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Standard "medikamentöse Therapie bei Herzinsuffizienz"
Wenn
Senioren eine Herzinsuffizienz entwickeln, wird es Zeit, einen größeren
Medikamentendispenser zu kaufen. Denn oftmals lässt sich das
Kreislaufsystem nur durch erhebliche Wirkstoffapplikationen
stabilisieren. Pflegekräfte sollten daher ein geschultes Auge für
Neben- und Wechselwirkungen haben.
Standard "medikamentöse Therapie bei Herzinsuffizienz"
Definition:
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Eine chronische Herzinsuffizienz kann durch
verschiedene Medikamente therapiert oder zumindest gelindert werden.
Die Wirkstoffe greifen in verschiedene Mechanismen des Kreislaufsystems
ein. So ist es möglich, durch das Ausschwemmen von eingelagertem Wasser
das Herz erheblich zu entlasten. Andere Wirkstoffe steigern die
Herzkraft und das Herzschlagvolumen. Auch Herzrhythmusstörungen lassen
sich inzwischen korrigieren.
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Heute wird zumeist eine Kombination aus
verschiedenen Wirkstoffen eingesetzt. Zur Anwendung kommen insbesondere
ACE-Hemmer und AT-1-Rezeptorantagonisten (zur Reduktion der Nachlast),
Betablocker (zur Regulation der Herzfrequenz) sowie Diuretika (zur
Ausschwemmung von Wassereinlagerungen). Im weiteren Krankheitsverlauf
wird Digitalis genutzt. Diese Herzglykoside wirken sich anregend auf
die Herzleistung aus.
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Vor allem drei Probleme erschweren die medikamentöse Therapie:
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Bei einigen Wirkstoffen (insbesondere bei
Digitalispräparaten) ist die Gefahr einer ungewollten Überdosierung
aufgrund der geringen therapeutischen Breite hoch. Das bedeutet: Der
Bereich, in dem das Medikament ideal dosiert ist und wie gewünscht
wirkt, wird leicht verfehlt. Eine kleine Unterdosierung führt dazu,
dass die Wirkung ausbleibt. Eine geringfügig zu hohe Wirkstoffmenge
verursacht eine Intoxikation (Vergiftung).
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Bei alten Menschen wird die korrekte Dosierung
durch die unbeständige Ernährungs- und Flüssigkeitsversorgung
zusätzlich erschwert. Senioren leiden häufiger an Diarrhöe oder an
Obstipation. Je nach Befinden und Außentemperaturen nehmen sie mal
ausreichend und mal zu wenig Flüssigkeit zu sich. Es ist in der Praxis
sehr kompliziert, diese Faktoren abzuschätzen und bei der Dosierung
korrekt zu berücksichtigen.
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Dazu kommt, dass Betroffene i.d.R. zusätzlich
zur Herzinsuffizienz an weiteren Grunderkrankungen leiden. Diese
weiteren Gesundheitsstörungen müssen ggf. ebenfalls medikamentös
therapiert werden, etwa durch Schmerzmittel oder durch Parkinsonmittel.
Mit jedem zusätzlichen Wirkstoff steigt das Risiko von Wechselwirkungen
erheblich an.
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Als letzte verbleibende Optionen bleiben die
Implantation eines Herzschrittmachers sowie bei irreversiblem
Pumpversagen die Herztransplantation.
Grundsätze:
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Die medikamentöse Therapie von Herzinsuffizienz
ist ein dynamischer Prozess. Eine Medikation kann sehr schnell durch
eine Veränderung der physischen Konstitution überholt sein. Folglich
ist es wichtig, das Befinden des Bewohners engmaschig zu überwachen.
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Die korrekte Einnahme aller verordneten
Arzneimittel ist entscheidend für das Wohlergehen des Bewohners. Daher
lassen wir niemals ein Medikament weg, ohne mit dem Arzt Kontakt
aufzunehmen.
Ziele:
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Durch eine gezielte Medikation wird das
Fortschreiten der Herzinsuffizienz gebremst. Ist dieses nicht möglich,
erreichen wir für den betroffenen Senioren zumindest eine möglichst
lange Phase mit guter Lebensqualität.
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Neben- und Wechselwirkungen werden korrekt erfasst und ggf. durch eine angepasste Medikation reduziert.
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Eine Überdosierung wird rechtzeitig erkannt. Eine Gesundheitsgefährdung wird abgewendet.
Vorbereitung:
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Wir sammeln alle relevanten Informationen und
stellen sicher, dass der behandelnde Arzt diese erhält. Der
Wissenstransfer ist vor allem dann wichtig, wenn ein Bewohner
demenziell erkrankt ist und Fragen des Arztes nicht sinnvoll
beantworten kann. Beispiel: Ein Asthmatiker darf keine Betablocker
erhalten.
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Wir raten dem Bewohner dringend dazu, den
Alkohol- und den Nikotinkonsum einzustellen, da beide Genussmittel ggf.
mit den Medikamenten interagieren. Wir stellen sicher, dass der Arzt
über etwaiges Suchtverhalten in Kenntnis gesetzt wird.
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Wir tragen dafür Sorge, dass alle behandelnden
Ärzte über alle verschriebenen Medikamente informiert sind. Dieses gilt
insbesondere dann, wenn der Bewohner wegen diverser Grunderkrankungen
bei unterschiedlichen Fachärzten in Behandlung ist.
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Der allgemeine körperliche Zustand des
Bewohners wird engmaschig überwacht. Vor allem das Körpergewicht und
die Flüssigkeitsaufnahme entscheiden maßgeblich über die Effektivität
einer medikamentösen Therapie.
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In keinem Fall sollte der Bewohner eigenmächtig
weitere frei verkäufliche Arzneimittel einnehmen. Vor allem der Konsum
von Johanniskraut bei Depressionen sowie von Antazida ist riskant, wenn
von uns gleichzeitig verschreibungspflichtige Wirkstoffe
appliziert werden.
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Soweit möglich sollte der Bewohner die
Medikamente selbstständig einnehmen. Dafür ist es notwendig, diesen
über den Zweck der Medikation, den dafür richtigen Zeitpunkt und die
Dosierung zu informieren.
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Wir helfen dem Bewohner bei der eigenständigen
Einnahme. Ideal ist eine Tablettendose, bei der die Arzneimittel über
sieben Tage verteilt gerichtet werden. Wir fragen regelmäßig nach, ob
der Bewohner die Wirkstoffe korrekt eingenommen hat.
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Damit der Bewohner eine Verschlechterung seiner
Situation frühzeitig bemerkt, wird er von uns über möglicherweise
auftretende Krankheitszeichen und etwaige Nebenwirkungen (s.u.)
informiert. Wenn er diese Symptome registriert, soll er eine
Pflegekraft informieren.
Durchführung:
Allgemeine Maßnahmen:
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Die Vitaldaten des Bewohners werden engmaschig
erfasst. Dieses ist insbesondere in den ersten Tagen nach einer
Medikamentenumstellung unverzichtbar. Wenn z.B. ein ACE-Hemmer
erstmalig appliziert wird, muss der Blutdruck genau überwacht werden,
da das Risiko eines starken Abfalls besteht.
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Beim Einsatz von Diuretika kommt es vermehrt zu
Beinvenenthrombosen und Lungenembolien. Daher intensivieren wir unsere
Maßnahmen im Rahmen der Thromboseprophylaxe. Sinnvoll ist oftmals die
Einnahme eines Blutverdünners (Heparin, Marcumar).
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Bei der Einnahme von Digitalispräparaten fragen
wir die Arztpraxis regelmäßig nach den Laborergebnissen des
Digitalisspiegels, um eine regelmäßige Überprüfung anzuregen und um eine Überdosierung schneller zu erkennen.
Nebenwirkungen:
Viele
Wirkstoffe im Rahmen der Therapie einer Herzinsuffizienz weisen
erhebliche Nebenwirkungen auf. Es ist wichtig, diese unerwünschten
Effekte zu erfassen. Folglich sind verschiedene Maßnahmen unverzichtbar:
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Die Pulsfrequenz wird regelmäßig erfasst. Die
Pflegekraft muss dabei auch auf die Pulsqualität achten und etwaige
Rhythmusabweichungen erkennen.
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Der Bewohner wird in einem festen Turnus dem
Hausarzt vorgestellt. Regelmäßige EKG-Kontrollen sowie Untersuchungen
der Blutwerte sind wichtig. So können Abweichungen im Kreatinin-,
Kalium- und Digitalisspiegel festgestellt werden.
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Sofern der Bewohner orientiert ist, wird er zu
seinem Befinden befragt. Wir fragen ihn also z.B., ob er eine
Veränderung seines Sehens bemerkt hat. Bei demenziell erkrankten
Senioren müssen wir den Bewohner genau beobachten. Wir schließen dann
anhand etwaiger Verhaltensauffälligkeiten, der Gestik und Mimik auf
dessen Zustand.
Unverträglichkeiten und Wechselwirkungen
Wir achten
auf Anzeichen für medikamentöse Unverträglichkeiten und
Wechselwirkungen, die im Rahmen der Therapie häufig
auftreten:
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Die Haut des Bewohners ist gerötet und zeigt Quaddeln. Dieses sollte insbesondere bei der Körperpflege auffallen.
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Der Bewohner ist dehydriert. Der
Flüssigkeitsmangel wirkt sich auf die mentale Verfassung aus. Es kommt
zu Konzentrations- und Gedächtnisschwäche. Angst- und
Verwirrtheitszustände machen sich bemerkbar. Der Bewohner ist offenbar
desorientiert.
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Der Bewohner leidet unter Durchfall.
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Der Bewohner leidet unter Hustenreiz.
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Das Geschmacksempfinden des Bewohners ist gestört.
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Der Bewohner klagt über Wadenkrämpfe (als Folge einer Hypomagnesiämie).
Digitalispräparate
Wir achten auf Symptome, die speziell auf eine Überdosierung von Digitalispräparaten hindeuten:
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Der Appetit des Bewohners ist reduziert.
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Dem Bewohner ist schlecht. Er übergibt sich.
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Es kommt zu heftigen Kopfschmerzen.
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Der Pflegebedürftige klagt über Störungen der
Farbempfindungen. Sein visuelles Bild ist gelblich oder grünlich
verfärbt. Die Pupillen sind erweitert.
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Die Herzfrequenz ist deutlich erniedrigt
(Bradykardie), ggf. bis zum Herzstillstand. Beim Messen des Pulses sind
Extrasystolen spürbar. Es kommt zum Bigeminus ("Zwillingspuls").
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Das Verhalten des Bewohners weicht deutlich vom
Üblichen ab. Er leidet offenbar unter Bewusstseinsveränderungen oder
sogar unter Halluzinationen.
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Der Bewohner zeigt einen Tremor oder motorische Unruhe.
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In der Nacht ist der Bewohner sehr unruhig. Er klagt über Albträume.
Nachbereitung:
Allgemeine Maßnahmen
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Bei einer Intoxikation (Vergiftung) mit Digitalispräparaten wird das Medikament sofort abgesetzt und der Notarzt informiert.
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Ein Notfall liegt auch vor, wenn es zu einem
angioneurotischen Ödem kommt. Es handelt sich dabei um eine akute
ödematöse Haut- und Schleimhautschwellung. Bei einer Zungen-, Glottis-
oder Kehlkopfbeteiligung ist die Gesundheit des Bewohners akut
gefährdet. Es droht eine Verlegung der Atemwege.
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Bei leichteren Nebenwirkungen kontaktieren wir
den Hausarzt. Sofern ein Medikament überdosiert ist, bitten wir um eine
Anpassung der Verschreibung. Möglich ist auch eine Wechselwirkung mit
einem anderen Arzneimittel. Hier hilft es oftmals, einen größeren
zeitlichen Abstand zwischen beiden Applikationen zu wählen.
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Wir bitten den Bewohner um Geduld, wenn die
Wirkung der Medikamente nicht sofort oder nicht im erhofften Umfang
eintritt. So brauchen ACE-Hemmer ggf. drei bis vier Wochen, bis der
maximale Effekt erreicht ist.
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Wir kontaktieren den Arzt, wenn das Medikament offenbar zu gering dosiert ist und die erhoffte Wirkung dauerhaft ausbleibt.
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Auftretende Nebenwirkungen reduzieren sich
häufig im Verlauf der Therapie. Beispiel: Der trockene und teils
quälende Reizhusten als Folge einer ACE-Hemmer-Therapie lässt i.d.R.
binnen einiger Tage oder Wochen nach.
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Die Pflegeplanung wird regelmäßig aktualisiert.
Dieses ist etwa notwendig, wenn sich der Zustand eines Bewohners
aufgrund der medikamentösen Therapie bessert und er sich somit aktiver
an Pflegemaßnahmen beteiligen kann.
Prognose:
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ACE-Hemmer entlasten das Herz, vermindern pathologische Umbauvorgänge und verbessern somit die Überlebensaussichten.
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Digitalispräparate steigern zwar die
Pumpleistung, reduzieren aber die degenerativen Prozesse des Herzens
nicht. Sie verbessern also auch nicht die Prognose.
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Eine Herztransplantation kommt bei den meisten
Senioren nicht in Betracht. Ab einem Lebensalter von 65 Jahren sinken
die Überlebensaussichten erheblich. Bereits ab 70 Jahren ist die
Prognose so schlecht, dass eine Organübertragung nur noch in
Ausnahmefällen erfolgt.
Dokumente:
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Berichtsblatt
-
Fragen an den Arzt / ärztliche Verordnungen
-
Vitaldatenblatt
-
Pflegeplanung
Verantwortlichkeit / Qualifikation:
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