlen, den Achselhöhlen, der Stirn, dem Nasenrücken, der Oberlippe sowie entlang der Wirbelsäule zu finden.
  • Aufgrund eines ph-Werts von 4,5 wirkt Schweiß antibakteriell. Gemeinsam mit dem Sekret aus den Talkdrüsen bildet Schweiß den Säureschutzmantel der Haut.
  • Die durchschnittliche Schweißproduktion beträgt rund 0,4 bis ein Liter. In besonderen Belastungssituationen kann dieser Wert auf zwei Liter pro Stunde und zehn bis zwölf Liter pro Tag ansteigen.
  • Der Umfang der Schweißproduktion wird von verschiedenen Faktoren bestimmt. Dazu zählen etwa die Außentemperatur und die Luftfeuchtigkeit, der Flüssigkeitshaushalt sowie die Körperaktivität. Großen Einfluss haben außerdem die Nahrung, der Hormonhaushalt, Medikamentennebenwirkungen sowie etwaige Infektionskrankheiten.
  • Frischer Schweiß ist flüssig, klar und geruchlos. Erst die bakterielle Zersetzung an der Luft führt zum unangenehmen Geruch.
  • Die Schweißbildung ist ein wichtiger Faktor zur Regulierung der Körpertemperatur. Als Folge der Verdunstung wird der Körper gekühlt.
  • Eine übermäßige Schweißproduktion wird als "Hyperhidrose" bezeichnet. Diese kann durch extreme Hitze, durch starke Emotionen, durch Schmerzen, durch Schilddrüsenüberfunktion, durch die Menopause oder durch Infektionen ausgelöst werden. Ein bis zwei Prozent der deutschen Bevölkerung sind von Hyperhidrose betroffen.
  • Hyperhidrose unterscheidet sich also deutlich vom normalen Schwitzen: Der Schweiß fließt so stark, dass T-Shirts und Hemden ständig Flecken aufweisen, das Gesicht meist schweißnass ist und die Hände zu feucht sind, um sie zu benutzen.  Es gibt verschiedene Schweregrade:
    • Bei einer leichten Hyperhidrose sind die Schweißflecken etwa im Achselbereich rund fünf Zentimeter groß. Hände und Füße sind lediglich feucht.
    • Bei einer schweren Hyperhidrose intensiviert sich das Symptombild. Die Schweißflecken haben einen Durchmesser von bis zu 20 Zentimetern. Der Schweiß tropft von den Händen und von den Füßen. Die Schuhe sind durchfeuchtet.
  • Bei adipösen Menschen kann sich die Zersetzung des Schweißes in den Körperfalten deutlich beschleunigen. In der Folge ist die Geruchsbelastung erhöht. Es steigt auch die Anfälligkeit für Intertrigo.
  • Bei vielen Frauen kommt es im Rahmen der Wechseljahre zu Hitzewallungen und zu Schweißausbrüchen. Nach der Hitzewallung klagen viele Betroffene als Folge der Verdunstungskälte über ein Kältegefühl. Die Hitzewallungen können bis zu 30 Mal pro Tag auftreten.
  • Übermäßiges Schwitzen steigert die Gefahr einer Mykose. So erkranken Bewohner mit kalten und feuchten Füßen gehäuft an Fußpilz.
  • Bewohner, die häufig und übermäßig schwitzen, können sich als Folge der dadurch entstehenden Verdunstungskälte leicht erkälten; dieses sogar in warmen Sommermonaten.
  • Aufgrund der Geruchsbildung kann es zu einer sozialen Ausgrenzung kommen. Überdies in ein häufiger Wäschewechsel für bettlägerige Bewohner überaus anstrengend.

Grundsätze:

  • Die Beobachtung der Schweißsekretion ist ein wichtiger Faktor zur Einschätzung der körperlichen und seelischen Verfassung eines Bewohners.
  • Uns ist bewusst, dass eine dauerhaft gesteigerte Schweißproduktion eine erhebliche psychische und körperliche Belastung bedeutet.

Ziele:

  • Erkrankungen, deren Symptomatik die Schweißbildung beeinflusst, werden frühzeitig erkannt und behandelt.
  • Durch eine angemessene Körperpflege stellen wir sicher, dass sich der Bewohner wohlfühlt. Geruchsbelästigung wird vermieden.

Vorbereitung:

Beobachtung

Wir beobachten den Bewohner und schätzen die Schweißbildung anhand verschiedener Kriterien ein.

  • Wann schwitzt der Bewohner? Vor, während oder nach einer bestimmten Tätigkeit?
  • Wird die Schweißbildung von anderen Körperreaktionen begleitet, etwa ein Zittern oder Schwächegefühl?
  • Tritt der Schweiß im Schlaf auf ("Nachtschweiß")?
  • Ist der Schweiß warm und großperlig? Oder ist er kalt, klebrig und kleinperlig?
  • Tritt der Schweiß nur in bestimmten Körperregionen auf? Etwa auf der Stirn (Angstschweiß), im Gesicht, in den Achselhöhlen, auf dem Rücken, an den Händen oder an den Füßen.
  • Ist nur eine Körperhälfte von der Schweißbildung betroffen?
  • Wie stark ist die Sekretion? Sind die Kleidung, die Bettwäsche usw. nur leicht angefeuchtet oder komplett durchgeschwitzt?
  • Wie ist der Geruch des Schweißes? Leicht säuerlich oder bereits abstoßend?

Ursachenforschung

Eine gesteigerte Schweißproduktion ist oftmals ein wichtiges Krankheitszeichen. Wenn wir entsprechende Beobachtungen machen, ist es sinnvoll, die Ursache zu suchen und gefährliche Erkrankungen rechtzeitig zu erkennen. Wir beachten dabei, dass viele Senioren aufgrund einer demenziellen Erkrankung keine Auskunft zum aktuellen Befinden geben können.

  • Leidet der Bewohner unter einer ungewöhnlichen mentalen Belastung, also etwa unter Angst oder unter Stress?
  • Hat der Bewohner Lebensmittel konsumiert, die die Schweißbildung intensivieren ("Chili con Carne" u. Ä.)?
  • Hat der Bewohner starke Schmerzen? Nimmt er eigenmächtig Schmerzmedikamente ein, die die Schweißproduktion steigern; etwa Salicylsäure?
  • Wurden dem Bewohner zuletzt neue Medikamente verschrieben, die die Schweißbildung steigern, also etwa Schilddrüsenhormone, tetrazyklische Antidepressiva oder zentral wirksame Analgetika?
  • Wird der Bewohner durch ein überkommenes Rollenverständnis dazu veranlasst, übermäßig warme Kleidung zu tragen? Lehnt er kühle Sommerkleidung als zu leger ab?
  • Lässt der Bewohner regelmäßig einen ärztlichen Check-up durchführen, bei dem auch die Blutwerte überprüft werden? Wird insbesondere die Funktion der Schilddrüse überwacht?
  • Leidet der Bewohner unter Diabetes mellitus? Kann der kalte Schweiß Folge einer Hypoglykämie sein?

Notwendigkeit eines Arztbesuchs

Nicht jede Phase vermehrten Schwitzens rechtfertigt einen zeitnahen Arztbesuch. In der Mehrzahl der Fälle reicht es aus, die Beobachtungen beim nächsten regulären Check-up anzusprechen. Bei folgenden Begleitsymptomen hingegen regen wir einen Praxistermin an (oder informieren den Notarzt):

  • Tachykardie
  • hohes Fieber
  • Nachtschweiß
  • orthostatische Krise
  • Tremor
  • Vertigo
  • psychiatrische Erscheinungen
(Hinweis: Kalter, klebriger Schweiß ist ein ernstes Warnsignal, das auf eine akute Erkrankung hindeutet. Wir ermitteln die Vitaldaten, also insbesondere Puls, Blutdruck, Blutzuckerspiegel, ggf. Sauerstoffsättigung, Atmung und Bewusstseinszustand. Ggf. informieren wir den Arzt über unsere Beobachtungen.)

Durchführung:

  • Bei Hyperhidrosis verwenden wir bevorzugt Naturstoffe wie etwa Baumwolle, Leinen oder Schafwolle. Luftundurchlässige Kleidung und Schuhe sollte der Bewohner vermeiden.
  • Verschwitzte Kleidung und Bettwäsche werden zeitnah gewechselt.
  • Wenn der Bewohner in der Lage ist, sich den Schweiß eigenständig abzuwischen (etwa aus dem Gesicht), legen wir ihm dafür feuchte Waschlappen bereit. Ansonsten sollte die Pflegekraft dem Bewohner den Schweiß regelmäßig abtupfen.
  • Der Bewohner wird häufiger gewaschen, ggf. mit Zusätzen wie Salbei, Thymian, Pfefferminz oder Zitrone. Beim Abtrocknen reiben wir nicht zu stark.
  • Wir leiten den Bewohner zu einer konsequenten Körperhygiene an. Bei "Schweißfüßen" soll er sich die Füße täglich waschen und die Strümpfe täglich wechseln.
  • Wir beachten, dass eine starke Schweißbildung die Dekubitusgefährdung steigern kann. Wir berücksichtigen dieses bei der Risikoeinschätzung und intensivieren ggf. die Prophylaxemaßnahmen.

  • Wir schützen den Bewohner vor Zugluft. Auch ein längerer Aufenthalt vor einem Ventilator ist zu vermeiden.
  • Wir bieten dem Bewohner elektrolythaltige Getränke an, um den Wasser- und Kochsalzverlust zu kompensieren. Wir beachten, dass bei vielen älteren Menschen der Irrglaube kursiert, dass eine geringe Trinkmenge vor dem Schwitzen schützt.
  • Wir bieten dem Bewohner Deodorant, Seifen und Pflegemittel an, um den Körpergeruch zu reduzieren. Wir leiten ihn dazu an, diese Hilfsmittel täglich einzusetzen.
  • Antitranspirantien werden am späten Abend auf die gewaschene, trockene Haut aufgebracht. Die Wirkstoffe dringen dann über Nacht in die Ausführungsgänge der Schweißdrüsen ein und werden nicht gleich wieder ausgeschwitzt.
  • Wir entfernen ggf. bei Bewohnern die Achselhaare regelmäßig, um damit das Bakterienwachstum und den unangenehmen Schweißgeruch zu reduzieren.
  • Der Bewohner soll den Konsum von Koffein und Nikotin auf ein Minimum begrenzen oder im Idealfall komplett einstellen.
  • Durch eine Nahrungsumstellung streben wir eine Reduktion von etwaigem Übergewicht an. Wichtig ist auch regelmäßige körperliche Aktivität. Bewohner, die häufig Ausdauersport treiben und dabei ins Schwitzen kommen, transpirieren im Ruhezustand weniger.

Nachbereitung:

Prognose

  • In vielen Fällen kann eine Hyperhidrose durch den äußerlichen Einsatz von Aluminiumsalzen therapiert werden. Bereits nach einem Monat kommt es bei vier von fünf Patienten zu einer erheblichen Reduktion des Symptombilds.
  • Ähnlich erfolgreich ist offenbar auch die Leitungswasseriontophorese zur Therapie der Hyperhidrose an Händen und Füßen. Hierbei werden Hände oder Füße in zwei Wannen mit Wasser gelegt und mit Gleichstrom behandelt.
  • Gute Resultate kann auch die intradermale Injektion von Botulinumtoxin A ("Botox") erzielen. Die am stärksten betroffenen Hautareale im Achselbereich werden mit bis zu 50 Injektionen behandelt.

weitere Maßnahmen

  • Alle relevanten Beobachtungen werden dokumentiert. Insbesondere muss starkes Schwitzen in der Flüssigkeitsbilanz berücksichtigt werden.
  • Wir beachten, dass die Schweißmenge nicht exakt gemessen werden kann. Als Einschätzungshilfe dient daher die Häufigkeit des Kleidungs- und Wäschewechsels.
  • Wenn Beobachtungen auf eine gesundheitliche Gefährdung schließen lassen, wird der behandelnde Arzt (ggf. Notarzt) darüber informiert.

Dokumente:

  • Vitaldatenblatt
  • Pflegeplanung / Maßnahmenplanung

Verantwortlichkeit / Qualifikation:

  • alle Pflegekräfte



pqsg Impressum, AGB / Datenschutz