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Standard "Pflege von Senioren mit Spannungskopfschmerzen"

Chronische Spannungskopfschmerzen sind häufig der Ausgangspunkt für eine Medikamentenabhängigkeit. Erfahrene Pflegekräfte setzen daher - wann immer möglich - auf bewährte Hausmittel und reduzieren den Analgetikakonsum auf ein Minimum.


Standard "Pflege von Senioren mit Spannungskopfschmerzen""


Definition:

  • Spannungskopfschmerzen zählen zu den häufigsten Kopfschmerzarten. Ebenso wie bei der Migräne sind Frauen von Spannungskopfschmerzen deutlich häufiger betroffen als Männer. Krankheitsbeginn ist oftmals die zweite oder dritte Lebensdekade.
  • Mögliche Auslöser für Spannungskopfschmerzen sind muskuläre Verspannungen im Kopf- und im Halswirbelsäulenbereich. Als weitere Ursachen gelten Wetterumschwünge, Stress und Alkoholkonsum.
  • Es kommt zu drückenden Schmerzen am gesamten Kopf, allerdings ohne neurologische Begleitsymptome wie etwa die (für Migräne typische) Aura.
  • Spannungskopfschmerzen treten episodenweise oder chronisch auf:
    • Ein episodischer Spannungskopfschmerz tritt an weniger als 15 Tagen pro Monat und an weniger als 180 Tagen im Jahr auf. Rund 50 bis 60 Prozent der Bevölkerung sind im Laufe ihres Lebens von episodischen Spannungskopfschmerzen betroffen.
    • Treten die Beschwerden an mehr als 15 Tagen im Monat und an mehr als 180 Tagen im Jahr auf, liegt ein chronischer Spannungskopfschmerz vor. Rund drei Prozent der Bevölkerung leiden unter chronischen Spannungskopfschmerzen.

Grundsätze:

  • Der Schmerz ist ein subjektives Geschehen. Er kann nur vom Bewohner selbst korrekt erfasst und beschrieben werden. Alle Beobachtungen von Außenstehenden können daher ungenau oder fehlerhaft sein.
  • Kopfschmerzen sind ein "Allerweltssymptom", das bei zahllosen gefährlichen oder harmlosen Gesundheitsstörungen auftreten kann. Das darf aber nicht dazu führen, dass solche Beschwerden bagatellisiert werden. Stattdessen sollten Pflegekräfte beim Auftreten von Kopfschmerzen besonders sensibel auf weitere Krankheitszeichen achten.

Ziele:

  • Der Spannungskopfschmerz wird effektiv gelindert.
  • Eine Chronifizierung des Schmerzes wird abgewendet.
  • Die Applikation von Analgetika erfolgt mit Augenmaß, um einen medikamenteninduzierten Dauerkopfschmerz zu vermeiden.

Vorbereitung:

Symptome

Wir achten auf Symptome, die typisch für Spannungskopfschmerzen sind:

  • Die Kopfschmerzphasen treten beidseitig auf. Sie werden als "drückend" und "ziehend", nicht aber als pulsierend beschrieben. Der Bewohner klagt über einen "engen Ring" oder über einen "engen Hut" um den Kopf. Die Beschwerden halten 30 Minuten bis sieben Tage an und sind von leichter bis mäßiger Intensität.
  • Die körperliche Aktivität ist nicht beeinträchtigt. Bewegung wirkt auch nicht Schmerz verstärkend, also etwa gehen oder Treppen steigen.
  • Der Bewohner klagt entweder über Lichtempfindlichkeit oder über Lärmempfindlichkeit, i. d. R. aber nicht über beides gleichzeitig.
  • Er ist ggf. appetitlos; es tritt aber zumeist keine Übelkeit und auch kein Erbrechen auf. Der Betroffene sieht auch keine Aura.
Bei erheblichen Beschwerden sollte der Bewohner seinen Hausarzt aufsuchen. Dort werden ggf. Erkrankungen ausgeschlossen, die ebenfalls zu Kopfschmerzen führen, etwa Stirnhöhlenentzündung, erhöhter intrakranieller Druck, Bluthochdruck oder Stoffwechselstörungen. Hinweise:
  • Auch demenziell erkrankte Senioren können unter Kopfschmerzen leiden. Die eingeschränkten Kommunikationsfähigkeiten verhindern jedoch, dass sich der Betroffene verständlich machen kann und somit auch eine Schmerzbehandlung erhält. Daher ist bei Demenzkranken eine engmaschige Schmerzeinschätzung insbesondere durch die Bezugspflegekraft notwendig.
  • Kopfschmerzen können auch vorgeschoben sein, um sich einer Situation zu entziehen. Beispiel: Der Bewohner will ungewollten Familienbesuch abkürzen oder die Teilnahme an der Gymnastikgruppe vermeiden.
  • Plötzlich einsetzende und sehr intensive Kopfschmerzen können auf Gesundheitsgefährdungen hindeuten; insbesondere auf einen Schlaganfall (Apoplex). Pflegekräfte sollten daher auf weitere Begleitsymptome achten und den Zustand des Bewohners in den folgenden Stunden im Auge behalten.
  • Wichtig ist auch, den Bewohner nach etwaigen Auslösern für den Kopfschmerz zu befragen. Etwa: Hat er Nitrate eingenommen? Hat er sich den Kopf gestoßen? War er zu lange in der Sonne? Hat er ausreichend Flüssigkeit zu sich genommen?
  • Sinnvoll ist überdies die Erfassung der Vitalfunktionen, insbesondere eine Blutdruckmessung und eine Blutzuckerbestimmung.

Prophylaxe

  • Der Bewohner soll sich im Rahmen seiner körperlichen Fähigkeiten bewegen. Insbesondere raten wir ihm dazu, an unserem Sportprogramm teilzunehmen.
  • Wir vermitteln dem Bewohner Stressbewältigungs- und Entspannungsverfahren.
  • Gemeinsam mit dem behandelnden Arzt prüfen wir, ob eine Physiotherapie sinnvoll ist.
  • Der Bewohner sollte regelmäßig und ausreichend essen. Den Alkoholkonsum sollte er auf ein Minimum reduzieren.
  • Es ist auch wichtig, gleichbleibende Schlafzeiten einzuhalten.
  • Soweit dieses möglich ist, sollte der Bewohner Stresssituationen vermeiden.

Durchführung:

Pflegemaßnahmen während einer Attacke

  • Wir geben dem Bewohner die Möglichkeit, sich in einen dunklen und ruhigen Raum zurückzuziehen. Er sollte viel schlafen.
  • Alternativ: Bei anderen Schmerzpatienten sind Rückzug und Ruhe kontraproduktiv, da sie sich dann umso intensiver mit ihrem Schmerz beschäftigen. Hier führt häufig Ablenkung etwa durch soziale Kontakte dazu, dass der Bewohner den Schmerz nicht mehr so intensiv wahrnimmt oder im Idealfall sogar vergisst.
  • Während einer Kopfschmerzphase werden die Pflegemaßnahmen auf ein Minimum zurückgefahren. Absolut notwendige Maßnahmen wie Umlagerungen im Rahmen der Dekubitusprophylaxe werden so schonend wie möglich durchgeführt.
  • Die Beschwerden können dazu führen, dass der Bewohner gereizt oder gar aggressiv wirkt. Wir zeigen daher im Umgang mit ihm ein großes Maß an Einfühlungsvermögen.
  • Der Bewohner wird regelmäßig zu seiner Schmerzbelastung befragt. Wir nutzen ggf. eine Schmerzerfassungsskala.
  • Wir unterstützen und beraten den Bewohner zur Selbstbeobachtung. Insbesondere leiten wir ihn dazu an, einen Schmerzkalender zu führen.

Behandlung

  • Spannungskopfschmerzen lassen sich durch verschiedene nichtopioide Analgetika effektiv behandeln. Dazu zählen etwa Acetylsalicylsäure, Paracetamol, Ibuprofen und Metamizol. Diese sollten ausreichend hoch dosiert sein, aber nur kurzfristig verwendet werden.
  • Unverzichtbar ist die Abklärung der Wechselwirkungen einerseits von Analgetika und andererseits von Medikamenten, die der Bewohner zur Therapie von weiteren Grunderkrankungen einnimmt. Insbesondere die Wirkung von Psychopharmaka, Herz-Kreislauf-Medikamenten sowie Thrombozytenaggregationshemmern kann beeinträchtigt werden.
  • Wir raten dem Bewohner von einer längerfristigen Selbstmedikation ab. Bei vielen Betroffenen besteht das Risiko, dass diese aufgrund der Schmerzbelastung immer wieder Schmerzmittel einnehmen. Durch den permanenten Analgetikakonsum kann es zu Analgetikakopfschmerzen kommen, also zu dumpfen Dauerkopfschmerzen.
  • Die Applikation von Kombinationspräparaten (etwa mit Koffein oder mit Barbituraten) sollte unterbleiben, da diese Medikamente sehr häufig zu Analgetikakopfschmerzen führen. Die Applikation von Benzodiazepinen oder von Opiaten ist ebenfalls nicht sinnvoll.
  • Bei chronischen Spannungskopfschmerzen sowie bei wiederkehrenden unerträglichen Schmerzattacken sollte die Notwendigkeit einer medikamentösen Prophylaxe etwa mit trizyklischen Antidepressiva erwogen werden. Diese müssen allerdings mindestens sechs Wochen eingesetzt werden, um den Therapieerfolg zu beurteilen. Problematisch dabei ist, dass die Nebenwirkungen wie etwa Mundtrockenheit, Akkommodationsstörungen (gestörte Fokusfunktion der Augen) sowie Miktionsprobleme sofort auftreten. Es ist also wichtig, den Bewohner dazu zu motivieren, das Medikament nicht eigenmächtig abzusetzen.
  • In vielen Fällen lindert Pfefferminzöl die Beschwerden, wenn es zweimal im Abstand von 15 Minuten auf die Schläfen und auf den Nacken aufgetragen wird. Alternativ legen wir dem Bewohner einen kühlen Waschlappen auf die Stirn.
  • Ersatzweise oder ergänzend zur medikamentösen Therapie kann eine Akupunktur oder TENS durchgeführt werden. Sofern der Bewohner diesen Heilmethoden aufgeschlossen gegenübersteht, können auch Homöopathie, Heilsteine und Schüsslersalze genutzt werden.
  • Alternative Schmerzbehandlungsmethoden haben den Vorzug, dass sie keinen Analgetikakopfschmerz provozieren.

Nachbereitung:

Prognose

  • Bei Bewohnern mit einem häufigen episodischen Kopfschmerz ist das Risiko einer Chronifizierung erhöht.
  • Chronische Spannungskopfschmerzen steigern das Risiko einer psychiatrischen Komorbidität, insbesondere Depressionen, Panikattacken, Schlafstörungen und Suchterkrankungen.

weitere Maßnahmen

  • Alle gewonnenen Informationen werden in der Pflegedokumentation und ggf. zusätzlich im Kopfschmerztagebuch festgehalten.
  • Der Gesundheitszustand und der Pflegebedarf von Bewohnern mit Spannungskopfschmerzen werden regelmäßig in der Dienstübergabe und bei Fallbesprechungen thematisiert.
  • Wir informieren den Hausarzt über alle relevanten Veränderungen und leiten ggf. eine adäquate Schmerzbehandlung ein.
  • Wir aktualisieren ggf. die Pflegeplanung / Maßnahmenplanung.

Dokumente:

  • Pflegedokumentation
  • Pflegeplanung / Maßnahmenplanung
  • Migränetagebuch

Verantwortlichkeit / Qualifikation:

  • alle Mitarbeiter



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