pqsg mobil
Start Suche Service
Diese Seiten wurden für Smartphones optimiert. Für die PC-Version klicken Sie bitte hier.

Standardmaßnahmenplan "mittlere Demenz" (neues Strukturmodell / SIS)

In mittleren Stadien der Demenz ist der Pflegebedarf am größten. Die körperlichen Ressourcen sind noch weitgehend erhalten, während die Kontrollfähigkeiten mehr und mehr erlöschen. In jeder unbeaufsichtigten Minute können sich Erkrankte in erhebliche Gefahr bringen.

Standardmaßnahmenplan "mittlere Demenz"

Die senile Demenz ist eine organisch bedingte Verminderung der intellektuellen Hirnleistung mit negativen Auswirkungen auf zahlreiche Funktionen. Im Laufe der Zeit treten Gedächtnis-, Wahrnehmungs- und Denkstörungen sowie Persönlichkeitsveränderungen, Desorientierung und Sprachstörungen auf. Das wichtigste Frühsymptom ist die verschlechterte Gedächtnisleistung. Die Primärsymptome (die sog. "6 A") sind:

  • Amnesie (Gedächtnisstörung. Zuerst ist das Kurzzeitgedächtnis gestört, später dann auch das Langzeitgedächtnis.)
  • Aphasie (Sprachstörung)
  • Agnosie (Wahrnehmungsstörungen)
  • Apraxie (Störung von motorischen Handlungsabläufen)
  • Abstraktionsfähigkeitsverlust
  • Assessmentstörung (die Urteilskraft ist gestört)
Sekundärsymptome:
  • Angst
  • Unruhe
  • Depressionen
  • Persönlichkeitsstörungen
  • Apathie
  • Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen
  • Paranoia
  • Abwehrverhalten
  • zunehmende zeitliche, örtliche, situative Desorientiertheit. Später auch Desorientierung zur eigenen Person
  • gestörter Tag-Nacht-Rhythmus
  • Bewohner vergisst, was er gesagt hat, und wiederholt es ständig, z. B. "Schwester, wie spät ist es?"
  • Urin- und Stuhlinkontinenz
  • Schluckstörungen
  • verlangsamtes und umständliches Denken
Schweregrade:
  • Leichte Demenz: Bei der leichten Demenz ist ein unabhängiges Leben mit persönlicher Hygiene und intaktem Urteilsvermögen möglich. Ggf. sind die Berufstätigkeit und soziale Kontakte aber deutlich beeinträchtigt. Angehörige berichten von Persönlichkeitsveränderungen. Viele Senioren reagieren darauf mit Niedergeschlagenheit, Rückzug, Scham und Wut. In dieser Phase entwickeln sich häufig auch Schuldzuweisungen, z. B. wird dem Betreffenden immer wieder etwas "gestohlen". Vermutlich handelt es sich dabei um einen Selbstschutz. Der Betroffene macht sich damit Ereignisse begreiflich, die er sich sonst nicht mehr erklären kann.
  • Mittelschwere Demenz: Bei der mittelschweren Demenz ist ein selbstständiges Leben sehr schwierig, ein erhöhtes Maß an Aufsicht ist notwendig. Bei alleinstehenden Personen können Gefahren auftreten, wie eine vergessene Herdplatte oder unbewachte brennende Kerzen. Komplizierte Handlungen können nicht mehr durchgeführt werden. Neue Handlungen werden nicht mehr erlernt. Der Betroffene reagiert darauf oft mit Gereiztheit, mit Depressionen und mit Rückzug. In dieser Phase tritt auch häufig eine motorische Unruhe auf. Die Betroffenen machen sich auf die Suche nach etwas Bekanntem, z. B. nach der eigenen früheren Wohnung oder nach einem Geschäft, in dem sie seinerzeit täglich eingekauft haben.
  • Schwere Demenz: Bei der schweren Demenz liegt ein Unvermögen vor, das Leben selbstständig zu führen. Die persönliche Hygiene kann nicht mehr durchgeführt werden. Es liegt u. a. ein Mutismus (Stummheit bei intakten Sprechorganen und erhaltenem Sprachvermögen) vor. Ständige Aufsicht und Anleitung sind erforderlich. Die nächsten Angehörigen werden nicht mehr erkannt. Mit der Zeit verlernen die Betroffenen das Gehen, das Sitzen und / oder das Schlucken. Sie werden bettlägerig. Die Krankheit führt schließlich zum Tod.
In der Altenpflege spielen die senile Demenz vom Alzheimer Typ und die Multiinfarktdemenz die größte Rolle.
  • Senile Demenz vom Alzheimer Typ (SDAT): Die Alzheimerkrankheit ist ein fortschreitender degenerativer Prozess im Gehirn. Im Kortex (Hirnrinde) kommt es durch Eiweißablagerungen zum Zelluntergang. So entwickelt sich ein Hirnschwund vorrangig im Temporal- und im Parietallappen. Die Alzheimerkrankheit ist nicht heilbar.
  • Multiinfarktdemenz: Die Multiinfarktdemenz tritt häufig nach wiederholten Schlaganfällen auf, die sich im Alltag kaum bemerkbar gemacht haben. Häufig leiden die Betroffenen seit Jahren unter Hypertonie und unter Diabetes mellitus. Oft sind sie Raucher. Die Ursache der Multiinfarktdemenz ist eine Minderdurchblutung des Gehirns infolge von arteriosklerotischen Veränderungen. Der Sauerstoffmangel führt zum Absterben von Neuronen und somit zu neurologischen Ausfallserscheinungen. Mit entsprechenden Medikamenten lässt sich die Durchblutung des Gehirns fördern. Typisch für diese Demenz ist ein schubförmiger Verlauf. Es kann zu einer plötzlich einsetzenden Verschlechterung kommen. Bei etwa jedem sechsten Betroffenen kommen epileptische Anfälle hinzu. Die Multiinfarktdemenz muss nicht zwangsläufig voranschreiten im Gegensatz zur Alzheimerdemenz.

Maßnahmen

weitere Praxistipps, Begründung und Anmerkungen


Fallbeispiel:

  • Frau Meier stammt ursprünglich aus Rumänien, lebt aber seit 25 Jahren in Deutschland. Sie beherrscht die deutsche Sprache gut. Als Folge der fortschreitenden Demenz verliert sie diese Sprachfähigkeiten aber wieder. Phasenweise spricht sie einzelne Sätze in Rumänisch und ist aufgebracht, wenn sie von den Pflegekräften nicht verstanden wird.
  • Aufgrund der Bewohnerbiografie wissen wir, dass Frau Meier acht Jahre als politische Gefangene in einem rumänischen Gefängnis einsaß. Laut ihrer Tochter kam es dort zu gewalttätigen Übergriffen durch Mitgefangene und durch Wachpersonal. In der Folge lehnt Frau Maier es ab, geduscht oder gebadet zu werden. Sie zeigt starkes Schamgefühl.
  • In den Jugendjahren litt Frau Maier in Rumänien immer wieder unter Hunger. Diese Erfahrungen wirken bis heute nach. Sie sammelt und hortet Nahrungsmittel. Frau Meier isst verdorbene Speisen aufgrund der verminderten Urteilskraft.

  •  Wenn die Pflegekraft die Worte von Frau Meier nicht deuten kann, dann sagt sie es ihr. Sie gibt nicht vor, sie verstanden zu haben.
  • Wir sprechen in einfachen kurzen Sätzen mit möglichst nur einer Information. Die Sätze untermalen wir mit Mimik und mit dazu passenden Bewegungen.
  • Wir verwenden keine Kindersprache.
  • Wir unterstützen die Sprache durch körperlichen Kontakt.
  • Die Pflegekraft lässt Frau Meier beim Baden oder beim Duschen nur dann aus den Augen, wenn diese allein sein möchte und das Risiko vertretbar ist.
  • Bei der Wahl der Pflegemittel werden die Wünsche von Frau Meier beachtet, sofern keine zwingenden Gründe dagegen sprechen (etwa Substanzen, die das Dekubitusrisiko erhöhen).
  • Wir verbinden das Baden oder das Duschen mit angenehmen Elementen, wie etwa dem Schminken, dem Lackieren der Nägel oder einer aufwendigeren Haarpflege. Nach dem Abtrocknen wird Frau Meier mit Hautpflegemittel eingecremt.
  • Das Horten von Nahrungsmitteln wird eingedämmt. Wir hinterlegen an beliebten "Kramplätzen" haltbare und verschweißte Nahrung, z. B. in der Handtasche oder im Nachttisch.
  • Wenn Frau Meier beim Sammeln entdeckt wird, greifen wir nicht vorwurfsvoll ein, sondern weisen sie einfühlsam auf ggf. verdorbene Nahrungsmittel hin. Wir nehmen die verdorbenen Speisen an uns und bieten dafür Ersatz an.
  • Frau Meier wird bei den Mahlzeiten beobachtet und angeleitet. Wenn sie Speisen in ihr Zimmer mitnimmt, versuchen wir im Dialog, dieses Verhalten zu korrigieren.

  • Wir verwenden den Wortschatz der Bewohnerin. Häufig reicht es, wenn das eine oder andere Fremdwort "eingebaut" wird. Also etwa der Begriff für "waschen", "aufstehen", "anziehen" usw. Die Pflegekraft kann einen "Spickzettel" nutzen. Es ist auch kein Problem, wenn ein Kauderwelsch aus Deutsch und Fremdsprachen entsteht.
  • Bei Bewohnern, die einen Dialekt sprechen, bauen wir ebenfalls einzelne Phrasen in unsere Kommunikation ein. So kann ein Bewohner beispielsweise mit “Moinmoin” oder mit “grüß Gott” begrüßt werden.
  • Sofern die Bewohnerin stuhlkontinent ist, reicht die Wäsche am Waschbecken aus. Die Bewohnerin wird nur einmal in der Woche geduscht oder (wenn sie dieses weiterhin ablehnt) gebadet.
  • Wir prüfen biografisch verankerte Vorlieben. Dieses etwa, wenn es die Bewohnerin gewohnt war, zum Baden oder zum Duschen ungewöhnlich warmes oder kaltes Wasser zu nutzen. Zu beachten sind nach Möglichkeit auch zeitliche Vorlieben, also etwa das Baden unmittelbar vor der Nachtruhe.

Fallbeispiel:

  • Herr Müller leidet unter Morbus Alzheimer. Die Erkrankung schritt in den letzten Jahren stetig voran und führt insbesondere zu sprachlichen Defiziten. Mitursächlich für die hirnorganische Degeneration ist sicherlich auch der jahrzehntelange Alkoholmissbrauch.
  • Er verliert mehr und mehr die Fähigkeit, sich verbal angemessen auszudrücken. Er bezeichnet z. B. Pflegekräfte als "Fräulein", "Mädele", "Süße" usw. Herr Müller leidet unter Wortfindungsstörungen. Im Sprachgebrauch ändert sich die Bedeutung einzelner Worte.
  • Phasenweise fällt Herr Müller ins Konfabulieren. Er berichtet Pflegekräften von Ereignissen aus seinem Leben, die er jeden Tag etwas anders darstellt.

  • Herr Müller wird immer wieder dazu animiert, sich verbal verständlich zu machen. Wir greifen dafür Gesprächsthemen auf, die er mag. Dazu zählen etwa seine Hobbys oder seine Familie.
  • Wir geben Herrn Müller ausreichend Zeit zum Überlegen.
  • Wir sorgen für eine ruhige Umgebung und stellen Störquellen ab, etwa einen laufenden Fernseher, das Radio usw. Ggf. wird das Fenster zur Straße oder die Tür zum Flur des Wohnbereiches geschlossen.
  • Herr Müller wird einfühlsam auf falsch eingesetzte Begriffe hingewiesen.
  • Die Pflegekraft hilft Herrn Müller, wenn dieser nach einer bestimmten Formulierung sucht. Sie bietet dann verschiedene passende Wörter an.
  • Ggf. führt die Pflegekraft begonnene Sätze zu Ende, wenn Herrn Müller dieses nicht mehr möglich ist.
  • Wir führen keine Streitgespräche, bei denen sich Herr Müller wegen seiner Defizite unterlegen fühlen muss. Wir nutzen stattdessen die validierende Kommunikation.
  • Wir prüfen, ob wir Herrn Müller mit einem Beschäftigungsangebot vom Konfabulieren ablenken können.
  • Herrn Müller wird verdeutlicht, dass er sich für seine Gedächtnislücken nicht schämen muss und dass es besser ist, offen über die Defizite zu reden.
  • Wenn Herr Müller im Gespräch abschweift, wird er einfühlsam wieder zum Thema zurückgeführt.
  • Wenn wir bemerken, dass Herrn Müller ein innerer Konflikt quält, bieten wir ihm an, offen über dieses Thema zu sprechen.

  • Bei einer leichten Demenz ist es durchaus sinnvoll, den Bewohner auf sprachliche Fehler hinzuweisen. Im weiteren Verlauf der demenziellen Erkrankung machen Korrekturen immer weniger Sinn. Ständiges Berichtigen wird im Gegenteil den Bewohner frustrieren und sein Selbstwertgefühl beeinträchtigen.
  • Die Pflegekraft nutzt Tafeln mit Lautschrift, um zumindest die wichtigsten Vokabeln einer Fremdsprache zu lernen und anwenden zu können.
  • Ggf. wird eine logopädische Therapie angeregt.

Fallbeispiel:

  • Vor einem Jahr musste Frau Meier ihre eigene Wohnung aufgeben und in das Pflegeheim umziehen, da die einsetzende Demenz eine eigenständige Lebensführung nicht mehr möglich machte. Durch die Verkennung von Risiken kam es zuletzt immer wieder zu brenzlichen Situationen. So hatte sie versucht, sich während des Badens die Haare zu föhnen.
  • Frau Meier ist auch mit der Handhabung der weiteren Technik im Badezimmer überfordert. Sie kann den Einhandmischer nicht bedienen. Das Wasser wird ggf. viel zu heiß eingestellt. Es besteht die Gefahr, dass sich Frau Meier verbrüht.
  • Frau Meier erkennt Gegenstände nicht mehr richtig. Sie kann deren Funktion nicht einschätzen. Sie verwendet diese verkehrt und gefährdet ihre Gesundheit.

  • Frau Meier wird bei der Körperpflege überwacht.
  • Wir prüfen die Temperatureinstellung des Waschwassers.
  • Frau Meier sollte elektrische Geräte nicht ohne Aufsicht anwenden.
  • Nach der Nutzung von potenziell gefährlichen Geräten werden diese durch das Ziehen des Steckers vom Stromnetz getrennt.
  • Möglicherweise gesundheitsgefährdende Gegenstände werden aus dem Zimmer von Frau Meier entfernt. Dazu zählen etwa Wasserkocher sowie Scheren und Messer.

  • Wir prüfen, ob es in der Umgebung der Bewohnerin potenzielle Unfallquellen gibt. Diese werden soweit möglich entschärft. Dazu zählen etwa Balkone sowie Fenster, wenn die Bewohnerin in einem höheren Stockwerk wohnt.
  • Wir prüfen, ob die Bewegungsfreiheit der Bewohnerin eingeschränkt werden muss. Ggf. schließen wir beispielsweise Balkontüren ab und sichern Fenster gegen ein vollständiges Öffnen.
  • Die Steckdosen werden mit Kindersicherungen ausgestattet.

Fallbeispiel:

  • Herr Müller hat sein gesamtes Berufsleben als landwirtschaftliche Hilfskraft verbracht. Sein Umgangston war bereits vor Einsetzen von Morbus Alzheimer sehr rustikal. Durch die fortschreitende Demenz wird die Kommunikation des Bewohners zunehmend aggressiv. Er verwendet sprachliche Äußerungen, die “unter die Gürtellinie” gehen. Er beschimpft Pflegekräfte und Mitbewohner.
  • Herr Müller zeigt enthemmtes Verhalten. Er onaniert im Wohnbereich. Er bezieht Mitbewohnerinnen gegen deren Willen in die sexuellen Handlungen ein.
  • In seltenen Fällen kommt es zu Handgreiflichkeiten gegen Pflegekräfte.
  • Herr Müller vernachlässigt die Intim- und die Händehygiene nach der Ausscheidung. Es droht eine Keimverschleppung.

  • Die Versorgung von Herrn Müller erfolgt hauptsächlich durch seine Bezugspflegekraft.
  • Wir verdeutlichen Herrn Müller, dass sein Verhalten unerwünscht ist und andere Menschen verletzen könnte.
  • Bei anhaltendem aggressiven Verhalten gegenüber Mitbewohnern wird Herr Müller aus der Gruppe herausgeführt und in sein Zimmer gebracht. Falls notwendig erhält er zukünftig vermehrt Einzelaktivierung statt Gruppenaktivierung.
  • Herr Müller wird nach aggressiven Vorkommnissen nicht im Beisein von Mitbewohnern für sein Verhalten getadelt. Wir informieren Herrn Müller stets unter vier Augen über die Folgen seines Handelns.
  • Wenn die Situation entschärft ist, suchen wir den Dialog mit den sprachlich angegriffenen Mitbewohnern. Wir erklären ihnen, welche Ursachen dem Handeln von Herrn Müller zugrunde liegen. Wir bitten diese, den sozialen Kontakt zu Herrn Müller aufrechtzuerhalten und ihn nicht auszuschließen.
  • Bei sexuellen Handlungen in der Öffentlichkeit fordern wir Herrn Müller dazu auf, diese einzustellen. Er wird in sein Zimmer zurückgebracht und erhält dort die Gelegenheit, seine sexuellen Tätigkeiten ungestört fortzuführen. Im persönlichen Dialog versuchen wir später, Herrn Müller zu verdeutlichen, wie sein Verhalten auf andere wirkt. Wir erklären ihm, welche Konsequenzen sein Handeln haben kann. So kann er beispielsweise nicht mehr an den Freizeitaktivitäten teilnehmen, wenn er dort öffentlich onaniert.
  • Wir versuchen, Herrn Müller individuelle Freiräume und Rückzugsmöglichkeiten zu schaffen. Wenn wir bemerken, dass er im Badezimmer onaniert, wird er dabei nicht gestört.
  • Wir geben Herrn Müller die benötigte Zuwendung, achten aber gleichzeitig auf die richtige Distanz. Wenn Herr Müller in der Lage ist, seinen Intimbereich selbst zu waschen, wird ihm diese Aufgabe nicht abgenommen. Wenn der Intimbereich von einer Pflegekraft gewaschen wird, erfolgt dieses in klaren und festen Bewegungen, die möglichst wenig sexuellen Interpretationsspielraum lassen.
  • In vielen Fällen kann eine sinnvolle Beschäftigung von sexuellen Handlungen in der Öffentlichkeit ablenken. Insbesondere kann Herr Müller durch körperliche Aktivität ausgelastet werden.
  • Sofern der Bewohner über ausreichend finanzielle Mittel verfügt, kann er die Dienste einer Sexualbegleiterin in Anspruch nehmen.
  • Die Pflegekraft animiert Herrn Müller zu einer ausreichenden Sauberkeit. Insbesondere nach jedem Toilettengang wird Herr Müller zum Händewaschen aufgefordert.

  • Wir prüfen, welche Faktoren mitursächlich für das Verhalten des Bewohners sein können. Beispielsweise können Schmerzen oder mentaler Stress die verbale Aggressivität steigern.
  • Die Bezugspflegekraft sollte erfahren sein im Umgang mit demenziell erkrankten Senioren. Ein selbstbewusstes Auftreten gegenüber dem Bewohner ist ebenfalls wichtig.
  • Wir organisieren wohnbereichsübergreifende Männerabende. Damit kompensieren wir, dass sich Männer im Pflegeheim einer deutlichen Mehrheit von Frauen gegenübersehen. Dieses sowohl bei der Bewohnerschaft als auch beim Pflegepersonal.
  • Potenziell gewalttätige Bewohner werden ausschließlich durch männliche Pflegekräfte betreut. Weibliche Pflegekräfte sollten nicht allein das Zimmer betreten. Falls notwendig wird die Unterbringung in einer geeigneten Einrichtung geprüft.

Fallbeispiel:

  • Frau Meier war zeitlebens Hausfrau und Mutter. Sie führte einen Haushalt mit sechs Kindern und im Nebenerwerb einen kleinen landwirtschaftlichen Betrieb. Ihr Charakter ist bestimmt von Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Fleiß. Nur widerwillig zog sie vor drei Jahren in ein Pflegeheim um, da eine ambulante Versorgung nicht möglich ist.
  • Zuletzt wurde bei Frau Meier Morbus Alzheimer festgestellt. Sie fällt in ihr altes häusliches Rollenbild zurück. Sie äußert den Wunsch, ihre Kinder von der Schule zu holen. Es besteht die Gefahr, dass er unentdeckt die Einrichtung verlässt. Sie irrt dann durch die Umgebung; dieses auch im Winter mit unzureichender Kleidung.
  • Frau Meier läuft innerhalb der Einrichtung ebenfalls stundenlang umher. Dadurch verbraucht sie zu viele Kalorien und ist als Folge unterernährt. Durch herkömmliche Ernährung lässt sich der Energiebedarf nicht decken.

  • Wenn Angehörige zu Besuch kommen, bitten wir diese, mit Frau Meier spazieren zu gehen und sie auf diese Weise zu beschäftigen und zu ermüden.
  • Wir nutzen die validierende Kommunikation. Wir fragen Frau Meier nach ihren Erinnerungen an ihr Zuhause. Ggf. sehen wir uns gemeinsam alte Fotos an.
  • Wir prüfen, ob es Freizeitangebote gibt, an denen Frau Meier teilnehmen kann, um sich abzulenken.
  • Wir begleiten Frau Meier in ihr Zimmer. Wir prüfen, ob sie mit einem Angehörigen telefonieren kann.
  • Wir stellen sicher, dass Frau Meier helle Kleidung trägt. Jacken werden nach Möglichkeit mit Reflektoren ausgestattet.
  • In der Kleidung und in der Handtasche werden der Name und die Adresse der Einrichtung vermerkt.
  • Wir achten darauf, dass Frau Meier auch innerhalb der Einrichtung stabiles Schuhwerk trägt. Dieses sollte so gewählt werden, dass sich Frau Meier nach einem Entweichen aus der Einrichtung auch im Freien sicher fortbewegen kann. Sie soll nicht mit Sandalen unterwegs sein.
  • Wir versorgen Frau Meier nach Absprache mit dem behandelnden Arzt mit hochkalorischer Kost.

  • Die Kleidung der Bewohnerin kann mit kleinen Sendern ausgestattet werden, die in Kombination mit einem Sensorensystem an den Eingängen ein Entweichen rechtzeitig melden.
  • Ggf. erhält die Bewohnerin Trinknahrung, die mit Sahne, mit Zucker oder mit Eiweißpulver angereichert wurde.
  • Wir sorgen für ausreichende Ruhepausen, z. B. durch Sitzgelegenheiten und anbieten von anderen Tätigkeiten.
  • Wir richten Essstationen ein. Diese stehen an Orten, an denen die Bewohnerin immer wieder vorbeiläuft. Auf einem kleinen Tisch stellen wir Snacks und Getränke bereit, die die Bewohnerin im Vorbeigehen zu sich nehmen kann.

Fallbeispiel:

  • Bei Herrn Müller wurde eine vaskuläre Demenz festgestellt. Durch Physiotherapie, Ergotherapie und kognitives Training konnte der Krankheitsverlauf zunächst noch verlangsamt werden. Inzwischen jedoch treten mehr und mehr Beeinträchtigungen auf.
  • Hauptproblem ist die Unfähigkeit, sich über einen längeren Zeitraum auf eine Tätigkeit zu konzentrieren. Das Waschen des Bewohners, die Nahrungsaufnahme und viele weitere Pflegemaßnahmen werden dadurch erheblich erschwert.
  • Es ist schwierig, Herrn Müller während der Körperpflege im Badezimmer zu halten. Während des Waschens möchte er entweichen. Er will z. B. seine Kinder von der Schule abholen oder zur Arbeit gehen. Die Konzentration und die Motivation von Herrn Müller lassen bei der Körperpflege schnell nach. Teile des Körpers wäscht Herr Müller dann nicht mehr eigenständig.
  • Herr Müller ist nicht in der Lage, über eine ausreichend lange Zeit am Tisch sitzen zu bleiben. Er steht immer wieder vom Tisch auf und unterbricht die Nahrungsaufnahme.

  • Wir legen Herrn Müller die Utensilien für die Körperpflege in der richtigen Reihenfolge in die Hand. Falls Herr Müller verbal nicht mehr angeleitet werden kann, zeigen oder tippen wir auf die Körperzone, die als Nächstes gewaschen werden soll. Die Reihenfolge bei der Körperwäsche wird ggf. angepasst. Wir beginnen zunächst mit den Körperregionen, die Herr Müller eigenständig erreichen und waschen kann. Herr Müller wird dafür gelobt. Sobald die Konzentration nachlässt, wird die weitere Körperpflege von der Pflegekraft übernommen. Diese sollte dann jene Bereiche säubern, die Herr Müller aufgrund körperlicher Beschränkungen ggf. ohnehin nicht ohne Hilfe erreichen könnte.
  • Wir nutzen die validierende Kommunikation, um Herrn Müller während der Körperpflege im Badezimmer zu beruhigen. Wir singen mit ihm gemeinsam ein Lied. Wir fragen Herrn Müller, wohin er will und was er dort machen möchte. Wir versuchen, ihn in ein Gespräch über seine Vergangenheit zu verwickeln und so abzulenken. Wenn Herr Müller nachdrücklich das Badezimmer verlassen möchte, gehen wir zurück in seinen Wohnbereich und sehen uns z. B. Familienfotos an. Wir fragen ihn, was er mit den Fotos verbindet. Er trägt einen Bademantel, damit er nicht auskühlt. Sobald sich Herr Müller beruhigt hat, kehren wir ins Badezimmer zurück und führen die Körperpflege fort.
  • Falls Herr Müller seine Mahlzeiten nicht komplett zu sich nehmen möchte, setzen wir ebenfalls validierende Kommunikation ein. Wir prüfen, ob wir ihn durch gutes Zureden wieder dazu motivieren können, die Mahlzeit fortzusetzen. Gelingt dieses nicht, lassen wir ihn gewähren. Ggf. geben wir ihm etwas zu essen mit. Also etwa ein belegtes Brötchen, das er während des Gehens essen kann. Die Mahlzeit wird ggf. in der Mikrowelle aufgewärmt, wenn Herr Müller zu einem späteren Zeitpunkt weiteressen möchte.

  • Wir prüfen, ob der Bewohner “innere Antriebe” besitzt, die wir aktivieren können, um ihn so zur Kooperation zu bewegen. Beispiele: Ein ehemaliger Bundeswehrsoldat etwa sollte stets “adrett” gekleidet sein. Oder: Eine vor Jahren verstorbene Ehefrau würde sich bestimmt wünschen, dass der verwitwete Bewohner mehr Wert auf das Äußere legen würde.
  • Wir prüfen, ob der Sitzpartner ein Faktor für das Verhalten des Bewohners im Speisesaal ist. Es kann hier Abneigungen geben, die den Impuls zum Aufstehen verstärken. Oder aber der Bewohner ist leichter am Tisch zu halten, weil ihm die Tischgemeinschaft sympathisch ist.
  • Wir prüfen ebenfalls, ob es biografisch verankerte Gewohnheiten gibt, die der Bewohner im Pflegeheim nicht ausleben kann und die ihn dazu bringen, den Tisch zu verlassen. Also etwa die fehlende Zeitung auf dem Esstisch.

Fallbeispiel:

  • Frau Meier lebt nach dem Tod ihres Mannes lange Zeit allein in ihrem Haus und wurde von ihrer Tochter versorgt. Da diese nun jedoch ihrem Mann ins Ausland folgte, musste Frau Meier in ein Pflegeheim umziehen. Die Symptomatik der bereits zuvor bestehenden Demenz hat sich dadurch erheblich verstärkt.
  • Frau Meier ist örtlich nicht orientiert. Sie weiß nicht, dass sie in einem Pflegeheim lebt. Sie irrt scheinbar ziellos im Wohnbereich umher und verlässt häufig die Einrichtung. Frau Meier läuft bis zur Erschöpfung. Wenn die Kräfte nachlassen, droht sie zu stürzen.

  • Wir versuchen, Frau Meier durch Ablenkung von ihrem Plan abzubringen. Wir schlagen ihr insbesondere alternative Beschäftigungsmöglichkeiten innerhalb des Hauses vor. Bei der Auswahl dieser Tätigkeiten berücksichtigen wir die berufliche Rolle.
  • Frau Meier soll Hüftprotektoren tragen.
  • Wenn eine Pflegekraft bemerkt, dass Frau Meier erschöpft ist, ermuntert sie diese, sich zu setzen und die Kräfte zu regenerieren.
  • Wenn wir einen Hilferuf hören, erhält Frau Meier sofort Unterstützung, um sich zu setzen und sich kurz zu erholen.
  • Wir ermuntern Frau Meier, einen Gehwagen zu nutzen. Wir erklären ihr insbesondere die Funktion der integrierten Sitzfläche für kurze Pausen.
  • Alternativ sollte Frau Meier Gehstöcke verwenden.

  • Das Zimmer der Bewohnerin wird möglichst persönlich eingerichtet. Die Bewohnerin kann es insbesondere mit vertrauten Einrichtungsgegenständen dekorieren, also etwa mit Fotos, mit Bildern oder mit Landkarten.
  • Die Zimmertür der Bewohnerin wird mit einem großen Foto gekennzeichnet. Alternativ kann auch ein Foto der Bewohnerin an der Tür angebracht werden. Hierbei ist zu beachten, dass sich die Bewohnerin auf einem aktuellen Foto häufig nicht wiedererkennt. Wir nutzen dann ein älteres Foto; im Idealfall mit Bezug zur vergangenen beruflichen oder familiären Tätigkeit. Ggf. schreiben wir unter das Foto den Zusatz “aus alten Tagen”.
  • Bei neu aufgenommenen Bewohnern wird der Bewegungsspielraum ggf. nur schrittweise erhöht. Die Bewohnerin sollte nach der Aufnahme erst dann andere Wohnbereiche, den Garten und die Umgebung erkunden, wenn sie sich in seinem Wohnbereich und seinem Zimmer sicher bewegen kann.
  • Bei Gängen im Wohnbereich (etwa zum Bewegungstraining oder zum Essen) werden stets die gleichen Routen durch das Gebäude gewählt.
  • Wir geben der Bewohnerin die Möglichkeit, ihre angestammte Rolle soweit möglich auch innerhalb der Einrichtung weiterzuführen. Eine Ehefrau und Mutter kann beispielsweise am Mittagstisch Teller verteilen und die Speisen auftragen.
  • Wir prüfen, ob es möglich ist, dass die Bewohnerin von einem Praktikanten, von einem ehrenamtlichen Mitarbeiter oder von einer Betreuungskraft begleitet wird. (Ideal sind auch Spaziergänge auf "Endloswegen" mit eingestreuten Sitzgelegenheiten, wie sie inzwischen in sog. "Demenzgärten" zu finden sind.)

Fallbeispiel:

  • Herr Müller hat bei einem Hausbrand nahezu seine ganze Familie verloren. Der überlebende Sohn hat keinen Kontakt mehr zu ihm. Vor fünf Jahren gab es einen misslungenen Suizidversuch.
  • Zentrales Pflegeproblem heute ist die nahezu vollständige Kooperationsverweigerung, die durch die fortschreitende Demenz verfestigt wurde.
  • Herr Müller lehnt die Körperpflege (insbesondere die Intimpflege) durch die Pflegekraft ab. Er selbst ist damit aber überfordert oder nicht ausreichend motiviert.
  • Die demenziellen Störungen und das nachlassende Durstgefühl sorgen dafür, dass Herr Müller nicht ausreichend trinkt. Die verringerte Flüssigkeitsaufnahme führt zu akuten Verwirrtheitszuständen und verstärkt andere Krankheitssymptome.
  • Herr Müller verweigert phasenweise die Nahrung.

  • Wir leiten Herrn Müller dazu an, die Reinigung so weit wie möglich eigenständig durchzuführen. Dazu wird er ggf. in eine andere Körperhaltung gebracht, etwa auf einen Stuhl gesetzt.
  • Die Intimsphäre von Herrn Müller wird beachtet. Insbesondere wird er während der Reinigung vor unerwünschten Blicken Dritter geschützt.
  • Herr Müller wird immer nur teilweise entkleidet. Bereits gereinigte Körperbereiche werden wieder bedeckt.
  • Falls die Pflegekraft die Reinigung übernehmen muss, werden die Unannehmlichkeiten auf ein Minimum reduziert:
    • Wir achten auf die Versorgung durch eine gleichgeschlechtliche Pflegekraft.
    • Die Pflegekraft achtet auf nonverbale Signale. Falls sich Herr Müller verweigert, wird die Wäsche unterbrochen und zu einem späteren Zeitpunkt durchgeführt. Die Pflegekraft stellt sicher, dass Herr Müller nicht auskühlt.
    • Oftmals kann Herr Müller auch durch Ablenkung dazu bewegt werden, seinen Widerstand gegen das Waschen aufzugeben. Wir stellen z. B. das Radio an.
    • Wir prüfen, ob wir durch die Nutzung von biografisch verankerten Gegenständen mehr Erfolg haben. Beispiel: Kernseife statt Waschlotion.
  • Sobald Herr Müller die Wäsche akzeptiert, wird diese Maßnahme "ritualisiert". Sie wird also zur gleichen Zeit, mit stets dem gleichen Ablauf und möglichst von der gleichen Pflegekraft durchgeführt.
  • Bei der Intimpflege führt die Pflegekraft die Hand von Herrn Müller. So hat Herr Müller das Gefühl, dass er sich selbst wäscht und nicht dass er von der Pflegekraft gewaschen wird.
  • Wir prüfen, ob sich Herr Müller durch belohnende Rituale motivieren lässt. Er erhält beispielsweise nach der erfolgreichen Körperpflege stets ein Stück Schokolade oder kann eine Zigarette rauchen.
  • Wir beobachten, welche Getränke Herr Müller bevorzugt. Diese bieten wir ihm wiederholt an. Die Trinkgefäße sollten Herrn Müller bekannt sein, etwa ein Lieblingsglas oder ein bevorzugter Tonkrug.
  • Die Pflegekraft bleibt noch einige Minuten bei Herrn Müller. Sie stellt sicher, dass dieser zumindest einige Schlucke zu sich nimmt.
  • Wir führen gemeinsame Trinkpausen ein. Herr Müller soll sehen, dass auch andere Menschen trinken und es ihnen gleichtun.
  • Im persönlichen Dialog mit Herrn Müller versuchen die Pflegekräfte und insbesondere die Bezugspflegekraft, ein Vertrauensverhältnis aufzubauen.
  • Wir animieren Herrn Müller dazu, seine Mahlzeiten in Gesellschaft im Speisesaal zu sich zu nehmen. Nur wenn es zwingend notwendig ist, sollte er im eigenen Zimmer allein essen.
  • Wir machen Herrn Müller klar, welche körperlichen und seelischen Folgen eine anhaltende Nahrungsverweigerung auslösen kann.
  • Wir geben Herrn Müller jederzeit die Möglichkeit, seine Entscheidung zu revidieren. Wir bieten ihm regelmäßig über den Tag verteilt Nahrungsmittel und Getränke an. Dieses ständige Anbieten führen wir in jedem Fall fort, auch wenn Herr Müller jedes Mal aufs Neue ablehnt.
  • Wenn die Nahrungsverweigerung über mehrere Tage andauert, informieren wir die Angehörigen. Wir bitten diese, in die Einrichtung zu kommen, um beim Eingeben der Speisen zu helfen. Ggf. können die Angehörigen selbst gekochte Speisen mit in die Einrichtung bringen, um diese Herrn Müller anzubieten.

  • Wir geben dem Bewohner die Möglichkeit zu berichten, wie sich die Körperpflege in seinem bisherigen Leben gestaltete. Diese biografischen Bezüge werden ggf. in den Waschvorgang eingearbeitet.
  • Bei der Flüssigkeitsversorgung nutzen wir Rituale, die in der Biografie des Bewohners verankert sind. Etwa: Anstoßen der Gläser, die Tasse Tee beim Zeitungslesen, Orangensaft beim Verfolgen der Fernsehnachrichten usw.
  • Alkoholische Getränke werden nur nach vorheriger ärztlicher Rücksprache gereicht, da der Konsum insbesondere in Kombination mit Arzneimitteln zu Wechselwirkungen führen kann.
  • Ggf. wird ein Trinkprotokoll geführt.
  • Wir prüfen, ob die Nahrungsverweigerung stets auftritt oder nur vereinzelt. Wir versuchen, Faktoren zu identifizieren, die die Nahrungsverweigerung auslösen oder fördern. Dieses kann z. B. ein für den Bewohner unerträglicher Tischnachbar sein, der manchmal neben ihm sitzt.
  • Wir prüfen, ob es biografisch verankerte Rituale gibt, die fest mit der Nahrungsaufnahme verbunden sind. Dazu zählen etwa ein Tischgebet und Blumenschmuck auf dem Tisch.
  • Wir erfragen, ob es ggf. sehr abweichende Ernährungsgewohnheiten gab, die über Jahrzehnte vom Bewohner gepflegt wurden. Beispiel: Der Bewohner war Bäcker. Er frühstückte sehr früh und umfangreich. Das Mittagessen ließ er meistens ausfallen. Die Hauptmahlzeit war dann das Abendbrot am frühen Nachmittag.
  • Wir prüfen, ob der Bewohner Speisen zu sich nimmt, wenn er an der Zubereitung beteiligt ist. Beispiel: Der Bewohner schmiert sich seine Brötchen selbst.
  • Um dieses permanente Speisenangebot zu ermöglichen, halten wir rund um die Uhr frisches Obst, Gebäck, Tee, Milchgetränke, Fruchtsäfte und Wasser bereit. Auch der Nachtdienst ist stets über die Problematik informiert.

Fallbeispiel:

  • Frau Meier lebte bereits in einem anderen Pflegeheim, das jedoch kürzlich geschlossen wurde. Alle Fortschritte der Eingewöhnung sind nun vergebens, zumal ihre Alzheimerdemenz weiter fortschreitet.
  • Frau Meier ist zeitlich nicht vollständig orientiert. Sie vergisst die Essenszeiten. Ihr Biorhythmus hat sich an die Essenszeiten nicht gewöhnt. Frau Meier hat keinen Appetit, wenn die Speisen fertig sind.
  • Frau Meier findet die Toilette nicht, obwohl diese mit einem Symbolbild gekennzeichnet ist. Sie sucht sich stattdessen einen anderen Ort für die Ausscheidung, häufig einen Eimer. Aus Scham lässt Frau Meier den Inhalt des Eimers unter dem Bett, auf dem Balkon und an anderen Orten "verschwinden".
  • Frau Meier verlässt nachts ihr Bett und sucht sich einen anderen Schlafplatz.

  • Frau Meier sollte immer zu gleichen Tageszeiten von den Pflegekräften zum Essen abgeholt werden, also um 8 Uhr zum Frühstück, um 13 Uhr zum Mittagessen und um 18 Uhr zum Abendbrot.
  • Gemeinsam mit Frau Meier wird der Weg zur Toilette mehrmals täglich geübt.
  • Wir vermitteln Frau Meier, dass sie den Eimer im Notfall nutzen kann. Dieser wird ggf. in den Nachtstuhl integriert. Wenn der Eimer in der Nacht benutzt wurde, entleert ihn die Pflegekraft ohne Vorwürfe in die Toilette.
  • Die am Tag getragenen Kleidungsstücke werden zur Nacht in den Schrank geräumt.
  • Wenn sich Frau Meier in ein fremdes Bett legt, wird sie freundlich in ihr eigenes Bett zurückbegleitet.
  • Wir stellen alternative Schlafgelegenheiten bereit, etwa ein Sofa auf dem Flur. Wir stellen sicher, dass Frau Meier an ihrem alternativen Schlafplatz alles hat, was sie braucht; insbesondere ein Kissen, eine Decke, Licht und im Idealfall einen mobilen Alarmknopf.

  • Wir sorgen dafür, dass Essensgerüche in den Wohnbereich vordringen können. Auch im Zimmer der Bewohnerin sollte man das Mittagessen bereits eine halbe Stunde vor der Mahlzeit riechen können.
  • Wir prüfen, ob die Toilette anders gekennzeichnet werden kann, etwa mit einem Foto. Ggf. probieren wir ein Schild in altdeutscher Schrift.
  • Wir beachten dabei, dass die Sehfähigkeiten alter Menschen häufig deutlich reduziert sind. Ein Bewohner kann also auf eine Distanz von mehreren Metern ein kleines Toilettenschild ggf. nicht erkennen. Dieses ist erst recht nicht möglich, wenn bereits ein starker Harndrang vorliegt.
  • Wir beachten, dass ein Eimer zur Aufnahme der Notdurft durchaus biografisch verankert sein kann. Je nach Herkunft der Bewohnerin war es in deren Jugend ggf. sehr umständlich, in der Nacht eine Toilette aufzusuchen. Dieses etwa, wenn die Toilette außerhalb des Wohnhauses lag.
  • Wir versuchen zu klären, welche Ursache es für die nächtliche Unruhe gibt. Mögliche Auslöser sind:
    • zu viel Licht im Bewohnerzimmer, etwa durch die Straßenbeleuchtung
    • Verwechselung im Tag-Nacht-Rhythmus
    • Schmerzen
    • nächtliche Ruhestörung, etwa durch das Schnarchen eines Zimmergenossen.
    • Wenn der Tag-Nacht-Rhythmus gestört ist, versuchen wir die Orientierung wieder herzustellen.
    • Das Zimmer wird durch Jalousien oder dichte Vorgänge vor Lichteinfall geschützt.
  • Je nach persönlichem Geschmack erhält die Bewohnerin einen Schlummertrunk. Ideal ist Milch. In geringen Mengen kann ggf. auch ein alkoholisches Getränk gereicht werden. Ungeeignet sind i. d. R. heiße Schokolade, Kaffee und Tee.

Fallbeispiel:

  • Herr Müller lebt gemeinsam mit seiner Ehefrau im Pflegeheim. Während bei seiner Ehefrau körperliche Einschränkungen ursächlich für die Pflegebedürftigkeit sind, leidet Herr Müller primär unter Demenz.
  • Er ist nicht mehr zur eigenen Person orientiert. Wenn er mit seinem Namen angesprochen wird, reagiert er nicht.
  • Herr Müller erkennt seine Lebenspartnerin nicht mehr. Entgegengebrachte Zärtlichkeiten empfindet Herr Müller als Aufdringlichkeit. Das sexuelle Verlangen von Herrn Müller ist erloschen. Dieses belastet die Beziehung zur Ehefrau.

  • Gemeinsam mit Herrn Müller blättern wir dessen Fotoalben durch. Wir animieren Herrn Müller, aus dessen Vergangenheit zu berichten. Die gewonnenen Informationen nutzen wir im Rahmen der Biografiearbeit. Ggf. beschriften wir die Rückseiten der Fotos mit einer Beschreibung der abgebildeten Personen. Es fällt dann anderen Pflegekräften leichter, die Fotos später erneut für die Biografiearbeit zu nutzen. Zudem ist die Beschriftung eine Erinnerungshilfe, wenn die Demenz weiter fortschreitet und Herr Müller die fotografierten Personen nicht mehr erkennt.
  • Herr Müller wird stets mit seinem Namen angesprochen.
  • An der Tür von Herrn Müller ist ein Namensschild angebracht. Wir sehen uns dieses immer an, wenn wir das Zimmer betreten oder verlassen.
  • Es werden nicht nur Fotos von Verwandten im Zimmer aufgestellt, sondern auch Fotos von Herrn Müller selbst.
  • Herr Müller sollte Kleidung tragen, die dem Stil seines bisherigen Lebens entspricht. Dieses gilt auch für persönliche Gegenstände, wenn diese für ihn immer typisch waren. Herr Müller trägt gerne eine Strickjacke sowie seinen goldenen Siegelring.
  • Die Frisur sollte an die Gewohnheiten der vergangenen Jahrzehnte angepasst werden. Herr Müller hatte zeitlebens einen kurzen Bürstenhaarschnitt. Da es bei ihm kaum zu Haarausfall gekommen ist, kann er diese Frisur auch jetzt noch tragen.
  • Wir stellen einen großen Spiegel in den Raum von Herrn Müller.

  • Bei Bewohnerinnen prüfen wir, ob diese reagieren, wenn sie mit ihrem Geburtsnamen angesprochen werden. Ggf. setzen wir die Bezeichnung “Fräulein” voran.
  • Bewohnerinnen erhalten die Möglichkeit, sich zu schminken. Ggf. werden sie dabei von der Pflegekraft unterstützt.
  • Wenn der Bewohner dauerhaft auf seinen Nachnamen nicht mehr reagiert, sprechen wir ihn mit seinem Vornamen an.
  • Falls auch die Beziehung zu seinem Vornamen verloren gegangen ist, kann auf ein “Du” oder “Sie” gewechselt werden. Wir fragen das familiäre Umfeld, ob es einen Spitznamen gibt, der biografisch tief verwurzelt ist.
  • Wir probieren, ob der Name durch den beruflichen Titel ergänzt oder ersetzt werden sollte, etwa “Herr Regierungsoberrat”.
  • Wir beachten, dass die Defizite tageszeitlich schwanken können. In diesem Fall ist es durchaus möglich, den Bewohner morgens mit “Herr Doktor Müller” anzusprechen und abends mit “Wolfgang”.
  • Wir suchen den Dialog mit der Lebenspartnerin. Wir erläutern, dass das Erlöschen der Sexualität symptomatisch für die Erkrankung ist.

Fallbeispiel:

  • Frau Meier ist innerhalb der Wohngemeinschaft sozial isoliert. Dieses ist nicht zuletzt die Folge ihres herausfordernden Verhaltens, unter dem Mitbewohner und Pflegekräfte gleichermaßen leiden.
  • Frau Meier zeigt enthemmtes Essverhalten. Sie isst von fremden Tellern und zieht sich dadurch den Unmut ihrer Tischgenossen zu.
  • Frau Meier zieht Kleidung immer wieder aus. Sie läuft dann nur in Unterwäsche bekleidet durch den Wohnbereich.
  • Frau Meier nutzt fremdes Eigentum und eignet sich dieses an.
  • Frau Meier nutzt das Badezimmer gemeinsam mit anderen Senioren. Sie verwechselt Pflegemittel, Zahnbürste, Waschlappen und Handtücher. Sie nutzt fremde Gegenstände.

  • Frau Meier wird beim Essen beaufsichtigt. Bei Übergriffen auf die Teller anderer Bewohner greifen wir umgehend ein.
  • Wir versuchen, Frau Meier zu verdeutlichen, dass sie ausreichend zu essen bekommen wird.
  • Wir animieren Frau Meier dazu, die Kleidung nicht auszuziehen. Wir lassen ihr beim Anziehen die Wahl, welche Kleidung sie tragen möchte. Wir zeigen ihr dafür jeweils zwei verschiedene Stücke. Wenn Frau Meier sich nicht mehr verbal äußern kann, achten wir auf nonverbale Kommunikation.
  • Wir lagern die Kleidung ggf. an einem alternativen Platz, wenn Frau Meier Kleidung aus dem Schrank nicht akzeptiert.
  • Sofern keine Gefahr einer Unterkühlung besteht und auch kein Sturz droht, wird das Verhalten von Frau Meier toleriert. Wenn sie es wünscht, kann sie sich im Unterhemd oder barfuß in ihrem Zimmer bewegen; nicht aber in Gemeinschaftsräumen.
  • Wenn Frau Meier bei der Aneignung fremder Gegenstände beobachtet wird, nehmen wir diese Gegenstände an uns und legen diese zurück. Wir begleiten Frau Meier in ihr Zimmer zurück und bringen sie in Kontakt mit vertrauten Gegenständen aus ihrem Besitz. Im Rahmen der Validation animieren wir sie dazu, über ihre Erinnerungen zu sprechen, die sie mit diesem Gegenstand verbindet.
  • Wir bitten bei Mitbewohnern um Verständnis für das Verhalten von Frau Meier. Wir schützen diese konsequent vor ggf. gewalttätigen Reaktionen ihres Umfeldes nach "Diebstählen".
  • Die Gegenstände im Badezimmer werden mit Namensschildern oder farblich markiert. Wir erklären Frau Meier immer wieder, wie sie anhand der Etiketten ihre Gegenstände von denen ihrer Mitbewohner unterscheiden kann.

  • Ggf. kann es sinnvoll sein, zum Essen eine homogene Gruppe von Demenzkranken zu bilden. Wir prüfen, ob das Verhalten abhängig vom jeweiligen Tischnachbarn ist. Ggf. wird die Sitzordnung angepasst.
  • Wir geben der Bewohnerin die Möglichkeit, Kleidung zu tragen, die berufsbiografisch verankert ist. Also etwa eine Kittelschürze bei ehemaligen Haushaltskräften.
  • Wir prüfen, ob wir mittels Validation eine Änderung des Verhaltens erzielen können.
  • Wir bitten Mitbewohner, sorgfältig auf eigene Wertgegenstände zu achten. Diese sollten entweder im Zimmer verschlossen werden oder von uns aufbewahrt werden.

Fallbeispiel:

  •  Herr Müller wird gegenüber Pflegekräften sexuell anzüglich. Er greift jungen Mitarbeiterinnen an das Gesäß und an die Brust.

  • Wir prüfen, ob wir mittels Validation eine Änderung des Verhaltens erzielen können.
  • Wenn Herr Müller während einer Pflegemaßnahme sexuell zudringlich wird, unterbricht die Pflegekraft die Durchführung. Sie macht Herrn Müller klar, dass sein Verhalten unerwünscht ist. Sobald er sein Verhalten einstellt, wird die Pflegemaßnahme fortgesetzt.
  • Soweit irgend möglich sollte Herr Müller zumindest die Intimpflege eigenständig durchführen.

  • Die Pflegekräfte sollten einen Kleidungsstil wählen, den der Bewohner aufgrund seines biografischen Hintergrundes als "züchtig" oder "angemessen" empfindet. Eng anliegende Kleidung mit viel freier Haut wertet der Bewohner ggf. als Anzeichen sexueller Freizügigkeit.
  • Die Pflegekräfte sollten stets Dienstkleidung tragen, die sich deutlich von der Privatkleidung unterscheidet. Dieses schafft "Autorität", die oft auch von dementen Senioren akzeptiert wird.
  • Bei Übergriffen unter Anwendung von Gewalt prüfen wir, ob eine Versorgung durch männliches Pflegepersonal möglich ist. Alternativ sollten weibliche Pflegekräfte den Klienten grundsätzlich zu zweit aufsuchen.

Fallbeispiel:

  • Frau Meier leidet an einem langsam wachsenden Hirntumor, der eine Demenz auslöst. Insbesondere die sprachlichen Fähigkeiten sind beeinträchtigt.
  • Frau Meier ist nicht mehr in der Lage, komplexe gesprochene Sätze zu verstehen.
  • Frau Meier ist phasenweise nicht mehr in der Lage, Worten eine Bedeutung zuzumessen. Wenn sie z. B. gebeten wird, sich mit dem Waschlappen unter den Achseln zu waschen, versteht sie beide Begriffe nicht mehr.

  • Die Pflegekraft sucht den Augenkontakt mit Frau Meier. Die Pflegekraft macht deutlich, wann das Gespräch beginnt und wann es endet. Etwa durch eine feste Berührung an der Schulter.
  • Die Pflegekraft nutzt bei der Kommunikation mit Frau Meier kurze Sätze. Sie vermeiden Pronomen (z. B. "es", "sie", "wir", "ihr" oder "sie"). Stattdessen werden Personen oder Gegenstände konkret mit dem Namen oder mit der Bezeichnung benannt.
  • Wir stellen keine "W-Fragen", also "warum", "weshalb" usw. Wir stellen bevorzugt Fragen, die sich mit "ja" oder mit "nein" beantworten lassen. Dafür reicht es, wenn Frau Meier nickt oder den Kopf schüttelt.
  • Ggf. werden einzelne Sätze mehrfach wiederholt, bis Frau Meier den Sinn verstanden hat. Falls notwendig werden die Sätze weiter vereinfacht.
  • Die Pflegekraft fragt nach, ob sie von Frau Meier korrekt verstanden wurde. Sie achtet dabei auch auf ihre Mimik und auf die Gestik. Sie verlässt sich nicht allein auf die Bestätigung von Frau Meier, alles verstanden zu haben.
  • Die Pflegekraft setzt auch selbst Mimik und Gestik ein, um mit Frau Meier zu kommunizieren.
  • Wir arbeiten mit vertrauten Sprichwörtern, um mit dem Bewohner zu kommunizieren. Wenn Frau Meier beispielsweise morgens aufstehen soll, so sagen wir: “Der frühe Vogel fängt den Wurm.” Wenn Frau Meier zum Mitmachen etwa bei der Körperpflege motiviert werden soll, so sagen wir: “Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.”
  • Die Pflegekraft unterlegt jeden Satz mit Gestik. Beim Wort "Waschlappen" zeigt sie auf den Waschlappen. Beim Wort "Achseln" zeigt sie auf die Achseln von Frau Meier. Die Pflegekraft macht den Ablauf vor, während sie Frau Meier verbal anleitet.

  • Im Gegensatz zu anderen Demenzformen besteht bei tumorbedingten Demenzen zumindest die theoretische Chance auf Heilung. Wenn der Tumor entfernt oder zum Schrumpfen gebracht werden kann, können sich auch die demenziellen Veränderungen zurückbilden.

Fallbeispiel:

  • Herr Müller hat vor einem Jahr einen Schlaganfall erlitten. Gleichzeitig besteht eine fortgeschrittene Demenz. Er ist vollständig immobil. Als weitere Spätfolge bestehen noch immer neurogene Schluckstörungen. Das Risiko einer Aspiration ist hoch. Er wird daher mit einer PEG-Sonde versorgt.
  • Herr Müller wacht nachts auf. Er nestelt an der PEG-Sonde oder am DK-Schlauch. Er rüttelt am Seitenteil des Bettes.
  • Herr Müller schmiert überdies mit Kot.

  • Falls möglich achtet die Nachtwache auf Manipulationen an der PEG-Sonde oder am DK-Schlauch. Sofern es die Arbeitsbelastung der Pflegekraft zulässt, bleibt diese einige Minuten am Bett von Herrn Müller und lenkt ihn ab.
  • Vorwürfe gegen Herrn Müller wegen des Kotschmierens sind nutzlos. Er versteht sie nicht.
  • Bei Kotschmieren wird Herr Müller gewaschen, geduscht oder gebadet. Vor allem die Finger und die Fingernägel müssen sorgfältig gesäubert werden. Die Kleidung und die Bettwäsche werden gewechselt.
  • Das Bett und die Umgebung des Bewohners werden gereinigt und die Oberflächen desinfiziert.

  • Wir prüfen, inwieweit ein Kot schmierender Bewohner am Gemeinschaftsleben teilnehmen kann. Die Ekelgefühle von Mitbewohnern werden bei der Abwägung ebenso berücksichtigt wie die Belange des Bewohners.
  • Empfehlenswert ist es, ein Ersatzobjekt für den Stuhl (= weich, warm und formbar) anzubieten. Es eignet sich z. B. ein Plastikhandschuh, der mit Therapieknete gefüllt wurde. Oder ein Gelkissen in einem stabilen Plastikbeutel. Auch Kirschkernkissen sind ein Angebot, mit denen sich der Betroffene taktil auseinandersetzen kann. Achtung: Angebote erst immer unter Beobachtung in die Hände geben.
  • Wenn durch das Kotschmieren die Gesundheit des Bewohners gefährdet ist, prüfen wir die Notwendigkeit von Fixierungsmaßnahmen.
  • Des Weiteren eignen sich nach Rücksprache mit dem Hausarzt und den Betreuern geschlossene Schlafanzüge mit Reißverschluss oder Druckknöpfen. Auch diese sollten zunächst unter Beobachtung angezogen werden. Das Verhalten des Bewohners wird beobachtet. (Achtung: Fixierungsproblematik!)

Fallbeispiel:

  • Frau Meier lebte zuletzt in einer Wohngemeinschaft für Senioren. Die sich stetig intensivierende Demenz erzwang nun den Umzug in ein Pflegeheim.
  • Frau Meier stellt immer wieder dieselben Fragen. Sie erzählt immer aufs Neue die gleichen Geschichten. Dieses wird von den Pflegekräften als belastend empfunden.
  • Frau Meier ist häufig langweilig. Aufgrund des Verfalls der kognitiven Ressourcen ist die Teilnahme am Beschäftigungsprogramm der Einrichtung nicht oder nur noch eingeschränkt möglich.
  • Frau Meier wird vergesslicher und misstrauischer. Sie versteckt Gegenstände, um diese vor dem Zugriff der Pflegekräfte und Mitbewohner zu schützen.

  • Die Antworten auf besonders häufig gestellte Fragen schreiben wir Frau Meier auf einen Zettel. Beispiel: Frau Meier fragt immer wieder, wo ihre teuren Uhren liegen. Sie erhält einen Zettel. Auf diesem steht geschrieben, dass die Uhren im Safe des Pflegeheims sicher eingelagert sind und dass sie sich keine Sorgen machen muss.
  • Soweit sinnvoll, stellen wir eine Kiste im Rahmen der 10-Minuten-Aktivierung zusammen, die inhaltlich auf den Erzählungen von Frau Meier basiert und thematisch dazu passende Materialien bereithält.
  • Mülleimer und Papierkörbe werden vor dem Entleeren noch einmal auf von Frau Meier versteckte Gegenstände untersucht. Die gebrauchte Kleidung wird vor dem Waschen noch einmal durchgesehen.

  • Wir erfragen, welche Tätigkeiten die Bewohnerin in ihren Berufsjahren ausgeführt hat. Wir prüfen, ob wir ihr Gegenstände geben können, die entsprechend biografisch verwurzelt sind. Beispiel: Eine Schreibmaschine bei einem ehemaligen Büroangestellten, Schraubenschlüssel bei einem Automechaniker usw. All dieses erfolgt eingebettet im Rahmen der 10-Minuten-Aktivierung.
  • Wichtige Urkunden werden grundsätzlich in verschließbaren Schränken aufbewahrt. Die Bewohnerin erhält Fotokopien.
  • Von wichtigen Schlüsseln werden Ersatzschlüssel angefertigt. Alternativ wird am Schlüsselring der Bewohnerin ein Anhänger befestigt, der auf einen Pfiff hin ein akustisches Signal abgibt.
  • Wertvoller Schmuck wird von uns sicher verwahrt. Die Bewohnerin erhält Modeschmuck, der optisch ähnlich wirkt.

Fallbeispiel:

  • Herr Müller hat als Bergarbeiter gearbeitet. In den 90er-Jahren hat er eine Kohlenstaubexplosion überlebt. Er leidet seitdem unter Angstzuständen. Er konnte dies bislang unterdrücken. Als Folge der Demenz kommen die schlimmen Erinnerungen phasenweise immer wieder an die Oberfläche.
  • Herr Müller erträgt es nicht, sich in engen Räumen aufzuhalten. Die Ganzwaschung in der kleinen Nasszelle ist beispielsweise stets problematisch.
  • Herr Müller ist nachts unruhig. Er verlässt dann häufig sein Bett und irrt desorientiert auf dem Wohnbereich umher. Aus Gesprächen in früheren Krankheitsphasen wissen wir, dass er nachts häufig von seinen verschütteten Kameraden träumt. Er macht sich Vorwürfe, dass er das Unglück überlebte, während andere Familienväter ums Leben kamen.
  • Herr Müller ist depressiv. Sein Selbstwertgefühl ist gering. Er zieht sich sozial zurück. Phasenweise zeigt er Apathie und abwehrendes Verhalten. Er spricht wenig und ist antriebslos.

  • Wir raten Herrn Müller, sich zu entspannen und tief in den Bauch zu atmen. Er soll das Ausatmen und die Atempausen betonen.
  • Herr Müller soll sich körperlich bewegen.
  • Wir raten Herrn Müller, sich an etwas Schönes zu erinnern oder sich etwas Positives vorzustellen. Hierbei greifen wir auf die Informationen aus der Biografiearbeit zurück.
  • Wir helfen Herrn Müller, sich abzulenken oder sich zu beschäftigen.
  • Wir reagieren mit Empathie auf diese Gefühlsäußerungen. Die Pflegekraft beschwichtigt nicht ("so schlimm ist das nicht" usw.). Stattdessen antwortet sie validierend ("Ich weiß, dass Sie unter der Traurigkeit leiden", "Kann ich etwas tun, damit Sie sich nicht mehr so schlecht fühlen?" usw.)
  • Nächtlichen Bewegungsdrang lassen wir zu. Wir kanalisieren diesen in nächtlichen Angeboten, z. B. in einem Nachtcafé.
  • Wir stellen sicher, dass Herr Müller nicht friert, wenn er sein Bett verlässt. Ein durchgeschwitzter Schlafanzug wird ersetzt. Herr Müller sollte einen Bademantel und Hausschuhe tragen.
  • Wir kontrollieren, ob die nächtliche Unruhe auch das Ergebnis von überreichlichem abendlichem Essen oder von Alkoholkonsum sein kann. Wir raten Herrn Müller, auf aufregende Fernsehsendungen vor dem Zubettgehen zu verzichten.
  • Biografische Vorlieben werden weitergeführt. Wenn Herr Müller also viele kleine Kissen zum Schlafen benötigt, kann er diese auch in unserer Einrichtung weiterhin nutzen.
  • Diuretika werden spätestens vier Stunden vor dem Zubettgehen verabreicht.
  • Nur als letztes Mittel der Wahl verabreichen wir nach Absprache mit dem Arzt Schlaf- oder Beruhigungsmittel.
  • Wir sprechen offen und sachlich mit Herrn Müller über seine Ängste. Dieser soll das Gefühl gewinnen, dass wir ihn und seine Befürchtungen ernst nehmen.
  • Wir raten Herrn Müller dazu, ein Angsttagebuch zu führen. In diesem kann Herr Müller eintragen, vor was er Angst hatte und wie stark die Angststörungen waren.
  • Wir vermitteln Herrn Müller wirksame Entspannungstechniken.
  • Wir ermuntern Herrn Müller dazu, sich in das soziale Leben innerhalb unserer Gemeinschaft zu integrieren. Insbesondere sollte er an den Freizeitaktivitäten teilnehmen.
  • Da Herr Müller Angst im Dunkeln hat, lassen wir in der Nacht das Licht im Badezimmer an.
  • Wenn Herr Müller eine problematische Situation gut überstanden hat, wird er dafür von uns gelobt.
  • Soweit möglich wird Herr Müller in unser Beschäftigungsprogramm eingebunden.
  • Wir nehmen uns Zeit für Herrn Müller und zeigen Interesse an seiner Person. Dieses auch, wenn er scheinbar auf unsere Unterstützung nicht reagiert.
  • Wir versuchen, eine Beziehung zu Herrn Müller aufzubauen und Geborgenheit zu vermitteln. Durch kleine Aufmerksamkeiten zeigen wir unsere Anteilnahme.
  • Falls möglich übertragen wir Herrn Müller Verantwortung. Die Aufgaben sind angepasst an die durch die Demenz verminderten mentalen Fähigkeiten.
  • Herr Müller wird gelobt, etwa für die Kleidung, das Aussehen, spezielle Fähigkeiten, Kooperation usw.
  • Die Einnahme von Medikamenten wird engmaschig überwacht. Insbesondere muss ein Horten von potenziell gefährlichen Arzneien vermieden werden.

  • Wir prüfen, welche Faktoren die Angstzustände auslösen oder fördern. Diese werden in Zukunft vermieden oder minimiert.
  • Falls der angstkranke Bewohner in einem Einzelzimmer lebt, sollte die alternative Unterbringung in einem Zweibettzimmer geprüft werden.
  • Wir stellen das Bett nach den Wünschen des Bewohners ein. Falls der Bewohner Angst vor einem Herausfallen aus dem Bett hat, stellen wir das Bettgitter hoch. Der Bewohner muss den Wunsch gegenzeichnen.
  • Wir bedenken stets, dass eine plötzliche erregte Verwirrtheit auch von einem stummen Herzinfarkt oder von einem einsetzenden Schlaganfall ausgelöst werden kann.

Fallbeispiel:

  • Frau Meier leidet an einer Mischform aus vaskulärer Demenz und Alzheimer Demenz.
  • Frau Meier hat Wahnvorstellungen. Sie glaubt sich von Schattenwesen verfolgt und hört flüsternde Stimmen. Laut ihrer jüngeren Schwester liegt dieses Krankheitsbild schon seit Jahrzehnten vor, allerdings hat es sich zuletzt deutlich verstärkt; offenbar eine Folge der nachlassenden Selbstkontrollfähigkeiten.

  • Wir ermuntern Frau Meier, soziale Kontakte wieder aufzunehmen.
  • Wir bieten Frau Meier stets die Teilnahme an unseren Beschäftigungsangeboten, wie etwa an der Gymnastik, an.
  • Die Pflegekraft animiert Frau Meier, zumindest kleine Tätigkeiten zu übernehmen. Frau Meier sollte sich aber nicht bedrängt fühlen. Gemeinsam mit ihr erstellt die Pflegekraft eine Liste, auf der alle Tätigkeiten vermerkt sind, die Frau Meier gerne durchführt.
  • Die Pflegekraft bleibt während der Beschäftigung in ihrer Nähe und lobt sie für den Fortschritt.
  • Wenn Frau Meier keine Motivation zeigt, wird sie dafür nicht kritisiert. Wir vermitteln ihr, dass wir es morgen noch einmal probieren.
  • Wir suchen stets den Dialog mit Frau Meier. Wenn diese allerdings das Gespräch auf ihre Wahnidee lenkt, sollten Mitarbeiter auf ein neutrales Thema ausweichen. Wir wollen damit den Teil der Persönlichkeit stützen, der noch nicht vom Wahn deformiert wurde.
  • Falls nötig kann die Pflegekraft sanfte Berührungen ausführen, um Frau Meier zu beruhigen.
  • Im Dialog kann die Pflegekraft Frau Meier widersprechen und die Wahnidee als Folge der Krankheit nennen. Dieses muss jedoch vorsichtig, wohlüberlegt und -dosiert geschehen, da sich Frau Meier sonst noch stärker in ihre Gedankenwelt zurückzieht und jede weitere Kooperation verweigert.
  • Wenn Frau Meier Stimmen hört oder Halluzinationen hat, kann die Pflegekraft darauf hinweisen, dass sie nichts Derartiges hört oder sieht.
  • Wir unterlassen jeden Versuch, der Wahnkranken die Wahnidee gezielt auszureden. Es ist ebenso sinnlos, Frau Meier Beweise zu liefern, dass sie sich irrt.
  • Der Tenor in Gesprächen sollte lauten "Ich möchte verstehen, wie sie die Dinge sehen. Ich bin allerdings anderer Meinung."
  • Pflegekräfte sollten darauf verzichten, den Wahn "mitzuspielen", da dieses den Wahn verstärken würde. Wenn also Frau Meier eine eingebildete Person im Zimmer sieht, so wird diese nicht von der Pflegekraft effektvoll "verjagt".
  • Wir arbeiten eng mit dem behandelnden Arzt zusammen und überprüfen gemeinsam die Wirkungserfolge der verordneten Medikamente und Therapien.

  • Wahnkranke Bewohner werden besonders behutsam und mitfühlend in den Heimalltag und die Umgebung eingeführt.
  • Die Pflegekraft kann versuchen, den aktuellen Auslöser einer Wahnvorstellung zu finden, etwa ein bestimmtes Foto, einen Wandspiegel, eine Tierdarstellung usw. Diese können ggf. entfernt werden. Der Erfolg solcher Maßnahmen ist zumeist nur von begrenzter Dauer.
  • Pflegekräfte überwachen jede Medikamenteneinnahme. Sobald die Bewohnerin diese anhaltend verweigert und eine Selbst- oder Fremdgefährdung besteht, ist eine Unterbringung in einer geeigneten Einrichtung unvermeidlich und wird von uns umgehend eingeleitet.
  • Wenn die Bewohnerin aggressives Verhalten zeigt und sich selbst und andere gefährdet, wird diese ggf. fixiert. Falls dafür keine richterliche Genehmigung vorliegt, wird die Fixierung dem zuständigen Richter umgehend per Fax mitgeteilt. Die Fixierung ist unmittelbar nach Ende der Gefahr zu beenden. Vor einer Fixierung müssen alle milderen Optionen zuvor erfolglos geblieben sein.

Fallbeispiel:

  • Herr Müller ist ehemaliger Polizist. Er hat niemals geheiratet und sein Leben selbstbestimmt geführt. Darauf ist er sehr stolz. Die Einschränkungen, die sich aus seiner Demenz ergeben, sind ihm peinlich. Er versucht, diese zu verbergen. Falls sein Umfeld die Beeinträchtigungen bemerkt, reagiert er mit Frust und mit Aggressionen.
  • Herr Müller war in seinem bisherigen Leben stets sehr sportlich. Daher haben ihn seine körperlichen Einschränkungen sehr getroffen. Er kann ungewohnte, komplizierte oder neue Bewegungsarten und -abläufe nur verzögert und langsam umsetzen. Dieses zeigt sich etwa bei Bewegungsspielen, die ihm bislang nicht vertraut sind.
  • Herr Müller ist harninkontinent, leugnet dieses aber. Die verschmutzte Wäsche wird versteckt oder notdürftig gewaschen und über die Heizung gelegt.
  • Herr Müller ist nicht mehr in der Lage, sich eigenständig anzuziehen. Er ist nicht fähig, die Reihenfolge der Bekleidung korrekt zu wählen. Er vergisst insbesondere, Unterwäsche anzuziehen. Herr Müller wird unruhig und ärgerlich, wenn er den Fehler bemerkt oder von Pflegekräften darauf hingewiesen wird.
  • Herr Müller hat über Jahre im Kriminaldauerdienst gearbeitet. Nachtschichten und der Dienst nahezu rund um die Uhr haben seinen Tag-Nacht-Rhythmus beeinträchtigt. Dieses ist auch heute noch so. Herr Müller kann abends oft nicht einschlafen. Es kommt zu einer Tag-Nacht-Umkehr.

  • Wenn Herr Müller komplizierte Bewegungen ausführt, soll er sich darauf konzentrieren. Er wird nicht aufgefordert, dabei z. B. gleichzeitig zu singen oder Fragen zu beantworten.
  • Sobald die Konzentration nachlässt, wird die Maßnahme beendet.
  • Herr Müller wird für korrekt durchgeführte Bewegungsabläufe gelobt.
  • Wir suchen den Dialog mit Herrn Müller. Wir vermitteln ihm, dass er sich für die Inkontinenz nicht schämen muss. Die verschmutzte Kleidung wird ohne jeden Vorwurf eingesammelt und gereinigt.
  • Die Pflegekraft sorgt beim Anziehen für eine ruhige Umgebung. Störungsquellen (Fernseher, Radio usw.) werden nach Möglichkeit ausgeschaltet.
  • Herr Müller zieht sich (soweit möglich) eigenständig an, die Pflegekraft bleibt aber in der Nähe und leistet unaufdringlich Hilfe beim Anziehen.
  • Ggf. führt Herr Müller das Ankleiden nur teilweise aus. Die restliche Durchführung übernimmt die Pflegekraft.
  • Die Pflegekraft gibt Herrn Müller das nächste anzuziehende Kleidungsstück in die Hand. Sie zeigt oder tippt auf den Körperteil, das nun angezogen werden soll; etwa die Hand beim Anziehen des Pullovers.
  • Ggf. führt die Pflegekraft die nächste Handlung vor. Sie zieht sich beispielsweise eine Strickjacke an und animiert Herrn Müller, dieses auch zu tun. Er wird gelobt, wenn er sich korrekt angezogen hat.
  • Wir achten auf regelmäßige Essenszeiten. Diese geben dem Tag Struktur. Wir sorgen für ausreichende Aktivitäten und insbesondere für Bewegung am Tag. Ideal ist ein Spaziergang an der frischen Luft.
  • Herr Müller sollte keinen Mittagsschlaf im Bett halten. Falls er sich nach dem Essen ausruhen will, wird er für eine halbe Stunde in einen bequemen Lehnstuhl mobilisiert. Er soll dort aber nicht schlafen.
  • Wir stellen sicher, dass am Tag möglichst viel Sonnenlicht in das Zimmer von Herrn Müller gelangen kann.
  • Das Zimmer von Herrn Müller wird vor dem Zubettgehen gelüftet und danach auf eine Temperatur von rund 18 Grad C° gebracht. Wir sorgen für eine angenehme Luftfeuchtigkeit.
  • Die Bettdecken werden entsprechend der Jahreszeit angepasst.
  • Wir raten Herrn Müller, abends auf Genussmittel wie Kaffee, Alkohol, Cola oder Zigaretten zu verzichten. Nur in kleinen Mengen können Alkohol und Nikotin Schlaf fördernd wirken. Herr Müller erhält vor dem Zubettgehen ein Glas mit warmer Milch oder ein Glas mit Schlaf förderndem Tee.
  • Vor dem Schlafengehen sollte Herr Müller keine aufregenden Fernsehsendungen sehen.

  • Gemeinsam mit dem Hausarzt prüfen wir, ob Medikamente mitursächlich für die Inkontinenz sind. Verschiedene Arzneien gegen die Symptomatik von Demenz können eine Inkontinenz begünstigen, insbesondere Schlafmittel oder Neuroleptika. Ggf. regen wir eine alternative Medikamentierung an.
  • Wir prüfen, ob es biografisch verankerte Einschlafrituale gibt. Diese setzen wir ggf. fort. In vielen Familien war es beispielsweise üblich, sich nicht ungewaschen ins Bett zu legen. Der Bewohner erhält daher die Gelegenheit, sich zumindest rudimentär zu waschen, bevor er sich zur Nachtruhe legt. Falls notwendig wird die morgendliche Körperpflege auf den Abend verlegt.
  • Biografisch bedingte Verhaltensweisen werden fortgesetzt. Wir prüfen also, wann und wie lange der Bewohner in früheren Jahren schlief. Ggf. sollte er dann zu einem späteren Zeitpunkt am Abend ins Bett gehen oder morgens etwas früher aufstehen.

Fallbeispiel:

  • Frau Meier war ihr ganzes Leben lang anfällig für Übergewicht. Mit eiserner Disziplin konnte sie bislang ihr Körpergewicht kontrollieren. Durch die fortschreitende Demenz hat sie die Selbstkontrolle verloren. Das Sättigungsgefühl wird nicht mehr wahrgenommen. Frau Meier hat fast ununterbrochen Hunger. Sie wird adipös.
  • Ein ganz ähnliches Problem liegt bei der Kleidungswahl vor. Eigentlich war Frau Meier bislang eine sehr ordentliche Persönlichkeit, die großen Wert auf korrekte Kleidung legte. Auch diese Charaktereigenschaft hat sich als Folge der Demenz abgeschwächt. Frau Meier ist häufig nicht motiviert, sich anzukleiden. Das Anziehen von angebotener Kleidung lehnt sie ab.
  • Wenn die Pflegekraft abends Frau Meier entkleiden möchte, um den Schlafanzug anzuziehen, so liegt diese häufig in ihrer Tageskleidung bereits im Bett. Sie ist nicht dazu bereit, für die Nachtruhe die Kleidung zu wechseln.
  • Als weitere Folge der Demenz hat Frau Meier ein erhöhtes Bedürfnis nach Körperkontakt. Sie sucht diesen im Umgang mit Pflegekräften und mit Mitbewohnern.

  • Wir erstellen gemeinsam mit der Hauswirtschaft einen Ernährungsplan. Die Kost von Frau Meier wird umgestellt.
  • Der BMI von Frau Meier wird einmal pro Monat ermittelt.
  • Die Pflegekraft bietet morgens verschiedene Kleidung an. Wenn Frau Meier sich vehement verweigert, bleibt sie zunächst unbekleidet. Sie erhält eine Decke, damit sie nicht auskühlt. Nach einigen Minuten bietet die Pflegekraft erneut ihre Hilfe beim Ankleiden an.
  • Wenn Frau Meier abends in ihrer Tageskleidung bereits im Bett liegt, bittet sie die Pflegekraft, noch einmal aufzustehen und die Kleidung zu wechseln. Wenn Frau Meier dazu nicht motiviert werden kann, so wird sie zunächst in ihrer Tageskleidung ins Bett gelegt. Nach einiger Zeit bieten wir ihr erneut an, ihr beim Anziehen des Schlafanzugs zu helfen. Wird auch dieses abgelehnt, kann Frau Meier in Tageskleidung schlafen.
  • Das Bedürfnis nach Körperkontakt lassen wir zu, sofern die Pflegekräfte sich nicht (sexuell) belästigt fühlen. Wir prüfen, ob Mitbewohner gestört werden. Ggf. greifen wir korrigierend ein, machen aber keine Vorwürfe. Wir animieren Frau Meier dazu, an Freizeitaktivitäten teilzunehmen, die mit Körperkontakt verbunden sind. Dazu zählt etwa die Tanzgruppe.

  • Gemeinsam mit dem Hausarzt prüfen wir, ob die Gewichtszunahme ggf. auch andere Gründe hat, etwa eine hormonelle Störung oder Depressionen.
  • Wir prüfen, ob es biografisch bedingte Rituale zum Kleidungswechsel gibt. Beispiel: Die Bewohnerin wechselte ihre Kleidung zeitlebens nicht morgens nach dem Aufstehen, sondern abends. Ihre Oberkleidung (Hose und Pullover) wechselte die Bewohnerin stets am Montag und am Donnerstag.

Fallbeispiel:

  • Herr Müller leidet unter Morbus Alzheimer. Während das Gedächtnis und die sprachlichen Fähigkeiten bislang nur geringfügig beeinträchtigt sind, liegen inzwischen erhebliche Störungen der motorischen Funktionen vor.
  • Herr Müller hat die Technik des Essens bzw. den Umgang mit Besteck vergessen als Folge der Apraxie.
  • Herr Müller nimmt Medikamente ein, die die Symptomatik der Demenz lindern sollen. Es kommt aber auch zu Nebenwirkungen. Er zeigt eine deutliche Gangunsicherheit und hat zunehmend Schwierigkeiten, das Gleichgewicht zu halten, z. B. beim Aufstehen aus dem Stuhl. Die Sturzgefahr ist erhöht.
  • Die motorischen Einschränkungen führen auch dazu, dass Herr Müller mit einem eigenständigen Toilettengang überfordert ist.

  • Wir bieten Herrn Müller Spezialbesteck an. Wir prüfen, ob er statt Messer und Gabel einen Löffel nutzen kann. Die Speisen werden dann mundgerecht angerichtet. Die Pflegekraft füllt den Löffel und legt diesen Herrn Müller in die rechte Hand. Die Pflegekraft hebt den Unterarm leicht an. Herr Müller führt den Löffel nun eigenständig zum Mund.
  • Wir bieten Fingerfood an, lassen also Herrn Müller mit den Fingern essen. Etwa: warme Würstchen, Kroketten, Pommes frites, Hackfleischbällchen, frittierte Hähnchenfleischstücke, Brokkoli, Sellerie, Blumenkohl, Obststücke, Beeren usw.
  • Wir verteilen auf dem Wohnbereich kleine Schüsseln gefüllt mit mundgerecht geschnittenem Obst.
  • Wenn Herr Müller seine Mahlzeiten im Kreis der Mitbewohner einnimmt, setzen wir ihn so, dass er die anderen Bewohner beim Essen sehen kann. Er kann sich so die Durchführung “abgucken”.
  • Möchte sich Herr Müller nicht an den Tisch setzten bzw. wenn er ständig wieder aufsteht, geben wir das Essen auch im Stehen ein.
  • Herr Müller sollte weiterhin körperlich aktiv bleiben, etwa spazieren gehen.
  • Die Maßnahmen im Rahmen der Sturzprophylaxe werden intensiviert.
  • Herr Müller soll möglichst viel gehen. Die Pflegekraft animiert ihn daher, sie bei verschiedenen Aktivitäten zu begleiten, etwa beim Gang in das Wäschelager, bei der Entsorgung des Hausmülls, beim Holen der Post, beim Holen und beim Wegbringen des Speisewagens.
  • Herr Müller sollte auch im Wohnbereich festes Schuhwerk tragen.
  • Wir stellen sicher, dass sich die Kleidung von Herrn Müller leicht und schnell öffnen lässt.
  • Wir nutzen eine Toilettensitzerhöhung und Haltegriffe.
  • Ggf. halten wir einen Toilettenstuhl bereit.
  • Herr Müller wird nicht mit der heruntergezogenen Kleidung allein auf der Toilette gelassen. Dieses würde die Sturzgefahr erhöhen. Wenn Herr Müller auf seiner Intimsphäre besteht, kann die Pflegekraft hinter der Tür warten.
  • Wenn sich das Wasserlassen verzögert, kann die Pflegekraft den Wasserhahn aufdrehen oder die Hand von Herrn Müller in eine Schüssel mit lauwarmem Wasser tauchen. Die Blasenentleerung setzt dann zumeist schnell ein.
  • Herr Müller wird mit Inkontinenzvorlagen versorgt. Die richtige Anwendung dieser Vorlagen wird jeden Tag mit ihm geübt.

  • Wir prüfen die verordneten Medikamente auf ihre sturzfördernde Wirkung. z. B. sind einige Benzodiazepine, Neuroleptika, trizyklische Antidepressiva sturzfördernd. Gemeinsam mit dem behandelnden Arzt prüfen wir alternative Einnahmezeitpunkte, Dosierungen oder Präparate.
  • Wir schätzen das individuelle Sturzrisiko ein. Basierend auf den Ergebnissen leiten wir entsprechende Maßnahmen ein, z. B. Versorgung mit einer Protektorhose oder die Durchführung des Balancetrainings.

Fallbeispiel:

  • Als Folge der demenziellen Erkrankung ist Frau Meier ruhelos geworden. Sie geht stundenlang auf dem Wohnbereich auf und ab. Die Sturzgefahr ist so weit erhöht, dass Frau Meier Hüftprotektoren tragen sollte. Diese akzeptiert sie aber nicht, da sie deren Funktion nicht versteht.
  • Frau Meier kramt stundenlang und bis zur Erschöpfung in Schränken und in Schubladen.
  • Durch ihr Verhalten ist Frau Meier so beschäftigt, dass sie oft den Harndrang nicht spürt. Sie ist durch äußere Einflüsse abgelenkt. Es kommt zum gelegentlichen Einnässen.
  • In der Nacht ist Frau Meier desorientiert und findet die Toilette nicht. Sie nässt dann im Zimmer ein, was ihr sehr peinlich ist. Sie trägt daher ab und zu Vorlagen. Wenn diese durchfeuchtet sind, hängt sie die Vorlagen zum Trocknen auf die Heizung. Frau Meier ist in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen. Wir vermuten, dass Frau Meier glaubt, durch das Trocknen der Einlagen Geld sparen zu können.
  • Die Ruhelosigkeit führt bei Frau Meier zu einem erhöhten Kalorienbedarf. Dieser wird von ihr aber nicht hinreichend gedeckt. Ihr Hungergefühl ist beeinträchtigt. Es droht eine Mangelernährung.

  • Die Hüftprotektoren werden Frau Meier als "Hüftgürtel zur Figurformung" angeboten. Diese Sprachregelung muss im gesamten Pflegeteam einheitlich gehandhabt werden.
  • Wir stellen einen Stuhl in die Nähe der bevorzugten Schränke. Wenn Frau Meier vom Kramen erschöpft ist, kann sie sich setzen und eine Pause machen.
  • Wir begleiten Frau Meier zurück zu einem Sessel, wenn sie ruhelos im Wohnbereich umherirrt. Wir geben ihr eine Beschäftigung, die sie zumindest vorübergehend im Sitzen hält. Ideal dafür sind "Kramschachteln".
  • Wir spielen eine CD mit Musik, die sie erfahrungsgemäß beruhigt. Frau Meier mag Operetten und Jazz.
  • Wir führen Frau Meier in regelmäßigen Zeitabständen auf die Toilette (sog. "Toilettentraining").
  • Die Toilette wird als solche kenntlich gemacht (Toilettensymbol oder Beschriftung "Toilette").
  • Ggf. halten wir einen Toilettenstuhl bereit.
  • Wir achten auf nonverbale Signale, etwa den Griff zwischen die eigenen Beine, Hin- und Herrutschen auf einem Stuhl usw.
  • Das Zimmer von Frau Meier wird durch ein Nachtlicht erhellt.
  • Wenn Frau Meier einnässt, wird die Verschmutzung ruhig und ohne Vorwürfe beseitigt.
  • Wir legen Frau Meier die Verwendung von Einlagen nahe. Wir erläutern ihr, dass die Einlagen nach Benutzung zu entsorgen sind. Wir nutzen unterschiedliche Abwurfbehälter und prüfen, welche Frau Meier akzeptiert.
  • Wir legen einen großen Vorrat an Vorlagen gut sichtbar in ihrem Raum ab. Frau Meier soll sehen, dass die Vorlagen nicht knapp sind.
  • Der BMI von Frau Meier wird regelmäßig ermittelt. Unter Einbeziehung des Hausarztes werden körperliche Auslöser für den Gewichtsverlust ausgeschlossen.
  • Gemeinsam mit der Hauswirtschaft erstellen wir einen täglichen Ernährungsplan. Wir bieten ggf. hochkalorische Süßspeisen sowie Trinknahrung an.
  • Falls möglich sollte Frau Meier im Rahmen der Beschäftigungstherapie an der Herstellung der Speisen beteiligt werden.
  • Statt drei großer Mahlzeiten bieten wir Frau Meier sechs kleinere Mahlzeiten an. Sie erhält insbesondere einen Spätimbiss.

  • Eine bewusste Fehlinformation der Bewohnerin zur tatsächlichen Funktion eines Hüftgürtels ist ethisch umstritten.
  • Wir beachten Rituale, Gewohnheiten und Vorlieben beim Essen. Etwa: Musik beim Essen, essen in Gesellschaft oder allein, lesen einer Zeitung ermöglichen usw.

Fallbeispiel:

  • Herr Müller leidet seit drei Jahren an Morbus Alzheimer. Aufgrund der Erkrankung ist er besonders kälteempfindlich. Selbst bei hochsommerlichen Temperaturen scheint er zu frieren. Im Winter ist die Situation oftmals gegensätzlich. Selbst bei kühlen Temperaturen würde er offenbar am liebsten nur ein T-Shirt tragen. Herr Müller kann nicht mehr verbal mitteilen, wenn er friert oder wenn ihm zu warm ist.
  • Herr Müller erkennt Verschmutzungen nicht oder sieht die Notwendigkeit eines Kleidungswechsels nicht ein. Er äußert keine Kleidungswünsche und ist diesbezüglich eher passiv und desinteressiert. Herr Müller ist mit der richtigen Reihenfolge beim Anziehen überfordert.
  • Herr Müller friert in der Nacht. Die Nachtruhe ist beeinträchtigt.

  •  Die Pflegekräfte achten stets auf eine angemessene Bekleidung von Herrn Müller.
  • Die Pflegekraft achtet auf nonverbale Signale dafür, dass Herrn Müller zu kalt oder zu warm ist. Etwa: Körperhaltung, schwitzen, zittern usw. Zu den nonverbalen Zeichen zählen auch ein permanentes Ziehen und Zupfen an der Kleidung. Alternativ zeigt Herr Müller seine Ablehnung der Kleidung darin, dass er diese auszieht.
  • Wir ziehen Herrn Müller ggf. eine Strickjacke an.
  • Die Pflegekraft fragt Herrn Müller, welche Kleidung er tragen möchte. Sie bietet ihm ein Kleidungsstück und außerdem eine mögliche Alternative zur Auswahl an. Sie entnimmt beide Kleidungsstücke aus dem Schrank und präsentiert diese Herrn Müller.
  • Herr Müller kann nun wählen. Die Pflegekraft achtet dabei primär auf die Gestik und auf seine Mimik. Beispiel: Herr Müller sagt, dass er gerne den blauen Pullover tragen würde. Sein Blick liegt aber auf dem grünen Pullover. Die Pflegekraft wählt nun den grünen Pullover und fragt noch einmal nach, ob Herr Müller diesen tragen möchte.
  • Die Pflegekraft reicht Herrn Müller die Kleidungsstücke in der richtigen Reihenfolge, fordert diesen freundlich zum Anziehen auf und assistiert ihm ggf.
  • Uneinsichtiges Verhalten sollte im Dialog mit Herrn Müller korrigiert werden.
  • Wenn Herr Müller Abwehrverhalten zeigt, wird das An- und Ausziehen unterbrochen und zu einem späteren Zeitpunkt fortgesetzt.
  • Wenn Herr Müller am Abend im Bett liegt, fragen wir ihn, ob ihm zu kalt ist. Herr Müller soll dann eine warme Bettdecke nutzen. Ggf. legen wir eine zusätzliche Wolldecke auf.

  • Tendenziell sollte die Pflegekraft dem Bewohner am Morgen mehr Eigeninitiative abverlangen als am Abend. Wenn am Abend die körperlichen wie mentalen Kräfte nicht mehr reichen, so wird das Aus- und Umziehen weitgehend von der Pflegekraft übernommen.
  • Ungewöhnliche Kleidungswünsche (z. B. Arbeitskleidung) werden als Teil der Selbstbestimmung zugelassen.

Fallbeispiel:

  • Frau Meier ist gemeinsam mit ihrem Ehemann in das Pflegeheim gezogen. Beide leiden an Demenz, sie allerdings in einem fortgeschrittenen Stadium. Frau Meier ist sehr anhänglich. Sie weicht ihrem Ehemann nicht von der Seite. Wenn der Ehemann nicht anwesend ist, reagiert Frau Meier ängstlich. Dieses belastet das Verhältnis zum Ehemann.
  • Frau Meier kann oftmals selbst nahe Verwandte nicht mehr erkennen. Bei Besuchen ist sie unruhig, weil sie befürchtet, sich deshalb im Familienkreis zu blamieren.
  • Frau Meier ist nicht mehr in der Lage, mit Geld umzugehen. Dieses führt immer wieder zu Konflikten, weil Frau Meier glaubt, noch eine Hausfrau zu sein und den Haushalt führen zu müssen. Tatsächlich jedoch verlegt sie immer wieder ihr Portemonnaie. Da sich darin Bargeld befindet, kommt es zum Streit mit dem Ehemann.
  • Frau Meier leidet unter Konzentrationsschwierigkeiten. Sie ist leicht ablenkbar und ermüdet schnell. Komplexe Beschäftigungen überfordern sie. Frau Meier ist schnell demotiviert.

  • Wir kontaktieren jeden Besucher. Er soll sich gegenüber Frau Meier stets mit Namen vorstellen und dabei die soziale Beziehung nennen. Beispiel: “Mein Name ist Paul. Ich bin Dein Sohn.”
  • Wir stellen Frau Meier jeden Besucher mit Namen vor und nennen auch dabei die soziale Verbindung. Beispiel: “Ihr Sohn Paul ist hier. Er möchte sie besuchen.”
  • Größere Geldmengen werden zur Bank gebracht. In der Geldbörse von Frau Meier sollte sich nur ein kleiner Barbetrag befinden.
  • Wenn Frau Meier ihre Geldbörse verloren hat, werden ihr keine Vorhaltungen gemacht. Stattdessen wird die Geldbörse gemeinsam gesucht. Wir beginnen mit den Plätzen, an denen Frau Meier immer wieder Gegenstände zurücklässt. Ggf. erhält Frau Meier ein Portemonnaie mit Spielgeld.
  • Die Pflegekraft achtet bei der Beschäftigung auf eine ruhige Umgebung, die Frau Meier nicht ablenkt. Wir prüfen stets, ob die Tätigkeit Frau Meier überfordert. Falls dieses der Fall ist, sollte Frau Meier eine Pause machen oder sich mit etwas anderem beschäftigen.

  • Wir suchen den Dialog mit dem Ehemann. Wir animieren ihn dazu, sich Freiräume zu schaffen, innerhalb derer er etwas Ruhe vor der Anhänglichkeit der Bewohnerin hat.
  • Wir beschäftigen die Bewohnerin mit Tätigkeiten des täglichen Lebens. Diese sollten biografisch verankert sein. Dazu zählen Haushaltstätigkeiten, Gartenarbeiten usw. Wir üben mit der Bewohnerin nur solche Tätigkeiten, die noch vorhanden sind. Wir versuchen nicht, verlorene Fähigkeiten wieder herzustellen. Viele komplexe Tätigkeiten lassen sich in einfache Einzeltätigkeiten unterteilen, die dann nacheinander abgearbeitet werden können. Die Pflegekraft gibt dann kurze Anweisungen, die von der Bewohnerin verstanden und umgesetzt werden.
  • Wir singen Lieder, die der Bewohnerin aus Kindheitstagen bekannt sind. Zusätzlich kann es sinnvoll sein, den Text des Liedes zu kopieren. Viele Betroffene können trotz Demenz vom Blatt ablesen.

Fallbeispiel:

  • Herr Müller zählt zu den ersten Patienten, die in den 70er-Jahren eine Herztransplantation erhielten. Entgegen allen Prognosen hat er die folgenden Jahrzehnte überlebt. Dieses ist auch auf seine große Disziplin bei der Medikamenteneinnahme zurückzuführen.
  • Nun jedoch führt die einsetzende Demenz zu Problemen. Herr Müller vergisst sehr häufig, verordnete Medikamente einzunehmen. Er ist zudem mit der korrekten Einnahme der Medikamente überfordert. Er schluckt beispielsweise Tabletten nicht, sondern belässt sie in den Wangentaschen.
  • Herr Müller versteht die Notwendigkeit nicht mehr, warum er Medikamente einnehmen soll. Er befürchtet, vergiftet zu werden.
  • Herr Müller ist bei Arztbesuchen überfordert. Er vergisst, zentrale Probleme anzusprechen.

  •  Wir stellen und richten die Medikamente. Die Pflegekraft achtet auf die regelmäßige Einnahme der Medikamente.
  • Nach der Einnahme von Tabletten bieten wir Herrn Müller ein Glas Wasser zum Nachtrinken an. Wir verhindern damit, dass er die Tablette in der Wangentasche deponiert und später ausspuckt.
  • Die Wirkungen und die Nebenwirkungen der Medikamente werden beobachtet und dokumentiert. Bei relevanten Veränderungen wird der Arzt informiert.
  • In leicht verständlicher Sprache erklären wir Herrn Müller, welchem Zweck das jeweilige Medikament dient.
  • In keinem Fall wird Herr Müller über den Charakter der Medikamente getäuscht. Wir geben also nicht vor, dass Herr Müller Bonbons erhält, wenn es sich tatsächlich um Tabletten handelt.
  • Wir bitten den Hausarzt, dass er Herrn Müller die Notwendigkeit der Medikamenteneinnahme erläutert; vorausgesetzt, Herr Müller erkennt den Arzt als Respektsperson an. Wir bitten auch die Angehörigen, entsprechend auf Herrn Müller einzuwirken.
  • Wenn Herr Müller die Medikamenteneinnahme ablehnt, so akzeptieren wir dieses. Einige Zeit später werden die Arzneimittel ihm erneut angeboten. Falls er wieder ablehnt, wird der behandelnde Arzt darüber informiert.

  • Der Bewohner wird von der Bezugspflegekraft zum Arzt begleitet. Alternativ rufen wir vor und nach dem Besuch in der Praxis an, um die zentralen Informationen auszutauschen. Wir bitten Angehörige, den Bewohner zum Arzt zu begleiten.



pqsg Impressum, AGB / Datenschutz