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Standard "Aufziehen aus einer Stechampulle"

Im Vergleich zum Aufziehen aus einer Glasampulle sind die hygienischen Anforderungen bei Stechampullen noch einmal deutlich schärfer. Insbesondere, wenn der Behälter mehrfach genutzt wird, haben Keime ausreichend Zeit zur Ausbreitung.


Standard "Aufziehen aus einer Stechampulle"


Definition:

  • Stechampullen haben eine flaschenähnliche Form und bestehen zumeist aus Glas. Ein Gummistopfen schützt den Inhalt vor Kontamination. Das Durchstichgummi wiederum wird von einer äußeren Krampe umschlossen, die aus Kunststoff oder aus einem Aluminiumblech besteht. Die häufigsten Anwendungsgebiete sind etwa isotonische Kochsalzlösungen, Insulin oder Heparin.
  • Der größte Vorteil von Stechampullen ist die Möglichkeit zur Mehrfachentnahme. Nach Anbruch und der ersten Nutzung kann das verbliebene Medikament für einige Zeit in der Ampulle verbleiben und später appliziert werden. Nachteilig ist das höhere Kontaminationsrisiko.
  • Bei größeren Medikamentenmengen wird die Entnahme durch die Entstehung eines Unterdrucks in der Ampulle behindert. Falls vorhanden, wird daher eine Belüftungskanüle (“Spike”) in die Stechampulle gestochen. Eine Belüftungskanüle stellt während der Entnahme einen Druckausgleich sicher.
(Hinweis: Die Insulingabe per Injektions-Pen ist im separaten Standard "Insulingabe per Injektions-Pen" definiert.)

Grundsätze:

  • Die ausführende Pflegekraft hat die Durchführungsverantwortung und kann bei Fehlern haftbar gemacht werden.
  • Sicherheit geht vor. Bei jedem relevanten Verstoß gegen die Hygienevorgaben wird die Maßnahme wiederholt und das Material verworfen.

Ziele:

  • Das Medikament wird korrekt aus der Stechampulle entnommen und in die Spritze überführt.
  • Die gesamte Durchführung erfolgt aseptisch.
  • Die 5-R-Regel wird sorgfältig umgesetzt.
  • Pflegekräfte sind geschützt vor Stichverletzungen.

Vorbereitung:

Qualifikation

  • Das Aufziehen von Spritzen ist Aufgabe von Pflegefachkräften.
  • Die korrekte Durchführung des Aufziehens wird regelmäßig per Pflegevisite kontrolliert.

weitere Maßnahmen

  • Die Pflegekraft studiert sorgfältig die Pflegedokumentation, insbesondere die ärztlichen Verschreibungen.
  • Die Pflegekraft sorgt für gute Lichtverhältnisse.
  • Die Arbeitsfläche wird desinfiziert.
  • Die Pflegekraft führt eine hygienische Händedesinfektion durch und zieht die Einmalhandschuhe über. (Einmalhandschuhe sind dann sinnvoll, wenn ein Hautkontakt mit dem Medikament vermieden werden muss. Dieses ist etwa bei hautgängigen oder stark allergen wirkenden Substanzen der Fall.)
  • Die Pflegekraft stellt sicher, dass die "5-R-Regel" bei der Medikamentenapplikation angewandt wird. Also:
    • richtiger Bewohner
    • richtige Zeit
    • richtiger Wirkstoff
    • richtige Dosis
    • richtige Applikationsform
  • Die Pflegekraft stellt sicher, dass das Haltbarkeitsdatum des Medikaments nicht überschritten ist und dass die Verpackung intakt ist. Wichtig sind zudem Trübungen, Ausfällungen oder Verfärbungen.
  • Die Pflegekraft kontrolliert die Haltbarkeitsdaten, die auf den Verpackungen der Spritze und der Kanüle aufgedruckt sind. Sie stellt auch sicher, dass beide Verpackungen keine Beschädigungen aufweisen.
  • Die Spritze wird nicht aus der Verpackung herausgedrückt. Dieses könnte zu einer Kontamination führen. Die Verpackung wird auseinandergezogen, danach wird die Spritze entnommen (“Peel-off-System”). Bei der Kanüle ist ebenso zu verfahren. Die Spritze und die Kanüle werden zusammengesetzt, ohne dabei den Spritzenkonus und den Kanülenansatz zu berühren.

notwendiges Material

  • Medikamententablett
  • alkoholisches Desinfektionsmittel
  • Injektionskanüle
  • Aufziehkanüle; ggf. Belüftungskanüle
  • Spritze
  • Ampulle mit dem vom Arzt verordneten Medikamenten
  • Einmalhandschuhe
  • stichsicherer Abwurfbehälter

Durchführung:

Allgemeines

  • Noch vor der ersten Entnahme vermerkt die Pflegekraft das aktuelle Datum plus Uhrzeit auf der Ampulle. (Dieses ist nur bei Mehrfachentnahmen notwendig.)
  • Der Metall- oder Plastikdeckel wird entfernt.

  • Mit einem geeigneten alkoholischen Desinfektionsmittel und mit einem Tupfer wird der Gummistopfen desinfiziert. Wir nutzen 70-prozentigen Alkohol. Die vorgeschriebene Einwirkzeit wird beachtet.

Aufziehen aus einer Stechampulle ohne Spike

  • Die Pflegekraft entnimmt die Spritze und die Aufziehkanüle hygienisch einwandfrei aus der Verpackung. Sie konnektiert die Spritze und die Aufziehkanüle.
  • Die Stechampulle wird auf der Arbeitsfläche platziert. Die Membran zeigt nach oben. Die Pflegekraft hält die Ampulle mit dem Daumen und mit dem Zeigefinger einer Hand fest, damit die Ampulle nicht umfallen kann.

  • Die Pflegekraft durchsticht die Gummimembran von oben her. Sie stellt sicher, dass sie den Spritzenkolben nicht mit den Fingern berührt.

  • Die Pflegekraft dreht nun die Stechampulle mitsamt der Spritze und der Kanüle “auf den Kopf”. Die Membran zeigt nach unten.
  • Die Pflegekraft entnimmt mit der Spritze die benötigte Menge des Wirkstoffs, indem sie den Kolben zurückzieht. Verschiedene Ampullen sind mit einer Aussparung im Gummi ausgestattet. Dadurch wird es einfacher, das Medikament restlos aufzunehmen.
Unterdruckproblematik:
  • Falls abzusehen ist, dass die Wirkstoffentnahme durch einen Unterdruck in der Ampulle erschwert wird, zieht die Pflegekraft zunächst Luft auf. Das Volumen der Luft entspricht dem Volumen an Wirkstoff, den sie entnehmen will. Die Pflegekraft spritzt jetzt die Luft in die Ampulle ein und zieht ohne abzusetzen das gleiche Volumen des Medikaments zurück in die Spritze.
  • Der durch das Einspritzen der Luft in die Ampulle entstandene Überdruck erleichtert dabei die Entnahme des Wirkstoffs. Bei großen Wirkstoffmengen kann die Pflegekraft jedoch nicht die gesamte Luftmenge in einem Zug in die Ampulle einspritzen, da der dadurch entstehende Überdruck in der Ampulle zu stark wäre. Das Vorgehen wird folglich in mehrere Teilschritte aufgeteilt. Die Pflegekraft entnimmt so viel Wirkstoff wie möglich. Dann spritzt sie den Rest der Luft in die Ampulle ein. Sie kann nun die komplette Menge des Wirkstoffs entnehmen.

Mehrfachaufziehen aus einer Stechampulle

  • Die Pflegekraft stellt die Stechampulle auf der Arbeitsfläche ab. Die Membran weist nach oben. Mit dem Daumen und mit dem Zeigefinger einer Hand fixiert die Pflegekraft die Ampulle.
  • Der Spike wird eingestochen. Die Pflegekraft darf dabei den Dorn nicht berühren.
  • Der Schnappverschluss wird geöffnet.
  • Die Pflegekraft konnektiert die Spritze.
  • Die Ampulle wird auf den Kopf gestellt. Die Pflegekraft entnimmt den Wirkstoff.
  • Der Spike wird geschlossen.

Abschluss

  • Die Aufziehkanüle (bzw. ggf. die Belüftungskanüle) wird entfernt und in einem stichsicheren Kanülenabwurfbehälter entsorgt.
  • Für eine erneute Benutzung wird die Ampulle in den Kühlschrank (+4 °C bis +7 °C) gebracht oder bei einmaliger Anwendung entsorgt.
  • Die Spritze wird entlüftet und die zu viel aufgezogene Medikamentenmenge wird vorsichtig herausgespritzt.
  • Die Aufziehkanüle wird gegen die Injektionskanüle ausgetauscht. Die Plastikkappe verbleibt auf der Injektionskanüle.

Sicherheit

  • Auf keinen Fall wird eine Kanüle zurück in die Plastikkappe gesteckt (“Recapping”).
  • Eine Spritze, deren Inhalt nicht mehr zweifelsfrei identifiziert werden kann, muss verworfen werden. Dieses ist insbesondere dann der Fall, wenn die Spritze weder beschriftet ist, noch eine leere Ampulle sicher zugeordnet werden kann.
  • Sofern kein Konservierungsmittel zugesetzt wurde, sind auch Mehrdosisdurchstichampullen lediglich für den einmaligen Gebrauch vorgesehen. Wiederholte Entnahmen sind zumeist auf einen Zeitraum von drei Stunden beschränkt und an die Bedingung geknüpft, dass dabei hygienisch fehlerfrei gearbeitet wird. Eine Ampulle wird am Ende der Schicht entsorgt und nicht schichtübergreifend genutzt.
  • Mit einem Konservierungsmittel erhöht sich die Haltbarkeit auf etwa drei Tage, sofern der Hersteller keinen anderen Wert angegeben hat. Insuline können zumeist über einen Zeitraum von zwei bis zu sechs Wochen verwendet werden.
  • Die Vorbereitung der Spritze erfolgt stets möglichst zeitnah zur Injektion.
  • Von Mehrdosisampullen geht bei unsachgemäßer Handhabung ein relevantes Risiko für den Bewohner aus. Daher nutzen wir bevorzugt Einzeldosisampullen.

Nachbereitung:

  • Der Arbeitsplatz wird aufgeräumt.
  • Das verwendete Material wird ggf. sicher entsorgt.
  • Die Maßnahme wird sorgfältig dokumentiert.
  • Die Injektion erfolgt gemäß dem jeweiligen Standard.

Dokumente:

  • Medikamentenblatt

Verantwortlichkeit / Qualifikation:

  • Pflegefachkräfte



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