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Tracheostoma: Wechsel der Außen- und der Innenkanüle
Die Reinigung und der Wechsel von
Trachealkanülen zählen zu jenen Tätigkeiten, bei denen sich
ärztliche und pflegerische Kompetenzen überschneiden -
rechtliche Grauzonen inklusive. Daher ist es ratsam, rechtzeitig
etwaige Fehlerquellen zu beseitigen.
Standard "Tracheostoma: Wechsel der Außen- und der Innenkanüle"
Definition:
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Eine Tracheostomie ist eine operativ angelegte Öffnung der Luftröhre
("Luftröhrenschnitt") nach außen. Diese wird mittels einer
Trachealkanüle stabilisiert, die gleichzeitig einen Zugang zu den
Atemwegen im vorderen Halsbereich ermöglicht.
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Ein Tracheostoma und die dazugehörige
Trachealkanüle können nur dann korrekt arbeiten, wenn beide sorgfältig
gepflegt werden.
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Zumeist werden betroffene Patienten noch in der
Klinik zur eigenständigen Pflege des Stomas und der Kanüle angeleitet.
Da jedoch viele unserer Bewohner körperlich geschwächt oder demenziell
erkrankt sind, ist es erforderlich, dass diese Tätigkeit von uns
überwacht bzw. ganz oder teilweise durchgeführt wird.
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Der Wechsel der Trachealkanüle ist eigentlich
Aufgabe des Arztes. Diese Tätigkeit kann aber an die Pflegekräfte
delegiert werden, wenn keine Komplikationen zu erwarten sind.
Hinweise:
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Dieser Standard bezieht sich ausschließlich auf Bewohner, die mit Kanülen ohne Blockung versorgt sind.
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In einzelnen Fachbüchern wird der Wechsel der
Außen- und der Innenkanüle im Detail abweichend beschrieben. Wir haben
diesen Standard an die Mehrheitsmeinung der verfügbaren Pflegeliteratur
angepasst.
Grundsätze:
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Wir arbeiten eng mit dem behandelnden Arzt zusammen. Alle Maßnahmen
werden sorgfältig mit dem Arzt besprochen.
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Alle Anweisungen des Arztes werden genau
dokumentiert. Wir drängen stets auf schriftliche Instruktionen.
Mündliche Anweisungen sollten immer unter Zeugen erfolgen.
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Der Bewohner sollte die Pflege seines Tracheostomas
wenn möglich selbst erledigen, ggf. mit Unterstützung einer
Pflegekraft. Nur wenn der Bewohner dazu nicht in der Lage ist, wird
diese Aufgabe von uns übernommen.
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Die Pflege des Stomas und den Kanülenwechsel
übernehmen wir nur dann, wenn dieses unproblematisch und risikoarm ist.
Ziele:
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Der Bewohner ist in der Lage, ruhig und entspannt zu atmen.
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Die Luftröhre wird vor Austrocknung und vor Verschmutzung geschützt.
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Infektionen und Verletzungen der Trachea werden verhindert.
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Die Haut in unmittelbarer Umgebung des
Tracheostomas wird geschützt. Wir verhindern insbesondere mechanische
Reizungen durch die Kanüle und durch das Halteband. Auch ein Auf- bzw.
Erweichen der Haut (Mazeration) durch Sekrete wird vermieden.
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Die Kanüle wird sicher am dafür vorgesehenen Ort fixiert.
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Infektionen der Atmungsorgane werden verhindert.
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Es erfolgt keine Keimverschleppung auf Pflegekräfte oder auf andere Bewohner.
Vorbereitung:
Indikation
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Bei
reizlosem Stoma
und bei einer normalen Sekretmenge wird die Außenkanüle im ärztlich
vorgegebenen Intervall, spätestens jedoch nach 28 Tagen gewechselt.
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Bei einer Silberkanüle kann ggf. ein regelmäßiger
Wechsel der Außenkanüle entfallen. Sie wird nur bei Bedarf getauscht.
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Die Innenkanüle wird mindestens einmal pro Tag gewechselt und gesäubert.
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Ist die Sekretmenge ungewöhnlich hoch, erfolgen die
o. g. Maßnahmen ggf. mehrmals täglich. Die Durchgängigkeit der Kanüle
und somit die Atmung des Bewohners müssen sichergestellt sein.
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Der Wechsel sollte nicht direkt nach der
Nahrungsaufnahme durchgeführt werden. Das Risiko von Übelkeit,
Erbrechen und somit einer Aspiration sind dann erhöht.
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Das notwendige Maß an Keimfreiheit ist abhängig von
der Beschaffenheit der Wunde. Es gilt: Je frischer die
Tracheostomawunde ist, umso aseptischer muss beim Kanülenwechsel
gearbeitet werden.
personelle Organisation
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Die Stomareinigung
und der Kanülenwechsel werden stets von einer Pflegefachkraft
durchgeführt. Unverzichtbar sind immer auch eine genaue Einweisung und
eine Delegation der Aufgabe durch den Hausarzt.
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Nach Möglichkeit sollte eine weitere Pflegehilfskraft als Assistenz eingesetzt werden.
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Diese Maßnahme wird regelmäßig per Pflegevisite kontrolliert.
aktivierende Pflege
Wir prüfen stets
vorab, in welchem Maß der Bewohner unterstützt werden soll. Sofern
weder eine demenzielle Erkrankung noch feinmotorische Störungen
vorliegen, wird das Maß an Unterstützung fortschreitend reduziert.
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Zu Beginn wird die Maßnahme komplett von uns
durchgeführt. Der Bewohner kann die Handlungsabfolge mit einem kleinen
Handspiegel verfolgen.
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Nach einigen Tagen sollte der Bewohner zumindest
einige Handgriffe durchführen, also etwa die Reinigung der
Stomaumgebung oder das Anbringen des Haltebändchens.
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Letztlich soll der Bewohner den Kanülenwechsel
eigenständig durchführen. Dabei wird er zunächst noch von der
Pflegekraft angeleitet und beobachtet.
Material für den Kanülenwechsel
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desinfizierte Trachealkanüle
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Kanülenhalteband
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ggf. Killian-Spekulum (sog. "Tracheostoma-Spreizer")
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Tracheostomatuch (Abdecktuch)
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Händedesinfektionsmittel
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2 Paar Einmalhandschuhe, 4 Paar bei einer assistierenden Pflegehilfskraft
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saugfähige Schlitzkompressen bzw. Kompressen mit aufgedampfter antibakterieller Beschichtung
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sterile Kompressen oder Tupfer
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0,9%iges NaCl oder Aqua dest.
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Stomaöl (erhöht die Gleitfähigkeit der Kanüle), alternativ Silikonspray
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Kanülenreinigungsbehälter, Kanülenreinigungspulver / Kanülenreinigungslösung
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weiche Spezialbürste für die Reinigung (sog. "Flaschenputzer")
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Zellstoff
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Abwurfbehälter
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ggf. Absauggerät, dazu passende Katheter, sterile Handschuhe (siehe Standard "Absaugen")
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ggf. Salbe zur Versorgung entzündeter Haut
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Pinzette
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Nierenschale
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ggf. Mundschutz
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ggf. Taschenlampe
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ggf. Waschschüssel mit Waschlappen und Handtuch
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Lagerungsbox für die gesäuberte Kanüle
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Wenn noch die Gefahr eines Kollabierens oder
Schrumpfens des Tracheostomas besteht, beispielsweise wenn die OP noch
nicht längere Zeit zurückliegt, sollte immer eine Kanüle, die eine
Nummer kleiner ist, bereitliegen. Im Notfall ist diese leichter und mit
geringerer Verletzungsgefahr einzuführen.
Organisation
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Das Absauggerät wird auf Funktionsfähigkeit geprüft und bereitgestellt.
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Das Zimmer wird ggf. gelüftet und danach auf eine angenehme Raumtemperatur beheizt.
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Ein von beiden Seiten freier Zugang zum Bett wird ermöglicht.
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Es werden Maßnahmen zur Wahrung der Intimsphäre getroffen.
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Der Bewohner wird über die anstehende Maßnahme informiert und um Zustimmung gebeten. Etwaige Fragen werden beantwortet.
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Die Vitalwerte werden ermittelt.
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Der Bewohner wird in eine bequeme sitzende
Position gebracht. Der Kopf sollte leicht nach hinten überstreckt
werden. Alternativ liegt der Bewohner flach auf dem Rücken.
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Wenn es der Bewohner wünscht, kann er die Maßnahme mit einem kleinen Taschenspiegel verfolgen.
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Die Pflegekraft sorgt für gute
Lichtverhältnisse. Falls notwendig wird eine zusätzliche Lampe
aufgestellt (idealerweise eine "Spot-Glühbirne").
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Die Kleidung des Bewohners wird mit einem Handtuch geschützt.
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Falls die Pflegekraft auch nur leicht erkältet ist, ist immer ein Mundschutz zu tragen.
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Die Pflegekraft desinfiziert sich die Hände und zieht Einmalhandschuhe an.
Durchführung:
Beginn
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Die verschmutzte Schlitzkompresse wird entfernt.
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Die Pflegekraft entfernt größere Verschmutzungen mit einer Kompresse.
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Falls notwendig saugt die Pflegekraft Sekret ab.
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Die Pflegekraft löst die Befestigung. Sie
umfasst die Innenkanüle am Ansatz, zieht diese heraus und legt sie in
einen geeigneten Behälter.
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Das Kanülenhalteband wird gelöst. Wir kontrollieren, ob dieses verschmutzt ist und wechseln es ggf. aus.
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Die Außenkanüle wird herausgenommen. Diese
Maßnahme kann beim Bewohner einen Hustenreiz auslösen. Die Pflegekraft
rechnet also stets mit unerwarteten Bewegungen.
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Mittels einer feuchten und lauwarmen
Stomakompresse oder einem Pflegetuch säubern wir den Stomawulst und die
umliegende Haut. Die Wischrichtung ist von innen nach außen.
-
Dabei verzichten wir auf den Einsatz von Seife, da diese die Haut reizt.
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Bei größeren Verschmutzungen können die Waschschüssel und ein Waschlappen genutzt werden.
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Der Einsatz von Watte, Watteträgern oder Flusen bildenden Tüchern ist zu unterlassen.
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Die Pflegekraft stellt sicher, dass keine
Flüssigkeit in das Stoma gelangt. Ggf. wird das Stoma daher mit einer
Kompresse abgedeckt. Wenn Öl, Salben oder andere Fremdstoffe in das
Stoma geraten, kann es zu einer Pneumonie kommen.
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Borken, die sich am Innenrand des Stomawulstes festgesetzt haben, entfernen wir mittels einer geeigneten Pinzette.
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Wir kontrollieren die Wundränder. Bei
verstärkter Borkenbildung, Entzündungen oder gar Blutungen wird der
Hausarzt informiert. (Hinweis: Bei einer selbstständigen Durchführung
durch den Bewohner ist es wichtig, dass dieser für die Hautinspektion
einen Spiegel nutzt.)
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Falls notwendig (und so ärztlich verschrieben) tragen wir eine Salbe zur Wundheilung auf.
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Die Pflegekraft legt die Schlitzkompresse an
die Außenkanüle an. Sie wird so positioniert, dass diese beim Einführen
der Außenkanüle zwischen der Haut und der Kanüle aufliegt. Bei
silberhaltigen Kompressen muss die metallene Schicht auf der Haut
aufliegen. Das Silber wirkt antibakteriell und reduziert das Risiko
einer Infektion.

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Wenn die Wundränder gereizt sind, kann die
Pflegekraft einen Hydrokolloidverband auflegen. Dieser muss zuvor
passend zur Öffnung des Tracheostomas zugeschnitten werden.
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Eine gereinigte Außenkanüle wird mit leichten
Drehbewegungen eingeführt. Das Stoma wird mit zwei Fingern der anderen
Hand zudem etwas gespannt. Auch dieses kann beim Bewohner einen
Hustenreiz auslösen.
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Das Kanülenband wird fixiert. Bei einem nicht
elastischen Band sollte darauf geachtet werden, dass dieses nicht zu
fest angespannt wird. Zwei Finger sollten immer noch eingeschoben
werden können.
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Wir legen die frische Kanüle bereit.
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Diese sollte keine Desinfektionsmittelrückstände aufweisen und trocken sein.
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Sie sollte körperwarm sein. (Dieses ist wichtig, wenn die Kanüle zuvor abgekocht wurde.)
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Die Pflegekraft prüft die Kanüle auf sichtbare Schäden.
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Bei Kunststoffkanülen ist es überdies
sinnvoll, die Innenkanüle mit Stomaöl einzureiben oder mit Silikonspray
zu behandeln. Durch die glatte Oberfläche reduziert sich die Anhaftung
von Borken und von Sekret.
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Das Halteband wird an einer Seite befestigt.
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Die Pflegekraft führt die Innenkanüle ein.
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Ggf. kann es jetzt notwendig sein, den Bewohner erneut abzusaugen.
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Die Pflegekraft bringt das Abdecktuch an. Es
verhindert das Eindringen von Staub, Schmutz und anderen Fremdkörpern
in das Stoma. Zudem nimmt es austretendes Sekret auf. Vielen
Betroffenen ist zudem der optische Eindruck wichtig. Sie wünschen, dass
das Stoma unter dem Tuch unsichtbar bleibt.
Reinigung der Kanüle
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Mit einer sterilen Kompresse wird die
Innenkanüle grob gesäubert, unter fließendem Wasser kurz gespült. Die
Kanülenreinigungsbürste kann die Oberfläche zerkratzen. Sie wird daher
nur dann genutzt, wenn sich die Sekretablagerungen nicht von allein
lösen. Sie wird zuvor in die richtige Form gebogen, um über die
Kanülenspitze in die Kanüle eingeführt zu werden.
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Die Kanüle wird mit der vom Hersteller empfohlenen Methode keimfrei gemacht.
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Die Pflegekraft wechselt die Einmalhandschuhe.
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Wenn ein Desinfektionsmittel genutzt wurde, ist
es wichtig, dass die Rückstände unter klarem Wasser abgespült werden.
Ansonsten könnten die Reste des Mittels die Schleimhäute reizen.
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Die gereinigte Trachealkanüle wird unter
hygienischen Bedingungen auf Materialveränderungen und Schäden
kontrolliert und zurück in die Lagerungsbox gelegt.
Nachbereitung:
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Die Pflegekraft desinfiziert ihre Hände.
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Der Bewohner wird bequem gelagert.
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Die Pflegekraft kontrolliert die Atmung. Diese sollte gleichmäßig und ohne Nebengeräusche sein.
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Falls notwendig und verordnet kann ein Vernebler eingeschaltet werden.
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Die Pflegekraft kontrolliert das Befinden des Bewohners.
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Die Klingel wird in Reichweite des Bewohners abgelegt.
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Bei möglicherweise bedrohlichen Zustandsveränderungen wird umgehend ein Arzt gerufen.
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Das verwendete Material wird entsorgt.
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Die Bürste wird einmal pro Woche getauscht.
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Beide Kanülen werden getrocknet und danach in die Aufbewahrungsbox gelegt.
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Silberkanülen werden zweimal im Jahr von einer Fachwerkstatt kontrolliert und ggf. aufgearbeitet.
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Alle Maßnahmen werden sorgfältig dokumentiert.
Dokumente:
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Leistungsnachweise "medizinische Pflege"
-
Pflegebericht
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Wunddokumentation
-
Pflegeplanung
Verantwortlichkeit /
Qualifikation:
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Pflegefachkraft
-
ggf. Pflegehilfskraft als Assistenz
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