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Standard "Weichlagerung / Superweichlagerung"

Wie Medikamente haben auch Lagerungshilfsmittel mitunter erhebliche Nebenwirkungen. Die Weichlagerung etwa senkt zwar die Dekubitusgefahr. Gleichzeitig jedoch steigt oftmals die Anfälligkeit für Körperbildstörungen und für Kontrakturen.


Standard "Weichlagerung / Superweichlagerung"


Definition:

  • Die wichtigste Strategie zur Vermeidung von Druckgeschwüren ist die regelmäßige Umlagerung von gefährdeten Bewohnern. Dieses ist jedoch oftmals nicht im ausreichenden Maß möglich, etwa weil Grunderkrankungen Positionsänderungen nur eingeschränkt zulassen. In diesem Fall greifen wir ergänzend auf Weichlagerungssysteme zurück.
  • Die Weichlagerung kann durch Antidekubitusmatratzen erfolgen. Diese bestehen überwiegend aus Schaumstoff. Einen ganz ähnlichen Effekt kann man durch Wasserbetten erzielen.
  • Das Prinzip der Weichlagerung basiert auf der Verteilung des einwirkenden Drucks auf eine möglichst große Fläche.
  • In Weichlagerungsmatratzen werden Bewegungsimpulse weitgehend geschluckt. Der Bewohner versinkt völlig in der Matratze und spürt seinen eigenen Körper zumeist nicht mehr. Betroffene benötigen daher mehrmals täglich deutliche Körpererfahrungen, um ein Verblassen des Körperbilds abzuwenden.
  • Ergänzend zur Weichlagerung gibt es auch eine sog. "Superweichlagerung", die eine noch umfassendere Druckentlastung möglich macht. Im gleichen Ausmaß steigen allerdings auch die Nebenwirkungen.

Grundsätze:

  • Weichlagerung ist kein Ersatz für die regelmäßige Umlagerung des Bewohners. Beide Maßnahmen müssen kombiniert durchgeführt werden.
  • Je weicher ein Bewohner liegt, umso immobiler wird er. Immobilität wiederum fördert das Auftreten von Druckgeschwüren.
  • Trotz Weichlagerung kann die Entstehung eines Dekubitus niemals ausgeschlossen werden.

Ziele:

  • Das Gewebe wird uneingeschränkt mit Sauerstoff versorgt. Es kommt zu keinen Gewebeschäden in den gefährdeten Körperzonen.
  • Der Bewohner liegt bequem und schmerzfrei.
  • Der Bewohner wird in seiner Bewegungsfreiheit nicht unnötig eingeschränkt. Insbesondere wird eine Entfremdung des Bewohners von seinem eigenen Körper vermieden.

Vorbereitung:

Indikation / Kontraindikation

  • Das Risiko des Bewohners wird eingeschätzt. Nur wenn eine relevante Gefährdung vorliegt, prüfen wir eine Weichlagerung.
  • Ohne ein relevantes Risiko unterbleibt die Weichlagerung. Eine Weichlagerung aus einem "diffusen" Prophylaxebestreben ist nicht sinnvoll.
  • Bei einigen Krankheitsbildern ist die Druckentlastung in Kombination mit den Bewegungseinschränkungen durchaus sinnvoll, etwa bei Knochenmetastasen.
  • Eine Weichlagerung kann bei Schmerzpatienten zu einer erheblichen Reduktion der Beschwerden führen.
  • Bei Bewohnern mit erhöhtem Sturzrisiko kann eine Weichlagerung die Gefährdung erhöhen. Eine fehlende Randverstärkung der Matratze erschwert das sichere Aufstehen aus dem Bett.

Auswahl des richtigen Weichlagerungssystems

  • Sowohl die erwünschte Druckreduktion als auch die Nebenwirkungen treten je nach individueller Konstitution und etwaigen Grunderkrankungen unterschiedlich intensiv auf. Daher lässt sich der zu erzielende Effekt nicht vorhersagen, sondern muss durch Ausprobieren erschlossen werden.
  • Eine geeignete Matratze zur Weichlagerung sollte eine gute Druckreduktion bieten, die Eigenbewegungen des Bewohners aber nur minimal einschränken und überdies dem Körper ausreichend Halt geben.

Durchführung:

Allgemeines

  • Bei einem Einsatz von Inkontinenzschutzhüllen in Kombination mit Weichlagerungssystemen kann es zu einer Beeinträchtigung der Druckreduktion kommen.
  • Der Einsatz von Weichlagerungsmatratzen erschwert auch der Pflegekraft den Transfer von Bewohnern im Bett, da diese sehr tief einsinken. Das Umlagern von Bewohnern erfordert mehr Krafteinsatz und führt zu erhöhten Scherkräften. In vielen Fällen ist die Umlagerung durch nur eine Pflegekraft nicht mehr möglich.
  • Wenn der Bewohner erstmals auf einem Weichlagerungssystem gelagert wird, bleiben die Umlagerungsintervalle zunächst unverändert. Wenn der Hautzustand des Pflegebedürftigen entsprechende Fortschritte zeigt, können die Umlagerungsintervalle Schritt für Schritt gesteigert werden. Realistisch ist eine Verlängerung der Zeitabstände um den Faktor zwei im Vergleich zur Lagerung auf konventionellen Matratzen. Wenn wir eine Rötung beobachten, die mutmaßlich einen Dekubitus Grad 1 darstellt, müssen die Umlagerungen wieder engmaschiger erfolgen.

Verlust des Körperschemas und der Eigenmobilität

  • Als Folge der nahezu optimalen Druckverteilung kann der Bewohner die Grenze zwischen seinem Rücken und der Matratze nicht mehr erspüren. In seiner Wahrnehmung "verschmilzt" er mit der Matratze. Arme und Beine werden nicht mehr als Teil des Körpers wahrgenommen. Es kommt letztlich zum Verlust des Körperschemas.
  • Durch das tiefe Einsinken in die Matratze steigt der Energieaufwand für Eigenbewegungen, etwa der Beine oder der Arme. Eine noch vorhandene Rest- und Eigenmobilität geht dadurch verloren.
  • Wir achten auf Anzeichen dafür, dass ein "verwaschenes" Körperbild entsteht. Betroffene werden häufig binnen kurzer Zeit unruhig oder somnolent. Der Muskeltonus steigt.
  • Wenn ein Bewohner auf einer solchen Matratze gelagert wird, ist es unverzichtbar, ihn zur Bewegung zu animieren oder alternativ passive Bewegungsübungen durchzuführen. Dieses ist schon im Rahmen der Kontrakturenprophylaxe sinnvoll.

Nachbereitung:

  • Weichlagerungssysteme unterliegen einer Alterung. Das Material kann ermüden. Die Pflegekraft prüft daher die Hilfsmittel alle sechs Monate auf Risse, Brüche und Materialveränderungen; insbesondere im Bereich des Gesäßes.
  • Der häufige Kontakt mit Körperflüssigkeiten, etwa als Folge von Inkontinenz, kann die Abnutzungserscheinungen beschleunigen. Verschlissene Weichlagerungssysteme sollten zeitnah ausgetauscht werden.
  • Sofern der Bewohner hinreichend orientiert ist, wird er regelmäßig zu seinem Befinden befragt. Er soll selbst entscheiden, ob er zulasten des Dekubitusschutzes mehr Beweglichkeit im Pflegebett wünscht.

Dokumente:

  • Wunddokumentation
  • Berichtsblatt
  • ärztliches Verordnungsblatt
  • Kommunikationsblatt mit dem Arzt
  • Pflegeplanung / Maßnahmenplanung

Verantwortlichkeit / Qualifikation:

  • Pflegefachkräfte



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