Diese Seiten wurden für Smartphones optimiert.
Für die PC-Version
klicken Sie bitte hier.
Standardmaßnahmenplan
"Sturzprophylaxe" (SIS / neues Strukturmodell)
Auch
die beste Maßnahmenplanung wird niemals auch nur annähernd alle
Sturzrisiken ausschalten können. Pflegekräfte müssen sich damit
zufriedengeben, zumindest die gröbsten Gefahrenquellen zu eliminieren.
Und selbst das ist schwer genug.
Standardmaßnahmenplan
"Sturzprophylaxe"
Unter
Sturzprävention werden alle Maßnahmen zusammengefasst, die entweder das
Sturzrisiko reduzieren oder die Folgen eines Sturzes mildern. Darunter
fallen etwa die Beurteilung der Sturzrisikofaktoren, die Einweisung von
Bewohnern in die Verwendung von Mobilitätshilfsmitteln, die
Durchführung eines Kraft- und Balancetrainings, die Kontrolle der Hör-
und Sehfähigkeit sowie die Beseitigung von potenziellen Unfallquellen.
Maßnahmen
Begründung
und Anmerkungen
Fallbeispiel:
-
Herr Müller ist 85 Jahre alt. Seine Frau ist
vor zwei Jahren gestorben. Da sich Herr Müller inzwischen nicht mehr
allein versorgen kann, ist er vor einem Monat in das Pflegeheim
umgezogen. Er leidet an einer leichten Demenz. Weitere gravierende
Grunderkrankungen liegen bei ihm nicht vor.
-
Herr Müller weigert sich trotz bestehender
Mobilität, körperlich aktiv zu werden. Er zeigt kein Interesse, an der
Gymnastikgruppe oder an ähnlichen Freizeitaktivitäten teilzunehmen.
-
Herr Müller begründet dieses mit dem
Sturzrisiko. Er glaubt, dass die Gefahr eines Sturzes steigt, je mehr
er sich körperlich bewegt.
-
Als Folge der Inaktivität verlernt Herr Müller
wichtige Bewegungsabläufe und wird immer unsicherer.
-
Wir verdeutlichen Herrn Müller, dass
körperliche Aktivität das Sturzrisiko senkt und nicht steigert.
-
Herr Müller wird von uns immer wieder dazu
motiviert, sich im Rahmen seiner Fähigkeiten körperlich zu bewegen.
-
Wir ermuntern Herrn Müller dazu, die Intensität
der Übungen so zu wählen, dass die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit
erreicht, aber nicht überschritten werden. Herr Müller sollte die
Übungen als “schwer” empfinden, dafür also rund dreiviertel seiner
maximalen Muskelkraft abrufen.
-
Herr Müller wird bei kooperativem Verhalten
gelobt.
-
Wir führen mit Herrn Müller regelmäßig Kraft-
und Balanceübungen durch, die das Sturzrisiko reduzieren. Etwa:
-
Hüftkreisen
-
Gewichtsverlagerungsübungen von einem Fuß auf
den anderen
-
das Drehen des Kopfes bis zur Schulter
-
vorwärts gehen mit besonders großen
Schritten, mit plötzlichen Stillständen, mit zusätzlichen
Kopfbewegungen usw.
-
seitwärts gehen oder Gehübungen mit einem
Luftballon, einem Handtuch usw.
-
Das Ausmaß der Aktivität wird kontinuierlich
und abhängig vom Kooperationswillen gesteigert.
Fallbeispiel:
-
Frau Meier lebt seit fünf Jahren in unserer
Einrichtung. Sie ist 82 Jahre alt und mit einem Gewicht von 52
Kilogramm und einer Körpergröße von 168 sehr schlank. Sie war
zeitlebens überaus sportlich und zeigt auch jetzt noch eine für ihr
Alter ungewöhnliche Agilität.
-
Frau Meier ist häufig unvorsichtig und droht zu
stürzen. So ist sie zwar in der Lage, eigenständig aus einem Stuhl
aufzustehen, sie macht dieses aber zu schnell. Sie droht dann, nach
vorn überzukippen.
-
Frau Meier isst zu wenig. Der Nahrungsverzicht
macht sie kraftlos und anfällig für Stürze.
-
Frau Meier achtet sehr auf ihr Gewicht. Wir
haben bei ihr Diuretika und Laxanzien gefunden. Wir vermuten, dass sie
diese Arzneimittel eigenmächtig beschafft, um Gewicht zu reduzieren.
Als Folge der Wirkstoffe setzen der Stuhl- und der Harndrang
unvermittelt ein. Der Gang zur Toilette erfolgt unter Zeitdruck. Es
droht dabei ein Sturz.
-
Frau Meier soll stabiles Schuhwerk mit einer
rutschfesten Sohle tragen.
-
Wir bitten Frau Meier, sich beim Aufstehen Zeit
zu lassen.
-
Wir ermuntern Frau Meier, beim Aufstehen eine
Pflegekraft um Hilfe zu bitten.
-
Ihr BMI wird einmal im Monat erfasst.
-
Die Wünsche von Frau Meier bei der Speisenwahl
werden beachtet. Wir bieten ihr zudem regelmäßig appetitliche
Zwischenmahlzeiten an.
-
Frau Meier erhält hochkalorische Nahrung.
-
Wir raten Frau Meier von der eigenmächtigen
Einnahme von Diuretika und von Laxanzien ab. Gemeinsam prüfen wir, ob
die gewünschte Gewichtskontrolle auch auf andere Weise erreicht werden
kann.
-
Erfolgt die Einnahme der Diuretika und
Laxanzien ohne ärztliche Anweisung, machen wir die Bewohnerin
nachdrücklich auf die Gefahren aufmerksam.
Fallbeispiel:
-
Herr Müller hat vor sechs Monaten einen
leichten Schlaganfall erlitten. Dank der zeitnahen Behandlung und der
anschließenden Rehabilitation hat er sich weitgehend erholt.
-
Allerdings haben die Körperkraft und die
Koordinationsfähigkeiten nachgelassen. Daher ist das Risiko erhöht,
dass er in kritischen Situationen das Gleichgewicht verliert und nicht
über die physische Konstitution verfügt, um einen Sturz zu verhindern.
-
Herr Müller erhält regelmäßig Besuch von seiner
Tochter, die ihn zu Ausflügen in den Park oder in das Einkaufszentrum
mitnimmt. Sie möchte ihn damit animieren, auch längere Strecken zu Fuß
zurückzulegen.
-
Wir legen Herrn Müller nahe, an unserem
täglichen Sportprogramm teilzunehmen. Damit kann nicht nur die
Körperkraft gesteigert werden, sondern auch die
Koordinationsfähigkeiten.
-
Wir führen Geschicklichkeitsübungen durch, also
etwa das Gehen auf einer Linie.
-
Wir raten Herrn Müller dazu,
“Inaktivitätsfallen” zu vermeiden. Dazu zählen etwa Aufzüge und
Rolltreppen.
-
Wir animieren seine Tochter dazu, weiterhin mit
ihm Spaziergänge innerhalb und außerhalb unseres Geländes zu
unternehmen. Es sollten Routen gewählt werden, die ausreichend
Sitzmöglichkeiten für Pausen bieten.
-
Es wird im Alltag genau darauf geachtet, welche
Tätigkeiten dem Bewohner abgenommen werden. Eine Überversorgung ist zu
vermeiden. Insbesondere soll der Bewohner möglichst häufig zu Fuß
gehen.
Fallbeispiel:
-
Frau Meier hat als Folge von Diabetes mellitus
vor sechs Monaten ihr rechtes Bein verloren. Nach der Amputation des
Beines ist die Bewegungsfähigkeit eingeschränkt. Sie trägt eine
Prothese.
-
Frau Meier leidet zudem an einer
fortgeschrittenen Osteoporose. Ein etwaiger Sturz könnte sie aufgrund
der reduzierten Knochenstabilität erheblich verletzen.
-
Bedingt durch die Schmerzbelastung als Folge
der Osteoporose reduziert Frau Meier ihre körperlichen Aktivitäten. Es
kommt zu Schonhaltungen und zu Muskelverspannungen. Das Sturzrisiko
steigt.
-
Frau Meier vermeidet in der Nacht den Weg zur
Toilette, da sie sich vor einem Sturz fürchtet. Sie wünscht
stattdessen, einen Nachtstuhl zu verwenden. Die Nutzung eines
Toilettenstuhls ohne Hilfe ist aber in ihrem Fall mit erheblichen
Unfallrisiken verbunden.
-
Frau Meier ist nicht in der Lage, einen am
Boden liegenden Gegenstand aufzuheben. Sie kann nicht sicher vom Boden
aufstehen. Sie benötigt dafür Möbel als Stütze. Diese sind jedoch
häufig instabil.
-
Die Funktionsfähigkeit der Prothese und der
Gehhilfen wird regelmäßig überprüft.
-
Die in der Rehabilitation (“Gangschule”)
vorgegebenen Übungen werden regelmäßig und gewissenhaft mit Frau Meier
durchgeführt.
-
Wir stellen sicher, dass Frau Meier die ihr
verordneten Gehhilfen nutzt.
-
Wenn der Frau Meier als Folge der Osteoporose
unter starken Schmerzen leidet, sorgen wir für eine angemessene
Analgetikaversorgung. Ihr Hausarzt hat eine entsprechende
Bedarfsmedikation verordnet.
-
Wir lassen im Schlafzimmer von Frau Meier das
Nachtlicht brennen. Wir vermeiden damit, dass sie im Halbschlaf über
den Nachtstuhl stolpert, da sie vergessen hat, dass dieser vor ihrem
Bett steht.
-
Wir machen Frau Meier darauf aufmerksam, dass
sie den Toilettenstuhl nicht allein verwenden sollte, da das Risiko
besteht, dass der Stuhl umkippt. Frau Meier sollte daher immer die
Pflegekraft über die Rufanlage benachrichtigen, wenn sie den
Toilettenstuhl benutzen will.
-
Frau Meier soll eine Greifzange nutzen, um am
Boden liegende Gegenstände zu erreichen.
-
Die Vorteile der Mobilisierung in den Stand
werden mit den Sturzrisiken abgewogen. Wir prüfen, ob die Bewohnerin
alternativ dauerhaft einen Rollstuhl nutzen sollte.
-
Bei einer Bewohnerin, die sich nicht regelmäßig
an der frischen Luft bewegt, sollte zusätzlich Vitamin D gegeben
werden. Dieses Vitamin sorgt für eine verbesserte Aufnahme des
Knochenminerals Kalzium aus dem Dünndarm. Es wirkt folglich dem
Knochenabbau entgegen.
-
Wir weisen die Bewohnerin in die Verwendung des
Toilettenstuhls ein, falls nichts gegen eine eigenständige Nutzung
spricht. Bei demenziell erkrankten Bewohnerinnen ist es ggf. notwendig,
die Einweisung täglich zu wiederholen.
Fallbeispiel:
-
Herr Müller war vor dem Umzug in das Pflegeheim
über viele Jahre wohnungslos. Es liegt eine Alkohol- und
Medikamentensucht vor.
-
Er hatte sich vor einigen Jahren eine
komplizierte Fraktur des rechten Beins zugezogen, die unter den
Lebensbedingungen “auf der Straße” nur unzureichend ausheilte. Er
verwendet einen “Vierfüßler”, also eine Vierfußgehstütze. Diese hat er
seinerzeit von der Stadtmission erhalten. Er hat sich an dieses
Hilfsmittel gewöhnt. Der Vierfüßler verschlechtert jedoch das Gangbild.
Wenn eines der vier Beine gegen den Fuß von Herrn Müller schlägt, kommt
dieser kurz ins Straucheln. Es droht ein Sturz.
-
Die Füße von Herrn Müller sind ungepflegt. Die
Hautprobleme führen zu Schmerzen beim Gehen. Das Gangbild ist in der
Folge unsicher. Das Sturzrisiko ist erhöht.
-
Herr Müller leidet unter Wunden im Bereich der
Füße. Er versucht beim Gehen, Schmerzen zu vermeiden. Dadurch wird das
Gehen unsicher.
-
Herr Müller trägt im häuslichen Bereich keine
Schuhe, da das Tragen von Schuhen für ihn schmerzhaft ist. Er ist auch
nicht in der Lage, die Schuhe ohne Hilfe anzuziehen. Das Gehen auf
einem glatten Bodenbelag ohne Schuhe ist jedoch risikobehaftet. Herr
Müller könnte stürzen.
-
Wir raten Herrn Müller dazu, eine normale
Unterarmgehstütze zu verwenden. Diese wurde ihm verschrieben und steht
für ihn bereit.
-
Durch eine konsequente Fußpflege sorgen wir
dafür, dass Herr Müller gut laufen kann. Warzen und Hühneraugen werden
konsequent durch einen Arzt entfernt.
-
Wunden werden im Rahmen der Möglichkeiten und
unter Beachtung der entsprechenden Pflegestandards therapiert.
-
Wir machen Herrn Müller nachdrücklich auf die
Risiken seines Konsumverhaltens aufmerksam. Wir legen ihm eine
Entzugstherapie nahe.
-
Wenn Herr Müller im Rausch angetroffen wird,
wird dieser in sein Zimmer zurückbegleitet. Er soll sich dort hinsetzen
oder hinlegen.
-
Statt normaler Strümpfe können auch
Antirutschsocken angezogen werden. Das vermindert das Sturzrisiko.
-
Wir bitten Herrn Müller, nach einer Pflegekraft
zu klingeln, damit ihm diese beim Anziehen der Schuhe hilft.
-
Wir regen die Verordnung von speziellen
orthopädischen Schuhen an. Wir prüfen, ob die orthopädischen Schuhe
dazu führen, dass der Bewohner beim Gehen schlurft oder gar vermehrt
stolpert.
Fallbeispiel:
-
Frau Meier ist schon ihr ganzes Leben sehr
schlank gewesen. Aktuell wiegt sie 56 Kilogramm bei einer Körpergröße
von 1,70 Metern.
-
Frau Meier leidet unter Hypotonie. Fällt der
Blutdruck zu schnell ab, wird ihr "schwarz vor Augen" und sie stürzt
ggf.
-
Frau Meier trinkt zu wenig. Ihr ist deswegen
oft schwindelig. Die durch die Dehydratation verminderte
Wahrnehmungsfähigkeit sowie Verwirrtheitszustände erhöhen das
Sturzrisiko. Sie ernährt sich überdies ungleichmäßig, insbesondere
führt bei ihr Nahrungskarenz oftmals zu einer Hypoglykämie. Dadurch
steigt das Sturzrisiko.
-
Frau Meier hat jahrzehntelang Schuhe mit hohen
Absätzen getragen. Dieses führte zu einer Verkürzung der Achillessehne.
Sie kann normal hohe Schuhe nicht mehr nutzen. Das Tragen von Schuhen
mit hohen Absätzen steigert jedoch das Sturzrisiko.
-
Frau Meier wird über das richtige Verhalten
nach dem Aufwachen und vor dem Aufstehen informiert. Auch direkt nach
dem Essen kann ein niedriger Blutdruck Schwindel verursachen.
-
Dazu zählen Übungen noch im Bett, um die
Muskelpumpe in Gang zu setzen. Zudem sollte Frau Meier sich langsam
aufsetzen und erst dann aufstehen, wenn sie keinen Schwindel verspürt.
-
Nach längerer Bettlägerigkeit wird stets
unmittelbar vor dem Aufstehen der Blutdruck gemessen. Es wird stets ein
Stuhl ans Bett gestellt und ggf. damit Bewegungsübungen durchgeführt.
-
Frau Meier wird zum Trinken angeregt. Wir
stellen Getränke stets in ihrer Sicht- und Reichweite auf. Sie mag
stilles Mineralwasser und Pfefferminztee.
-
Wir führen Trinkrituale ein, also etwa ein Glas
Wasser nach dem Aufwachen, ein Glas Wasser vor jeder Mahlzeit sowie das
Glas Wasser am Bett.
-
Wir achten auf Verwirrtheits- und
Unruhezustände, die die Folge einer Dehydratation sein können. Frau
Meier wird dann in ihr Bett oder in einen Sessel begleitet, wo sie
etwas trinken soll.
-
Wir sorgen insbesondere durch zusätzliche
Zwischenmahlzeiten für eine ausreichende Nahrungsversorgung und einen
stabilen Blutzuckerspiegel. Frau Meier isst gerne Obst und Kekse.
-
Wir empfehlen der Bewohnerin, Schuhe mit
Keilabsätzen zu tragen.
-
Bei Bedarf wird ein Trinkprotokoll angelegt.
-
Im Vergleich zu Schuhen mit hohen Absätzen ist
die Standfläche bei Schuhen mit Keilabsätzen größer. Gleichzeitig sinkt
das Risiko, an Bodenunebenheiten hängen zu bleiben.
-
Medikamente, die Blutdruckregulationsstörungen
verursachen, sollten falls möglich reduziert oder ausgetauscht werden.
Fallbeispiel:
-
Herr Müller ist 85 Jahre alt und hat sich vor
drei Jahren einer Herzoperation unterzogen, in deren Verlauf ihm eine
neue Herzklappe implantiert wurde. Er nimmt Marcumar ein. Aufgrund der
reduzierten Blutgerinnung ist jeder Sturz für Herrn Müller
lebensgefährlich. Insbesondere innere Blutungen können schnell ein
unkontrollierbares Ausmaß annehmen.
-
Herr Müller ist sich des Risikos nicht bewusst.
Er ist bereits einige Male gestürzt, ohne dieses einer Pflegekraft
mitzuteilen.
-
Herr Müller beteiligt sich an unserem
Sportprogramm. Er ist dabei allerdings übermotiviert und versucht,
körperlich mit deutlich jüngeren Mitbewohnern mitzuhalten. Er droht
dabei zu stürzen.
-
Wir stellen sicher, dass Herr Müller außerhalb
der Einrichtung seinen “Marcumarausweis” bei sich führt.
-
Wir sorgen dafür, dass alle externen Partner
und Ärzte über dieses Risiko informiert sind. Dieses gilt insbesondere
bei einer Einweisung in ein Krankenhaus.
-
Herr Müller sollte nach allen Stürzen ärztlich
untersucht werden, also auch nach vermeintlich trivialen Vorkommnissen.
-
Herr Müller wird auf das richtige Verhalten
nach einem Sturz hingewiesen: Ruhe bewahren. Nicht zu schnell
aufstehen, besser um Hilfe rufen und auf das Eintreffen der
Pflegekräfte warten.
-
Wir ermahnen Herrn Müller zu einem angemessenen
Verhalten bei unserem Sportprogramm. Wir bitten Mitbewohner, Herrn
Müller ggf. etwas zu bremsen.
-
Bei Bewohnern mit Marcumartherapie sind
Prophylaxemaßnahmen früher und umfassender zu ergreifen als bei anderen
Senioren. Insbesondere sollten diese Betroffenen frühzeitig mit
Hüftprotektoren versorgt werden.
-
Der Bewohner sowie seine Angehörigen werden
regelmäßig über das individuelle Sturzrisiko informiert.
-
Zusätzlich erhält der Bewohner ein
entsprechendes Informationsschreiben.
-
Ein Bewohner, der das Sturz- und
Verletzungsrisiko grundlegend falsch einschätzt, erhält eine
intensivere Beratung.
Fallbeispiel:
-
Frau Meier ist 81 Jahre alt. Sie hat insgesamt
fünf Kinder zur Welt gebracht. Die Beckenbodenmuskulatur ist erheblich
beeinträchtigt. Es liegt überdies eine verminderte funktionelle
Blasenkapazität vor.
-
Frau Meier leidet unter Nykturie (vermehrtes
nächtliches Wasserlassen). Sie geht nachts auf die Toilette und gerät
dabei in Gefahr zu stürzen.
-
Am Bett gibt es einen Lichtschalter (z. B.
Nachttischlampe). Die Funktionsfähigkeit des Lichts wird regelmäßig
überprüft.
-
In der Nacht wird das Nachtlicht angelassen.
-
Frau Meier wird angehalten, bei Harndrang Hilfe
herbeizurufen. Die Funktionsfähigkeit der Notrufanlage wird regelmäßig
überprüft. Frau Meier wird ggf. stets auf die Toilette begleitet.
-
Wir prüfen, ob Frau Meier den Hüftprotektor
auch in der Nacht tragen sollte.
-
Frau Meier sollte auch in der Nacht sog.
"Stoppersocken" tragen. Mit etwas gutem Zureden akzeptiert sie dieses.
-
Wir wägen ab, ob ein Bettalarmsystem genutzt
werden sollte. Dieses informiert die Pflegekräfte, sobald die
Bewohnerin sein Bett verlässt. Die Mitarbeiter können dann
Hilfestellung anbieten.
Fallbeispiel:
-
Herr Müller ist 75 Jahre alt und hat vor zwei
Jahren einen Schlaganfall erlitten. Dank seiner großen Disziplin und
der Rehabilitation hat er einen Großteil seiner körperlichen
Fähigkeiten zurückgewonnen.
-
Herr Müller führt auch im Winter Spaziergänge
durch. Er droht auf glatten Wegen zu stürzen.
-
Herr Müller trägt eine Protektorhose. Im
Glauben an einen umfassenden Schutz vernachlässigt er die weiteren
notwendigen Maßnahmen zur Vermeidung eines Sturzes.
-
Wir raten Herrn Müller von Spaziergängen bei
winterlichen Umgebungsbedingungen ab.
-
Nach Möglichkeit sollte Herr Müller von einer
Betreuungskraft oder von einem Angehörigen bei Spaziergängen begleitet
werden.
-
Wir verdeutlichen Herrn Müller, dass eine
Protektorhose lediglich die Folgen eines Sturzes verringern kann; den
Sturz selbst aber nicht verhindert. Zudem ist mit erheblichen
Beschwerden zu rechnen, selbst wenn es nur zu Prellungen und nicht zu
Frakturen kommt.
-
Der Sitz von Hüftprotektoren muss regelmäßig
kontrolliert werden. Es drohen Druckstellen und letztlich die
Entstehung eines Dekubitus.
-
Wir prüfen, ob der Bewohner Schuhspikes nutzen
sollte. Der Gehstock wird ggf. mit einer "Eiskralle" ausgestattet.
-
Bei erheblicher Sturzgefährdung sollte ein
Hüftprotektor getragen werden. Die dünnen Kunststoffschalen werden
unter der Kleidung getragen und schützen die Knochen. Bei einem Sturz
erleidet der Bewohner vornehmlich Blutergüsse. Ein Bruch aber ist
unwahrscheinlich.
Fallbeispiel:
-
Bei einem Sturz vor zwei Jahren hat sich Frau
Meier einen Schenkelhalsbruch zugezogen, der operativ versorgt wurde
und inzwischen weitgehend ausgeheilt ist.
-
Frau Meier hat dennoch große Angst vor einem
erneuten Sturz. Sie verlässt deshalb ihr Zimmer nur noch selten. Ihre
sozialen Kontakte brechen ab.
-
Frau Meier verwendet ihren Rollator erst seit
kurzer Zeit. Sie ist in der Nutzung noch unsicher.
-
Frau Meier ist in der Nacht häufig sehr
unruhig. Sie hat Angst, aus dem Bett zu fallen und sich dabei zu
verletzen.
-
Frau Meier nutzt unzureichendes Schuhwerk, also
etwa Slipper oder Schuhe ohne Halteriemen.
-
Frau Meier wird in den Aufenthaltsraum
begleitet und auch wieder abgeholt.
-
Wir machen Frau Meier klar, dass sie durch
angepasstes Verhalten, Training und eine Umgestaltung des Wohnraums das
Risiko deutlich senken kann.
-
Wir ermuntern Frau Meier, mit dem Rollator zu
trainieren. Sie wird dabei von einer Pflegekraft begleitet.
-
Frau Meier hat zugestimmt, die Seitengitter
hochzufahren, um sie vor einem ungewollten Herausfallen aus dem Bett zu
schützen.
-
Frau Meier sollte am Tag grundsätzlich mit
festem Schuhwerk unterwegs sein und nicht mit "Hausschlappen". Auch
innerhalb des Hauses sollten nur feste Schuhe mit einer rutschfesten
Sohle getragen werden. Die Schuhe sollten keinen oder nur einen flachen
Absatz haben.
-
Wir versuchen, übermäßige Ängste durch
entsprechende Mobilisierungsmaßnahmen abzubauen.
-
Die Bewohnerin erhält direkt nach der Übergabe
des Gerätes eine erste Einweisung.
-
Die Bewohnerin soll die zurückgelegten Strecken
nur vorsichtig steigern und ihre Kräfte nicht überfordern.
-
Soweit möglich verwenden wir Halbseitengitter
als Alternative zu durchgehenden Seitengittern.
-
Das Pflegebett wird so aufgestellt, dass eine
Seite direkt an eine Wand grenzt. Dabei werden die Vorlieben der
Bewohnerin beachtet. Das bedeutet: Eine Bewohnerin, die zeitlebens von
der rechten Seite in ihr Bett eingestiegen ist, sollte das auch
weiterhin tun können.
-
Wir legen links und rechts entlang der Matratze
kleine Keile ein. In der Mitte des Bettes entsteht somit eine Kuhle,
deren Begrenzungen die Bewohnerin leicht erspüren kann.
-
Die Bewohnerin erhält langfristig ein
Niedrigbett.
-
Vor dem Bett wird eine Sturzmatte platziert.
-
Insbesondere vor Weihnachten und dem Geburtstag
der Bewohnerin sprechen wir die Angehörigen an. Wir schlagen vor, der
Bewohnerin geeignete Schuhe zu schenken. Gut geeignet sind Schuhe mit
einer dünnen Hartgummisohle, also etwa Boots- oder Yachtschuhe.
Fallbeispiel:
-
Herr Müller ist 88 Jahre alt. Er hat sich vor
drei Jahren einer Prostataoperation unterziehen müssen. Er ist seitdem
inkontinent. Er muss aber dennoch einen Hüftprotektor tragen.
-
Herr Müller reagiert unvorsichtig, wenn er sich
Zeitdruck ausgesetzt glaubt. Er achtet bei Hektik nicht auf Hindernisse
und droht zu stürzen.
-
Das Zimmer von Herrn Müller liegt abseits. Ein
Sturz bleibt ggf. lange unbemerkt.
-
Die Brille von Herrn Müller ist häufig so
verschmutzt, dass dieses die Sicht beeinträchtigt. Die Brille ist
überdies oft verbogen und sitzt nicht korrekt auf dem Gesicht von Herrn
Müller.
-
Herr Müller sollte Kleidung tragen, die sich
schnell öffnen lässt.
-
Herr Müller wird zur Besonnenheit gemahnt.
Hektische Bewegungen, etwa wenn das Telefon klingelt oder wenn
Harndrang einsetzt, sind eine der Hauptursachen für Stürze.
-
Wir stellen wichtige Gegenstände in Griffweite
von Herrn Müller ab, insbesondere also das Telefon.
-
Herr Müller verfügt über einen Alarmknopf, den
er um den Hals trägt.
-
Seine Brille wird täglich im Rahmen der
morgendlichen Grundpflege gereinigt. Wir weisen Herrn Müller regelmäßig
in die richtige Pflege seiner Brillengläser ein.
-
Wir ermuntern Herrn Müller und seine
Angehörigen, bei Beschädigungen einen Optiker aufzusuchen.
-
Wir legen ein Miktionsschema an und führen
Blasen- oder Toilettentraining durch.
-
Ggf. wird der Bewohner mit Einlagen,
Urinalkondomen usw. versorgt.
-
Ggf. stellen wir einen Toilettenstuhl neben das
Bett.
-
Es sollte ein Hüftprotektor gewählt werden, der
das Wechseln der Vorlagen ermöglicht, ohne dass der Protektor
ausgezogen werden muss. Diese Modelle haben dafür eine große Öffnung im
Intimbereich.
-
Wir beachten, dass ein Protektor allein ggf.
nicht ausreichend ist. Wenn ein Protektor durch Urin oder durch Stuhl
verschmutzt wurde, muss er gereinigt werden. In dieser Zeit bleibt der
Bewohner ungeschützt, sofern er über keinen zweiten Protektor verfügt.
-
Bei der Belegung der Bewohnerzimmer wird ein
Bewohner mit hohem Sturzrisiko nach Möglichkeit in der Nähe des
Stationszimmers untergebracht.
-
Wir prüfen, ob der Bewohner ein schnurloses
Telefon nutzen sollte.
-
Falls der Bewohner demenziell erkrankt ist, ist
es notwendig, die Einweisung in das Alarmsystem täglich zu wiederholen.
Fallbeispiel:
-
Frau Meier ist 85 Jahre alt. Sie ist sehr
modebewusst. Sie wählt ihre Kleidung eigenständig. Beim Suchen im
Kleiderschrank besteht die Gefahr, dass sie das Gleichgewicht verliert.
Dieses insbesondere beim Kramen in den oberen und in den unteren
Schubladenetagen.
-
Beim An- und Ausziehen der Hose kommt es immer
wieder zu riskanten Situationen. Frau Meier steht im Einbeinstand. Sie
kann ihre Hände nicht zum Abstützen einsetzen, da sie mit diesen das
Kleidungsstück festhält. Sie droht zu stürzen.
-
Von der Kleidung geht ein erhöhtes Sturzrisiko
aus. Weite Ärmel, Morgenmäntel oder Schmuckgürtel können sich leicht
(etwa an Türgriffen) verhaken und einen Sturz auslösen.
-
Die Bewohnerin lehnt das Tragen des
Hüftprotektors ab, da er die optische Erscheinung beeinträchtigt.
-
Kleidungsstücke, die Frau Meier bevorzugt
ausprobiert, kombiniert und wieder zurücklegt, werden in den mittleren
Schubladenetagen gelagert. Also etwa Blusen, Pullover usw.
-
Verbrauchswäsche, die zumeist unbesehen
entnommen wird, kann unten gelagert werden. Also etwa Socken,
Unterwäsche usw.
-
Saisonale Kleidung, die Frau Meier nur sehr
selten benötigt, sollte in den ganz oberen und somit schwer
erreichbaren Fächern gelagert werden.
-
Zum Wechseln der Hose soll sich Frau Meier
zunächst hinsetzen. Sie soll die Hose in sitzender Position über beide
Beine streifen. In stehender Position kann sie die Hose dann hochziehen.
-
Die Bewohnerin wird darauf hingewiesen, dass
bei zu langen Kleidern eine erhöhte Sturzgefahr besteht.
-
Wir raten der Bewohnerin, die Oberbekleidung
einige Nummern größer zu kaufen, damit ausreichend Platz für einen
Hüftprotektor bleibt.
-
Wir regen bei der Bewohnerin, bei ihrem
Betreuer bzw. bei den Angehörigen an, besser geeignete Kleidung zu
beschaffen.
-
Die Angehörigen werden über die Vorzüge des
Hüftprotektors informiert. Diese können Einfluss auf die Bewohnerin
nehmen und die Kooperationsbereitschaft deutlich steigern.
-
Wir prüfen, ob die Bewohnerin einem Kompromiss
zustimmen würde. Der Protektor wird nur in den Tageszeiten getragen, in
denen die Sturzgefahr erfahrungsgemäß am höchsten ist. Dieses wird bei
vielen Bewohnern am Nachmittag und am Abend der Fall sein. Am Morgen
kann die Bewohnerin auf das Tragen des Protektors verzichten.
Fallbeispiel:
-
Herr Müller und seine Frau leben seit vier
Monaten im Pflegeheim. Hauptgrund für die stationäre Versorgung ist die
Parkinsonerkrankung der Ehefrau.
-
Herr Müller leidet unter fortgeschrittener
Gelenksdegeneration. Er klagt über eine hohe Schmerzbelastung beim
Gehen. Es kommt mitunter zu plötzlichen Schmerzspitzen. Als Folge des
Schmerzes verliert Herr Müller ggf. das Gleichgewicht und stürzt.
-
Herr Müller nimmt Viagra ein, um seine sexuelle
Leistungsfähigkeit zu sichern. Als Folge der Medikamenteneinnahme kommt
es zu Schwindel und zu Sehstörungen. Durch das Ausleben seiner
Sexualität überfordert Herr Müller seine physischen Kräfte. In den
folgenden Stunden ist er kraftlos. Zudem droht Schwindel. Diese
Faktoren steigern das Sturzrisiko.
-
Herr Müller will keinen Hüftprotektor tragen,
da er diesen als unbequem empfindet.
-
Herr Müller soll einen Gehwagen verwenden. Bei
plötzlichen Schmerzspitzen kann er sich daran festhalten.
-
Wir machen Herrn Müller darauf aufmerksam, dass
er nach der Einnahme von Viagra besonders vorsichtig sein muss. Ihm
kann schwindelig werden. Nach dem Sexualkontakt sollte Herr Müller
einige Zeit im Bett liegen bleiben, bis sich seine körperlichen Kräfte
erholt haben.
-
Wir stellen sicher, dass Herr Müller
ausreichend Sitzgelegenheiten zur Verfügung stehen, die auch mit
Hüftprotektoren genutzt werden können. Insbesondere sollte die
Sitzfläche besonders weich sein.
Fallbeispiel:
-
Frau Meier leidet an Multipler Sklerose. Eine
Fortbewegung zu Fuß ist auch mit Gehhilfen nur über kurze Strecken
möglich.
-
Frau Meier verwendet einen Rollstuhl. Sie ist
aber dennoch sturzgefährdet, da sie diesen nicht sicher nutzt.
-
Bei einem Sturz nach einem Krampfanfall kommt
es häufig zu einer Kopfverletzung. Frau Meier lehnt es ab, einen
konventionellen Fahrradhelm oder Sturzhelm zu tragen, da sie den
mangelnden Tragekomfort bemängelt.
Wir
weisen Frau Meier regelmäßig auf besondere Sicherheitsmaßnahmen hin.
Etwa:
-
Vor dem Ein- und Aussteigen werden alle Bremsen
festgestellt.
-
Sollte eine Bremse einen Defekt haben, darf der
Rollstuhl nicht mehr genutzt werden, bis eine Reparatur erfolgt.
-
Beim Transfer aus oder in den Rollstuhl werden
die Fußstützen weggeklappt.
-
Wenn der Rollstuhl beim Transfer häufig nach
vorne wegkippt, wird er mit einer entsprechenden Kippsicherung oder mit
Gewichten an der Rückseite ausgestattet.
-
Ggf. wird der Rollstuhl mit einer rutschfesten
Sitzauflage ausgestattet.
-
Frau Meier wird zum "Rollstuhlgehen" ermuntert,
also dazu, den Rollstuhl mit den Beinen vorwärts zu bewegen (mit
entfernten Fußstützen).
-
Frau Meier sollte zusätzlich zu einem
Hüftprotektor einen Sturzhelm tragen.
-
Sofern dieses finanziell darstellbar ist,
sollte die Bewohnerin einen Helm aus viskoseelastischem Hightechgewebe
tragen. Diese Helme sind besonders atmungsaktiv und sehr weich.
-
Wir prüfen, ob die Bewohnerin eine Alternative
zu einem Sturzhelm tragen kann. Dazu zählen Protektorenmützen,
Stirnbänder, individuelle Hüte sowie Kappen.
Fallbeispiel:
-
Herr Müller leidet unter einer Vielzahl
verschiedener Grunderkrankungen, darunter Diabetes mellitus sowie
Parkinson. Er nimmt gleichzeitig eine Vielzahl verschiedener
Medikamente ein, die einzeln betrachtet keine diesbezüglichen
Nebenwirkungen haben. Die Wechselwirkungen untereinander jedoch
steigern das Sturzrisiko.
-
Herr Müller verfügt über keine finanziellen
Rücklagen. Er kann die Anschaffung eines Hüftprotektors nicht bezahlen.
-
Herr Müller weigert sich, eine vorhandene
Brille zu tragen, obwohl dieses aufgrund einer bestehenden Sehschwäche
sinnvoll wäre.
-
Herr Müller hält in seinem Lebensbereich wenig
Ordnung. Es finden sich zahlreiche Stolperfallen, über die er stürzen
könnte.
-
Diuretika sollten zeitlich so appliziert
werden, dass die Wirkung nicht während der Nachtstunden eintritt.
Dieses würde einen zusätzlichen nächtlichen Toilettengang erzwingen.
-
Wir stellen sicher, dass alle Ärzte über
Medikamentenanordnungen aller Kollegen informiert sind. Dies ist
wichtig, da Herr Müller mehrere Ärzte kontaktiert und von diesen
Arzneimittel verschrieben bekommt.
-
Wir beobachten die Wirkung von Medikamenten und
dokumentieren die Ergebnisse. Ggf. wird der verschreibende Arzt
informiert.
-
Wir prüfen, ob Medikamente durch
nichtmedikamentöse Behandlungen ersetzt werden können. Dieses gilt etwa
bei der Therapie von Schlafstörungen.
-
Herr Müller wird regelmäßig aufgefordert, eine
vorhandene Brille auch zu nutzen. Wir bitten seine Tochter,
entsprechend auf ihn einzuwirken.
-
Das Zimmer von Herrn Müller wird regelmäßig
aufgeräumt. Insbesondere werden Gegenstände vom Boden aufgelesen, über
die Herr Müller stürzen könnte.
-
Schon bei der Verschreibung der Medikamente
suchen wir den Dialog mit dem Arzt und mit dem Apotheker. Wir erfragen,
ob die Wirkstoffe ein bereits bestehendes Balance- und
Koordinationsdefizit zusätzlich intensivieren.
-
Wenn der Bewohner mehr als vier Präparate
parallel einnimmt, wird die Medikation besonders kritisch hinterfragt.
Wir prüfen auch, ob Einnahmezeitpunkte verschoben und somit voneinander
entkoppelt werden könnten. In vielen Fällen ist auch eine Reduzierung
der Dosis ohne relevanten Wirkungsverlust möglich.
-
Wir machen die Angehörigen nachdrücklich auf
die Notwendigkeit eines Hüftprotektors aufmerksam. Ein solcher
Protektor ist z. B. auch ein gutes Geschenk zu Weihnachten oder zum
Geburtstag.
-
Veränderungen im Zimmer des Bewohners werden
stets am Morgen vorgenommen. Der Bewohner kann sich dann einen ganzen
Tag an das veränderte Umfeld gewöhnen, also etwa an den neuen
Fernsehtisch, die neue Position des Sessels usw.
Fallbeispiel:
-
Frau Meier ist beim Transfer aus dem Bett und
in das Bett sehr unsicher und läuft Gefahr zu stürzen.
-
Frau Meier will keine Hilfe annehmen und nutzt
deswegen das Rufsystem nicht. Sie will den Pflegekräften nicht zur Last
fallen.
-
Frau Meier nutzt die vorhandenen Hilfsmittel
nicht oder falsch.
-
Frau Meier möchte Strom sparen. Aus diesem
Grund verzichtet sie darauf, am Abend frühzeitig die Raumbeleuchtung
einzuschalten. Dadurch steigert sich das Risiko eines Sturzes.
-
Wir erläutern Frau Meier die Risiken, die sich
aus "Alleingängen" ohne Hilfe durch die Pflegekräfte ergeben. Wir
bitten die Angehörigen, entsprechend auf Frau Meier einzuwirken.
-
Die Höhe des Betts wird individuell an Frau
Meier angepasst. Sie muss leicht ein- und aussteigen können.
-
Die Räder des Pflegebettes sind stets arretiert.
-
Das Bett wird nach Abschluss von
Pflegemaßnahmen stets auf eine gleich bleibende "Standardhöhe"
zurückgefahren.
-
Die Transferaktionen, etwa das Aufstehen aus
dem Bett, werden regelmäßig geübt.
-
Wir ermahnen Frau Meier dazu, vor dem Aufstehen
von der Bettkante zunächst Bodenkontakt mit den Füßen herzustellen.
-
Frau Meier wird angehalten, die Handläufe zu
verwenden.
-
Frau Meier soll Stühle mit erhöhter Sitzfläche
nutzen. Zudem sollten die Stühle stabile Armlehnen haben, damit sich
Frau Meier abstützen kann.
-
Wir erläutern Frau Meier, dass unsere
Beleuchtung sehr energiesparend arbeitet und daher mit gutem Gewissen
auch am frühen Abend eingeschaltet werden kann.
-
Wenn eine Pflegekraft am frühen Abend das
Zimmer von Frau Meier betritt, fragt sie diese, ob sie die Beleuchtung
einschalten soll.
-
Wir wägen regelmäßig ab, ob die Vorteile einer
Anti-Dekubitus-Matratze (Schutz vor Druckgeschwüren) die Nachteile
überwiegen (ggf. höhere Sturzgefahr). Wir überprüfen regelmäßig, ob die
verwendeten Matratzen das Sturzrisiko erhöhen (zu weiche und zu stark
nachgebende Matratzen).
-
Wir überprüfen regelmäßig, ob die Nutzung von
Bettgittern eine angemessene Risikominderung erbringen könnte. Dieses
ist zumindest bei dementen Bewohnern nicht der Fall, da diese oftmals
das Gitter überklettern und dann umso tiefer stürzen.
-
Die Standardhöhe eines Bettes sollte
vergleichsweise tief gewählt werden. Dieses erleichtert das Ein- und
Aussteigen. Zudem reduziert dieses die Fallhöhe, falls doch ein Unfall
passieren sollte.
-
Eine Bewohnerin mit hohem Sturzrisiko wird
aufgefordert, nicht die Treppe, sondern den Aufzug zu nutzen.
-
Die Funktionsfähigkeit von Stöcken,
Rollstühlen, Beinprothesen, Schuhen, Brillen, Hörgeräten sowie anderen
Hilfsmitteln wird regelmäßig überprüft.
Fallbeispiel:
-
Herr Müller leidet unter Morbus Alzheimer, wenn
auch in einem frühen Stadium. Er nutzt aufgrund einer zunehmenden
demenziellen Erkrankung die Rufanlage nicht oder nicht immer. Also
insbesondere auch dann nicht, wenn er Harndrang verspürt und Hilfe für
den Transfer zur Toilette benötigt. Er geht dann allein und droht zu
stürzen.
-
Herr Müller verlegt die Brille häufig.
-
Herr Müller ist sehr empfindlich für
Blendeffekte. Bei tief stehender Sonne strahlt diese direkt in seinen
Raum und beeinträchtigt die Fähigkeit von Herrn Müller, sich visuell zu
orientieren. Die Sturzgefahr ist erhöht.
-
Herr Müller ist in seiner Mobilität
eingeschränkt. Er benötigt bei verschiedenen Handlungen Hilfe. Er hat
jedoch oft Schwierigkeiten, das Rufsystem zu erreichen. Beim Versuch,
das Rufsystem zu greifen, ist Herr Müller einem erhöhten Sturzrisiko
ausgesetzt.
-
Wir erläutern Herrn Müller jeden Tag erneut die
Funktion des Rufsystemes.
-
Die Rufanlage wird in Sichtweite von Herrn
Müller abgelegt und mit einem Hinweiszettel versehen, der ihn dazu
auffordert, bei Harndrang den Knopf zu drücken.
-
Wenn Herr Müller das Rufsystem nutzt, wird er
dafür gelobt.
-
Wir ermuntern Herrn Müller, seine Brille mit
einem Brillenband auszustatten.
-
Wir ermuntern Herrn Müller, über den Kauf einer
Zweitbrille nachzudenken. Bei der Wahl der Gläser und des Gestells wäre
ein preisgünstiges Angebot ausreichend.
-
Wir stellen sicher, dass die Jalousien
rechtzeitig geschlossen werden.
-
Herr Müller erhält ein kabelgestütztes
Rufsystem mit einem verlängerten Kabel. Wir stellen dabei jedoch
sicher, dass das längere Kabel keine zusätzliche Stolperfalle darstellt.
-
Alternativ zum Brillenband sollte der Bewohner
seine Brille immer in einem Etui in der Hemdtasche tragen.
-
Die häufigsten Fundorte für die Brille eines
Bewohners werden notiert. Verliert er sie erneut, wird zuerst dort nach
der Brille gesucht.
Fallbeispiel:
-
Frau Meier ist demenziell schwer erkrankt. Sie
verlässt immer wieder ihr Bett und will die Einrichtung verlassen. Es
besteht die Gefahr, dass sie dabei stürzt und sich verletzt.
-
Frau Meier zieht den Hüftprotektor
selbstständig immer wieder aus.
-
Wir versuchen, Frau Meier durch Ablenkung von
ihrem Plan abzubringen. Wir schlagen ihr insbesondere alternative
Beschäftigungsmöglichkeiten innerhalb des Hauses vor.
-
Wir nutzen die validierende Kommunikation. Wir
fragen Frau Meier nach ihren Erinnerungen an ihr Zuhause. Ggf. sehen
wir uns gemeinsam alte Fotos an.
-
Frau Meier wird jedes Mal beim Anlegen der Sinn
des Protektors erklärt.
-
Der Protektor wird unter weiter Kleidung
verborgen, damit Frau Meier diesen idealerweise nicht mehr wahrnimmt.
-
In den ersten Minuten nach dem Anlegen des
Protektors lenken wir Frau Meier ab, etwa durch entsprechende
Beschäftigungsangebote.
-
Wir stellen sicher, dass die Bewohnerin die
Einrichtung nicht unentdeckt verlassen kann. Wir sichern Fenster und
Balkontüren.
-
Wir prüfen, ob die Bewohnerin in einem
beschützten Wohnbereich versorgt werden sollte.
-
Gemeinsam mit dem behandelnden Arzt prüfen wir,
ob der Einsatz von Sedativa angemessen ist.
-
Wir prüfen, ob die Bewohnerin als letztes
Mittel fixiert werden muss. Die Vorgaben im entsprechenden Standard
werden sorgfältig umgesetzt.
|