Diese Seiten wurden für Smartphones optimiert.
Für die PC-Version
klicken Sie bitte hier.
Standardmaßnahmenplan "Parkinson Syndrom" (neues Strukturmodell / SIS)
Parkinson
ist zwar noch immer unheilbar, durch neue Therapiemöglichkeiten lassen
sich aber die typischen Symptome und Beschwerden oftmals über viele
Jahre gut kontrollieren. Die Pflege von Betroffenen ist dennoch
herausfordernd.
Standardmaßnahmenplan "Parkinson Syndrom"
Das
Parkinsonsyndrom ist eine Stammganglienerkrankung, die vor allem durch
Bewegungsstörungen gekennzeichnet ist und 300.000 bis 400.000 Menschen
in Deutschland betrifft. Es kommt aus unbekannter Ursache zu einem
Dopaminmangel in der Substantia nigra.
Die drei Leitsymptome (Parkinson-Trias) lauten:
-
Akinese (Bewegungsunfähigkeit / Bewegungsstarre)
-
Tremor (Zittern)
-
Rigor (Muskelsteifheit)
Akinese (herabgesetzte oder fehlende Bewegungen)
-
Bei der Dyskinesie handelt es sich um
unwillkürliche abnorme Bewegungen.
-
Bei einer Bradykinesie sind die Bewegungen
verlangsamt.
-
Bei einer Hypokinese sind willkürliche und
unwillkürliche Bewegungsabläufe beeinträchtigt. Z. B. ist das
physiologische Mitschwingen der Arme beim Gehen gestört.
-
Die typische Haltung: Der Kopf und der Rumpf
sind nach vorn gebeugt. Die Kniegelenke, die Ellenbogengelenke und die
Fingergelenke sind leicht angewinkelt. Die Arme und die Hände liegen am
Körper an. (Dieses ist die Folge des Zusammenspiels zwischen Rigor und
Hypokinese.)
-
Die Sturzgefahr ist erhöht: Der Betroffene kann
nicht die Balance halten, um Stürze zu vermeiden.
-
Es kommt zu Geh- und zu Haltungsstörungen mit
kleinschrittigem schlurfendem Gang. Der Bewohner hat Schwierigkeiten,
die Bewegung z. B. beim Gehen zu starten ("Freezing") und wieder
abzubrechen.
-
Die Mimik und die Gestik sind vermindert. Der
Bewohner hat ein maskenhaftes Gesicht.
-
Die Feinmotorik ist gestört. Dieses äußert sich
etwa durch eine Schreibstörung. Das Geschriebene wird immer kleiner
(Mikrografie).
-
Bei einer Hypophonie liegt eine Störung der
Stimmbildung vor. Die Stimme wird leiser, rauer und monoton.
-
Bei einer Dysarthrie ist die Sprache verwaschen
und beschleunigt. Das Sprechen wird oft zusätzlich behindert durch den
starken Speichelfluss.
Tremor
-
Es kommt zum "Pillendrehen", zum "Münzenzählen"
und zum sog. "Ja-Nein-Tremor".
-
Der Ruhetremor beeinträchtigt den Betroffenen
nicht so stark. Er fällt aber sofort ins Auge. Bei manchen Betroffenen
tritt er überhaupt nicht auf.
-
Der Aktionstremor beeinträchtigt den
Betroffenen viel stärker im Alltag. Er tritt bei willkürlichen
Bewegungen auf.
Rigor
-
Unter Rigor wird eine Muskelsteifheit
verstanden. Die Steifheit ist gleichzeitig bei der Beuge- und bei der
Streckmuskulatur vorhanden. Durch den erhöhten Tonus des Muskels bleibt
der Widerstand bei einem passiven Bewegungsablauf immer gleich, z. B.
beim Beugen des Arms. Häufig kommt es dabei zu dem so genannten
"Zahnradphänomen", nämlich das ruckartige Nachlassen des Widerstands.
-
Bei bettlägerigen Bewohnern mit ausgeprägtem
Nackenrigor kann vielfach folgendes Bild beobachtet werden: Der
Bewohner liegt steif auf dem Rücken, der Kopf ist nach vorn gebeugt und
Zentimeter vom Kopfkissen abgehoben (“Luftkissenphänomen”).
Weitere Begleiterscheinungen:
-
Schmerzen in den Gelenken und in der Muskulatur
-
Schluckstörungen
-
Blasenfunktionsstörungen, häufig
Dranginkontinenz in Verbindung mit einer Pollakisurie (häufige
Entleerung kleiner Harnmengen)
-
Obstipation
-
bei Männern erektile Dysfunktion
-
Schlafstörungen
-
orthostatische Hypotonie (Kreislaufabfall beim
Aufrichten vom Liegen oder Sitzen zum Stehen, tritt im
fortgeschrittenem Stadium häufig auf)
-
Demenz
-
Stimmungsschwankungen, Gereiztheit,
Überempfindlichkeit, Antriebslosigkeit (Aus diesen Stimmungen heraus
besteht die Gefahr des Rückzuges von Freunden und Angehörigen.)
-
depressive Zustände
-
erhöhter Speichelfluss
-
erhöhte Talgsekretion (sog. “Salbengesicht”)
-
schnelles Frieren
-
Hitzewallungen, Fehlsteuerung der
Wärmeregulation im Hypothalamus
-
Abnahme der Libido
-
Parästhesien
-
Leistungsabbau
-
Völlegefühl, Sodbrennen, vorzeitiges
Sättigungsgefühl
Die Krankheit ist nicht heilbar. Therapiert wird sie mit Medikamenten,
die das Ungleichgewicht zwischen Dopamin und Acetylcholin
(Überträgerstoffe im Gehirn) ausgleichen sollen. Problematisch ist,
dass die Wirksamkeit der Medikamente mit der Zeit nachlässt.
Maßnahmen
Begründung
und Anmerkungen
Fallbeispiel:
-
Bei Frau Meier wurde vor zwei Jahren die
Diagnose Morbus Parkinson gestellt. Seitdem schritt die Erkrankung aber
nur langsam voran.
-
Sie klagt bislang vor allem über hartnäckige,
meist einseitig auftretende schmerzhafte Muskelverspannungen. Beim
morgendlichen Aufstehen sind der Nacken und der Hals steif, was sich im
Tagesverlauf dann weiter verschlimmert.
-
Das Ausmaß der Beweglichkeitseinschränkungen
schwankt auch von Tag zu Tag stark. Phasenweise ist die Mobilität gut,
dann wieder schlechter.
-
Frau Meier kann keine tiefen Sessel nutzen, da
sie nur schwer aus diesen aufstehen kann.
-
Im Winter erkältet sich Frau Meier schnell. Sie
ist anfällig für Lungenentzündungen. Bei Kälte leidet Frau Meier unter
einem verstärkten Zittern.
-
Wir sorgen dafür, dass Frau Meier im
Rahmen ihrer Möglichkeiten auch in schlechteren Phasen körperlich aktiv
bleibt. Wir animieren sie zu Spaziergängen im nahen Schlosspark.
-
Frau Meier soll hohe Sitzmöbel mit stabilen
Armlehnen nutzen. Das Sitzpolster sollte vergleichsweise hart sein. Die
Sitzfläche wird möglichst klein gewählt.
-
Ggf. schrägen wir die Sitzfläche an, indem wir
ein Keilkissen auflegen.
-
Wir leiten Frau Meier zum richtigen Aufstehen
aus einem Stuhl an. Sie soll die Arme auf den Seitenlehnen ablegen. Sie
positioniert die Füße mit etwas Abstand zueinander auf dem Boden halb
unter der Sitzfläche. Sie soll nun mit etwas Schwung den Oberkörper
nach vorne verlagern und das Gesäß abheben.
-
Wir achten strikt auf eine angemessene
Kleidung. Bei großer Kälte sollte sich Frau Meier nicht unnötig lange
im Freien aufhalten.
-
Wir hinterfragen stets, ob es einen
Zusammenhang mit der Medikamenteneinnahme gibt. Wir stellen sicher,
dass die Bewohnerin ihre Medikamente pünktlich einnimmt.
Fallbeispiel:
-
Herr Müller leidet seit zehn Jahren unter
Morbus Parkinson. Nachdem die Krankheit zuletzt eher langsam
fortschritt, intensivieren sich nun die Symptome.
-
Herr Müller ist auf Hilfe bei der Körperpflege
angewiesen. Längeres Stehen ist für ihn anstrengend. Insbesondere das
Waschen und das Duschen überfordern seine körperlichen Ressourcen.
Aufgrund des Zitterns hat Herr Müller Schwierigkeiten, die Zahnbürste
zu führen. Er braucht zum Waschen deutlich mehr Zeit. Er droht
auszukühlen.
-
Wir raten Herrn Müller dazu, den Spiegel im Bad
zu nutzen. Dadurch ist eine bessere Selbstkontrolle möglich.
-
Herr Müller soll vor dem Waschbecken sitzen und
die Ellenbogen beim Waschen und beim Zähneputzen aufstützen. Das
vermindert den Tremor.
-
Wasch- und Pflegeutensilien werden in
unmittelbarer Reichweite von Herrn Müller abgelegt.
-
Die Pflegekraft stellt sicher, dass das
Badezimmer ausreichend beheizt ist.
-
Wir stellen einen Stuhl vor das Waschbecken,
damit Herr Müller die Körperpflege im Sitzen durchführen kann.
-
Beim Duschen soll Herr Müller einen Duschsitz
verwenden.
-
Wir schlagen die Anschaffung einer
Elektrozahnbürste vor. Diese hat einen dickeren Griff und führt die
Putzbewegungen z. T. automatisch durch. Falls Herr Müller eine
konventionelle Zahnbürste nutzen will, soll er diese beidhändig führen.
-
Herr Müller kann sich ggf. selbstständig
abtrocknen, wenn statt Handtüchern ein Bademantel verwendet wird.
-
Wir setzen Herrn Müller nicht unter Zeitdruck
und Stress. Wir lassen ihm ausreichend Zeit.
-
Wir beachten die Vorgaben der aktivierenden
Pflege. Der Bewohner soll daher die Körperpflege möglichst lange und
möglichst selbstständig allein durchführen. Die Pflegekraft übernimmt
Teile der Körperpflege, wenn der Bewohner sie nicht selbstständig
ausführen kann.
Fallbeispiel:
-
Seit sechs Jahren leidet Frau Meier unter
Morbus Parkinson. Die motorischen Einschränkungen sind bislang so
moderat, dass sie Frau Meier nicht relevant einschränken. Deutlich mehr
stören sie die Beeinträchtigungen ihres optischen Erscheinungsbilds.
Sie leidet unter einem “Salbengesicht”. Ihre Haare sind fettig und
wirken ungepflegt.
-
Frau Meier war zeitlebens sehr modebewusst. Sie
legt großen Wert auf formale Kleidung. Die von ihr gewählte Kleidung
ist leider nicht immer der Witterung angepasst. Behindertengerechter
Bekleidung steht sie skeptisch gegenüber. Frau Meier kann sich ohne
Hilfe nicht an- und ausziehen. Im Sommer kommt es häufig zur
Überwärmung. Frau Meier schwitzt schnell.
-
Wir führen eine entfettende Gesichtsreinigung
durch. Bei Bedarf bieten wir Frau Meier eine zusätzliche Haarwäsche an.
-
Wir nutzen Kleidungsstücke mit Reißverschlüssen
und (falls möglich) mit Klettverschlüssen.
-
Die Kleidung sollte weit geschnitten sein und
große Knöpfe aufweisen.
-
Die Schuhe sollten mit Klettverschlüssen
ausgestattet sein, da Schnürsenkel Frau Meier überfordern. Zudem erhält
sie einen langen Schuhlöffel.
-
Mit einem Greifarm kann sich Frau Meier die
Strümpfe selbstständig anziehen. Sie soll eine Hosenanziehhilfe nutzen.
Wir stellen einen großen Spiegel so auf, dass sich Frau Meier beim
Anziehen selbst betrachten kann.
-
Frau Meier soll sich nach dem Zwiebelprinzip
anziehen, sodass die Kleidung nach Bedarf leicht an- oder ausgezogen
werden kann. Durchgeschwitzte Kleidung wird schnell gewechselt.
-
Frau Meier soll Kleidung tragen, die Schweiß
aufsaugt. Dieses ist insbesondere bei der Unter- und Nachtwäsche
notwendig. Synthetische Stoffe soll sie meiden.
-
Falls die Bewohnerin keine Klettverschlüsse
mag, kann sie hier “schummeln”. Die Klettverschlüsse werden innen
angenäht. Die Knöpfe werden auf den Knopflöchern angenäht. Dadurch
wirken die Textilien wie zugeknöpft, werden aber tatsächlich von
Klettverschlüssen gehalten.
Fallbeispiel:
-
Bei Herrn Müller wurde vor vier Jahren die
Diagnose Morbus Parkinson gestellt. Zwei Jahre später verlor er seine
Frau. Er hat sich von diesem Schock noch nicht erholt. Er trinkt zu
viel Alkohol, er raucht und ernährt sich ungesund.
-
Herr Müller erhält Krankengymnastik. Diese
Maßnahme allein reicht aber nicht aus. Er zeigt nur wenig Motivation,
die Übungen eigenständig und regelmäßig in seiner Freizeit zu
wiederholen.
-
Herr Müller nimmt L-Dopa-Präparate zu sich.
Sehr eiweißreiche Speisen sowie Nahrungsmittel mit viel Vitamin B
können die Resorption dieser Medikamente verzögern oder minimieren.
-
Er konsumiert viel Alkohol. In größeren Mengen
beeinflusst Alkohol die Wirkung von Antiparkinsonmedikamenten negativ.
-
Herr Müller atmet sehr flach aufgrund der
Akinese und des Rigors. Das Risiko einer Pneumonie ist erhöht. Wenn
sich Herr Müller eine Atemwegserkrankung zuzieht, wird die bereits
stark belastete Atmung vollends überfordert. Er raucht eine Packung
Zigaretten pro Tag.
-
Herr Müller sollte die Übungen mehrmals täglich
wiederholen. Wir bitten auch Angehörige darum, entsprechend auf ihn
einzuwirken. Sein Sohn kann ihn häufig dazu motivieren, die Übungen
durchzuführen.
-
Wenn Herr Müller kooperativ ist, wird er von
den Pflegekräften gelobt.
-
Die Mahlzeiten, bei denen L-Dopa-Präparate
eingenommen werden sollen, werden angepasst. Sie sollten nicht zu
eiweißreich sein und Vitamin B nur in geringen Mengen enthalten.
-
Wir raten Herrn Müller dringend dazu, den
Alkoholkonsum einzustellen.
-
Herr Müller soll Atemübungen täglich
durchführen. Ggf. wird ein Atemtrainer eingesetzt.
-
Herr Müller soll singen. Wir ermöglichen ihm
die Teilnahme an den Gesangsveranstaltungen in unserer Einrichtung.
-
Herr Müller sollte jedes Jahr eine
Grippeschutzimpfung erhalten.
-
Bei Erkältungswellen raten wir Herrn Müller,
sich von größeren Menschenansammlungen fernzuhalten.
-
Wir fordern Herrn Müller nachdrücklich dazu
auf, das Rauchen einzustellen.
-
Alternativ werden die Tabletten deutlich vor
oder nach den Mahlzeiten eingenommen. Die tägliche Eiweißmenge wird
über den Tag verteilt. L-Dopa-Präparate müssen 30 Minuten vor oder 90
Minuten nach einer eiweißreichen Mahlzeit appliziert werden. Der
Bewohner darf dabei parallel keine Milch und keinen Joghurt konsumieren.
-
Das notwendige Eiweiß sollte vor allem zum
Abendessen eingeplant werden, da eine verminderte Beweglichkeit den
Bewohner nachts weniger einschränkt.
-
Erkältete Pflegekräfte, Angehörige und
Mitbewohner sollten den Kontakt mit dem Bewohner meiden. Sie werden
entsprechend unterrichtet.
Fallbeispiel:
-
Die Parkinsonerkrankung von Frau Meier ist in
den letzten Jahren deutlich vorangeschritten.
-
Frau Meier kann häufig schlecht vom Gegenüber
verstanden werden. Ihre Stimme ist verwaschen, monoton und leise
aufgrund der Dysarthrie und des Ruhetremors in den Lippen, in der Zunge
und im Kinn.
-
Andere Menschen vermuten fälschlicherweise,
dass Frau Meier alkoholisiert ist.
-
Frau Meier glaubt, dass sich ihre Umgebung über
sie und über ihre Erkrankung lustig macht. Sie ist schnell gekränkt.
-
Frau Meier verschluckt sich häufig. Das Risiko
einer Aspirationspneumonie ist erhöht.
-
Wir veranlassen eine Logopädie. Wir führen
zusätzliche Sprechübungen neben der Logopädie durch.
-
Wir zeigen Verständnis und Geduld. Wir
motivieren Frau Meier und machen ihr Mut.
-
Wir singen zusammen.
-
Wir geben Frau Meier Zeit zum Verstehen und zum
Antworten.
-
Im Umgang mit Frau Meier achten wir auf ein
besonders taktvolles Verhalten. Auch alle anderen Berufsgruppen werden
entsprechend sensibilisiert.
-
Wir suchen den Kontakt mit Frau Meier und
verdeutlichen ihr, dass wir sie trotz ihrer Erkrankung wertschätzen.
-
Wir leiten Frau Meier dazu an, nur kleine
Bissen zu sich zu nehmen und sorgfältig zu kauen. Frau Meier soll
warten, bis sie den letzten Bissen heruntergeschluckt hat, bevor sie
versucht, den nächsten Bissen zu sich zu nehmen.
-
Falls notwendig bieten wir Frau Meier ihre
Mahlzeiten als mundgerecht zugeschnittene Happen an.
-
Härteres Gebäck kann in Kaffee oder in Tee
eingetaucht werden. Dieses erleichtert das Abbeißen und das Schlucken.
-
Beim Trinken sollte Frau Meier darauf achten,
nur kleine Schlucke zu sich zu nehmen. Sie soll nach dem Kauen nicht
direkt “nachspülen”.
-
Wir schaffen Frau Meier eine Möglichkeit, um
Speisen wieder auszuspucken, wenn sie diese nicht zerkauen kann.
-
Wir achten auf die Konsistenz der Nahrung. Wir
dokumentieren, bei welcher Nahrungsform sich Frau Meier am wenigsten
verschluckt.
-
Ggf. kann die Bewohnerin beim Reden rhythmisch
auf eine Trommel schlagen. Es fällt ihr dann leichter, die
Sprechgeschwindigkeit zu regulieren und die Zungenmuskulatur zu
koordinieren.
Fallbeispiel:
-
Herr Müller leidet zwar schon seit fünf Jahren
unter Morbus Parkinson, allerdings konzentriert sich das Symptombild
bislang vor allem auf motorische Einschränkungen.
-
Herr Müller ist nicht mehr in der Lage,
selbstständig etwas niederzuschreiben. Mit zunehmender Länge des Textes
wird die Schrift immer kleiner und letztlich unleserlich. Die Schrift
"verzittert" durch den Tremor und ist nicht mehr zu entziffern.
-
Bei anstrengenden Bewegungsübungen verstärkt
sich ein bereits vorhandener Tremor. Herr Müller ermüdet schnell bei
Bewegungsübungen.
-
Herr Müller benötigt Hilfe bei der
Nahrungsaufnahme. Aufgrund des Zitterns ist er nicht in der Lage, das
Besteck sowie das Geschirr zu halten und zu führen. Die Speisen fallen
vom Besteck, während Herr Müller sie zum Mund führt. Immer wieder
verschüttet er Getränke.
-
Aufgrund der krankheitsbedingten
Einschränkungen ist Herr Müller nicht mehr in der Lage, seinen
vertrauten Hobbys nachzugehen.
-
Wir leiten Herrn Müller dazu an, das Schreiben
jeden Tag zu üben.
-
Zur Verlaufsdokumentation werden regelmäßig
Schriftproben abgelegt.
-
Wir setzen Herrn Müller bei den Übungen nicht
unter Zeitdruck. Wir vermeiden jede Form von Hektik.
-
Wir berücksichtigen, dass die
Leistungsfähigkeit im Tagesverlauf schwankt. Die Übungen werden
bevorzugt dann durchgeführt, wenn Herr Müller am belastbarsten ist. Wir
legen regelmäßig Ruhepausen ein.
-
Wenn Herr Müller abgelenkt wirkt, unterbrechen
wir die Übungen. Diese werden fortgesetzt, sobald er wieder
konzentriert ist.
-
Wir bieten Besteck mit dicken Griffen und eine
Schale mit hochgezogenem Rand an, um die Selbstständigkeit so lange wie
möglich zu erhalten.
-
Wir bieten einen Löffel statt einer Gabel an.
Der Umgang damit ist einfacher. Wir lassen ausreichend Zeit zur
Nahrungsaufnahme.
-
Aufgrund der zusätzlich benötigten Zeit für die
Essensaufnahme halten wir den Teller warm.
-
Wir nutzen Becher mit Henkeln. Diese füllen wir
nur bis zur Hälfte, um ein Verschütten zu vermeiden.
-
Wir bieten immer eine Serviette an.
-
Wir regen die Beschaffung eines Tabletcomputers
an. Ideal ist eine zusätzliche Tastatur (also mit echten Tasten).
-
Sofern eine gute Vertrauensbasis vorhanden ist,
kann die Pflegekraft kurze Briefe u. Ä. für den Bewohner schreiben.
-
Gemeinsam mit der Ergotherapeutin prüfen wir,
ob der Bewohner Hilfsmittel nutzen kann, um seine Hobbys weiterhin zu
pflegen.
-
Falls dieses nicht möglich ist, unterstützen
wir den Bewohner dabei, neue Hobbys zu entdecken, die seinen
körperlichen Ressourcen entsprechen.
Fallbeispiel:
-
Frau Meiers Mobilität ist aufgrund der
Parkinsonerkrankung zunehmend beeinträchtigt.
-
Frau Meier bewegt die Arme beim Gehen kaum mit.
Ihr Gang ist kleinschrittig, ungelenk und unsicher. Kleine Unebenheiten
des Bodens werden für Frau Meier zu einem unüberwindbaren Hindernis.
-
Frau Meier leidet unter einer Fehlhaltung. Wenn
sie unter Stress steht, ist ihre Beweglichkeit zusätzlich reduziert.
-
Wir üben mit Frau Meier das Mitschwingen der
Arme. Wir fordern Frau Meier dazu auf, die Arme locker hängen zu
lassen. Die Pflegekraft steht neben Frau Meier und nimmt ihre Hand. Sie
beginnt spiegelbildlich den ersten Schritt und fordert Frau Meier auf,
ihr zu folgen. Im Gehrhythmus von Frau Meier führt die Pflegekraft mit
deren Arm Schwingbewegungen aus. Wir achten darauf, dass Frau Meier
festes Schuhwerk trägt.
-
Wir stellen einen großen Spiegel in das Zimmer.
Er wird so ausgerichtet, dass sich Frau Meier darin sieht, wenn sie im
Zimmer steht.
-
Das Training umfasst Übungen im Liegen, im
Sitzen und im Stehen.
-
Soweit möglich, sollte Frau Meier an der
Gruppengymnastik teilnehmen. Sie kommt dann gleichzeitig in Kontakt mit
anderen Betroffenen. Dieses wirkt einer sozialen Isolation entgegen.
Erst in späten Krankheitsstadien ist eine Einzeltherapie notwendig.
-
Wir vermitteln Frau Meier
Entspannungstechniken. Sie kann damit einer steigenden Unruhe selbst
entgegenwirken.
-
Gemeinsam mit dem Physiotherapeuten erstellen
wir ein Programm aus Gymnastikübungen. Die Bewohnerin soll täglich
trainieren.
Fallbeispiel:
-
Herr Müller ist als Folge der
Parkinsonerkrankung zunehmend beim Gehen beeinträchtigt. Er leidet
unter Blockaden. Das Gehen wird immer wieder unterbrochen.
-
Herr Müller nutzt für längere Strecken einen
Rollator. Er leidet jedoch unter ausgeprägten Startschwierigkeiten.
Während die Füße noch auf der Stelle stehen, schnellt sein Oberkörper
samt Rollator bereits nach vorne. Die Sturzgefahr ist daher erhöht.
-
Wir weisen Herrn Müller in die Nutzung eines
Spezialstocks mit ausklappbarem Querstock ein. Alternativ nutzen wir
einen Gehstock mit Laserprojektion.
-
Wir erleichtern Herrn Müller das Gehen, indem
wir akustische Signale geben. Wir sagen bei jedem Schritt “rechts,
links, rechts, links” oder klatschen bei jedem Schritt einmal in die
Hand. Wir erläutern Herrn Müller, dass er sich diese Kommandos auch
selbst geben kann.
-
Wenn Herr Müller bei der Nutzung des Rollators
gestützt werden soll, ist es wichtig, die richtigen Kontaktpunkte zu
nutzen. Herr Müller wird nur am Rumpf umfasst. Die Pflegekraft greift
nicht nach dem Arm oder gar nach dem Rollator.
-
Ggf. soll der Bewohner einen Ball vor sich
herrollen.
-
Wir prüfen, ob rhythmische Musik den
Bewegungsablauf unterstützt.
-
Falls es nicht gelingt, die Bewegungen beim
Gehen hinreichend zu harmonisieren, sollte die Nutzung eines Rollators
kritisch hinterfragt werden.
Fallbeispiel:
-
Frau Meier erfuhr vor zwei Jahren, dass sie an
Morbus Parkinson leidet. Durch eine gute medikamentöse Einstellung
gelang es bislang, die Symptomatik zu minimieren. Es bleiben jedoch
mehrere vegetative Beeinträchtigungen.
-
Die Thermoregulation ist gestört. Frau Meier
leidet insbesondere unter einer verminderten Hitzetoleranz. Sport an
warmen Sommertagen ist daher riskant.
-
Das Parkinsonsyndrom sowie die verordneten
Medikamente führen zu einer Störung der Kreislaufregulation. Frau Meier
ist sehr sturzgefährdet aufgrund der Bewegungseinschränkung und der
orthostatischen Hypotonie, die schnell Schwindel verursacht.
-
Frau Meier schwitzt stark. Das Risiko eines
Hautpilzes ist erhöht. Aufgrund der gesteigerten Talgproduktion ist
Frau Meier anfällig für Hautentzündungen mit der Bildung von Schuppen
und Akne.
-
Frau Meier läuft Gefahr, an einer
Augenentzündung durch zu seltenen Lidschlag zu erkranken. Sie klagt
über ein Jucken und Brennen im Auge.
-
An heißen Sommertagen soll Frau Meier keinen
Sport treiben und direkte Sonneneinstrahlung meiden.
-
Wir führen alle Lagewechsel so durch, dass sich
der Blutdruck Schritt für Schritt anpassen kann. Wenn Frau Meier aus
dem Liegen aufstehen will, soll sie noch einige Augenblicke sitzend auf
der Bettkante verweilen.
-
Wir führen eine gute Hautpflege durch. Wir
achten auf eine gründliche Intimhygiene. Die Haut wird sorgfältig
abgetrocknet. Wir nutzen ggf. einen Föhn.
-
Die Haare werden regelmäßig gewaschen. Um eine
Schuppenbildung zu verhindern, nutzen wir ggf. ein spezielles,
medizinisches Haarpflegemittel.
-
Nach ärztlicher Anordnung verabreichen wir
Tränenersatzpräparate. Möglich sind Tropfen, Gels oder Salben.
-
Wir beseitigen Hindernisse, über die Frau Meier
stürzen könnte. Wir verschieben ggf. Möbelstücke, wenn sie Frau Meier
daran hindern, die Richtung zu ändern und zu stoppen. Wir schaffen
Sitzmöglichkeiten und Abstützmöglichkeiten im Zimmer.
-
Wir bringen eine Toilettensitzerhöhung an.
-
Wir stellen eine gute Beleuchtung im Zimmer
sicher.
-
Schwellen, Teppichkanten und auf der Erde
liegende Elektrokabel werden entfernt.
-
Wir sichern Frau Meier mittels Bettgitter vor
dem Herausfallen aus dem Bett (ggf. Genehmigung vom Amtsgericht
notwendig).
-
Frau Meier soll eine Greifzange nutzen, damit
sie sich nicht bücken muss, wenn sie etwas vom Boden aufheben will.
-
In keinem Fall werden klassische Maßnahmen zur
Kreislaufstärkung eingesetzt, also insbesondere die sog.
"Kneippmedizin". Jede zu schnelle Temperaturänderung kann zum sog.
"Freezing" führen.
-
Wir bringen Haltegriffe seitlich an den Wänden
vor den Türen an. Die Bewohnerin kann dann gleichzeitig die Tür öffnen
und sich festhalten.
Fallbeispiel:
-
Herr Müller leidet unter erhöhtem
Speichelfluss. Er ist anfällig für Zahnfleischerkrankungen und für
Mundgeruch.
-
Herr Müller isst und kaut zu langsam. Die
Speisen bleiben dadurch länger in der Mundhöhle. Das intensivierte
Bakterienwachstum greift die Zähne an.
-
Wir führen eine regelmäßige Mundpflege im
Rahmen der Soor- und Parotitisprophylaxe durch.
-
Wir führen eine regelmäßige Lippenpflege durch.
Rhagaden an den Mundwinkeln werden mit fetthaltigen Salben versorgt.
-
Herr Müller wird mit ausreichend
Papiertaschentüchern ausgestattet.
-
Wir klären Besucher und Angehörige über die
Ursache des Speichelflusses auf.
-
Wir raten Herrn Müller dazu, ein Halstuch aus
Baumwolle zu tragen und dieses häufig zu wechseln.
-
Wir empfehlen Herrn Müller, nach jeder Mahlzeit
eine sorgfältige Zahn- und Mundpflege durchzuführen. Ggf. unterstützen
wir ihn dabei.
-
Die Ursache des vermehrten Speichelflusses
liegt in einer Reduzierung der reflektorischen Schluckbewegungen und
dem permanent leicht geöffneten Mund.
Fallbeispiel:
-
Frau Meier hat als Folge der
Parkinsonerkrankung ihre Mobilität teilweise eingebüßt. Sie ist zwar
nicht bettlägerig, verbringt aber dennoch einen Großteil des Tages
liegend im Bett.
-
Der Schlaf von Frau Meier ist beeinträchtigt
aufgrund der Bewegungseinschränkungen und des Schwitzens.
-
Das Bett von Frau Meier ist weich und breit.
Sie kann sich dort nur unter erheblichen Anstrengungen drehen und
aufrichten.
-
Frau Meier leidet unter nächtlichem Harndrang.
Ein Sturz auf dem Weg zur Toilette muss vermieden werden.
-
Frau Meier ist antriebsarm. Sie zeigt wenig
Interessen und Aktivitäten. Sie vernachlässigt ihre bisherigen Hobbys.
-
Frau Meier hat Schwierigkeiten, mit der
derzeitigen Situation umzugehen. Sie zieht sich zurück, ist depressiv,
verlangsamt und antriebsarm.
-
Wir nutzen Hilfsmittel wie einen Toilettenstuhl
neben dem Bett.
-
Wir stellen Frau Meier eine leichte Zudecke zur
Verfügung. Diese verhindert einen Wärmestau und ermöglicht eine bessere
Beweglichkeit im Bett.
-
Bei Schweißausbrüchen in der Nacht werden die
Nachtwäsche und ggf. die Bettwäsche gewechselt.
-
Wir beobachten, welche Lagerungen schmerzarm
sind und das Zittern verringert.
-
Wir bringen eine Aufrichtevorrichtung über dem
Bett an (sog. “Bettgalgen”).
-
Wir ermuntern Frau Meier täglich zu
körperlichen und zu geistigen Aktivitäten. Sie soll insbesondere mit
anderen Menschen interagieren. Wir bieten Frau Meier die Teilnahme an
unseren Freizeitaktivitäten an.
-
Nach Möglichkeit sollte die Bewohnerin seidene
Bettwäsche verwenden. Diese ermöglicht ein Gleiten im Bett und wirkt
oft schmerzlindernd.
-
Wir achten darauf, dass die Matratze, auf der
die Bewohnerin liegt, nicht zu weich ist. Sie soll darauf nicht zu sehr
einsinken, da dieses die Beweglichkeit einschränkt. Wir beachten, dass
eine härtere Matratze das Dekubitusrisiko steigert.
-
Wir empfehlen der Bewohnerin, ein schmaleres
Bett zu nutzen. Falls notwendig, verwenden wir ein Bettgitter, um zu
verhindern, dass die Bewohnerin aus dem Bett fällt.
-
Gemeinsam mit der Bewohnerin stellen wir einen
strukturierten Tagesplan auf, der ihre persönlichen Neigungen und
Fähigkeiten berücksichtigt. Dazu zählen etwa der Zeitpunkt des
Aufstehens, die Einnahme der Medikamente, Ruhepausen,
krankengymnastische Übungen, die Mahlzeiten sowie die Ruhezeiten.
-
Wir informieren Angehörige und beziehen diese
ein.
-
Wir bieten Kontakte zu Selbsthilfegruppen an.
-
Wir informieren die Bewohnerin über das
Krankheitsbild. Insbesondere halten wir Informationsmaterial bereit.
-
Eine Überversorgung wird vermieden.
-
Wir lassen Trauer und Wut zu.
Fallbeispiel:
-
Herr Müller ist durch die Parkinsonerkrankung
vollständig immobil und bettlägerig. Dadurch erhöht sich das Risiko,
sekundäre Erkrankungen auszubilden, also etwa Kontrakturen.
-
Als Folge der Bewegungsverlangsamung lagert
sich Herr Müller in der Nacht nicht mehr so häufig um. Dadurch steigt
das Risiko, dass er einen Dekubitus entwickelt.
-
Herr Müller leidet unter einer Obstipation
aufgrund der mangelnden Motilität (Eigenbewegung) des Magendarmtrakts.
-
Er leidet unter Völlegefühl, unter Sodbrennen
und unter vorzeitigem Sättigungsgefühl.
-
Wir führen täglich mit Herrn Müller im Bett
Bewegungsübungen durch.
-
Wann immer es möglich ist, wird Herr Müller aus
dem Bett in einen Rollstuhl oder in einen Sessel mobilisiert.
-
In der Nacht wird Herr Müller alle zwei bis
drei Stunden umgelagert.
-
Herr Müller erhält ballaststoff- und
vitaminreiche Kost. Ggf. führen wir Kolonmassagen durch.
-
Herr Müller soll morgens vor dem Frühstück ein
lauwarmes Glas Wasser trinken.
-
Wir nutzen natürliche Abführmittel nach
Absprache mit dem Arzt. Also etwa Sauerkrautsaft und ähnliche
Hausmittel.
-
Die Stuhlausscheidung muss kontrolliert werden,
um einen Darmverschluss rechtzeitig zu erkennen.
-
Wir bieten mehrere Mahlzeiten über den Tag
verteilt an. Die Portionsgröße sollte kleiner gewählt werden.
-
Nur nach Absprache mit dem Arzt werden
Laxanzien eingesetzt. Wechselwirkungen mit den Parkinsonmedikamenten
sind nicht auszuschließen. Jede Veränderung der Darmtätigkeit kann sich
auf die Aufnahme der Anti-Parkinson-Medikamente auswirken.
-
Wir führen ggf. ein Ernährungstagebuch, wenn
der Betroffene berichtet, dass es ihm nach bestimmten Nahrungsmitteln
besser oder schlechter geht.
Fallbeispiel:
-
Frau Meier ist in der Kontaktaufnahme zu
anderen Personen eingeschränkt, da das maskenhafte Gesicht, also die
fehlende Mimik, die Kommunikation erschwert.
-
Frau Meier ist häufig müde und unausgeglichen,
da sie sich oft selbst überfordert und sich zu wenig Ruhe gönnt. Wenn
sie müde ist, kommt es zu einer Zunahme des Zitterns.
-
Frau Meier ist nicht mehr in der Lage, mehrere
Aufgaben gleichzeitig durchzuführen. Sie kann z. B. nicht gleichzeitig
basteln und sich mit einer anderen Person unterhalten.
-
Wir instruieren dazu Angehörige und
Nahestehende. Wir machen sie darauf aufmerksam, dass sich bei
Parkinsonpatienten Gemütsregungen anders bemerkbar machen. Sie sollen
insbesondere auf den lebhaften Ausdruck der Augen achten.
-
Wir leiten Frau Meier dazu an, einen immer
gleichen Tagesrhythmus einzuhalten.
-
Wir prüfen, zu welchen Zeiten Ruhe- und
Schlafpausen sinnvoll sind. Diese werden dann in den Tagesablauf
integriert.
-
Wir erläutern Frau Meier, wie wichtig
ausreichend Schlaf für ihre Lebensqualität ist.
-
Wir stellen sicher, dass sie bei mental
anstrengenden Aufgaben nicht überlastet wird. Wir vermeiden jede Form
von simultanen Aufgaben sowie konsequent jeden Zeitdruck.
-
Der Intellekt der Bewohnerin ist häufig
erhalten. Sie wird daher ernst genommen und nicht wie ein Kind
behandelt.
Fallbeispiel:
-
Herr Müller ist inkontinent. Bei ihm liegt eine
Dranginkontinenz durch eine motorisch ungehemmte Blase in Verbindung
mit einer Pollakisurie vor.
-
Durch die krankheitsbedingten Veränderungen ist
jedes sexuelle Verlangen erloschen. Er leidet zum unter einer erektilen
Dysfunktion. Die Beziehung zu seiner Ehefrau ist deshalb belastet.
-
Wir führen ein Toilettentraining durch zur
Gewöhnung an regelmäßige Zeiten der Entleerung.
-
Wir nutzen eine Toilettensitzerhöhung. Diese
hilft Herrn Müller, selbstständig zu bleiben, da das Aufstehen und das
Hinsetzen erleichtert werden.
-
Wir stellen eine angemessene Versorgung mit
Inkontinenzmaterial sicher.
-
Im Dialog mit dem Bewohner und mit seiner
Partnerin versuchen wir, Unsicherheiten abzubauen.
-
Wir sorgen ggf. für eine Überweisung zu einem
Urologen.
Fallbeispiel:
-
Die fortschreitende Parkinsonerkrankung führt
bei Frau Meier immer häufiger zu potenziell bedrohlichen Situationen.
-
Frau Meier will nicht duschen, sondern baden.
In der Badewanne ist sie jedoch hilflos, falls es zur
Bewegungsunfähigkeit kommt.
-
Frau Meier hat große Angst, zu stürzen und dann
hilflos zu sein. Sie vermeidet es insbesondere, Treppen zu steigen. Sie
hat Befürchtungen, im Treppenhaus keine Hilfe zu finden, falls sie dort
das Gleichgewicht verliert. Sie reduziert ihren Aktionsradius und
bewegt sich weniger.
-
Frau Meier leidet unter Parästhesien. Dadurch
ist das Risiko von Verbrennungen durch zu heißes Waschwasser erhöht.
Kleinere Verletzungen bleiben unbemerkt.
-
Frau Meier darf beim Baden nicht allein
gelassen werden. Wir achten darauf, dass Frau Meier die Haltegriffe im
Bad nutzen kann. Wenn das nicht möglich ist, darf sie in keinem Fall
baden.
-
Wir achten auf eine richtige Temperatur des
Wasch- und des Badewassers.
-
Wir raten Frau Meier dazu, eine Trillerpfeife,
ein schnurloses Telefon oder ein Mobiltelefon bei sich zu tragen.
-
Frau Meier soll bei Steigen der Treppen in die
Gitterstäbe greifen und nicht den Handlauf zu nutzen. Im Fall eines
Gleichgewichtsverlusts kann sie die Bewegung in Richtung Boden besser
kontrollieren.
-
Wir lassen eine medizinische Fußpflege
durchführen.
-
Wir achten bei allen Pflegemaßnahmen auf kleine
Hautdefekte; dieses insbesondere bei der Ganzwaschung bzw. beim Duschen.
-
Parästhesien sind Missempfindungen im Bereich
eines Hautnervs, die nicht schmerzhaft sind und für die es keine
erkennbare Ursache gibt.
Fallbeispiel:
-
Herr Müller trinkt zu wenig. Dadurch kommt es
zu einer Intensivierung der Symptomatik. Das Risiko von Obstipation,
Verwirrtheit sowie einer akinetischen Krise steigt.
-
Er leidet an einer Mundtrockenheit als Folge
der Nebenwirkungen der Medikamente.
-
Herr Müller hat ein erhöhtes Risiko,
untergewichtig zu werden als Folge des Tremors.
-
Aufgrund der medikamentösen Therapie leidet er
unter Übelkeit und unter Erbrechen. Er nimmt zu wenig Nahrungsmittel zu
sich.
-
Die Muskelsteifigkeit und das Zittern
erschweren es Herrn Müller, sich zu rasieren. Es kommt immer wieder zu
Schnittverletzungen.
-
Er klagt über Hauttrockenheit insbesondere im
Bereich der unteren Extremitäten.
-
Wir achten darauf, dass Herr Müller ausreichend
Flüssigkeit zu sich nimmt. Er mag gerne Mineralwasser und Früchtetee.
-
Wir führen wiederholte Mundspülungen durch.
-
Herr Müller soll ggf. auf das Rauchen und auf
scharfe Gerichte verzichten. Beides trocknet den Mund zusätzlich aus.
-
Ggf. lassen wir vom Arzt ein
Speichelersatzpräparat verordnen.
-
Der BMI wird regelmäßig ermittelt. Bei einem zu
geringen BMI wird die Nahrungsaufnahme sorgfältig dokumentiert. Herr
Müller erhält seine Lieblingsspeisen.
-
Herr Müller soll beim Rasieren die Ellenbogen
auf dem Waschbecken aufstützen und damit die Bewegung stabilisieren.
-
Wir raten Herrn Müller dazu, eine Trockenrasur
mittels Elektrorasierer durchzuführen. Auf eine Nassrasur soll er
verzichten.
-
Wir nutzen pH-neutrale Salben sowie Ölbäder.
-
Die Nutzung von Seifen wird vermieden.
-
Ggf. führen wir eine Ein- und Ausfuhrbilanz.
Dabei muss insbesondere das übermäßige Schwitzen berücksichtigt werden.
Bei einer deutlich negativen Bilanz prüfen wir die Notwendigkeit von
Infusionen.
-
Wir passen ggf. die Ernährung zusammen mit
einem Ernährungsberater an. Es wird eine kalorien- und
flüssigkeitsreiche Kost empfohlen. Durch den Tremor benötigen Erkrankte
wesentlich mehr Kalorien.
-
Bei andauernder Übelkeit und Erbrechen
empfehlen wir den Bewohner, einen Arzt aufzusuchen. Wir bitten um die
Verschreibung geeigneter Antiemetika.
Fallbeispiel:
-
Frau Meier leidet unter einer fortgeschrittenen
Parkinsonerkrankung. Sie erhält eine Vielzahl von Medikamenten.
-
Sie benötigt Hilfe und Anleitung bei der
Medikamenteneinnahme. Sie leidet häufig unter
Medikamentennebenwirkungen. Insbesondere kommt es zu einem
Blutdruckabfall sowie zu Herzrhythmusstörungen.
-
Frau Meier leidet tageszeitlich unter
Sehstörungen als Folge der Nebenwirkungen der Medikamente. Sie kann
sich dann nicht sinnvoll beschäftigen.
-
Durch die Medikamente kommt es bei Frau Meier
am späten Abend gehäuft zu Halluzinationen.
-
Sie leidet phasenweise unter Psychosen, die als
Folge der Medikation oder der hirnorganischen Veränderungen auftreten.
-
Wir stellen und richten die Medikamente für
Frau Meier. Sie kann mithilfe eines Timers an die regelmäßige Einnahme
erinnert werden.
-
Wir stellen sicher, dass Frau Meier die
Medikamente auch tatsächlich einnimmt. Insbesondere kontrollieren wir,
ob die Tablette geschluckt wurde oder ob sie sich noch im Mundraum
befindet.
-
Ggf. verabreichen wir die Medikamente.
-
Wir prüfen, ob Frau Meier andere Medikamente
einnimmt, deren Wechselwirkungen die Effizienz von L-Dopa
beeinträchtigen. Schon vermeintlich harmlose Magenmittel sind ggf. zu
vermeiden.
-
Die Wirkungen und die Nebenwirkungen der
Medikamente werden beobachtet und dokumentiert. Ggf. wird der
behandelnde Arzt informiert. Die Vitalfunktionen werden engmaschig
erfasst. Insbesondere führen wir Puls- und Blutdruckkontrollen durch.
-
Wir passen die Beschäftigungsangebote an die
tägliche Verfassung an.
-
In Zeiten der Sehstörungen soll Frau Meier
Freizeitaktivitäten nachgehen, die unabhängig vom Sehvermögen sind;
etwa Musik oder Radiosendungen.
-
Wir stellen sicher, dass Frau Meier ihre Brille
und ihr Hörgerät trägt.
-
Wir installieren eine Dämmerleuchte im Zimmer
von Frau Meier.
-
Wir ermöglichen es Frau Meier , ihre vertrauten
Schlafrituale weiterzuführen; also etwa Musik hören, lesen oder ein
Spaziergang vor dem Schlafengehen.
-
Wir bieten Frau Meier einen Spätimbiss an.
-
Die Pflegekräfte wirken beruhigend auf den Frau
Meier ein. Sie versuchen aber nicht, ihr etwaige Wahninhalte auszureden.
-
Wenn sie nicht mehr kontrollierbar sind, muss
die Bewohnerin in eine Spezialklinik oder in die Psychiatrie überwiesen
werden.
|