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Umgebungsgestaltung gemäß Bobath-Konzept

Mobilisieren und lagern nach Bobath ist wohl jeder Pflegekraft bekannt. Aber Betten verschieben und Tische umstellen? Tatsächlich hat auch die Umgebungsgestaltung ihren Platz im Konzept gefunden. In einem kurzen Standard erklären wir Ihnen, wie ein Fernseher und die Konfektschachtel zur Aktivierung eines Schlaganfallpatienten beitragen können.


Umgebungsgestaltung gemäß Bobath-Konzept


Definition:

  • Bei einer Halbseitenlähmung und einem ausgeprägten Neglect kann die Wahrnehmung auch über eine sinnvolle Umgebungsgestaltung gefördert werden. Das Zimmer des Bewohners wird so eingerichtet, dass die mehr betroffene Seite einbezogen wird. Dieses geschieht vor allem über die Positionierung von Gegenständen, die für den Bewohner eine große Bedeutung haben.
  • Der Bewohner dreht dann den Kopf in Richtung der mehr betroffenen Hälfte, da sich auf dieser Seite alles Interessante abspielt.
  • Voraussetzung ist, dass er auf der mehr betroffenen Seite über ausreichende Seh- und Hörfähigkeiten verfügt. Liegt etwa eine einseitige Erblindung vor, führt diese Positionierung nicht zur Aktivierung, sondern zur Isolation. Der Bewohner hört also etwa Stimmen, kann aber keine Personen erkennen.

Grundsätze:

  • Die hier beschriebenen Maßnahmen werden nur mit Zustimmung des Bewohners durchgeführt.
  • Jeder Bewohner wird auf eine veränderte Umgebungsgestaltung individuell reagieren. Wenn wir keinen therapeutischen Effekt erkennen, wird die Maßnahme beendet.

Ziele:

  • Die Sinnesreize erreichen den Bewohner vor allem über die mehr betroffene Seite und aktivieren diese.
  • Die mehr betroffene Seite wird wieder in das Körperbild des Bewohners integriert.

Vorbereitung:

  • Vor jeder Umgestaltung muss das Ausmaß der Beeinträchtigungen des Bewohners abgeschätzt werden, vor allem Störungen des Körperbilds sowie eine krankheitsbedingte Reduzierung des Blickfelds.
  • Dem Bewohner und seinen Angehörigen muss der Zweck der Maßnahme erläutert werden. Alle Beteiligten müssen verstehen, welchen therapeutischen Nutzen wir uns davon versprechen.
  • Wir prüfen, wie mobil der Bewohner ist. Wenn er im Tagesverlauf mehrere Räume aufsucht, sollte das hier beschriebene Konzept hauptsächlich auf solche Zimmer angewendet werden, in denen er sich tagsüber aufhält. Vor allem also das Wohnzimmer. Die Einrichtung des Schlafzimmers sollte primär praktischen (und nicht therapeutischen) Erwägungen folgen.

Durchführung:

  • Das Pflegebett wird so positioniert, dass die mehr betroffene Körperseite in Richtung Zimmermitte liegt. Die weniger betroffene Seite soll zu einer Wand weisen.
  • In einem Zweibettzimmer wird das Bett des Mitbewohners so aufgestellt, dass der Hemiplegiepatient ihm die mehr betroffene Seite zuwendet.
  • In Richtung der mehr betroffenen Seite sollte (wenn möglich) auch das Fenster und die Zimmertür liegen.
  • Der Nachttisch wird auf der mehr betroffenen Seite des Bewohners aufgestellt. Auf ihm legen wir alle "interessanten" Utensilien ab, etwa Wecker, Uhren, Bücher, die Fernbedienung oder Süßigkeiten. Wenn der Bewohner nach ihnen greifen will, muss er dieses über die mehr betroffene Seite hinweg tun. Wir stellen sicher, dass der Bewohner diese Gegenstände aber auch wirklich sehen kann.
  • Auch die weitere Raumgestaltung folgt diesem Prinzip. Das Fernsehgerät, Poster und Wandkalender werden so aufgestellt, dass der Bewohner seinen Blick über die mehr betroffene Seite hinweg auf sie richten muss.
  • Die Klingel (in der stationären Pflege) und das Telefon (in der ambulanten Pflege) werden immer auf der weniger betroffenen Seite abgelegt. Im Notfall würde der Bewohner diese Gegenstände auf der mehr betroffenen Seite nicht suchen.
  • Wir bitten Besucher, sich an die mehr betroffene Seite des Bewohners zu setzen. Auch Pflegekräfte, Therapeuten und Beschäftigungsmitarbeiter halten sich bevorzugt auf dieser Seite auf.

Bild: Alles "Interessante" sollte auf der mehr betroffenen Körperseite (grau) positioniert werden. Die hemiplegische Hälfte wird dadurch aktiviert.


Nachbereitung:

  • Alle Beobachtungen werden dokumentiert.
  • Die Pflegeplanung / Maßnahmenplanung wird regelmäßig an den Zustand des Bewohners angepasst.
  • Wir diskutieren kritisch, ob die Umgebungsgestaltung den gewünschten Effekt hat. In vielen Fällen führt diese Maßnahme nicht zur Aktivierung des Bewohners, sondern isoliert ihn.

Dokumente:

  • Pflegeplanung / Maßnahmenplanung
  • Pflegedokumentation

Verantwortlichkeit / Qualifikation:

  • alle Mitarbeiter



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