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Standard "Wundabstrich"

Wenn Wunden standhaft jede Heilungstendenz verweigern, ist garantiert eine Infektion im Spiel. Im Zeitalter von MRSA ist der Einsatz von Breitspektrumantibiotika - zumal auf Verdacht - jedoch etwas aus der Mode gekommen. Für Klarheit sorgt dann ein Wundabstrich.


Standard "Wundabstrich"


Definition:

  • Infektionen zählen zu den häufigsten Ursachen von Wundheilungsstörungen. Allerdings kommt es nicht in jedem Fall zur typischen Symptomatik, etwa wenn die Immunabwehr des Bewohners geschwächt ist. In diesem Fall bleibt der Infektionsstatus ggf. unbemerkt.
  • Besonders gefährlich ist eine Besiedelung mit multiresistenten Keimen, die also auf gängige Antibiotika nicht ansprechen.
  • Um derartige Komplikationen zeitnah zu erfassen, ordnen Ärzte Wundabstriche an. Die Maßnahme kann an Pflegefachkräfte delegiert werden. Diese entnehmen die Probe, dokumentieren alle relevanten Begleitumstände und leiten das gewonnene Material an das Labor weiter.
  • Zu den Vorteilen von solchen Tupferabstrichen zählen die einfache Durchführung, die geringen Kosten und die mäßige Schmerzbelastung. Die Aussagekraft dieser Probengewinnung ist jedoch begrenzt. Mit dem Watteträger werden häufig lediglich Umgebungskeime aufgenommen, nicht jedoch die für die Infektion ursächlichen Krankheitserreger. Diese sind ggf. in darunter liegende Hautschichten gewandert. Bei Abszessen und bei tiefen Wundinfektionen sind daher alternative Probenentnahmetechniken wie etwa eine Gewebebiopsie sinnvoll.
Hinweis:
  • Die optimale Durchführung eines Wundabstrichs ist in der Fachliteratur umstritten; insbesondere hinsichtlich des notwendigen Hygieneniveaus, der vorherigen Wundreinigung oder der genauen Abfolge der Einzelschritte. Es ist ggf. sinnvoll, die Details mit dem Arzt und mit dem Labor zu klären.

Grundsätze:

  • Der diagnostische Wert eines Wundabstrichs ist davon abhängig, dass die Pflegekraft alle hier beschriebenen Schritte korrekt durchführt. Schon kleine Mängel können dazu führen, dass Wundkeime falsch oder gar nicht erkannt werden. Letztlich erfolgt die Therapie mit unwirksamen Medikamenten, zu spät oder unterbleibt vollständig.
  • Ebenso wichtig ist eine lückenlose Dokumentation der Durchführung sowie aller Beobachtungen hinsichtlich des Wundzustands.

Ziele:

  • Es gelingt uns, mit dem Abstrichtupfer die Keime aufzunehmen, die für die Wundinfektion verantwortlich sind.
  • Der Abstrichtupfer wird dabei nicht mit Krankheitserregern kontaminiert, die sich zwar im Wundgebiet befinden, die aber für den Entzündungsprozess irrelevant sind.
  • Die Probe wird korrekt zwischengelagert und zeitnah zum Labor transportiert.
  • Durch unsere Hygienemaßnahmen vermeiden wir, dass zusätzliche Keime in die Wunde eingeschleppt werden. Gleichzeitig schließen wir aus, dass Krankheitserreger unkontrolliert aus der Wunde austreten und die Umgebung kontaminieren.
  • Die Schmerzbelastung des Bewohners wird minimiert.
  • Der behandelnde Arzt erhält alle notwendigen Informationen, um eine Wundinfektion zu therapieren. Nach Beseitigung der Keimbesiedelung heilt die Wunde ab.

Vorbereitung:

Indikation:

  • Es ist nicht notwendig, grundsätzlich von allen Wunden einen Abstrich zu nehmen. Die Probenentnahme ist nur dann sinnvoll, wenn die typischen Symptome einer Wundinfektion vorliegen. Also etwa Rötungen, Schwellungen, Überwärmung, Schmerzen im Wundbereich oder das Vorhandensein von Eiter.
  • Sinnvoll ist ein Abstrich auch, wenn eine Wunde trotz optimaler Behandlungsbedingungen keine Heilungstendenzen zeigt.
  • Eine Gewinnung von Probenmaterial ist sehr wichtig, wenn sich der Bewohner zeitweilig in einer Einrichtung aufhielt, in der ein hohes MRSA-Risiko besteht. Dazu zählen z.B. Rehakliniken, Krankenhäuser oder Dialysezentren.

Material:

Wir stellen das notwendige Material zusammen:

  • steriler Abstrichtupfer
  • steriles Transportröhrchen
  • sterile Handschuhe / Einmalhandschuhe
  • Ggf. persönliche Schutzausrüstung, etwa Schutzkittel, Schutzbrille sowie Schutzmaske
  • Plastikbeutel als Umverpackung für den Transport zum Labor
  • Aufkleber für den Namen des Bewohners

Weiteres

  • Die Nutzung von Verbandsstoffen, die Silber an die Wunde abgeben, kann das Ergebnis eines Wundabstrichs verfälschen (falsch negatives Ergebnis). Dieses ist insbesondere dann der Fall, wenn die Wundauflage noch 24 bis 48 Stunden vor der Probenentnahme verwendet wurde.
  • Auch die Einnahme von Antibiotika kann dazu führen, dass ein Abstrich ohne Befund bleibt, obwohl die Wunde weiterhin infiziert ist.
  • Wir stellen sicher, dass wir über alle relevanten Informationen verfügen. Ggf. kontaktieren wir das Labor bzw. den Arzt. Etwa:
    • Aus welchem Bereich der Wunde soll die Probe entnommen werden? Von der Oberfläche oder aus etwaigen Wundtaschen?
    • Ist eine Lagerung der Probe bei Raumtemperatur angemessen?
    • Wie schnell muss die Probe das Labor erreichen?
  • Falls notwendig erhält der Bewohner rechtzeitig vor der Maßnahme ein Schmerzmittel, um die Probenentnahme erträglich zu machen. Die Pflegekraft wartet ab, bis das Analgetikum eine ausreichende Wirkung zeigt; i.d.R. also 30 Minuten.
  • Ein Abwurfbehälter wird in Reichweite aufgestellt.
  • Das Bett des Bewohners wird in eine angenehme Arbeitshöhe gefahren.
  • Die Pflegekraft stellt alle notwendigen Materialien zusammen und legt diese in Griffweite ab.
  • Der Bewohner wird so gelagert, dass ein einfacher Zugang zur Wunde möglich ist. Falls eine Wundreinigung oder eine Wundspülung notwendig ist, sorgt die Pflegekraft für einen angemessenen Feuchtigkeitsschutz.
  • Die Pflegekraft sorgt für ausreichend Licht im Wundgebiet.
  • Die Pflegekraft führt eine hygienische Händedesinfektion durch.
  • Sofern ein alter Wundverband aufliegt, zieht die Pflegekraft Einmalhandschuhe an. Falls notwendig, trägt sie ergänzende Schutzkleidung.
  • Die Pflegekraft entfernt die Wundauflage vorsichtig. Wenn die Auflage auf dem Hautdefekt anhaftet, wird die Wunde mit steriler Kochsalzlösung angefeuchtet. Festsitzende Klebestreifen können ggf. mit Pflasterentferner gelöst werden.
  • Die Pflegekraft prüft die alte Wundauflage auf Anzeichen einer Wundinfektion. Relevant sind der Geruch, die Farbe und die Menge des Wundexsudats. Der alte Wundverband wird verworfen. Die Pflegekraft achtet darauf, dass der Bewohner den verschmutzten Verband nicht sieht; es könnte ihm schlecht werden.
  • Die Pflegekraft untersucht die Wunde auf Veränderungen. Sie achtet auf die Granulation, Wundtaschenbildung, Nekrosen, Sekretbildung usw.
  • Wir spülen die Wunde mit Kochsalzlösung aus, bis das Exsudat komplett ausgeschwemmt wurde. Flüssigkeitsreste werden mit einer sterilen Kompresse aufgenommen. Wir stellen durch die Reinigung sicher, dass die Probenentnahme den eigentlichen Wundkeim aufnimmt und nicht primär die Oberflächenkeime. Im anhaftenden Wundsekret sind zwar auch Keime zu finden; es handelt sich aber nicht zwangsläufig um die gleichen Krankheitserreger, die in der Wunde selbst zur Infektion führten.
  • Aus diesem Grund dürfen auch keine Antiseptika zur Wundspülung verwendet werden, da das Abstrichergebnis verfälscht werden würde. Eine antiseptische Reinigung erfolgt folglich stets erst nach der Abstrichentnahme.
  • Die alten Handschuhe werden verworfen.
  • Die Pflegekraft führt eine erneute Händedesinfektion durch und zieht sterile Handschuhe an.

Durchführung:

  • Die Pflegekraft öffnet das Probenröhrchen und entnimmt den Abstrichtupfer.
  • Bei trockenen Wunden ist es sinnvoll, den Abstrichtupfer mit einer sterilen Kochsalzlösung anzufeuchten, da sonst keine Keime aufgenommen werden können.
  • Bei großflächigen Hautläsionen wird das Sekret spiralförmig vom Wundrand her mit dem Watteträger aufgenommen. Der Wattekopf wird also über die gesamte Wundoberfläche geführt und erfasst somit möglichst viele der dort vorkommenden Bakterien. Diese Entnahmetechnik wird "Essener Wundkreisel" genannt.
  • Möglich ist auch ein Zickzackmuster. Die Pflegekraft beginnt also z.B. rechts oben am Wundrand, führt den Wattekopf dann nach links, dann wieder ein Stück tiefer nach rechts usw., bis sie links unten ankommt.

  • Während des Abstrichs sollte der Stab so gedreht werden, dass der Wattekopf von allen Seiten mit der Wunde in Kontakt kommt.
  • Es ist strikt zu vermeiden, dass der Wattekopf intakte Haut, die Kleidung oder eine andere Oberfläche berührt. Ist dieses geschehen, so wird der Probenträger verworfen und ersetzt.
  • Mitunter muss die Pflegekraft mit einer Hand die Wundränder leicht spreizen, damit der Probenträger den Wundgrund erreichen kann.

Nachbereitung:

  • Der Watteträger wird in das Probenröhrchen gesteckt, ohne den Rand des Röhrchens zu berühren. Danach verschließt die Pflegekraft den Behälter.
  • Die Handschuhe werden verworfen und durch Einmalhandschuhe ersetzt.
  • Die Wunde wird mit einem neuen Verband versorgt.
  • Die Pflegekraft beschriftet das Röhrchen. Wenn mehrere Abstriche beim gleichen Bewohner durchgeführt werden, vermerkt die Pflegekraft auf dem Etikett den genauen Entnahmeort der Probe.
  • Es ist wichtig, dass keine Keime auf die Außenseite der Laborprobentasche verschleppt werden, da es sonst zu weiteren Infektionsübertragungen kommen könnte.
  • Die Handschuhe und die Schutzkleidung werden verworfen.
  • Der Müll wird entsorgt. Die Pflegekraft desinfiziert ggf. kontaminierte Flächen.
  • Der Bewohner wird wieder bequem gelagert. Er soll sich bei der Pflegekraft melden, wenn er Schmerzen verspürt.
  • Wir vermerken alle für das Labor relevanten Informationen, also etwa den Wundzustand, die Wundart, etwaige Nekrosen, etwaige Wundtaschen usw. Diese Daten helfen später dem Mikrobiologen bei der Bewertung der Ergebnisse.
  • Die Probe wird zeitnah in das Labor transportiert. Je mehr Zeit zwischen der Probeentnahme und der Auswertung vergeht, umso größer ist das Risiko von fehlerhaften Ergebnissen. Das Transportröhrchen wird nicht im Kühlschrank zwischengelagert, da empfindliche Bakterien durch die Kälte absterben könnten.

Dokumente:

  • Einsendeformular für mikrobiologische Untersuchungen
  • Berichtsblatt
  • Leistungsnachweis medizinische Behandlungspflege
  • Fragen an den Arzt

Verantwortlichkeit / Qualifikation:

  • Pflegefachkraft



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