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Standard "Wundabstrich"
Wenn
Wunden standhaft jede Heilungstendenz verweigern, ist garantiert eine
Infektion im Spiel. Im Zeitalter von MRSA ist der Einsatz von
Breitspektrumantibiotika - zumal auf Verdacht - jedoch etwas aus der
Mode gekommen. Für Klarheit sorgt dann ein Wundabstrich.
Standard "Wundabstrich"
Definition:
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Infektionen zählen zu den häufigsten Ursachen
von Wundheilungsstörungen. Allerdings kommt es nicht in jedem Fall zur
typischen Symptomatik, etwa wenn die Immunabwehr des Bewohners
geschwächt ist. In diesem Fall bleibt der Infektionsstatus ggf.
unbemerkt.
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Besonders gefährlich ist eine Besiedelung mit multiresistenten Keimen, die also auf gängige Antibiotika nicht ansprechen.
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Um derartige Komplikationen zeitnah zu
erfassen, ordnen Ärzte Wundabstriche an. Die Maßnahme kann an
Pflegefachkräfte delegiert werden. Diese entnehmen die Probe,
dokumentieren alle relevanten Begleitumstände und leiten das gewonnene
Material an das Labor weiter.
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Zu den Vorteilen von solchen Tupferabstrichen
zählen die einfache Durchführung, die geringen Kosten und die mäßige
Schmerzbelastung. Die Aussagekraft dieser Probengewinnung ist jedoch
begrenzt. Mit dem Watteträger werden häufig lediglich Umgebungskeime
aufgenommen, nicht jedoch die für die Infektion ursächlichen
Krankheitserreger. Diese sind ggf. in darunter liegende Hautschichten
gewandert. Bei Abszessen und bei tiefen Wundinfektionen sind daher
alternative Probenentnahmetechniken wie etwa eine Gewebebiopsie
sinnvoll.
Hinweis:
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Die optimale Durchführung eines Wundabstrichs
ist in der Fachliteratur umstritten; insbesondere hinsichtlich des
notwendigen Hygieneniveaus, der vorherigen Wundreinigung oder der
genauen Abfolge der Einzelschritte. Es ist ggf. sinnvoll, die Details
mit dem Arzt und mit dem Labor zu klären.
Grundsätze:
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Der diagnostische Wert eines Wundabstrichs ist
davon abhängig, dass die Pflegekraft alle hier beschriebenen Schritte
korrekt durchführt. Schon kleine Mängel können dazu führen, dass
Wundkeime falsch oder gar nicht erkannt werden. Letztlich erfolgt die
Therapie mit unwirksamen Medikamenten, zu spät oder unterbleibt
vollständig.
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Ebenso wichtig ist eine lückenlose Dokumentation der Durchführung sowie aller Beobachtungen hinsichtlich des Wundzustands.
Ziele:
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Es gelingt uns, mit dem Abstrichtupfer die Keime aufzunehmen, die für die Wundinfektion verantwortlich sind.
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Der Abstrichtupfer wird dabei nicht mit
Krankheitserregern kontaminiert, die sich zwar im Wundgebiet befinden,
die aber für den Entzündungsprozess irrelevant sind.
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Die Probe wird korrekt zwischengelagert und zeitnah zum Labor transportiert.
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Durch unsere Hygienemaßnahmen vermeiden wir,
dass zusätzliche Keime in die Wunde eingeschleppt werden. Gleichzeitig
schließen wir aus, dass Krankheitserreger unkontrolliert aus der Wunde
austreten und die Umgebung kontaminieren.
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Die Schmerzbelastung des Bewohners wird minimiert.
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Der behandelnde Arzt erhält alle notwendigen
Informationen, um eine Wundinfektion zu therapieren. Nach Beseitigung
der Keimbesiedelung heilt die Wunde ab.
Vorbereitung:
Indikation:
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Es ist nicht notwendig, grundsätzlich von allen
Wunden einen Abstrich zu nehmen. Die Probenentnahme ist nur dann
sinnvoll, wenn die typischen Symptome einer Wundinfektion vorliegen.
Also etwa Rötungen, Schwellungen, Überwärmung, Schmerzen im Wundbereich
oder das Vorhandensein von Eiter.
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Sinnvoll ist ein Abstrich auch, wenn eine Wunde trotz optimaler Behandlungsbedingungen keine Heilungstendenzen zeigt.
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Eine Gewinnung von Probenmaterial ist sehr
wichtig, wenn sich der Bewohner zeitweilig in einer Einrichtung
aufhielt, in der ein hohes MRSA-Risiko besteht. Dazu zählen z.B.
Rehakliniken, Krankenhäuser oder Dialysezentren.
Material:
Wir stellen das notwendige Material zusammen:
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steriler Abstrichtupfer
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steriles Transportröhrchen
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sterile Handschuhe / Einmalhandschuhe
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Ggf. persönliche Schutzausrüstung, etwa Schutzkittel, Schutzbrille sowie Schutzmaske
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Plastikbeutel als Umverpackung für den Transport zum Labor
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Aufkleber für den Namen des Bewohners
Weiteres
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Die Nutzung von Verbandsstoffen, die Silber an
die Wunde abgeben, kann das Ergebnis eines Wundabstrichs verfälschen
(falsch negatives Ergebnis). Dieses ist insbesondere dann der Fall,
wenn die Wundauflage noch 24 bis 48 Stunden vor der Probenentnahme
verwendet wurde.
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Auch die Einnahme von Antibiotika kann dazu
führen, dass ein Abstrich ohne Befund bleibt, obwohl die Wunde
weiterhin infiziert ist.
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Wir stellen sicher, dass wir über alle relevanten Informationen verfügen. Ggf. kontaktieren wir das Labor bzw. den Arzt. Etwa:
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Aus welchem Bereich der Wunde soll die Probe entnommen werden? Von der Oberfläche oder aus etwaigen Wundtaschen?
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Ist eine Lagerung der Probe bei Raumtemperatur angemessen?
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Wie schnell muss die Probe das Labor erreichen?
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Falls notwendig erhält der Bewohner rechtzeitig
vor der Maßnahme ein Schmerzmittel, um die Probenentnahme erträglich zu
machen. Die Pflegekraft wartet ab, bis das Analgetikum eine
ausreichende Wirkung zeigt; i.d.R. also 30 Minuten.
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Ein Abwurfbehälter wird in Reichweite aufgestellt.
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Das Bett des Bewohners wird in eine angenehme Arbeitshöhe gefahren.
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Die Pflegekraft stellt alle notwendigen Materialien zusammen und legt diese in Griffweite ab.
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Der Bewohner wird so gelagert, dass ein
einfacher Zugang zur Wunde möglich ist. Falls eine Wundreinigung oder
eine Wundspülung notwendig ist, sorgt die Pflegekraft für einen
angemessenen Feuchtigkeitsschutz.
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Die Pflegekraft sorgt für ausreichend Licht im Wundgebiet.
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Die Pflegekraft führt eine hygienische Händedesinfektion durch.
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Sofern ein alter Wundverband aufliegt, zieht
die Pflegekraft Einmalhandschuhe an. Falls notwendig, trägt sie
ergänzende Schutzkleidung.
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Die Pflegekraft entfernt die Wundauflage
vorsichtig. Wenn die Auflage auf dem Hautdefekt anhaftet, wird die
Wunde mit steriler Kochsalzlösung angefeuchtet. Festsitzende
Klebestreifen können ggf. mit Pflasterentferner gelöst werden.
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Die Pflegekraft prüft die alte Wundauflage auf
Anzeichen einer Wundinfektion. Relevant sind der Geruch, die Farbe und
die Menge des Wundexsudats. Der alte Wundverband wird verworfen. Die
Pflegekraft achtet darauf, dass der Bewohner den verschmutzten Verband
nicht sieht; es könnte ihm schlecht werden.
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Die Pflegekraft untersucht die Wunde auf
Veränderungen. Sie achtet auf die Granulation, Wundtaschenbildung,
Nekrosen, Sekretbildung usw.
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Wir spülen die Wunde mit Kochsalzlösung aus,
bis das Exsudat komplett ausgeschwemmt wurde. Flüssigkeitsreste werden
mit einer sterilen Kompresse aufgenommen. Wir stellen durch die
Reinigung sicher, dass die Probenentnahme den eigentlichen Wundkeim
aufnimmt und nicht primär die Oberflächenkeime. Im anhaftenden
Wundsekret sind zwar auch Keime zu finden; es handelt sich aber nicht
zwangsläufig um die gleichen Krankheitserreger, die in der Wunde selbst
zur Infektion führten.
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Aus diesem Grund dürfen auch keine Antiseptika
zur Wundspülung verwendet werden, da das Abstrichergebnis verfälscht
werden würde. Eine antiseptische Reinigung erfolgt folglich stets erst
nach der Abstrichentnahme.
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Die alten Handschuhe werden verworfen.
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Die Pflegekraft führt eine erneute Händedesinfektion durch und zieht sterile Handschuhe an.
Durchführung:
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Die Pflegekraft öffnet das Probenröhrchen und entnimmt den Abstrichtupfer.
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Bei trockenen Wunden ist es sinnvoll, den
Abstrichtupfer mit einer sterilen Kochsalzlösung anzufeuchten, da sonst
keine Keime aufgenommen werden können.
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Bei großflächigen Hautläsionen wird das Sekret
spiralförmig vom Wundrand her mit dem Watteträger aufgenommen. Der
Wattekopf wird also über die gesamte Wundoberfläche geführt und erfasst
somit möglichst viele der dort vorkommenden Bakterien. Diese
Entnahmetechnik wird "Essener Wundkreisel" genannt.
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Möglich ist auch ein Zickzackmuster. Die
Pflegekraft beginnt also z.B. rechts oben am Wundrand, führt den
Wattekopf dann nach links, dann wieder ein Stück tiefer nach rechts
usw., bis sie links unten ankommt.
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Während des Abstrichs sollte der Stab so gedreht werden, dass der Wattekopf von allen Seiten mit der Wunde in Kontakt kommt.
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Es ist strikt zu vermeiden, dass der Wattekopf
intakte Haut, die Kleidung oder eine andere Oberfläche berührt. Ist
dieses geschehen, so wird der Probenträger verworfen und ersetzt.
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Mitunter muss die Pflegekraft mit einer Hand
die Wundränder leicht spreizen, damit der Probenträger den Wundgrund
erreichen kann.
Nachbereitung:
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Der Watteträger wird in das Probenröhrchen
gesteckt, ohne den Rand des Röhrchens zu berühren. Danach verschließt
die Pflegekraft den Behälter.
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Die Handschuhe werden verworfen und durch Einmalhandschuhe ersetzt.
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Die Wunde wird mit einem neuen Verband versorgt.
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Die Pflegekraft beschriftet das Röhrchen. Wenn
mehrere Abstriche beim gleichen Bewohner durchgeführt werden, vermerkt
die Pflegekraft auf dem Etikett den genauen Entnahmeort der Probe.
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Es ist wichtig, dass keine Keime auf die
Außenseite der Laborprobentasche verschleppt werden, da es sonst zu
weiteren Infektionsübertragungen kommen könnte.
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Die Handschuhe und die Schutzkleidung werden verworfen.
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Der Müll wird entsorgt. Die Pflegekraft desinfiziert ggf. kontaminierte Flächen.
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Der Bewohner wird wieder bequem gelagert. Er soll sich bei der Pflegekraft melden, wenn er Schmerzen verspürt.
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Wir vermerken alle für das Labor relevanten
Informationen, also etwa den Wundzustand, die Wundart, etwaige
Nekrosen, etwaige Wundtaschen usw. Diese Daten helfen später dem
Mikrobiologen bei der Bewertung der Ergebnisse.
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Die Probe wird zeitnah in das Labor
transportiert. Je mehr Zeit zwischen der Probeentnahme und der
Auswertung vergeht, umso größer ist das Risiko von fehlerhaften
Ergebnissen. Das Transportröhrchen wird nicht im Kühlschrank
zwischengelagert, da empfindliche Bakterien durch die Kälte absterben
könnten.
Dokumente:
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Einsendeformular für mikrobiologische Untersuchungen
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Berichtsblatt
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Leistungsnachweis medizinische Behandlungspflege
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Fragen an den Arzt
Verantwortlichkeit / Qualifikation:
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