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Umgebungsgestaltung gemäß Bobath-Konzept
Mobilisieren
und lagern nach Bobath ist wohl jeder Pflegekraft bekannt. Aber Betten
verschieben und Tische umstellen? Tatsächlich hat auch die
Umgebungsgestaltung ihren Platz im Konzept gefunden. In einem kurzen
Standard erklären wir Ihnen, wie ein Fernseher und die Konfektschachtel
zur Aktivierung eines Schlaganfallpatienten beitragen können.
Umgebungsgestaltung gemäß Bobath-Konzept
Definition:
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Bei einer Halbseitenlähmung und einem
ausgeprägten Neglect kann die Wahrnehmung auch über eine sinnvolle
Umgebungsgestaltung gefördert werden. Das Zimmer des Bewohners wird so
eingerichtet, dass die mehr betroffene Seite einbezogen wird. Dieses
geschieht vor allem über die Positionierung von Gegenständen, die für
den Bewohner eine große Bedeutung haben.
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Der Bewohner dreht dann den Kopf in Richtung der mehr betroffenen Hälfte, da sich auf dieser Seite alles Interessante abspielt.
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Voraussetzung ist, dass er auf der mehr
betroffenen Seite über ausreichende Seh- und Hörfähigkeiten verfügt.
Liegt etwa eine einseitige Erblindung vor, führt diese Positionierung
nicht zur Aktivierung, sondern zur Isolation. Der Bewohner hört also
etwa Stimmen, kann aber keine Personen erkennen.
Grundsätze:
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Die hier beschriebenen Maßnahmen werden nur mit Zustimmung des Bewohners durchgeführt.
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Jeder Bewohner wird auf eine veränderte
Umgebungsgestaltung individuell reagieren. Wenn wir keinen
therapeutischen Effekt erkennen, wird die Maßnahme beendet.
Ziele:
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Die Sinnesreize erreichen den Bewohner vor allem über die mehr betroffene Seite und aktivieren diese.
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Die mehr betroffene Seite wird wieder in das Körperbild des Bewohners integriert.
Vorbereitung:
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Vor jeder Umgestaltung muss das Ausmaß der
Beeinträchtigungen des Bewohners abgeschätzt werden, vor allem
Störungen des Körperbilds sowie eine krankheitsbedingte Reduzierung des
Blickfelds.
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Dem Bewohner und seinen Angehörigen muss der
Zweck der Maßnahme erläutert werden. Alle Beteiligten müssen verstehen,
welchen therapeutischen Nutzen wir uns davon versprechen.
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Wir prüfen, wie mobil der Bewohner ist. Wenn er
im Tagesverlauf mehrere Räume aufsucht, sollte das hier beschriebene
Konzept hauptsächlich auf solche Zimmer angewendet werden, in denen er
sich tagsüber aufhält. Vor allem also das Wohnzimmer. Die Einrichtung
des Schlafzimmers sollte primär praktischen (und nicht therapeutischen)
Erwägungen folgen.
Durchführung:
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Das Pflegebett wird so positioniert, dass die
mehr betroffene Körperseite in Richtung Zimmermitte liegt. Die weniger
betroffene Seite soll zu einer Wand weisen.
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In einem Zweibettzimmer wird das Bett des
Mitbewohners so aufgestellt, dass der Hemiplegiepatient ihm die mehr
betroffene Seite zuwendet.
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In Richtung der mehr betroffenen Seite sollte (wenn möglich) auch das Fenster und die Zimmertür liegen.
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Der Nachttisch wird auf der mehr betroffenen
Seite des Bewohners aufgestellt. Auf ihm legen wir alle "interessanten"
Utensilien ab, etwa Wecker, Uhren, Bücher, die Fernbedienung oder
Süßigkeiten. Wenn der Bewohner nach ihnen greifen will, muss er dieses
über die mehr betroffene Seite hinweg tun. Wir stellen sicher, dass der
Bewohner diese Gegenstände aber auch wirklich sehen kann.
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Auch die weitere Raumgestaltung folgt diesem
Prinzip. Das Fernsehgerät, Poster und Wandkalender werden so
aufgestellt, dass der Bewohner seinen Blick über die mehr betroffene
Seite hinweg auf sie richten muss.
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Die Klingel (in der stationären Pflege) und das
Telefon (in der ambulanten Pflege) werden immer auf der weniger
betroffenen Seite abgelegt. Im Notfall würde der Bewohner diese
Gegenstände auf der mehr betroffenen Seite nicht suchen.
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Wir bitten Besucher, sich an die mehr
betroffene Seite des Bewohners zu setzen. Auch Pflegekräfte,
Therapeuten und Beschäftigungsmitarbeiter halten sich bevorzugt auf
dieser Seite auf.
Bild: Alles "Interessante" sollte auf
der mehr betroffenen Körperseite (grau) positioniert werden. Die hemiplegische
Hälfte wird dadurch aktiviert.
Nachbereitung:
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Alle Beobachtungen werden dokumentiert.
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Die Pflegeplanung / Maßnahmenplanung wird regelmäßig an den Zustand des Bewohners angepasst.
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Wir diskutieren kritisch, ob die
Umgebungsgestaltung den gewünschten Effekt hat. In vielen Fällen führt
diese Maßnahme nicht zur Aktivierung des Bewohners, sondern isoliert
ihn.
Dokumente:
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Pflegeplanung / Maßnahmenplanung
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Pflegedokumentation
Verantwortlichkeit / Qualifikation:
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