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Standard "Applikation von
Vaginaltherapeutika"
Vor allem bei der Therapie von Pilzinfektionen der
Scheide ist die Applikation von Vaginaltherapeutika unverzichtbar. Wir
zeigen Ihnen, wie die Verabreichung gelingt.
Standard "Applikation von
Vaginaltherapeutika"
Definition:
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In einer gesunden Vagina leben einige wenige
pathogene Keime sowie eine deutlich größere Zahl an nicht-pathogenen
Organismen. Die 'ungefährlichen' Organismen schützen die Vagina vor der
unkontrollierten Ausbreitung schädlicher Krankheitserreger. Zusätzlich
wird durch das saure Milieu der Scheide eine Keimvermehrung gehemmt.
Dennoch können verschiedene Faktoren zu einer Infektion und zu
entzündlichen Prozessen innerhalb der Scheide führen.
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Eine auf die Vagina und auf die Vulva
beschränkte Erkrankung kann zumeist durch die Applikation von
Vaginaltherapeutika behandelt werden. Es handelt sich dabei um
Vaginalcremes oder um Vaginaltabletten ("Scheidenzäpfchen"). Diese
werden i. d. R. möglichst tief in die Scheide vor den Gebärmutterhals
geschoben. Nach der Verabreichung schmelzen die Medikamente durch die
Körperwärme oder lösen sich im Vaginalsekret auf. Die Wirkstoffe werden
somit sehr gezielt freigesetzt. Durch die lokale Applikation treten bei
den meisten Vaginaltherapeutika nur geringe systemische (also im ganzen
Körper auftretende) Nebenwirkungen auf.
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Am häufigsten werden Antimykotika eingesetzt,
um eine Pilzinfektion zu therapieren. Auf dem gleichen Weg können aber
z.B. auch Milchsäurebakterien eingebracht werden, um die Vaginalflora
zu stabilisieren.
Bild:
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1=Uterus
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2= Schambeinfuge
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3= Harnblase
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4=Vagina
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5=Darmausgang
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6= Dickdarm
Grundsätze:
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Uns ist bewusst, dass viele Bewohnerinnen die
Maßnahme als höchst unangenehm empfinden. Das kann dazu führen, dass
demenziell erkrankte Seniorinnen diese Abneigung in verschiedenster
Form bis hin zum Widerstand zeigen werden. Daher ist ein
wertschätzender Umgang sowie der Einsatz von validierender
Kommunikation sehr wichtig.
Ziele:
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Die Würde der Bewohnerin bleibt gewahrt.
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Die Bewohnerin versteht die Maßnahme und ist
kooperativ.
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Das Medikament wird sicher eingebracht.
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Die auslösende Erkrankung wird therapiert.
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Eine Verletzung der Schleimhäute wird vermieden.
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Eine etwaige allergische Reaktion wird zeitnah
erkannt.
Vorbereitung:
Organisation
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Soweit möglich wird das Medikament am Abend
direkt vor dem Zubettgehen appliziert. Wenn die Bewohnerin liegt,
fließt weniger Wirkstoff aus der Vagina aus.
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Direkt vor der Applikation wird der Bewohnerin
ein Toilettengang angeboten.
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Falls möglich sollte die Bewohnerin das
Medikament eigenständig einführen. Die richtige Durchführung wird der
Bewohnerin sorgfältig erklärt. Wir stellen sicher, dass die Bewohnerin
uns korrekt verstanden hat. (Hinweis: Insbesondere bei demenziell
erkrankten Seniorinnen kann es vorkommen, dass diese die
Vaginaltherapeutika oral einnehmen. Dieses liegt daran, dass die
Betroffenen ggf. mit der Beschreibung "vaginal einführen" wenig
anfangen können. Da den Pflegebedürftigen das Thema überdies peinlich
ist, fragen sie dann ggf. auch nicht mehr nach.)
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Aufgrund des erheblichen Eingriffs in die
Intimsphäre erfolgt die Applikation vornehmlich durch die vertraute
Bezugspflegekraft. Ggf. sollte die Pflegekraft weiblich sein, um
Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs zu begegnen. Ansonsten ist es
ratsam, dass eine zweite Pflegekraft anwesend ist.
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Die Bewohnerin wird über die anstehende
Maßnahme informiert. Ihre Fragen werden umfassend beantwortet. Die
Bewohnerin wird um Zustimmung gebeten. Wir erklären der Bewohnerin,
dass die Applikation i. d. R. schmerzfrei ist. Im Gegenteil wird das
krankheitsbedingte Jucken und Brennen durch das Medikament gelindert.
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Die Fenster werden geschlossen. Die Raumluft
wird ggf. auf eine angenehme Temperatur geheizt.
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Das Bett wird in eine angenehme Arbeitshöhe
gebracht.
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Besucher werden kurz vor die Tür gebeten.
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Die Pflegekraft liest den Beipackzettel des
Medikaments sorgfältig durch. Die Medikamentengabe erfolgt anhand der
"6-R-Regel". Also:
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richtige Bewohnerin
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richtiges Medikament
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richtige Darreichungsform
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richtige Haltbarkeit
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richtige Dosierung
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richtige Uhrzeit
Material:
Wir stellen das
Material bereit:
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Einmalhandschuhe
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ggf. Fingerling
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ggf. Applikator
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ggf. Gleitmittel für das Suppositorium
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ggf. Einlage
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Material für eine Intimpflege
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Einmalhandtuch
Durchführung:
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Die Pflegekraft führt eine hygienische
Händedesinfektion durch und zieht Handschuhe an. Durch das Tragen der
Handschuhe schützt sich die Pflegekraft vor vaginalen und vor
perianalen Keimen.
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Die Bewohnerin wird in eine Rückenlage
gebracht. Sie soll die Beine anziehen. Die Körperhaltung erleichtert
den Zugang zum Intimbereich und minimiert den Medikamentenrückfluss.
Eine Lagerung auf der Seite ist als Alternative möglich, wenn die
Bewohnerin z.B. aufgrund von Druckgeschwüren nicht auf dem Rücken
gelagert werden kann.
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Die Bewohnerin wird so zugedeckt, dass
lediglich der Intimbereich freigelegt ist. Dadurch wird die Intimsphäre
geschützt und gleichzeitig die Bewohnerin vor einer Auskühlung bewahrt.
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Die Pflegekraft stellt sicher, dass ausreichend
Licht auf den Intimbereich fällt.
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Abhängig vom Präparat wird dieses für die
Applikation vorbereitet. Ein Applikator wird mit der Creme, mit dem Gel
oder mit dem Schaum gefüllt.
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Wir vermeiden es, Vaginalsuppositorien aus der
Verpackung herauszudrücken. Es ist besser, die Folie der Verpackung
abzuziehen und das Medikament freizulegen.
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Die Pflegekraft inspiziert die vaginale
Öffnung. Sie achtet z. B. auf unangenehme Gerüche, auf Rötungen, auf
Schwellungen und auf Ausfluss.
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Die Pflegekraft führt eine Intimpflege durch.
Sie vermindert damit das Risiko, dass durch die Applikation des
Medikaments weitere Keime in die Vagina eingebracht werden. Die
Einmalhandschuhe werden gewechselt. Ggf. zieht die Pflegekraft einen
weiteren Fingerling über den Zeigefinger.
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Das runde und glatte Ende des Suppositoriums,
das zuerst eingeführt wird, wird mit einem Gleitmittel behandelt.
Dadurch wird das Einführen erleichtert. Auch der Zeigefinger wird ggf.
mit einem Gleitmittel überzogen. Bei der Verwendung eines Applikators
wird dieser mit einem Gleitgel behandelt.
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Die Pflegekraft fordert die Bewohnerin
unmittelbar vor dem Einführen auf, sich zu entspannen. Die Schamlippen
werden mit den Fingern etwas gespreizt. Eine rechtshändige Pflegekraft
nutzt dafür die linke Hand.
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Ein Suppositorium wird mit dem Zeigefinger der
dominanten Hand rund 8 Zentimeter eingeführt. Ein Applikator mit Creme,
mit Gel oder mit Schaum wird nur rund 5 Zentimeter eingeführt. Die
Pflegekraft drückt nun den Kolben ein, bis der Applikator entleert ist.
Die Pflegekraft entfernt den Applikator.
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Wenn der Applikator für den einmaligen Gebrauch
vorgesehen ist, wird er nun im Abfallbehälter entsorgt. Ein mehrfach
nutzbarer Applikator wird auf einem Einmalhandtuch abgelegt, um eine
Keimverschleppung aus der Vagina zu vermeiden.
Nachbereitung:
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Die Bewohnerin soll nach der Applikation
mindestens 15 Minuten ruhig in der Rückenlage liegen bleiben. Die Hüfte
wird ggf. mit einem Kissen unterlagert. Damit vermeiden wir, dass das
Medikament ausläuft.
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Ggf. wird eine Einlage aufgelegt, um
austretende Medikamentenreste aufzunehmen. Die Pflegekraft rät der
Bewohnerin davon ab, einen Tampon einzuführen, da dieser einen Teil des
Medikaments aufsaugen würde.
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Sexuell aktiven Bewohnerinnen wird nahegelegt,
bis zur Normalisierung der Gesundheitssituation auf Geschlechtsverkehr
zu verzichten.
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Die Rufanlage wird in Reichweite der Bewohnerin
abgelegt. Sie soll sich bei der Pflegekraft melden, wenn Beschwerden
auftreten. Die Pflegekraft sollte 30 Minuten nach der Applikation die
Bewohnerin erneut aufsuchen und den Zustand erfragen. Es kann zu
allergischen Reaktionen kommen. Diese zeigen sich i. d. R. durch lokale
Haut- und Schleimhautreaktionen sowie durch Schmerzen und andere
Beschwerden.
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Die Pflegekraft entsorgt die
Verbrauchsmaterialien und führt eine hygienische Händedesinfektion
durch.
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Ein mehrfach verwendbarer Applikator wird
entsprechend den Herstellervorgaben gereinigt; also etwa mit Wasser und
mit Seife. Danach wird der Applikator verpackt. Die Pflegekraft sorgt
dafür, dass der Behälter mit einem Namen versehen ist. Wir stellen
damit sicher, dass der Applikator nur für die jeweilige Bewohnerin
verwendet wird.
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Die Maßnahme sowie die Reaktionen der
Bewohnerin darauf werden dokumentiert.
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Beobachtungen, etwa Hautveränderungen oder
Schmerzäußerungen, werden dokumentiert und ggf. dem Hausarzt mitgeteilt.
Dokumente:
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Leistungsnachweis
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Berichtsblatt
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Dokumentenblatt "Meldungen an den Arzt"
Verantwortlichkeit
/ Qualifikation:
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