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Standardmaßnahmenplan "Ulcus cruris" (neues Strukturmodell / SIS)

Ulcus cruris zählt zu den “unheilbaren Krankheiten”, die eigentlich recht einfach zu therapieren sind. Wenn der Betroffene seine Lebensweise radikal ändert, kann die auslösende Venenschwäche kompensiert werden. In der Praxis jedoch sind die meisten Senioren nicht gewillt, sich zu bewegen, Gewicht abzubauen oder gar die verhassten Kompressionsstrümpfe zu tragen.

Standardmaßnahmenplan "Ulcus cruris"

  • In Deutschland leiden über eine Million Menschen an Ulcus cruris venosum. Den Hauptteil der Betroffenen bilden die über 70-Jährigen.
  • Ulcus cruris (Umgangssprache "offenes Bein") bezeichnet ein Unterschenkelgeschwür mit Gewebedefekten, die mindestens bis zur Lederhaut reichen. Vier von fünf Ulcus cruris treten im Bereich des Knöchels auf. Ein Ulcus cruris wird i. d. R. durch Veneninsuffizienz in Kombination mit Stoffwechselstörungen (z. B. Diabetes mellitus) und Bewegungsmangel ausgelöst.
  • In Folge einer Venenklappenunterfunktion steigt der Blutdruck im Venensystem und es kommt zu einer Stauung des Blutes. Dieses fördert die Entstehung von Ödemen und Geschwüren, die zusätzlich die Blutzirkulation beeinträchtigen. Letztlich erleidet der Bewohner schwere Gewebeschädigungen, die sich nur mit hohem Aufwand behandeln lassen.

Bild: Anziehhilfe für Kompressionsstrümpfe


Maßnahmen

Begründung und Anmerkungen


Fallbeispiel:

  • Herr Müller leidet an einer chronischen Venenschwäche. Immer wieder entwickeln sich aus kleineren Verletzungen hartnäckige Wunden. Dafür ist sein unvorsichtiges Verhalten mitursächlich. Herr Müller tobt mit seinen Enkeln und zieht sich dabei regelmäßig kleinere Blessuren auch an den Unterschenkeln zu.
  • Herr Müller badet gerne warm. Er nutzt eine Sauna. Die Wärmeeinwirkung bewirkt eine Erweiterung der Venen, fördert den Venenstau und erhöht das Risiko eines Rezidivs.

  • Herr Müller soll das Heben und Tragen schwerer Lasten vermeiden. Dazu zählen insbesondere schwere Einkaufstaschen, Wäschekörbe, Getränkekästen und Haushaltsgegenstände. Er soll es auch unterlassen, schwere Möbelstücke ohne unsere Hilfe zu bewegen.
  • Wenn Herr Müller schwere Lasten über weite Strecken bewegen will (etwa Einkäufe), sollte er seinen "Einkaufs-Trolley" nutzen.
  • Wir raten Herrn Müller, das Badewasser nicht wärmer als 37°C zu wählen.
  • Zwei- bis dreimal täglich sollte Herr Müller kneippsche Güsse durchführen. Die Beine werden dafür mit einem kalten Wasserstrahl von unten nach oben abgeduscht.
  • Herr Müller soll auf den Besuch einer Sauna verzichten.

  • Sofern der Bewohner keine fremde Hilfe annehmen möchte, sollte er schwere Lasten stückweise transportieren, also etwa Getränkekästen flaschenweise bewegen.
  • Die Vorsichtsmaßnahmen im Rahmen der Sturzprophylaxe werden intensiviert.

Fallbeispiel:

  • Frau Meier nahm zeitlebens wenig Rücksicht auf ihre Gesundheit. Sie hat Übergewicht und bewegt sich zu wenig. Sie lässt sich von ihren Kindern und Enkeln mit Süßwaren beschenken.
  • Sie hat bereits mehrere Male einen Ulcus cruris erlitten. Die Hautdefekte konnten oftmals erst nach mehreren Monaten zur Abheilung gebracht werden.
  • Frau Meier leidet unter Diabetes mellitus. Diese Stoffwechselerkrankung steigert die Anfälligkeit für Ulcus cruris.
  • Die Körpermasse belastet die Venen. Durch den Bewegungsmangel wird die Durchblutung beeinträchtigt.

  • Wir stellen sicher, dass Frau Meier die Insulintherapie konsequent durchführt.
  • Frau Meier wird vorübergehend auf Reduktionskost gesetzt. Gemeinsam mit der Hauswirtschaft und Frau Meier passen wir die Ernährung an. Insbesondere sollte sie in Zukunft Vollwertkost erhalten.
  • Wir bitten die Angehörigen, auf das Verschenken von kalorienreichen Süßwaren bei Besuchen zu verzichten.
  • Wir fordern Frau Meier auf, mindestens alle 30 Minuten eine kurze Fußstrecke ggf. auch innerhalb der Einrichtung zurückzulegen.
  • Wenn Frau Meier längere Zeit sitzen muss, sollte sie die Füße mehrfach im Sitzen bewegen. Beim Fernsehen sollte sie die Beine konsequent hochlegen.
  • Frau Meier sollte die Beine nicht übereinanderschlagen. Kniekehlen und Leisten dürfen nicht abgeknickt sein.

  • Wir ermutigen die Bewohnerin dazu, ihre Lebensweise so weit anzupassen, dass die Begleiterkrankungen wirksam therapiert werden können.
  • Wir erläutern der Bewohnerin, dass das Übergewicht nicht nur die Venen belastet, sondern gleichzeitig auch wichtige Bewegungsübungen erschwert.
  • Wir verdeutlichen der Bewohnerin, dass das Sitzen an sich keinen prophylaktischen Wert hat, sondern nur das Liegen oder das Gehen.

Fallbeispiel:

  • Herr Müller war vor dem Umzug in die Einrichtung obdachlos. Er ist ein starker Raucher und konsumiert große Mengen Alkohol. Die Genussgifte verlangsamen die Wundheilung.
  • Er ernährt sich einseitig und trinkt zu wenig. Dadurch wird die Heilung der Wunde verzögert.
  • Seine Haut ist ungepflegt. Als Folge etwa von allergischen Reaktionen kommt es zum Juckreiz. Herr Müller kratzt sich und fügt seiner Haut kleine Verletzungen zu.

  • Wir haben mit Herrn Müller vereinbart, dass er vor dem Nachmittag keinen Alkohol trinkt. Er hat zugesagt, nur Bier zu trinken, aber keine hochprozentigen Spirituosen.
  • Herr Müller hat zugesagt, seinen Zigarettenkonsum auf jeweils zwei Zigaretten nach den Hauptmahlzeiten zu beschränken.
  • Wir loben Herrn Müller, wenn er sich an die Abmachungen hält.
  • Herr Müller erhält eine ausgeglichene Mischkost mit einem hohen Anteil an heilungsfördernden Nährstoffen, Vitaminen und Spurenelementen. Insbesondere sollte der Bewohner eiweißreiche Speisen zu sich nehmen.
  • Herr Müller sollte täglich Obst und Gemüse konsumieren. Er mag Äpfel der Sorten Elstar, Jonagold und Braeburn.
  • Wir stellen sicher, dass der Bewohner ausreichend Flüssigkeit zu sich nimmt.
  • Herr Müller soll statt der Fingernägel die Fingerkuppen zum Kratzen nutzen. Seine Fingernägel werden kurz, rund und glatt geschnitten bzw. gefeilt.
  • Wir raten Herrn Müller, sich an einer anderen, gesunden Stelle der Haut "vertretungsweise" zu kratzen.
  • In der Nacht trägt Herr Müller dünne Handschuhe, die ein unbewusstes Kratzen im Bett vermeiden.

  • Wir verdeutlichen dem Bewohner, wie sich sein Konsumverhalten auf die Erkrankung auswirkt.
  • Wir empfehlen dem Bewohner nachdrücklich, den Zigarettenkonsum komplett einzustellen. Wir erklären ihm, dass Nikotin nachweislich das Blutgefäßsystem belastet.
  • Eine beschränkte Trinkmenge aufgrund anderer Erkrankungen darf nicht überschritten werden. Süße Getränke (etwa Limonade, Cola oder Fruchtsaftgetränke) sollte der Bewohner vermeiden.
  • Im Fachhandel gibt es zur speziellen Hautpflege während einer Kompressionstherapie Cremes zum Kühlen und zum Erfrischen sowie Produkte für die Hautpflege nach dem Ausziehen der Strümpfe.
  • Für den Sommer gibt es Erfrischungssprays, die man direkt auf die Strümpfe sprühen kann und die sofort Kühlung bringen.

Fallbeispiel:

  • Herr Müller ist anfällig für Ulcus cruris. Er nimmt das Problem aber nicht sehr ernst. Er unterlässt es, seine Beine regelmäßig auf krankhafte Veränderungen zu überprüfen. Hautdefekte werden zu spät erkannt. Dadurch können sich kleine Verletzungen zu chronischen Wunden entwickeln.
  • Herr Müller trägt trotz gegenteiliger ärztlicher Empfehlung die Kompression nicht permanent. Am Abend zieht er die Strümpfe aus, damit die Haut "Luft bekommt", abkühlt und nicht so austrocknet.
  • Herr Müller erkennt nicht die zentrale Bedeutung der Kompression für seine Gesundung. Er glaubt fälschlicherweise, dass Salben und Wundauflagen entscheidend für den weiteren Krankheitsverlauf sind.
  • Seine Beine sind morgens geschwollen. Dieses erschwert das Anlegen der Kompression.

  • Die Haut von Herrn Müller wird regelmäßig inspiziert. Er wird jeden Morgen zum Waschen an das Waschbecken mobilisiert. Dort kann die Pflegekraft den Hautzustand überwachen.
  • Herr Müller wird sensibilisiert, seine Beine täglich auf Veränderungen zu untersuchen. Dazu zählen auch Überwärmungen sowie Schwellungen. Relevante Beobachtungen soll er zeitnah an die Pflegekräfte melden.
  • Wenn Herr Müller nachdrücklich auf die Wichtigkeit der Kompression hingewiesen wird, ist er zumeist kooperativ. Falls er zeitweise keine Kompression tragen möchte, soll er die Beine möglichst hochlegen und wenig laufen. Alle Aktivitäten, die die nicht komprimierten Beine anschwellen lassen, sollte er vermeiden.
  • Herr Müller wird morgens aufgefordert, die Beine für einige Minuten erhöht zu lagern. Nach dem Anlegen der Kompression prüft die Pflegekraft, ob der Bewohner über Beschwerden klagt.
  • Die Beine von Herrn Müller werden in der Nacht erhöht gelagert, etwa durch das Hochstellen des Fußteils. Die Knie werden unterpolstert, um ein Durchdrücken der Kniekehlen zu vermeiden.
  • Herr Müller sollte auf die nächtliche Nutzung einer Wärmflasche verzichten.

  • Regelmäßige Hautinspektionen sind wichtig. Dieses gilt besonders für Diabetes-mellitus-Patienten.
  • Der Bewohner soll lernen, die Signale seines Körpers richtig zu deuten. Wenn er sich allgemein unwohl fühlt, sollte er immer auch auf den Zustand seiner Beine achten. Viele Senioren entwickeln mit der Zeit ein Gespür dafür, wann “die Beine wieder aufgehen”.
  • Der Bewohner wird für die Notwendigkeit einer vorsichtigen Lebensweise sensibilisiert. Jede Krafteinwirkung von außen auf die Unterschenkel muss unterbleiben. Dazu zählen z. B. Kollisionen mit einem Einkaufswagen oder mit einem Fahrrad.
  • Wir verdeutlichen dem Bewohner, dass ohne Kompression die Wahrscheinlichkeit eines erneuten Auftretens von Ulcus cruris bei über 60 Prozent liegt. Wenn die Kompression konsequent angewendet wird, sinkt die Rezidivrate auf 4 bis 15 Prozent.

Fallbeispiel:

  • Frau Meier achtet sehr auf ihr Äußeres. Sie nutzt parfümierte Hautreinigungsmittel und Pflegeprodukte. Es kommt immer wieder zu kleineren allergischen Reaktionen. Die Haut wird empfindlicher für die Entwicklung von Wunden.
  • Frau Meier führt eine zu intensive Körperreinigung durch. Die Haut wird gereizt und weicht auf. Starkes Frottieren führt oft zu kleinen Hautverletzungen. Daraus entwickeln sich ggf. chronische Wunden.
  • Frau Meier empfindet die Nutzung von Kompressionsstrümpfen als unhygienisch und lehnt sie ab, da diese durch Schweiß, Hautfett und Medikamentenrückstände verunreinigt sind.
  • Frau Meier verwendet aggressive Reinigungs- und Trocknungsmethoden zum Säubern der Strümpfe. Dadurch wird deren Haltbarkeit reduziert.
  • Frau Meier möchte sich zwar körperlich bewegen, hat aber Angst, sich dabei im Bereich des Knöchels zu verletzen. Die Haut in diesem Bereich ist bei ihr sehr empfindlich. Es könnte sich ein Ulcus cruris bilden.

  • Wir raten Frau Meier dazu, pH-neutrale Seifen oder Syndets zu nutzen.
  • Beim Waschen, beim Duschen und beim Baden von Frau Meier achten wir darauf, dass die Haut nicht übermäßig aufweicht.
  • Die Haut von Frau Meier wird mit einem Hautpflegemittel nachgefettet. Wir tupfen die Haut nach dem Waschen vorsichtig sauber.
  • Die Strümpfe werden täglich, mindestens jedoch alle zwei Tage gewaschen. Die Vorgaben des Herstellers werden beachtet. Insbesondere werden die Strümpfe nicht mit mehr als 40°C gewaschen.
  • Die Strümpfe werden nicht gebügelt, gechlort oder chemisch gereinigt. Die Nutzung von Wollwaschmitteln, Haarshampoos oder Weichspülern muss unterbleiben.
  • Eine Trocknung auf der Heizung ist nicht sinnvoll. Die Strümpfe werden flachliegend auf einem Wäscheständer getrocknet.
  • Frau Meier sollte täglich gezielte Bewegungsübungen durchführen, etwa Fußwippen, gehen auf Zehenspitzen und auf den Fersen, kreisen mit dem Fuß, nutzen eines Bettfahrrads usw.

  • Neue Kompressionsstrümpfe, die nicht die richtige Passform haben oder deren Material minderwertig ist, werden sofort beim Lieferanten reklamiert. Wir bitten um Ersatz. Die Strümpfe müssen perfekt sitzen.
  • Der Bewohner sollte einen ausreichenden Bestand an Strümpfen haben, um stets über ein sauberes Paar zu verfügen.
  • Wir raten dem Bewohner, auf Sportarten zu verzichten, bei denen der Fuß hart aufgesetzt wird; etwa Tennis und Fußball. Problematisch sind auch alle Bewegungsabläufe, bei denen es zu einer Pressatmung kommt; also etwa Krafttraining.
  • Wir raten dem Bewohner zu Sportarten wie Schwimmen, Gymnastik oder Wandern. Er kann auch ein Trimmrad nutzen.
  • Nach Möglichkeit sollte der Bewohner die Treppe nutzen und nicht den Fahrstuhl.

Fallbeispiel:

  • Herr Müller leidet unter Ulcus cruris. Er klagt darüber, dass er die Strümpfe als zu eng empfindet. Die Kompression ist für ihn schmerzhaft. Er kann nur mit viel gutem Zureden zur Kooperation bewegt werden.
  • Trotz Kompressionstherapie sind die Beine von Herrn Müller noch immer angeschwollen.
  • Bedingt durch die Veränderungen in den Unterschenkeln und durch die Schmerzbelastung ist die Gangstabilität reduziert.
  • Seine Wunde ist in die Epithelisierungsphase übergegangen. Es bildet sich Narbengewebe. Dieses ist nicht elastisch. Herr Müller  kann den Fuß nicht ausreichend bewegen. Es drohen Kontrakturen.

  • Wir raten Herrn Müller dringend davon ab, die Kompression zu entfernen. Es ist besser, die Beine hochzulegen, sich zu bewegen oder das Bein zu massieren.
  • Wir kontrollieren, ob die Schmerzen die Folge einer zu starken Kompression sind. Der richtige Sitz des Verbands oder des Strumpfs wird überprüft. Ggf. legen wir den Verband oder den Strumpf neu an.
  • Strümpfe werden regelmäßig auf Materialermüdungen überprüft. Nach sechs Monaten sollte eine Neubeschaffung eingeleitet werden.
  • Wir verwenden silikonisierte Wundkontaktauflagen oder hydrokolloide Wundauflagen mit Hydrogelen. Ggf. führen wir Bewegungstraining zur Dehnung des Narbengewebes durch.

  • Wir stellen sicher, dass der Bewohner die ärztlich verordneten Analgetika korrekt einnimmt.
  • Wir ermutigen den Bewohner, einen schlechteren Tragekomfort zugunsten eines besseren Schutzes zu akzeptieren. Wir drängen auf die Nutzung einer möglichst hohen Kompressionsklasse. Wir wägen dabei stets ab zwischen dem Nutzen der Kompression und der Beeinträchtigung der Lebensqualität.
  • Die Maßnahmen im Rahmen der Sturzprophylaxe werden intensiviert.
  • Wir prüfen insbesondere die Versorgung mit Mobilitätshilfsmitteln (Unterarmgehstützen, Rollator usw.).

Fallbeispiel:

  • Frau Meier leidet unter einem Ulcus cruris venosum. Ein Kompressionsverband ist bei ihr nicht sinnvoll, da dieser häufig verrutscht. Die Kompression soll am Tag stärker sein als in der Nacht.
  • Frau Meier nutzt homöopathische Medikamente, etwa Echinacea oder Hamamelis. Sie glaubt, dass diese Therapie ausreichend ist, und vernachlässigt darüber die Kompressionsbehandlung. Frau Meier vertraut auf die Wirkung von Schüsslersalzen, etwa “Kalium Phosphoricum” oder “Natrium Chloratum”. Sie wendet dafür erhebliche Geldmittel auf und vernachlässigt andere, wichtigere Prophylaxemaßnahmen. Sie informiert den Arzt über diese Medikamentennutzung nicht.
  • Frau Meier verwendet eigenmächtig Haushaltszucker oder Honig, um ihre Wunde zu behandeln.

  • Wir nutzen ein zweiteiliges Strumpfsystem. Der Unterstrumpf wird Tag und Nacht getragen und aus hygienischen Gründen einmal täglich ausgewechselt. Dadurch wird die Wundauflage fixiert. Tagsüber wird der Oberstrumpf darüber gezogen.
  • Sobald der Hautdefekt abgeheilt ist, ist das zweiteilige Strumpfsystem nicht mehr notwendig. Die Kompression erfolgt nun mittels klassischer medizinischer Kompressionsstrümpfe.
  • Wir raten Frau Meier dringend von Selbstmedikationen ab.
  • Wir erklären Frau Meier, dass naturheilkundliche Verfahren nur ergänzend zur Kompressionstherapie genutzt werden können. Ein Ersatz für die Schulmedizin sind diese alternativen Methoden jedoch nicht.

  • Wir informieren den behandelnden Arzt über die Selbstmedikationen. Dieses insbesondere, falls Wechselwirkungen mit den ärztlich verschriebenen Medikamenten zu befürchten sind.

Fallbeispiel:

  • Herr Müller leidet im Sommer unter der Hitze. Diese mindert den Tragekomfort der Strümpfe.
  • Im Sommer klagt Herr Müller über ein sehr unangenehmes Wärmegefühl in den Beinen. In der Nacht lässt er das Bein daher oft unter der Bettdecke hervorschauen. Da das Bein dann aber wieder auskühlt, deckt er es später wieder zu. Dieser sich stetig wiederholende Ablauf beeinträchtigt seinen Schlaf.

  • Herr Müller soll seine Beine nicht der direkten Sonneneinstrahlung aussetzen. Ist ein Aufenthalt im Freien nicht zu vermeiden, sollten die Beine mit einem Handtuch überdeckt werden. Ggf. kann das Handtuch angefeuchtet werden.
  • Ggf. werden die Beine mit Kompressen aus dem Kühlschrank oder mit einem Ventilator gekühlt.
  • Für den Sommer gibt es Erfrischungssprays, die man direkt auf die Strümpfe sprühen kann und die sofort Kühlung bringen.
  • Herr Müller sollte luftige Schuhe und Baumwollsocken tragen. Kleidung aus Chemiefasern wie etwa Polyester sollte er meiden.
  • Während der Nachtruhe wird das Bettende etwas höher gestellt.
  • Gemäß der ärztlichen Verordnung erhält Herr Müller vor Beginn der Nachtruhe ein Schmerzmittel.

  • Wir prüfen, ob der Verzicht auf warme Federbetten die Beschwerden lindert.
  • Wir prüfen, ob kühlende Seidenbettwäsche die Symptomatik bessert. Wir bitten die Angehörigen, diese zu beschaffen; sofern es finanzierbar ist.

Fallbeispiel:

  • Frau Meier legt großen Wert auf Kleidung. Ihre Schuhe sind ungeeignet. Durch hohe Absätze reduzieren sich die Beweglichkeit des Sprunggelenks und die Effektivität der Wadenmuskelpumpe.
  • Frau Meier bevorzugt figurbetonte Kleidung. Diese scheuert am Bein und verursacht dort Reizungen und kleine Verletzungen.
  • Die enge Kleidung beeinträchtigt zudem die Blutzirkulation.

  • Wir raten Frau Meier, flache Schuhe mit einem breiten und niedrigen Absatz zu tragen.
  • Die Sohlen sollten dick und flexibel sein. Ideal ist eine Luftpolsterung.
  • Es ist wichtig, dass die Zehen über ausreichend Bewegungsspielraum verfügen.
  • Die Schuhe sollten am Fuß nicht drücken und nicht reiben. Vor allem die gefährdeten Hautbereiche dürfen nicht geschädigt werden. Die Schuhe sollten bequem sitzen, da unbequeme Schuhe den Spaß an der Bewegung mindern.
  • Frau Meier sollte Kleidung mit einem hohen Anteil an Baumwolle oder anderen Naturfasern tragen.
  • Die verwendeten Stoffe sollten möglichst glatt sein. Kratzende Wolle und grobe Materialien sind zu vermeiden.
  • Frau Meier sollte Kleidung auswählen, die nicht einschnürt. Ungeeignet sind Miederhosen, Korsetts oder enge Gummibündchen an den Socken bzw. an den Kniestrümpfen.

  • Wenn Bewohnerinnen auf hochhackige Schuhe nicht verzichten wollen, drängen wir auf eine möglichst kurze Nutzung, etwa bei Festen oder bei ähnlichen Veranstaltungen. Die Bewohnerin sollte also bequeme Ersatzschuhe dabei haben und diese dann schnellstmöglich tragen.
  • Die Bewohnerin sollte ihre Schuhe am Nachmittag oder am Abend kaufen, wenn die Füße den maximalen Umfang erreicht haben. Schuhe, die am Morgen gekauft werden, könnten am Abend schon nicht mehr passen.
  • Wenn die Bewohnerin zwischen zwei passenden Größen schwankt, sollte sie immer die größeren Schuhe kaufen.
  • Falls nötig kann der Schuh durch Einlagen am Morgen verkleinert werden.

Fallbeispiel:

  • Herr Müller vernachlässigt seine sozialen Kontakte, da er sich durch die Kompressionstherapie in seinem optischen Erscheinungsbild beeinträchtigt hält. Er will die Strümpfe nicht tragen, wenn andere Menschen die Kompression bemerken könnten.
  • Die Wunden an den Beinen riechen unangenehm. Der Bewohner schämt und isoliert sich.
  • Der mangelnde Tragekomfort sorgt bei Herrn Müller für eine unterschwellige Gereiztheit, die sich im sozialen Umfeld entlädt. Freunde und Familienangehörige missdeuten dieses.
  • Herr Müller ist deprimiert, da er die Kompressionstherapie bis zum Lebensende und ohne Aussicht auf Heilung durchführen muss.
  • Trotz aller Bemühungen gelingt kein Wundverschluss. Herr Müller zeigt deshalb depressive Phasen.

  • Gemeinsam mit Herrn Müller suchen wir Kleidung aus, die die komprimierten Beine möglichst umfassend verdeckt.
  • Wir stehen Herrn Müller jederzeit für ein Gespräch zur Verfügung. Wir beziehen dabei insbesondere auch die Angehörigen ein.
  • Gemeinsam mit Herrn Müller definieren wir die Ziele neu. Wir legen fest, dass z. B. auch die Verbesserung der Exsudatsituation sowie die Minderung der Schmerzen wichtige Etappenziele sind.

  • Wir suchen den Kontakt zum sozialen Umfeld des Bewohners. Unter Beachtung der Schweigepflicht versuchen wir, vermittelnd einzugreifen.
  • Nach Möglichkeit stellen wir den Kontakt zu Senioren mit einem ähnlichen Krankheitsbild her, etwa im Rahmen einer Selbsthilfegruppe.

Fallbeispiel:

  • Als Folge der mangelhaften Durchblutungssituation hat sich bei Frau Meier eine chronische Wunde entwickelt. Die Wundränder haben sich nach innen eingestülpt. Eine normale Wundheilung ist nicht mehr möglich. Die Wunde ist infiziert und eine Eintrittspforte für Tetanuserreger.
  • Frau Meier hat starke Vorbehalte gegen einen chirurgischen Eingriff. Sie sperrt sich auch strikt gegen den Einsatz von sterilen Maden im Rahmen des biochirurgischen Debridements.

  • Gemäß den ärztlichen Vorgaben wird die Wunde täglich gespült. Wir nutzen Ringerlösung oder NaCl 0,9 %.
  • Wir erläutern Frau Meier, dass ggf. eine Operation notwendig ist, um die Nekrosen zu beseitigen und um die Wundränder so zu präparieren, dass der Hautdefekt heilen kann.
  • Frau Meier erhält die vom Arzt verschriebenen Antibiotika, nachdem zuvor der auslösende Keim durch einen Wundabstrich ermittelt wurde.
  • Infektionen werden mit silberhaltigen Wundauflagen therapiert.
  • Wir erklären Frau Meier die Vorteile der Madentherapie. Die Insekten bauen lediglich abgestorbenes Gewebe ab, lassen lebendes Gewebe jedoch bestehen. Sie sind ein effektives Mittel bei belegten und infizierten Ulzerationen.

  • Wir stellen sicher, dass ausreichender Tetanusschutz besteht. Ggf. ist eine Auffrischungsimpfung notwendig.

Fallbeispiel:

  • Herr Müller hat ein Hauttransplantat erhalten. Die Wunde befindet sich in der Granulationsphase. Sie droht auszutrocknen. Der Hautdefekt ist anfällig für Infektionen sowie für allergische Reaktionen.

  • Wir schützen das Wundgebiet konsequent vor jeder Druckeinwirkung. Wir nutzen dafür Fettgaze und sterilen Schaumstoff.
  • Sofern ärztlich angeordnet verwenden wir fetthaltige Salben, um die Narbenbildung zu optimieren.
  • Wir achten auf Anzeichen für eine allergische Reaktion. Dazu zählen Juckreiz, Rötungen, Schuppungen, Knötchenbildung sowie Bläschenbildung.
  • Wir nutzen Hydrokolloid- oder Hydropolymerauflagen sowie Alginate.

  • Ggf. verwenden wir einen VAC-Verband oder Polyurethan-Schaumstoff.
  • Etwaige Wundinfektionen werden mit Antiseptika oder mit Wundauflagen mit Silber behandelt.
  • Wir verwenden Auflagen auf Hydrogelbasis. Diese sind feucht und zudem durchsichtig.
  • Die Wunde wird mit in Ringerlösung getränkten Kompressen sowie mit Salbenkompressen versorgt.

Fallbeispiel:

  • Als Folge der Durchblutungsstörung hat sich bei Frau Meier eine chronische Wunde gebildet. Der Hautdefekt ist schmierig belegt. Eine operative Nekrosenabtragung ist nicht möglich. Der Heilungsprozess stockt.
  • Die Wunde bildet große Mengen Exsudat. Die im Exsudat enthaltenen Enzyme schädigen die Wundumgebung.

  • Wir nutzen Verbände mit einer großen Absorptionskapazität für überschüssiges Wundexsudat. Dazu zählen etwa Saugverbände (VAC), Saugkompressen, Polyurethanschäume, Kalziumalginate sowie Hydrofaserverbände.
  • Die Umgebung um den Hautdefekt herum wird besonders vorsichtig gereinigt. Wir nutzen hypoallergene Hautschutzpräparate, um die intakte Haut zu pflegen und deren Barrierefunktion zu stärken.

  • Wundantiseptika werden nur bei einer vorliegenden Infektion eingesetzt.



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